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{{Weiterleitungshinweis|Homo sapiens|Zu weiteren jeweiligen Bedeutungen siehe [[Mensch (Begriffsklärung)]] und [[Homo sapiens (Begriffsklärung)]].}}
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| Bildbeschreibung = [[Carl von Linné]], [[Lectotypus|nachträglich designierter Typus]] der [[Art (Biologie)|Art]] ''Homo&nbsp;sapiens''<!-- David Notton, Chris Stringer: ''Who is the type of Homo sapiens?'' [http://iczn.org/content/who-type-homo-sapiens online] auf den Seiten [[International Commission on Zoological Nomenclature]]. -->}}
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| Bildbeschreibung = [[Carl von Linné]], [[Wikipedia:Lectotypus|nachträglich designierter Typus]] der [[Wikipedia:Art (Biologie)|Art]] ''Homo&nbsp;sapiens''<!-- David Notton, Chris Stringer: ''Who is the type of Homo sapiens?'' [http://iczn.org/content/who-type-homo-sapiens online] auf den Seiten [[Wikipedia:International Commission on Zoological Nomenclature|International Commission on Zoological Nomenclature]]. -->}}
 
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Der '''Mensch''' ('''''Homo sapiens''''', [[latein]]isch für „verstehender, verständiger“ oder „weiser, gescheiter, kluger, vernünftiger Mensch“) ist nach der [[Systematik (Biologie)|biologischen Systematik]] eine [[Art (Biologie)|Art]] der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[Homo]]'' aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Menschenaffen]], die zur [[Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Primaten]] und damit zu den [[Höhere Säugetiere|höheren Säugetieren]] gehört. Allgemeine Eigenschaften der Menschen und besondere Formen menschlichen Zusammenlebens werden in der [[Anthropologie]], [[Ethnologie]] und [[Soziologie]] untersucht.
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Der '''Mensch''' ('''''Homo sapiens''''', [[latein]]isch für „verstehender, verständiger“ oder „weiser, gescheiter, kluger, vernünftiger Mensch“) ist nach der [[Wikipedia:Systematik (Biologie)|biologischen Systematik]] eine [[Wikipedia:Art (Biologie)|Art]] der [[Wikipedia:Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[Wikipedia:Homo|Homo]]'' aus der [[Wikipedia:Familie (Biologie)|Familie]] der [[Wikipedia:Menschenaffen|Menschenaffen]], die zur [[Wikipedia:Ordnung (Biologie)|Ordnung]] der [[Wikipedia:Primaten|Primaten]] und damit zu den [[Wikipedia:Höhere Säugetiere|höheren Säugetieren]] gehört. Allgemeine Eigenschaften der Menschen und besondere Formen menschlichen Zusammenlebens werden in der [[Wikipedia:Anthropologie|Anthropologie]], [[Wikipedia:Ethnologie|Ethnologie]] und [[Wikipedia:Soziologie|Soziologie]] untersucht.
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Im Laufe der [[Stammesgeschichte des Menschen]], der [[Hominisation]] und der [[Soziokulturelle Evolution|soziokulturellen Evolution]] haben sich Merkmale herausgebildet, welche die Voraussetzungen dafür bildeten, dass der Mensch ein in hohem Maße [[sozialisation]]s- und [[kultur]]abhängiges Wesen werden konnte. Dazu gehören eine lang andauernde [[Kindheit]], die Fähigkeit zum [[Spracherwerb]] und zu gemeinschaftlicher [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] sowie das Eingehen besonders komplexer sozialer [[Bindungstheorie|Bindungen]].
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Im Laufe der [[Wikipedia:Stammesgeschichte des Menschen|Stammesgeschichte des Menschen]], der [[Wikipedia:Hominisation|Hominisation]] und der [[Wikipedia:Soziokulturelle Evolution|soziokulturellen Evolution]] haben sich Merkmale herausgebildet, welche die Voraussetzungen dafür bildeten, dass der Mensch ein in hohem Maße [[Wikipedia:sozialisation|sozialisation]]s- und [[Wikipedia:kultur|kultur]]abhängiges Wesen werden konnte. Dazu gehören eine lang andauernde [[Wikipedia:Kindheit|Kindheit]], die Fähigkeit zum [[Wikipedia:Spracherwerb|Spracherwerb]] und zu gemeinschaftlicher [[Wikipedia:Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] sowie das Eingehen besonders komplexer sozialer [[Wikipedia:Bindungstheorie|Bindungen]].
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Durch ihr [[Bewusstsein]] erschließt sich den Menschen die zeitliche Dimension des [[Dasein]]s sowie ein [[Reflexion (Philosophie)|reflektiertes]] Verhältnis zu sich selbst. Daraus ergeben sich die eigene Existenz betreffende Fragen, wie zum Beispiel die nach der persönlichen [[Freiheit]], nach der menschlichen Stellung in der [[Natur]], nach [[moral]]ischen Grundsätzen des Zusammenlebens und einem [[Sinn des Lebens]]. Im Rahmen der Reflexion des Verhältnisses zu anderen Lebewesen haben viele Kulturen im Laufe der bisherigen [[Geschichte der Menschheit]] ein [[Menschenbild]] entwickelt, das die [[Menschheit]] von der Tierwelt absondert und dieser gegenüberstellt. Eine solche [[Krone der Schöpfung|Sonderstellung]] wurde etwa durch [[Schöpfung]]serzählungen begründet, die den Menschen einen separaten Ursprung zuschreiben, oder durch die Bestimmung des Menschen als [[Vernunft]]wesen. Sie findet aber auch in modernen Vorstellungen wie der der [[Menschenwürde]] einen Widerhall.
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Durch ihr [[Bewusstsein]] erschließt sich den Menschen die zeitliche Dimension des [[Wikipedia:Dasein|Dasein]]s sowie ein [[Wikipedia:Reflexion (Philosophie)|reflektiertes]] Verhältnis zu sich selbst. Daraus ergeben sich die eigene Existenz betreffende Fragen, wie zum Beispiel die nach der persönlichen [[Wikipedia:Freiheit|Freiheit]], nach der menschlichen Stellung in der [[Wikipedia:Natur|Natur]], nach [[Wikipedia:moral|moral]]ischen Grundsätzen des Zusammenlebens und einem [[Wikipedia:Sinn des Lebens|Sinn des Lebens]]. Im Rahmen der Reflexion des Verhältnisses zu anderen Lebewesen haben viele Kulturen im Laufe der bisherigen [[Wikipedia:Geschichte der Menschheit|Geschichte der Menschheit]] ein [[Wikipedia:Menschenbild|Menschenbild]] entwickelt, das die [[Wikipedia:Menschheit|Menschheit]] von der Tierwelt absondert und dieser gegenüberstellt. Eine solche [[Wikipedia:Krone der Schöpfung|Sonderstellung]] wurde etwa durch [[Wikipedia:Schöpfung|Schöpfung]]serzählungen begründet, die den Menschen einen separaten Ursprung zuschreiben, oder durch die Bestimmung des Menschen als [[Wikipedia:Vernunft|Vernunft]]wesen. Sie findet aber auch in modernen Vorstellungen wie der der [[Wikipedia:Menschenwürde|Menschenwürde]] einen Widerhall.
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Der Mensch ist die einzige [[rezent]]e Art der Gattung ''Homo''. Er ist in [[Afrika]] seit rund 300.000 Jahren [[fossil]] belegt<ref>{{cite journal|last1=Richter|first1=Daniel|last2=Grün|first2=Rainer|last3=Joannes-Boyau|first3=Renaud|last4=Steele|first4=Teresa E.|last5=Amani|first5=Fethi|last6=Rué|first6=Mathieu|last7=Fernandes|first7=Paul|last8=Raynal|first8=Jean-Paul|last9=Geraads|first9=Denis|last10=Ben-Ncer|first10=Abdelouahed|last11=Hublin|first11=Jean-Jacques|last12=McPherron|first12=Shannon P.|title=The age of the hominin fossils from Jebel Irhoud, Morocco, and the origins of the Middle Stone Age|journal=[[Nature]]|volume=546|issue=7657|year=2017|pages=293–296|issn=0028-0836|doi=10.1038/nature22335}}</ref> und entwickelte sich dort über ein als [[Archaischer Homo sapiens|archaischer ''Homo sapiens'']] bezeichnetes [[Mosaikform|evolutionäres Bindeglied]] vermutlich aus ''[[Homo erectus]]''. Weitere, jedoch deutlich jüngere fossile Belege gibt es für die Art aus allen [[Kontinent]]en außer [[Antarktika]]. Von den noch lebenden Menschenaffen sind die [[Schimpansen]] dem Menschen [[Phylogenese|stammesgeschichtlich]] am nächsten verwandt, vor den [[Gorillas]]. Die [[Weltbevölkerung]] des Menschen umfasste im Oktober 2018 rund 7,63 Milliarden Individuen.<ref>[https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2018/10/SWOP-2018_final_web-50.pdf UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2018.] (PDF) [[Deutsche Stiftung Weltbevölkerung]]. Abgerufen am 7. November 2018.</ref> Die Entwicklung [[Technologie|technologischer]] [[Zivilisation]] führte zu einem umfassenden [[anthropogen]]en Einfluss auf die [[Umwelt]] (fortschreitende [[Hemerobie]]), so dass vorgeschlagen wurde, das aktuelle [[Erdzeitalter]] ''[[Anthropozän]]'' zu nennen.
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Der Mensch ist die einzige [[Wikipedia:rezent|rezent]]e Art der Gattung ''Homo''. Er ist in [[Wikipedia:Afrika|Afrika]] seit rund 300.000 Jahren [[Wikipedia:fossil|fossil]] belegt<ref>{{cite journal|last1=Richter|first1=Daniel|last2=Grün|first2=Rainer|last3=Joannes-Boyau|first3=Renaud|last4=Steele|first4=Teresa E.|last5=Amani|first5=Fethi|last6=Rué|first6=Mathieu|last7=Fernandes|first7=Paul|last8=Raynal|first8=Jean-Paul|last9=Geraads|first9=Denis|last10=Ben-Ncer|first10=Abdelouahed|last11=Hublin|first11=Jean-Jacques|last12=McPherron|first12=Shannon P.|title=The age of the hominin fossils from Jebel Irhoud, Morocco, and the origins of the Middle Stone Age|journal=[[Wikipedia:Nature|Nature]]|volume=546|issue=7657|year=2017|pages=293–296|issn=0028-0836|doi=10.1038/nature22335}}</ref> und entwickelte sich dort über ein als [[Wikipedia:Archaischer Homo sapiens|archaischer ''Homo sapiens'']] bezeichnetes [[Wikipedia:Mosaikform|evolutionäres Bindeglied]] vermutlich aus ''[[Wikipedia:Homo erectus|Homo erectus]]''. Weitere, jedoch deutlich jüngere fossile Belege gibt es für die Art aus allen [[Wikipedia:Kontinent|Kontinent]]en außer [[Wikipedia:Antarktika|Antarktika]]. Von den noch lebenden Menschenaffen sind die [[Wikipedia:Schimpansen|Schimpansen]] dem Menschen [[Wikipedia:Phylogenese|stammesgeschichtlich]] am nächsten verwandt, vor den [[Wikipedia:Gorillas|Gorillas]]. Die [[Wikipedia:Weltbevölkerung|Weltbevölkerung]] des Menschen umfasste im Oktober 2018 rund 7,63 Milliarden Individuen.<ref>[https://www.dsw.org/wp-content/uploads/2018/10/SWOP-2018_final_web-50.pdf UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2018.] (PDF) [[Wikipedia:Deutsche Stiftung Weltbevölkerung|Deutsche Stiftung Weltbevölkerung]]. Abgerufen am 7. November 2018.</ref> Die Entwicklung [[Wikipedia:Technologie|technologischer]] [[Wikipedia:Zivilisation|Zivilisation]] führte zu einem umfassenden [[Wikipedia:anthropogen|anthropogen]]en Einfluss auf die [[Wikipedia:Umwelt|Umwelt]] (fortschreitende [[Wikipedia:Hemerobie|Hemerobie]]), so dass vorgeschlagen wurde, das aktuelle [[Wikipedia:Erdzeitalter|Erdzeitalter]] ''[[Wikipedia:Anthropozän|Anthropozän]]'' zu nennen.
    
== Etymologie und Artname ==
 
== Etymologie und Artname ==
Das Wort ''Mensch'' ist im [[Althochdeutsch]]en seit dem 8. Jahrhundert in der Schreibung ''mennisco'' ([[Maskulinum]]) belegt und im [[Mittelhochdeutsch]]en in der Schreibung ''mensch(e)'' (Maskulinum oder [[Neutrum]]) in der Bedeutung „Mensch“. Das Wort ist eine [[Substantivierung]] von althochdeutsch ''mennisc'', mittelhochdeutsch ''mennisch'' für „mannhaft“ und wird zurückgeführt auf einen [[Indogermanische Ursprache|indogermanischen]] Wortstamm, in dem die Bedeutung ''Mann'' und ''Mensch'' in eins fiel – heute noch erhalten in ''man''. Das Neutrum ''(das Mensch)'' hatte bis ins 17. Jahrhundert keinen abfälligen Beiklang und bezeichnete bis dahin insbesondere Frauen von niederem gesellschaftlichen Rang.<ref>Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, Berlin: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' dtv, München 1995, S. 861.</ref>
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Das Wort ''Mensch'' ist im [[Wikipedia:Althochdeutsch|Althochdeutsch]]en seit dem 8. Jahrhundert in der Schreibung ''mennisco'' ([[Wikipedia:Maskulinum|Maskulinum]]) belegt und im [[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|Mittelhochdeutsch]]en in der Schreibung ''mensch(e)'' (Maskulinum oder [[Wikipedia:Neutrum|Neutrum]]) in der Bedeutung „Mensch“. Das Wort ist eine [[Wikipedia:Substantivierung|Substantivierung]] von althochdeutsch ''mennisc'', mittelhochdeutsch ''mennisch'' für „mannhaft“ und wird zurückgeführt auf einen [[Wikipedia:Indogermanische Ursprache|indogermanischen]] Wortstamm, in dem die Bedeutung ''Mann'' und ''Mensch'' in eins fiel – heute noch erhalten in ''man''. Das Neutrum ''(das Mensch)'' hatte bis ins 17. Jahrhundert keinen abfälligen Beiklang und bezeichnete bis dahin insbesondere Frauen von niederem gesellschaftlichen Rang.<ref>Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, Berlin: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' dtv, München 1995, S. 861.</ref>
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Der [[Artname|Name der Art]] ''Homo sapiens'' (klassisch [{{IPA|ˈhɔmoː ˈsapieːns}}], gebräuchliche Aussprache [{{IPA|ˈhoːmo ˈzaːpiəns}}], nach [[Latein|lat.]] ''homo sapiens'' ‚einsichtsfähiger/weiser Mensch‘) wurde 1758 durch [[Carl von Linné]] in der zehnten Auflage seines Werks ''[[Systema Naturae]]'' geprägt.  Auch im aktuellen ''Catalog of Life'' des [[Integrated Taxonomic Information System]] wird die Bezeichnung „''Homo sapiens'' Linnaeus, 1758“ als „akzeptierter wissenschaftlicher Name“ ausgewiesen.<ref>[http://www.catalogueoflife.org/col/details/species/id/e3b90576561f93a8ac8b59e185b01511 Eintrag ''Homo sapiens''] im [[Integrated Taxonomic Information System]]<br /> In gleicher Weise benannt in: [[Bundesamt für Naturschutz]] (Hrsg.): [https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/roteliste/Dokumente/NaBiV_170_2_Rote_Liste_Saeugetiere.pdf ''Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands.'' (PDF)] Reihe: ''Naturschutz und Biologische Vielfalt.'' Heft 170 (2), Gesamtartenliste S. 24, Bonn-Bad Godesberg 2020.</ref> Von den 1930er-Jahren bis in die 1990er-Jahre wurde der moderne Mensch als ''Homo sapiens sapiens'' bezeichnet und der [[Neandertaler]] als ''Homo sapiens neanderthalensis''. Diese Einordnung des Neandertalers als [[Unterart]] von ''Homo sapiens'' gilt jedoch derzeit als veraltet.
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Der [[Wikipedia:Artname|Name der Art]] ''Homo sapiens'' (klassisch [{{IPA|ˈhɔmoː ˈsapieːns}}], gebräuchliche Aussprache [{{IPA|ˈhoːmo ˈzaːpiəns}}], nach [[Latein|lat.]] ''homo sapiens'' ‚einsichtsfähiger/weiser Mensch‘) wurde 1758 durch [[Carl von Linné]] in der zehnten Auflage seines Werks ''[[Wikipedia:Systema Naturae|Systema Naturae]]'' geprägt.  Auch im aktuellen ''Catalog of Life'' des [[Wikipedia:Integrated Taxonomic Information System|Integrated Taxonomic Information System]] wird die Bezeichnung „''Homo sapiens'' Linnaeus, 1758“ als „akzeptierter wissenschaftlicher Name“ ausgewiesen.<ref>[http://www.catalogueoflife.org/col/details/species/id/e3b90576561f93a8ac8b59e185b01511 Eintrag ''Homo sapiens''] im [[Wikipedia:Integrated Taxonomic Information System|Integrated Taxonomic Information System]]<br /> In gleicher Weise benannt in: [[Wikipedia:Bundesamt für Naturschutz|Bundesamt für Naturschutz]] (Hrsg.): [https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/roteliste/Dokumente/NaBiV_170_2_Rote_Liste_Saeugetiere.pdf ''Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands.'' (PDF)] Reihe: ''Naturschutz und Biologische Vielfalt.'' Heft 170 (2), Gesamtartenliste S. 24, Bonn-Bad Godesberg 2020.</ref> Von den 1930er-Jahren bis in die 1990er-Jahre wurde der moderne Mensch als ''Homo sapiens sapiens'' bezeichnet und der [[Wikipedia:Neandertaler|Neandertaler]] als ''Homo sapiens neanderthalensis''. Diese Einordnung des Neandertalers als [[Wikipedia:Unterart|Unterart]] von ''Homo sapiens'' gilt jedoch derzeit als veraltet.
    
