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Das Wort '''Wissenschaft''' ({{gmhS|wizzen[t]schaft}} = Wissen, Vorwissen, Genehmigung; [[latein]]isch ''scientia'')<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Wikipedia:Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze(w)]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. Aufl., hrsg. von [[Walther Mitzka]], De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 864 f.</ref> bezeichnet die Gesamtheit des menschlichen [[Wissen]]s, der [[Erkenntnis]]se und der [[Erfahrung]]en einer Zeitepoche, welches systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.<ref>Brockhaus Enzyklopädie, 19. Aufl., Mannheim, 1994.</ref>
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Das Wort '''Wissenschaft''' ({{gmhS|wizzen[t]schaft}} = Wissen, Vorwissen, Genehmigung; [[latein]]isch ''scientia'')<ref>[[Wikipedia:Friedrich Kluge|Friedrich Kluge(w)]], [[Wikipedia:Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze(w)]]: ''[[Wikipedia:Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache|Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache(w)]].'' 20. Aufl., hrsg. von [[Wikipedia:Walther Mitzka|Walther Mitzka(w)]], De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 864 f.</ref> bezeichnet die Gesamtheit des menschlichen [[Wikipedia:Wissen|Wissen(w)]]s, der [[Wikipedia:Erkenntnis|Erkenntnis(w)]]se und der [[Wikipedia:Erfahrung|Erfahrung(w)]]en einer Zeitepoche, welches systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.<ref>Brockhaus Enzyklopädie, 19. Aufl., Mannheim, 1994.</ref>
  
Die ''Wissenschaft'' ist ein [[System]] der Erkenntnisse über die wesentlichen [[Eigenschaft]]en, [[Wikipedia:Kausalität|kausalen(w)]] Zusammenhänge und [[Gesetzmäßigkeit]]en der [[Natur]], [[Technik]], Gesellschaft und des [[Denken]]s, das in Form von [[Begriff]]en, [[Kategorien]], Maßbestimmungen, Gesetzen, [[Theorie]]n und [[Hypothese]]n fixiert wird.<ref name="Klaus/Buhr">Artikel „Wissenschaft“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref>
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Die ''Wissenschaft'' ist ein [[Wikipedia:System|System(w)]] der Erkenntnisse über die wesentlichen [[Wikipedia:Eigenschaft|Eigenschaft(w)]]en, [[Wikipedia:Kausalität|kausalen(w)]] Zusammenhänge und [[Wikipedia:Gesetzmäßigkeit|Gesetzmäßigkeit(w)]]en der [[Wikipedia:Natur|Natur(w)]], [[Wikipedia:Technik|Technik(w)]], Gesellschaft und des [[Denken]]s, das in Form von [[Wikipedia:Begriff|Begriff(w)]]en, [[Wikipedia:Kategorien|Kategorien(w)]], Maßbestimmungen, Gesetzen, [[Wikipedia:Theorie|Theorie(w)]]n und [[Wikipedia:Hypothese|Hypothese(w)]]n fixiert wird.<ref name="Klaus/Buhr">Artikel „Wissenschaft“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): ''Philosophisches Wörterbuch.'' 11. Aufl., Leipzig 1975.</ref>
  
Die ''Wissenschaft'' ist auch die Gesamtheit von Erkenntnissen und Erfahrungen, die sich auf einen Gegenstandsbereich beziehen und in einem Begründungszusammenhang stehen. Das Wissen eines begrenzten Gegenstandsbereichs kennzeichnet die [[Einzelwissenschaft]], die sich in einen theoretischen und einen angewandten Bereich gliedert und mit fortschreitender Differenzierung eine Reihe von Teildisziplinen hervorbringen kann.
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Die ''Wissenschaft'' ist auch die Gesamtheit von Erkenntnissen und Erfahrungen, die sich auf einen Gegenstandsbereich beziehen und in einem Begründungszusammenhang stehen. Das Wissen eines begrenzten Gegenstandsbereichs kennzeichnet die [[Wikipedia:Einzelwissenschaft|Einzelwissenschaft(w)]], die sich in einen theoretischen und einen angewandten Bereich gliedert und mit fortschreitender Differenzierung eine Reihe von Teildisziplinen hervorbringen kann.
  
''Wissenschaft'' bezeichnet auch den [[Wikipedia:Methodik|methodischen(w)]] [[Prozess]] intersubjektiv nachvollziehbaren [[Wikipedia:Forschung|Forschens(w)]] und Erkennens in einem bestimmten Bereich, der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und in einen [[Wikipedia:Rationalität|rationalen(w)]] Begründungszusammenhang gestellte Wissen, welches kommunizierbar und überprüfbar ist sowie bestimmten wissenschaftlichen Kriterien folgt. ''Wissenschaft'' bezeichnet somit ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.<ref>Martin Carrier, Lexikon der Philosophie, Reclam, Stuttgart, 2011 S. 312.</ref>
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''Wissenschaft'' bezeichnet auch den [[Wikipedia:Methodik|methodischen(w)]] [[Wikipedia:Prozess|Prozess(w)]] intersubjektiv nachvollziehbaren [[Wikipedia:Forschung|Forschens(w)]] und Erkennens in einem bestimmten Bereich, der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und in einen [[Wikipedia:Rationalität|rationalen(w)]] Begründungszusammenhang gestellte Wissen, welches kommunizierbar und überprüfbar ist sowie bestimmten wissenschaftlichen Kriterien folgt. ''Wissenschaft'' bezeichnet somit ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.<ref>Martin Carrier, Lexikon der Philosophie, Reclam, Stuttgart, 2011 S. 312.</ref>
  
 
Zudem bezeichnet ''Wissenschaft'' auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen Institutionen und der dort tätigen Wissenschaftler. Diese sind in ihrer [[Wikipedia:Arbeit (Philosophie)|Arbeit(w)]] spezifischen Werten und Gepflogenheiten verpflichtet und sollen [[Wikipedia:Wissenschaftsethik|wissenschaftsethischen(w)]] Prinzipien genügen. Zu Politik und Gesellschaft stehen sie in einem Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung.
 
Zudem bezeichnet ''Wissenschaft'' auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen Institutionen und der dort tätigen Wissenschaftler. Diese sind in ihrer [[Wikipedia:Arbeit (Philosophie)|Arbeit(w)]] spezifischen Werten und Gepflogenheiten verpflichtet und sollen [[Wikipedia:Wissenschaftsethik|wissenschaftsethischen(w)]] Prinzipien genügen. Zu Politik und Gesellschaft stehen sie in einem Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung.
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== Wortherkunft ==
 
== Wortherkunft ==
Das [[Wikipedia:Deutsche Sprache|deutsche(w)]] Wort Wissenschaft ist ein [[Wikipedia:Komposition (Grammatik)|Kompositum(w)]], das sich aus dem Wort [[Wikipedia:Wissen#Etymologie|Wissen(w)]] (von [[Wikipedia:Indogermanische Ursprache|indogermanisch(w)]] ''*u̯e(i)d'' bzw. ''*weid-'' für erblicken, sehen)<ref>Julius Pokorny: Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch Bern/Wien 1859; überarbeitete Fassung von 2007, S. 1125.</ref> und dem [[althochdeutsch]]en [[Substantiv]] ''scaf(t)'' bzw. ''skaf(t)'' (Beschaffenheit, Ordnung, Plan, Rang) zusammensetzt. Wie viele andere deutsche Komposita mit der Endung „-schaft“ auch, ist es im Zuge der substantivischen [[Wortbildung]] des Althochdeutschen im [[Mittelalter]] entstanden. Dabei wurde das früher selbstständige Substantiv ''scaf(t)'' bzw. ''skaf(t)'' zur [[Wikipedia:Suffix|Nachsilbe(w)]].<ref>Meineke, Birgit: Althochdeutsche -scaf(t)-Bildungen. Studien zum Althochdeutschen. Bd. 17. Göttingen 1991, S. 118ff.</ref> In diesem Sinne bezeichnet es die Beschaffenheit bzw. Ordnung des Wissens.
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Das [[Wikipedia:Deutsche Sprache|deutsche(w)]] Wort Wissenschaft ist ein [[Wikipedia:Komposition (Grammatik)|Kompositum(w)]], das sich aus dem Wort [[Wikipedia:Wissen#Etymologie|Wissen(w)]] (von [[Wikipedia:Indogermanische Ursprache|indogermanisch(w)]] ''*u̯e(i)d'' bzw. ''*weid-'' für erblicken, sehen)<ref>Julius Pokorny: Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch Bern/Wien 1859; überarbeitete Fassung von 2007, S. 1125.</ref> und dem [[Wikipedia:althochdeutsch|althochdeutsch(w)]]en [[Wikipedia:Substantiv|Substantiv(w)]] ''scaf(t)'' bzw. ''skaf(t)'' (Beschaffenheit, Ordnung, Plan, Rang) zusammensetzt. Wie viele andere deutsche Komposita mit der Endung „-schaft“ auch, ist es im Zuge der substantivischen [[Wikipedia:Wortbildung|Wortbildung(w)]] des Althochdeutschen im [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter(w)]] entstanden. Dabei wurde das früher selbstständige Substantiv ''scaf(t)'' bzw. ''skaf(t)'' zur [[Wikipedia:Suffix|Nachsilbe(w)]].<ref>Meineke, Birgit: Althochdeutsche -scaf(t)-Bildungen. Studien zum Althochdeutschen. Bd. 17. Göttingen 1991, S. 118ff.</ref> In diesem Sinne bezeichnet es die Beschaffenheit bzw. Ordnung des Wissens.
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftsgeschichte|Geschichte der Naturwissenschaften}}
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftsgeschichte|Geschichte der Naturwissenschaften}}
Die Geschichte und Entwicklung der Wissenschaft wird in der akademischen Disziplin der Wissenschaftsgeschichte erforscht. Die Entwicklung des menschlichen Erkennens der [[Natur]] der Erde und des [[Wikipedia:Universum|Kosmos(w)]] und die [[Wikipedia:Geschichte der Naturwissenschaften|geschichtliche Entstehung der Naturwissenschaften(w)]] ist ein Teil davon, zum Beispiel die [[Geschichte der Astronomie]] und die [[Geschichte der Physik]]. Zudem bestehen Verbindungen zu den Anwendungswissenschaften der [[Wikipedia:Geschichte der Mathematik|Mathematik(w)]], [[Geschichte der Medizin|Medizin]] und [[Wikipedia:Geschichte der Ingenieurwissenschaften|Technik(w)]]. Bereits [[Thales]] forderte, dass Wissenschaft beweisbar, nachprüfbar bzw. in ihren Ergebnissen wiederholbar und zweckfrei sei.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Medizinische Bildung und Alternativmedizin.'' In: [[Winfried Böhm]], [[Martin Lindauer]] (Hrsg.): ''„Nicht Vielwissen sättigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute.'' (= ''Drittes Symposium der Universität Würzburg.'') Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 245–271; hier: S. 246.</ref> Die [[Wikipedia:Philosophie|philosophische(w)]] Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Kenntnissen und Methoden geht geschichtlich zurück bis auf [[Aristoteles]] in der Antike, heute [[Wissenschaftstheorie]] genannt.
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Die Geschichte und Entwicklung der Wissenschaft wird in der akademischen Disziplin der Wissenschaftsgeschichte erforscht. Die Entwicklung des menschlichen Erkennens der [[Wikipedia:Natur|Natur(w)]] der Erde und des [[Wikipedia:Universum|Kosmos(w)]] und die [[Wikipedia:Geschichte der Naturwissenschaften|geschichtliche Entstehung der Naturwissenschaften(w)]] ist ein Teil davon, zum Beispiel die [[Wikipedia:Geschichte der Astronomie|Geschichte der Astronomie(w)]] und die [[Wikipedia:Geschichte der Physik|Geschichte der Physik(w)]]. Zudem bestehen Verbindungen zu den Anwendungswissenschaften der [[Wikipedia:Geschichte der Mathematik|Mathematik(w)]], [[Geschichte der Medizin|Medizin]] und [[Wikipedia:Geschichte der Ingenieurwissenschaften|Technik(w)]]. Bereits [[Wikipedia:Thales|Thales(w)]] forderte, dass Wissenschaft beweisbar, nachprüfbar bzw. in ihren Ergebnissen wiederholbar und zweckfrei sei.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Medizinische Bildung und Alternativmedizin.'' In: [[Wikipedia:Winfried Böhm|Winfried Böhm(w)]], [[Wikipedia:Martin Lindauer|Martin Lindauer(w)]] (Hrsg.): ''„Nicht Vielwissen sättigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute.'' (= ''Drittes Symposium der Universität Würzburg.'') Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 245–271; hier: S. 246.</ref> Die [[Wikipedia:Philosophie|philosophische(w)]] Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Kenntnissen und Methoden geht geschichtlich zurück bis auf [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles(w)]] in der Antike, heute [[Wissenschaftstheorie]] genannt.
  
 
== Wissenschaftsbetrieb ==
 
== Wissenschaftsbetrieb ==
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftsbetrieb}}
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftsbetrieb}}
Eine frühe dokumentierte Form eines organisierten wissenschaftsähnlichen Lehrbetriebs findet sich im antiken Griechenland mit der [[Wikipedia:Platonische Akademie|Platonischen Akademie(w)]], die (mit Unterbrechungen) bis in die [[Spätantike]] Bestand hatte. Wissenschaft der Neuzeit findet traditionell an [[Universität]]en statt, inzwischen auch an anderen Hochschulen, die auf diese Idee zurückgehen. Daneben sind Wissen schaffende Personen (Wissenschaftler) auch an [[Akademie]]n, Ämtern, privat finanzierten [[Forschungsinstitut]]en, bei Beratungsfirmen und in der [[Wirtschaft]] tätig. In Deutschland ist eine bedeutende öffentliche „Förderorganisation“ die [[Deutsche Forschungsgemeinschaft]], die projektbezogene Forschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen fördert. Daneben existieren „Forschungsträgerorganisationen“ wie etwa die [[Fraunhofer-Gesellschaft]], die [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]], die [[Max-Planck-Gesellschaft]] und die [[Leibniz-Gemeinschaft]], die – von Bund und Ländern finanziert – eigene Forschungsinstitute betreiben. In Österreich entsprechen der DFG der [[Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung]] (FWF) sowie die [[Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft]] (FFG), in der Schweiz und Frankreich die nationalen Forschungsfonds. Andere Fonds werden z.&nbsp;B. von Großindustrien oder dem Europäischen [[Patentamt]] dotiert.
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Eine frühe dokumentierte Form eines organisierten wissenschaftsähnlichen Lehrbetriebs findet sich im antiken Griechenland mit der [[Wikipedia:Platonische Akademie|Platonischen Akademie(w)]], die (mit Unterbrechungen) bis in die [[Wikipedia:Spätantike|Spätantike(w)]] Bestand hatte. Wissenschaft der Neuzeit findet traditionell an [[Wikipedia:Universität|Universität(w)]]en statt, inzwischen auch an anderen Hochschulen, die auf diese Idee zurückgehen. Daneben sind Wissen schaffende Personen (Wissenschaftler) auch an [[Wikipedia:Akademie|Akademie(w)]]n, Ämtern, privat finanzierten [[Wikipedia:Forschungsinstitut|Forschungsinstitut(w)]]en, bei Beratungsfirmen und in der [[Wikipedia:Wirtschaft|Wirtschaft(w)]] tätig. In Deutschland ist eine bedeutende öffentliche „Förderorganisation“ die [[Wikipedia:Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutsche Forschungsgemeinschaft(w)]], die projektbezogene Forschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen fördert. Daneben existieren „Forschungsträgerorganisationen“ wie etwa die [[Wikipedia:Fraunhofer-Gesellschaft|Fraunhofer-Gesellschaft(w)]], die [[Wikipedia:Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren|Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren(w)]], die [[Wikipedia:Max-Planck-Gesellschaft|Max-Planck-Gesellschaft(w)]] und die [[Wikipedia:Leibniz-Gemeinschaft|Leibniz-Gemeinschaft(w)]], die – von Bund und Ländern finanziert – eigene Forschungsinstitute betreiben. In Österreich entsprechen der DFG der [[Wikipedia:Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung|Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung(w)]] (FWF) sowie die [[Wikipedia:Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft|Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft(w)]] (FFG), in der Schweiz und Frankreich die nationalen Forschungsfonds. Andere Fonds werden z.&nbsp;B. von Großindustrien oder dem Europäischen [[Wikipedia:Patentamt|Patentamt(w)]] dotiert.
  
