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Sie wird von medizinisch ausgebildeten [[Wikipedia:Heilkunde|Heilkundigen]] ausgeübt mit dem Ziel, die [[Gesundheit]] zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei handelt es sich meist um [[Arzt|Ärzte]], aber auch um Angehörige weiterer [[Heilberuf]]e. Zum Bereich der Medizin gehören neben der '''Humanmedizin''' die [[Zahnmedizin]], die [[Tiermedizin|Veterinärmedizin]] (Tierheilkunde) und in einem weiteren Verständnis auch die [[Wikipedia:Phytomedizin|Phytomedizin]] (Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen). In diesem umfassenden Sinn ist Medizin die Lehre vom gesunden und kranken [[Wikipedia:Lebewesen|Lebewesen]].
 
Sie wird von medizinisch ausgebildeten [[Wikipedia:Heilkunde|Heilkundigen]] ausgeübt mit dem Ziel, die [[Gesundheit]] zu erhalten oder wiederherzustellen. Dabei handelt es sich meist um [[Arzt|Ärzte]], aber auch um Angehörige weiterer [[Heilberuf]]e. Zum Bereich der Medizin gehören neben der '''Humanmedizin''' die [[Zahnmedizin]], die [[Tiermedizin|Veterinärmedizin]] (Tierheilkunde) und in einem weiteren Verständnis auch die [[Wikipedia:Phytomedizin|Phytomedizin]] (Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen). In diesem umfassenden Sinn ist Medizin die Lehre vom gesunden und kranken [[Wikipedia:Lebewesen|Lebewesen]].
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Die Kulturgeschichte kennt eine große Zahl von unterschiedlichen medizinischen Lehrgebäuden, beginnend mit den Ärzteschulen im europäischen und asiatischen Altertum, bis hin zur modernen Vielfalt wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Medizin umfasst auch die anwendungsbezogene Forschung ihrer Vertreter zur Beschaffenheit und Funktion des [[Wikipedia:Menschlicher Körper|menschlichen]] und [[Wikipedia:Körper (Biologie)|tierischen Körpers]] in gesundem und krankem Zustand, mit der sie ihre Diagnosen und Therapien verbessern will. Die (natur)[[wissenschaft]]liche Medizin bedient sich dabei seit etwa 1845<ref>[[Wikipedia:Axel W. Bauer|Axel W. Bauer]]: ''Medizin, naturwissenschaftliche (1850–1900).'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 938–942; hier: S. 938.</ref> zunehmend der Grundlagen, die [[Wikipedia:Physik|Physik]], [[Wikipedia:Chemie|Chemie]], [[Wikipedia:Biologie|Biologie]] und [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]] erarbeitet haben.
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Die Kulturgeschichte kennt eine große Zahl von unterschiedlichen medizinischen Lehrgebäuden, beginnend mit den Ärzteschulen im europäischen und asiatischen Altertum, bis hin zur modernen Vielfalt wissenschaftlicher Erkenntnisse. Die Medizin umfasst auch die anwendungsbezogene Forschung ihrer Vertreter zur Beschaffenheit und Funktion des [[Wikipedia:Menschlicher Körper|menschlichen]] und [[Wikipedia:Körper (Biologie)|tierischen Körpers]] in gesundem und krankem Zustand, mit der sie ihre Diagnosen und Therapien verbessern will. Die (natur)[[wissenschaft]]liche Medizin bedient sich dabei seit etwa 1845<ref>[[Wikipedia:Axel W. Bauer|Axel W. Bauer]]: ''Medizin, naturwissenschaftliche (1850–1900).'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 938–942; hier: S. 938.</ref> zunehmend der Grundlagen, die [[Wikipedia:Physik|Physik]], [[Wikipedia:Chemie|Chemie]], [[Biologie|Biologie]] und [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]] erarbeitet haben.
    
Neben dieser Hauptströmung, die teilweise als [[Schulmedizin]] oder konventionelle Medizin bezeichnet wird, gibt es es Systeme, die einen anderen kulturellen Ursprung haben, oder sich [[Paradigma|paradigmatisch]] unterscheiden. Diese werden unterschiedlich benannt, z.B. [[traditionelle Medizin]], [[Alternativmedizin]] oder [[Komplementärmedizin]]. Ein Impuls zur Integration von solche unterschiedlichen medizinischer Ansätze findet sich in der [[Integrative Medizin|integrativen Medizin]].  
 