== Merkmale des Körpers ==
 
== Merkmale des Körpers ==
 
{{Hauptartikel|Menschlicher Körper}}
 
{{Hauptartikel|Menschlicher Körper}}
 
[[Datei:Human Body 02.png|mini|Bis auf das Haupthaar enthaarter menschlicher Körper: Frau und Mann, von vorne und hinten betrachtet]]
 
[[Datei:Human Body 02.png|mini|Bis auf das Haupthaar enthaarter menschlicher Körper: Frau und Mann, von vorne und hinten betrachtet]]
Mit dem Körper des Menschen befassen sich unter anderem die [[Anatomie]], die [[Humanbiologie]] und die [[Medizin]]. Die Anzahl der [[Knochen des Menschen]] beträgt (individuell verschieden) beim Erwachsenen 206 bis 214. Das [[Skelett]] von [[Säugling]]en hat noch mehr als 300 Knochen, von denen einige im Laufe der Zeit zusammenwachsen.
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Mit dem Körper des Menschen befassen sich unter anderem die [[Anatomie]], die [[Wikipedia:Humanbiologie|Humanbiologie]] und die [[Medizin]]. Die Anzahl der [[Wikipedia:Knochen des Menschen|Knochen des Menschen]] beträgt (individuell verschieden) beim Erwachsenen 206 bis 214. Das [[Wikipedia:Skelett|Skelett]] von [[Wikipedia:Säugling|Säugling]]en hat noch mehr als 300 Knochen, von denen einige im Laufe der Zeit zusammenwachsen.
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Die [[Körpergröße]] des Menschen ist zum Teil vererbt, hängt jedoch auch von Lebensumständen wie der Ernährung ab. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Männer sind im Durchschnitt größer als Frauen. Seit dem 19. Jahrhundert ist die durchschnittliche Körpergröße in Mitteleuropa bzw. Deutschland von 167,6&nbsp;cm (Männer) / 155,7&nbsp;cm (Frauen)<ref>5300 v. Chr.–19. Jahrhundert nach: Frank Siegmund: ''Die Körpergröße der Menschen in der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas und ein Vergleich ihrer anthropologischen Schätzmethoden.'' Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-5314-7, S. 81 Tab. 38.</ref> auf 178&nbsp;cm (Männer) / 165&nbsp;cm (Frauen)<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/GesundheitszustandRelevantesVerhalten/GesundheitszustandRelevantesVerhalten.html ''Gesundheitszustand & -relevantes Verhalten. Auf einen Blick.''] Auf: ''destatis.de'', eingesehen am 23. November 2015.</ref> angestiegen.
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Die [[Wikipedia:Körpergröße|Körpergröße]] des Menschen ist zum Teil vererbt, hängt jedoch auch von Lebensumständen wie der Ernährung ab. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Männer sind im Durchschnitt größer als Frauen. Seit dem 19. Jahrhundert ist die durchschnittliche Körpergröße in Mitteleuropa bzw. Deutschland von 167,6&nbsp;cm (Männer) / 155,7&nbsp;cm (Frauen)<ref>5300 v. Chr.–19. Jahrhundert nach: Frank Siegmund: ''Die Körpergröße der Menschen in der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas und ein Vergleich ihrer anthropologischen Schätzmethoden.'' Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-5314-7, S. 81 Tab. 38.</ref> auf 178&nbsp;cm (Männer) / 165&nbsp;cm (Frauen)<ref>[https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/GesundheitszustandRelevantesVerhalten/GesundheitszustandRelevantesVerhalten.html ''Gesundheitszustand & -relevantes Verhalten. Auf einen Blick.''] Auf: ''destatis.de'', eingesehen am 23. November 2015.</ref> angestiegen.
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Für das [[Körpergewicht]] des Menschen gibt es keinen medizinischen Konsens, was als „wünschenswert“ oder „natürlich“ gelten sollte, zumal das Körpergewicht auch von der Körpergröße abhängig ist. Gleichwohl hat die [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) hilfsweise anhand des [[Body-Mass-Index]] (BMI) einen Normbereich (''normal range'') definiert, der einen BMI von 18,50 bis 24,99 umfasst.<ref>[http://www.who.int/nutrition/publications/obesity/WHO_TRS_894/en/ ''Obesity: preventing and managing the global epidemic.''] WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000, S. 9. Abgerufen 6. September 2019.</ref>
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Für das [[Wikipedia:Körpergewicht|Körpergewicht]] des Menschen gibt es keinen medizinischen Konsens, was als „wünschenswert“ oder „natürlich“ gelten sollte, zumal das Körpergewicht auch von der Körpergröße abhängig ist. Gleichwohl hat die [[Wikipedia:Weltgesundheitsorganisation|Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) hilfsweise anhand des [[Wikipedia:Body-Mass-Index|Body-Mass-Index]] (BMI) einen Normbereich (''normal range'') definiert, der einen BMI von 18,50 bis 24,99 umfasst.<ref>[http://www.who.int/nutrition/publications/obesity/WHO_TRS_894/en/ ''Obesity: preventing and managing the global epidemic.''] WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000, S. 9. Abgerufen 6. September 2019.</ref>
    
{{Siehe auch|Organ (Biologie)#Organe beim Menschen|titel1=Organe des Menschen|Menschliche Geschlechtsunterschiede}}
 
{{Siehe auch|Organ (Biologie)#Organe beim Menschen|titel1=Organe des Menschen|Menschliche Geschlechtsunterschiede}}
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=== Aufrechter Gang ===
 
=== Aufrechter Gang ===
 
{{Hauptartikel|Bipedie}}
 
{{Hauptartikel|Bipedie}}
[[Datei:Human evolution.svg|mini|Populäre Darstellung der [[Evolution]] des aufrechten Gangs]]
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[[Datei:Human evolution.svg|mini|Populäre Darstellung der [[Wikipedia:Evolution|Evolution]] des aufrechten Gangs]]
Der Mensch besitzt einen aufrechten Gang (''Bipedie''), was in der Tierwelt an sich nichts Ungewöhnliches, jedoch bei den Säugetieren selten ist. Der aufrechte Gang ermöglicht dem Menschen das zweibeinige [[Orthostase|Stehen]], [[Gehen]], Laufen. Er hat damit zwei Gangarten. Gerade im Säuglingsalter hat er aber noch ein großes Repertoire weiterer Bewegungsabläufe (krabbeln) und kann auch eigene entwickeln (z.&nbsp;B. [[Hopserlauf]]).
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Der Mensch besitzt einen aufrechten Gang (''Bipedie''), was in der Tierwelt an sich nichts Ungewöhnliches, jedoch bei den Säugetieren selten ist. Der aufrechte Gang ermöglicht dem Menschen das zweibeinige [[Wikipedia:Orthostase|Stehen]], [[Wikipedia:Gehen|Gehen]], Laufen. Er hat damit zwei Gangarten. Gerade im Säuglingsalter hat er aber noch ein großes Repertoire weiterer Bewegungsabläufe (krabbeln) und kann auch eigene entwickeln (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Hopserlauf|Hopserlauf]]).
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Der Mensch besitzt keinen Greiffuß wie die meisten anderen Primaten, sondern einen [[Fuß]] mit verkürzten [[Zehe (Fuß)|Zehen]] und anliegender Großzehe. Dafür dient die [[Hand]] des Menschen nicht mehr zur Fortbewegung. Untypisch für einen Affen sind beim Menschen die [[Arm]]e kürzer als die [[Untere Extremität|Beine]]. Wie bei allen [[Menschenartige]]n fehlt der Schwanz. Eine weitere Folge der Entwicklung des aufrechten Gangs beim Menschen ist seine doppelt-S-förmige [[Wirbelsäule]] und das kräftig ausgebildete [[Gesäß]], welches die aufrechte Haltung und Fortbewegung erst ermöglicht.
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Der Mensch besitzt keinen Greiffuß wie die meisten anderen Primaten, sondern einen [[Wikipedia:Fuß|Fuß]] mit verkürzten [[Wikipedia:Zehe (Fuß)|Zehen]] und anliegender Großzehe. Dafür dient die [[Wikipedia:Hand|Hand]] des Menschen nicht mehr zur Fortbewegung. Untypisch für einen Affen sind beim Menschen die [[Wikipedia:Arm|Arm]]e kürzer als die [[Wikipedia:Untere Extremität|Beine]]. Wie bei allen [[Wikipedia:Menschenartige|Menschenartige]]n fehlt der Schwanz. Eine weitere Folge der Entwicklung des aufrechten Gangs beim Menschen ist seine doppelt-S-förmige [[Wikipedia:Wirbelsäule|Wirbelsäule]] und das kräftig ausgebildete [[Wikipedia:Gesäß|Gesäß]], welches die aufrechte Haltung und Fortbewegung erst ermöglicht.
    
Der aufrechte Gang muss erst individuell erlernt werden, was etwa ein bis eineinhalb Jahre ab der Geburt dauert.
 
Der aufrechte Gang muss erst individuell erlernt werden, was etwa ein bis eineinhalb Jahre ab der Geburt dauert.
    
=== Gehirn ===
 
=== Gehirn ===
[[Datei:Frontal lobe animation.gif|mini|Rotationsanimiertes Modell eines menschlichen Gehirns (ohne rechtes [[Großhirn]]; [[Frontallappen]] rot markiert)]]
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[[Datei:Frontal lobe animation.gif|mini|Rotationsanimiertes Modell eines menschlichen Gehirns (ohne rechtes [[Wikipedia:Großhirn|Großhirn]]; [[Wikipedia:Frontallappen|Frontallappen]] rot markiert)]]
[[Datei:Cranium.png|mini|Gehirnschädel eines [[rezent]]en Homo sapiens]]
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[[Datei:Cranium.png|mini|Gehirnschädel eines [[Wikipedia:rezent|rezent]]en Homo sapiens]]
Das menschliche [[Gehirn]] entspricht in seinem Aufbau dem Gehirn anderer Primaten, ist jedoch im Verhältnis zur Körpergröße größer.<ref>[[Donald Johanson]]: ''From Lucy to language.'' Simon and Schuster, New York 1996, [http://books.google.com/books?id=-VKEjAbpggcC&pg=PA80 S. 80.]</ref><ref name="Brain-num">{{Literatur |Autor=Suzana Herculano-Houzel |Titel=The human brain in numbers: a linearly scaled-up primate brain |Sammelwerk=Frontiers In Human Neuroscience |Band=3 |Datum=2009-11-09 |Seiten=31 |Online=http://www.frontiersin.org/human_neuroscience/10.3389/neuro.09.031.2009/full |Abruf=2011-05-11 |DOI=10.3389/neuro.09.031.2009 |PMC=2776484 |PMID=19915731}}</ref> Die Anzahl der [[Nervenzelle]]n im Gehirn eines erwachsenen Menschen beträgt etwa 86 Milliarden, in der [[Hirnrinde|Rinde]] des [[Großhirn]]s etwa 16 Milliarden.<ref name="Brain-num" /><ref>{{Literatur |Autor=Frederico Azevedo, Ludmila Carvalho, Lea Grinberg, José Farfel, Renata Ferretti, Renata Leite, Wilson Filho, Roberto Lent u.&nbsp;a. |Titel=Equal numbers of neuronal and nonneuronal cells make the human brain an isometrically scaled-up primate brain |Sammelwerk=Journal of Comparative Neurology |Band=513 |Nummer=5 |Datum=2009 |Seiten=532–541 |DOI=10.1002/cne.21974 |PMID=19226510}}</ref> Im Vergleich dazu hat das Gehirn eines [[Rhesusaffe]]n ca. 6,4 Milliarden Nervenzellen<ref name="macaca">{{Literatur |Autor=S. Herculano-Houzel, C. Collins, P. Wong, J. Kaas |Titel=Cellular scaling rules for primate brains |Sammelwerk=Proc Natl Acad Sci |Band=104 |Nummer=9 |Datum=2007-02 |Seiten=3562–3567 |DOI=10.1073/pnas.0611396104 |PMC=1805542}}</ref> und das Gehirn eines Elefanten ca. 257 Milliarden, davon 5,6 Milliarden in der [[Großhirnrinde]] (Cortex cerebri).<ref name="elephant">{{Literatur |Autor=S. Herculano-Houzel, K. Avelino-de-Souza, K. Neves, J. Porfírio, D. Messeder, L. Mattos Feijó, J. Maldonado, P. Manger |Titel=The elephant brain in numbers |Sammelwerk=[[Frontiers in Neuroanatomy]] |Band=8 |Nummer=46 |Datum=2014-06 |DOI=10.3389/fnana.2014.00046 |PMC=4053853}}</ref> Doch beim [[Grindwal]] beträgt die Neuronenanzahl allein im [[Neocortex]] ca. 37 Milliarden, also etwa doppelt so viel wie beim Menschen.<ref name="delphinid">{{Literatur |Autor=Heidi Mortensen, Bente Pakkenberg, Maria Dam, Rune Dietz, Christian Sonne, Bjarni Mikkelsen, Nina Eriksen |Titel=Quantitative relationships in delphinid neocortex |Sammelwerk=[[Frontiers in Neuroanatomy]] |Band=8 |Nummer=132 |Datum=2014-11 |DOI=10.3389/fnana.2014.00132 |PMC=4244864}}</ref>
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Das menschliche [[Gehirn]] entspricht in seinem Aufbau dem Gehirn anderer Primaten, ist jedoch im Verhältnis zur Körpergröße größer.<ref>[[Wikipedia:Donald Johanson|Donald Johanson]]: ''From Lucy to language.'' Simon and Schuster, New York 1996, [http://books.google.com/books?id=-VKEjAbpggcC&pg=PA80 S. 80.]</ref><ref name="Brain-num">{{Literatur |Autor=Suzana Herculano-Houzel |Titel=The human brain in numbers: a linearly scaled-up primate brain |Sammelwerk=Frontiers In Human Neuroscience |Band=3 |Datum=2009-11-09 |Seiten=31 |Online=http://www.frontiersin.org/human_neuroscience/10.3389/neuro.09.031.2009/full |Abruf=2011-05-11 |DOI=10.3389/neuro.09.031.2009 |PMC=2776484 |PMID=19915731}}</ref> Die Anzahl der [[Wikipedia:Nervenzelle|Nervenzelle]]n im Gehirn eines erwachsenen Menschen beträgt etwa 86 Milliarden, in der [[Wikipedia:Hirnrinde|Rinde]] des [[Wikipedia:Großhirn|Großhirn]]s etwa 16 Milliarden.<ref name="Brain-num" /><ref>{{Literatur |Autor=Frederico Azevedo, Ludmila Carvalho, Lea Grinberg, José Farfel, Renata Ferretti, Renata Leite, Wilson Filho, Roberto Lent u.&nbsp;a. |Titel=Equal numbers of neuronal and nonneuronal cells make the human brain an isometrically scaled-up primate brain |Sammelwerk=Journal of Comparative Neurology |Band=513 |Nummer=5 |Datum=2009 |Seiten=532–541 |DOI=10.1002/cne.21974 |PMID=19226510}}</ref> Im Vergleich dazu hat das Gehirn eines [[Wikipedia:Rhesusaffe|Rhesusaffe]]n ca. 6,4 Milliarden Nervenzellen<ref name="macaca">{{Literatur |Autor=S. Herculano-Houzel, C. Collins, P. Wong, J. Kaas |Titel=Cellular scaling rules for primate brains |Sammelwerk=Proc Natl Acad Sci |Band=104 |Nummer=9 |Datum=2007-02 |Seiten=3562–3567 |DOI=10.1073/pnas.0611396104 |PMC=1805542}}</ref> und das Gehirn eines Elefanten ca. 257 Milliarden, davon 5,6 Milliarden in der [[Wikipedia:Großhirnrinde|Großhirnrinde]] (Cortex cerebri).<ref name="elephant">{{Literatur |Autor=S. Herculano-Houzel, K. Avelino-de-Souza, K. Neves, J. Porfírio, D. Messeder, L. Mattos Feijó, J. Maldonado, P. Manger |Titel=The elephant brain in numbers |Sammelwerk=[[Wikipedia:Frontiers in Neuroanatomy|Frontiers in Neuroanatomy]] |Band=8 |Nummer=46 |Datum=2014-06 |DOI=10.3389/fnana.2014.00046 |PMC=4053853}}</ref> Doch beim [[Wikipedia:Grindwal|Grindwal]] beträgt die Neuronenanzahl allein im [[Wikipedia:Neocortex|Neocortex]] ca. 37 Milliarden, also etwa doppelt so viel wie beim Menschen.<ref name="delphinid">{{Literatur |Autor=Heidi Mortensen, Bente Pakkenberg, Maria Dam, Rune Dietz, Christian Sonne, Bjarni Mikkelsen, Nina Eriksen |Titel=Quantitative relationships in delphinid neocortex |Sammelwerk=[[Wikipedia:Frontiers in Neuroanatomy|Frontiers in Neuroanatomy]] |Band=8 |Nummer=132 |Datum=2014-11 |DOI=10.3389/fnana.2014.00132 |PMC=4244864}}</ref>
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Was am menschlichen Gehirn besonders stark ausgeprägt ist, ist die Großhirnrinde, insbesondere die [[Frontallappen]], denen [[exekutive Funktionen]] wie Impulskontrolle, emotionale Regulation, Aufmerksamkeitssteuerung, zielgerichtetes Initiieren und Sequenzieren von Handlungen, motorische Steuerung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur zugeordnet werden. Der Bereich der Großhirnrinde, der für das [[Sehen]] zuständig ist, sowie Zonen, die für die [[Sprache]] eine Rolle spielen, sind ebenfalls beim Menschen deutlich vergrößert.
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Was am menschlichen Gehirn besonders stark ausgeprägt ist, ist die Großhirnrinde, insbesondere die [[Wikipedia:Frontallappen|Frontallappen]], denen [[Wikipedia:exekutive Funktionen|exekutive Funktionen]] wie Impulskontrolle, emotionale Regulation, Aufmerksamkeitssteuerung, zielgerichtetes Initiieren und Sequenzieren von Handlungen, motorische Steuerung, Beobachtung der Handlungsergebnisse und Selbstkorrektur zugeordnet werden. Der Bereich der Großhirnrinde, der für das [[Sehen]] zuständig ist, sowie Zonen, die für die [[Wikipedia:Sprache|Sprache]] eine Rolle spielen, sind ebenfalls beim Menschen deutlich vergrößert.
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Anhand von Fossilienfunden ist belegbar, dass sich der [[Bipedie|aufrechte zweibeinige Gang]] des Menschen deutlich früher entwickelte als die starke Vergrößerung des Gehirns.<ref>[[C. Owen Lovejoy]], ein Anatom an der Kent State University, bezeichnete 1988 den Übergang zum aufrechten Gang als die augenfälligste Veränderung der Anatomie, die man in der gesamten Evolutionsbiologie bisher nachgewiesen habe. Quelle: C. Owen Lovejoy: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' November 1988, S. 118–125.</ref> Die Vergrößerung des Gehirns ereignete sich zeitgleich mit einer Verkleinerung der Kaumuskulatur.
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Anhand von Fossilienfunden ist belegbar, dass sich der [[Wikipedia:Bipedie|aufrechte zweibeinige Gang]] des Menschen deutlich früher entwickelte als die starke Vergrößerung des Gehirns.<ref>[[Wikipedia:C. Owen Lovejoy|C. Owen Lovejoy]], ein Anatom an der Kent State University, bezeichnete 1988 den Übergang zum aufrechten Gang als die augenfälligste Veränderung der Anatomie, die man in der gesamten Evolutionsbiologie bisher nachgewiesen habe. Quelle: C. Owen Lovejoy: ''Evolution of Human Walking.'' In: ''Scientific American.'' November 1988, S. 118–125.</ref> Die Vergrößerung des Gehirns ereignete sich zeitgleich mit einer Verkleinerung der Kaumuskulatur.
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Das [[Gesicht]] des Menschen ist flacher als bei einem [[Schädel#Vergleich: Mensch und Menschenaffen|Menschenaffen-Schädel]], der eine hervorstehende [[Prognathie|Schnauze]] hat. Hingegen hat der Mensch durch die Rücknahme des Ober- und Unterkiefers ein vorspringendes Kinn. Mit der starken Zunahme des Gehirnvolumens entstand eine hohe Stirn und seine charakteristische [[Schädel]]form.
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Das [[Wikipedia:Gesicht|Gesicht]] des Menschen ist flacher als bei einem [[Schädel#Vergleich: Mensch und Menschenaffen|Menschenaffen-Schädel]], der eine hervorstehende [[Wikipedia:Prognathie|Schnauze]] hat. Hingegen hat der Mensch durch die Rücknahme des Ober- und Unterkiefers ein vorspringendes Kinn. Mit der starken Zunahme des Gehirnvolumens entstand eine hohe Stirn und seine charakteristische [[Wikipedia:Schädel|Schädel]]form.
    
