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| Schmelzwärme = 7,03<ref>G. G. Graf: ''Tin, Tin Alloys, and Tin Compounds.'' In: ''Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry.'' Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2005, {{DOI|10.1002/14356007.a27_049}}.</ref>
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| Schmelzwärme = 7,03<ref>G. G. Graf: ''Tin, Tin Alloys, and Tin Compounds.'' In: ''Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry.'' Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2005, {{DOI|10.1002/14356007.a27_049}}.</ref>
 
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'''Zinn''' ist ein [[chemisches Element]] mit dem [[Elementsymbol]] Sn ({{laS|''stannum''}}) und der [[Ordnungszahl]]&nbsp;50. Im [[Periodensystem]] steht es in der [[Periode-5-Element|5. Periode]] und in der 4. [[Hauptgruppe]], bzw. 14.&nbsp;[[Gruppe des Periodensystems|IUPAC-Gruppe]] oder [[Kohlenstoffgruppe]]. Das silberweiß glänzende und sehr weiche [[Schwermetalle|Schwermetall]] lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Zinn hat einen für Metalle sehr niedrigen [[Schmelzpunkt]]. Seine Hauptverwendung lag früher im Bereich der Herstellung von Geschirr, das von [[Zinngießer]]n innerhalb der städtischen Handwerkszünfte bis ins 19. Jahrhundert als weit verbreitete Gebrauchs- und Ziergegenstände Bestandteile der bürgerlichen Haushalte hergestellt wurden. Moderne Nutzung ist im Bereich von Elektrolöten sowie im Verzinnen von lebensmittelechten Konserven oder auch in der Medizin. Historisch hat der Mensch Zinn zuerst als Beimengung zum Kupfer als Legierungsmittel zur Herstellung der [[Bronze]] genutzt.<ref name="Mory_11">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn - Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S. 11.</ref>
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'''Zinn''' ist ein [[chemisches Element]] mit dem [[Elementsymbol]] Sn ({{laS|''stannum''}}) und der [[Ordnungszahl]]&nbsp;50. Im [[Periodensystem]] steht es in der [[Periode-5-Element|5. Periode]] und in der 4. [[Hauptgruppe]], bzw. 14.&nbsp;[[Gruppe des Periodensystems|IUPAC-Gruppe]] oder [[Kohlenstoffgruppe]]. Das silberweiß glänzende und sehr weiche [[Schwermetalle|Schwermetall]] lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Zinn hat einen für Metalle sehr niedrigen [[Schmelzpunkt]]. Seine Hauptverwendung lag früher im Bereich der Herstellung von Geschirr, das von [[Zinngießer]]n innerhalb der städtischen Handwerkszünfte bis ins 19. Jahrhundert als weit verbreitete Gebrauchs- und Ziergegenstände Bestandteile der bürgerlichen Haushalte hergestellt wurden. Moderne Nutzung ist im Bereich von Elektrolöten sowie im Verzinnen von lebensmittelechten Konserven oder auch in der Medizin. Historisch hat der Mensch Zinn zuerst als Beimengung zum Kupfer als Legierungsmittel zur Herstellung der [[Bronze]] genutzt.<ref name="Mory_11">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S. 11.</ref>
    
== Etymologie ==
 
== Etymologie ==
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=== Phöniker ===
 