Neben den [[Wikipedia:Wissenschaftliche Veröffentlichung|wissenschaftlichen Veröffentlichungen(w)]] erfolgt der Austausch mit anderen Forschern durch [[Wikipedia:Wissenschaftliche Konferenz|Fachkonferenzen(w)]], bei [[Wikipedia:Tagung|Kongressen(w)]] der internationalen [[Wikipedia:Dachverband|Dachverbände(w)]] und ''scientific Unions'' (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Internationale Union für Geodäsie und Geophysik|IUGG(w)]], [[Wikipedia:Committee on Space Research|COSPAR(w)]], IUPsyS, ISWA, SSRN) oder der [[Wikipedia:Vereinte Nationen|UNO(w)]]-Organisation. Auch Einladungen zu [[Seminar]]en, Institutsbesuchen, [[Arbeitsgruppe]]n oder Gastprofessuren spielen eine Rolle. Von großer Bedeutung sind auch Auslandsaufenthalte und internationale Forschungsprojekte.
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Neben den [[Wikipedia:Wissenschaftliche Veröffentlichung|wissenschaftlichen Veröffentlichungen(w)]] erfolgt der Austausch mit anderen Forschern durch [[Wikipedia:Wissenschaftliche Konferenz|Fachkonferenzen(w)]], bei [[Wikipedia:Tagung|Kongressen(w)]] der internationalen [[Wikipedia:Dachverband|Dachverbände(w)]] und ''scientific Unions'' (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Internationale Union für Geodäsie und Geophysik|IUGG(w)]], [[Wikipedia:Committee on Space Research|COSPAR(w)]], IUPsyS, ISWA, SSRN) oder der [[Wikipedia:Vereinte Nationen|UNO(w)]]-Organisation. Auch Einladungen zu [[Wikipedia:Seminar|Seminar(w)]]en, Institutsbesuchen, [[Wikipedia:Arbeitsgruppe|Arbeitsgruppe(w)]]n oder Gastprofessuren spielen eine Rolle. Von großer Bedeutung sind auch Auslandsaufenthalte und internationale Forschungsprojekte.
  
Für die [[interdisziplinär]]e Forschung wurden in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Instituten geschaffen, in denen [[industrie]]lle und universitäre Forschung zusammenwirken (Wissenschaftstransfer). Zum Teil verfügen [[Unternehmen]] aber auch über eigene Forschungseinrichtungen, in denen Grundlagenforschung betrieben wird.
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Für die [[Wikipedia:interdisziplinär|interdisziplinär(w)]]e Forschung wurden in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Instituten geschaffen, in denen [[Wikipedia:industrie|industrie(w)]]lle und universitäre Forschung zusammenwirken (Wissenschaftstransfer). Zum Teil verfügen [[Wikipedia:Unternehmen|Unternehmen(w)]] aber auch über eigene Forschungseinrichtungen, in denen Grundlagenforschung betrieben wird.
  
Die eigentliche Teilnahme am Wissenschaftsbetrieb ist grundsätzlich nicht an Voraussetzungen oder Bedingungen geknüpft: Die wissenschaftliche Betätigung außerhalb des akademischen oder industriellen Wissenschaftsbetriebs steht jedermann offen und ist auch gesetzlich von der [[Forschungsfreiheit]] abgedeckt. Universitäten bieten außerdem die voraussetzungslose Teilnahme am Lehrbetrieb als [[Gasthörer]] an. Wesentliche wissenschaftliche Leistungen außerhalb eines beruflichen Rahmens sind jedoch die absolute Ausnahme geblieben. Die staatlich bezahlte berufliche Tätigkeit als Wissenschaftler ist meist an die Voraussetzung des Abschlusses eines Studiums gebunden, für das wiederum die Hochschulreife notwendig ist. Leitende öffentlich finanzierte Positionen in der Forschung und die Beantragung von öffentlichen Forschungsgeldern erfordern die [[Wikipedia:Promotion (Doktor)|Promotion(w)]], die [[Professur]], meist die [[Habilitation]]. In den USA findet sich statt der Habilitation das [[Wikipedia:Tenure Track|Tenure-Track-System(w)]], das 2002 in Form der [[Juniorprofessur]] auch in Deutschland eingeführt werden sollte, wobei allerdings kritisiert wird, dass ein regelrechter Tenure Track, bei dem den Nachwuchswissenschaftlern für den Fall entsprechender Leistungen eine Dauerstelle garantiert wird, in Deutschland nach wie vor eine Ausnahme darstellt.
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Die eigentliche Teilnahme am Wissenschaftsbetrieb ist grundsätzlich nicht an Voraussetzungen oder Bedingungen geknüpft: Die wissenschaftliche Betätigung außerhalb des akademischen oder industriellen Wissenschaftsbetriebs steht jedermann offen und ist auch gesetzlich von der [[Wikipedia:Forschungsfreiheit|Forschungsfreiheit(w)]] abgedeckt. Universitäten bieten außerdem die voraussetzungslose Teilnahme am Lehrbetrieb als [[Wikipedia:Gasthörer|Gasthörer(w)]] an. Wesentliche wissenschaftliche Leistungen außerhalb eines beruflichen Rahmens sind jedoch die absolute Ausnahme geblieben. Die staatlich bezahlte berufliche Tätigkeit als Wissenschaftler ist meist an die Voraussetzung des Abschlusses eines Studiums gebunden, für das wiederum die Hochschulreife notwendig ist. Leitende öffentlich finanzierte Positionen in der Forschung und die Beantragung von öffentlichen Forschungsgeldern erfordern die [[Wikipedia:Promotion (Doktor)|Promotion(w)]], die [[Wikipedia:Professur|Professur(w)]], meist die [[Wikipedia:Habilitation|Habilitation(w)]]. In den USA findet sich statt der Habilitation das [[Wikipedia:Tenure Track|Tenure-Track-System(w)]], das 2002 in Form der [[Wikipedia:Juniorprofessur|Juniorprofessur(w)]] auch in Deutschland eingeführt werden sollte, wobei allerdings kritisiert wird, dass ein regelrechter Tenure Track, bei dem den Nachwuchswissenschaftlern für den Fall entsprechender Leistungen eine Dauerstelle garantiert wird, in Deutschland nach wie vor eine Ausnahme darstellt.
  
Dementsprechend stellt die Wissenschaft durchaus einen gewissen [[Konjunktur]]en unterliegenden [[Arbeitsmarkt]] dar, bei dem insbesondere der Nachwuchs angesichts der geringen Zahl an Dauerstellen ein hohes Risiko eingeht.
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Dementsprechend stellt die Wissenschaft durchaus einen gewissen [[Wikipedia:Konjunktur|Konjunktur(w)]]en unterliegenden [[Wikipedia:Arbeitsmarkt|Arbeitsmarkt(w)]] dar, bei dem insbesondere der Nachwuchs angesichts der geringen Zahl an Dauerstellen ein hohes Risiko eingeht.
  
Für die [[Wissenschaftspolitik]] an Bedeutung gewonnen hat die [[Wissenschaftsforschung]], die wissenschaftliche Praxis mit empirischen Methoden zu untersuchen und zu beschreiben versucht. Dabei kommen unter anderem Methoden der [[Scientometrie]] zum Einsatz. Die Ergebnisse der Wissenschaftsforschung haben im Rahmen der [[Evaluation]] Einfluss auf Entscheidungen.
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Für die [[Wikipedia:Wissenschaftspolitik|Wissenschaftspolitik(w)]] an Bedeutung gewonnen hat die [[Wikipedia:Wissenschaftsforschung|Wissenschaftsforschung(w)]], die wissenschaftliche Praxis mit empirischen Methoden zu untersuchen und zu beschreiben versucht. Dabei kommen unter anderem Methoden der [[Wikipedia:Scientometrie|Scientometrie(w)]] zum Einsatz. Die Ergebnisse der Wissenschaftsforschung haben im Rahmen der [[Wikipedia:Evaluation|Evaluation(w)]] Einfluss auf Entscheidungen.
  
Gesellschaftliche Fragen innerhalb des Wissenschaftsbetriebs sowie die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Beziehungen zwischen Wissenschaft, Politik und übriger Gesellschaft untersucht die [[Wissenssoziologie]].
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Gesellschaftliche Fragen innerhalb des Wissenschaftsbetriebs sowie die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Beziehungen zwischen Wissenschaft, Politik und übriger Gesellschaft untersucht die [[Wikipedia:Wissenssoziologie|Wissenssoziologie(w)]].
  
 
== Wissenschaftstheorie ==
 
== Wissenschaftstheorie ==
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftstheorie}}
 
{{Hauptartikel|Wissenschaftstheorie}}
Die Wissenschaftstheorie ist sowohl ein Teilgebiet der [[Philosophie]] als auch eine [[Hilfswissenschaft]] der einzelnen Fachgebiete, zum Beispiel als [[Philosophie der Naturwissenschaft]]. Sie beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis von Wissenschaft in Form der Analyse ihrer Voraussetzungen, Methoden und Ziele. Dabei wird besonders ihr Wahrheitsanspruch kritisch hinterfragt. Für die Forschung, die nach neuen Erkenntnissen sucht, ist insbesondere die Frage nach den Methoden und Voraussetzungen der Erkenntnisgewinnung von Bedeutung. Diese Frage wird in der [[Erkenntnistheorie]] behandelt.
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Die Wissenschaftstheorie ist sowohl ein Teilgebiet der [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie(w)]] als auch eine [[Hilfswissenschaft]] der einzelnen Fachgebiete, zum Beispiel als [[Wikipedia:Philosophie der Naturwissenschaft|Philosophie der Naturwissenschaft(w)]]. Sie beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis von Wissenschaft in Form der Analyse ihrer Voraussetzungen, Methoden und Ziele. Dabei wird besonders ihr Wahrheitsanspruch kritisch hinterfragt. Für die Forschung, die nach neuen Erkenntnissen sucht, ist insbesondere die Frage nach den Methoden und Voraussetzungen der Erkenntnisgewinnung von Bedeutung. Diese Frage wird in der [[Erkenntnistheorie]] behandelt.
  
 
== Forschung ==
 
== Forschung ==
 
{{Hauptartikel|Forschung}}
 
{{Hauptartikel|Forschung}}
Die Forschung beginnt mit einer Fragestellung, die sich aus früherer Forschung, einer Entdeckung oder aus dem Alltag ergeben kann. Der erste Schritt besteht darin, die [[Forschungsfrage]] zu beschreiben, um ein zielgerichtetes Vorgehen zu ermöglichen. Forschung schreitet in kleinen Schritten voran: Das Forschungsproblem wird in mehrere, in sich geschlossene Teilprobleme zerlegt, die nacheinander oder von mehreren Forschern parallel bearbeitet werden können. Bei dem Versuch, sein Teilproblem zu lösen, steht dem Wissenschaftler prinzipiell die Wahl der Methode frei. Wesentlich ist nur, dass die Anwendung seiner Methode zu einer [[Theorie]] führt, die objektive, d.&nbsp;h. [[Wikipedia:Intersubjektivität|intersubjektive(w)]] nachprüfbare und nachvollziehbare Aussagen über einen allgemeinen Sachverhalt macht und dass entsprechende [[Kontrollversuch]]e durchgeführt wurden.
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Die Forschung beginnt mit einer Fragestellung, die sich aus früherer Forschung, einer Entdeckung oder aus dem Alltag ergeben kann. Der erste Schritt besteht darin, die [[Wikipedia:Forschungsfrage|Forschungsfrage(w)]] zu beschreiben, um ein zielgerichtetes Vorgehen zu ermöglichen. Forschung schreitet in kleinen Schritten voran: Das Forschungsproblem wird in mehrere, in sich geschlossene Teilprobleme zerlegt, die nacheinander oder von mehreren Forschern parallel bearbeitet werden können. Bei dem Versuch, sein Teilproblem zu lösen, steht dem Wissenschaftler prinzipiell die Wahl der Methode frei. Wesentlich ist nur, dass die Anwendung seiner Methode zu einer [[Wikipedia:Theorie|Theorie(w)]] führt, die objektive, d.&nbsp;h. [[Wikipedia:Intersubjektivität|intersubjektive(w)]] nachprüfbare und nachvollziehbare Aussagen über einen allgemeinen Sachverhalt macht und dass entsprechende [[Wikipedia:Kontrollversuch|Kontrollversuch(w)]]e durchgeführt wurden.
  
Wenn ein Teilproblem zur Zufriedenheit gelöst ist, beginnt die Phase der Veröffentlichung. Traditionell verfasst der Forscher dazu selbst ein Manuskript über die Ergebnisse seiner Arbeit. Dieses besteht aus einer systematischen Darstellung der verwendeten Quellen, der angewendeten Methoden, der durchgeführten [[Experiment]]e und [[Kontrollexperiment]]e mit vollständiger Offenlegung des Versuchsaufbaus, der [[Wikipedia:Beobachtung|beobachteten(w)]] [[Phänomen]]e ([[Messung]], [[Interview]]), gegebenenfalls der statistischen Auswertung, Beschreibung der aufgestellten Theorie und die durchgeführte Überprüfung dieser Theorie. Insgesamt soll die Forschungsarbeit also möglichst lückenlos dokumentiert werden, damit andere Forscher und Wissenschaftler die Arbeit nachvollziehen können.
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Wenn ein Teilproblem zur Zufriedenheit gelöst ist, beginnt die Phase der Veröffentlichung. Traditionell verfasst der Forscher dazu selbst ein Manuskript über die Ergebnisse seiner Arbeit. Dieses besteht aus einer systematischen Darstellung der verwendeten Quellen, der angewendeten Methoden, der durchgeführten [[Wikipedia:Experiment|Experiment(w)]]e und [[Wikipedia:Kontrollexperiment|Kontrollexperiment(w)]]e mit vollständiger Offenlegung des Versuchsaufbaus, der [[Wikipedia:Beobachtung|beobachteten(w)]] [[Wikipedia:Phänomen|Phänomen(w)]]e ([[Wikipedia:Messung|Messung(w)]], [[Wikipedia:Interview|Interview(w)]]), gegebenenfalls der statistischen Auswertung, Beschreibung der aufgestellten Theorie und die durchgeführte Überprüfung dieser Theorie. Insgesamt soll die Forschungsarbeit also möglichst lückenlos dokumentiert werden, damit andere Forscher und Wissenschaftler die Arbeit nachvollziehen können.
  
Sobald das Manuskript fertig aufgesetzt wurde, reicht es der Forscher an einen Buchverlag, eine wissenschaftliche Fachzeitschrift oder Konferenz zur [[Wikipedia:Wissenschaftliche Publikation|Veröffentlichung(w)]] ein. Dort entscheidet zuerst der Herausgeber, ob die Arbeit überhaupt interessant genug und thematisch passend z.&nbsp;B. für die Zeitschrift ist. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, reicht er die Arbeit für die Begutachtung ([[Wissenschaftliches Peer-Review]]) an mehrere Gutachter weiter. Dies kann anonym (ohne Angabe des Autors) geschehen. Die Gutachter überprüfen, ob die Darstellung nachvollziehbar und ohne Auslassungen ist und ob Auswertungen und Schlussfolgerungen korrekt sind. Ein Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift fungiert dabei als Mittelsmann zwischen dem Forscher und den Gutachtern. Der Forscher hat dadurch die Möglichkeit, grobe Fehler zu verbessern, bevor die Arbeit einem größeren Kreis zugänglich gemacht wird. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, wird das Manuskript veröffentlicht. Die nunmehr jedermann zugänglichen Ergebnisse der Arbeit können nun weiter überprüft werden und werfen neue Forschungsfragen auf.
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Sobald das Manuskript fertig aufgesetzt wurde, reicht es der Forscher an einen Buchverlag, eine wissenschaftliche Fachzeitschrift oder Konferenz zur [[Wikipedia:Wissenschaftliche Publikation|Veröffentlichung(w)]] ein. Dort entscheidet zuerst der Herausgeber, ob die Arbeit überhaupt interessant genug und thematisch passend z.&nbsp;B. für die Zeitschrift ist. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, reicht er die Arbeit für die Begutachtung ([[Wikipedia:Wissenschaftliches Peer-Review|Wissenschaftliches Peer-Review(w)]]) an mehrere Gutachter weiter. Dies kann anonym (ohne Angabe des Autors) geschehen. Die Gutachter überprüfen, ob die Darstellung nachvollziehbar und ohne Auslassungen ist und ob Auswertungen und Schlussfolgerungen korrekt sind. Ein Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift fungiert dabei als Mittelsmann zwischen dem Forscher und den Gutachtern. Der Forscher hat dadurch die Möglichkeit, grobe Fehler zu verbessern, bevor die Arbeit einem größeren Kreis zugänglich gemacht wird. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, wird das Manuskript veröffentlicht. Die nunmehr jedermann zugänglichen Ergebnisse der Arbeit können nun weiter überprüft werden und werfen neue Forschungsfragen auf.
  
