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== Temperamente und Pädagogik ==
 
== Temperamente und Pädagogik ==
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{{GZ|Was ist das? Das ist auch eine Charakterisierung der vier Temperamente.
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"Was ist das? Das ist auch eine Charakterisierung der vier Temperamente.
 
Die melancholischen Kinder sind in der Regel schlank und
 
Die melancholischen Kinder sind in der Regel schlank und
 
dünn; die sanguinischen sind die normalsten; die, welche die Schultern
 
dünn; die sanguinischen sind die normalsten; die, welche die Schultern
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um ein wünschbares Lebensziel mit ihm zu erreichen, so daß aus
 
um ein wünschbares Lebensziel mit ihm zu erreichen, so daß aus
 
dem Temperament das Allerbeste wird und die Kinder mit Hilfe des
 
dem Temperament das Allerbeste wird und die Kinder mit Hilfe des
Temperaments das Lebensziel erreichen?|295|28}}
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Temperaments das Lebensziel erreichen?" (Rudolf Steiner: GA 295, S.28)
 
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=== Die Erziehung des Kindes ===
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{{GZ|Wenn wir uns das alles vorhalten, so werden wir sehen, daß in dem Lenken und Leiten der Temperamente eine bedeutsame Aufgabe der Lebenspraxis liegt. Aber um die Temperamente zu leiten, ist der Grundsatz zu beachten, daß immer mit dem gerechnet werden muß, was da ist, nicht mit dem, was nicht da ist. Hat ein Kind ein sanguinisches Temperament, so können wir ihm nicht dadurch in der Entwicklung weiterhelfen, daß wir Interesse hineinprügeln wollen; man kann nicht ihm einbleuen etwas anderes, als was eben sein sanguinisches Temperament ist. Wir sollen nicht fragen: Was fehlt dem Kinde, was sollen wir ihm einprügeln? - sondern wir sollen fragen: Was hat ein sanguinisches Kind in der Regel? Und damit müssen wir rechnen. In der Regel werden wir eines finden, ein Interesse kann immer erregt werden; das Interesse für irgendeine Persönlichkeit, wenn das Kind auch noch so flatterhaft ist. Wenn wir die richtige Persönlichkeit nur sind, oder wenn wir ihm die richtige Persönlichkeit beigesellen können, so tritt das Interesse schon auf. Nur auf dem Umwege der Liebe zu einer Persönlichkeit kann beim sanguinischen Kinde Interesse auftreten. Mehr als jedes andere Temperament braucht das sanguinische Kind Liebe zu einer Persönlichkeit. Alles muß getan werden, daß bei einem solchen Kinde die Liebe erwache. Liebe ist das Zauberwort. Wir müssen sehen, was da ist. Wir müssen sehen, allerlei Dinge in die Umgebung des Kindes zu bringen, von denen man doch bemerkt hat, daß es tieferes Interesse daran hat. Diese Dinge muß man zum Sanguiniker sprechen lassen, muß sie auf das Kind wirken lassen, muß sie ihm dann wieder entziehen, damit das Kind sie wieder begehrt, und sie ihm von neuem geben. Man muß sie so auf das Kind wirken lassen, wie die Gegenstände der gewöhnlichen Welt auf das sanguinische Temperament wirken.
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Beim cholerischen Kinde gibt es auch einen Umweg, durch den die Entwicklung immer zu leiten ist. Hier heißt das, was die Erziehung sicher leitet: Achtung und Schätzung einer Autorität. Hier handelt es sich nicht um ein Beliebt¬machen durch die persönlichen Eigenschaften, wie beim sanguinischen Kinde, sondern es kommt darauf an, daß das cholerische Kind immer den Glauben hat, daß der Erzieher die Sache versteht. Man muß zeigen, daß man in den Dingen Bescheid weiß, die um das Kind vorgehen. Man darf sich nicht eine Blöße geben. Das Kind muß immer den Glauben erhalten, daß der Erzieher die Sache kann, sonst hat er sofort verspielt. Ist Liebe zur Persönlichkeit das Zaubermittel beim sanguinischen Kinde, so Achtung und Schätzung des Wertes einer Person das Zauberwort beim cholerischen Kinde. Ihm müssen besonders solche Gegenstände in den Weg geführt werden, die ihm Widerstand entgegensetzen. Widerstände, Schwierigkeiten müssen ihm in den Weg gelegt werden. Man muß versuchen, ihm das Leben nicht so leicht zu machen.
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Das melancholische Kind ist nicht leicht zu leiten. Hier aber gibt es wieder ein Zaubermittel. Wie beim sanguinischen Kinde Liebe zur Persönlichkeit, beim cholerischen Schätzung und Achtung des Wertes des Erziehers die Zauberworte sind, so ist beim melancholischen Kinde das, worauf es ankommt, daß die Erzieher Persönlichkeiten sind, die im Leben in einer gewissen Weise geprüft sind, die aus einem geprüften Leben heraus handeln und sprechen. Das Kind muß fühlen, daß der Erzieher wirkliche Schmerzen durchgemacht habe. Lassen Sie das Kind merken an allen den hunderterlei Dingen des Lebens die eigenen Lebensschicksale. Das Mitfühlen mit dem Schicksale dessen, der um einen ist, wirkt hier erziehend. Auch hier beim Melancholiker muß man rechnen mit dem, was er hat. Er hat Schmerzfähigkeit, Unlustfähigkeit; die sitzen in seinem Innern, die können wir nicht ausprügeln. Aber wir können sie ablenken. Lassen wir ihn gerade im Außenleben berechtigten Schmerz, berechtigtes Leid erfahren, damit er kennenlernt, daß es Dinge gibt, an denen er Schmerz erleben kann. Das ist es, worauf es ankommt. Nicht soll man ihn zerstreuen: dadurch verhärten Sie seine Trübsinnigkeit, seinen Schmerz im Innern. Er soll sehen, daß es Dinge im Leben gibt, an denen man Schmerz erfahren kann. Wenn man es auch nicht zu weit treiben darf, so kommt es doch darauf an, daß an den äußeren Dingen Schmerz erregt wird, der ihn ablenkt.