=== Phöniker ===
Die Ausbreitung des Handels mit Zinn bestätigt ebenfalls seine frühe und weitreichende Nutzbarmachung. Es wurde zunächst aus Zentralasien mit Karawanen in die Gebiete des heutigen Vorderen Orients gebracht. Dort holte man sich das Zinnerz ab dem 3. Jahrtausend v.&nbsp;Chr. aus den Lagerstätten des alten Reiches [[Elam (Altertum)|Elam]] östlich des [[Tigris]] und aus den Bergen von [[Chorasan]] an der persischen Grenze zu [[Turkmenistan]] und [[Afghanistan]]. Von dort scheint man es in das Land der Pharaonen weitergeliefert zu haben. Die [[Phönizier]] haben wahrscheinlich auf dem Seeweg ebenfalls Verbindungen mit den zinnreichen indischen Inseln [[Malakka]] und [[Bangka]] gehabt, ohne dass dazu genaue Angaben zu machen sind. Im Mittelalter trat die Inselgruppe in intensivere Handelsbeziehungen zu den Venezianern. Später transportierten die Phöniker das Zinnerz mit ihren Schiffen entlang der spanischen und französischen Küstengebiete bis zu den Inseln in der Nordsee. Auf diesen Fahrten entdeckten sie auf den so genannten [[Zinninseln]], zu denen  möglicherweise die Insel [[Isle of Wight|Wight]] gehörte, und in den Bergen von Cornwall zinnreiche Gebiete, bauten diese ab und führten das Erz in andere Länder aus. In kleinerem Maße begann der Zinnerzabbau in handelsmöglichen Außmaßen auch in Frankreich (u. a. am Cap de l'Etain), in Spanien (Galizien) und in [[Etrurien]] (Cento Camerelle bei [[Campiglia Marittima]]).
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Die Ausbreitung des Handels mit Zinn bestätigt ebenfalls seine frühe und weitreichende Nutzbarmachung. Es wurde zunächst aus Zentralasien mit Karawanen in die Gebiete des heutigen Vorderen Orients gebracht. Dort holte man sich das Zinnerz ab dem 3. Jahrtausend v.&nbsp;Chr. aus den Lagerstätten des alten Reiches [[Elam (Altertum)|Elam]] östlich des [[Tigris]] und aus den Bergen von [[Chorasan]] an der persischen Grenze zu [[Turkmenistan]] und [[Afghanistan]]. Von dort scheint man es in das Land der Pharaonen weitergeliefert zu haben. Die [[Phönizier]] haben wahrscheinlich auf dem Seeweg ebenfalls Verbindungen mit den zinnreichen indischen Inseln [[Malakka]] und [[Bangka]] gehabt, ohne dass dazu genaue Angaben zu machen sind. Im Mittelalter trat die Inselgruppe in intensivere Handelsbeziehungen zu den Venezianern. Später transportierten die Phöniker das Zinnerz mit ihren Schiffen entlang der spanischen und französischen Küstengebiete bis zu den Inseln in der Nordsee. Auf diesen Fahrten entdeckten sie auf den so genannten [[Zinninseln]], zu denen  möglicherweise die Insel [[Isle of Wight|Wight]] gehörte, und in den Bergen von Cornwall zinnreiche Gebiete, bauten diese ab und führten das Erz in andere Länder aus. In kleinerem Maße begann der Zinnerzabbau in handelsmöglichen Außmaßen auch in Frankreich (u.&nbsp;a. am Cap de l'Etain), in Spanien (Galizien) und in [[Etrurien]] (Cento Camerelle bei [[Campiglia Marittima]]).
    
In der Bibel wird Zinn im 4. Buch Mose erstmals erwähnt {{Bibel|Numeri|31|22}}.
 
In der Bibel wird Zinn im 4. Buch Mose erstmals erwähnt {{Bibel|Numeri|31|22}}.
    