Der Prozess der Forschung ist begleitet vom ständigen regen Austausch unter den Wissenschaftlern des bearbeiteten Forschungsfelds. Auf Fachkonferenzen hat der Forscher die Möglichkeit, seine Lösungen zu den Forschungsproblemen, die er bearbeitet hat (oder Einblicke in seine momentanen Lösungsversuche), einem Kreis von Kollegen zugänglich zu machen und mit ihnen Meinungen, Ideen und Ratschläge auszutauschen. Zudem hat das [[Internet]], das zu wesentlichen Teilen aus Forschungsnetzen besteht, den Austausch unter Wissenschaftlern erheblich geprägt. Während E-Mail den persönlichen Nachrichtenaustausch bereits sehr früh nahezu in Echtzeit ermöglichte, erfreuten sich auch [[Wikipedia:Mailingliste|E-Mail-Diskussionslisten(w)]] zu Fachthemen großer Beliebtheit (ursprünglich ab 1986 auf [[LISTSERV]]-Basis im [[BITNET]]).
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Der Prozess der Forschung ist begleitet vom ständigen regen Austausch unter den Wissenschaftlern des bearbeiteten Forschungsfelds. Auf Fachkonferenzen hat der Forscher die Möglichkeit, seine Lösungen zu den Forschungsproblemen, die er bearbeitet hat (oder Einblicke in seine momentanen Lösungsversuche), einem Kreis von Kollegen zugänglich zu machen und mit ihnen Meinungen, Ideen und Ratschläge auszutauschen. Zudem hat das [[Wikipedia:Internet|Internet(w)]], das zu wesentlichen Teilen aus Forschungsnetzen besteht, den Austausch unter Wissenschaftlern erheblich geprägt. Während E-Mail den persönlichen Nachrichtenaustausch bereits sehr früh nahezu in Echtzeit ermöglichte, erfreuten sich auch [[Wikipedia:Mailingliste|E-Mail-Diskussionslisten(w)]] zu Fachthemen großer Beliebtheit (ursprünglich ab 1986 auf [[Wikipedia:LISTSERV|LISTSERV(w)]]-Basis im [[Wikipedia:BITNET|BITNET(w)]]).
  
 
== Lehre ==
 
== Lehre ==
Lehre ist die Tätigkeit, bei der ein [[Wissenschaftler]] die [[Wikipedia:Forschungsmethode|Methoden der Forschung(w)]] an Studenten weitergibt und ihnen einen Überblick über den aktuellen [[Forschungsstand]] auf seinem [[Fachgebiet]], etwa als '''Lehrgebäude''', vermittelt. Dazu gehören
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Lehre ist die Tätigkeit, bei der ein [[Wikipedia:Wissenschaftler|Wissenschaftler(w)]] die [[Wikipedia:Forschungsmethode|Methoden der Forschung(w)]] an Studenten weitergibt und ihnen einen Überblick über den aktuellen [[Wikipedia:Forschungsstand|Forschungsstand(w)]] auf seinem [[Wikipedia:Fachgebiet|Fachgebiet(w)]], etwa als '''Lehrgebäude''', vermittelt. Dazu gehören
 
* das Verfassen von [[Wikipedia:Lehrbuch|Lehrbüchern(w)]], in denen er seine Kenntnisse und Erkenntnisse schriftlich niederlegt und
 
* das Verfassen von [[Wikipedia:Lehrbuch|Lehrbüchern(w)]], in denen er seine Kenntnisse und Erkenntnisse schriftlich niederlegt und
 
* die Vermittlung des [[Wikipedia:Lehrstoff|Stoffs(w)]] in unmittelbarem Kontakt mit den Studenten durch Vorlesungen, Übungen, Tutorien, Seminare und Praktika usw. Diese Veranstaltungen organisieren die jeweiligen Lehrbeauftragten selbständig und führen ggf. auch selbständig Prüfungen durch („Freiheit der Lehre“ im Sinne des {{Art.|5|gg|juris}} Abs.&nbsp;3 Satz&nbsp;1 Var.&nbsp;4 [[Wikipedia:Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG(w)]]).
 
* die Vermittlung des [[Wikipedia:Lehrstoff|Stoffs(w)]] in unmittelbarem Kontakt mit den Studenten durch Vorlesungen, Übungen, Tutorien, Seminare und Praktika usw. Diese Veranstaltungen organisieren die jeweiligen Lehrbeauftragten selbständig und führen ggf. auch selbständig Prüfungen durch („Freiheit der Lehre“ im Sinne des {{Art.|5|gg|juris}} Abs.&nbsp;3 Satz&nbsp;1 Var.&nbsp;4 [[Wikipedia:Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland|GG(w)]]).
  
Zu den Voraussetzungen zur Teilnahme an der Lehre als Student und den Formen sowie Abläufen siehe [[Studium]].
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Zu den Voraussetzungen zur Teilnahme an der Lehre als Student und den Formen sowie Abläufen siehe [[Wikipedia:Studium|Studium(w)]].
 
{{Siehe auch|Lehren}}
 
{{Siehe auch|Lehren}}
  
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* ''Eindeutigkeit'': Da die Beschreibung in Schrift erfolgt, geht man möglichen Irrtümern bereits hier aus dem Weg, indem man in der Einleitung die verwendeten Begriffe (das ''Definiendum'') möglichst exakt definiert (das ''Definiens''). Die Definition selbst wird so einfach und kurz wie möglich gehalten, sodass sie von jedermann verstanden werden kann.
 
* ''Eindeutigkeit'': Da die Beschreibung in Schrift erfolgt, geht man möglichen Irrtümern bereits hier aus dem Weg, indem man in der Einleitung die verwendeten Begriffe (das ''Definiendum'') möglichst exakt definiert (das ''Definiens''). Die Definition selbst wird so einfach und kurz wie möglich gehalten, sodass sie von jedermann verstanden werden kann.
 
* ''Transparenz'': Die Arbeit enthält eine Beschreibung, wie die Zusammenhänge und Fakten erarbeitet wurden. Diese Beschreibung sollte so vollständig sein wie nur möglich. Darin eingeschlossen sind Verweise auf andere ''wissenschaftliche'' Arbeiten, die als Grundlage benutzt wurden. Ein Verweis auf nicht-wissenschaftliche Arbeiten wird vermieden, da dadurch das ganze Gebäude der Arbeiten ins Wanken geriete.
 
* ''Transparenz'': Die Arbeit enthält eine Beschreibung, wie die Zusammenhänge und Fakten erarbeitet wurden. Diese Beschreibung sollte so vollständig sein wie nur möglich. Darin eingeschlossen sind Verweise auf andere ''wissenschaftliche'' Arbeiten, die als Grundlage benutzt wurden. Ein Verweis auf nicht-wissenschaftliche Arbeiten wird vermieden, da dadurch das ganze Gebäude der Arbeiten ins Wanken geriete.
* ''Objektivität'': Eine Abhandlung beinhaltet nur Fakten und objektive Schlussfolgerungen. Beide sind unabhängig von der Person, die die Abhandlung geschrieben hat. Sie folgt dem Prinzip des [[Wikipedia:Realismus (Philosophie)|Realismus(w)]]. Bei Schlussfolgerungen wird vermieden in die Denkfalle der [[Scheinkorrelation]] zu treten.
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* ''Objektivität'': Eine Abhandlung beinhaltet nur Fakten und objektive Schlussfolgerungen. Beide sind unabhängig von der Person, die die Abhandlung geschrieben hat. Sie folgt dem Prinzip des [[Wikipedia:Realismus (Philosophie)|Realismus(w)]]. Bei Schlussfolgerungen wird vermieden in die Denkfalle der [[Wikipedia:Scheinkorrelation|Scheinkorrelation(w)]] zu treten.
* ''Überprüfbarkeit'': Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge können von jedermann zu jeder Zeit überprüft werden ([[Wikipedia:Validität|Validierung(w)]] und [[Verifizierung]]). Als Grundlage dient der oben genannte Grundsatz der Transparenz. Schlägt die Überprüfung (wissenschaftlich nachweisbar) fehl, muss die Arbeit ohne Wenn und Aber korrigiert oder zurückgezogen werden ([[Wikipedia:Falsifikation|Falsifizierung(w)]]). Dies sichert den Wahrheitsgehalt der Summe aller wissenschaftlichen Arbeiten.
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* ''Überprüfbarkeit'': Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge können von jedermann zu jeder Zeit überprüft werden ([[Wikipedia:Validität|Validierung(w)]] und [[Wikipedia:Verifizierung|Verifizierung(w)]]). Als Grundlage dient der oben genannte Grundsatz der Transparenz. Schlägt die Überprüfung (wissenschaftlich nachweisbar) fehl, muss die Arbeit ohne Wenn und Aber korrigiert oder zurückgezogen werden ([[Wikipedia:Falsifikation|Falsifizierung(w)]]). Dies sichert den Wahrheitsgehalt der Summe aller wissenschaftlichen Arbeiten.
 
* ''Verlässlichkeit'': Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge bleiben über den in der Arbeit angegebenen oder zumindest über einen genügend langen Zeitraum stabil.
 
* ''Verlässlichkeit'': Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge bleiben über den in der Arbeit angegebenen oder zumindest über einen genügend langen Zeitraum stabil.
 
* ''Offenheit und Redlichkeit'': Die Arbeit beleuchtet alle Aspekte eines Themas neutral und ehrlich, nicht nur vereinzelte vom Autor herausgepickte Aspekte. Dadurch bekommt der Leser einen breiten und vollständigen Überblick. Auch an Selbstkritik sollte es nicht fehlen. Ein eventueller Auftraggeber sollte genannt werden.
 
* ''Offenheit und Redlichkeit'': Die Arbeit beleuchtet alle Aspekte eines Themas neutral und ehrlich, nicht nur vereinzelte vom Autor herausgepickte Aspekte. Dadurch bekommt der Leser einen breiten und vollständigen Überblick. Auch an Selbstkritik sollte es nicht fehlen. Ein eventueller Auftraggeber sollte genannt werden.
 
* ''Neuigkeit'': Die Arbeit führt zu einem Fortschritt in der Erkenntnis
 
* ''Neuigkeit'': Die Arbeit führt zu einem Fortschritt in der Erkenntnis
  
Ein klassisches Ideal – das auf [[Aristoteles]] zurückgeht – ist die völlige Neutralität der Forschung. Sie sollte autonom, rein, voraussetzungs- und wertungsfrei sein („[[tabula rasa]]“). Dies ist in der Praxis nicht völlig möglich und mitunter kritisierbar. Bereits die Auswahl des [[Forschungsgegenstand]]es kann subjektiven Einschätzungen unterliegen, die die Neutralität der Ergebnisse in Frage stellt. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass männliche Primatenforscher in den 1950er und 1960er Jahren vor allem Paviane untersuchten, die für ihre dominanten Männchen bekannt sind. Weibliche Primatologinnen in den 1970er Jahren untersuchten hingegen vorzugsweise Arten mit dominanten Weibchen (z.&nbsp;B. Languren). Dass die Absichten der Forscher dabei auf Zusammenhänge zu den [[Geschlechterrolle]]n der Menschen abzielten, ist offensichtlich.<ref name="dtv-Ethnologie">[[Dieter Haller]] (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): ''Dtv-Atlas Ethnologie''. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 135.</ref>
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Ein klassisches Ideal – das auf [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles(w)]] zurückgeht – ist die völlige Neutralität der Forschung. Sie sollte autonom, rein, voraussetzungs- und wertungsfrei sein („[[Wikipedia:tabula rasa|tabula rasa(w)]]“). Dies ist in der Praxis nicht völlig möglich und mitunter kritisierbar. Bereits die Auswahl des [[Wikipedia:Forschungsgegenstand|Forschungsgegenstand(w)]]es kann subjektiven Einschätzungen unterliegen, die die Neutralität der Ergebnisse in Frage stellt. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass männliche Primatenforscher in den 1950er und 1960er Jahren vor allem Paviane untersuchten, die für ihre dominanten Männchen bekannt sind. Weibliche Primatologinnen in den 1970er Jahren untersuchten hingegen vorzugsweise Arten mit dominanten Weibchen (z.&nbsp;B. Languren). Dass die Absichten der Forscher dabei auf Zusammenhänge zu den [[Wikipedia:Geschlechterrolle|Geschlechterrolle(w)]]n der Menschen abzielten, ist offensichtlich.<ref name="dtv-Ethnologie">[[Wikipedia:Dieter Haller|Dieter Haller(w)]] (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): ''Dtv-Atlas Ethnologie''. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 135.</ref>
  
[[Karl Popper]] betrachtete den ''Wert der Wertefreiheit'' als Paradoxon und nahm die Position ein, dass Forschung positiv von Interessen, Zwecken und somit einem Sinn geleitet sein sollte (Suche nach Wahrheit, Lösung von Problemen, Verminderung von Übeln und Leid).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbwf.de/wissenschaft/was-ist-wissenschaft |titel=Was ist Wissenschaft? |zugriff=2019-01-12 |hrsg=Bundesverband für Bildung, Wissenschaft und Forschung e.&nbsp;V.}}</ref> Wissenschaft soll demnach immer eine kritische Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen einnehmen; falsche Annahmen sind immer einer Kritik zugänglich. Ebenfalls bezweifelt wurde von ihm, dass Wissenschaft begründet und gesichert sei,<ref>D. Miller: ''Out of Error'', Kapitel 2, Abschnitt 2+4</ref> was von Kritikern wie [[David Stove]] bereits als eine Spielart des Irrationalismus betrachtet wird.<ref>D. Stove: ''Popper and After: Four Modern Irrationalists''. Macleay Press, Sydney, 1998. Reprint als: D. Stove: ''Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult'', S. 94 und 95</ref> Kritische Theorien wie der [[Sozialkonstruktivismus]] und der [[Poststrukturalismus]] und verschiedene Spielarten des [[Relativismus]]<ref>Ernst Gellner, Helmut Seiffert: Relativismus (1), Paul Feyerabend, Helmut Seiffert: Relativismus (2). In: Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky: Handlexikon der Wissenschaftstheorie. Ehrenwirth Verlag, München 1989, Nachdruck dtv Deutscher Taschenbuch-Verlag 1992. ISBN 3-431-02616-8. auf Seite 287–296.</ref> bestreiten ganz, dass Wissenschaft unabhängig von den Prägungen und Beschränkungen menschlicher Kultur so etwas wie wertfreies und objektives Wissen erlangen könne.
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[[Wikipedia:Karl Popper|Karl Popper(w)]] betrachtete den ''Wert der Wertefreiheit'' als Paradoxon und nahm die Position ein, dass Forschung positiv von Interessen, Zwecken und somit einem Sinn geleitet sein sollte (Suche nach Wahrheit, Lösung von Problemen, Verminderung von Übeln und Leid).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbwf.de/wissenschaft/was-ist-wissenschaft |titel=Was ist Wissenschaft? |zugriff=2019-01-12 |hrsg=Bundesverband für Bildung, Wissenschaft und Forschung e.&nbsp;V.}}</ref> Wissenschaft soll demnach immer eine kritische Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen einnehmen; falsche Annahmen sind immer einer Kritik zugänglich. Ebenfalls bezweifelt wurde von ihm, dass Wissenschaft begründet und gesichert sei,<ref>D. Miller: ''Out of Error'', Kapitel 2, Abschnitt 2+4</ref> was von Kritikern wie [[Wikipedia:David Stove|David Stove(w)]] bereits als eine Spielart des Irrationalismus betrachtet wird.<ref>D. Stove: ''Popper and After: Four Modern Irrationalists''. Macleay Press, Sydney, 1998. Reprint als: D. Stove: ''Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult'', S. 94 und 95</ref> Kritische Theorien wie der [[Wikipedia:Sozialkonstruktivismus|Sozialkonstruktivismus(w)]] und der [[Wikipedia:Poststrukturalismus|Poststrukturalismus(w)]] und verschiedene Spielarten des [[Wikipedia:Relativismus|Relativismus(w)]]<ref>Ernst Gellner, Helmut Seiffert: Relativismus (1), Paul Feyerabend, Helmut Seiffert: Relativismus (2). In: Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky: Handlexikon der Wissenschaftstheorie. Ehrenwirth Verlag, München 1989, Nachdruck dtv Deutscher Taschenbuch-Verlag 1992. ISBN 3-431-02616-8. auf Seite 287–296.</ref> bestreiten ganz, dass Wissenschaft unabhängig von den Prägungen und Beschränkungen menschlicher Kultur so etwas wie wertfreies und objektives Wissen erlangen könne.
  