Neben dieser Hauptströmung, die teilweise als [[Schulmedizin]] oder konventionelle Medizin bezeichnet wird, gibt es es Systeme, die einen anderen kulturellen Ursprung haben, oder sich [[Paradigma|paradigmatisch]] unterscheiden. Diese werden unterschiedlich benannt, z.B. [[traditionelle Medizin]], [[Alternativmedizin]] oder [[Komplementärmedizin]]. Ein Impuls zur Integration von solche unterschiedlichen medizinischer Ansätze findet sich in der [[Integrative Medizin|integrativen Medizin]].  
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[[Datei:Intensivstation fcm.jpg|mini|Patient auf der [[Wikipedia:Intensivstation|Intensivstation]] einer Klinik in [[Wikipedia:Mannheim|Mannheim]]]]
 
[[Datei:Intensivstation fcm.jpg|mini|Patient auf der [[Wikipedia:Intensivstation|Intensivstation]] einer Klinik in [[Wikipedia:Mannheim|Mannheim]]]]
 
[[Datei:ICU1a.jpg|mini|Moderne [[Wikipedia:Intensivstation|Intensivstation]] in [[Wikipedia:Bagdad|Bagdad]]]]
 
[[Datei:ICU1a.jpg|mini|Moderne [[Wikipedia:Intensivstation|Intensivstation]] in [[Wikipedia:Bagdad|Bagdad]]]]
Die Vielfalt der Gebiete und Teilgebiete sowie die Zunahme des Wissens haben zu einer Aufgliederung der Medizin in eine große Anzahl von [[Liste medizinischer Fachgebiete|Fachgebieten]] und Subspezialisierungen geführt. Die Grundlage der wissenschaftlichen (bzw. naturwissenschaftlichen)<ref>Vgl. auch [[Robert Jütte]]: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute.'' C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 27–32 (''„Naturheilkunde“ kontra „naturwissenschaftliche“ Medizin (1850–1880)'') und S. 32–42 (''„Kurpfuscherei“ kontra „Schulmedizin“ (1880–1932)'')</ref> Medizin bilden die Naturwissenschaften ([[Wikipedia:Biologie|Biologie]], [[Wikipedia:Chemie|Chemie]], [[Wikipedia:Physik|Physik]]), speziell [[Wikipedia:Humanbiologie|Humanbiologie]], [[Anatomie]], [[Wikipedia:Biochemie|Biochemie]], [[Wikipedia:Physiologie|Physiologie]], ergänzt durch Psychologie und Sozialwissenschaften (vgl. [[Wikipedia:Medizinsoziologie|Medizinsoziologie]], [[Epidemiologie]], [[Wikipedia:Gesundheitsberichterstattung|Gesundheitsberichterstattung]] und [[Wikipedia:Gesundheitsökonomie|Gesundheitsökonomie]]). Im deutschen [[Wikipedia:Medizinstudium|Medizinstudium]] werden diese Fächer als [[Wikipedia:Vorklinik|Vorklinik]] im ersten Abschnitt zusammengefasst. ''Klinische Fächer'' befassen sich mit der Krankenbehandlung selbst. Zu ihnen gehören die traditionellen Fächer der [[Wikipedia:Innere Medizin|Inneren Medizin]] und der [[Wikipedia:Chirurgie|Chirurgie]], der [[Wikipedia:Frauenheilkunde|Frauenheilkunde]] und [[Wikipedia:Geburtshilfe|Geburtshilfe]], und seit ca. 1800 der [[Wikipedia:Kinderheilkunde|Kinderheilkunde]]. Jüngere Spezialisierungen sind zum Beispiel die [[Wikipedia:Augenheilkunde|Augenheilkunde]], [[Wikipedia:Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde|Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde]], [[Wikipedia:Pulmonologie|Pulmonologie]], [[Wikipedia:Sozialmedizin|Sozialmedizin]] und [[Wikipedia:Psychiatrie|Psychiatrie]]. Im 20. Jahrhundert bildeten sich technikorientierte Fächer wie [[Wikipedia:Radiologie|Radiologie]] und [[Wikipedia:Strahlentherapie|Strahlentherapie]], und Fachgebiete mit integrativem Anspruch