=== Griechen und Römer ===
 
=== Griechen und Römer ===
In den Epen [[Homer]]s sowie bei [[Hesiod]] tauchen Zinneinlagen als Schmuckornament an Streitwagen und Wehrschilden des [[Agamemnon]] sowie des [[Herakles]] auf; für [[Achilles]] werden zinnerne (wohl »verzinnte«) Beinschienen beschrieben.<ref>Homer: ''[[Ilias]]'' 18, 613.</ref> Durch [[Plautus]]  wird Zinn erstmals als Geschirr für Speisen erwähnt.<ref name="Mory_12">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn - Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S.&nbsp;12.</ref> Als Gebrauchsmetall für Geschirr war es bei den Griechen wohl nicht bekannt.<ref name="Mory_12" /> Das Zinn, das die Griechen für den Bronzeguss benutzten, stammte nach [[Herodot]] von den [[Kassiteriden]], deren geographische Lage diesem aber unbekannt war. Diese Inseln werden auch von [[Strabon]] erwähnt und beschrieben, der sie weit nördlich von Spanien lokalisiert, in der Nähe [[Britannien]]s.<ref>Strabon: ''Geografie.'' 3,5,14.</ref>
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In den Epen [[Homer]]s sowie bei [[Hesiod]] tauchen Zinneinlagen als Schmuckornament an Streitwagen und Wehrschilden des [[Agamemnon]] sowie des [[Herakles]] auf; für [[Achilles]] werden zinnerne (wohl »verzinnte«) Beinschienen beschrieben.<ref>Homer: ''[[Ilias]]'' 18, 613.</ref> Durch [[Plautus]]  wird Zinn erstmals als Geschirr für Speisen erwähnt.<ref name="Mory_12">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S.&nbsp;12.</ref> Als Gebrauchsmetall für Geschirr war es bei den Griechen wohl nicht bekannt.<ref name="Mory_12" /> Das Zinn, das die Griechen für den Bronzeguss benutzten, stammte nach [[Herodot]] von den [[Kassiteriden]], deren geographische Lage diesem aber unbekannt war. Diese Inseln werden auch von [[Strabon]] erwähnt und beschrieben, der sie weit nördlich von Spanien lokalisiert, in der Nähe [[Britannien]]s.<ref>Strabon: ''Geografie.'' 3,5,14.</ref>
    
Der römische Schriftsteller [[Plinius der Ältere|Plinius]] nannte Zinn in seiner Naturgeschichte ''plumbum album'' („weißes Blei“); [[Blei]] hingegen war ''plumbum nigrum'' („schwarzes Blei“). Er beschreibt daneben auch das Verzinnen von Kupfermünzen und berichtet von zinnernen Spiegeln und Ampullen und beschreibt, dass Bleiwasserrohre mit Zinnlegierung verlötet wurden.<ref name="Mory_12" /> Die hohe Nachfrage nach dem in der Alchemie dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]] zugeordneten Zinn<ref>Jörg Barke: ''Die Sprache der Chymie: am Beispiel von vier Drucken aus der Zeit zwischen 1574-1761.'' (= Germanistische Linguistik. 111). Tübingen 1991, S.&nbsp;385.</ref> wird sogar als ein Grund für die römische Besetzung [[Britannien]]s angeführt. In der südwestlichen Region [[Cornwall]] wurde von 2100 v.&nbsp;Chr. bis 1998 Zinnerz gefördert, in der Antike ein wichtiger Zinnlieferant des Mittelmeerraums und bis ins späte 19. Jahrhundert der größte der Welt. Im Lateinischen heißt Zinn ''stannum'', daher rührt auch das chemische Symbol&nbsp;(Sn).
 
Der römische Schriftsteller [[Plinius der Ältere|Plinius]] nannte Zinn in seiner Naturgeschichte ''plumbum album'' („weißes Blei“); [[Blei]] hingegen war ''plumbum nigrum'' („schwarzes Blei“). Er beschreibt daneben auch das Verzinnen von Kupfermünzen und berichtet von zinnernen Spiegeln und Ampullen und beschreibt, dass Bleiwasserrohre mit Zinnlegierung verlötet wurden.<ref name="Mory_12" /> Die hohe Nachfrage nach dem in der Alchemie dem [[Jupiter (Mythologie)|Jupiter]] zugeordneten Zinn<ref>Jörg Barke: ''Die Sprache der Chymie: am Beispiel von vier Drucken aus der Zeit zwischen 1574-1761.'' (= Germanistische Linguistik. 111). Tübingen 1991, S.&nbsp;385.</ref> wird sogar als ein Grund für die römische Besetzung [[Britannien]]s angeführt. In der südwestlichen Region [[Cornwall]] wurde von 2100 v.&nbsp;Chr. bis 1998 Zinnerz gefördert, in der Antike ein wichtiger Zinnlieferant des Mittelmeerraums und bis ins späte 19. Jahrhundert der größte der Welt. Im Lateinischen heißt Zinn ''stannum'', daher rührt auch das chemische Symbol&nbsp;(Sn).
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Während der Völkerwanderung erlahmte der bergmännische Abbau von Zinnerzen völlig. Nur wenige Kultgegenstände wurden noch gefertigt. Im Konzil von Reims (813) wird neben Gold und Silber ausdrücklich nur Zinn für die Herstellung solcher Gegenstände gestattet. Die Gräberfunde von Capetiennes bestätigen dies insofern, als es zur Zeit der ersten Kreuzzüge üblich war, Priester mit Zinnkelchen und Bischöfe wie auch Äbte mit Zinnkrummstäben beizusetzen.
 