=== Haut und Behaarung ===
 
=== Haut und Behaarung ===
Der Mensch verfügt in besonderem Maße über die Fähigkeit der Wärmeabfuhr durch [[Schweiß|Schwitzen]]. Kein anderer Primat besitzt eine so hohe Dichte an [[Schweißdrüse]]n wie der Mensch. Die Kühlung des Körpers durch Schwitzen wird unterstützt durch die Eigenheit, dass der Mensch im Unterschied zu den meisten Säugetieren kein (dichtes) [[Fell]] hat. Während seine [[Körperbehaarung]] nur gering ausgebildet ist, wächst sein [[Kopfhaar]] ohne natürlich begrenzte Länge. Ein Teil der verbliebenen Körperbehaarung entwickelt sich erst in der [[Pubertät]]: das [[Schamhaar|Scham- und Achselhaar]], sowie Brust- und [[Barthaar]] beim Mann.
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Der Mensch verfügt in besonderem Maße über die Fähigkeit der Wärmeabfuhr durch [[Wikipedia:Schweiß|Schwitzen]]. Kein anderer Primat besitzt eine so hohe Dichte an [[Wikipedia:Schweißdrüse|Schweißdrüse]]n wie der Mensch. Die Kühlung des Körpers durch Schwitzen wird unterstützt durch die Eigenheit, dass der Mensch im Unterschied zu den meisten Säugetieren kein (dichtes) [[Wikipedia:Fell|Fell]] hat. Während seine [[Wikipedia:Körperbehaarung|Körperbehaarung]] nur gering ausgebildet ist, wächst sein [[Wikipedia:Kopfhaar|Kopfhaar]] ohne natürlich begrenzte Länge. Ein Teil der verbliebenen Körperbehaarung entwickelt sich erst in der [[Wikipedia:Pubertät|Pubertät]]: das [[Wikipedia:Schamhaar|Scham- und Achselhaar]], sowie Brust- und [[Wikipedia:Barthaar|Barthaar]] beim Mann.
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Eine Folge der Felllosigkeit ist die rasche Auskühlung bei Kälte aufgrund der geringeren [[Wärmedämmung#Wärmedämmung bei Lebewesen|Wärmeisolation]]. Der Mensch lernte jedoch, dies durch das Nutzen von [[Feuer]] und das Anfertigen von [[Behausung]]en und [[Kleidung]] zu kompensieren. Beides ermöglicht ihm auch das Überleben in kälteren Regionen. Ein weiterer Nachteil der Felllosigkeit ist das erhöhte Risiko für die [[Haut]], durch [[Ultraviolettstrahlung|ultraviolettes Licht]] geschädigt zu werden, da Fell einen wichtigen [[Sonnenschutz#Haut|Sonnenschutz]] darstellt. Die je nach Herkunftsregion unterschiedliche [[Hautfarbe]] wird als [[Evolutionäre Anpassung|Anpassung]] an die – je nach [[Geographische Breite|geographischer Breite]] – unterschiedlich intensive Einstrahlung des von der Sonne kommenden ultravioletten Lichts interpretiert (→ [[Hautfarbe#Evolution der Hautfarben beim Menschen|Evolution der Hautfarben beim Menschen]]).
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Eine Folge der Felllosigkeit ist die rasche Auskühlung bei Kälte aufgrund der geringeren [[Wikipedia:Wärmedämmung#Wärmedämmung bei Lebewesen|Wärmeisolation]]. Der Mensch lernte jedoch, dies durch das Nutzen von [[Feuer]] und das Anfertigen von [[Wikipedia:Behausung|Behausung]]en und [[Wikipedia:Kleidung|Kleidung]] zu kompensieren. Beides ermöglicht ihm auch das Überleben in kälteren Regionen. Ein weiterer Nachteil der Felllosigkeit ist das erhöhte Risiko für die [[Haut]], durch [[Wikipedia:Ultraviolettstrahlung|ultraviolettes Licht]] geschädigt zu werden, da Fell einen wichtigen [[Wikipedia:Sonnenschutz#Haut|Sonnenschutz]] darstellt. Die je nach Herkunftsregion unterschiedliche [[Wikipedia:Hautfarbe|Hautfarbe]] wird als [[Wikipedia:Evolutionäre Anpassung|Anpassung]] an die – je nach [[Wikipedia:Geographische Breite|geographischer Breite]] – unterschiedlich intensive Einstrahlung des von der Sonne kommenden ultravioletten Lichts interpretiert (→ [[Wikipedia:Hautfarbe#Evolution der Hautfarben beim Menschen|Evolution der Hautfarben beim Menschen]]).
    
== Lebensweise ==
 
== Lebensweise ==
 
=== Ernährung und Gebiss ===
 
=== Ernährung und Gebiss ===
 
{{Hauptartikel|Ernährung des Menschen}}
 
{{Hauptartikel|Ernährung des Menschen}}
Nach heutigem Kenntnisstand ist der moderne Mensch „von Natur aus“ weder ein reiner [[Fleischfresser]] (''Carnivore'') noch ein reiner [[Pflanzenfresser]] (''Herbivore''), sondern ein so genannter [[Allesfresser]] (''Omnivore''); umstritten ist allerdings, welcher Anteil der Nahrungsaufnahme in den verschiedenen Zeiten und Regionen auf Fleisch und auf Pflanzenkost entfiel.<ref>{{Literatur |Autor=Neil Mann |Titel=Meat in the human diet: An anthropological perspective |Sammelwerk=Nutrition & Dietetics |Band=64 |Nummer=s4 |Datum=2007 |Seiten=S102–S107 |DOI=10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x}}</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes [[Ökosystem]] der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref name="stroehle2">Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf ''Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?''] (PDF; 171&nbsp;kB) In: ''Ernährungs-Umschau Original.'' 53, Nr.&nbsp;2, 2006, S.&nbsp;52–58.</ref>
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Nach heutigem Kenntnisstand ist der moderne Mensch „von Natur aus“ weder ein reiner [[Wikipedia:Fleischfresser|Fleischfresser]] (''Carnivore'') noch ein reiner [[Wikipedia:Pflanzenfresser|Pflanzenfresser]] (''Herbivore''), sondern ein so genannter [[Wikipedia:Allesfresser|Allesfresser]] (''Omnivore''); umstritten ist allerdings, welcher Anteil der Nahrungsaufnahme in den verschiedenen Zeiten und Regionen auf Fleisch und auf Pflanzenkost entfiel.<ref>{{Literatur |Autor=Neil Mann |Titel=Meat in the human diet: An anthropological perspective |Sammelwerk=Nutrition & Dietetics |Band=64 |Nummer=s4 |Datum=2007 |Seiten=S102–S107 |DOI=10.1111/j.1747-0080.2007.00194.x}}</ref> Die omnivore Lebensweise erleichterte es dem modernen Menschen, sich nahezu jedes [[Wikipedia:Ökosystem|Ökosystem]] der Erde als Lebensraum zu erschließen.<ref name="stroehle2">Alexander Ströhle, Andreas Hahn: [http://www.ernaehrungs-umschau.de/media/pdf/pdf_2006/02_06/EU02_52_58.pdf ''Evolutionäre Ernährungswissenschaft und „steinzeitliche“ Ernährungsempfehlungen – Stein der alimentären Weisheit oder Stein des Anstoßes?''] (PDF; 171&nbsp;kB) In: ''Ernährungs-Umschau Original.'' 53, Nr.&nbsp;2, 2006, S.&nbsp;52–58.</ref>
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Der Mensch besitzt ein Allesfresser[[gebiss]] mit parabelförmig angeordneten Zahnreihen. Wie die meisten Säugetiere vollzieht er einen [[Zahnwechsel]]. Das [[Milchgebiss]] des Menschen hat 20 Zähne, das bleibende Gebiss 32 (inklusive [[Weisheitszähne]]). Die [[Zahnschema|Zahnformel des Menschen]] ist wie bei allen [[Altweltaffen]] [[Schneidezahn|I]]2-[[Eckzahn|C]]1-[[Prämolar|P]]2-[[Molar (Zahn)|M]]3. Der Mensch hat jedoch verkleinerte Schneide- und Eckzähne.
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Der Mensch besitzt ein Allesfresser[[Wikipedia:gebiss|gebiss]] mit parabelförmig angeordneten Zahnreihen. Wie die meisten Säugetiere vollzieht er einen [[Wikipedia:Zahnwechsel|Zahnwechsel]]. Das [[Wikipedia:Milchgebiss|Milchgebiss]] des Menschen hat 20 Zähne, das bleibende Gebiss 32 (inklusive [[Wikipedia:Weisheitszähne|Weisheitszähne]]). Die [[Wikipedia:Zahnschema|Zahnformel des Menschen]] ist wie bei allen [[Wikipedia:Altweltaffen|Altweltaffen]] [[Wikipedia:Schneidezahn|I]]2-[[Wikipedia:Eckzahn|C]]1-[[Wikipedia:Prämolar|P]]2-[[Wikipedia:Molar (Zahn)|M]]3. Der Mensch hat jedoch verkleinerte Schneide- und Eckzähne.
    
=== Sexualität ===
 
=== Sexualität ===
 
{{Hauptartikel|Sexualität des Menschen}}
 
{{Hauptartikel|Sexualität des Menschen}}
Der Beginn der Fruchtbarkeit (die [[Geschlechtsreife]] mit dem Erreichen der [[Menarche]] bzw. [[Spermarche]]) ist beim Menschen im Vergleich zu anderen (auch langlebigen) Primaten erheblich verzögert.
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Der Beginn der Fruchtbarkeit (die [[Wikipedia:Geschlechtsreife|Geschlechtsreife]] mit dem Erreichen der [[Wikipedia:Menarche|Menarche]] bzw. [[Wikipedia:Spermarche|Spermarche]]) ist beim Menschen im Vergleich zu anderen (auch langlebigen) Primaten erheblich verzögert.
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Eine Besonderheit der menschlichen Sexualität ist der versteckte [[Follikelsprung|Eisprung]]. Während die Fruchtbarkeit bei weiblichen Säugetieren in der Regel durch körperliche oder Verhaltens-Signale mitgeteilt wird, damit in dieser Phase eine Befruchtung stattfinden kann, ist sie beim Menschen „versteckt“. Als Folge davon ist der Geschlechtsakt beim Menschen weniger stark mit der Fortpflanzung verbunden. Das Sexualverhalten des Menschen hat über die [[Rekombination (Genetik)|Rekombination]] von [[Gen]]en hinaus zahlreiche soziale Funktionen und weist eine Vielzahl [[Sexuelle Orientierung|sexueller Orientierungen]] auf.
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Eine Besonderheit der menschlichen Sexualität ist der versteckte [[Wikipedia:Follikelsprung|Eisprung]]. Während die Fruchtbarkeit bei weiblichen Säugetieren in der Regel durch körperliche oder Verhaltens-Signale mitgeteilt wird, damit in dieser Phase eine Befruchtung stattfinden kann, ist sie beim Menschen „versteckt“. Als Folge davon ist der Geschlechtsakt beim Menschen weniger stark mit der Fortpflanzung verbunden. Das Sexualverhalten des Menschen hat über die [[Wikipedia:Rekombination (Genetik)|Rekombination]] von [[Wikipedia:Gen|Gen]]en hinaus zahlreiche soziale Funktionen und weist eine Vielzahl [[Wikipedia:Sexuelle Orientierung|sexueller Orientierungen]] auf.
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Eine weitere Besonderheit ist die [[Menopause]] bei der Frau. Bei vielen Tierarten sind Männchen wie Weibchen in aller Regel bis zu ihrem Tode fruchtbar. Es gibt jedoch nur wenige Tiere, deren Fruchtbarkeit beim Weibchen zeitlich begrenzt ist.
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Eine weitere Besonderheit ist die [[Wikipedia:Menopause|Menopause]] bei der Frau. Bei vielen Tierarten sind Männchen wie Weibchen in aller Regel bis zu ihrem Tode fruchtbar. Es gibt jedoch nur wenige Tiere, deren Fruchtbarkeit beim Weibchen zeitlich begrenzt ist.
    