wie [[Wikipedia:Geriatrie|Geriatrie]] und [[Wikipedia:Palliativmedizin|Palliativmedizin]]. Zu diesen ärztlichen Fachgebieten gehören auch Subspezialisierungen wie [[Wikipedia:Kinderkardiologie|Kinderkardiologie]], [[Wikipedia:Neuroradiologie|Neuroradiologie]], [[Wikipedia:Suchtmedizin|Suchtmedizin]] und viele andere, deren Inhalte zum Beispiel in Deutschland in der [[Wikipedia:Musterweiterbildungsordnung|Musterweiterbildungsordnung]] der [[Wikipedia:Bundesärztekammer|Bundesärztekammer]] kodifiziert sind.
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Die Vielfalt der Gebiete und Teilgebiete sowie die Zunahme des Wissens haben zu einer Aufgliederung der Medizin in eine große Anzahl von [[Liste medizinischer Fachgebiete|Fachgebieten]] und Subspezialisierungen geführt. Die Grundlage der wissenschaftlichen (bzw. naturwissenschaftlichen)<ref>Vgl. auch [[Robert Jütte]]: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute.'' C.H. Beck Verlag, München 1996, ISBN 3-406-40495-2, S. 27–32 (''„Naturheilkunde“ kontra „naturwissenschaftliche“ Medizin (1850–1880)'') und S. 32–42 (''„Kurpfuscherei“ kontra „Schulmedizin“ (1880–1932)'')</ref> Medizin bilden die Naturwissenschaften ([[Biologie|Biologie]], [[Wikipedia:Chemie|Chemie]], [[Wikipedia:Physik|Physik]]), speziell [[Wikipedia:Humanbiologie|Humanbiologie]], [[Anatomie]], [[Wikipedia:Biochemie|Biochemie]], [[Wikipedia:Physiologie|Physiologie]], ergänzt durch Psychologie und Sozialwissenschaften (vgl. [[Wikipedia:Medizinsoziologie|Medizinsoziologie]], [[Epidemiologie]], [[Wikipedia:Gesundheitsberichterstattung|Gesundheitsberichterstattung]] und [[Wikipedia:Gesundheitsökonomie|Gesundheitsökonomie]]). Im deutschen [[Wikipedia:Medizinstudium|Medizinstudium]] werden diese Fächer als [[Wikipedia:Vorklinik|Vorklinik]] im ersten Abschnitt zusammengefasst. ''Klinische Fächer'' befassen sich mit der Krankenbehandlung selbst. Zu ihnen gehören die traditionellen Fächer der [[Wikipedia:Innere Medizin|Inneren Medizin]] und der [[Wikipedia:Chirurgie|Chirurgie]], der [[Wikipedia:Frauenheilkunde|Frauenheilkunde]] und [[Wikipedia:Geburtshilfe|Geburtshilfe]], und seit ca. 1800 der [[Wikipedia:Kinderheilkunde|Kinderheilkunde]]. Jüngere Spezialisierungen sind zum Beispiel die [[Wikipedia:Augenheilkunde|Augenheilkunde]], [[Wikipedia:Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde|Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde]], [[Wikipedia:Pulmonologie|Pulmonologie]], [[Wikipedia:Sozialmedizin|Sozialmedizin]] und [[Wikipedia:Psychiatrie|Psychiatrie]]. Im 20. Jahrhundert bildeten sich technikorientierte Fächer wie [[Wikipedia:Radiologie|Radiologie]] und [[Wikipedia:Strahlentherapie|Strahlentherapie]], und Fachgebiete mit integrativem Anspruch wie [[Wikipedia:Geriatrie|Geriatrie]] und [[Wikipedia:Palliativmedizin|Palliativmedizin]]. Zu diesen ärztlichen Fachgebieten gehören auch Subspezialisierungen wie [[Wikipedia:Kinderkardiologie|Kinderkardiologie]], [[Wikipedia:Neuroradiologie|Neuroradiologie]], [[Wikipedia:Suchtmedizin|Suchtmedizin]] und viele andere, deren Inhalte zum Beispiel in Deutschland in der [[Wikipedia:Musterweiterbildungsordnung|Musterweiterbildungsordnung]] der [[Wikipedia:Bundesärztekammer|Bundesärztekammer]] kodifiziert sind.
    