Während der Völkerwanderung erlahmte der bergmännische Abbau von Zinnerzen völlig. Nur wenige Kultgegenstände wurden noch gefertigt. Im Konzil von Reims (813) wird neben Gold und Silber ausdrücklich nur Zinn für die Herstellung solcher Gegenstände gestattet. Die Gräberfunde von Capetiennes bestätigen dies insofern, als es zur Zeit der ersten Kreuzzüge üblich war, Priester mit Zinnkelchen und Bischöfe wie auch Äbte mit Zinnkrummstäben beizusetzen.
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Der Brauch, kleine Bildnisse aus Zinnlegierung, sogenannte [[Pilgerzeichen]], auf der Brust zu tragen, stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit der Kreuzzüge. Je nach Region waren dies in Mittel- und Südfrankreich St. Denis bzw. St Nicolas, in England der Heilige Thomas von Canterbury. Die von den palästinischen Pilgerorten heimgebrachten religiösen Münzen und Ampullen, kleinen Glöckchen und Pfeifen waren aus Zinn. Sie mussten nach anerkanntem Vollzug der Pilgerfahrt zur Abwendung eventuellen Missbrauchs in Flüsse und Seen geworfen werden.<ref name="Mory_13">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn - Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S. 13.</ref> Ab 1100 begann die Bevölkerung nach und nach an das bisher aus Ton und Holz bestehende Essgeschirr durch das stabilere Zinn zu ersetzen. Um 1200 begann in den größeren Städten die handwerkliche Verarbeitung des Zinns in [[Zinngießer]]eien.
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Der Brauch, kleine Bildnisse aus Zinnlegierung, sogenannte [[Pilgerzeichen]], auf der Brust zu tragen, stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit der Kreuzzüge. Je nach Region waren dies in Mittel- und Südfrankreich St. Denis bzw. St Nicolas, in England der Heilige Thomas von Canterbury. Die von den palästinischen Pilgerorten heimgebrachten religiösen Münzen und Ampullen, kleinen Glöckchen und Pfeifen waren aus Zinn. Sie mussten nach anerkanntem Vollzug der Pilgerfahrt zur Abwendung eventuellen Missbrauchs in Flüsse und Seen geworfen werden.<ref name="Mory_13">Ludwig Mory: ''Schönes Zinn Geschichte Formen und Probleme''. Bruckmann, München 1977, ISBN 3-7654-1416-6, S. 13.</ref> Ab 1100 begann die Bevölkerung nach und nach an das bisher aus Ton und Holz bestehende Essgeschirr durch das stabilere Zinn zu ersetzen. Um 1200 begann in den größeren Städten die handwerkliche Verarbeitung des Zinns in [[Zinngießer]]eien.
    
Lange nachdem Bronze durch [[Eisen]] verdrängt worden war ([[Eisenzeit]]), erlangte Zinn Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts durch die industrielle Herstellung von [[Weißblech]] von Neuem große Bedeutung.
 
Lange nachdem Bronze durch [[Eisen]] verdrängt worden war ([[Eisenzeit]]), erlangte Zinn Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts durch die industrielle Herstellung von [[Weißblech]] von Neuem große Bedeutung.
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Die bedeutendste Fördernation für Zinn ist China, gefolgt von Indonesien und Peru. In Europa ist Portugal der größte Produzent, wo es als Beiprodukt der VHMS Lagerstätte [[Mina de Neves Corvo|Neves Corvo]] gefördert wird.
 
