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"'''[[Geisteswissenschaft (Anthroposophie)|Geisteswissenschaft]] und Medizin'''" ist ein Vortragszyklus [[Wikipedia:Rudolf Steiner|Rudolf Steiners(w)]], der als ein Teil der [[Medizinische Angaben Rudolf Steiners|medizinischen Angaben Rudolf Steiners]] als grundlegend für die [[Anthroposophische Medizin]] gesehn wird. Er umfasste zwanzig Vorträge für [[Arzt|Ärzte]] und Medizinstudierende und wurde in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] (Schweiz) vom 21. März bis 9. April 1920 gehalten. Andere Bezeichnungen sind auch "Erster Ärztekurs" oder "20 Hefte Kurs". Die Herausgabe erfolgte in mehreren Ausgaben, zuerst 1920 im Verlag [[Anthrowiki:Der Kommende Tag AG|"Der Kommende Tag"(a)]].  
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"'''[[Geisteswissenschaft (Anthroposophie)|Geisteswissenschaft]] und Medizin'''" ist ein Vortragszyklus [[Rudolf Steiner|Rudolf Steiners]], der als ein Teil der [[Medizinische Angaben Rudolf Steiners|medizinischen Angaben Rudolf Steiners]] als grundlegend für die [[Anthroposophische Medizin]] gesehn wird. Er umfasste zwanzig Vorträge für [[Arzt|Ärzte]] und Medizinstudierende und wurde in [[Wikipedia:Dornach SO|Dornach]] (Schweiz) vom 21. März bis 9. April 1920 gehalten. Andere Bezeichnungen sind auch "Erster Ärztekurs" oder "20 Hefte Kurs". Die Herausgabe erfolgte in mehreren Ausgaben, zuerst 1920 im Verlag [[Anthrowiki:Der Kommende Tag AG|"Der Kommende Tag"(a)]].  
    
2017 begann die Arbeit an einer Neuausgabe mit Kommentarbänden.<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Werkstattkonferenz zur Neuausgabe des 1. Ärztekurses von Rudolf Steiner 22.–24. Januar 2018. Studienkommentar zu «Geisteswissenschaft und Medizin» GA 312|Hrsg=Medizinische Sektion am Goetheanum|Sammelwerk=Internationale Koordination Anthroposophische Medizin /  IKAM; Tätigkeitsbericht aus der weltweiten Arbeit 2017–2018|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2018|ISBN=|Seiten=7|Online=[https://medsektion-goetheanum.org/fileadmin/user_upload/pdf/Jahresbericht_2017-2018.pdf]}}</ref> Von den Kommentarbänden erschienen bisher (2021) zwei Teile, Band 1 zur Vorgeschichte, Intention und Komposition<ref name="GA312KommentarBand1">{{Literatur |Autor= |Titel=Vorgeschichte, Intention und Komposition; Materialien zum ersten Ärztekurs Rudolf Steiners 1920|Hrsg=Peter Selg, Péter Barna |Sammelwerk=Studienkommentare zum medizinischen Werk Rudolf Steiners - "die Zukunft des medizinischen Lebens" Geisteswissenschaft und Medizin (GA312) |Band=1 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag am Goetheanum / salumed |Ort= |Datum= |HrsgReihe= |ISBN=9783928914352 |Seiten=}}</ref>, sowie Band 2 zu den Vorträgen 1-3<ref name="GA312KommentarBand2">{{Literatur |Autor= |Titel=Erläuterungen zum ersten Ärztekurs Rudolf Steiners 1920, Vorträge 1 bis 3 |Hrsg=[[Peter Heusser]], Johannes Weinzirl, Tom Scheffers, René Ebersbach |Sammelwerk=Studienkommentare zum medizinischen Werk Rudolf Steiners - "die Zukunft des medizinischen Lebens" Geisteswissenschaft und Medizin (GA312) |Band=2 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag am Goetheanum / salumed |Ort= |Datum= |HrsgReihe= |ISBN=9783928914345 |Seiten=}}</ref>.
 