=== Schwangerschaft und Geburt ===
 
=== Schwangerschaft und Geburt ===
 
[[Datei:HumanNewborn.JPG|mini|Neugeborener Mensch]]
 
[[Datei:HumanNewborn.JPG|mini|Neugeborener Mensch]]
Die [[Schwangerschaft]], wie die Trächtigkeit beim Menschen genannt wird, beträgt von der Befruchtung bis zur Geburt durchschnittlich 266 Tage.<ref name="dudenhausen">[[Joachim Dudenhausen|Joachim W. Dudenhausen]], [[Willibald Pschyrembel]], Michael Obladen, Dieter Grab: ''Praktische Geburtshilfe.'' Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-022869-4, [http://books.google.de/books?hl=de&id=--GPptz_QSMC&pg=PA19 S. 19.]</ref>
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Die [[Wikipedia:Schwangerschaft|Schwangerschaft]], wie die Trächtigkeit beim Menschen genannt wird, beträgt von der Befruchtung bis zur Geburt durchschnittlich 266 Tage.<ref name="dudenhausen">[[Wikipedia:Joachim Dudenhausen|Joachim W. Dudenhausen]], [[Wikipedia:Willibald Pschyrembel|Willibald Pschyrembel]], Michael Obladen, Dieter Grab: ''Praktische Geburtshilfe.'' Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-022869-4, [http://books.google.de/books?hl=de&id=--GPptz_QSMC&pg=PA19 S. 19.]</ref>
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Wegen des großen Gehirnvolumens des Menschen bei gleichzeitigen durch den aufrechten Gang bestimmten Anforderungen an seinen [[Beckenboden]] ist die [[Geburt]] besonders problematisch: Eine menschliche Geburt kann weit schmerzhafter sein als bei Tieren, auch im Vergleich mit anderen Primaten, und kann auch leichter zu Komplikationen führen. Um deren Auftreten zu verringern und bereits aufgetretene behandeln zu können, wurden die Methoden der [[Geburtshilfe]] entwickelt.
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Wegen des großen Gehirnvolumens des Menschen bei gleichzeitigen durch den aufrechten Gang bestimmten Anforderungen an seinen [[Wikipedia:Beckenboden|Beckenboden]] ist die [[Wikipedia:Geburt|Geburt]] besonders problematisch: Eine menschliche Geburt kann weit schmerzhafter sein als bei Tieren, auch im Vergleich mit anderen Primaten, und kann auch leichter zu Komplikationen führen. Um deren Auftreten zu verringern und bereits aufgetretene behandeln zu können, wurden die Methoden der [[Wikipedia:Geburtshilfe|Geburtshilfe]] entwickelt.
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[[Neugeborenes|Neugeborene]] kommen in einem besonders unreifen und hilflosen Zustand auf die Welt. Die [[Säugling]]e verfügen in den ersten Lebensmonaten lediglich über (Neugeborenen-)[[Reflexe]]. Sie können sich nicht eigenständig fortbewegen und sind daher weitgehend passive [[Tragling]]e.
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[[Wikipedia:Neugeborenes|Neugeborene]] kommen in einem besonders unreifen und hilflosen Zustand auf die Welt. Die [[Wikipedia:Säugling|Säugling]]e verfügen in den ersten Lebensmonaten lediglich über (Neugeborenen-)[[Wikipedia:Reflexe|Reflexe]]. Sie können sich nicht eigenständig fortbewegen und sind daher weitgehend passive [[Wikipedia:Tragling|Tragling]]e.
    
=== Lebenserwartung ===
 
=== Lebenserwartung ===
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=== Taxonomie ===
 
=== Taxonomie ===
 
{{Siehe auch|Systematik (Biologie)#Die klassische evolutionäre Klassifikation am Beispiel Mensch|titel1=vollständige Taxonomie des Menschen}}
 
{{Siehe auch|Systematik (Biologie)#Die klassische evolutionäre Klassifikation am Beispiel Mensch|titel1=vollständige Taxonomie des Menschen}}
[[Datei:Stammbaum der Hominidae.svg|mini|Stammbaum der [[Menschenaffen]] (Hominidae)]]
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[[Datei:Stammbaum der Hominidae.svg|mini|Stammbaum der [[Wikipedia:Menschenaffen|Menschenaffen]] (Hominidae)]]
[[Datei:Homo-Stammbaum, Version Stringer-en.svg|mini|Stammbaum der archaischen Menschen (''[[Homo]]'') bis zum modernen Menschen (''Homo sapiens'')]]
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[[Datei:Homo-Stammbaum, Version Stringer-en.svg|mini|Stammbaum der archaischen Menschen (''[[Wikipedia:Homo|Homo]]'') bis zum modernen Menschen (''Homo sapiens'')]]
Bis in die späten 1980er Jahre wurden die [[Orang-Utan]]s, [[Gorillas]] und [[Schimpansen]] in der Familie der ''Menschenaffen'' (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der ''Echten Menschen'' (Hominidae) gegenübergestellt. [[Genetik|Genetische]] Vergleiche zeigten, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren [[fossil]]en Vorfahren zu dem gemeinsamen [[Taxon]] Homininae und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt.
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Bis in die späten 1980er Jahre wurden die [[Wikipedia:Orang-Utan|Orang-Utan]]s, [[Wikipedia:Gorillas|Gorillas]] und [[Wikipedia:Schimpansen|Schimpansen]] in der Familie der ''Menschenaffen'' (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der ''Echten Menschen'' (Hominidae) gegenübergestellt. [[Wikipedia:Genetik|Genetische]] Vergleiche zeigten, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren [[Wikipedia:fossil|fossil]]en Vorfahren zu dem gemeinsamen [[Wikipedia:Taxon|Taxon]] Homininae und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt.
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Von den anderen heute noch lebenden Menschenaffen kann ''Homo sapiens'' anhand seines [[Genotyp]]s unterschieden werden, ferner anhand seines [[Phänotyp]]s, seiner [[Ontogenie]] und seines [[Verhalten (Biologie)|Verhaltens]]. Hinzu kommen erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Dauer bestimmter Lebensabschnitte: die Entwicklung des Säuglings vollzieht sich bei ''Homo sapiens'' langsamer als bei den anderen Menschenaffen – mit der Folge, dass der Mensch eine deutlich verlängerte [[Kindheit]] sowie [[Adoleszenz]] besitzt. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Mensch erst relativ spät [[Geschlechtsreife|geschlechtsreif]] wird und der Aufwand der Eltern zugunsten ihrer Kinder sehr hoch ist; zudem ist der Abstand zwischen den Geburten geringer und die Lebenserwartung höher.<ref>Matthew M. Skinner, [[Bernard Wood]]: ''The evolution of modern human life history – a paleontological perspective.'' In: Kristen Hawkes, Richard R. Paine (Hrsg.): ''The Evolution of Modern Human Life History.'' School of American Research Press, Santa Fe 2006, ISBN 1-930618-72-7, S. 332.</ref>
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Von den anderen heute noch lebenden Menschenaffen kann ''Homo sapiens'' anhand seines [[Wikipedia:Genotyp|Genotyp]]s unterschieden werden, ferner anhand seines [[Wikipedia:Phänotyp|Phänotyp]]s, seiner [[Wikipedia:Ontogenie|Ontogenie]] und seines [[Wikipedia:Verhalten (Biologie)|Verhaltens]]. Hinzu kommen erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Dauer bestimmter Lebensabschnitte: die Entwicklung des Säuglings vollzieht sich bei ''Homo sapiens'' langsamer als bei den anderen Menschenaffen – mit der Folge, dass der Mensch eine deutlich verlängerte [[Wikipedia:Kindheit|Kindheit]] sowie [[Wikipedia:Adoleszenz|Adoleszenz]] besitzt. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Mensch erst relativ spät [[Wikipedia:Geschlechtsreife|geschlechtsreif]] wird und der Aufwand der Eltern zugunsten ihrer Kinder sehr hoch ist; zudem ist der Abstand zwischen den Geburten geringer und die Lebenserwartung höher.<ref>Matthew M. Skinner, [[Wikipedia:Bernard Wood|Bernard Wood]]: ''The evolution of modern human life history – a paleontological perspective.'' In: Kristen Hawkes, Richard R. Paine (Hrsg.): ''The Evolution of Modern Human Life History.'' School of American Research Press, Santa Fe 2006, ISBN 1-930618-72-7, S. 332.</ref>
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Vom 18. Jahrhundert (Linné) bis zum späten 20. Jahrhundert wurde die Art ''Homo sapiens'' in verschiedene Rassen oder Varietäten unterteilt (siehe [[Rassentheorie]]). Dies erwies sich jedoch ab den 1970er-Jahren aufgrund [[Populationsgenetik|populationsgenetischer]] Untersuchungen als fragwürdig und gilt heute als nicht mehr haltbar. Ende der 1920er Jahre unternahm der russische Biologe und Tierzüchter [[Ilja Iwanowitsch Iwanow]] Kreuzungsversuche zwischen Schimpansen und Menschen.
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Vom 18. Jahrhundert (Linné) bis zum späten 20. Jahrhundert wurde die Art ''Homo sapiens'' in verschiedene Rassen oder Varietäten unterteilt (siehe [[Wikipedia:Rassentheorie|Rassentheorie]]). Dies erwies sich jedoch ab den 1970er-Jahren aufgrund [[Wikipedia:Populationsgenetik|populationsgenetischer]] Untersuchungen als fragwürdig und gilt heute als nicht mehr haltbar. Ende der 1920er Jahre unternahm der russische Biologe und Tierzüchter [[Wikipedia:Ilja Iwanowitsch Iwanow|Ilja Iwanowitsch Iwanow]] Kreuzungsversuche zwischen Schimpansen und Menschen.
    
=== Genetik ===
 
=== Genetik ===
 
{{Hauptartikel|Humangenetik|Humangenomprojekt|Population (Anthropologie)}}
 
{{Hauptartikel|Humangenetik|Humangenomprojekt|Population (Anthropologie)}}
Die [[Erbinformation]] des Menschen ist im [[Zellkern]] in der [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] auf 46 [[Chromosom]]en, davon zwei [[Geschlechtschromosom]]en, gespeichert sowie in der [[Mitochondriale DNA|DNA der Mitochondrien]]. Das menschliche Genom wurde in den Jahren 1998 bis 2005 vollständig [[DNA-Sequenzierung|sequenziert]]. Insgesamt enthält das Genom diesem Befund zufolge rund 20.000 bis 25.000 Gene<ref>[http://www.ngfn.de/de/verstehen_der_menschlichen_erbsubstanz.html Nationales Genomforschungsnetz], Dump vom 28. August 2012: ''Wenn die Welt an einem Strang zieht: Das Humangenomprojekt (HGP)''</ref> und 3.101.788.170 [[Basenpaare]].<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/mapview/stats/BuildStats.cgi?taxid=9606&build=37&ver=1 NCBI MapViewer Statistics]</ref><ref>[http://www.uniprot.org/uniprot/?query=organism:9606+keyword:181 UniProt Suchergebnis]</ref>
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Die [[Wikipedia:Erbinformation|Erbinformation]] des Menschen ist im [[Wikipedia:Zellkern|Zellkern]] in der [[Wikipedia:Desoxyribonukleinsäure|DNA]] auf 46 [[Wikipedia:Chromosom|Chromosom]]en, davon zwei [[Wikipedia:Geschlechtschromosom|Geschlechtschromosom]]en, gespeichert sowie in der [[Wikipedia:Mitochondriale DNA|DNA der Mitochondrien]]. Das menschliche Genom wurde in den Jahren 1998 bis 2005 vollständig [[Wikipedia:DNA-Sequenzierung|sequenziert]]. Insgesamt enthält das Genom diesem Befund zufolge rund 20.000 bis 25.000 Gene<ref>[http://www.ngfn.de/de/verstehen_der_menschlichen_erbsubstanz.html Nationales Genomforschungsnetz], Dump vom 28. August 2012: ''Wenn die Welt an einem Strang zieht: Das Humangenomprojekt (HGP)''</ref> und 3.101.788.170 [[Wikipedia:Basenpaare|Basenpaare]].<ref>[http://www.ncbi.nlm.nih.gov/mapview/stats/BuildStats.cgi?taxid=9606&build=37&ver=1 NCBI MapViewer Statistics]</ref><ref>[http://www.uniprot.org/uniprot/?query=organism:9606+keyword:181 UniProt Suchergebnis]</ref>
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Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen [[Eukaryoten]]) sowohl codierende als auch nicht-codierende [[Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen [[Homologie (Biologie)|homolog]] sind („gleiches“ Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen – sogar völlig übereinstimmen. Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich zudem deren [[Verwandtschaft]]s<nowiki />grad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass die Schimpansenarten ([[Bonobo]]s, [[Gemeiner Schimpanse|Gemeine Schimpansen]]), [[Gorillas]]<ref>Aylwyn Scally et al.: ''Insights into hominid evolution from the gorilla genome sequence.'' In: ''Nature.'' Band 483, 2012, S. 170. [[doi:10.1038/nature10842]]</ref> und [[Orang-Utans]] (in dieser Reihenfolge) die nächsten [[rezent]]en Verwandten des Menschen sind.
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Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen [[Wikipedia:Eukaryoten|Eukaryoten]]) sowohl codierende als auch nicht-codierende [[Wikipedia:Desoxyribonukleinsäure|DNA]]-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen [[Wikipedia:Homologie (Biologie)|homolog]] sind („gleiches“ Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen – sogar völlig übereinstimmen. Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich zudem deren [[Wikipedia:Verwandtschaft|Verwandtschaft]]s<nowiki />grad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass die Schimpansenarten ([[Wikipedia:Bonobo|Bonobo]]s, [[Wikipedia:Gemeiner Schimpanse|Gemeine Schimpansen]]), [[Wikipedia:Gorillas|Gorillas]]<ref>Aylwyn Scally et al.: ''Insights into hominid evolution from the gorilla genome sequence.'' In: ''Nature.'' Band 483, 2012, S. 170. [[doi:10.1038/nature10842]]</ref> und [[Wikipedia:Orang-Utans|Orang-Utans]] (in dieser Reihenfolge) die nächsten [[Wikipedia:rezent|rezent]]en Verwandten des Menschen sind.
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Weitere genetische Analysen ergaben, dass die [[Genetische Variation (Mensch)|genetische Vielfalt beim Menschen]], im Vergleich mit den anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande des Aussterbens befindliche) Population (vergleiche: [[Mitochondriale Eva]], [[Adam des Y-Chromosoms]]).
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Weitere genetische Analysen ergaben, dass die [[Wikipedia:Genetische Variation (Mensch)|genetische Vielfalt beim Menschen]], im Vergleich mit den anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande des Aussterbens befindliche) Population (vergleiche: [[Wikipedia:Mitochondriale Eva|Mitochondriale Eva]], [[Wikipedia:Adam des Y-Chromosoms|Adam des Y-Chromosoms]]).
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Inzwischen wiesen mehrere Studien darauf hin, dass archaische Verwandte des anatomisch modernen Menschen in geringer Menge (1–2 %) Spuren im Genom von unterschiedlichen [[Population (Anthropologie)|Populationen]] des modernen Menschen hinterlassen haben. Zunächst wurde das für den [[Neandertaler]] in Europa und Westasien nachgewiesen,<ref name="Green2010">Richard E. Green u.&nbsp;a.: ''A draft sequence of the Neandertal Genome.'' In: ''[[Science]].'' Band 328, 2010, S. 710–722, [[doi:10.1126/science.1188021]]</ref><ref>M. A. Yang, A. S. Malaspinas, E. Y. Durand, M. Slatkin: ''Ancient Structure in Africa Unlikely to Explain Neanderthal and Non-African Genetic Similarity.'' In: ''Mol Biol Evol.'' 10. Mai 2012. PMID 22513287</ref> etwas später für den [[Denisova-Mensch]]en in Südostasien<ref>F. L. Mendez, J. C. Watkins, M. F. Hammer: ''Global Genetic Variation at OAS1 Provides Evidence of Archaic Admixture in Melanesian Populations.'' In: ''Mol Biol Evol.'' 29(6), Jun 2012, S. 1513–1520. Epub 2012 Jan 16. PMID 22319157</ref><ref>D. Reich, N. Patterson, M. Kircher, F. Delfin, M. R. Nandineni, I. Pugach, A. M. Ko, Y. C. Ko, T. A. Jinam, M. E. Phipps, N. Saitou, A. Wollstein, M. Kayser, S. Pääbo, M. Stoneking: ''Denisova admixture and the first modern human dispersals into Southeast Asia and Oceania.'' In: ''Am J Hum Genet.'' 89(4), 7. Okt 2011, S. 516–528. [[doi:10.1016/j.ajhg.2011.09.005]]. Epub 2011 Sep 22. PMID 21944045</ref> und zuletzt wurden solcher [[Genfluss archaischer Menschen zu Homo sapiens]] auch für Afrika postuliert.<ref>M. F. Hammer, A. E. Woerner, F. L. Mendez, J. C. Watkins, J. D. Wall: ''Genetic evidence for archaic admixture in Africa.'' In: ''[[PNAS]].'' Band 108, Nr. 37, 2011, S. 15123–15128. Epub 2011 Sep 6. PMID 21896735</ref><ref>L. Abi-Rached, M. J. Jobin, S. Kulkarni, A. McWhinnie, K. Dalva, L. Gragert, F. Babrzadeh, B. Gharizadeh, M. Luo, F. A. Plummer, J. Kimani, M. Carrington, D. Middleton, R. Rajalingam, M. Beksac, S. G. Marsh, M. Maiers, L. A. Guethlein, S. Tavoularis, A. M. Little, R. E. Green, P. J. Norman, P. Parham: ''The shaping of modern human immune systems by multiregional admixture with archaic humans.'' In: ''Science.'' 334 (6052), 7. Okt 2011, S. 89–94. Epub 2011 Aug 25. PMID 21868630<!-- Neandertaler, Denisova --></ref><ref>M. Stoneking, J. Krause: ''Learning about human population history from ancient and modern genomes.'' In: ''[[Nat Rev Genet]].'' 12(9), 18. Aug 2011, S. 603–614. [[doi:10.1038/nrg3029]]. PMID 21850041<!-- Neandertaler, Denisova --></ref>
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Inzwischen wiesen mehrere Studien darauf hin, dass archaische Verwandte des anatomisch modernen Menschen in geringer Menge (1–2 %) Spuren im Genom von unterschiedlichen [[Wikipedia:Population (Anthropologie)|Populationen]] des modernen Menschen hinterlassen haben. Zunächst wurde das für den [[Wikipedia:Neandertaler|Neandertaler]] in Europa und Westasien nachgewiesen,<ref name="Green2010">Richard E. Green u.&nbsp;a.: ''A draft sequence of the Neandertal Genome.'' In: ''[[Wikipedia:Science|Science]].'' Band 328, 2010, S. 710–722, [[doi:10.1126/science.1188021]]</ref><ref>M. A. Yang, A. S. Malaspinas, E. Y. Durand, M. Slatkin: ''Ancient Structure in Africa Unlikely to Explain Neanderthal and Non-African Genetic Similarity.'' In: ''Mol Biol Evol.'' 10. Mai 2012. PMID 22513287</ref> etwas später für den [[Wikipedia:Denisova-Mensch|Denisova-Mensch]]en in Südostasien<ref>F. L. Mendez, J. C. Watkins, M. F. Hammer: ''Global Genetic Variation at OAS1 Provides Evidence of Archaic Admixture in Melanesian Populations.'' In: ''Mol Biol Evol.'' 29(6), Jun 2012, S. 1513–1520. Epub 2012 Jan 16. PMID 22319157</ref><ref>D. Reich, N. Patterson, M. Kircher, F. Delfin, M. R. Nandineni, I. Pugach, A. M. Ko, Y. C. Ko, T. A. Jinam, M. E. Phipps, N. Saitou, A. Wollstein, M. Kayser, S. Pääbo, M. Stoneking: ''Denisova admixture and the first modern human dispersals into Southeast Asia and Oceania.'' In: ''Am J Hum Genet.'' 89(4), 7. Okt 2011, S. 516–528. [[doi:10.1016/j.ajhg.2011.09.005]]. Epub 2011 Sep 22. PMID 21944045</ref> und zuletzt wurden solcher [[Wikipedia:Genfluss archaischer Menschen zu Homo sapiens|Genfluss archaischer Menschen zu Homo sapiens]] auch für Afrika postuliert.<ref>M. F. Hammer, A. E. Woerner, F. L. Mendez, J. C. Watkins, J. D. Wall: ''Genetic evidence for archaic admixture in Africa.'' In: ''[[Wikipedia:PNAS|PNAS]].'' Band 108, Nr. 37, 2011, S. 15123–15128. Epub 2011 Sep 6. PMID 21896735</ref><ref>L. Abi-Rached, M. J. Jobin, S. Kulkarni, A. McWhinnie, K. Dalva, L. Gragert, F. Babrzadeh, B. Gharizadeh, M. Luo, F. A. Plummer, J. Kimani, M. Carrington, D. Middleton, R. Rajalingam, M. Beksac, S. G. Marsh, M. Maiers, L. A. Guethlein, S. Tavoularis, A. M. Little, R. E. Green, P. J. Norman, P. Parham: ''The shaping of modern human immune systems by multiregional admixture with archaic humans.'' In: ''Science.'' 334 (6052), 7. Okt 2011, S. 89–94. Epub 2011 Aug 25. PMID 21868630<!-- Neandertaler, Denisova --></ref><ref>M. Stoneking, J. Krause: ''Learning about human population history from ancient and modern genomes.'' In: ''[[Wikipedia:Nat Rev Genet|Nat Rev Genet]].'' 12(9), 18. Aug 2011, S. 603–614. [[doi:10.1038/nrg3029]]. PMID 21850041<!-- Neandertaler, Denisova --></ref>
    