Die bedeutendste Fördernation für Zinn ist China, gefolgt von Indonesien und Peru. In Europa ist Portugal der größte Produzent, wo es als Beiprodukt der VHMS Lagerstätte [[Mina de Neves Corvo|Neves Corvo]] gefördert wird.
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Kassiterit wurde von der US-Amerikanischen Börsenaufsicht [[United States Securities and Exchange Commission|SEC]] als so genanntes "conflict mineral" eingestuft,<ref>SEC, [http://www.sec.gov/rules/final/2012/34-67716.pdf Conflict Minerals - Final Rule (2012), S. 34f.] (PDF, 1,96 MB, engl.)</ref> dessen Verwendung für Unternehmen gegenüber der SEC berichtspflichtig ist. Als Grund hierfür werden die Produktionsorte im Osten des [[Demokratische Republik Kongo|Kongo]] angeführt, die von Rebellen kontrolliert werden und so im Verdacht stehen, bewaffnete Konflikte mitzufinanzieren.<ref>[http://www.sec.gov/news/press/2012/2012-163.htm SEC Adopts Rule for Disclosing Use of Conflict Minerals] (engl.), Zugriff am 3. September 2012.</ref>
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Kassiterit wurde von der US-Amerikanischen Börsenaufsicht [[United States Securities and Exchange Commission|SEC]] als so genanntes "conflict mineral" eingestuft,<ref>SEC, [http://www.sec.gov/rules/final/2012/34-67716.pdf Conflict Minerals Final Rule (2012), S. 34f.] (PDF, 1,96 MB, engl.)</ref> dessen Verwendung für Unternehmen gegenüber der SEC berichtspflichtig ist. Als Grund hierfür werden die Produktionsorte im Osten des [[Demokratische Republik Kongo|Kongo]] angeführt, die von Rebellen kontrolliert werden und so im Verdacht stehen, bewaffnete Konflikte mitzufinanzieren.<ref>[http://www.sec.gov/news/press/2012/2012-163.htm SEC Adopts Rule for Disclosing Use of Conflict Minerals] (engl.), abgerufen am 3. September 2012.</ref>
    
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== Nachweis ==
 
== Nachweis ==
Als qualitative [[Nachweisreaktion]] für Zinnsalze wird die [[Leuchtprobe]] durchgeführt: Die Lösung wird mit ca. 20%iger Salzsäure und Zinkpulver versetzt, wobei ''[[Naszierender Stoff|naszierender]] Wasserstoff'' frei wird. Der naszierende, atomare Wasserstoff reduziert einen Teil des Zinns bis zum [[Stannan]] SnH<sub>4</sub>. In diese Lösung wird ein [[Reagenzglas]] eingetaucht, das mit kaltem Wasser und [[Kaliumpermanganat]]<nowiki />lösung gefüllt ist; das Kaliumpermanganat dient hier nur als Kontrastmittel. Dieses [[Reagenzglas]] wird im Dunkeln in die nichtleuchtende Bunsenbrennerflamme gehalten. Bei Anwesenheit von Zinn entsteht sofort eine typisch blaue [[Fluoreszenz]], hervorgerufen durch SnH<sub>4</sub>.<ref name="Harry H. Binder" /><ref>Im ''Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie'' wird als Ursache der Leuchterscheinung eine – wahrscheinlich unzutreffende – Reduktion zu [[Zinn(II)-chlorid]] SnCl<sub>2</sub> genannt.<br>
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Als qualitative [[Nachweisreaktion]] für Zinnsalze wird die [[Leuchtprobe]] durchgeführt: Die Lösung wird mit ca. 20%iger Salzsäure und Zinkpulver versetzt, wobei ''[[Naszierender Stoff|naszierender]] Wasserstoff'' frei wird. Der naszierende, atomare Wasserstoff reduziert einen Teil des Zinns bis zum [[Stannan]] SnH<sub>4</sub>. In diese Lösung wird ein [[Reagenzglas]] eingetaucht, das mit kaltem Wasser und [[Kaliumpermanganat]]<nowiki />lösung gefüllt ist; das Kaliumpermanganat dient hier nur als Kontrastmittel. Dieses [[Reagenzglas]] wird im Dunkeln in die nichtleuchtende Bunsenbrennerflamme gehalten. Bei Anwesenheit von Zinn entsteht sofort eine typisch blaue [[Fluoreszenz]], hervorgerufen durch SnH<sub>4</sub>.<ref name="Harry H. Binder" /><ref>Im ''Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie'' wird als Ursache der Leuchterscheinung eine – wahrscheinlich unzutreffende – Reduktion zu [[Zinn(II)-chlorid]] SnCl<sub>2</sub> genannt.<br />
 