2017 begann die Arbeit an einer Neuausgabe mit Kommentarbänden.<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Werkstattkonferenz zur Neuausgabe des 1. Ärztekurses von Rudolf Steiner 22.–24. Januar 2018. Studienkommentar zu «Geisteswissenschaft und Medizin» GA 312|Hrsg=Medizinische Sektion am Goetheanum|Sammelwerk=Internationale Koordination Anthroposophische Medizin /  IKAM; Tätigkeitsbericht aus der weltweiten Arbeit 2017–2018|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=|Ort=|Datum=2018|ISBN=|Seiten=7|Online=[https://medsektion-goetheanum.org/fileadmin/user_upload/pdf/Jahresbericht_2017-2018.pdf]}}</ref> Von den Kommentarbänden erschienen bisher (2021) zwei Teile, Band 1 zur Vorgeschichte, Intention und Komposition<ref name="GA312KommentarBand1">{{Literatur |Autor= |Titel=Vorgeschichte, Intention und Komposition; Materialien zum ersten Ärztekurs Rudolf Steiners 1920|Hrsg=Peter Selg, Péter Barna |Sammelwerk=Studienkommentare zum medizinischen Werk Rudolf Steiners - "die Zukunft des medizinischen Lebens" Geisteswissenschaft und Medizin (GA312) |Band=1 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag am Goetheanum / salumed |Ort= |Datum= |HrsgReihe= |ISBN=9783928914352 |Seiten=}}</ref>, sowie Band 2 zu den Vorträgen 1-3<ref name="GA312KommentarBand2">{{Literatur |Autor= |Titel=Erläuterungen zum ersten Ärztekurs Rudolf Steiners 1920, Vorträge 1 bis 3 |Hrsg=[[Peter Heusser]], Johannes Weinzirl, Tom Scheffers, René Ebersbach |Sammelwerk=Studienkommentare zum medizinischen Werk Rudolf Steiners - "die Zukunft des medizinischen Lebens" Geisteswissenschaft und Medizin (GA312) |Band=2 |Nummer= |Auflage= |Verlag=Verlag am Goetheanum / salumed |Ort= |Datum= |HrsgReihe= |ISBN=9783928914345 |Seiten=}}</ref>.
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=====Irdische und kosmische Kräfte, Paracelsus=====
 