=== Fehlende Definition des ''Homo sapiens'' ===
 
=== Fehlende Definition des ''Homo sapiens'' ===
 
[[Datei:Anthropomorpha Detail form Systema Naturae 1735.jpg|mini|Beschreibung des Menschen in der ersten Auflage von Linnés ''Systema Naturæ'']]
 
[[Datei:Anthropomorpha Detail form Systema Naturae 1735.jpg|mini|Beschreibung des Menschen in der ersten Auflage von Linnés ''Systema Naturæ'']]
 
{{Hauptartikel|Archaischer Homo sapiens}}
 
{{Hauptartikel|Archaischer Homo sapiens}}
Als [[Carl von Linné]] 1735 den Menschen in seiner Schrift ''[[Systema Naturæ]]'' dem Tierreich und in diesem der Gattung ''Homo'' zuordnete, verzichtete Linné – im Unterschied zu seiner üblichen Vorgehensweise – auf eine an körperlichen Merkmalen ausgerichtete Beschreibung der Gattung. Stattdessen notierte er: ''[[Gnothi seauton|Nosce te ipsum]]'' („Erkenne dich selbst“) und ging demnach davon aus, dass jeder Mensch genau wisse, was ein Mensch sei. Die Gattung ''Homo'' unterteilte er in vier Varianten: ''Europæus'', ''Americanus'', ''Asiaticus'' sowie ''Africanus'' und gab ihnen jeweils noch Farbmerkmale bei – ''albescens'', ''rubescens'', ''fuscus'' und ''nigrans'', gleichbedeutend mit hell, rötlich, braun und schwarz. 1758, in der 10. Auflage von ''Systema Naturæ'', bezeichnete Linné den Menschen zwar erstmals auch als ''Homo sapiens'' und führte zudem diverse angebliche charakterliche und körperliche Merkmale der Varianten an, verzichtete aber weiterhin auf eine Beschreibung der Gemeinsamkeiten, also auf eine [[Diagnose (Biologie)|Diagnose]] (Definition) der Art.
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Als [[Carl von Linné]] 1735 den Menschen in seiner Schrift ''[[Wikipedia:Systema Naturæ|Systema Naturæ]]'' dem Tierreich und in diesem der Gattung ''Homo'' zuordnete, verzichtete Linné – im Unterschied zu seiner üblichen Vorgehensweise – auf eine an körperlichen Merkmalen ausgerichtete Beschreibung der Gattung. Stattdessen notierte er: ''[[Wikipedia:Gnothi seauton|Nosce te ipsum]]'' („Erkenne dich selbst“) und ging demnach davon aus, dass jeder Mensch genau wisse, was ein Mensch sei. Die Gattung ''Homo'' unterteilte er in vier Varianten: ''Europæus'', ''Americanus'', ''Asiaticus'' sowie ''Africanus'' und gab ihnen jeweils noch Farbmerkmale bei – ''albescens'', ''rubescens'', ''fuscus'' und ''nigrans'', gleichbedeutend mit hell, rötlich, braun und schwarz. 1758, in der 10. Auflage von ''Systema Naturæ'', bezeichnete Linné den Menschen zwar erstmals auch als ''Homo sapiens'' und führte zudem diverse angebliche charakterliche und körperliche Merkmale der Varianten an, verzichtete aber weiterhin auf eine Beschreibung der Gemeinsamkeiten, also auf eine [[Wikipedia:Diagnose (Biologie)|Diagnose]] (Definition) der Art.
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1775 bezeichnete [[Johann Friedrich Blumenbach]] in seiner [[Dissertation]] ''De generis humani varietate nativa'' („Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte“) die von Linné eingeführten Varianten als die vier „[[Varietät (Biologie)|Varietäten]]“ des Menschen<ref>Johann Friedrich Blumenbach: ''Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte.'' Leipzig 1798, S. 19 ff.</ref> und beschrieb einige ihrer gemeinsamen Merkmale. Diese Gemeinsamkeiten führte er – mehr als 80 Jahre vor [[Charles Darwin|Darwins]] ''[[Die Entstehung der Arten]]'' – darauf zurück, dass sie einer gemeinsamen „Gattung“ entsprungen seien. Jedoch erwiesen sich auch diese Merkmale nicht als geeignet, mit ihrer Hilfe zu entscheiden, ob Fossilien der Art ''Homo sapiens'' zuzuordnen oder nicht zuzuordnen sind.
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1775 bezeichnete [[Wikipedia:Johann Friedrich Blumenbach|Johann Friedrich Blumenbach]] in seiner [[Wikipedia:Dissertation|Dissertation]] ''De generis humani varietate nativa'' („Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte“) die von Linné eingeführten Varianten als die vier „[[Wikipedia:Varietät (Biologie)|Varietäten]]“ des Menschen<ref>Johann Friedrich Blumenbach: ''Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte.'' Leipzig 1798, S. 19 ff.</ref> und beschrieb einige ihrer gemeinsamen Merkmale. Diese Gemeinsamkeiten führte er – mehr als 80 Jahre vor [[Wikipedia:Charles Darwin|Darwins]] ''[[Wikipedia:Die Entstehung der Arten|Die Entstehung der Arten]]'' – darauf zurück, dass sie einer gemeinsamen „Gattung“ entsprungen seien. Jedoch erwiesen sich auch diese Merkmale nicht als geeignet, mit ihrer Hilfe zu entscheiden, ob Fossilien der Art ''Homo sapiens'' zuzuordnen oder nicht zuzuordnen sind.
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Einen Schritt weiter ging der Botaniker [[William Thomas Stearn]] und erklärte 1959 Carl von Linné selbst (''Linnaeus himself'') zum [[Lectotypus]] der Art ''Homo sapiens''.<ref>W. T. Stearn: ''The Background of Linnaeus’s Contributions to the Nomenclature and Methods of Systematic Biology.'' In: ''Systematic Zoology.'' 8 (1), 1959, S. 4. [http://www.jstor.org/pss/2411603 (online)].</ref> Diese Festlegung ist nach den heute gültigen Regeln korrekt.<ref>[http://iczn.org/content/who-type-homo-sapiens ICZN Code Art. 74.1 (Teil der Syntypenserie), 74.3 (individuelle Lectotypus-Festlegung), 74.5 (Verwendung der Formulierung „the type“)]</ref> Carl von Linnés sterbliche Überreste (sein im [[Dom zu Uppsala]] bestattetes Skelett) sind daher der nomenklatorische Typus des anatomisch modernen Menschen.<ref>[https://www.iczn.org/outreach/faqs/#faq-13 International Commission on Zoological Nomenclature]: ''Who is the type of Homo sapiens?'' Von David Notton und [[Chris Stringer]].<br />[http://www.signonsandiego.com/news/features/20031015-9999_1c15type.html ''Not my type.'']</ref>
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Einen Schritt weiter ging der Botaniker [[Wikipedia:William Thomas Stearn|William Thomas Stearn]] und erklärte 1959 Carl von Linné selbst (''Linnaeus himself'') zum [[Wikipedia:Lectotypus|Lectotypus]] der Art ''Homo sapiens''.<ref>W. T. Stearn: ''The Background of Linnaeus’s Contributions to the Nomenclature and Methods of Systematic Biology.'' In: ''Systematic Zoology.'' 8 (1), 1959, S. 4. [http://www.jstor.org/pss/2411603 (online)].</ref> Diese Festlegung ist nach den heute gültigen Regeln korrekt.<ref>[http://iczn.org/content/who-type-homo-sapiens ICZN Code Art. 74.1 (Teil der Syntypenserie), 74.3 (individuelle Lectotypus-Festlegung), 74.5 (Verwendung der Formulierung „the type“)]</ref> Carl von Linnés sterbliche Überreste (sein im [[Wikipedia:Dom zu Uppsala|Dom zu Uppsala]] bestattetes Skelett) sind daher der nomenklatorische Typus des anatomisch modernen Menschen.<ref>[https://www.iczn.org/outreach/faqs/#faq-13 International Commission on Zoological Nomenclature]: ''Who is the type of Homo sapiens?'' Von David Notton und [[Wikipedia:Chris Stringer|Chris Stringer]].<br />[http://www.signonsandiego.com/news/features/20031015-9999_1c15type.html ''Not my type.'']</ref>
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Dennoch fehlt auch weiterhin eine allgemein anerkannte Diagnose der Art ''Homo sapiens'': „Unsere Art ''Homo sapiens'' war niemals Gegenstand einer formalen [[Morphologie (Biologie)|morphologischen]] Definition, die uns helfen würde, unsere Artgenossen in irgendeiner brauchbaren Weise in den dokumentierten fossilen Funden zu erkennen.“<ref name="Schwartz/Tattersall2010">[[Jeffrey H. Schwartz]], [[Ian Tattersall]]: ''Fossil evidence for the origin of Homo sapiens.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 143, Supplement 51 (= ''Yearbook of Physical Anthropology''), 2010, S. 94–121. [[doi:10.1002/ajpa.21443]] Im Original: ''Our species Homo sapiens has never been subject to a formal morphological definition, of that sort that would help us in any practical way to recognize our conspecifics in the fossil record.''</ref> Mangels klarer morphologischer Kriterien erfolgt die Zuordnung von Fossilien zu ''Homo sapiens'' häufig primär aufgrund ihres datierten Alters, eines bloßen paläontologischen Hilfskriteriums.
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Dennoch fehlt auch weiterhin eine allgemein anerkannte Diagnose der Art ''Homo sapiens'': „Unsere Art ''Homo sapiens'' war niemals Gegenstand einer formalen [[Wikipedia:Morphologie (Biologie)|morphologischen]] Definition, die uns helfen würde, unsere Artgenossen in irgendeiner brauchbaren Weise in den dokumentierten fossilen Funden zu erkennen.“<ref name="Schwartz/Tattersall2010">[[Wikipedia:Jeffrey H. Schwartz|Jeffrey H. Schwartz]], [[Wikipedia:Ian Tattersall|Ian Tattersall]]: ''Fossil evidence for the origin of Homo sapiens.'' In: ''American Journal of Physical Anthropology.'' Band 143, Supplement 51 (= ''Yearbook of Physical Anthropology''), 2010, S. 94–121. [[doi:10.1002/ajpa.21443]] Im Original: ''Our species Homo sapiens has never been subject to a formal morphological definition, of that sort that would help us in any practical way to recognize our conspecifics in the fossil record.''</ref> Mangels klarer morphologischer Kriterien erfolgt die Zuordnung von Fossilien zu ''Homo sapiens'' häufig primär aufgrund ihres datierten Alters, eines bloßen paläontologischen Hilfskriteriums.
    
== Entwicklungsgeschichte und Ausbreitung der Spezies ==
 
== Entwicklungsgeschichte und Ausbreitung der Spezies ==
[[Datei:Spreading homo sapiens la.svg|mini|hochkant=2|Ausbreitung des anatomisch modernen Menschen (rot) über die Erde und vorausgehende Besiedelung durch ''[[Homo erectus]]'' (gelb) und [[Neandertaler]] (ocker); die Zahlen stehen für Jahre vor heute.]]
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[[Datei:Spreading homo sapiens la.svg|mini|hochkant=2|Ausbreitung des anatomisch modernen Menschen (rot) über die Erde und vorausgehende Besiedelung durch ''[[Wikipedia:Homo erectus|Homo erectus]]'' (gelb) und [[Wikipedia:Neandertaler|Neandertaler]] (ocker); die Zahlen stehen für Jahre vor heute.]]
 