[[Gerhart Jander|Jander]], [[Ewald Blasius|Blasius]]: ''Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie.'' 2006, ISBN 3-7776-1388-6, S.&nbsp;499.</ref>
 
[[Gerhart Jander|Jander]], [[Ewald Blasius|Blasius]]: ''Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie.'' 2006, ISBN 3-7776-1388-6, S.&nbsp;499.</ref>
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=== Heutige Verwendung ===
 
=== Heutige Verwendung ===
Der Jahresweltverbrauch an Zinn liegt bei etwa 300.000&nbsp;t. Davon werden etwa 35&nbsp;% für [[Lot (Metall)|Lote]], etwa 30&nbsp;% für [[Weißblech]] und etwa 30&nbsp;% für [[Chemikalien]] und [[Pigment]]e eingesetzt. Durch die Umstellung der Zinn-Blei-Lote auf bleifreie Lote mit Zinnanteilen >&nbsp;95&nbsp;% wird der jährliche Bedarf um etwa 10&nbsp;% wachsen. Die Weltmarktpreise steigen in den letzten Jahren kontinuierlich. So wurden an der LME ([[London Metal Exchange]]) 2003 noch etwa 5000&nbsp;US-Dollar pro Tonne bezahlt, im Mai&nbsp;2008 jedoch bereits mehr als 24.000&nbsp;US-Dollar pro Tonne.<ref>London Metal Exchange: {{Webarchiv | url=http://www.lme.co.uk/tin.asp | wayback=20080514010630 | text=Tin Prices}} Abgerufen am 24.&nbsp;November&nbsp;2015.</ref> Die zehn größten Zinnverbraucher (2003) weltweit sind nach China auf Platz 1 die Länder USA, Japan, Deutschland, übriges Europa, Korea, übriges Asien, Taiwan, Großbritannien und Frankreich.
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Der Jahresweltverbrauch an Zinn liegt bei etwa 300.000&nbsp;t. Davon werden etwa 35 % für [[Lot (Metall)|Lote]], etwa 30 % für [[Weißblech]] und etwa 30 % für [[Chemikalien]] und [[Pigment]]e eingesetzt. Durch die Umstellung der Zinn-Blei-Lote auf bleifreie Lote mit Zinnanteilen >&nbsp;95 % wird der jährliche Bedarf um etwa 10 % wachsen. Die Weltmarktpreise steigen in den letzten Jahren kontinuierlich. So wurden an der LME ([[London Metal Exchange]]) 2003 noch etwa 5000&nbsp;US-Dollar pro Tonne bezahlt, im Mai&nbsp;2008 jedoch bereits mehr als 24.000&nbsp;US-Dollar pro Tonne.<ref>London Metal Exchange: {{Webarchiv | url=http://www.lme.co.uk/tin.asp | wayback=20080514010630 | text=Tin Prices}} Abgerufen am 24.&nbsp;November&nbsp;2015.</ref> Die zehn größten Zinnverbraucher (2003) weltweit sind nach China auf Platz 1 die Länder USA, Japan, Deutschland, übriges Europa, Korea, übriges Asien, Taiwan, Großbritannien und Frankreich.
    
Die weltweite Finanzkrise ab 2007 sowie ein schwaches Wirtschaftswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern setzte den Preis unter Druck. Im August 2015 sank der Preis je Tonne kurzfristig auf unter 14.000&nbsp;US-Dollar. Im Oktober 2015 hatte der Preis sich wieder leicht auf rund 16.000 US-Dollar erholt. Durch den starken US-Dollar kommt der günstige Preis nur teilweise in vielen Verbraucherländern an.<ref>[http://www.finanzen.net/rohstoffe/zinnpreis Zinnpreis je Tonne].</ref> Die weltweite Produktion lag 2011 bei rund 253.000 Tonnen von denen alleine 110.000 Tonnen in China gefördert worden sind, weitere 51.000 Tonnen stammten aus Indonesien. Aufgrund des relativ niedrigen Erlöses durch den Export von Zinn, verglichen mit Erdöl oder Erdgas beispielsweise, spielt es in den Produktionsländern keine besondere wirtschaftliche Rolle.
 