=====Irdische und kosmische Kräfte, Paracelsus=====
 
<blockquote>{{G|312|19}}
 
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Die Elemente [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]], sowie ihre Entsprechung im menschlichen Organismus<ref>der tierische wird im Weiteren nicht betrachtet</ref> gelber Galle, Schleim und Blut seien mit Kräften assoziiert worden, deren Quelle außerhalb des irdischen Bereichs lägen. Eine Betrachtung solcher Kräfte von außerhalb der Erde sei innerhalb der Entwicklung der abendländischen Wissenschaft ganz verloren gegangen, so daß es dem modernen Wissenschaftler geradezu kurios erscheine, eine Wirksamkeit [[Kosmische Richtungskräfte|kosmischer Kräfte]] z.B. im Wasser anzunehmen. Nach der Ansicht der Alten lägen also im menschlichen Organismus Kräftewirkungen vor, die aus dem Kosmos selbst stammten. Diese seien im Laufe der Zeit nicht mehr berücksichtigt worden. Dennoch hätte man auf das alte medizinische Denken aufgebaut bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein. Daher sei es aus der heutigen Perspektive so schwierig, alte Schriften zu verstehen, die vor dieser Zeit entstanden seien. Die meisten der Menschen, die da geschrieben hätten, hätten schon selbst nicht mehr ordentlich verstanden, was sie geschrieben hätten. Die Quelle dieses alten Wissens sei eigentlich schon mit Hippokrates untergegangen und was durch [[Wikipedia:Galenos|Galen]] entstanden sei, sei ein Zusammenstellen zunehmend unverständlicher gewordener Erbschaften. Es hätte einzelne Ausnahmen gegeben wie unter anderem [[Paracelsus]] oder [[Wikipedia:Johan Baptista van Helmont|van Helmont]], die auf etwas hindeuteten, was sich nicht im Irdischen erschöpft und dadurch einen neuen Zug ins medizinische Denken gebracht hätten. Worauf sie hinwiesen sei eigentlich nur "wenn man etwas [[Hellsehen|hellseherisch]] war" zu erfassen, was beide "entschieden" gewesen seien. Paracelsus hat den [[Archäus]] formuliert als Grundlage des Wirkens der Flüssigkeiten im Organismus. Dies entspreche in etwa dem anthroposophischen Verständnis des [[Ätherleib|Ätherleibes]]. Der Mensch habe einen physischen Organismus, der im wesentlichen aus den Kräften konstitutiert sei, die aus dem Irdischen wirken und er habe einen ätherischen Organismus, der im wesentlichen aus den aus dem Umkreis des Kosmos wirkenden Kräften konstituiert sei. Der physische Organismus sei gewissermaßen ein Ausschnitt der Erde. Ätherleib und Archäus seien ein Ausschnitt von dem, was nicht zur Erde gehört. Das Erfassen kosmischer Wirksamkeit sei mit der hippokratischen Medizin untergegangen. Es wurde von Paracelsus zusammengefasst in seiner Anschauung eines ätherischen Organismus, der dem physischen zugrunde liegt. Er hätte dann im Einzelnen nicht weiter untersucht - nur angedeutet - mit welchen außerirdischen Kräften die Wirksamkeiten im Archäus zusammenhingen.</blockquote>
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Die Elemente [[Wasser]], [[Luft]] und [[Feuer]], sowie ihre Entsprechung im menschlichen Organismus<ref>der tierische wird im Weiteren nicht betrachtet</ref> gelber Galle, Schleim und Blut seien mit Kräften assoziiert worden, deren Quelle außerhalb des irdischen Bereichs lägen. Eine Betrachtung solcher Kräfte von außerhalb der Erde sei innerhalb der Entwicklung der abendländischen Wissenschaft ganz verloren gegangen, so daß es dem modernen Wissenschaftler geradezu kurios erscheine, eine Wirksamkeit [[Kosmische Richtungskräfte|kosmischer Kräfte]] z.B. im Wasser anzunehmen. Nach der Ansicht der Alten lägen also im menschlichen Organismus Kräftewirkungen vor, die aus dem Kosmos selbst stammten. Diese seien im Laufe der Zeit nicht mehr berücksichtigt worden. Dennoch hätte man auf das alte medizinische Denken aufgebaut bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein. Daher sei es aus der heutigen Perspektive so schwierig, alte Schriften zu verstehen, die vor dieser Zeit entstanden seien. Die meisten der Menschen, die da geschrieben hätten, hätten schon selbst nicht mehr ordentlich verstanden, was sie geschrieben hätten. Die Quelle dieses alten Wissens sei eigentlich schon mit Hippokrates untergegangen und was durch [[Galenos|Galen]] entstanden sei, sei ein Zusammenstellen zunehmend unverständlicher gewordener Erbschaften. Es hätte einzelne Ausnahmen gegeben wie unter anderem [[Paracelsus]] oder [[Wikipedia:Johan Baptista van Helmont|van Helmont]], die auf etwas hindeuteten, was sich nicht im Irdischen erschöpft und dadurch einen neuen Zug ins medizinische Denken gebracht hätten. Worauf sie hinwiesen sei eigentlich nur "wenn man etwas [[Wikipedia:Hellsehen|hellseherisch(w)]] war" zu erfassen, was beide "entschieden" gewesen seien. Paracelsus hat den [[Archäus]] formuliert als Grundlage des Wirkens der Flüssigkeiten im Organismus. Dies entspreche in etwa dem anthroposophischen Verständnis des [[Ätherleib|Ätherleibes]]. Der Mensch habe einen physischen Organismus, der im wesentlichen aus den Kräften konstitutiert sei, die aus dem Irdischen wirken und er habe einen ätherischen Organismus, der im wesentlichen aus den aus dem Umkreis des Kosmos wirkenden Kräften konstituiert sei. Der physische Organismus sei gewissermaßen ein Ausschnitt der Erde. Ätherleib und Archäus seien ein Ausschnitt von dem, was nicht zur Erde gehört. Das Erfassen kosmischer Wirksamkeit sei mit der hippokratischen Medizin untergegangen. Es wurde von Paracelsus zusammengefasst in seiner Anschauung eines ätherischen Organismus, der dem physischen zugrunde liegt. Er hätte dann im Einzelnen nicht weiter untersucht - nur angedeutet - mit welchen außerirdischen Kräften die Wirksamkeiten im Archäus zusammenhingen.</blockquote>
    