Hinzu treten die Aufgabengebiete der übrigen [[Heilberuf]]e, etwa die [[Wikipedia:Krankengymnastik|Krankengymnastik]], [[Wikipedia:Logopädie|Logopädie]], [[Wikipedia:Medizinisch-Technischer Assistent|medizinisch-technische Assistenz]], [[Wikipedia:Medizinischer Fachangestellter|medizinische Assistenz]], die ebenso wie der Arztberuf eine hohe Spezialisierung und [[Wikipedia:Professionalisierung|Professionalisierung]] erlangt haben. Insbesondere die [[Wikipedia:Krankenpflege|Krankenpflege]] hat sich von der rein karitativen Hilfestellung mittlerweile zu einer akademischen Wissenschaft und selbstständigen Stütze der Krankenversorgung entwickelt.
 
Hinzu treten die Aufgabengebiete der übrigen [[Heilberuf]]e, etwa die [[Wikipedia:Krankengymnastik|Krankengymnastik]], [[Wikipedia:Logopädie|Logopädie]], [[Wikipedia:Medizinisch-Technischer Assistent|medizinisch-technische Assistenz]], [[Wikipedia:Medizinischer Fachangestellter|medizinische Assistenz]], die ebenso wie der Arztberuf eine hohe Spezialisierung und [[Wikipedia:Professionalisierung|Professionalisierung]] erlangt haben. Insbesondere die [[Wikipedia:Krankenpflege|Krankenpflege]] hat sich von der rein karitativen Hilfestellung mittlerweile zu einer akademischen Wissenschaft und selbstständigen Stütze der Krankenversorgung entwickelt.
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{{Hauptartikel|Geschichte der Medizin}}
 
{{Hauptartikel|Geschichte der Medizin}}
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Im Altertum bildeten sich in den Hochkulturen von China, Indien, und im Mittelmeerraum unterschiedliche Medizinsysteme heraus, die vielfach verändert und vermischt auch in der westlichen [[Alternativmedizin]] eine große Rolle spielen. Die [[Wikipedia:traditionelle chinesische Medizin|traditionelle chinesische Medizin]] entstand etwa im zweiten Jahrtausend vor Christus aus einfachen Dämonen- und Ahnenheilkulten; in der nachkonfuzianischen Zeit differenzierte sie sich zu dem noch heute bestehenden naturphilosophischen System aus [[Wikipedia:Yin und Yang|dualen]] und [[Wikipedia:Fünf Wandlungsphasen|elementaren Entsprechungen]]. Die praktische Medizin stammt aus der Zeit um 300 v. Chr., die [[Wikipedia:Pharmakologie|Pharmakologie]] wurde mit dem Werk von [[Wikipedia:Tao Hongjing|Tao Hongjing]], die [[Akupunktur]] mit dem anonymen Werk [[Wikipedia:Huangdi neijing|Huángdì Nèijīng]] (Innerer Klassiker des Gelben Fürsten) begründet. In der Neuzeit unter Einfluss der kommunistischen Regierung und der zunehmenden westlichen Rezeption wurden die Techniken perfektioniert und standardisiert, die ursprüngliche magische Dämonenlehre dagegen aufgegeben.
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Im Altertum bildeten sich in den Hochkulturen von China, Indien, und im Mittelmeerraum unterschiedliche Medizinsysteme heraus, die vielfach verändert und vermischt auch in der westlichen [[Alternativmedizin]] eine große Rolle spielen. Die [[traditionelle chinesische Medizin|traditionelle chinesische Medizin]] entstand etwa im zweiten Jahrtausend vor Christus aus einfachen Dämonen- und Ahnenheilkulten; in der nachkonfuzianischen Zeit differenzierte sie sich zu dem noch heute bestehenden naturphilosophischen System aus [[Wikipedia:Yin und Yang|dualen]] und [[Wikipedia:Fünf Wandlungsphasen|elementaren Entsprechungen]]. Die praktische Medizin stammt aus der Zeit um 300 v. Chr., die [[Wikipedia:Pharmakologie|Pharmakologie]] wurde mit dem Werk von [[Wikipedia:Tao Hongjing|Tao Hongjing]], die [[Akupunktur]] mit dem anonymen Werk [[Wikipedia:Huangdi neijing|Huángdì Nèijīng]] (Innerer Klassiker des Gelben Fürsten) begründet. In der Neuzeit unter Einfluss der kommunistischen Regierung und der zunehmenden westlichen Rezeption wurden die Techniken perfektioniert und standardisiert, die ursprüngliche magische Dämonenlehre dagegen aufgegeben.
    