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Der Phlegmatiker darf nicht einsam aufwachsen. Wenn es bei den anderen schon gut ist, Gespielen zu haben, so ist das besonders beim Phlegmatiker der Fall. Er muß Gespielen haben mit den mannigfaltigsten Interessen. Er kann erzogen werden durch das Miterleben der Interessen und möglichst vieler Interessen der anderen Persönlichkeiten. Wenn er sich gleichgültig verhält gegen das, was in der Umgebung ist, so kann sein Interesse angefacht werden dadurch, daß die Interessen der Gespielen, der Gesellen auf ihn wirken. Kommt es beim melancholischen Kinde auf das Miterleben des Schicksals einer anderen Persönlichkeit an, so beim phlegmatischen auf das Miterleben der Interessen seiner Gespielen. Nicht Dinge als solche wirken auf den Phlegmatiker; aber wenn sich die Dinge in anderen Menschen spiegeln, dann spiegeln sich diese Interessen in der Seele des phlegmatischen Kindes. Dann sollen wir beson¬ders darauf sehen, daß wir Gegenstände in seine Umgebung bringen, Ereignisse in seiner Nähe geschehen lassen, wo das Phlegma am Platze ist. Man muß das Phlegma auf die richtigen Gegenstände lenken, denen gegenüber man phlegmatisch sein darf.|57|292ff}}
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==== Wie kann man auf die Temperamente durch die Farben wirken ? ====
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{{GZ|Nehmen wir also an, ein Kind tritt einem im frühen Lebensalter als ein cholerisches Kind gegenüber. Es wird nicht erst ein
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Frage- und Antwortspiel brauchen, um darauf zu kommen, daß es
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sich um ein cholerisches Kind handelt, sondern es wird sich
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vielleicht dadurch schon zeigen, daß es furchtbar strampelt bei
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jeder Gelegenheit, daß es sich auf den Boden wirft, um sich
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schlägt. Alle diese Äußerungen sind die entsprechenden bei dem
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cholerischen Kinde.
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Nun wird man, wenn man Laie ist, wahrscheinlich glauben,
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daß man ein solches Kind bändigen kann, indem man es möglichst
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in eine beruhigende farbige Umgebung bringt. Das ist aber nicht
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wahr. Wenn Sie das cholerische Kind mit Blau umgeben oder mit
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blauen Kleidern anziehen, dann wird es gerade dadurch, daß es
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diese beruhigende blaue Farbe um sich hat, die es nicht stößt, sein
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cholerisches Temperament da hinein ausleben; es wird gerade
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noch z'widerer, polternder werden. Dagegen in einer Umgebung,
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in der es überall mit roter, mit der aufregenden roten Farbe
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umgeben sein wird — Sie wissen ja aus anderen Vorträgen, daß die Gegenfarbe die grüne ist, daß die grün-bläuliche Gegenfarbe hervorgerufen wird —, da muß sich das Kind innerlich, indem es
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fortwährend mit Rot umgeben wird, anstrengen, um innerlich die
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Gegenfarbe zu erleben und wird gerade nicht äußerlich aufgeregt.
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Also das Gleiche, das ist dasjenige, was bändigend auf ein aufgeregtes Kind wirkt.
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Auf der anderen Seite wird man auf ein melancholisches Kind
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gut wirken, wenn man es gerade veranlaßt, indem man es in eine
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blaue, grünlich-blaue Umgebung bringt, aus sich herauszugehen,