=====17./18. Jahrhundert, Stahlsche Medizin und Vitalismus=====
 
=====17./18. Jahrhundert, Stahlsche Medizin und Vitalismus=====
 
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Weitergehender Verlust eines Verständnisses kosmischer Kräfte. Die [[Wikipedia:Georg Ernst Stahl|Stahlsche]] Medizin verstehe nichts mehr vom Hereinwirken des Kosmischen ins Terrestrische. Paracelsus und van Helmont hätten etwas zwischen Körper und Geistig-Seelischem beschrieben, Stahl und seine Anhänger hingegen beschrieben Wirkungen, als ob das Bewußt-Seelische in anderer Form in die Strukturgebungen des menschlichen Leibes hineinspiele. Ihre Begriffe wie Lebensgeister oder Lebenskraft schwebten rein in der Luft. So ein "hypothetischer [[Vitalismus]]" führe zu einer willkürlichen Aufstellung. Dies hätte besonders im 19. Jahrhundert Kritik hervorgerufen. Nur so große Geister wie [[Wikipedia:Johannes Müller (Biologe)|Johannes Müller]], der Lehrer von [[Wikipedia:Ernst Haeckel|Ernst Haeckel]], seien einigermaßen über diese Schädlichkeiten herausgekommen, daß man von seelischen Kräften wie von Lebenskräften gesprochen hätte, von denen unklar war, wie sie im Organismus konkret wirken sollten. Nach diesen Betrachtungen einer auslaufenden Strömung trat im 18. Jahrhundert eine neue auf.</blockquote>
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Weitergehender Verlust eines Verständnisses kosmischer Kräfte. Die [[Wikipedia:Georg Ernst Stahl|Stahlsche]] Medizin verstehe nichts mehr vom Hereinwirken des Kosmischen ins Terrestrische. Paracelsus und van Helmont hätten etwas zwischen Körper und Geistig-Seelischem beschrieben, Stahl und seine Anhänger hingegen beschrieben Wirkungen, als ob das Bewußt-Seelische in anderer Form in die Strukturgebungen des menschlichen Leibes hineinspiele. Ihre Begriffe wie Lebensgeister oder Lebenskraft schwebten rein in der Luft. So ein "hypothetischer [[Wikipedia:Vitalismus|Vitalismus(w)]]" führe zu einer willkürlichen Aufstellung. Dies hätte besonders im 19. Jahrhundert Kritik hervorgerufen. Nur so große Geister wie [[Wikipedia:Johannes Müller (Biologe)|Johannes Müller]], der Lehrer von [[Wikipedia:Ernst Haeckel|Ernst Haeckel]], seien einigermaßen über diese Schädlichkeiten herausgekommen, daß man von seelischen Kräften wie von Lebenskräften gesprochen hätte, von denen unklar war, wie sie im Organismus konkret wirken sollten. Nach diesen Betrachtungen einer auslaufenden Strömung trat im 18. Jahrhundert eine neue auf.</blockquote>
    
=====Die atomistisch-materialistische Strömung=====
 
=====Die atomistisch-materialistische Strömung=====
 
======pathologische Anatomie======
 
======pathologische Anatomie======
 
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Ausschlaggebend für die medizinische Begriffsbildung namentlich des 19. Jahrhunderts wurde der Leichenbefund und die [[Wikipedia:Pathologische Anatomie|pathologische Anatomie]], begründet durch [[Wikipedia:Giovanni Battista Morgagni|Morgagnis]] Werk "De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis"<ref>{{Literatur|Autor = Giovanni Battista Morgagni|Titel = De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = |Verlag = |Ort = |Jahr = 1761|Seiten = |ISBN = |Online = https://archive.org/details/desedibusetcaus06adelgoog|Sprache = la|OCLC=562184155}}</ref> von 1761, durch das im Wesentlichen der [[Materialismus|materialistische]] Zug der Medizin mit eingeleitet worden sei. Das Werk behandelt die Hinlenkung des Blickes auf die Folgen des Krankseins im menschlichen Organismus. Man kann eigentlich erst ab dieser Zeit sagen, daß der Leichenbefund ausschlaggebend wurde und die pathologische Anatomie begann, während alles Frühere in der Medizin noch auf einem gewissen Fortwirken des hellseherischen Elementes beruhte.</blockquote>
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Ausschlaggebend für die medizinische Begriffsbildung namentlich des 19. Jahrhunderts wurde der Leichenbefund und die [[Wikipedia:Pathologische Anatomie|pathologische Anatomie]], begründet durch [[Wikipedia:Giovanni Battista Morgagni|Morgagnis]] Werk "De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis"<ref>{{Literatur|Autor = Giovanni Battista Morgagni|Titel = De sedibus et causis morborum per anatomen indagatis|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = |Verlag = |Ort = |Jahr = 1761|Seiten = |ISBN = |Online = https://archive.org/details/desedibusetcaus06adelgoog|Sprache = la|OCLC=562184155}}</ref> von 1761, durch das im Wesentlichen der [[Wikipedia:Materialismus|materialistische(w)]] Zug der Medizin mit eingeleitet worden sei. Das Werk behandelt die Hinlenkung des Blickes auf die Folgen des Krankseins im menschlichen Organismus. Man kann eigentlich erst ab dieser Zeit sagen, daß der Leichenbefund ausschlaggebend wurde und die pathologische Anatomie begann, während alles Frühere in der Medizin noch auf einem gewissen Fortwirken des hellseherischen Elementes beruhte.</blockquote>
    