{{Hauptartikel|Hominisation|Stammesgeschichte des Menschen}}
 
{{Hauptartikel|Hominisation|Stammesgeschichte des Menschen}}
 
{{Hauptartikel|Ausbreitung des Menschen|Menschheitsgeschichte}}
 
{{Hauptartikel|Ausbreitung des Menschen|Menschheitsgeschichte}}
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Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu ''Homo sapiens'': ''[[Ardipithecus ramidus]]'', ''[[Australopithecus afarensis]]'', ''[[Homo rudolfensis]]'' / ''[[Homo habilis]]'' und ''[[Homo ergaster]]'' / ''[[Homo erectus]]''.
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Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu ''Homo sapiens'': ''[[Wikipedia:Ardipithecus ramidus|Ardipithecus ramidus]]'', ''[[Wikipedia:Australopithecus afarensis|Australopithecus afarensis]]'', ''[[Wikipedia:Homo rudolfensis|Homo rudolfensis]]'' / ''[[Wikipedia:Homo habilis|Homo habilis]]'' und ''[[Wikipedia:Homo ergaster|Homo ergaster]]'' / ''[[Wikipedia:Homo erectus|Homo erectus]]''.
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315.000 Jahre alte Schädelknochen aus [[Marokko]] gelten derzeit als älteste, unbestritten dem anatomisch modernen Menschen zugeordnete [[Fossilien]].<ref>Daniel Richter, Rainer Grün, Renaud Joannes-Boyau u.&nbsp;a.: ''The age of the hominin fossils from Jebel Irhoud, Morocco, and the origins of the Middle Stone Age.'' In: ''Nature.'' Band 546, Nr. 7657, 2017, S. 293–296, [[doi:10.1038/nature22335]].<br /> [https://www.nature.com/news/oldest-homo-sapiens-fossil-claim-rewrites-our-species-history-1.22114 ''Oldest Homo sapiens fossil claim rewrites our species’ history.''] In: ''nature.com'' vom 7. Juni 2017.</ref> Lange Zeit lebte die Art ''Homo sapiens'' in Afrika parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten [[Neandertaler]], der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.
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315.000 Jahre alte Schädelknochen aus [[Wikipedia:Marokko|Marokko]] gelten derzeit als älteste, unbestritten dem anatomisch modernen Menschen zugeordnete [[Wikipedia:Fossilien|Fossilien]].<ref>Daniel Richter, Rainer Grün, Renaud Joannes-Boyau u.&nbsp;a.: ''The age of the hominin fossils from Jebel Irhoud, Morocco, and the origins of the Middle Stone Age.'' In: ''Nature.'' Band 546, Nr. 7657, 2017, S. 293–296, [[doi:10.1038/nature22335]].<br /> [https://www.nature.com/news/oldest-homo-sapiens-fossil-claim-rewrites-our-species-history-1.22114 ''Oldest Homo sapiens fossil claim rewrites our species’ history.''] In: ''nature.com'' vom 7. Juni 2017.</ref> Lange Zeit lebte die Art ''Homo sapiens'' in Afrika parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten [[Wikipedia:Neandertaler|Neandertaler]], der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.
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Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte [[Out-of-Africa-Theorie]], der zufolge die Ausbreitung des Menschen während der [[Letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 Meter je Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von ''Homo sapiens'' erreicht, vielleicht später.
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Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte [[Wikipedia:Out-of-Africa-Theorie|Out-of-Africa-Theorie]], der zufolge die Ausbreitung des Menschen während der [[Wikipedia:Letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 Meter je Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von ''Homo sapiens'' erreicht, vielleicht später.
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Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom [[Multiregionaler Ursprung des modernen Menschen|multiregionalen Ursprung des modernen Menschen]] nimmt an, dass sich der ''Homo sapiens'' in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem ''Homo erectus'' entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.
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Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom [[Wikipedia:Multiregionaler Ursprung des modernen Menschen|multiregionalen Ursprung des modernen Menschen]] nimmt an, dass sich der ''Homo sapiens'' in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem ''Homo erectus'' entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.
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Mit der Entwicklungsgeschichte der [[Menschheit]] von ihren Anfängen bis zum Jetzt-Menschen beschäftigen sich insbesondere die [[Paläoanthropologie]], die [[Archäologie]] und die [[Genetik]]. Neben der biologischen [[Evolution]] war für den Menschen auch seine [[kultur]]elle Entwicklung maßgebend, die sich unter anderem im Gebrauch von [[Werkzeug]]en und der [[Gesprochene Sprache|gesprochenen Sprache]] manifestiert. Der kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich – nach heutigem Kenntnisstand – die kulturellen Innovationen, und seit dem Aufkommen von [[Ackerbau]] und [[Viehhaltung]] greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein.
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Mit der Entwicklungsgeschichte der [[Wikipedia:Menschheit|Menschheit]] von ihren Anfängen bis zum Jetzt-Menschen beschäftigen sich insbesondere die [[Wikipedia:Paläoanthropologie|Paläoanthropologie]], die [[Wikipedia:Archäologie|Archäologie]] und die [[Wikipedia:Genetik|Genetik]]. Neben der biologischen [[Wikipedia:Evolution|Evolution]] war für den Menschen auch seine [[Wikipedia:kultur|kultur]]elle Entwicklung maßgebend, die sich unter anderem im Gebrauch von [[Wikipedia:Werkzeug|Werkzeug]]en und der [[Wikipedia:Gesprochene Sprache|gesprochenen Sprache]] manifestiert. Der kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich – nach heutigem Kenntnisstand – die kulturellen Innovationen, und seit dem Aufkommen von [[Wikipedia:Ackerbau|Ackerbau]] und [[Wikipedia:Viehhaltung|Viehhaltung]] greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein.
    
== Der Mensch als soziales und kulturfähiges Lebewesen ==
 
== Der Mensch als soziales und kulturfähiges Lebewesen ==
Mit der Erforschung des Menschen als kulturell und gesellschaftlich geprägtem Lebewesen befassen sich unter anderem die [[Anthropologie]] mit ihren diversen Teildisziplinen (unter anderem [[Sozialanthropologie]], [[Kulturanthropologie]], [[Philosophische Anthropologie]], medizinische<ref>[[Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 437–453.</ref> Anthropologie, [[Theologische Anthropologie]], [[Paläoanthropologie]]), die [[Sozialwissenschaften]], die [[Philosophie]] und die [[Psychologie]], die [[Ethnologie]], aber auch Teile der [[Verhaltensbiologie]].
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Mit der Erforschung des Menschen als kulturell und gesellschaftlich geprägtem Lebewesen befassen sich unter anderem die [[Wikipedia:Anthropologie|Anthropologie]] mit ihren diversen Teildisziplinen (unter anderem [[Wikipedia:Sozialanthropologie|Sozialanthropologie]], [[Wikipedia:Kulturanthropologie|Kulturanthropologie]], [[Wikipedia:Philosophische Anthropologie|Philosophische Anthropologie]], medizinische<ref>[[Wikipedia:Axel W. Bauer|Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie.'' In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen.'' Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 437–453.</ref> Anthropologie, [[Wikipedia:Theologische Anthropologie|Theologische Anthropologie]], [[Wikipedia:Paläoanthropologie|Paläoanthropologie]]), die [[Wikipedia:Sozialwissenschaften|Sozialwissenschaften]], die [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]] und die [[Wikipedia:Psychologie|Psychologie]], die [[Wikipedia:Ethnologie|Ethnologie]], aber auch Teile der [[Wikipedia:Verhaltensbiologie|Verhaltensbiologie]].
    
=== Der Mensch als soziales Lebewesen ===
 
=== Der Mensch als soziales Lebewesen ===
Mit der [[Aristoteles|aristotelischen]] Charakterisierung des Menschen als [[Zoon politikon]], als ein Lebewesen also, das von seiner Natur her auf ein soziales und politisches Miteinander bezogen und angewiesen ist, liegt eine bis heute gültige Haupteinordnung vor. So ist das neugeborene Menschenkind in besonderer Intensität und Dauer auf die umfassende Fürsorge seiner Sozialpartner angewiesen, um leben und sich entwickeln zu können. Nur in menschlicher Gemeinschaft kann es die Lernanreize erhalten und verarbeiten, die es zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben befähigen. Mit dem Spracherwerb verbindet sich das Hineinwachsen in eine bestimmte Ausprägung menschlicher Kultur, die aus den Traditionen des jeweiligen Sozialverbands hervorgegangen ist. Indem das Bewusstsein so gearteter gesellschaftsspezifischer Traditionen in der Generationenfolge mündlich und [[Geschriebene Sprache|schriftlich]] weitergegeben werden kann, entstehen [[Geschichte]] und [[Geschichtsbewusstsein]]. In Anpassung an bzw. in Auseinandersetzung mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt formt sich das [[Individuum]] und gelangt zu seiner Stellung in der menschlichen [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]].
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Mit der [[Wikipedia:Aristoteles|aristotelischen]] Charakterisierung des Menschen als [[Wikipedia:Zoon politikon|Zoon politikon]], als ein Lebewesen also, das von seiner Natur her auf ein soziales und politisches Miteinander bezogen und angewiesen ist, liegt eine bis heute gültige Haupteinordnung vor. So ist das neugeborene Menschenkind in besonderer Intensität und Dauer auf die umfassende Fürsorge seiner Sozialpartner angewiesen, um leben und sich entwickeln zu können. Nur in menschlicher Gemeinschaft kann es die Lernanreize erhalten und verarbeiten, die es zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben befähigen. Mit dem Spracherwerb verbindet sich das Hineinwachsen in eine bestimmte Ausprägung menschlicher Kultur, die aus den Traditionen des jeweiligen Sozialverbands hervorgegangen ist. Indem das Bewusstsein so gearteter gesellschaftsspezifischer Traditionen in der Generationenfolge mündlich und [[Wikipedia:Geschriebene Sprache|schriftlich]] weitergegeben werden kann, entstehen [[Wikipedia:Geschichte|Geschichte]] und [[Wikipedia:Geschichtsbewusstsein|Geschichtsbewusstsein]]. In Anpassung an bzw. in Auseinandersetzung mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt formt sich das [[Wikipedia:Individuum|Individuum]] und gelangt zu seiner Stellung in der menschlichen [[Wikipedia:Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]].
    
=== Sozialität als Folge biologischer Evolutionsmerkmale ===
 
=== Sozialität als Folge biologischer Evolutionsmerkmale ===
 
In dem der Menschwerdung zugrunde liegenden Evolutionsprozess sind einige die körperliche Entwicklung betreffende Merkmale von besonderer Bedeutung: Mit dem aufrechten Gang werden die vorderen Extremitäten zur Fortbewegung nicht mehr gebraucht und können so vielfältigen Zwecken dienen. Die menschliche Hand vermag nicht nur kräftig zuzupacken, sondern eignet sich auch für diverse Formen feinfühliger Präzisionsarbeit. Das so begründete differenzierte Zusammenwirken von Auge und Hand führt beim Menschen zum Vorrang des Gesichts- und Tastsinns gegenüber dem Geruchssinn. Der zum Greifen nicht mehr benötigte Kieferapparat springt noch weniger schnauzenartig vor als bei den anderen Primaten und ermöglicht mit den anderen an der Stimmerzeugung beteiligten Organen eine differenzierte Lautbildung.<ref>Haeffner 2000, S. 26.</ref>
 
In dem der Menschwerdung zugrunde liegenden Evolutionsprozess sind einige die körperliche Entwicklung betreffende Merkmale von besonderer Bedeutung: Mit dem aufrechten Gang werden die vorderen Extremitäten zur Fortbewegung nicht mehr gebraucht und können so vielfältigen Zwecken dienen. Die menschliche Hand vermag nicht nur kräftig zuzupacken, sondern eignet sich auch für diverse Formen feinfühliger Präzisionsarbeit. Das so begründete differenzierte Zusammenwirken von Auge und Hand führt beim Menschen zum Vorrang des Gesichts- und Tastsinns gegenüber dem Geruchssinn. Der zum Greifen nicht mehr benötigte Kieferapparat springt noch weniger schnauzenartig vor als bei den anderen Primaten und ermöglicht mit den anderen an der Stimmerzeugung beteiligten Organen eine differenzierte Lautbildung.<ref>Haeffner 2000, S. 26.</ref>
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Im Vergleich mit den [[Tragzeit]]en höherer Säugerarten findet die Menschengeburt auffällig früh statt. Zu erwarten wären 21-monatige Schwangerschaften, weshalb [[Adolf Portmann]] das erste menschliche Lebensjahr als „extra-uterines Jahr des Embryo“ bezeichnet hat, in dem die Nachreifung und die Anlage wichtiger Lebensfunktionen erst noch stattfinden.<ref>Haeffner 2000, S. 27.</ref> Denn bei der Geburt sind die Nervenzellen im Gehirn zwar weitestgehend angelegt, aber in manchen Hirnarealen noch unverbunden. Die von den Sinnesorganen aufgenommenen Signale konfigurieren nun erst große Teile der Großhirnrinde. Nur in diesem frühen Stadium kann beispielsweise das Sehen erlernt werden, wie Erfahrungen mit Blindgeborenen gezeigt haben.<ref>Wulf 2004, S. 142.</ref> Im Vergleich zu hinsichtlich ihrer Organfunktionen und Antriebe weitgehend lebensfähig geborenen Tieren ist der Mensch das unfertige, instinktreduzierte, auf Lernen und auf mitmenschliche Zuwendung angewiesene, von Natur aus „nicht festgestellte“ ([[Friedrich Nietzsche]]) und deshalb weltoffene Lebewesen.
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Im Vergleich mit den [[Wikipedia:Tragzeit|Tragzeit]]en höherer Säugerarten findet die Menschengeburt auffällig früh statt. Zu erwarten wären 21-monatige Schwangerschaften, weshalb [[Wikipedia:Adolf Portmann|Adolf Portmann]] das erste menschliche Lebensjahr als „extra-uterines Jahr des Embryo“ bezeichnet hat, in dem die Nachreifung und die Anlage wichtiger Lebensfunktionen erst noch stattfinden.<ref>Haeffner 2000, S. 27.</ref> Denn bei der Geburt sind die Nervenzellen im Gehirn zwar weitestgehend angelegt, aber in manchen Hirnarealen noch unverbunden. Die von den Sinnesorganen aufgenommenen Signale konfigurieren nun erst große Teile der Großhirnrinde. Nur in diesem frühen Stadium kann beispielsweise das Sehen erlernt werden, wie Erfahrungen mit Blindgeborenen gezeigt haben.<ref>Wulf 2004, S. 142.</ref> Im Vergleich zu hinsichtlich ihrer Organfunktionen und Antriebe weitgehend lebensfähig geborenen Tieren ist der Mensch das unfertige, instinktreduzierte, auf Lernen und auf mitmenschliche Zuwendung angewiesene, von Natur aus „nicht festgestellte“ ([[Wikipedia:Friedrich Nietzsche|Friedrich Nietzsche]]) und deshalb weltoffene Lebewesen.
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Das bei vielen Tieren ausgeprägte [[Reiz-Reaktions-Modell|Reiz-Reaktionsschema]] gilt für den Menschen nicht in gleicher Weise. Zwischen Signal und Reaktion, zwischen Bedürfnis und Befriedigung besteht für Menschen die Möglichkeit, Abstand herzustellen, den Reiz-Reaktions-Automatismus zu durchbrechen und variabel zu reagieren und zu [[handeln]]. Der Mensch lebt nicht in „geschlossenen Funktionskreisen, sondern in offenen Handlungskreisen.“<ref>Wulf 2004, S. 59.</ref> Die [[Kognition]]sfähigkeit ermöglicht es ihm sogar, die Bedingtheit seiner Erkenntnisse als Konsequenz des mit bestimmter Ausstattung versehenen eigenen Sinnesapparats sowie der zerebralen Verarbeitungsweisen einzuschätzen.
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Das bei vielen Tieren ausgeprägte [[Wikipedia:Reiz-Reaktions-Modell|Reiz-Reaktionsschema]] gilt für den Menschen nicht in gleicher Weise. Zwischen Signal und Reaktion, zwischen Bedürfnis und Befriedigung besteht für Menschen die Möglichkeit, Abstand herzustellen, den Reiz-Reaktions-Automatismus zu durchbrechen und variabel zu reagieren und zu [[Wikipedia:handeln|handeln]]. Der Mensch lebt nicht in „geschlossenen Funktionskreisen, sondern in offenen Handlungskreisen.“<ref>Wulf 2004, S. 59.</ref> Die [[Wikipedia:Kognition|Kognition]]sfähigkeit ermöglicht es ihm sogar, die Bedingtheit seiner Erkenntnisse als Konsequenz des mit bestimmter Ausstattung versehenen eigenen Sinnesapparats sowie der zerebralen Verarbeitungsweisen einzuschätzen.
    