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also nicht etwa sich davor fürchtet, daß wenn man ihm eine
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beruhigende, eine zur Verehrung herausfordernde blaue oder
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blaugrüne Umgebung gibt, daß man es dadurch noch melancholischer macht. Hier handelt es sich darum, wirklich einzusehen, wie
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aus der Wesenheit des Menschen es folgt, daß man Gleiches mit
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Gleichem bekämpft. Sie sehen, es handelt sich überall darum, von
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der Wesenheit des Menschen auszugehen und mit der Erkenntnis,
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die man da gewinnt, ans Leben heranzukommen.
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Ich möchte aber ausdrücklich bemerken, daß es im allgemeinen
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nicht zu einer Schematisierung kommen soll, wenn man das Erziehungswesen als Kunst betrachtet, und daß daher schon diese
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Denkweise, die da auftritt, wenn man sagt: Wie kann man die
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Temperamente durch Farben beeinflussen und dergleichen - daß
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das schon wiederum so eine intellektuelle Systematisiererei zeigt.
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Wird das Erziehungswesen zur Kunst, dann kommt man nicht zu
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solchem intellektualistischen Schematisieren. Da wird man nicht,
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wenn es sich um die Farbe handelt, auf die Temperamente blicken,
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sondern da wird man im allgemeinen mehr darauf bedacht sein, ob
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das Kind ein aufgeregtes oder ein abgeregtes Kind ist. Es kann
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zum Beispiel auch vorkommen, daß ein unter Umständen phlegmatisches Kind auch in derselben Weise wie ein melancholisches
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Kind mit den Farben und dergleichen behandelt werden muß.
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Kurz, es wird sich darum handeln, daß man aus einer lebendigen
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Erziehungswissenschaft auch eine lebendige Erziehungskunst entwickle.|291a|443f}}
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=== Selbsterziehung des Erwachsenen ===
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Der [[Verstand]] kann bei der [[Selbsterziehung]] direkt nur wenig helfen. Es genügt nicht, das Richtige zu ''wissen'', sondern es muss ''getan'', d.h. regelmäßig ''geübt'' werden. Nur durch rhythmisch wiederholtes Üben kann der [[Ätherleib]] allmählich verwandelt werden:
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{{GZ|Auch die Selbsterziehung kann der Mensch hier in die Hand nehmen. Nicht dadurch kommt zum Beispiel der Sanguiniker zum Ziele, daß er sich sagt: Du hast ein sanguinisches Temperament, das mußt du dir abgewöhnen. - Der Verstand, direkt angewandt, ist auf diesem Gebiete oft ein Hindernis. Indirekt vermag er dagegen viel. Der Verstand ist hier die allerschwächste Seelenkraft. Bei stärkeren Seelenkräften, wie es die Temperamente sind, vermag der Verstand direkt sehr wenig, kann nur indirekt wirken. Der Mensch muß mit seinem Sanguinismus rechnen; Selbstermahnungen fruchten nicht. Es kommt darauf an, den Sanguinismus am rechten Orte zu zeigen. Wir können uns durch den Verstand Erlebnisse schaffen, für die das kurze Interesse des Sanguinikers berechtigt ist. Wenn wir also solche Verhältnisse auch noch so sehr im Kleinen herbeiführen, bei denen das kurze Interesse am Platze ist, so wird es schon hervorrufen, was nötig ist. Beim cholerischen Temperament, da ist es gut, solche Gegenstände zu wählen, durch den Verstand solche Verhältnisse herbeizuführen, bei denen es uns nichts hilft, daß wir toben, wo wir durch unser Toben uns selbst ad absurdum führen. Das melancholische Temperament soll nicht an den Schmerzen und Leiden des Lebens vorbeigehen, sondern soll sie gerade aufsuchen, soll mitleiden, damit sein Schmerz abgelenkt werde an die richtigen Gegenstände und Ereignisse. Sind wir Phlegmatiker, die keine Interessen haben, so ist es gut, daß wir uns möglichst viel mit recht uninteressanten Gegenständen beschäftigen, uns mit recht viel Quellen der Langweile umgeben, daß wir uns gründlich langweilen. Dann werden wir uns gründlich kurieren von unserem Phlegma, es uns gründlich abgewöhnen. So rechnet man mit dem, was da ist, und nicht mit dem, was nicht da ist.|57|294}}
      
== Tabelle ==
 
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