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Kategorie:Das Treppauf-Treppab-Triptrap

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Das Treppauf-Treppab-Triptrap

Das Treppauf-Treppab-Triptrap ist ein rosenkreuzerisches Heilmärchen von Joachim Stiller.

Tim wohnte mit seinen Eltern und einer ganzen Reihe Bediensteter in einem großen Schloss am Rande eines großen Waldes, mitten auf dem Land. Es war ein wirklich großes Schloss mit vielen Erkern, Winkeln, Zinnen und Türmchen, und natürlich auch mit geheimen Gängen und verbotenen Zimmern, die kaum jemand je zu Gesicht bekam, geschweige denn, betreten würde . Tim hatte viel Phantasie. Überall im Schloss sah er unheimliche Gestalten und oft genug begab er sich im Schloss auf die Suche nach unbekannten Räumen. Vielleicht würde er ja irgendwann einmal einen echten Schatz finden, der irgendwo versteckt sein sollte. An seinem neunten Geburtstag ging er wieder einmal auf die Suche und so stromerte er gedankenverloren durch das Schloss. Da führte ihn der Weg in einen Teil des Schlosses, den er noch nicht kannte. Er stieg Treppen hinauf und Treppen hinunter, und plötzlich hörte er eine ganz feine Stimme rufen, das sauste auch schon auf einer der Treppen etwas unbekanntes an Tim vorbei: „Platz da“, rief die Stimme, „ich habe keine Zeit zu verlieren.“ Und, husch husch, war die Erscheinung auch schon verschwunden. Tim lauschte, aber es war alles ganz still. Er wollte weitergehen, da hörte er die Stimme schon wieder, diesmal aus einer ganz anderen Richtung. Und, potz Blitz, da kam die Erscheinung schon wieder vorbeigesaust.

„Halt, warte,“ rief Tim, als plötzlich vor ihm ein kleines Männlein stand.

„Wer ruft mich, ich habe keine Zeit.“

„Ich bin Tim,“ sagte Tim, „ich wohne in diesem Schloss.“

„So, so,“ rief das Männlein mit einer wundersamen, glockenhellen Stimme. „Ich kenne keinen Tim.“

„Das macht nichts,“ entgegnete Tim. „Aber wer, um alles in der Welt bist Du, und wie heißt Du?“

„Oh, du fragst mich nach meinem Namen? Ich bin das Treppauf-Treppab-Triptrap. Und da Du mich nach meinem Namen gefragt hast, muss ich Dir von nun an immer zu Diensten sein. Du brauchst mich nur zu rufen. Jetzt habe ich aber keine Zeit mehr.“ Und schwups, da sauste das Treppauf-Treppab-Triptrap auch schon über die Treppen davon.

Eine Woche später zog es Tim wieder in diesen Teil des Schlosses. Er stieg wieder die Treppen hinauf und hinunter. Tim lauschte zwischendurch immer wieder nach dem sonderbaren Männlein, aber es war alles ganz still. Plötzlich kam er an den Fuß einer langen Treppe, die in einen der Türme führte. Vorsichtig stieg er hinauf, und ganz oben stand er vor einer verschlossen Tür. Tim lauschte wieder, aber es war nichts zu hören. Er öffnete die Tür und trat in den Raum. Der Raum, eine Art Kammer, war erfüllt von dem Lichtschein eines in der Mitte lodernden Herdfeuers, über dem ein Kessel hing, in dem irgend etwas kochte. Tim blieb wie angewurzelt stehen. Da sah er hinter dem Feuer eine alte Hexe, die sich nach ihm Umdrehte. „Ah, ein kleiner Junge, wie appetitlich.“

Die Hexe erhob ihren Zauberstab und richtete ihn auf Tim, murmelte ein paar Worte und ein Blitz verwandelte Tim in ein Stück Holz. Er konnte sich nun nicht mehr bewegen.

„Hey, alte Hexe,“ rief Tim, „lass mich sofort los.“

„Oh, mein Bübchen, ich werde Dich kleinhacken, und dann kommst Du in mein Süppchen.“

Da fing Tim bitterlich an zu weinen. Er flehte die Hexe an: „Bitte, lass mich frei, ich tue auch, was Du willst.“

„Na gut,“ sagte die Hexe. „Wenn Du mir eine Frage beantwortest, bist Du frei.“

Da hörte Tim auf zu weinen und er sagte: „Und wie lautet die Frage? Ich werde Dir jede Frage beantworten.“

„Mein Bübchen, verrate mir, wie viele Treppenstufen das Schloss hat, dann bist Du frei. Ich wette aber, dass Du diese Frage niemals beantworten kannst. Nun, was ist?“

Tim überlegte. Nein, er wusste die Antwort nicht. Aber plötzlich kam ihm eine Idee. Er wollte das kleine Männlein von letzter Woche rufen und es bitten, ihm zu helfen. Und so rief er, so laut er nur konnte: „Treppauf-Treppab-Triptrap, wo bist Du, ich brauche Deine Hilfe.“ Noch im selben Augenblick stand das kleine Männlein vor ihm, so schnell war es herbeigeeilt. „Platz da – ich habe keine Zeit – sehr zu Diensten – wer ruft mich – was kann ich tun?“

„Ich brauche Deine Hilfe,“ sagte Tim zu dem kleinen Männlein und erklärte ihm die ganze Situation. „Weißt Du vielleicht die Antwort auf die Frage, wie viele Treppenstufen das Schloss hat?“

„Nichts leichter als das, ich brauche sie nur zu zählen, bin gleich wieder da.“ Und das sauste das Treppauf-Treppab-Triptrap auch schon los. Nur wenige Augenblicke später stand es wieder von Tim. „Ich habe alle Treppenstufen Treppauf und Treppab gezählt, es sind 2345.“ Da stampfte die Hexe vor Wut mit dem Fuß auf. „Das hat Dir der Teufel gesagt.“ Es gab eine große Rauchwolke, und im selben Augenblick war die Hexe verschwunden. Auch die seltsame Kammer war verschwunden und es sah nur noch so aus, wie auf einem ganz gewöhnlichen Dachboden. Auch Tim war nicht mehr in ein Stück Holz verwandelt, sondern war wieder der, der er vorher auch war, ein kleiner Junge von gerade einmal neun Jahren. Das Treppauf-Treppab-Triptrap war inzwischen ebenfalls wieder verschwunden. Tim stieg nun die Treppe herunter, und begab sich wieder in den Teil des Schlosses, den er besser kannte. So ging für ihn das Abenteuer dieses Tages zu ende. (2009)

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