Die [[Ayurveda]]-Medizin Indiens wurde ebenfalls um 500 v. Chr. aus den älteren, magisch-theistischen Glaubensinhalten definiert. Sie beruht theoretisch auf einer Temperamentenlehre verbunden mit einer Gleichgewichtsphysiologie der Lebensenergien Luft, Galle und Schleim, praktisch auf Ernährung und Meditationsübungen. Erste schriftliche Hinweise dazu finden sich schon im [[Wikipedia:Arthashastra|Arthashastra]]; ausführliche Lehrbücher stammen von [[Wikipedia:Sushruta|Sushruta]], [[Wikipedia:Charaka|Charaka]] und [[Wikipedia:Vagbhata|Vagbhata]]. Auch [[Yoga]] wird zur Heilbehandlung angewendet.
 
Die [[Ayurveda]]-Medizin Indiens wurde ebenfalls um 500 v. Chr. aus den älteren, magisch-theistischen Glaubensinhalten definiert. Sie beruht theoretisch auf einer Temperamentenlehre verbunden mit einer Gleichgewichtsphysiologie der Lebensenergien Luft, Galle und Schleim, praktisch auf Ernährung und Meditationsübungen. Erste schriftliche Hinweise dazu finden sich schon im [[Wikipedia:Arthashastra|Arthashastra]]; ausführliche Lehrbücher stammen von [[Wikipedia:Sushruta|Sushruta]], [[Wikipedia:Charaka|Charaka]] und [[Wikipedia:Vagbhata|Vagbhata]]. Auch [[Yoga]] wird zur Heilbehandlung angewendet.
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In der [[Wikipedia:Medizin des Altertums|Medizin der ägyptischen, griechischen und römischen Antike]] wurzelt die heute weltweit verbreitete, westliche Medizin. Historiker teilen die antike Medizin in vier Phasen ein. Die erste, theurgisch-magische Medizin behandelte Kranke in Tempeln und versuchte, göttliche Heilwunder auszulösen. Ihr Ende wird mit der Lebenszeit des [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] assoziiert. Hippokrates war Namensgeber, sicher aber nicht der einzige Ursprung einer neuen Naturphilosophie aus [[Vier-Elemente-Lehre|Elementenlehre]] und [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]], die ärztliches Handeln vom direkten Einfluss der Gottheiten unabhängig machte. Die hippokratische Praxis aus [[Diagnose]], [[Therapie]] und [[Wikipedia:Prognose|Prognose]] ist bis heute üblich; die hippokratischen Fallbeschreibungen gelten als Ursprung der heutigen wissenschaftlichen Medizin.<ref>[[Wikipedia:Max Pohlenz|Max Pohlenz]]: ''Hippokrates und die Begründung der wissenschaftlichen Medizin.'' Berlin 1938.</ref> In der folgenden ''hellenistischen'' Phase bildeten sich neben der hippokratischen weitere Ärzteschulen aus, etwa die der [[Wikipedia:Empiriker (Ärzteschule)|Empiriker]], der [[Wikipedia:Methodiker|Methodiker]] oder der [[Wikipedia:Pneumatiker|Pneumatiker]]. Schließlich folgte die griechisch-römische Phase, gekennzeichnet durch herausragende Autoren wie [[Wikipedia:Aulus Cornelius Celsus|Celsus]], [[Wikipedia:Pedanios Dioscurides|Dioskur]] und [[Galenos|Galen]]. Deren anatomische, pharmakologische und chirurgische Werke bestimmten neben denen des Hippokrates bis zur [[Wikipedia:Aufklärung|Aufklärung]] das medizinische Denken im [[Wikipedia:Abendland|Abendland]].
 
