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'''Schichtenlehre''' ist eine in der philosophischen [[Wikipedia:Ontologie|Ontologie(w)]] vertretene Auffassung der [[Wikipedia:Wirklichkeit|Wirklichkeit(w)]]. Nach dieser ist das [[Wikipedia:Sein (Philosophie)|Sein(w)]] nicht als einheitlich anzusehen, so wie es die Philosophenschule von [[Wikipedia:Elea|Elea(w)]] zurückgehend auf [[Wikipedia:Parmenides|Parmenides(w)]] (um 520–460 v.&nbsp;Chr.) behauptet hat – es besteht vielmehr aus verschiedenen ''Seinsschichten''. Diese Seinsschichten zeichnen sich durch eine [[Wikipedia:Hierarchie|Hierarchie(w)]] von Eigenschaften aus, die meist so gebildet ist, dass die jeweils höhere von der niederen, stets stärkeren Schicht, getragen wird. Sie gewinnt somit entweder an Leistungsfähigkeit oder entwickelt ganz bestimmte andere „höhere Qualitäten“. Die Schichten können voneinander unabhängig auftreten – so im Bild vom ''Ross und Reiter'' – oder miteinander wesentlich verbunden sein – siehe etwa die [[Wikipedia:Biologie|biologisch(w)]]-[[Organ (Biologie)|organische]] Funktionsweise des Gehirns aus Sicht der [[Wikipedia:Emergenz#Neurologie|Emergenz(w)]].<ref name="PWB" />
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'''Schichtenlehre''' ist eine in der philosophischen [[Wikipedia:Ontologie|Ontologie]] vertretene Auffassung der [[Wikipedia:Wirklichkeit|Wirklichkeit]]. Nach dieser ist das [[Wikipedia:Sein (Philosophie)|Sein]] nicht als einheitlich anzusehen, so wie es die Philosophenschule von [[Wikipedia:Elea|Elea]] zurückgehend auf [[Wikipedia:Parmenides|Parmenides]] (um 520–460 v.&nbsp;Chr.) behauptet hat – es besteht vielmehr aus verschiedenen ''Seinsschichten''. Diese Seinsschichten zeichnen sich durch eine [[Wikipedia:Hierarchie|Hierarchie]] von Eigenschaften aus, die meist so gebildet ist, dass die jeweils höhere von der niederen, stets stärkeren Schicht, getragen wird. Sie gewinnt somit entweder an Leistungsfähigkeit oder entwickelt ganz bestimmte andere „höhere Qualitäten“. Die Schichten können voneinander unabhängig auftreten – so im Bild vom ''Ross und Reiter'' – oder miteinander wesentlich verbunden sein – siehe etwa die [[Wikipedia:Biologie|biologisch]]-[[Organ (Biologie)|organische]] Funktionsweise des Gehirns aus Sicht der [[Wikipedia:Emergenz#Neurologie|Emergenz]].<ref name="PWB" />
    
== Verwendung des Begriffs ==
 
== Verwendung des Begriffs ==
 
[[Datei:Schichtenlehre des Aristoteles.svg|miniatur|hochkant 1.35|Schichtenlehre des Aristoteles]]
 