======Zellularpathologie======
 
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Es sei interessant, den endgültige Ruck im Umschwung von den alten Erbschaften zur materialistisch-[[Atomismus|atomistischen]] [[Weltanschauung]] im modernen Medizinwesen zu betrachten, der geradezu in zwei Jahrzehnten stattgefunden hätte. In Rokitanskys 1842 erschienener "Pathologische Anatomie"<ref>{{Literatur|Autor = Rokitansky, Carl|Titel = Handbuch der pathologischen Anatomie|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = |Verlag = Braunmüller u. Seidel|Ort = Wien|Jahr = 1842|Seiten = |OCLC = 715653679|Kommentar = 3 Bände|Online = http://de.wikiversity.org/wiki/Rokitansky_%281842_-_46%29; Bild auf Wikiversity}}</ref> seien immer noch Reste der alten Humoralpathologie erhalten, die dieser sehr geistreich mit den im Leichenbefund erhobenen Beobachtungen der Veränderungen der Organe verarbeitet hätte. Bei deren Beschreibung wies er jeweils auf den Einfluß einer abnormen Säftemischung hin. Dies sei ein letztes Erbe der Humoralpathologie. Wie sich in diese untergehende Strömung umfassendere Krankheitsvorstellungen wie beispielsweise die von [[Wikipedia:Samuel Hahnemann|Hahnemann]] hineinstellten, solle in einem späteren Vortrag beschrieben werden.</blockquote><blockquote>[[Wikipedia:Theodor Schwann|Schwann]], der Entdecker der [[Zelle (Biologie)|Pflanzenzelle]] hatte noch die Ansicht, daß sich [[Wikipedia:Zellkern|Zellkern]] und umgebendes [[Wikipedia:Protoplasma|Protoplasma]] aus einem umgebenden Flüssigen, das er als [[Wikipedia:Blastem|Blastem]] bezeichnete, verdichten. Interessant ist, zu verfolgen, wie diese Anschauung, daß das Zellige aus einem Flüssigen entsteht, nach und nach ersetzt wird durch die Anschauung, daß sich der menschliche [[Organismus]] aus Zellen aufbaut, was heute die verbreitete Auffassung ist. Die Zellen seien Elementarorganismen aus denen sich der menschliche Organismus aufbaue.</blockquote><blockquote>Die Schwann'sche Anschauung sei im Grunde der letzte Rest alten medizinischen Wesens, das das Atomistische - das Zellenwesen - als hervorgehend aus einem Flüssigen betrachte, welches man, wenn man es ordentlich betrachte, niemals atomistisch auffassen könne. Dieses Flüssige habe Kräfte in sich und würde das Atomistische erst aus sich heraus differenzieren.</blockquote><blockquote>In den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gehe die alte, universellere Anschauung ihrem letzten Ende entgegen und die atomistisch-medizinische Anschauung dämmert auf. Sie sei voll da mit der 1858 erschienenen "Zellularpathologie"<ref>{{Literatur|Autor=Rudolf Virchow|Titel=Die Cellularpathologie|TitelErg=in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre"|Jahr=1858|Ort=Berlin|OCLC=257103687|Online={{DTAW|virchow_cellularpathologie_1858}}}}</ref> von [[Wikipedia:Rudolf Virchow|Virchow]].</blockquote><blockquote>Zwischen den beiden Werken "Pathologische Anatomie" 1842 von Rokitansky und der "Zellularpathologie" 1858 von Virchow "muß man eigentlich einen ungeheuer sprunghaften Umschwung in dem neueren medizinischen Denken sehen". Durch diese [[Wikipedia:Zellularpathologie|Zellularpathologie]] werde im Grunde genommen alles, was auftritt im Menschen, abgeleitet von Veränderungen der Zellenwirkungen, was Ideal der offiziellen Anschauungsweise sei. Aus dem Studium der Veränderungen der Zellen im Gewebe eines Organs wolle man die Krankheit begreifen. Diese atomistische Betrachtungsweise sei naheliegend und führe zu einer leichten Begreifbarkeit der Dinge. Auf diese ziele die neuere Naturwissenschaft hin und lasse außer acht, daß das Natur- und Weltenwesen etwas äußerst Kompliziertes sei.</blockquote><blockquote>Man nehme beispielsweise eine [[Wikipedia:Amöbe|Amöbe]] und studiere, wie sich ihr Verhalten unter Erwärmung der umgebenden Flüssigkeit ändere oder wie sich die Gestalt ändere bei Einleiten eines elektrischen Stroms und sie letztlich platze. Man studiere so eine einzelne Zelle unter Veränderung der Umgebungsbedingungen und könne so nach und nach eine Theorie bilden, wie durch Veränderungen des Zellwesens sich nach und nach das Krankheitswesen aufbaue.</blockquote>