Die Erwägung von Handlungsoptionen und die Prüfung von Alternativen bestimmen das menschliche Verhaltensrepertoire aber nicht allein. Ein Großteil der Alltagsverrichtungen ist so gewohnt und eingeübt, dass sich ein Nachdenken darüber in der Regel erübrigt. Die mit den Routinen verbundene Entlastung ist gewissermaßen die sichere Verhaltensgrundlage, die der Reflexion von Handlungsoptionen und -alternativen erst Raum verschafft.
 
Die Erwägung von Handlungsoptionen und die Prüfung von Alternativen bestimmen das menschliche Verhaltensrepertoire aber nicht allein. Ein Großteil der Alltagsverrichtungen ist so gewohnt und eingeübt, dass sich ein Nachdenken darüber in der Regel erübrigt. Die mit den Routinen verbundene Entlastung ist gewissermaßen die sichere Verhaltensgrundlage, die der Reflexion von Handlungsoptionen und -alternativen erst Raum verschafft.
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Für orientierende Anreize zur eigenen Verhaltensentwicklung ist das Neugeborene aber für lange Zeit auf die Zuwendung seiner Bezugspersonen und auf Interaktion mit ihnen angewiesen. Vor allem durch [[Lernen am Modell|Nachahmung]] entsteht dabei Gemeinsamkeit und wird das Menschenkind Teil der Gemeinschaft; in [[Trotz]] und Abgrenzung erfährt es sich als eigenständig.
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Für orientierende Anreize zur eigenen Verhaltensentwicklung ist das Neugeborene aber für lange Zeit auf die Zuwendung seiner Bezugspersonen und auf Interaktion mit ihnen angewiesen. Vor allem durch [[Wikipedia:Lernen am Modell|Nachahmung]] entsteht dabei Gemeinsamkeit und wird das Menschenkind Teil der Gemeinschaft; in [[Wikipedia:Trotz|Trotz]] und Abgrenzung erfährt es sich als eigenständig.
    
=== Sprache als Bewusstseinsbildner ===
 
=== Sprache als Bewusstseinsbildner ===
Als ''[[conditio humana]]'' schlechthin, durch die sich der Mensch von allen anderen Lebewesen unterscheidet, gilt von alters her die [[Sprache]]. Ihre Anfänge liegen wohl 100.000 bis 200.000 Jahre zurück. Eine ausgebildete Sprachfähigkeit wird etwa vor 35.000 Jahren angenommen, zur Zeit der [[Höhle von Lascaux|Höhlenmalereien von Lascaux]].<ref>Wulf 2004, S. 210.</ref> Die angeborene Sprachfähigkeit muss wie das Sehen frühzeitig erlernt werden; im fortgeschrittenen Alter ist das originäre Sprachlernen nicht mehr möglich. Jede der etwa 6.000 Sprachen besteht aus einem Vorrat aus Laut-Zeichen und aus Regeln zur Kombination dieser Zeichen. Dabei handelt es sich nicht um eine starre Struktur, sondern um eine im Gebrauch veränderliche.<ref>Haeffner 2000, S. 56.</ref>
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Als ''[[Wikipedia:conditio humana|conditio humana]]'' schlechthin, durch die sich der Mensch von allen anderen Lebewesen unterscheidet, gilt von alters her die [[Wikipedia:Sprache|Sprache]]. Ihre Anfänge liegen wohl 100.000 bis 200.000 Jahre zurück. Eine ausgebildete Sprachfähigkeit wird etwa vor 35.000 Jahren angenommen, zur Zeit der [[Wikipedia:Höhle von Lascaux|Höhlenmalereien von Lascaux]].<ref>Wulf 2004, S. 210.</ref> Die angeborene Sprachfähigkeit muss wie das Sehen frühzeitig erlernt werden; im fortgeschrittenen Alter ist das originäre Sprachlernen nicht mehr möglich. Jede der etwa 6.000 Sprachen besteht aus einem Vorrat aus Laut-Zeichen und aus Regeln zur Kombination dieser Zeichen. Dabei handelt es sich nicht um eine starre Struktur, sondern um eine im Gebrauch veränderliche.<ref>Haeffner 2000, S. 56.</ref>
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Die jeder anderen Form der sprachlichen Äußerung vorausgehende [[gesprochene Sprache]] aktiviert zugleich das [[Auditive Wahrnehmung|Hören]], das eigene und das des Gegenübers. „Die in der Struktur des menschlichen Körpers begründete Bindung der Sprache an die Stimme und das Ohr ermöglicht es der Sprache, «einen unendlichen Gebrauch» von «endlichen Mitteln» zu machen.“<ref>Wulf 2004, S. 216.</ref> Sie ist das primäre Mittel der Kontaktaufnahme und des Informations- und Meinungsaustauschs unter Menschen von Kindesbeinen an. Doch auch alle auf differenzierte [[Kooperation]] sich gründenden großen gesellschaftlichen Funktionsbereiche wie Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Wissenschaft sind auf die sprachliche Verständigung der Beteiligten elementar angewiesen.
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Die jeder anderen Form der sprachlichen Äußerung vorausgehende [[Wikipedia:gesprochene Sprache|gesprochene Sprache]] aktiviert zugleich das [[Auditive Wahrnehmung|Hören]], das eigene und das des Gegenübers. „Die in der Struktur des menschlichen Körpers begründete Bindung der Sprache an die Stimme und das Ohr ermöglicht es der Sprache, «einen unendlichen Gebrauch» von «endlichen Mitteln» zu machen.“<ref>Wulf 2004, S. 216.</ref> Sie ist das primäre Mittel der Kontaktaufnahme und des Informations- und Meinungsaustauschs unter Menschen von Kindesbeinen an. Doch auch alle auf differenzierte [[Wikipedia:Kooperation|Kooperation]] sich gründenden großen gesellschaftlichen Funktionsbereiche wie Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Wissenschaft sind auf die sprachliche Verständigung der Beteiligten elementar angewiesen.
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Dem einzelnen Menschen kann die sprachliche Verarbeitung von Sinneseindrücken dabei helfen, Erlebtes auch jenseits der aktuellen Wahrnehmung festzuhalten wie auch eigene [[Phantasie]]n aufzubewahren: „Ohne Erzählung – eine sprachliche Form, die Einheiten fixiert und Zusammenhänge schafft – zerfällt das Erinnerbare in isolierte Fetzen eines Gedächtnisses, dessen Zuverlässigkeit schnell dahinschwindet. […] Und wenn das geistig Geschaute nicht wieder versinken soll, braucht es die ‚Bergung‘ in die sprachlichen Formen des Begriffs, der [[Metapher]], des Satzes, des Gefüges von Sätzen.“<ref>Haeffner 2000, S. 65/67.</ref> Dazu dienen neben mündlicher Aufbereitung und Weitergabe auch die verschiedenen [[Geschriebene Sprache|schriftsprachlichen]] Äußerungsformen, seien es z.&nbsp;B. [[Biografie|biographische]] Aufzeichnungen, [[Gebrauchsanweisung]]en, wissenschaftliche oder [[Poesie|poetische]] Texte.
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Dem einzelnen Menschen kann die sprachliche Verarbeitung von Sinneseindrücken dabei helfen, Erlebtes auch jenseits der aktuellen Wahrnehmung festzuhalten wie auch eigene [[Wikipedia:Phantasie|Phantasie]]n aufzubewahren: „Ohne Erzählung – eine sprachliche Form, die Einheiten fixiert und Zusammenhänge schafft – zerfällt das Erinnerbare in isolierte Fetzen eines Gedächtnisses, dessen Zuverlässigkeit schnell dahinschwindet. […] Und wenn das geistig Geschaute nicht wieder versinken soll, braucht es die ‚Bergung‘ in die sprachlichen Formen des Begriffs, der [[Wikipedia:Metapher|Metapher]], des Satzes, des Gefüges von Sätzen.“<ref>Haeffner 2000, S. 65/67.</ref> Dazu dienen neben mündlicher Aufbereitung und Weitergabe auch die verschiedenen [[Wikipedia:Geschriebene Sprache|schriftsprachlichen]] Äußerungsformen, seien es z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Biografie|biographische]] Aufzeichnungen, [[Wikipedia:Gebrauchsanweisung|Gebrauchsanweisung]]en, wissenschaftliche oder [[Wikipedia:Poesie|poetische]] Texte.
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Für das Hineinwachsen des Individuums in eine mit seinem sozialen Umfeld verbundene Kultur, seine [[Enkulturation]], sind auch bestimmte allgemein verbreitete und festgeprägte Texte maßgeblich, die teils auch aufgesagt oder gesungen werden, wie etwa [[Sprichwort|Sprichwörter]], [[Lied]]er, [[Gedicht]]e, [[Glaubensbekenntnis|Glaubensformeln]] und [[Gebet]]e. Sprache ist demnach verknüpft mit der jeweiligen Lebenswelt, in der sie gesprochen wird.<ref>Haeffner 2000, S. 69 f.</ref>
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Für das Hineinwachsen des Individuums in eine mit seinem sozialen Umfeld verbundene Kultur, seine [[Wikipedia:Enkulturation|Enkulturation]], sind auch bestimmte allgemein verbreitete und festgeprägte Texte maßgeblich, die teils auch aufgesagt oder gesungen werden, wie etwa [[Wikipedia:Sprichwort|Sprichwörter]], [[Wikipedia:Lied|Lied]]er, [[Wikipedia:Gedicht|Gedicht]]e, [[Wikipedia:Glaubensbekenntnis|Glaubensformeln]] und [[Wikipedia:Gebet|Gebet]]e. Sprache ist demnach verknüpft mit der jeweiligen Lebenswelt, in der sie gesprochen wird.<ref>Haeffner 2000, S. 69 f.</ref>
    
=== Kultur- und Geschichtsfähigkeit ===
 
=== Kultur- und Geschichtsfähigkeit ===
 
Neben Sprache und Hören zählen die aus der Sehfähigkeit hervorgehenden Bilder zu den wichtigsten Einflussfaktoren, die die Weltwahrnehmung von Menschen bestimmen. Dabei stehen die über die Augen aufgenommenen „äußeren“ Bilder in einem Verhältnis wechselseitiger Einwirkung mit den vom Gehirn erzeugten „inneren“ Bildern. Allerdings verfügen Menschen selbst über die mit den Augen wahrgenommenen Bilder (und die daraus erzeugten inneren Bilder) nur eingeschränkt. „Wo der Blick verweilt, was er ausgrenzt, was Menschen in ihr Gedächtnis aufnehmen, sodass sie es erinnern können, ist nur zum Teil von ihrem Bewusstsein abhängig. […] Menschen sind ihren inneren Bildern ausgeliefert, auch wenn sie immer wieder versuchen, Kontrolle über sie zu gewinnen. Diese Bilder fluktuieren und verändern sich im Laufe des menschlichen Lebens. Einst wichtige Bilder verlieren an Bedeutung und werden durch neue ersetzt. Doch allen Bildern ist gemeinsam, dass Menschen sich in ihnen erfahren und sich mit ihrer Hilfe ihrer selbst vergewissern.“<ref>Wulf 2004, S. 228.</ref>
 
Neben Sprache und Hören zählen die aus der Sehfähigkeit hervorgehenden Bilder zu den wichtigsten Einflussfaktoren, die die Weltwahrnehmung von Menschen bestimmen. Dabei stehen die über die Augen aufgenommenen „äußeren“ Bilder in einem Verhältnis wechselseitiger Einwirkung mit den vom Gehirn erzeugten „inneren“ Bildern. Allerdings verfügen Menschen selbst über die mit den Augen wahrgenommenen Bilder (und die daraus erzeugten inneren Bilder) nur eingeschränkt. „Wo der Blick verweilt, was er ausgrenzt, was Menschen in ihr Gedächtnis aufnehmen, sodass sie es erinnern können, ist nur zum Teil von ihrem Bewusstsein abhängig. […] Menschen sind ihren inneren Bildern ausgeliefert, auch wenn sie immer wieder versuchen, Kontrolle über sie zu gewinnen. Diese Bilder fluktuieren und verändern sich im Laufe des menschlichen Lebens. Einst wichtige Bilder verlieren an Bedeutung und werden durch neue ersetzt. Doch allen Bildern ist gemeinsam, dass Menschen sich in ihnen erfahren und sich mit ihrer Hilfe ihrer selbst vergewissern.“<ref>Wulf 2004, S. 228.</ref>
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Gerade der im Zeitalter des [[Fernsehen]]s und der diversen Bildspeichermedien kolossal angewachsene menschengemachte Teil der Bilderwelt, in der wir leben, ist durch diese besonderen [[Kultur|kulturellen Zusammenhänge]] stark geprägt. In ihnen formt sich unser ''Weltbild'' und die Sicht, die wir Menschen zu Grundfragen unseres Daseins entwickeln, etwa zur Liebe oder zum Tod. So ist die Deutung der eng mit dem Geschlechtstrieb verbundenen Liebe abhängig von den [[Mythos|Mythen]] und rhetorischen Formen einer Gesellschaft, und sie wird in unterschiedlicher Weise sozial kontrolliert. „Das Wesen der Liebe tritt dadurch in Erscheinung, dass man von ihr erzählt. Wie von ihr gesprochen wird, bestimmt die Art und Weise, wie sie erlebt wird. Wie die Liebe ist das Sprechen über die Liebe unendlich […]; es sucht unaufhörlich nach ihrem Geheimnis, ohne es erfassen oder von ihm ablassen zu können, und verführt durch seine Versprechungen, ohne Erfüllung sichern zu können; es verweist auf eine Leere, der es sich zugleich verdankt.“<ref>Wulf 2004, S. 122.</ref>
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Gerade der im Zeitalter des [[Wikipedia:Fernsehen|Fernsehen]]s und der diversen Bildspeichermedien kolossal angewachsene menschengemachte Teil der Bilderwelt, in der wir leben, ist durch diese besonderen [[Wikipedia:Kultur|kulturellen Zusammenhänge]] stark geprägt. In ihnen formt sich unser ''Weltbild'' und die Sicht, die wir Menschen zu Grundfragen unseres Daseins entwickeln, etwa zur Liebe oder zum Tod. So ist die Deutung der eng mit dem Geschlechtstrieb verbundenen Liebe abhängig von den [[Wikipedia:Mythos|Mythen]] und rhetorischen Formen einer Gesellschaft, und sie wird in unterschiedlicher Weise sozial kontrolliert. „Das Wesen der Liebe tritt dadurch in Erscheinung, dass man von ihr erzählt. Wie von ihr gesprochen wird, bestimmt die Art und Weise, wie sie erlebt wird. Wie die Liebe ist das Sprechen über die Liebe unendlich […]; es sucht unaufhörlich nach ihrem Geheimnis, ohne es erfassen oder von ihm ablassen zu können, und verführt durch seine Versprechungen, ohne Erfüllung sichern zu können; es verweist auf eine Leere, der es sich zugleich verdankt.“<ref>Wulf 2004, S. 122.</ref>
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Kulturspezifisch sind auch die unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung und des Umgangs mit dem Tod, der den Lebenden einerseits als schmerzliche Verlusterfahrung begegnet, andererseits als jene beunruhigende Leerstelle, die sich aller Lebenserfahrung entzieht. Mit den verschiedensten [[Ritus|Riten]], Mythen und Bildgestaltungen suchen die Menschen von jeher das Phänomen des Todes zu bewältigen und zu ertragen. Und doch: „So viele Bilder und [[Metapher]]n die Einbildungskraft auch entwirft, um mit dieser Leerstelle umzugehen, es gelingt ihr nur unzulänglich.“<ref>Wulf 2004, S. 257.</ref>
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Kulturspezifisch sind auch die unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung und des Umgangs mit dem Tod, der den Lebenden einerseits als schmerzliche Verlusterfahrung begegnet, andererseits als jene beunruhigende Leerstelle, die sich aller Lebenserfahrung entzieht. Mit den verschiedensten [[Wikipedia:Ritus|Riten]], Mythen und Bildgestaltungen suchen die Menschen von jeher das Phänomen des Todes zu bewältigen und zu ertragen. Und doch: „So viele Bilder und [[Wikipedia:Metapher|Metapher]]n die Einbildungskraft auch entwirft, um mit dieser Leerstelle umzugehen, es gelingt ihr nur unzulänglich.“<ref>Wulf 2004, S. 257.</ref>
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Geburt und Tod begrenzen die lebensweltliche Zeitspanne des Individuums. Menschliches Zeiterleben gründet sich zunächst auf die Erfahrung, dass etwas eine Weile dauert, das eine (zu) kurz, das andere (zu) lang – bis hin zur [[Langeweile]]. Es nimmt Gestalt an beispielsweise in den verschiedenen [[Lebensphase#Lebensphasen des Menschen|Lebensaltern]] von der Kindheit bis zum Greisenalter und bekommt individuellen Zuschnitt durch besondere Ereignisse und Erlebnisse wie etwa Schulbeginn, erste Verliebtheit, Berufseinstieg oder Partnerverlust. „Da keiner allein lebt, ist jeder in Geschichten verwickelt: die Geschichten des Volkes in Krieg und Frieden, in Wohlstand und Armut, die Geschichten der Familie, die Geschichten von Verwandten, Freunden und Feinden. Manche von diesen Geschichten kommen von weit her, verästeln sich endlos. Wir tragen ihre Gewichte im Guten wie im Bösen mit uns herum, werden von ihnen in bestimmte Richtungen gelenkt und lenken sie selbst so oder so weiter, bis ‚unsere‘ Zeit vorbei ist und die Zeit anderer Generationen kommt.“<ref>Haeffner 2000, S. 107.</ref>
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Geburt und Tod begrenzen die lebensweltliche Zeitspanne des Individuums. Menschliches Zeiterleben gründet sich zunächst auf die Erfahrung, dass etwas eine Weile dauert, das eine (zu) kurz, das andere (zu) lang – bis hin zur [[Wikipedia:Langeweile|Langeweile]]. Es nimmt Gestalt an beispielsweise in den verschiedenen [[Wikipedia:Lebensphase#Lebensphasen des Menschen|Lebensaltern]] von der Kindheit bis zum Greisenalter und bekommt individuellen Zuschnitt durch besondere Ereignisse und Erlebnisse wie etwa Schulbeginn, erste Verliebtheit, Berufseinstieg oder Partnerverlust. „Da keiner allein lebt, ist jeder in Geschichten verwickelt: die Geschichten des Volkes in Krieg und Frieden, in Wohlstand und Armut, die Geschichten der Familie, die Geschichten von Verwandten, Freunden und Feinden. Manche von diesen Geschichten kommen von weit her, verästeln sich endlos. Wir tragen ihre Gewichte im Guten wie im Bösen mit uns herum, werden von ihnen in bestimmte Richtungen gelenkt und lenken sie selbst so oder so weiter, bis ‚unsere‘ Zeit vorbei ist und die Zeit anderer Generationen kommt.“<ref>Haeffner 2000, S. 107.</ref>
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Alles menschliche Handeln in der Gegenwart findet zwischen einer feststehenden Vergangenheit und einer teilweise gestaltbaren Zukunft statt. Das im mitmenschlichen Umgang und durch entsprechende Anregungen erworbene [[Empathie|Einfühlungs]]- und Vorstellungsvermögen eröffnet Möglichkeiten, sich in Vergangenes näherungsweise hineinzuversetzen und plausible Erwartungen an die Zukunft zu entwickeln. Die menschliche Fähigkeit, zu nützlichen Einsichten für die Alltagsbewältigung wie für die Zukunftsgestaltung zu gelangen ist allerdings durch mancherlei hinderliche Einflüsse gefährdet: durch Vergessen und Ausblenden, einseitige Betrachtungsweisen und voreilige Verallgemeinerungen, durch Versinken im Detail oder ungeordnete Informationsüberflutung, durch interessengeleitete Verschleierung oder die fatale Unterschätzung des Nichtwissens im Verhältnis zum Wissen: „So gesehen ist die Wahrheit nur im dauernden Kampf gegen die je neu wachsende Macht des Scheins zu erringen; ist das, was wir von ihr erfassen, immer nur Stückwerk, das außerdem gewissermaßen von selbst zerfällt, wenn man es nicht permanent frisch hält. Diese skeptische Erkenntnis ist jedoch, wie [[Sokrates]] erfasste, nicht das Ende, sondern der Anfang aller wahren Erkenntniskultur, im Leben wie in der Wissenschaft.“<ref>Haeffner 2000, S. 169.</ref>
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Alles menschliche Handeln in der Gegenwart findet zwischen einer feststehenden Vergangenheit und einer teilweise gestaltbaren Zukunft statt. Das im mitmenschlichen Umgang und durch entsprechende Anregungen erworbene [[Wikipedia:Empathie|Einfühlungs]]- und Vorstellungsvermögen eröffnet Möglichkeiten, sich in Vergangenes näherungsweise hineinzuversetzen und plausible Erwartungen an die Zukunft zu entwickeln. Die menschliche Fähigkeit, zu nützlichen Einsichten für die Alltagsbewältigung wie für die Zukunftsgestaltung zu gelangen ist allerdings durch mancherlei hinderliche Einflüsse gefährdet: durch Vergessen und Ausblenden, einseitige Betrachtungsweisen und voreilige Verallgemeinerungen, durch Versinken im Detail oder ungeordnete Informationsüberflutung, durch interessengeleitete Verschleierung oder die fatale Unterschätzung des Nichtwissens im Verhältnis zum Wissen: „So gesehen ist die Wahrheit nur im dauernden Kampf gegen die je neu wachsende Macht des Scheins zu erringen; ist das, was wir von ihr erfassen, immer nur Stückwerk, das außerdem gewissermaßen von selbst zerfällt, wenn man es nicht permanent frisch hält. Diese skeptische Erkenntnis ist jedoch, wie [[Wikipedia:Sokrates|Sokrates]] erfasste, nicht das Ende, sondern der Anfang aller wahren Erkenntniskultur, im Leben wie in der Wissenschaft.“<ref>Haeffner 2000, S. 169.</ref>
    