[[Richard Feynman]] kritisierte vor allem die nach seiner Ansicht sinnlos gewordene Forschungspraxis der von ihm so bezeichneten ''[[Cargo-Kult-Wissenschaft]]'', bei der Forschungsergebnisse unkritisch übernommen und vorausgesetzt werden, so dass zwar oberflächlich betrachtet eine methodisch korrekte Forschung stattfindet, jedoch die wissenschaftliche Integrität verloren gegangen ist.
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[[Wikipedia:Richard Feynman|Richard Feynman(w)]] kritisierte vor allem die nach seiner Ansicht sinnlos gewordene Forschungspraxis der von ihm so bezeichneten ''[[Wikipedia:Cargo-Kult-Wissenschaft|Cargo-Kult-Wissenschaft(w)]]'', bei der Forschungsergebnisse unkritisch übernommen und vorausgesetzt werden, so dass zwar oberflächlich betrachtet eine methodisch korrekte Forschung stattfindet, jedoch die wissenschaftliche Integrität verloren gegangen ist.
  
Mit Massenvernichtungswaffen, [[Gentechnik]] und Stammzellenforschung sind im Laufe des 20.&nbsp;Jahrhunderts vermehrt Fragen über ethische Grenzen der Wissenschaft (siehe [[Wissenschaftsethik]]) entstanden.
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Mit Massenvernichtungswaffen, [[Wikipedia:Gentechnik|Gentechnik(w)]] und Stammzellenforschung sind im Laufe des 20.&nbsp;Jahrhunderts vermehrt Fragen über ethische Grenzen der Wissenschaft (siehe [[Wikipedia:Wissenschaftsethik|Wissenschaftsethik(w)]]) entstanden.
 
{{Siehe auch|Betrug und Fälschung in der Wissenschaft}}
 
{{Siehe auch|Betrug und Fälschung in der Wissenschaft}}
  
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Wissenschaft steht zu Politik in einem Verhältnis wechselseitiger Ergänzung und Abhängigkeit. Die politischen Verhältnisse setzen die jeweiligen Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Forschung und gesellschaftliche Nutzanwendung von Forschungserkenntnissen. Im 21. Jahrhundert gelangt dieses Verhältnis im Zusammenhang mit neuartigen Herausforderungen wie der [[Wikipedia:Digitale Revolution|digitalen Revolution(w)]] und der [[Wikipedia:Globale Erwärmung|globalen Erwärmung(w)]] vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses und der medialen Kommunikation.
 
Wissenschaft steht zu Politik in einem Verhältnis wechselseitiger Ergänzung und Abhängigkeit. Die politischen Verhältnisse setzen die jeweiligen Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Forschung und gesellschaftliche Nutzanwendung von Forschungserkenntnissen. Im 21. Jahrhundert gelangt dieses Verhältnis im Zusammenhang mit neuartigen Herausforderungen wie der [[Wikipedia:Digitale Revolution|digitalen Revolution(w)]] und der [[Wikipedia:Globale Erwärmung|globalen Erwärmung(w)]] vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses und der medialen Kommunikation.
  
Der Historiker [[Jürgen Kocka]] beobachtet eine Zunahme des öffentlichen Einflusses der Wissenschaft auf die Politik aufgrund eines vermehrten Engagements von Wissenschaftlern beispielsweise im Kampf gegen die Erderwärmung oder im Umgang mit der Digitalisierung. Er versteht dies als „Teil einer tiefgreifenden Demokratisierung“ in den letzten Jahrzehnten und des Aufstiegs der [[Zivilgesellschaft]], zu der die Wissenschaft teilweise gehöre, warnt aber davor, wissenschaftliche Prinzipien dabei zu vernachlässigen. So gelte es auch in den gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen, „die eigene Selektivität“ gezielt offenzulegen und konkurrierende Ansätze anzuerkennen.<ref>„Als Produzent wissenschaftlicher Einsichten weiß und betont man, wie begrenzt ihre Aussagekraft häufig ist, wie bestreitbar und relativ, nämlich abhängig von den gewählten Begriffen und Untersuchungsmethoden.“</ref> In Zeiten, in denen die Kompromissbildung schwieriger werde und die Verständigungsfähigkeit abnehme, müssten Wissenschaftler helfen, „Distanz vom heiß laufenden politischen Betrieb zu schaffen, zu differenzieren, Grautönen zwischen Schwarz und Weiß zu ihrem Recht zu verhelfen, mit Augenmaß und Sinn für Proportion abzuwägen, und zwar öffentlich.“<ref>[[Jürgen Kocka]]: [https://www.tagesspiegel.de/wissen/sollten-wissenschaftler-politik-machen-forscher-werdet-nicht-zu-propagandisten/25055528.html ''Forscher werdet nicht zu Propagandisten! Wissenschaftler sollen sich politisch engagieren, aber dabei nicht ihre Regeln verletzen. Petitionen und Protest führen zu groben Vereinfachungen. Ein Plädoyer.''] In: [[Der Tagesspiegel]], 2. Oktober 2019; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
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Der Historiker [[Wikipedia:Jürgen Kocka|Jürgen Kocka(w)]] beobachtet eine Zunahme des öffentlichen Einflusses der Wissenschaft auf die Politik aufgrund eines vermehrten Engagements von Wissenschaftlern beispielsweise im Kampf gegen die Erderwärmung oder im Umgang mit der Digitalisierung. Er versteht dies als „Teil einer tiefgreifenden Demokratisierung“ in den letzten Jahrzehnten und des Aufstiegs der [[Wikipedia:Zivilgesellschaft|Zivilgesellschaft(w)]], zu der die Wissenschaft teilweise gehöre, warnt aber davor, wissenschaftliche Prinzipien dabei zu vernachlässigen. So gelte es auch in den gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen, „die eigene Selektivität“ gezielt offenzulegen und konkurrierende Ansätze anzuerkennen.<ref>„Als Produzent wissenschaftlicher Einsichten weiß und betont man, wie begrenzt ihre Aussagekraft häufig ist, wie bestreitbar und relativ, nämlich abhängig von den gewählten Begriffen und Untersuchungsmethoden.“</ref> In Zeiten, in denen die Kompromissbildung schwieriger werde und die Verständigungsfähigkeit abnehme, müssten Wissenschaftler helfen, „Distanz vom heiß laufenden politischen Betrieb zu schaffen, zu differenzieren, Grautönen zwischen Schwarz und Weiß zu ihrem Recht zu verhelfen, mit Augenmaß und Sinn für Proportion abzuwägen, und zwar öffentlich.“<ref>[[Wikipedia:Jürgen Kocka|Jürgen Kocka(w)]]: [https://www.tagesspiegel.de/wissen/sollten-wissenschaftler-politik-machen-forscher-werdet-nicht-zu-propagandisten/25055528.html ''Forscher werdet nicht zu Propagandisten! Wissenschaftler sollen sich politisch engagieren, aber dabei nicht ihre Regeln verletzen. Petitionen und Protest führen zu groben Vereinfachungen. Ein Plädoyer.''] In: [[Wikipedia:Der Tagesspiegel|Der Tagesspiegel(w)]], 2. Oktober 2019; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
  
Die Soziologin [[Jutta Allmendinger]] reflektiert die politische Rolle von Wissenschaft vor dem Hintergrund, dass man Geistes- und Sozialwissenschaften über lange Zeit zu viel gesellschaftspolitische Distanz vorgeworfen habe, und merkt an: „Die Sozialwissenschaften können gar nicht unpolitisch sein – und das gilt für viele andere Disziplinen auch. Alle wichtigen Forschungsfragen unserer Zeit sind hoch politisch, denn sie betreffen zentrale Lebensbereiche der Menschen, die politisch gestaltet werden.“ Forschende, die im Besitz wichtiger Ergebnisse seien, dürften diese nicht in die Schublade stecken, sondern müssten mit ihnen die Lösung gesellschaftlicher Probleme mitgestalten. Hinsichtlich des Klimawandels, zu dem bei den Experten ein 99-prozentiger Konsens bestehe, dass er menschengemacht ist, beklagt Allmendinger politisches Versagen bei der Umsetzung von CO<sub>2</sub>-Emissionsvermeidung und folgert: „Es ist weder verwerflich, noch schadet es der wissenschaftlichen Integrität, wenn sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier zusammentun und gemeinsam mit der jungen Generation den Druck auf die Politik erhöhen.“<ref>[[Jutta Allmendinger]] und Harald Wilkoszewski: ''Sagt was! Wissenschaft kann heute nicht unpolitisch sein Ein Aufruf zu gesellschaftlich engagierter Forschung.'' In: [[Der Tagesspiegel]], 2. Oktober 2019, S. 25. [https://www.tagesspiegel.de/wissen/sagt-was-wissenschaftler-zurueckhaltung-bei-klimaschutz-und-gleichstellung-waere-fatal/25075352.html Onlineversion]; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
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Die Soziologin [[Wikipedia:Jutta Allmendinger|Jutta Allmendinger(w)]] reflektiert die politische Rolle von Wissenschaft vor dem Hintergrund, dass man Geistes- und Sozialwissenschaften über lange Zeit zu viel gesellschaftspolitische Distanz vorgeworfen habe, und merkt an: „Die Sozialwissenschaften können gar nicht unpolitisch sein – und das gilt für viele andere Disziplinen auch. Alle wichtigen Forschungsfragen unserer Zeit sind hoch politisch, denn sie betreffen zentrale Lebensbereiche der Menschen, die politisch gestaltet werden.“ Forschende, die im Besitz wichtiger Ergebnisse seien, dürften diese nicht in die Schublade stecken, sondern müssten mit ihnen die Lösung gesellschaftlicher Probleme mitgestalten. Hinsichtlich des Klimawandels, zu dem bei den Experten ein 99-prozentiger Konsens bestehe, dass er menschengemacht ist, beklagt Allmendinger politisches Versagen bei der Umsetzung von CO<sub>2</sub>-Emissionsvermeidung und folgert: „Es ist weder verwerflich, noch schadet es der wissenschaftlichen Integrität, wenn sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier zusammentun und gemeinsam mit der jungen Generation den Druck auf die Politik erhöhen.“<ref>[[Wikipedia:Jutta Allmendinger|Jutta Allmendinger(w)]] und Harald Wilkoszewski: ''Sagt was! Wissenschaft kann heute nicht unpolitisch sein Ein Aufruf zu gesellschaftlich engagierter Forschung.'' In: [[Wikipedia:Der Tagesspiegel|Der Tagesspiegel(w)]], 2. Oktober 2019, S. 25. [https://www.tagesspiegel.de/wissen/sagt-was-wissenschaftler-zurueckhaltung-bei-klimaschutz-und-gleichstellung-waere-fatal/25075352.html Onlineversion]; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
  
Der Physiker [[Wikipedia:Christian Thomsen (Physiker)|Christian Thomsen(w)]] weist auf einen Prozess der Annäherung und des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Gesellschaft in der [[Citizen Science]] (Bürgerwissenschaft) hin. „Das Wissenschaftssystem hat sich nicht nur geöffnet und erklärt sich, sondern erhebt auch die Stimme auf Demonstrationen, lädt Vertreter aus der Zivilgesellschaft ein, um gemeinsam Forschungsfragen zu erarbeiten, oder diskutiert öffentlich und kontrovers mit Politikern.“ Thomsen sieht das Problem eines Glaubwürdigkeitsverlusts bei Wissenschaftlern, die sich grober Vereinfachung von wissenschaftlichen Sachverhalten inhaltlich anschließen. Daraus lasse sich „eine feine akademische Zurückhaltung bei politisch zu entscheidenden Sachverhalten wie etwa dem Klimawandel oder dem Brexit“ jedoch nicht ableiten. Im Gegenteil gelte es, dazu Stellung zu beziehen, um dem „Ignorieren von Wissenschaft durch Politik“ entgegenzuwirken – trotz der „Risiken für das akademische Wohlbefinden“. Angesichts der zunehmenden Bedeutung, die [[neue Medien]] und [[Wikipedia:Soziales Netzwerk (Internet)|soziale Netzwerke(w)]] als Informationsquellen insbesondere unter jungen Leuten haben, befürwortet Thomsen auch „Twitter und Co.“ als Medien erfolgreicher [[Wissenschaftskommunikation]].<ref>[[Wikipedia:Christian Thomsen (Physiker)|Christian Thomsen(w)]]: ''Warum die Wissenschaft laut sein muss. Unis for Future: Wo Wissenschaft sich fachlich und sachlich einmischt, kann sich Politik nicht entziehen.'' In: [[Der Tagesspiegel]], 11. Oktober 2019, S. 22. [https://www.tagesspiegel.de/wissen/nur-mut-liebe-kollegen-warum-die-wissenschaft-laut-sein-muss/25103638.html Onlineversion unter abweichendem Titel]; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
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Der Physiker [[Wikipedia:Christian Thomsen (Physiker)|Christian Thomsen(w)]] weist auf einen Prozess der Annäherung und des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Gesellschaft in der [[Wikipedia:Citizen Science|Citizen Science(w)]] (Bürgerwissenschaft) hin. „Das Wissenschaftssystem hat sich nicht nur geöffnet und erklärt sich, sondern erhebt auch die Stimme auf Demonstrationen, lädt Vertreter aus der Zivilgesellschaft ein, um gemeinsam Forschungsfragen zu erarbeiten, oder diskutiert öffentlich und kontrovers mit Politikern.“ Thomsen sieht das Problem eines Glaubwürdigkeitsverlusts bei Wissenschaftlern, die sich grober Vereinfachung von wissenschaftlichen Sachverhalten inhaltlich anschließen. Daraus lasse sich „eine feine akademische Zurückhaltung bei politisch zu entscheidenden Sachverhalten wie etwa dem Klimawandel oder dem Brexit“ jedoch nicht ableiten. Im Gegenteil gelte es, dazu Stellung zu beziehen, um dem „Ignorieren von Wissenschaft durch Politik“ entgegenzuwirken – trotz der „Risiken für das akademische Wohlbefinden“. Angesichts der zunehmenden Bedeutung, die [[Wikipedia:neue Medien|neue Medien(w)]] und [[Wikipedia:Soziales Netzwerk (Internet)|soziale Netzwerke(w)]] als Informationsquellen insbesondere unter jungen Leuten haben, befürwortet Thomsen auch „Twitter und Co.“ als Medien erfolgreicher [[Wikipedia:Wissenschaftskommunikation|Wissenschaftskommunikation(w)]].<ref>[[Wikipedia:Christian Thomsen (Physiker)|Christian Thomsen(w)]]: ''Warum die Wissenschaft laut sein muss. Unis for Future: Wo Wissenschaft sich fachlich und sachlich einmischt, kann sich Politik nicht entziehen.'' In: [[Wikipedia:Der Tagesspiegel|Der Tagesspiegel(w)]], 11. Oktober 2019, S. 22. [https://www.tagesspiegel.de/wissen/nur-mut-liebe-kollegen-warum-die-wissenschaft-laut-sein-muss/25103638.html Onlineversion unter abweichendem Titel]; abgerufen am 16. Oktober 2016.</ref>
  
Der Soziologe [[Gil Eyal]] hält diesem optimistischen Resümee entgegen, dass agesichts der großen Krisen Anfang des 21. Jahrhunderts durch entfesselte Finanzwirtschaft, Klimawandel und [[COVID-19-Pandemie]] in den Industriegesellschaften verstärkt auch eine auftretende Skepsis gegenüber der Wissenschaft festzustellen sei, die teilweise auch offen umschlagen würde in eine wissenschafts- und aufklärungsfeindliche Haltung.<ref>''Die Krise der Expertise'' von Gil Eyal, Edition Patrick Frey, 2021, ISBN 978-3-90723-622-2.</ref>
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Der Soziologe [[Gil Eyal]] hält diesem optimistischen Resümee entgegen, dass agesichts der großen Krisen Anfang des 21. Jahrhunderts durch entfesselte Finanzwirtschaft, Klimawandel und [[Wikipedia:COVID-19-Pandemie|COVID-19-Pandemie(w)]] in den Industriegesellschaften verstärkt auch eine auftretende Skepsis gegenüber der Wissenschaft festzustellen sei, die teilweise auch offen umschlagen würde in eine wissenschafts- und aufklärungsfeindliche Haltung.<ref>''Die Krise der Expertise'' von Gil Eyal, Edition Patrick Frey, 2021, ISBN 978-3-90723-622-2.</ref>
  