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Es sei interessant, den endgültige Ruck im Umschwung von den alten Erbschaften zur materialistisch-[[Wikipedia:Atomismus|atomistischen(w)]] [[Wikipedia:Weltanschauung|Weltanschauung(w)]] im modernen Medizinwesen zu betrachten, der geradezu in zwei Jahrzehnten stattgefunden hätte. In Rokitanskys 1842 erschienener "Pathologische Anatomie"<ref>{{Literatur|Autor = Rokitansky, Carl|Titel = Handbuch der pathologischen Anatomie|Herausgeber = |Sammelwerk = |Band = |Nummer = |Auflage = |Verlag = Braunmüller u. Seidel|Ort = Wien|Jahr = 1842|Seiten = |OCLC = 715653679|Kommentar = 3 Bände|Online = http://de.wikiversity.org/wiki/Rokitansky_%281842_-_46%29; Bild auf Wikiversity}}</ref> seien immer noch Reste der alten Humoralpathologie erhalten, die dieser sehr geistreich mit den im Leichenbefund erhobenen Beobachtungen der Veränderungen der Organe verarbeitet hätte. Bei deren Beschreibung wies er jeweils auf den Einfluß einer abnormen Säftemischung hin. Dies sei ein letztes Erbe der Humoralpathologie. Wie sich in diese untergehende Strömung umfassendere Krankheitsvorstellungen wie beispielsweise die von hineinstellten, solle in einem späteren Vortrag beschrieben werden.</blockquote><blockquote>[[Wikipedia:Theodor Schwann|Schwann]], der Entdecker der [[Wikipedia:Zelle (Biologie)|Pflanzenzelle(w)]] hatte noch die Ansicht, daß sich [[Wikipedia:Zellkern|Zellkern]] und umgebendes [[Wikipedia:Protoplasma|Protoplasma]] aus einem umgebenden Flüssigen, das er als [[Wikipedia:Blastem|Blastem]] bezeichnete, verdichten. Interessant ist, zu verfolgen, wie diese Anschauung, daß das Zellige aus einem Flüssigen entsteht, nach und nach ersetzt wird durch die Anschauung, daß sich der menschliche [[Wikipedia:Organismus|Organismus(w)]] aus Zellen aufbaut, was heute die verbreitete Auffassung ist. Die Zellen seien Elementarorganismen aus denen sich der menschliche Organismus aufbaue.</blockquote><blockquote>Die Schwann'sche Anschauung sei im Grunde der letzte Rest alten medizinischen Wesens, das das Atomistische - das Zellenwesen - als hervorgehend aus einem Flüssigen betrachte, welches man, wenn man es ordentlich betrachte, niemals atomistisch auffassen könne. Dieses Flüssige habe Kräfte in sich und würde das Atomistische erst aus sich heraus differenzieren.</blockquote><blockquote>In den 40er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts gehe die alte, universellere Anschauung ihrem letzten Ende entgegen und die atomistisch-medizinische Anschauung dämmert auf. Sie sei voll da mit der 1858 erschienenen "Zellularpathologie"<ref>{{Literatur|Autor=Rudolf Virchow|Titel=Die Cellularpathologie|TitelErg=in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre"|Jahr=1858|Ort=Berlin|OCLC=257103687|Online={{DTAW|virchow_cellularpathologie_1858}}}}</ref> von [[Wikipedia:Rudolf Virchow|Virchow]].</blockquote><blockquote>Zwischen den beiden Werken "Pathologische Anatomie" 1842 von Rokitansky und der "Zellularpathologie" 1858 von Virchow "muß man eigentlich einen ungeheuer sprunghaften Umschwung in dem neueren medizinischen Denken sehen". Durch diese [[Wikipedia:Zellularpathologie|Zellularpathologie]] werde im Grunde genommen alles, was auftritt im Menschen, abgeleitet von Veränderungen der Zellenwirkungen, was Ideal der offiziellen Anschauungsweise sei. Aus dem Studium der Veränderungen der Zellen im Gewebe eines Organs wolle man die Krankheit begreifen. Diese atomistische Betrachtungsweise sei naheliegend und führe zu einer leichten Begreifbarkeit der Dinge. Auf diese ziele die neuere Naturwissenschaft hin und lasse außer acht, daß das Natur- und Weltenwesen etwas äußerst Kompliziertes sei.</blockquote><blockquote>Man nehme beispielsweise eine [[Wikipedia:Amöbe|Amöbe]] und studiere, wie sich ihr Verhalten unter Erwärmung der umgebenden Flüssigkeit ändere oder wie sich die Gestalt ändere bei Einleiten eines elektrischen Stroms und sie letztlich platze. Man studiere so eine einzelne Zelle unter Veränderung der Umgebungsbedingungen und könne so nach und nach eine Theorie bilden, wie durch Veränderungen des Zellwesens sich nach und nach das Krankheitswesen aufbaue.</blockquote>
    
