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Goetheanismus

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Goetheanismus, eine ganzheitlich orientierte Wissenschaftsmethodik, die von J. W. von Goethe begründet und von Rudolf Steiner erweitert wurde. Diese gestaltet die Art ihres Vorgehens dem jeweiligen Forschungsbereich entsprechend und kommt im Umgang mit den Phänomenen zu einer Erklärung derselben und ihrer Beziehungen, ohne "Dinge an sich", Modellvorstellungen und ähnliches zu Hilfe zu nehmen.

Geschichtliches

Das Wort Goetheanismus taucht zum ersten Mal 1803 in einem Brief von K. A. von Brinckmann (schwedischer Diplomat) an Goethe auf. Er bezeichnet damit die Weltzuwendung Goethes insgesamt. Durch Rudolf Steiner, den ersten Herausgeber der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes unter Einbeziehung des Nachlasses, wurde die Bezeichnung ab 1915 zunehmend für die den Naturstudien Goethes zugrunde liegende Methode verwendet, ohne sie allein darauf zu beschränken. Goethes Behandlung der Naturwissenschaften darf nicht mit der idealistischen Naturphilosophie der Romantik (Fr. W. Schelling, L. Oken) verwechselt werden.

Systematik

Im Anorganischen wird das Denken dazu verwendet, die den Sinnen durch Beobachtung und Experimente gegebenen Qualitäten so zu ordnen, dass das eine Phänomen in seinen Zuständen und Vorgängen als Folge anderer Phänomene verständlich wird. Dabei werden wesentliche (für das Erscheinen des Phänomens notwendige) und unwesentliche (nur modifizierende) Bedingungen unterschieden. Ein solches Phänomen, bei dem sich ein unmittelbar einsichtiger, gesetzmäßiger Zusammenhang mit den wesentlichen Bedingungen zeigt, ist ein Urphänomen. Aus solchen können alle Beziehungen zwischen weiteren Phänomenen abgeleitet und letztere damit verstanden werden (beweisende Methode). So hat Goethe aus dem Urphänomen der Farbenlehre (Entstehung der Farbe an Licht, Finsternis und Trübe) die Grundlage einer Optik entwickelt.

In der organischen Welt bedingen sich die Glieder der Erscheinungen nicht mehr nur gegenseitig, sondern jedes Einzelne wird vom Ganzen her dessen Eigenart gemäß bestimmt. Beim Studium der Vorgänge wird bemerkt, dass sich die Verwandlung (Metamorphose) der Blattorgane einer Pflanze von den Keimblättern über die Laubblätter, die Kelch-, Kron-, Staub- und Fruchtblätter aus einer Grundform (dem Typus) heraus vollziehen; die äußeren Bedingungen wieken lediglich modifizierend. Im gleichen Sinne werden die verschiedenen Arten als spezielle Erscheinungsformen der Gattung verständlich. Dies weist auf einen sinnlich-übersinnlichen Vorgang, der der Idee nach bei allen Pflanzen derselbe ist, der Erscheinung nach sowohl bei der einzelnen Pflanze als auch im ganzen Pflanzenreich verschiedene Formen hervorbringt und den Goethe die Urpflanze (den allgemeinen Pflanzentypus) nannte. Aus dieser lassen sich nach Goethe Pflanzen ins Unendliche erfinden, die konsequent sein müssen und eine innere Wahrheit und Notwendigkeit haben (entwickelnde Methode).

Literatur

  • J. W. von Goethe: Naturwissenschaftliche Schriften. Hrsg. Jodeph Kürschner, Bd. 114 - 117, 1883-1897
  • R. Steiner: Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Dornach 1886, Bibl.-Nr, 2
  • W. Schad: Der Goetheanistische Forschungsansatz und seine Anwendung auf die ökologische Problematik des Waldsterbens. In G. R. Schnell (Hrsg.): Waldsterben, Stuttgart 1987, ISBN 3-7725-0549-X
  • J. Bockemühl: Goethes Naturwissenschaftliche Methode unter dem Aspekt der Verantwortungsbildung. Elemente der Naturwissenschaft 38 1983, S. 50 - 52
  • J. Bockemühl: Die Fruchtbarkeit von Goethes Wissenschaftsansatz in der Gegenwart. Elemente der Naturwissenschaft 61 1994, S. 52 - 69
  • P. Heusser: Über die Notwendigkeit einer Erneuerung heutiger Naturwissenschaften -- der Beitrag von Goethes Wissenschaftsmethode. In P. Heusser (Hrsg.): Goethes Beitrag zur Erneuerung der Naturwissenschaften. Bern Stuttgart Wien 2000, ISBN 3-258-06083-5

Weblinks