 
== Einteilung der Wissenschaften ==
 
== Einteilung der Wissenschaften ==
 
{{Einteilung Wissenschaft Aristoteles}}
 
{{Einteilung Wissenschaft Aristoteles}}
  
Bereits Aristoteles gliederte die Wissenschaft in Teilbereiche, so genannte [[Einzelwissenschaft]]en. Dabei hielt er die Geometrie und Arithmetik für ungeeignet sich mit Lebewesen wissenschaftlich zu befassen. Die klassische neuzeitliche Aufteilung folgt unterschiedlichen Gesichtspunkten. Dem Ziel nach als rein theoretische (Methodenlehre, Grundlagenforschung) oder praktisch angewandte Wissenschaft oder der Erkenntnisgrundlage nach (empirischen) Erfahrungs- oder (rationale) Vernunftwissenschaften. Die Einteilung der Wissenschaft ist insbesondere für organisatorische Zwecke ([[Wikipedia:Fakultät (Hochschule)|Fakultäten(w)]], Fachbereiche) und für die systematische Ordnung von Veröffentlichungen von Bedeutung (z.&nbsp;B. [[Dewey Decimal Classification]], [[Universelle Dezimalklassifikation]]).
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Bereits Aristoteles gliederte die Wissenschaft in Teilbereiche, so genannte [[Wikipedia:Einzelwissenschaft|Einzelwissenschaft(w)]]en. Dabei hielt er die Geometrie und Arithmetik für ungeeignet sich mit Lebewesen wissenschaftlich zu befassen. Die klassische neuzeitliche Aufteilung folgt unterschiedlichen Gesichtspunkten. Dem Ziel nach als rein theoretische (Methodenlehre, Grundlagenforschung) oder praktisch angewandte Wissenschaft oder der Erkenntnisgrundlage nach (empirischen) Erfahrungs- oder (rationale) Vernunftwissenschaften. Die Einteilung der Wissenschaft ist insbesondere für organisatorische Zwecke ([[Wikipedia:Fakultät (Hochschule)|Fakultäten(w)]], Fachbereiche) und für die systematische Ordnung von Veröffentlichungen von Bedeutung (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Dewey Decimal Classification|Dewey Decimal Classification(w)]], [[Wikipedia:Universelle Dezimalklassifikation|Universelle Dezimalklassifikation(w)]]).
  
 
Vermehrt gibt es die Bestrebung, disziplinübergreifende Bereiche zu etablieren und so Erkenntnisse einzelner Wissenschaften gewinnbringend zu verknüpfen.
 
Vermehrt gibt es die Bestrebung, disziplinübergreifende Bereiche zu etablieren und so Erkenntnisse einzelner Wissenschaften gewinnbringend zu verknüpfen.
  
 
=== Differenzierung ===
 
=== Differenzierung ===
Die Unterscheidung in [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Natur-(w)]], [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] und [[Wikipedia:Gesellschaftswissenschaft|Sozialwissenschaften(w)]] ist verbreitet. Die Natur- und Sozialwissenschaften werden oft als empirische Wissenschaften ({{enS|science}}) bezeichnet und den Geisteswissenschaften ({{enS|humanities}}) nach Gegenstand und Methode entgegengesetzt. Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung und Differenzierung kamen immer neuere Wissenschaftszweige hinzu, die eine Klassifizierung erschweren. Die verschiedenen zweckgebundenen Einteilungen sind nicht mehr einheitlich. Bei zunehmendem Trend zur weiteren Spezialisierung ist die gegenwärtige Situation sehr dynamisch und kaum überschaubar geworden. Historisch gesehen sind einzelne Bereiche aus der Philosophie entstanden. So waren insbesondere [[Naturphilosophie]] und Naturwissenschaft lange Zeit in der [[Naturkunde]] eng verbunden.
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Die Unterscheidung in [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Natur-(w)]], [[Geisteswissenschaft|Geistes-]] und [[Wikipedia:Gesellschaftswissenschaft|Sozialwissenschaften(w)]] ist verbreitet. Die Natur- und Sozialwissenschaften werden oft als empirische Wissenschaften ({{enS|science}}) bezeichnet und den Geisteswissenschaften ({{enS|humanities}}) nach Gegenstand und Methode entgegengesetzt. Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung und Differenzierung kamen immer neuere Wissenschaftszweige hinzu, die eine Klassifizierung erschweren. Die verschiedenen zweckgebundenen Einteilungen sind nicht mehr einheitlich. Bei zunehmendem Trend zur weiteren Spezialisierung ist die gegenwärtige Situation sehr dynamisch und kaum überschaubar geworden. Historisch gesehen sind einzelne Bereiche aus der Philosophie entstanden. So waren insbesondere [[Wikipedia:Naturphilosophie|Naturphilosophie(w)]] und Naturwissenschaft lange Zeit in der [[Wikipedia:Naturkunde|Naturkunde(w)]] eng verbunden.
  
 
=== Normierte Klassifikationen ===
 
=== Normierte Klassifikationen ===
Aus dem Bedürfnis heraus, Daten über Forschungseinrichtungen, Forschungsergebnisse statistisch zu erheben und international vergleichbar zu machen, gibt es Versuche, die verschiedenen Wissenschaften zu klassifizieren. Eine der für Statistiker verbindlichen Systematiken der Wissenschaftszweige ist die 2002 von der [[OECD]] festgesetzte ''[[Fields of Science and Technology]]'' (FOS).
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Aus dem Bedürfnis heraus, Daten über Forschungseinrichtungen, Forschungsergebnisse statistisch zu erheben und international vergleichbar zu machen, gibt es Versuche, die verschiedenen Wissenschaften zu klassifizieren. Eine der für Statistiker verbindlichen Systematiken der Wissenschaftszweige ist die 2002 von der [[Wikipedia:OECD|OECD(w)]] festgesetzte ''[[Wikipedia:Fields of Science and Technology|Fields of Science and Technology(w)]]'' (FOS).
  
 
== Machtaspekte ==
 
== Machtaspekte ==
  
 
=== Machtbalancen in Gesellschaft und Wissenschaft ===
 
=== Machtbalancen in Gesellschaft und Wissenschaft ===
Die [[Wikipedia:Erzeugende Funktion|Generierung(w)]], [[Kommunikation]] und [[Wikipedia:Rezipient|Rezeption(w)]] von [[Wissen]] ist sowohl [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlich(w)]] als auch innerhalb der Wissenschaften ein bedeutender [[Wikipedia:Macht|Machtfaktor.(w)]] Im Ringen um [[Machtbalance]]n geht es für die [[Wikipedia:Einzelwissenschaft|einzelnen Wissenschaftsdisziplinen(w)]] und ihre [[Wikipedia:Wissenschaftler|Vertreter(w)]] um wissens- und wissenschaftsbezogene Geltungs- und Führungsansprüche in Gesellschaft und Wissenschaften.<ref>{{Literatur |Autor=Uta Schimank |Titel=Wissenschaft als gesellschaftliches Teilsystem |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=113-125}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Eva Barlösius |Titel=Wissenschaft als Feld |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=125-136}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Zankl |Titel=Kampfhähne der Wissenschaft: Kontroversen und Feindschaften |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Weinheim |Datum=2010 |ISBN= |Seiten=}}</ref>
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Die [[Wikipedia:Erzeugende Funktion|Generierung(w)]], [[Wikipedia:Kommunikation|Kommunikation(w)]] und [[Wikipedia:Rezipient|Rezeption(w)]] von [[Wikipedia:Wissen|Wissen(w)]] ist sowohl [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlich(w)]] als auch innerhalb der Wissenschaften ein bedeutender [[Wikipedia:Macht|Machtfaktor.(w)]] Im Ringen um [[Wikipedia:Machtbalance|Machtbalance(w)]]n geht es für die [[Wikipedia:Einzelwissenschaft|einzelnen Wissenschaftsdisziplinen(w)]] und ihre [[Wikipedia:Wissenschaftler|Vertreter(w)]] um wissens- und wissenschaftsbezogene Geltungs- und Führungsansprüche in Gesellschaft und Wissenschaften.<ref>{{Literatur |Autor=Uta Schimank |Titel=Wissenschaft als gesellschaftliches Teilsystem |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=113-125}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Eva Barlösius |Titel=Wissenschaft als Feld |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=125-136}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Heinrich Zankl |Titel=Kampfhähne der Wissenschaft: Kontroversen und Feindschaften |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Weinheim |Datum=2010 |ISBN= |Seiten=}}</ref>
  
Dabei sind Wissen und Nichtwissen nicht einfach [[Wikipedia:Gegensatz|Gegensätze(w)]], die einander ausschließen. Die Erzeugung von Wissen und Nichtwissen sind in vielschichtiger Weise eng und konstitutiv miteinander verflochten. Weil wissenschaftliche Beobachtung immer selektiv und an [[Perspektive]]n gebunden ist, werden dadurch „andere Möglichkeiten des [[Wikipedia:Beobachtung|Beobachtens(w)]] (und damit des Wissensgewinns) de facto ausgeschlossen“.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Böschen, Peter Wehling |Titel=Neue Wissensarten: Risiko und Nichtwissen |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=317-328}}</ref>
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Dabei sind Wissen und Nichtwissen nicht einfach [[Wikipedia:Gegensatz|Gegensätze(w)]], die einander ausschließen. Die Erzeugung von Wissen und Nichtwissen sind in vielschichtiger Weise eng und konstitutiv miteinander verflochten. Weil wissenschaftliche Beobachtung immer selektiv und an [[Wikipedia:Perspektive|Perspektive(w)]]n gebunden ist, werden dadurch „andere Möglichkeiten des [[Wikipedia:Beobachtung|Beobachtens(w)]] (und damit des Wissensgewinns) de facto ausgeschlossen“.<ref>{{Literatur |Autor=Stefan Böschen, Peter Wehling |Titel=Neue Wissensarten: Risiko und Nichtwissen |Hrsg=Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart |Sammelwerk=Handbuch Wissenschaftssoziologie |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2012 |ISBN= |Seiten=317-328}}</ref>
  
Neben bewussten Machtstrategien gibt es auch [[Wikipedia:Psyche|psychische(w)]] Barrieren gegen Erkenntnis, wie etwa [[Wikipedia:Das Unbewusste|unbewusste(w)]] psychische Widerstände oder [[Wikipedia:Verdrängung (Psychoanalyse)|Verdrängung(w)]] beispielsweise aufgrund von [[Wikipedia:Angst|Ängsten(w)]], [[Wikipedia:Trauma (Psychologie)|Traumata(w)]] oder gesellschaftlichen [[Tabu]]s.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Nora Ruck, Alexandra Rutherford, Markus Brunner, Katharina Hametner |Titel=Scientists as (not) Knowing Subjects: Unpacking Standpoint Theory and Epistemological Ignorance from a Psychological Perspective |Hrsg=Kieran C. O'Doherty, Lisa M. Osbeck, Ernst Schraube, Jeffery Yen |Sammelwerk=Psychological Studies of Science and Technology |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=127-148}}</ref>
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Neben bewussten Machtstrategien gibt es auch [[Wikipedia:Psyche|psychische(w)]] Barrieren gegen Erkenntnis, wie etwa [[Wikipedia:Das Unbewusste|unbewusste(w)]] psychische Widerstände oder [[Wikipedia:Verdrängung (Psychoanalyse)|Verdrängung(w)]] beispielsweise aufgrund von [[Wikipedia:Angst|Ängsten(w)]], [[Wikipedia:Trauma (Psychologie)|Traumata(w)]] oder gesellschaftlichen [[Wikipedia:Tabu|Tabu(w)]]s.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Nora Ruck, Alexandra Rutherford, Markus Brunner, Katharina Hametner |Titel=Scientists as (not) Knowing Subjects: Unpacking Standpoint Theory and Epistemological Ignorance from a Psychological Perspective |Hrsg=Kieran C. O'Doherty, Lisa M. Osbeck, Ernst Schraube, Jeffery Yen |Sammelwerk=Psychological Studies of Science and Technology |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN= |Seiten=127-148}}</ref>
  
Barrieren gegen wissenschaftliche Erkenntnis werden auch als [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] [[Ignoranz]],<ref name=":0" /> Rezeptionssperre,<ref>{{Literatur |Autor=Milena Wazeck |Titel=Einsteins Gegner: Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Frankfurt a.&nbsp;M. |Datum=2009 |ISBN= |Seiten=113}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Helmut Schrey |Titel=Anverwandlung und Originalität. Komparatistische Studien vor anglistischem Hintergrund |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Duisburg |Datum=1992 |ISBN= |Seiten=81}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Carolin Länger |Titel=Im Spiegel von Blindheit: eine Kultursoziologie des Sehsinnes |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=104}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Andrea D. Bührmann |Titel=Die Politik des Selbst. Rezeptionssperren und produktive Aneignungen der Foucault’schen Studien zur Gouvernementalität |Hrsg=Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler |Sammelwerk=Forschungsfeld Politik. Geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN= |Seiten=175-192}}</ref>, blinde Flecken<ref>{{Literatur |Autor=Günter Schulte |Titel=Der blinde Fleck in Luhmanns Systemtheorie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Münster |Datum=2013 |ISBN= |Seiten=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Désirée Waterstradt |Titel=Elternschaft als blinder Fleck. Herausforderungen auf dem Weg zu einer kritischen Elternschaftsforschung |Hrsg= |Sammelwerk=Soziologische Revue |Band=41 |Nummer=3 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=400-418}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rebecca Höhr |Titel=Blinde Flecken in der Mathematik. Eine explorative Studie zur Betrachtung mathematischer Kompetenzen im interkulturellen Vergleich |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2020 |ISBN= |Seiten=}}</ref> oder [[Wikipedia:Semmelweis-Reflex|Semmelweis-Reflex bzw. Effekt(w)]]<ref>{{Internetquelle |autor=Eckart von Hirschhausen |url=https://www.spektrum.de/magazin/hirschhausens-hirnschmalz-die-semmelweis-reflex-starre/1311135 |titel=Die Semmelweis-Reflex-Starre |werk=Spektrum |hrsg= |datum=2014-10-09 |abruf=2021-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Karin C. VanMeter, Robert J. Hubert, William G. VanMeter |Titel=Microbiology for the Healthcare Professional |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Maryland Heights, Missouri |Datum=2010 |ISBN= |Seiten=201}}</ref> bezeichnet.
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Barrieren gegen wissenschaftliche Erkenntnis werden auch als [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretische]] [[Wikipedia:Ignoranz|Ignoranz(w)]],<ref name=":0" /> Rezeptionssperre,<ref>{{Literatur |Autor=Milena Wazeck |Titel=Einsteins Gegner: Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Frankfurt a.&nbsp;M. |Datum=2009 |ISBN= |Seiten=113}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Helmut Schrey |Titel=Anverwandlung und Originalität. Komparatistische Studien vor anglistischem Hintergrund |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Duisburg |Datum=1992 |ISBN= |Seiten=81}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Carolin Länger |Titel=Im Spiegel von Blindheit: eine Kultursoziologie des Sehsinnes |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=2002 |ISBN= |Seiten=104}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Andrea D. Bührmann |Titel=Die Politik des Selbst. Rezeptionssperren und produktive Aneignungen der Foucault’schen Studien zur Gouvernementalität |Hrsg=Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler |Sammelwerk=Forschungsfeld Politik. Geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2005 |ISBN= |Seiten=175-192}}</ref>, blinde Flecken<ref>{{Literatur |Autor=Günter Schulte |Titel=Der blinde Fleck in Luhmanns Systemtheorie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Münster |Datum=2013 |ISBN= |Seiten=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Désirée Waterstradt |Titel=Elternschaft als blinder Fleck. Herausforderungen auf dem Weg zu einer kritischen Elternschaftsforschung |Hrsg= |Sammelwerk=Soziologische Revue |Band=41 |Nummer=3 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=400-418}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rebecca Höhr |Titel=Blinde Flecken in der Mathematik. Eine explorative Studie zur Betrachtung mathematischer Kompetenzen im interkulturellen Vergleich |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Wiesbaden |Datum=2020 |ISBN= |Seiten=}}</ref> oder [[Wikipedia:Semmelweis-Reflex|Semmelweis-Reflex bzw. Effekt(w)]]<ref>{{Internetquelle |autor=Eckart von Hirschhausen |url=https://www.spektrum.de/magazin/hirschhausens-hirnschmalz-die-semmelweis-reflex-starre/1311135 |titel=Die Semmelweis-Reflex-Starre |werk=Spektrum |hrsg= |datum=2014-10-09 |abruf=2021-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Karin C. VanMeter, Robert J. Hubert, William G. VanMeter |Titel=Microbiology for the Healthcare Professional |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Maryland Heights, Missouri |Datum=2010 |ISBN= |Seiten=201}}</ref> bezeichnet.
  