===2. Vortrag, Dornach 22. März 1920===
 
===2. Vortrag, Dornach 22. März 1920===
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====Krankheiten und kranke Menschen, die Ritterschen Arzneimittel====
 
====Krankheiten und kranke Menschen, die Ritterschen Arzneimittel====
{{G|312|77}} Die Heilerfolge der [[Rittersche Therapie|Ritterschen Therapie]] würden zurückgehen, wenn diese zu einer allgemein verbreiteten Methode würde. Neben dem kranken Menschen müssten [[Krankheit|Krankheiten]] als solche betrachtet werden. Diese könnten ganze Gebiete in einer Art Krankheitsspannung umfassen. Wenn ein Mensch [[Heilung|geheilt]] würde, könnte das prinzipiell dazu führen, dass andere Menschen erkrankten. In einer Betrachtung, die über die Heilung des einzelnen Menschen hinaus die Gesundheit aller Menschen in den Blick nimmt, müsste solcherlei beachtet werden. Es bestehe die Notwendigkeit, anstelle eines rein empirisch-statistischen Ansatzes, die Therapie aus der Pathologie heraus zu erarbeiten.  
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{{G|312|77}} Die Heilerfolge der [[Rittersche Therapie|Ritterschen Therapie]] würden zurückgehen, wenn diese zu einer allgemein verbreiteten Methode würde. Neben dem kranken Menschen müssten [[Krankheit|Krankheiten]] als solche betrachtet werden. Diese könnten ganze Gebiete in einer Art Krankheitsspannung umfassen. Wenn ein Mensch [[Wikipedia:Heilung|geheilt(w)]] würde, könnte das prinzipiell dazu führen, dass andere Menschen erkrankten. In einer Betrachtung, die über die Heilung des einzelnen Menschen hinaus die Gesundheit aller Menschen in den Blick nimmt, müsste solcherlei beachtet werden. Es bestehe die Notwendigkeit, anstelle eines rein empirisch-statistischen Ansatzes, die Therapie aus der Pathologie heraus zu erarbeiten.  
    
====Pflanzenwelt und Mensch, Kohlenstoff, Sauerstoff, Kohlensäure====
 
====Pflanzenwelt und Mensch, Kohlenstoff, Sauerstoff, Kohlensäure====
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====Gegenprozesse zur äußeren Natur====
 
====Gegenprozesse zur äußeren Natur====
{{G|312|79}} Auf solche Gegenprozesse zur äußeren Natur zu achten sei zentral für das Verständnis des Menschen. Das [[Gehirn]] des Menschen laste nicht mit seinen 1300g auf den feinen Äderchen, da das Gewicht gemäß des [[Wikipedia:Archimedisches Prinzip|archimedischen Prinzips]] aufgehoben werde. Die [[Schwere]] werd aufgehoben und darin lebe der Mensch. So sei es auch bei anderen Prozessen des Menschen. "Wir leben in der Tat ... in dem was von der [[Physis]] aufgehoben wird." Entsprechend lebe der Mensch in der Aufhebung des [[Pflanzenwerdeprozess|Pflanzenwerdeprozesses]]. Ein Verständnis dessen sei notwendig für das Verständnis von [[Phytotherapie|Pflanzenheilmitteln]].
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{{G|312|79}} Auf solche Gegenprozesse zur äußeren Natur zu achten sei zentral für das Verständnis des Menschen. Das [[Gehirn]] des Menschen laste nicht mit seinen 1300g auf den feinen Äderchen, da das Gewicht gemäß des [[Wikipedia:Archimedisches Prinzip|archimedischen Prinzips]] aufgehoben werde. Die [[Wikipedia:Schwere|Schwere(w)]] werd aufgehoben und darin lebe der Mensch. So sei es auch bei anderen Prozessen des Menschen. "Wir leben in der Tat ... in dem was von der [[Wikipedia:Physis|Physis(w)]] aufgehoben wird." Entsprechend lebe der Mensch in der Aufhebung des [[Pflanzenwerdeprozess|Pflanzenwerdeprozesses]]. Ein Verständnis dessen sei notwendig für das Verständnis von [[Phytotherapie|Pflanzenheilmitteln]].
    