Die weltweite Finanzkrise ab 2007 sowie ein schwaches Wirtschaftswachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern setzte den Preis unter Druck. Im August 2015 sank der Preis je Tonne kurzfristig auf unter 14.000&nbsp;US-Dollar. Im Oktober 2015 hatte der Preis sich wieder leicht auf rund 16.000 US-Dollar erholt. Durch den starken US-Dollar kommt der günstige Preis nur teilweise in vielen Verbraucherländern an.<ref>[http://www.finanzen.net/rohstoffe/zinnpreis Zinnpreis je Tonne].</ref> Die weltweite Produktion lag 2011 bei rund 253.000 Tonnen von denen alleine 110.000 Tonnen in China gefördert worden sind, weitere 51.000 Tonnen stammten aus Indonesien. Aufgrund des relativ niedrigen Erlöses durch den Export von Zinn, verglichen mit Erdöl oder Erdgas beispielsweise, spielt es in den Produktionsländern keine besondere wirtschaftliche Rolle.
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Als Legierungsbestandteil wird Zinn vielfältig verwendet, mit Kupfer zu [[Bronze]] oder anderen Werkstoffen legiert. [[Nordisches Gold]], die Legierung der goldfarbigen Euromünzen, beinhaltet unter anderem 1&nbsp;% Zinn.
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Als Legierungsbestandteil wird Zinn vielfältig verwendet, mit Kupfer zu [[Bronze]] oder anderen Werkstoffen legiert. [[Nordisches Gold]], die Legierung der goldfarbigen Euromünzen, beinhaltet unter anderem 1 % Zinn.
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Als Bestandteil von Metall-Legierungen mit niedrigem Schmelzpunkt ist es unersetzlich. [[Lot (Metall)|Weichlot]] (sogenanntes [[Lot (Metall)|Lötzinn]]) zur Verbindung elektronischer Bauteile (beispielsweise auf [[Leiterplatte]]n) wird mit Blei (eine typische Mischung ist etwa 63&nbsp;%&nbsp;Sn und 37 %&nbsp;Pb) und anderen Metallen in geringerem Anteil legiert. Die Mischung schmilzt bei etwa 183&nbsp;°C. Seit Juli 2006 darf jedoch kein bleihaltiges Lötzinn in elektronischen Geräten mehr verwendet werden (siehe [[RoHS]]), man setzt nun bleifreie Zinnlegierungen mit Kupfer und Silber ein, z.&nbsp;B. Sn95.5Ag3.8Cu0.7 (Schmelztemperatur ca. 220&nbsp;°C).
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Als Bestandteil von Metall-Legierungen mit niedrigem Schmelzpunkt ist es unersetzlich. [[Lot (Metall)|Weichlot]] (sogenanntes [[Lot (Metall)|Lötzinn]]) zur Verbindung elektronischer Bauteile (beispielsweise auf [[Leiterplatte]]n) wird mit Blei (eine typische Mischung ist etwa 63 %&nbsp;Sn und 37 %&nbsp;Pb) und anderen Metallen in geringerem Anteil legiert. Die Mischung schmilzt bei etwa 183&nbsp;°C. Seit Juli 2006 darf jedoch kein bleihaltiges Lötzinn in elektronischen Geräten mehr verwendet werden (siehe [[RoHS]]), man setzt nun bleifreie Zinnlegierungen mit Kupfer und Silber ein, z.&nbsp;B. Sn95.5Ag3.8Cu0.7 (Schmelztemperatur ca. 220&nbsp;°C).
    
Da man aber diesen Legierungen nicht traut ([[Zinnpest]] und [[Whisker (Kristallographie)|„Tin whiskers“]]), ist bei der Fertigung elektronischer Baugruppen für Medizintechnik, Sicherheitstechnik, Messgeräte, Luft- u. Raumfahrt sowie für militärische/polizeiliche Verwendung der Einsatz bleifreien Lotes nicht zulässig.
 