 
=== Leitwissenschaft ===
 
=== Leitwissenschaft ===
Eine Leitwissenschaft ist eine Wissenschaft, „die sich selbst als solche versteht und von führenden Kreisen der [[Politik]], der [[Wirtschaft]] und der [[Kultur]] als solche [[Wikipedia:Wahrnehmung|wahrgenommen(w)]] und [[Wikipedia:Akzeptanz|akzeptiert(w)]] wird“. Mit dem Anspruch sind „immer Forderungen verbunden, Positionen, Relationen und Gewichtungen im Kosmos der Wissenschaften zu verändern“.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Peter Rusterholz |Titel=Was sind Leitwissenschaften? Weshalb gibt es sie? Oder sollte es sie gar nicht geben? |Hrsg=Peter Rusterholz, Ruth Meyer Schweizer, Sara Margarita Zwahlen |Sammelwerk=Aktualität und Vergänglichkeit der Leitwissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Bern |Datum=2009 |ISBN= |Seiten=7-16}}</ref>
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Eine Leitwissenschaft ist eine Wissenschaft, „die sich selbst als solche versteht und von führenden Kreisen der [[Wikipedia:Politik|Politik(w)]], der [[Wikipedia:Wirtschaft|Wirtschaft(w)]] und der [[Wikipedia:Kultur|Kultur(w)]] als solche  und [[Wikipedia:Akzeptanz|akzeptiert(w)]] wird“. Mit dem Anspruch sind „immer Forderungen verbunden, Positionen, Relationen und Gewichtungen im Kosmos der Wissenschaften zu verändern“.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Peter Rusterholz |Titel=Was sind Leitwissenschaften? Weshalb gibt es sie? Oder sollte es sie gar nicht geben? |Hrsg=Peter Rusterholz, Ruth Meyer Schweizer, Sara Margarita Zwahlen |Sammelwerk=Aktualität und Vergänglichkeit der Leitwissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Bern |Datum=2009 |ISBN= |Seiten=7-16}}</ref>
  
In [[Mittelalter]] und [[Wikipedia:Frühe Neuzeit|früher Neuzeit(w)]] galt die [[Theologie]] als unbestrittene Leitwissenschaft. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der [[Philosophie]] abgelöst, die in diese Zeit auch die [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Natur-(w)]] und [[Geisteswissenschaft]]en umfasste. Im 20./21. Jahrhundert erheben viele verschiedene Wissenschaften den Anspruch, eine Leitwissenschaft zu sein – dazu zählen [[Soziologie]], [[Physik]], [[Biologie]], [[Wikipedia:Wirtschaftswissenschaft|Ökonomie(w)]] oder [[Neurowissenschaften]].<ref name=":1" /><ref>{{Internetquelle |autor=Tobias Becker |url=https://www.spiegel.de/kultur/soziologen-hype-frueher-taxifahrer-heute-welterklaerer-a-00000000-0002-0001-0000-000173324658 |titel=Soziologen-Hype: Die Rückkehr der Taxifahrer |werk=Spiegel |hrsg= |datum=2020-10-01 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Anderl |url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/wissenschaftsphilosophie-forschung-ueber-wahrheiten-12119901.html |titel=Wissenschaftsphilosophie: Forschung über Wahrheiten |werk=FAZ |hrsg= |datum=2013-03-22 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Jan Georg Plavec |url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommunikationswissenschaft-die-macht-der-begriffe.7c887b85-3d33-4d42-ae62-7120430c8274.html?reduced=true |titel=Kommunikationswissenschaft: Die Macht der Begriffe |werk=Stuttgarter Zeitung |hrsg= |datum=2019-05-17 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref>
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In [[Wikipedia:Mittelalter|Mittelalter(w)]] und [[Wikipedia:Frühe Neuzeit|früher Neuzeit(w)]] galt die [[Wikipedia:Theologie|Theologie(w)]] als unbestrittene Leitwissenschaft. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie(w)]] abgelöst, die in diese Zeit auch die [[Wikipedia:Naturwissenschaft|Natur-(w)]] und [[Geisteswissenschaft]]en umfasste. Im 20./21. Jahrhundert erheben viele verschiedene Wissenschaften den Anspruch, eine Leitwissenschaft zu sein – dazu zählen [[Wikipedia:Soziologie|Soziologie(w)]], [[Wikipedia:Physik|Physik(w)]], [[Wikipedia:Biologie|Biologie(w)]], [[Wikipedia:Wirtschaftswissenschaft|Ökonomie(w)]] oder [[Wikipedia:Neurowissenschaften|Neurowissenschaften(w)]].<ref name=":1" /><ref>{{Internetquelle |autor=Tobias Becker |url=https://www.spiegel.de/kultur/soziologen-hype-frueher-taxifahrer-heute-welterklaerer-a-00000000-0002-0001-0000-000173324658 |titel=Soziologen-Hype: Die Rückkehr der Taxifahrer |werk=Spiegel |hrsg= |datum=2020-10-01 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Sibylle Anderl |url=https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/wissenschaftsphilosophie-forschung-ueber-wahrheiten-12119901.html |titel=Wissenschaftsphilosophie: Forschung über Wahrheiten |werk=FAZ |hrsg= |datum=2013-03-22 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Jan Georg Plavec |url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kommunikationswissenschaft-die-macht-der-begriffe.7c887b85-3d33-4d42-ae62-7120430c8274.html?reduced=true |titel=Kommunikationswissenschaft: Die Macht der Begriffe |werk=Stuttgarter Zeitung |hrsg= |datum=2019-05-17 |abruf=2020-01-12 |sprache=}}</ref>
  
 
== Siehe auch ==
 
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* [[Forschung und Entwicklung]] (Forschungsprogramm)
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* [[Wikipedia:Forschung und Entwicklung|Forschung und Entwicklung(w)]] (Forschungsprogramm)
* [[Forschungsförderung]]
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* [[Wikipedia:Forschungsförderung|Forschungsförderung(w)]]
* [[Frauen in der Wissenschaft]]
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* [[Wikipedia:Frauen in der Wissenschaft|Frauen in der Wissenschaft(w)]]
* [[Science-Slam]], ein wissenschaftliches Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen vor Publikum präsentieren.
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* [[Wikipedia:Science-Slam|Science-Slam(w)]], ein wissenschaftliches Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler ihre Forschungsthemen vor Publikum präsentieren.
* [[Verrückter Wissenschaftler]]
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* [[Wikipedia:Verrückter Wissenschaftler|Verrückter Wissenschaftler(w)]]
* [[Wissenschaftsgemeinde]]
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* [[Wikipedia:Wissenschaftsgemeinde|Wissenschaftsgemeinde(w)]]
 
{{Index|Wissenschaft}}
 
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== Literatur ==
 
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* Karel Lambert, Gorden G. Brittan Jr.: ''An Introduction to the Philosophy of Science''. Englewood Cliffs 1970. – Dt.: ''Eine Einführung in die Wissenschaftsphilosophie'', Berlin / New York, 1991.
 
* Karel Lambert, Gorden G. Brittan Jr.: ''An Introduction to the Philosophy of Science''. Englewood Cliffs 1970. – Dt.: ''Eine Einführung in die Wissenschaftsphilosophie'', Berlin / New York, 1991.
* [[Alan Chalmers]]: ''Wege der Wissenschaft: Einführung in die Wissenschaftstheorie''. Springer, 2001
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* [[Wikipedia:Alan Chalmers|Alan Chalmers(w)]]: ''Wege der Wissenschaft: Einführung in die Wissenschaftstheorie''. Springer, 2001
* [[Martin Carrier]]: ''Wissenschaftstheorie zur Einführung''. Hamburg 2006.
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* [[Wikipedia:Martin Carrier|Martin Carrier(w)]]: ''Wissenschaftstheorie zur Einführung''. Hamburg 2006.
  
 
== Weblinks ==
 
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* {{dmoz|World/Deutsch/Wissenschaft/|Wissenschaft}}
 
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* {{DNB-Portal|4066562-8|TEXT=Literatur zum Thema}}
 
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* [[deutschlandfunk.de]], ''Wissenschaft im Brennpunkt'', 25. Dezember 2018, ''Rassendenken Teil 1'', Lydia Heller, Azadê Peşmen: [https://www.deutschlandfunk.de/rassendenken-teil-1-ueber-die-rassistischen-wurzeln-von.740.de.html?dram:article_id=436585 ''Über die rassistischen Wurzeln von Wissenschaft'']
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* [[Wikipedia:deutschlandfunk.de|deutschlandfunk.de(w)]], ''Wissenschaft im Brennpunkt'', 25. Dezember 2018, ''Rassendenken Teil 1'', Lydia Heller, Azadê Peşmen: [https://www.deutschlandfunk.de/rassendenken-teil-1-ueber-die-rassistischen-wurzeln-von.740.de.html?dram:article_id=436585 ''Über die rassistischen Wurzeln von Wissenschaft'']
 
** 26. Dezember, ''Teil 2'': [https://www.deutschlandfunk.de/rassendenken-teil-2-weisse-flecken-auf-der.740.de.html?dram:article_id=436622 ''Weiße Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte'']
 
** 26. Dezember, ''Teil 2'': [https://www.deutschlandfunk.de/rassendenken-teil-2-weisse-flecken-auf-der.740.de.html?dram:article_id=436622 ''Weiße Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte'']
* [[Deutsche Forschungsgemeinschaft]], Januar 1998, [http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_0198.pdf ''Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis''] (PDF; 708&nbsp;kB)
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* [[Wikipedia:Deutsche Forschungsgemeinschaft|Deutsche Forschungsgemeinschaft(w)]], Januar 1998, [http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_praxis_0198.pdf ''Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis''] (PDF; 708&nbsp;kB)
 
* ''The National Academies Press'', [http://www.nap.edu/catalog.php?record_id=13507 nap.edu: ''Exposure Science in the 21st Century: A Vision and a Strategy''] (PDF, „Wissenschaft im 21. Jhdt.: Vision und Strategie“)
 
* ''The National Academies Press'', [http://www.nap.edu/catalog.php?record_id=13507 nap.edu: ''Exposure Science in the 21st Century: A Vision and a Strategy''] (PDF, „Wissenschaft im 21. Jhdt.: Vision und Strategie“)
  

Version vom 17. August 2021, 23:10 Uhr

Das Wort Wissenschaft (mittelhochdeutsch wizzen[t]schaft = Wissen, Vorwissen, Genehmigung; lateinisch scientia)[1] bezeichnet die Gesamtheit des menschlichen Wissen(w)s, der Erkenntnis(w)se und der Erfahrung(w)en einer Zeitepoche, welches systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.[2]

Die Wissenschaft ist ein System(w) der Erkenntnisse über die wesentlichen Eigenschaft(w)en, kausalen(w) Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeit(w)en der Natur(w), Technik(w), Gesellschaft und des Denkens, das in Form von Begriff(w)en, Kategorien(w), Maßbestimmungen, Gesetzen, Theorie(w)n und Hypothese(w)n fixiert wird.[3]

Die Wissenschaft ist auch die Gesamtheit von Erkenntnissen und Erfahrungen, die sich auf einen Gegenstandsbereich beziehen und in einem Begründungszusammenhang stehen. Das Wissen eines begrenzten Gegenstandsbereichs kennzeichnet die Einzelwissenschaft(w), die sich in einen theoretischen und einen angewandten Bereich gliedert und mit fortschreitender Differenzierung eine Reihe von Teildisziplinen hervorbringen kann.

Wissenschaft bezeichnet auch den methodischen(w) Prozess(w) intersubjektiv nachvollziehbaren Forschens(w) und Erkennens in einem bestimmten Bereich, der nach herkömmlichem Verständnis ein begründetes, geordnetes und gesichertes Wissen hervorbringt. Methodisch kennzeichnet die Wissenschaft entsprechend das gesicherte und in einen rationalen(w) Begründungszusammenhang gestellte Wissen, welches kommunizierbar und überprüfbar ist sowie bestimmten wissenschaftlichen Kriterien folgt. Wissenschaft bezeichnet somit ein zusammenhängendes System von Aussagen, Theorien und Verfahrensweisen, das strengen Prüfungen der Geltung unterzogen wurde und mit dem Anspruch objektiver, überpersönlicher Gültigkeit verbunden ist.[4]

Zudem bezeichnet Wissenschaft auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen Institutionen und der dort tätigen Wissenschaftler. Diese sind in ihrer Arbeit(w) spezifischen Werten und Gepflogenheiten verpflichtet und sollen wissenschaftsethischen(w) Prinzipien genügen. Zu Politik und Gesellschaft stehen sie in einem Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung.

Der Begriff fand in der Rechtsprechung Verwendung, z. B. des Bundesverfassungsgerichts. Es definierte Wissenschaft als „Alles, was nach Inhalt und Form als ernsthafter Versuch zur Ermittlung der Wahrheit anzusehen ist (Wissenschaft).“[5]

Wortherkunft

Das deutsche(w) Wort Wissenschaft ist ein Kompositum(w), das sich aus dem Wort Wissen(w) (von indogermanisch(w) *u̯e(i)d bzw. *weid- für erblicken, sehen)[6] und dem althochdeutsch(w)en Substantiv(w) scaf(t) bzw. skaf(t) (Beschaffenheit, Ordnung, Plan, Rang) zusammensetzt. Wie viele andere deutsche Komposita mit der Endung „-schaft“ auch, ist es im Zuge der substantivischen Wortbildung(w) des Althochdeutschen im Mittelalter(w) entstanden. Dabei wurde das früher selbstständige Substantiv scaf(t) bzw. skaf(t) zur Nachsilbe(w).[7] In diesem Sinne bezeichnet es die Beschaffenheit bzw. Ordnung des Wissens.

Geschichte

Die Geschichte und Entwicklung der Wissenschaft wird in der akademischen Disziplin der Wissenschaftsgeschichte erforscht. Die Entwicklung des menschlichen Erkennens der Natur(w) der Erde und des Kosmos(w) und die geschichtliche Entstehung der Naturwissenschaften(w) ist ein Teil davon, zum Beispiel die Geschichte der Astronomie(w) und die Geschichte der Physik(w). Zudem bestehen Verbindungen zu den Anwendungswissenschaften der Mathematik(w), Medizin und Technik(w). Bereits Thales(w) forderte, dass Wissenschaft beweisbar, nachprüfbar bzw. in ihren Ergebnissen wiederholbar und zweckfrei sei.[8] Die philosophische(w) Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Kenntnissen und Methoden geht geschichtlich zurück bis auf Aristoteles(w) in der Antike, heute Wissenschaftstheorie genannt.

Wissenschaftsbetrieb

Eine frühe dokumentierte Form eines organisierten wissenschaftsähnlichen Lehrbetriebs findet sich im antiken Griechenland mit der Platonischen Akademie(w), die (mit Unterbrechungen) bis in die Spätantike(w) Bestand hatte. Wissenschaft der Neuzeit findet traditionell an Universität(w)en statt, inzwischen auch an anderen Hochschulen, die auf diese Idee zurückgehen. Daneben sind Wissen schaffende Personen (Wissenschaftler) auch an Akademie(w)n, Ämtern, privat finanzierten Forschungsinstitut(w)en, bei Beratungsfirmen und in der Wirtschaft(w) tätig. In Deutschland ist eine bedeutende öffentliche „Förderorganisation“ die Deutsche Forschungsgemeinschaft(w), die projektbezogene Forschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen fördert. Daneben existieren „Forschungsträgerorganisationen“ wie etwa die Fraunhofer-Gesellschaft(w), die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren(w), die Max-Planck-Gesellschaft(w) und die Leibniz-Gemeinschaft(w), die – von Bund und Ländern finanziert – eigene Forschungsinstitute betreiben. In Österreich entsprechen der DFG der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung(w) (FWF) sowie die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft(w) (FFG), in der Schweiz und Frankreich die nationalen Forschungsfonds. Andere Fonds werden z. B. von Großindustrien oder dem Europäischen Patentamt(w) dotiert.