[[Datei:Schichtenlehre des Aristoteles.svg|miniatur|hochkant 1.35|Schichtenlehre des Aristoteles]]
Bereits [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles(w)]] (um 384–322 v.&nbsp;Chr.) unterschied fünf Schichten des Seins. Als unterste bezeichnete er die [[Wikipedia:Hyle|Hyle(w)]], das heißt die stofflich-materielle Schicht, darauf folgten die sinnlich wahrnehmbaren [[Wikipedia:Res|Ding(w)]]e, [[Wikipedia:Lebewesen|Lebewesen(w)]], [[Wikipedia:Seele|Seele(w)]] und [[Geist]].<ref name="PWB" /> Sogar bei den Lebewesen unterschied Aristoteles zwischen der vegetativen und der [[Wikipedia:Animismus (Psychosomatik)|animalischen Seele(w)]].<ref name="FLP" /> – Üblicherweise werden auch die Seinschichten des realen und idealen Seins unterschieden. Reales Sein wird oft als [[Wikipedia:Existenz|Existenz(w)]], ideales als Wesen oder [[Wikipedia:Wesen (Philosophie)|Essenz(w)]] bezeichnet.<ref name="PWB">[[Wikipedia:Georgi Schischkoff|Georgi Schischkoff(w)]] (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' Alfred-Kröner, Stuttgart <sup>14</sup>1982, ISBN 3-520-01321-5, Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“ Seite 609 f. und „Sein“ Seite 627&nbsp;f.</ref> In ähnlicher Weise unterschied [[Wikipedia:Platon|Platon(w)]] (427–347 v.&nbsp;Chr.) zwischen [[Wikipedia:Begierde|Begierde(w)]] (epithymia), [[Wikipedia:Gemüt|Mut und Willen(w)]] (thymos) und dem [[Wikipedia:Verstand|Verstand(w)]] (logistikon).<ref name="FLP">[[Wikipedia:Peter R. Hofstätter|Peter R. Hofstätter(w)]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01159-2; Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“, S. 286.</ref> [[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann(w)]] führte die Begriffe des Kategorienkomplexes und der dazugehörenden Determinationstypen ein. Er unterschied die Schicht des ''Anorganischen'', das heißt einen um den Begriff der [[Wikipedia:Materie|Materie(w)]] gruppierten Kategorienkomplex, mit dem dazugehörigen Determinationstyp der [[Wikipedia:Kausalität|Kausalität(w)]] von der durch diese getragenen Schicht des ''Organischen'', die durch Lebendigkeit ausgezeichnet ist. Ihr Determinationstyp ist das Prinzip der [[Wikipedia:Finalität|Finalität(w)]].<ref>[[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann(w)]]: ''Ethik''. <sup>3</sup>1949</ref>
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Bereits [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles]] (um 384–322 v.&nbsp;Chr.) unterschied fünf Schichten des Seins. Als unterste bezeichnete er die [[Wikipedia:Hyle|Hyle]], das heißt die stofflich-materielle Schicht, darauf folgten die sinnlich wahrnehmbaren [[Wikipedia:Res|Ding]]e, [[Wikipedia:Lebewesen|Lebewesen]], [[Seele|Seele]] und [[Geist]].<ref name="PWB" /> Sogar bei den Lebewesen unterschied Aristoteles zwischen der vegetativen und der [[Wikipedia:Animismus (Psychosomatik)|animalischen Seele]].<ref name="FLP" /> – Üblicherweise werden auch die Seinschichten des realen und idealen Seins unterschieden. Reales Sein wird oft als [[Wikipedia:Existenz|Existenz]], ideales als Wesen oder [[Wikipedia:Wesen (Philosophie)|Essenz]] bezeichnet.<ref name="PWB">[[Wikipedia:Georgi Schischkoff|Georgi Schischkoff]] (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' Alfred-Kröner, Stuttgart <sup>14</sup>1982, ISBN 3-520-01321-5, Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“ Seite 609 f. und „Sein“ Seite 627&nbsp;f.</ref> In ähnlicher Weise unterschied [[Wikipedia:Platon|Platon]] (427–347 v.&nbsp;Chr.) zwischen [[Wikipedia:Begierde|Begierde]] (epithymia), [[Wikipedia:Gemüt|Mut und Willen]] (thymos) und dem [[Wikipedia:Verstand|Verstand]] (logistikon).<ref name="FLP">[[Wikipedia:Peter R. Hofstätter|Peter R. Hofstätter]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01159-2; Lexikon-Stw. „Schichtenlehre“, S. 286.</ref> [[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann]] führte die Begriffe des Kategorienkomplexes und der dazugehörenden Determinationstypen ein. Er unterschied die Schicht des ''Anorganischen'', das heißt einen um den Begriff der [[Wikipedia:Materie|Materie]] gruppierten Kategorienkomplex, mit dem dazugehörigen Determinationstyp der [[Wikipedia:Kausalität|Kausalität]] von der durch diese getragenen Schicht des ''Organischen'', die durch Lebendigkeit ausgezeichnet ist. Ihr Determinationstyp ist das Prinzip der [[Wikipedia:Finalität|Finalität]].<ref>[[Wikipedia:Nicolai Hartmann|Nicolai Hartmann]]: ''Ethik''. <sup>3</sup>1949</ref>
    
== Die Beziehungen zwischen den Schichten ==
 
== Die Beziehungen zwischen den Schichten ==
Fraglich sind die Beziehungen zwischen „oben“ und „unten“ in der Pyramide. Sind die Eigenschaften der oberen Etagen von den unteren abhängig? Entwickeln sie sich ausschließlich aus ihnen, den unteren Schichten, heraus? Ist etwa in ihnen, den unteren Schichten, bereits der Geist wirksam, der vor allem die Spitze der Pyramide beseelt? [[Wikipedia:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer(w)]] ist der Auffassung, dass in der Natur der Geist von sich aus da sei. Er gestalte das Neue aus dem Alten in einer absolut vernunftgemäßen und zweckdienlichen Weise. Der Geist, wie er dagegen in der Geschichte walte, sei nicht in den Dingen vorhanden. Er müsse durch uns geschaffen und so in der Geschichte wirksam werden.<ref>[[Wikipedia:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer(w)]]: ''Menschlichkeit und Friede''. Ansprache Albert Schweitzers zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1951. Sonderdruck 7/8 der Druckerei Klein, Münster</ref>
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Fraglich sind die Beziehungen zwischen „oben“ und „unten“ in der Pyramide. Sind die Eigenschaften der oberen Etagen von den unteren abhängig? Entwickeln sie sich ausschließlich aus ihnen, den unteren Schichten, heraus? Ist etwa in ihnen, den unteren Schichten, bereits der Geist wirksam, der vor allem die Spitze der Pyramide beseelt? [[Wikipedia:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer]] ist der Auffassung, dass in der Natur der Geist von sich aus da sei. Er gestalte das Neue aus dem Alten in einer absolut vernunftgemäßen und zweckdienlichen Weise. Der Geist, wie er dagegen in der Geschichte walte, sei nicht in den Dingen vorhanden. Er müsse durch uns geschaffen und so in der Geschichte wirksam werden.<ref>[[Wikipedia:Albert Schweitzer|Albert Schweitzer]]: ''Menschlichkeit und Friede''. Ansprache Albert Schweitzers zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1951. Sonderdruck 7/8 der Druckerei Klein, Münster</ref>
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
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* Nicolai Hartmann: ''Die Anfänge des Schichtungsgedankens in der alten Philosophie.'' 1943
 
* Nicolai Hartmann: ''Die Anfänge des Schichtungsgedankens in der alten Philosophie.'' 1943
 
* Nicolai Hartmann: ''Zur Grundlegung der Ontologie.'' <sup>3</sup>1948
 
* Nicolai Hartmann: ''Zur Grundlegung der Ontologie.'' <sup>3</sup>1948
* [[Wikipedia:Erich Rothacker|Erich Rothacker(w)]]: ''Die Schichten der Persönlichkeit.'' <sup>7</sup>1966
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* [[Wikipedia:Erich Rothacker|Erich Rothacker]]: ''Die Schichten der Persönlichkeit.'' <sup>7</sup>1966
    
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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