In der [[Wikipedia:Medizin des Altertums|Medizin der ägyptischen, griechischen und römischen Antike]] wurzelt die heute weltweit verbreitete, westliche Medizin. Historiker teilen die antike Medizin in vier Phasen ein. Die erste, theurgisch-magische Medizin behandelte Kranke in Tempeln und versuchte, göttliche Heilwunder auszulösen. Ihr Ende wird mit der Lebenszeit des [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] assoziiert. Hippokrates war Namensgeber, sicher aber nicht der einzige Ursprung einer neuen Naturphilosophie aus [[Vier-Elemente-Lehre|Elementenlehre]] und [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]], die ärztliches Handeln vom direkten Einfluss der Gottheiten unabhängig machte. Die hippokratische Praxis aus [[Diagnose]], [[Therapie]] und [[Wikipedia:Prognose|Prognose]] ist bis heute üblich; die hippokratischen Fallbeschreibungen gelten als Ursprung der heutigen wissenschaftlichen Medizin.<ref>[[Wikipedia:Max Pohlenz|Max Pohlenz]]: ''Hippokrates und die Begründung der wissenschaftlichen Medizin.'' Berlin 1938.</ref> In der folgenden ''hellenistischen'' Phase bildeten sich neben der hippokratischen weitere Ärzteschulen aus, etwa die der [[Wikipedia:Empiriker (Ärzteschule)|Empiriker]], der [[Wikipedia:Methodiker|Methodiker]] oder der [[Wikipedia:Pneumatiker|Pneumatiker]]. Schließlich folgte die griechisch-römische Phase, gekennzeichnet durch herausragende Autoren wie [[Wikipedia:Aulus Cornelius Celsus|Celsus]], [[Wikipedia:Pedanios Dioscurides|Dioskur]] und [[Galenos|Galen]]. Deren anatomische, pharmakologische und chirurgische Werke bestimmten neben denen des Hippokrates bis zur [[Wikipedia:Aufklärung|Aufklärung]] das medizinische Denken im [[Wikipedia:Abendland|Abendland]].
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In der [[Wikipedia:Byzantinisches Reich|byzantinischen Epoche]] wurden die antiken Vorbilder tradiert und durch [[Wikipedia:Pulslehre|Pulslehre]] und [[Wikipedia:Harnschau|Harnschau]] ergänzt. [[Wikipedia:Arabische Medizin|Islamische Gelehrte]] übernahmen die medizinischen Traditionen und entwickelten Schulen für [[Wikipedia:Botanik|Botanik]], [[Wikipedia:Diätetik|Diätetik]] und [[Wikipedia:Chirurgie|Chirurgie]], darunter herausragend das Werk des [[Avicenna]]. Die klassischen Autoren, meist in islamischer Übersetzung und Kompilation, blieben der Kernbestandteil der westlichen Medizin bis zum 16. Jahrhundert. Die einflussreichste Medizinschule gab es in [[Wikipedia:Salerno|Salerno]]. Neue Beiträge der [[Wikipedia:Klostermedizin|Klostermedizin]] des [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]]s waren astrologische und theologische Komponenten sowie die [[Wikipedia:Signaturenlehre|Signaturenlehre]], nach der Heilpflanzen durch ihre äußeren Eigenschaften erkennbar sind – eine Vorstellung, die in ähnlicher Form erst viel später von der Homöopathie wieder aufgegriffen wurde.
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In der [[Wikipedia:Byzantinisches Reich|byzantinischen Epoche]] wurden die antiken Vorbilder tradiert und durch [[Wikipedia:Pulslehre|Pulslehre]] und [[Wikipedia:Harnschau|Harnschau]] ergänzt. [[Wikipedia:Arabische Medizin|Islamische Gelehrte]] übernahmen die medizinischen Traditionen und entwickelten Schulen für [[Wikipedia:Botanik|Botanik]], [[Wikipedia:Diätetik|Diätetik]] und [[Wikipedia:Chirurgie|Chirurgie]], darunter herausragend das Werk des [[Avicenna]]. Die klassischen Autoren, meist in islamischer Übersetzung und Kompilation, blieben der Kernbestandteil der westlichen Medizin bis zum 16. Jahrhundert. Die einflussreichste Medizinschule gab es in [[Wikipedia:Salerno|Salerno]]. Neue Beiträge der [[Wikipedia:Klostermedizin|Klostermedizin]] des [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter]]s waren astrologische und theologische Komponenten sowie die [[Signaturenlehre|Signaturenlehre]], nach der Heilpflanzen durch ihre äußeren Eigenschaften erkennbar sind – eine Vorstellung, die in ähnlicher Form erst viel später von der Homöopathie wieder aufgegriffen wurde.
    