Neben den wissenschaftlichen Veröffentlichungen(w) erfolgt der Austausch mit anderen Forschern durch Fachkonferenzen(w), bei Kongressen(w) der internationalen Dachverbände(w) und scientific Unions (z. B. IUGG(w), COSPAR(w), IUPsyS, ISWA, SSRN) oder der UNO(w)-Organisation. Auch Einladungen zu Seminar(w)en, Institutsbesuchen, Arbeitsgruppe(w)n oder Gastprofessuren spielen eine Rolle. Von großer Bedeutung sind auch Auslandsaufenthalte und internationale Forschungsprojekte.

Für die interdisziplinär(w)e Forschung wurden in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Instituten geschaffen, in denen industrie(w)lle und universitäre Forschung zusammenwirken (Wissenschaftstransfer). Zum Teil verfügen Unternehmen(w) aber auch über eigene Forschungseinrichtungen, in denen Grundlagenforschung betrieben wird.

Die eigentliche Teilnahme am Wissenschaftsbetrieb ist grundsätzlich nicht an Voraussetzungen oder Bedingungen geknüpft: Die wissenschaftliche Betätigung außerhalb des akademischen oder industriellen Wissenschaftsbetriebs steht jedermann offen und ist auch gesetzlich von der Forschungsfreiheit(w) abgedeckt. Universitäten bieten außerdem die voraussetzungslose Teilnahme am Lehrbetrieb als Gasthörer(w) an. Wesentliche wissenschaftliche Leistungen außerhalb eines beruflichen Rahmens sind jedoch die absolute Ausnahme geblieben. Die staatlich bezahlte berufliche Tätigkeit als Wissenschaftler ist meist an die Voraussetzung des Abschlusses eines Studiums gebunden, für das wiederum die Hochschulreife notwendig ist. Leitende öffentlich finanzierte Positionen in der Forschung und die Beantragung von öffentlichen Forschungsgeldern erfordern die Promotion(w), die Professur(w), meist die Habilitation(w). In den USA findet sich statt der Habilitation das Tenure-Track-System(w), das 2002 in Form der Juniorprofessur(w) auch in Deutschland eingeführt werden sollte, wobei allerdings kritisiert wird, dass ein regelrechter Tenure Track, bei dem den Nachwuchswissenschaftlern für den Fall entsprechender Leistungen eine Dauerstelle garantiert wird, in Deutschland nach wie vor eine Ausnahme darstellt.

Dementsprechend stellt die Wissenschaft durchaus einen gewissen Konjunktur(w)en unterliegenden Arbeitsmarkt(w) dar, bei dem insbesondere der Nachwuchs angesichts der geringen Zahl an Dauerstellen ein hohes Risiko eingeht.

Für die Wissenschaftspolitik(w) an Bedeutung gewonnen hat die Wissenschaftsforschung(w), die wissenschaftliche Praxis mit empirischen Methoden zu untersuchen und zu beschreiben versucht. Dabei kommen unter anderem Methoden der Scientometrie(w) zum Einsatz. Die Ergebnisse der Wissenschaftsforschung haben im Rahmen der Evaluation(w) Einfluss auf Entscheidungen.

Gesellschaftliche Fragen innerhalb des Wissenschaftsbetriebs sowie die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Beziehungen zwischen Wissenschaft, Politik und übriger Gesellschaft untersucht die Wissenssoziologie(w).

Wissenschaftstheorie

Hauptartikel: Wissenschaftstheorie

Die Wissenschaftstheorie ist sowohl ein Teilgebiet der Philosophie(w) als auch eine Hilfswissenschaft der einzelnen Fachgebiete, zum Beispiel als Philosophie der Naturwissenschaft(w). Sie beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis von Wissenschaft in Form der Analyse ihrer Voraussetzungen, Methoden und Ziele. Dabei wird besonders ihr Wahrheitsanspruch kritisch hinterfragt. Für die Forschung, die nach neuen Erkenntnissen sucht, ist insbesondere die Frage nach den Methoden und Voraussetzungen der Erkenntnisgewinnung von Bedeutung. Diese Frage wird in der Erkenntnistheorie behandelt.

Forschung

Die Forschung beginnt mit einer Fragestellung, die sich aus früherer Forschung, einer Entdeckung oder aus dem Alltag ergeben kann. Der erste Schritt besteht darin, die Forschungsfrage(w) zu beschreiben, um ein zielgerichtetes Vorgehen zu ermöglichen. Forschung schreitet in kleinen Schritten voran: Das Forschungsproblem wird in mehrere, in sich geschlossene Teilprobleme zerlegt, die nacheinander oder von mehreren Forschern parallel bearbeitet werden können. Bei dem Versuch, sein Teilproblem zu lösen, steht dem Wissenschaftler prinzipiell die Wahl der Methode frei. Wesentlich ist nur, dass die Anwendung seiner Methode zu einer Theorie(w) führt, die objektive, d. h. intersubjektive(w) nachprüfbare und nachvollziehbare Aussagen über einen allgemeinen Sachverhalt macht und dass entsprechende Kontrollversuch(w)e durchgeführt wurden.

Wenn ein Teilproblem zur Zufriedenheit gelöst ist, beginnt die Phase der Veröffentlichung. Traditionell verfasst der Forscher dazu selbst ein Manuskript über die Ergebnisse seiner Arbeit. Dieses besteht aus einer systematischen Darstellung der verwendeten Quellen, der angewendeten Methoden, der durchgeführten Experiment(w)e und Kontrollexperiment(w)e mit vollständiger Offenlegung des Versuchsaufbaus, der beobachteten(w) Phänomen(w)e (Messung(w), Interview(w)), gegebenenfalls der statistischen Auswertung, Beschreibung der aufgestellten Theorie und die durchgeführte Überprüfung dieser Theorie. Insgesamt soll die Forschungsarbeit also möglichst lückenlos dokumentiert werden, damit andere Forscher und Wissenschaftler die Arbeit nachvollziehen können.

Sobald das Manuskript fertig aufgesetzt wurde, reicht es der Forscher an einen Buchverlag, eine wissenschaftliche Fachzeitschrift oder Konferenz zur Veröffentlichung(w) ein. Dort entscheidet zuerst der Herausgeber, ob die Arbeit überhaupt interessant genug und thematisch passend z. B. für die Zeitschrift ist. Wenn dieses Kriterium erfüllt ist, reicht er die Arbeit für die Begutachtung (Wissenschaftliches Peer-Review(w)) an mehrere Gutachter weiter. Dies kann anonym (ohne Angabe des Autors) geschehen. Die Gutachter überprüfen, ob die Darstellung nachvollziehbar und ohne Auslassungen ist und ob Auswertungen und Schlussfolgerungen korrekt sind. Ein Mitglied des Redaktionskomitees der Zeitschrift fungiert dabei als Mittelsmann zwischen dem Forscher und den Gutachtern. Der Forscher hat dadurch die Möglichkeit, grobe Fehler zu verbessern, bevor die Arbeit einem größeren Kreis zugänglich gemacht wird. Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, wird das Manuskript veröffentlicht. Die nunmehr jedermann zugänglichen Ergebnisse der Arbeit können nun weiter überprüft werden und werfen neue Forschungsfragen auf.

Der Prozess der Forschung ist begleitet vom ständigen regen Austausch unter den Wissenschaftlern des bearbeiteten Forschungsfelds. Auf Fachkonferenzen hat der Forscher die Möglichkeit, seine Lösungen zu den Forschungsproblemen, die er bearbeitet hat (oder Einblicke in seine momentanen Lösungsversuche), einem Kreis von Kollegen zugänglich zu machen und mit ihnen Meinungen, Ideen und Ratschläge auszutauschen. Zudem hat das Internet(w), das zu wesentlichen Teilen aus Forschungsnetzen besteht, den Austausch unter Wissenschaftlern erheblich geprägt. Während E-Mail den persönlichen Nachrichtenaustausch bereits sehr früh nahezu in Echtzeit ermöglichte, erfreuten sich auch E-Mail-Diskussionslisten(w) zu Fachthemen großer Beliebtheit (ursprünglich ab 1986 auf LISTSERV(w)-Basis im BITNET(w)).

Lehre

Lehre ist die Tätigkeit, bei der ein Wissenschaftler(w) die Methoden der Forschung(w) an Studenten weitergibt und ihnen einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand(w) auf seinem Fachgebiet(w), etwa als Lehrgebäude, vermittelt. Dazu gehören

  • das Verfassen von Lehrbüchern(w), in denen er seine Kenntnisse und Erkenntnisse schriftlich niederlegt und
  • die Vermittlung des Stoffs(w) in unmittelbarem Kontakt mit den Studenten durch Vorlesungen, Übungen, Tutorien, Seminare und Praktika usw. Diese Veranstaltungen organisieren die jeweiligen Lehrbeauftragten selbständig und führen ggf. auch selbständig Prüfungen durch („Freiheit der Lehre“ im Sinne des Vorlage:Art. Abs. 3 Satz 1 Var. 4 GG(w)).

Zu den Voraussetzungen zur Teilnahme an der Lehre als Student und den Formen sowie Abläufen siehe Studium(w).

Werte der Wissenschaft

Die Werte der Wissenschaft sind darauf ausgerichtet, eine möglichst präzise und wertefreie Beschreibung des Analysierten zu liefern.[9][10]

  • Eindeutigkeit: Da die Beschreibung in Schrift erfolgt, geht man möglichen Irrtümern bereits hier aus dem Weg, indem man in der Einleitung die verwendeten Begriffe (das Definiendum) möglichst exakt definiert (das Definiens). Die Definition selbst wird so einfach und kurz wie möglich gehalten, sodass sie von jedermann verstanden werden kann.
  • Transparenz: Die Arbeit enthält eine Beschreibung, wie die Zusammenhänge und Fakten erarbeitet wurden. Diese Beschreibung sollte so vollständig sein wie nur möglich. Darin eingeschlossen sind Verweise auf andere wissenschaftliche Arbeiten, die als Grundlage benutzt wurden. Ein Verweis auf nicht-wissenschaftliche Arbeiten wird vermieden, da dadurch das ganze Gebäude der Arbeiten ins Wanken geriete.
  • Objektivität: Eine Abhandlung beinhaltet nur Fakten und objektive Schlussfolgerungen. Beide sind unabhängig von der Person, die die Abhandlung geschrieben hat. Sie folgt dem Prinzip des Realismus(w). Bei Schlussfolgerungen wird vermieden in die Denkfalle der Scheinkorrelation(w) zu treten.
  • Überprüfbarkeit: Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge können von jedermann zu jeder Zeit überprüft werden (Validierung(w) und Verifizierung(w)). Als Grundlage dient der oben genannte Grundsatz der Transparenz. Schlägt die Überprüfung (wissenschaftlich nachweisbar) fehl, muss die Arbeit ohne Wenn und Aber korrigiert oder zurückgezogen werden (Falsifizierung(w)). Dies sichert den Wahrheitsgehalt der Summe aller wissenschaftlichen Arbeiten.
  • Verlässlichkeit: Die in der Arbeit beschriebenen Fakten und Zusammenhänge bleiben über den in der Arbeit angegebenen oder zumindest über einen genügend langen Zeitraum stabil.
  • Offenheit und Redlichkeit: Die Arbeit beleuchtet alle Aspekte eines Themas neutral und ehrlich, nicht nur vereinzelte vom Autor herausgepickte Aspekte. Dadurch bekommt der Leser einen breiten und vollständigen Überblick. Auch an Selbstkritik sollte es nicht fehlen. Ein eventueller Auftraggeber sollte genannt werden.
  • Neuigkeit: Die Arbeit führt zu einem Fortschritt in der Erkenntnis

Ein klassisches Ideal – das auf Aristoteles(w) zurückgeht – ist die völlige Neutralität der Forschung. Sie sollte autonom, rein, voraussetzungs- und wertungsfrei sein („tabula rasa(w)“). Dies ist in der Praxis nicht völlig möglich und mitunter kritisierbar. Bereits die Auswahl des Forschungsgegenstand(w)es kann subjektiven Einschätzungen unterliegen, die die Neutralität der Ergebnisse in Frage stellt. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass männliche Primatenforscher in den 1950er und 1960er Jahren vor allem Paviane untersuchten, die für ihre dominanten Männchen bekannt sind. Weibliche Primatologinnen in den 1970er Jahren untersuchten hingegen vorzugsweise Arten mit dominanten Weibchen (z. B. Languren). Dass die Absichten der Forscher dabei auf Zusammenhänge zu den Geschlechterrolle(w)n der Menschen abzielten, ist offensichtlich.[11]

Karl Popper(w) betrachtete den Wert der Wertefreiheit als Paradoxon und nahm die Position ein, dass Forschung positiv von Interessen, Zwecken und somit einem Sinn geleitet sein sollte (Suche nach Wahrheit, Lösung von Problemen, Verminderung von Übeln und Leid).[12] Wissenschaft soll demnach immer eine kritische Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen einnehmen; falsche Annahmen sind immer einer Kritik zugänglich. Ebenfalls bezweifelt wurde von ihm, dass Wissenschaft begründet und gesichert sei,[13] was von Kritikern wie David Stove(w) bereits als eine Spielart des Irrationalismus betrachtet wird.[14] Kritische Theorien wie der Sozialkonstruktivismus(w) und der Poststrukturalismus(w) und verschiedene Spielarten des Relativismus(w)[15] bestreiten ganz, dass Wissenschaft unabhängig von den Prägungen und Beschränkungen menschlicher Kultur so etwas wie wertfreies und objektives Wissen erlangen könne.

Richard Feynman(w) kritisierte vor allem die nach seiner Ansicht sinnlos gewordene Forschungspraxis der von ihm so bezeichneten Cargo-Kult-Wissenschaft(w), bei der Forschungsergebnisse unkritisch übernommen und vorausgesetzt werden, so dass zwar oberflächlich betrachtet eine methodisch korrekte Forschung stattfindet, jedoch die wissenschaftliche Integrität verloren gegangen ist.

Mit Massenvernichtungswaffen, Gentechnik(w) und Stammzellenforschung sind im Laufe des 20. Jahrhunderts vermehrt Fragen über ethische Grenzen der Wissenschaft (siehe Wissenschaftsethik(w)) entstanden.

Politischer Einfluss

Wissenschaft steht zu Politik in einem Verhältnis wechselseitiger Ergänzung und Abhängigkeit. Die politischen Verhältnisse setzen die jeweiligen Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Forschung und gesellschaftliche Nutzanwendung von Forschungserkenntnissen. Im 21. Jahrhundert gelangt dieses Verhältnis im Zusammenhang mit neuartigen Herausforderungen wie der digitalen Revolution(w) und der globalen Erwärmung(w) vermehrt in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses und der medialen Kommunikation.