====Außermenschliche Flora und Darmflora von Schaf, Vogel und Mensch, Entwicklung der Darmformen in der Evolution====
 
====Außermenschliche Flora und Darmflora von Schaf, Vogel und Mensch, Entwicklung der Darmformen in der Evolution====
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{{G|312|95}}
 
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{{GZ|In  der  [[Wikipedia:Epiphyse|Zirbeldrüse(w)]]  drücken  sich  alle  diejenigen  Kräfte  aus,  die  die  oberen  Kräfte  sind,  und  stehen  gespannt gegenüber  den  Kräften  der  Schleimdrüse,  der  [[Wikipedia:Hypophyse|Hypophysis  cerebri(w)]], die  die  unteren  Kräfte  sind.|312|95}}Sich ein Bild über das Verhältnis dieser oberen und unteren Kräfte zu machen, sei eine gute Grundlage für den weiteren Heilprozess.
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{{GZ|In  der  [[Wikipedia:Epiphyse|Zirbeldrüse(w)]]  drücken  sich  alle  diejenigen  Kräfte  aus,  die  die  oberen  Kräfte  sind,  und  stehen  gespannt gegenüber  den  Kräften  der  Schleimdrüse,  der  [[Hypophyse|Hypophysis  cerebri]], die  die  unteren  Kräfte  sind.|312|95}}Sich ein Bild über das Verhältnis dieser oberen und unteren Kräfte zu machen, sei eine gute Grundlage für den weiteren Heilprozess.
    
===5. Vortrag, Dornach 25. März 1920===
 
===5. Vortrag, Dornach 25. März 1920===
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*{{Literatur|Sammelwerk=Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Titel=Notizen zum ersten Ärztekurs|Herausgeber=Rudolf Steiner Nachlassverwaltung|Ort=Dornach|Jahr=1971|Band=35}}, wohl identisch mit
 
*{{Literatur|Sammelwerk=Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Titel=Notizen zum ersten Ärztekurs|Herausgeber=Rudolf Steiner Nachlassverwaltung|Ort=Dornach|Jahr=1971|Band=35}}, wohl identisch mit
 
**{{Literatur|Sammelwerk=Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Titel=Rudolf Steiner über Heilweise und Ernährung: Notizen zum ersten Ärztekurs|Herausgeber=Nachlaßverwaltung|Ort=Dornach|Jahr=1985|Band=35}}
 
**{{Literatur|Sammelwerk=Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe|Titel=Rudolf Steiner über Heilweise und Ernährung: Notizen zum ersten Ärztekurs|Herausgeber=Nachlaßverwaltung|Ort=Dornach|Jahr=1985|Band=35}}
*{{Literatur|Titel=Heilpflanzen in Rudolf Steiners "Geisteswissenschaft und Medizin" mit Beiträgen von [[Hans Broder von Laue]] und [[Wolfgang Schad]] sowie einer Auswahlbibliographie|Autor=[[Gerbert Grohmann]]|Verlag=salumed|Jahr=|ISBN=978-3-9815535-3-6|Ort=Berlin|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Datum=2014|Seiten=}}
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*{{Literatur|Titel=Heilpflanzen in Rudolf Steiners "Geisteswissenschaft und Medizin" mit Beiträgen von [[Hans Broder von Laue]] und [[Wikipedia:Wolfgang Schad|Wolfgang Schad(w)]] sowie einer Auswahlbibliographie|Autor=[[Gerbert Grohmann]]|Verlag=salumed|Jahr=|ISBN=978-3-9815535-3-6|Ort=Berlin|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Datum=2014|Seiten=}}
     
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