Da man aber diesen Legierungen nicht traut ([[Zinnpest]] und [[Whisker (Kristallographie)|„Tin whiskers“]]), ist bei der Fertigung elektronischer Baugruppen für Medizintechnik, Sicherheitstechnik, Messgeräte, Luft- u. Raumfahrt sowie für militärische/polizeiliche Verwendung der Einsatz bleifreien Lotes nicht zulässig.
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== Verbindungen ==
 
== Verbindungen ==
Zinnverbindungen kommen in den [[Oxidationsstufe]]n +II und +IV vor. Zinn(IV)-Verbindungen sind stabiler, da Zinn ein Element der IV. Hauptgruppe ist und zudem der [[Effekt des inerten Elektronenpaares]] noch nicht so stark ausgeprägt ist wie bei den schwereren Elementen dieser Gruppe, z.B. dem Blei. Zinn(II)-Verbindungen lassen sich deshalb leicht in Zinn(IV)-Verbindungen umsetzen. Viele Zinnverbindungen sind anorganischer Natur, es ist aber auch eine Reihe von [[Zinnorganische Verbindungen|zinnorganischen Verbindungen]] (''Zinnorganylen'') bekannt.
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Zinnverbindungen kommen in den [[Oxidationsstufe]]n +II und +IV vor. Zinn(IV)-Verbindungen sind stabiler, da Zinn ein Element der IV. Hauptgruppe ist und zudem der [[Effekt des inerten Elektronenpaares]] noch nicht so stark ausgeprägt ist wie bei den schwereren Elementen dieser Gruppe, z.&nbsp;B. dem Blei. Zinn(II)-Verbindungen lassen sich deshalb leicht in Zinn(IV)-Verbindungen umsetzen. Viele Zinnverbindungen sind anorganischer Natur, es ist aber auch eine Reihe von [[Zinnorganische Verbindungen|zinnorganischen Verbindungen]] (''Zinnorganylen'') bekannt.
    
=== Oxide und Hydroxide ===
 
=== Oxide und Hydroxide ===
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Ludwig Mory, E. Pichelkastner, B. Höfler: ''Bruckmann´s Zinn-Lexikon.'' München 1977, {{Falsche ISBN|3-7654-1361-5}}.
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* Ludwig Mory, E. Pichelkastner, B. Höfler: ''Bruckmann’s Zinn-Lexikon.'' München 1977, {{Falsche ISBN|3-7654-1361-5}}.
 
* Vanessa Brett: ''Zinn.'' Herder, Freiburg 1983, ISBN 3-451-19715-4.
 
* Vanessa Brett: ''Zinn.'' Herder, Freiburg 1983, ISBN 3-451-19715-4.
 
* K. A. Yener, A. Adriaens, B. Earl, H. Özbal: ''Analyses of Metalliferous Residues, Crucible Fragments, Experimental Smelts, and Ores from Kestel Tin Mine and the Tin Processing Site of Göltepe, Turkey.'' In: P. T. Craddock, J. Lang (Hrsg.): ''Mining and Metal Production Through The Ages.'' The British Museum Press, London 2003, ISBN 0-7141-2770-1, S.&nbsp;181–197.
 
* K. A. Yener, A. Adriaens, B. Earl, H. Özbal: ''Analyses of Metalliferous Residues, Crucible Fragments, Experimental Smelts, and Ores from Kestel Tin Mine and the Tin Processing Site of Göltepe, Turkey.'' In: P. T. Craddock, J. Lang (Hrsg.): ''Mining and Metal Production Through The Ages.'' The British Museum Press, London 2003, ISBN 0-7141-2770-1, S.&nbsp;181–197.
    
== Weblinks ==
 
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{{Wikibooks|Praktikum Anorganische Chemie/ Zinn}}
 
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* archaeologie-online.de: [http://www.archaeologie-online.de/magazin/thema/montanarchaeologie/bergbau-mittelasien/seite-1/ Prähistorischer Bergbau auf Zinn und »Bronze« in Mittelasien.]
 
* archaeologie-online.de: [http://www.archaeologie-online.de/magazin/thema/montanarchaeologie/bergbau-mittelasien/seite-1/ Prähistorischer Bergbau auf Zinn und »Bronze« in Mittelasien.]
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