Der Historiker Jürgen Kocka(w) beobachtet eine Zunahme des öffentlichen Einflusses der Wissenschaft auf die Politik aufgrund eines vermehrten Engagements von Wissenschaftlern beispielsweise im Kampf gegen die Erderwärmung oder im Umgang mit der Digitalisierung. Er versteht dies als „Teil einer tiefgreifenden Demokratisierung“ in den letzten Jahrzehnten und des Aufstiegs der Zivilgesellschaft(w), zu der die Wissenschaft teilweise gehöre, warnt aber davor, wissenschaftliche Prinzipien dabei zu vernachlässigen. So gelte es auch in den gegenwärtigen politischen Auseinandersetzungen, „die eigene Selektivität“ gezielt offenzulegen und konkurrierende Ansätze anzuerkennen.[16] In Zeiten, in denen die Kompromissbildung schwieriger werde und die Verständigungsfähigkeit abnehme, müssten Wissenschaftler helfen, „Distanz vom heiß laufenden politischen Betrieb zu schaffen, zu differenzieren, Grautönen zwischen Schwarz und Weiß zu ihrem Recht zu verhelfen, mit Augenmaß und Sinn für Proportion abzuwägen, und zwar öffentlich.“[17]

Die Soziologin Jutta Allmendinger(w) reflektiert die politische Rolle von Wissenschaft vor dem Hintergrund, dass man Geistes- und Sozialwissenschaften über lange Zeit zu viel gesellschaftspolitische Distanz vorgeworfen habe, und merkt an: „Die Sozialwissenschaften können gar nicht unpolitisch sein – und das gilt für viele andere Disziplinen auch. Alle wichtigen Forschungsfragen unserer Zeit sind hoch politisch, denn sie betreffen zentrale Lebensbereiche der Menschen, die politisch gestaltet werden.“ Forschende, die im Besitz wichtiger Ergebnisse seien, dürften diese nicht in die Schublade stecken, sondern müssten mit ihnen die Lösung gesellschaftlicher Probleme mitgestalten. Hinsichtlich des Klimawandels, zu dem bei den Experten ein 99-prozentiger Konsens bestehe, dass er menschengemacht ist, beklagt Allmendinger politisches Versagen bei der Umsetzung von CO2-Emissionsvermeidung und folgert: „Es ist weder verwerflich, noch schadet es der wissenschaftlichen Integrität, wenn sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier zusammentun und gemeinsam mit der jungen Generation den Druck auf die Politik erhöhen.“[18]

Der Physiker Christian Thomsen(w) weist auf einen Prozess der Annäherung und des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Gesellschaft in der Citizen Science(w) (Bürgerwissenschaft) hin. „Das Wissenschaftssystem hat sich nicht nur geöffnet und erklärt sich, sondern erhebt auch die Stimme auf Demonstrationen, lädt Vertreter aus der Zivilgesellschaft ein, um gemeinsam Forschungsfragen zu erarbeiten, oder diskutiert öffentlich und kontrovers mit Politikern.“ Thomsen sieht das Problem eines Glaubwürdigkeitsverlusts bei Wissenschaftlern, die sich grober Vereinfachung von wissenschaftlichen Sachverhalten inhaltlich anschließen. Daraus lasse sich „eine feine akademische Zurückhaltung bei politisch zu entscheidenden Sachverhalten wie etwa dem Klimawandel oder dem Brexit“ jedoch nicht ableiten. Im Gegenteil gelte es, dazu Stellung zu beziehen, um dem „Ignorieren von Wissenschaft durch Politik“ entgegenzuwirken – trotz der „Risiken für das akademische Wohlbefinden“. Angesichts der zunehmenden Bedeutung, die neue Medien(w) und soziale Netzwerke(w) als Informationsquellen insbesondere unter jungen Leuten haben, befürwortet Thomsen auch „Twitter und Co.“ als Medien erfolgreicher Wissenschaftskommunikation(w).[19]

Der Soziologe Gil Eyal hält diesem optimistischen Resümee entgegen, dass agesichts der großen Krisen Anfang des 21. Jahrhunderts durch entfesselte Finanzwirtschaft, Klimawandel und COVID-19-Pandemie(w) in den Industriegesellschaften verstärkt auch eine auftretende Skepsis gegenüber der Wissenschaft festzustellen sei, die teilweise auch offen umschlagen würde in eine wissenschafts- und aufklärungsfeindliche Haltung.[20]

Einteilung der Wissenschaften

Vorlage:Einteilung Wissenschaft Aristoteles

Bereits Aristoteles gliederte die Wissenschaft in Teilbereiche, so genannte Einzelwissenschaft(w)en. Dabei hielt er die Geometrie und Arithmetik für ungeeignet sich mit Lebewesen wissenschaftlich zu befassen. Die klassische neuzeitliche Aufteilung folgt unterschiedlichen Gesichtspunkten. Dem Ziel nach als rein theoretische (Methodenlehre, Grundlagenforschung) oder praktisch angewandte Wissenschaft oder der Erkenntnisgrundlage nach (empirischen) Erfahrungs- oder (rationale) Vernunftwissenschaften. Die Einteilung der Wissenschaft ist insbesondere für organisatorische Zwecke (Fakultäten(w), Fachbereiche) und für die systematische Ordnung von Veröffentlichungen von Bedeutung (z. B. Dewey Decimal Classification(w), Universelle Dezimalklassifikation(w)).

Vermehrt gibt es die Bestrebung, disziplinübergreifende Bereiche zu etablieren und so Erkenntnisse einzelner Wissenschaften gewinnbringend zu verknüpfen.

Differenzierung

Die Unterscheidung in Natur-(w), Geistes- und Sozialwissenschaften(w) ist verbreitet. Die Natur- und Sozialwissenschaften werden oft als empirische Wissenschaften (englisch(w) science) bezeichnet und den Geisteswissenschaften (englisch(w) humanities) nach Gegenstand und Methode entgegengesetzt. Mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung und Differenzierung kamen immer neuere Wissenschaftszweige hinzu, die eine Klassifizierung erschweren. Die verschiedenen zweckgebundenen Einteilungen sind nicht mehr einheitlich. Bei zunehmendem Trend zur weiteren Spezialisierung ist die gegenwärtige Situation sehr dynamisch und kaum überschaubar geworden. Historisch gesehen sind einzelne Bereiche aus der Philosophie entstanden. So waren insbesondere Naturphilosophie(w) und Naturwissenschaft lange Zeit in der Naturkunde(w) eng verbunden.

Normierte Klassifikationen

Aus dem Bedürfnis heraus, Daten über Forschungseinrichtungen, Forschungsergebnisse statistisch zu erheben und international vergleichbar zu machen, gibt es Versuche, die verschiedenen Wissenschaften zu klassifizieren. Eine der für Statistiker verbindlichen Systematiken der Wissenschaftszweige ist die 2002 von der OECD(w) festgesetzte Fields of Science and Technology(w) (FOS).

Machtaspekte

Machtbalancen in Gesellschaft und Wissenschaft

Die Generierung(w), Kommunikation(w) und Rezeption(w) von Wissen(w) ist sowohl gesellschaftlich(w) als auch innerhalb der Wissenschaften ein bedeutender Machtfaktor.(w) Im Ringen um Machtbalance(w)n geht es für die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen(w) und ihre Vertreter(w) um wissens- und wissenschaftsbezogene Geltungs- und Führungsansprüche in Gesellschaft und Wissenschaften.[21][22][23]

Dabei sind Wissen und Nichtwissen nicht einfach Gegensätze(w), die einander ausschließen. Die Erzeugung von Wissen und Nichtwissen sind in vielschichtiger Weise eng und konstitutiv miteinander verflochten. Weil wissenschaftliche Beobachtung immer selektiv und an Perspektive(w)n gebunden ist, werden dadurch „andere Möglichkeiten des Beobachtens(w) (und damit des Wissensgewinns) de facto ausgeschlossen“.[24]

Neben bewussten Machtstrategien gibt es auch psychische(w) Barrieren gegen Erkenntnis, wie etwa unbewusste(w) psychische Widerstände oder Verdrängung(w) beispielsweise aufgrund von Ängsten(w), Traumata(w) oder gesellschaftlichen Tabu(w)s.[25]

Barrieren gegen wissenschaftliche Erkenntnis werden auch als erkenntnistheoretische Ignoranz(w),[25] Rezeptionssperre,[26][27][28][29], blinde Flecken[30][31][32] oder Semmelweis-Reflex bzw. Effekt(w)[33][34] bezeichnet.

Leitwissenschaft

Eine Leitwissenschaft ist eine Wissenschaft, „die sich selbst als solche versteht und von führenden Kreisen der Politik(w), der Wirtschaft(w) und der Kultur(w) als solche und akzeptiert(w) wird“. Mit dem Anspruch sind „immer Forderungen verbunden, Positionen, Relationen und Gewichtungen im Kosmos der Wissenschaften zu verändern“.[35]

In Mittelalter(w) und früher Neuzeit(w) galt die Theologie(w) als unbestrittene Leitwissenschaft. Im 18. Jahrhundert wurde sie von der Philosophie(w) abgelöst, die in diese Zeit auch die Natur-(w) und Geisteswissenschaften umfasste. Im 20./21. Jahrhundert erheben viele verschiedene Wissenschaften den Anspruch, eine Leitwissenschaft zu sein – dazu zählen Soziologie(w), Physik(w), Biologie(w), Ökonomie(w) oder Neurowissenschaften(w).[35][36][37][38]

Siehe auch

 Portal: Wissenschaft – Übersicht zu Imedwiki-Inhalten zum Thema Wissenschaft

Literatur

  • Karel Lambert, Gorden G. Brittan Jr.: An Introduction to the Philosophy of Science. Englewood Cliffs 1970. – Dt.: Eine Einführung in die Wissenschaftsphilosophie, Berlin / New York, 1991.
  • Alan Chalmers(w): Wege der Wissenschaft: Einführung in die Wissenschaftstheorie. Springer, 2001
  • Martin Carrier(w): Wissenschaftstheorie zur Einführung. Hamburg 2006.

Weblinks

 Commons: Wissenschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Wissenschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikinews: Wissenschaft – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge(w), Alfred Götze(w): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache(w). 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka(w), De Gruyter, Berlin/ New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 864 f.
  2. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Aufl., Mannheim, 1994.
  3. Artikel „Wissenschaft“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. 11. Aufl., Leipzig 1975.
  4. Martin Carrier, Lexikon der Philosophie, Reclam, Stuttgart, 2011 S. 312.
  5. BVerfGE 35, 79 (112)
  6. Julius Pokorny: Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch Bern/Wien 1859; überarbeitete Fassung von 2007, S. 1125.
  7. Meineke, Birgit: Althochdeutsche -scaf(t)-Bildungen. Studien zum Althochdeutschen. Bd. 17. Göttingen 1991, S. 118ff.
  8. Gundolf Keil: Medizinische Bildung und Alternativmedizin. In: Winfried Böhm(w), Martin Lindauer(w) (Hrsg.): „Nicht Vielwissen sättigt die Seele“. Wissen, Erkennen, Bildung, Ausbildung heute. (= Drittes Symposium der Universität Würzburg.) Ernst Klett, Stuttgart 1988, ISBN 3-12-984580-1, S. 245–271; hier: S. 246.
  9. Akademien der Wissenschaften Schweiz: Wissenschaftliche Integrität – Grundsätze und Verfahrensregeln
  10. Karoline Rotzoll: Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten. Archiviert vom Original am 21. Oktober 2017; abgerufen am 1. Dezember 2020.
  11. Dieter Haller(w) (Text), Bernd Rodekohr (Illustrationen): Dtv-Atlas Ethnologie. 2. Auflage. dtv, München 2010, S. 135.
  12. Was ist Wissenschaft? Bundesverband für Bildung, Wissenschaft und Forschung e. V., abgerufen am 12. Januar 2019.
  13. D. Miller: Out of Error, Kapitel 2, Abschnitt 2+4
  14. D. Stove: Popper and After: Four Modern Irrationalists. Macleay Press, Sydney, 1998. Reprint als: D. Stove: Scientific Irrationalism: Origins of a Postmodern Cult, S. 94 und 95
  15. Ernst Gellner, Helmut Seiffert: Relativismus (1), Paul Feyerabend, Helmut Seiffert: Relativismus (2). In: Helmut Seiffert, Gerard Radnitzky: Handlexikon der Wissenschaftstheorie. Ehrenwirth Verlag, München 1989, Nachdruck dtv Deutscher Taschenbuch-Verlag 1992. ISBN 3-431-02616-8. auf Seite 287–296.
  16. „Als Produzent wissenschaftlicher Einsichten weiß und betont man, wie begrenzt ihre Aussagekraft häufig ist, wie bestreitbar und relativ, nämlich abhängig von den gewählten Begriffen und Untersuchungsmethoden.“
  17. Jürgen Kocka(w): Forscher werdet nicht zu Propagandisten! Wissenschaftler sollen sich politisch engagieren, aber dabei nicht ihre Regeln verletzen. Petitionen und Protest führen zu groben Vereinfachungen. Ein Plädoyer. In: Der Tagesspiegel(w), 2. Oktober 2019; abgerufen am 16. Oktober 2016.
  18. Jutta Allmendinger(w) und Harald Wilkoszewski: Sagt was! Wissenschaft kann heute nicht unpolitisch sein Ein Aufruf zu gesellschaftlich engagierter Forschung. In: Der Tagesspiegel(w), 2. Oktober 2019, S. 25. Onlineversion; abgerufen am 16. Oktober 2016.
  19. Christian Thomsen(w): Warum die Wissenschaft laut sein muss. Unis for Future: Wo Wissenschaft sich fachlich und sachlich einmischt, kann sich Politik nicht entziehen. In: Der Tagesspiegel(w), 11. Oktober 2019, S. 22. Onlineversion unter abweichendem Titel; abgerufen am 16. Oktober 2016.
  20. Die Krise der Expertise von Gil Eyal, Edition Patrick Frey, 2021, ISBN 978-3-90723-622-2.
  21. Uta Schimank: Wissenschaft als gesellschaftliches Teilsystem. In: Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart (Hrsg.): Handbuch Wissenschaftssoziologie. Wiesbaden 2012, S. 113–125.
  22. Eva Barlösius: Wissenschaft als Feld. In: Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart (Hrsg.): Handbuch Wissenschaftssoziologie. Wiesbaden 2012, S. 125–136.
  23. Heinrich Zankl: Kampfhähne der Wissenschaft: Kontroversen und Feindschaften. Weinheim 2010.
  24. Stefan Böschen, Peter Wehling: Neue Wissensarten: Risiko und Nichtwissen. In: Sabine Maasen, Mario Kaiser, Martin Reinhart (Hrsg.): Handbuch Wissenschaftssoziologie. Wiesbaden 2012, S. 317–328.
  25. 25,0 25,1 Nora Ruck, Alexandra Rutherford, Markus Brunner, Katharina Hametner: Scientists as (not) Knowing Subjects: Unpacking Standpoint Theory and Epistemological Ignorance from a Psychological Perspective. In: Kieran C. O'Doherty, Lisa M. Osbeck, Ernst Schraube, Jeffery Yen (Hrsg.): Psychological Studies of Science and Technology. Cham 2019, S. 127–148.
  26. Milena Wazeck: Einsteins Gegner: Die öffentliche Kontroverse um die Relativitätstheorie in den 1920er Jahren. Frankfurt a. M. 2009, S. 113.
  27. Helmut Schrey: Anverwandlung und Originalität. Komparatistische Studien vor anglistischem Hintergrund. Duisburg 1992, S. 81.
  28. Carolin Länger: Im Spiegel von Blindheit: eine Kultursoziologie des Sehsinnes. Stuttgart 2002, S. 104.
  29. Andrea D. Bührmann: Die Politik des Selbst. Rezeptionssperren und produktive Aneignungen der Foucault’schen Studien zur Gouvernementalität. In: Cilja Harders, Heike Kahlert, Delia Schindler (Hrsg.): Forschungsfeld Politik. Geschlechtskategoriale Einführung in die Sozialwissenschaften. Wiesbaden 2005, S. 175–192.
  30. Günter Schulte: Der blinde Fleck in Luhmanns Systemtheorie. Münster 2013.
  31. Désirée Waterstradt: Elternschaft als blinder Fleck. Herausforderungen auf dem Weg zu einer kritischen Elternschaftsforschung. In: Soziologische Revue. Band 41, Nr. 3, 2018, S. 400–418.
  32. Rebecca Höhr: Blinde Flecken in der Mathematik. Eine explorative Studie zur Betrachtung mathematischer Kompetenzen im interkulturellen Vergleich. Wiesbaden 2020.
  33. Eckart von Hirschhausen: Die Semmelweis-Reflex-Starre. In: Spektrum. 9. Oktober 2014, abgerufen am 12. Januar 2021.
  34. Karin C. VanMeter, Robert J. Hubert, William G. VanMeter: Microbiology for the Healthcare Professional. Maryland Heights, Missouri 2010, S. 201.
  35. 35,0 35,1 Peter Rusterholz: Was sind Leitwissenschaften? Weshalb gibt es sie? Oder sollte es sie gar nicht geben? In: Peter Rusterholz, Ruth Meyer Schweizer, Sara Margarita Zwahlen (Hrsg.): Aktualität und Vergänglichkeit der Leitwissenschaften. Bern 2009, S. 7–16.
  36. Tobias Becker: Soziologen-Hype: Die Rückkehr der Taxifahrer. In: Spiegel. 1. Oktober 2020, abgerufen am 12. Januar 2020.
  37. Sibylle Anderl: Wissenschaftsphilosophie: Forschung über Wahrheiten. In: FAZ. 22. März 2013, abgerufen am 12. Januar 2020.
  38. Jan Georg Plavec: Kommunikationswissenschaft: Die Macht der Begriffe. In: Stuttgarter Zeitung. 17. Mai 2019, abgerufen am 12. Januar 2020.
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