Der Begriff Medizin stammt ursprünglich von den ''Medicini'', die im Jahre 1302 in [[Wikipedia:Bologna|Bologna]] erstmals eine [[Wikipedia:Leiche|Leiche]] [[Wikipedia:Sezieren|seziert]] hatten<ref>[http://books.google.de/books?id=46s88pqPHvkC&pg=PA49&lpg=PA49&dq=medicini+1302+bologna&source=bl&ots=ZlgR1r3KLg&sig=7iLdexWLIMUowOSyrGjzaCEFRk0&hl=de&sa=X&ei=8MJfUuzyBoTNswappoG4DQ&ved=0CDkQ6AEwAQ#v=onepage&q=medicini%201302%20bologna&f=false Gill Davies, ''The Illustrated Timeline of Medicine'', 2011, S. 49]</ref> und dies ab 1306 regelmäßig durchführten. Nach jahrhundertelangem Stillstand lösten sich die Mediziner in der [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] von den antiken Vorbildern. Der Anatom [[Wikipedia:Andreas Vesalius|Andreas Vesalius]] war Sinn- und Vorbild eines neuen Gelehrtentyps, der aufgrund eigener Anschauung schrieb und Widersprüche zu Hippokrates und Galen aushielt. Gleichzeitig revolutionierte [[Wikipedia:Ambroise Paré|Ambroise Paré]] die Chirurgie, und [[Paracelsus]] verwarf in seiner [[Wikipedia:Iatrochemie|Iatrochemie]] die hippokratische Säftelehre. Im 17. Jahrhundert begann mit den Experimenten des [[Wikipedia:Francis Bacon|Francis Bacon]] das Zeitalter der wissenschaftlichen Medizin, das bis heute andauert. Die Krankheitstheorien waren noch nicht wie heute gefestigt; erst im 19. Jahrhundert setzte sich die [[Wikipedia:Pathologie|Pathologie]] gegen konkurrierende Lehren wie die [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]] oder die [[Wikipedia:Christoph Wilhelm Hufeland|Hufelandsche]] ''Lebenskraft'' endgültig durch.
 
Der Begriff Medizin stammt ursprünglich von den ''Medicini'', die im Jahre 1302 in [[Wikipedia:Bologna|Bologna]] erstmals eine [[Wikipedia:Leiche|Leiche]] [[Wikipedia:Sezieren|seziert]] hatten<ref>[http://books.google.de/books?id=46s88pqPHvkC&pg=PA49&lpg=PA49&dq=medicini+1302+bologna&source=bl&ots=ZlgR1r3KLg&sig=7iLdexWLIMUowOSyrGjzaCEFRk0&hl=de&sa=X&ei=8MJfUuzyBoTNswappoG4DQ&ved=0CDkQ6AEwAQ#v=onepage&q=medicini%201302%20bologna&f=false Gill Davies, ''The Illustrated Timeline of Medicine'', 2011, S. 49]</ref> und dies ab 1306 regelmäßig durchführten. Nach jahrhundertelangem Stillstand lösten sich die Mediziner in der [[Wikipedia:Renaissance|Renaissance]] von den antiken Vorbildern. Der Anatom [[Wikipedia:Andreas Vesalius|Andreas Vesalius]] war Sinn- und Vorbild eines neuen Gelehrtentyps, der aufgrund eigener Anschauung schrieb und Widersprüche zu Hippokrates und Galen aushielt. Gleichzeitig revolutionierte [[Wikipedia:Ambroise Paré|Ambroise Paré]] die Chirurgie, und [[Paracelsus]] verwarf in seiner [[Wikipedia:Iatrochemie|Iatrochemie]] die hippokratische Säftelehre. Im 17. Jahrhundert begann mit den Experimenten des [[Wikipedia:Francis Bacon|Francis Bacon]] das Zeitalter der wissenschaftlichen Medizin, das bis heute andauert. Die Krankheitstheorien waren noch nicht wie heute gefestigt; erst im 19. Jahrhundert setzte sich die [[Wikipedia:Pathologie|Pathologie]] gegen konkurrierende Lehren wie die [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]] oder die [[Wikipedia:Christoph Wilhelm Hufeland|Hufelandsche]] ''Lebenskraft'' endgültig durch.
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{{QuelleWikipedia|datum=11. November 2019|oldid=194781277|oldid-lokal=3257}}
 
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