== Menschheitsfragen ==
 
== Menschheitsfragen ==
 
{{Hauptartikel|Welträtsel|Philosophische Anthropologie}}
 
{{Hauptartikel|Welträtsel|Philosophische Anthropologie}}
In mancher Hinsicht bleibt sich der Mensch auch bei intensiver Selbstprüfung und vielseitiger wissenschaftlicher Erforschung bislang ein Rätsel. Zu den ungelösten bzw. stark umstrittenen Fragen gehören das Phänomen und die Bedingungen des menschlichen [[Geist]]es – speziell das Verhältnis von Körper und Geist –, das Problem der [[Freier Wille|Willensfreiheit]], die künftige Rolle von [[Gentechnik]] und [[Künstliche Intelligenz|künstlicher Intelligenz]] in der Menschheitsentwicklung, der Umgang mit anthropogenen Veränderungen der [[Umweltverschmutzung|natürlichen Umwelt]] sowie die Frage nach dem [[Sinn des Lebens|Sinn des menschlichen Lebens]].
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In mancher Hinsicht bleibt sich der Mensch auch bei intensiver Selbstprüfung und vielseitiger wissenschaftlicher Erforschung bislang ein Rätsel. Zu den ungelösten bzw. stark umstrittenen Fragen gehören das Phänomen und die Bedingungen des menschlichen [[Geist]]es – speziell das Verhältnis von Körper und Geist –, das Problem der [[Wikipedia:Freier Wille|Willensfreiheit]], die künftige Rolle von [[Wikipedia:Gentechnik|Gentechnik]] und [[Wikipedia:Künstliche Intelligenz|künstlicher Intelligenz]] in der Menschheitsentwicklung, der Umgang mit anthropogenen Veränderungen der [[Wikipedia:Umweltverschmutzung|natürlichen Umwelt]] sowie die Frage nach dem [[Wikipedia:Sinn des Lebens|Sinn des menschlichen Lebens]].
    
=== Körper und Geist – untrennbar verbunden? ===
 
=== Körper und Geist – untrennbar verbunden? ===
 
{{Hauptartikel|Philosophie des Geistes}}
 
{{Hauptartikel|Philosophie des Geistes}}
Ob der menschliche Geist auch unabhängig vom individuellen Körper besteht oder bestehen kann, ist die Grundfrage des Leib-Seele-Problems, an der sich seit [[Platon]] und Aristoteles die Geister scheiden. Nicht nur in der Philosophie, sondern auch z.&nbsp;B. in der [[Psychosomatik|psychosomatischen]] Medizin und in der Religion spielt diese Frage eine wichtige Rolle. Während Platon im Einklang mit seiner [[Ideenlehre]] das Geistige vom Leiblichen zuletzt dualistisch scheidet (die neuzeitlich-klassische Variante dazu ist [[René Descartes|Descartes]]’ Formel: ''[[Cogito ergo sum]]''), vertritt Aristoteles die Einheit von Körper und [[Seele]] des Menschen, die unabhängig voneinander nicht existieren könnten.<ref>Haeffner 2000, S. 204–208.</ref>
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Ob der menschliche Geist auch unabhängig vom individuellen Körper besteht oder bestehen kann, ist die Grundfrage des Leib-Seele-Problems, an der sich seit [[Wikipedia:Platon|Platon]] und Aristoteles die Geister scheiden. Nicht nur in der Philosophie, sondern auch z.&nbsp;B. in der [[Wikipedia:Psychosomatik|psychosomatischen]] Medizin und in der Religion spielt diese Frage eine wichtige Rolle. Während Platon im Einklang mit seiner [[Wikipedia:Ideenlehre|Ideenlehre]] das Geistige vom Leiblichen zuletzt dualistisch scheidet (die neuzeitlich-klassische Variante dazu ist [[Wikipedia:René Descartes|Descartes]]’ Formel: ''[[Wikipedia:Cogito ergo sum|Cogito ergo sum]]''), vertritt Aristoteles die Einheit von Körper und [[Seele]] des Menschen, die unabhängig voneinander nicht existieren könnten.<ref>Haeffner 2000, S. 204–208.</ref>
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Wie Aristoteles leiten auch die beiden Vordenker der philosophischen Anthropologie, [[Max Scheler]] und [[Helmuth Plessner]], die besondere Qualität mentaler Prozesse beim Menschen vom Vergleich mit Pflanzen und Tieren ab. Im Gegensatz zu den Pflanzen seien Tiere und Menschen nicht ortsgebunden, sondern können sich im Raum bewegen. Nur der Mensch aber könne auch zum eigenen Körper mental eine distanzierte, reflektierende Position einnehmen: Denn er ''habe'' erstens einen Körper, ''sei'' zweitens ein Körper mit Seele und Innenleben und könne das drittens von einem außerhalb seiner selbst liegenden „nicht realen“ Blickpunkt aus wahrnehmen.<ref>Wulf 2004, S. 144.</ref> Diese Position wird allerdings von anderen Philosophen wie z.&nbsp;B. [[Charles Taylor (Philosoph)|Charles Taylor]] abgelehnt, die darin lediglich eine Selbstbeschreibung des besonderen Menschenbilds der westlichen Zivilisation seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sehen.<ref>''Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität.'' (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 1233). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-28833-4. (Originaltitel: ''Sources of the Self. The Making of the Modern Identity'', 1992, übersetzt von Joachim Schulte)</ref>
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Wie Aristoteles leiten auch die beiden Vordenker der philosophischen Anthropologie, [[Wikipedia:Max Scheler|Max Scheler]] und [[Wikipedia:Helmuth Plessner|Helmuth Plessner]], die besondere Qualität mentaler Prozesse beim Menschen vom Vergleich mit Pflanzen und Tieren ab. Im Gegensatz zu den Pflanzen seien Tiere und Menschen nicht ortsgebunden, sondern können sich im Raum bewegen. Nur der Mensch aber könne auch zum eigenen Körper mental eine distanzierte, reflektierende Position einnehmen: Denn er ''habe'' erstens einen Körper, ''sei'' zweitens ein Körper mit Seele und Innenleben und könne das drittens von einem außerhalb seiner selbst liegenden „nicht realen“ Blickpunkt aus wahrnehmen.<ref>Wulf 2004, S. 144.</ref> Diese Position wird allerdings von anderen Philosophen wie z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Charles Taylor (Philosoph)|Charles Taylor]] abgelehnt, die darin lediglich eine Selbstbeschreibung des besonderen Menschenbilds der westlichen Zivilisation seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sehen.<ref>''Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität.'' (= Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 1233). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-518-28833-4. (Originaltitel: ''Sources of the Self. The Making of the Modern Identity'', 1992, übersetzt von Joachim Schulte)</ref>
    
=== Willensfreiheit oder Determiniertheit? ===
 
=== Willensfreiheit oder Determiniertheit? ===
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Aufgrund seiner „Exzentrizität“ folgt der Mensch – anders als Tiere im Allgemeinen sonst – nicht allein dem instinktiven Lebensdrang, sondern kann sich dazu variabel verhalten, kann selbst gesetzten Zielen zustreben und hat Steuerungsmöglichkeiten in seinem Leben.<ref>Wulf 2004, S. 51.</ref> Zwar gibt es ein weites Feld alltäglicher Verrichtungen, die in den gewohnten Bahnen gleichsam automatisch ablaufen und wenig Aufmerksamkeit erfordern. Daneben sind aber situations- und gelegenheitsbedingte Entscheidungen zu treffen, die auf kurze, mittlere oder lange Sicht bestimmte Weichenstellungen bedeuten. In solchen Entscheidungen und den daraus folgenden Handlungen (oder auch in entsprechenden Unterlassungen) ist das Potential menschlicher Willensfreiheit als Komponente enthalten. Dieses Potential kann sich äußern in Augenblickshandlungen ohne weiterreichende Bedeutung, in einer vorsätzlichen, häufiger wiederkehrenden Verhaltensweise oder auch in einem dauerhaften Gestaltungsprogramm für diesen oder jenen Lebensbereich.<ref>Haeffner 2000, S. 177.</ref>
 
Aufgrund seiner „Exzentrizität“ folgt der Mensch – anders als Tiere im Allgemeinen sonst – nicht allein dem instinktiven Lebensdrang, sondern kann sich dazu variabel verhalten, kann selbst gesetzten Zielen zustreben und hat Steuerungsmöglichkeiten in seinem Leben.<ref>Wulf 2004, S. 51.</ref> Zwar gibt es ein weites Feld alltäglicher Verrichtungen, die in den gewohnten Bahnen gleichsam automatisch ablaufen und wenig Aufmerksamkeit erfordern. Daneben sind aber situations- und gelegenheitsbedingte Entscheidungen zu treffen, die auf kurze, mittlere oder lange Sicht bestimmte Weichenstellungen bedeuten. In solchen Entscheidungen und den daraus folgenden Handlungen (oder auch in entsprechenden Unterlassungen) ist das Potential menschlicher Willensfreiheit als Komponente enthalten. Dieses Potential kann sich äußern in Augenblickshandlungen ohne weiterreichende Bedeutung, in einer vorsätzlichen, häufiger wiederkehrenden Verhaltensweise oder auch in einem dauerhaften Gestaltungsprogramm für diesen oder jenen Lebensbereich.<ref>Haeffner 2000, S. 177.</ref>
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Einige [[Determinismus|Deterministen]] (unter ihnen Physiker, Psychologen und Hirnforscher) bestreiten die Existenz eines freien Willens. Sie gehen davon aus, dass individuelles Handeln stets das Ergebnis einer mehr oder minder ausgedehnten Kette von Wirkungsursachen ist, die menschliches Bewusstsein in diese oder jene Richtung steuern. Der individuelle Entscheidungsprozess sei nur scheinhaft; der Ausgang stehe im Vorhinein fest; von einem freien Willen könne keine Rede sein. Andere kritisieren diese Auffassung, da sie auf der Vorstellung eines ''unbedingten'' freien Willens basiere, die begrifflich nicht stimmig sei. Sie setzen einen Wirkungsursachen einbeziehenden [[Kompatibilismus und Inkompatibilismus|''bedingten'' freien Willen]] entgegen.
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Einige [[Wikipedia:Determinismus|Deterministen]] (unter ihnen Physiker, Psychologen und Hirnforscher) bestreiten die Existenz eines freien Willens. Sie gehen davon aus, dass individuelles Handeln stets das Ergebnis einer mehr oder minder ausgedehnten Kette von Wirkungsursachen ist, die menschliches Bewusstsein in diese oder jene Richtung steuern. Der individuelle Entscheidungsprozess sei nur scheinhaft; der Ausgang stehe im Vorhinein fest; von einem freien Willen könne keine Rede sein. Andere kritisieren diese Auffassung, da sie auf der Vorstellung eines ''unbedingten'' freien Willens basiere, die begrifflich nicht stimmig sei. Sie setzen einen Wirkungsursachen einbeziehenden [[Wikipedia:Kompatibilismus und Inkompatibilismus|''bedingten'' freien Willen]] entgegen.
    
In der gesellschaftlichen Praxis spricht vieles dafür, am Konzept der freien Willensentscheidungen mit Bedacht festzuhalten. Nur damit lässt sich beispielsweise in der Rechtsprechung die Frage individueller Schuld und Unschuld überhaupt sinnvoll stellen. Ohne ein solches Freiheitskonzept entfiele aber auch die Erwartung, „dass es eine echte Zukunft gibt, die nicht nur die Verlängerung des Gewesenen ist.“<ref>Haeffner 2000, S. 190.</ref>
 
In der gesellschaftlichen Praxis spricht vieles dafür, am Konzept der freien Willensentscheidungen mit Bedacht festzuhalten. Nur damit lässt sich beispielsweise in der Rechtsprechung die Frage individueller Schuld und Unschuld überhaupt sinnvoll stellen. Ohne ein solches Freiheitskonzept entfiele aber auch die Erwartung, „dass es eine echte Zukunft gibt, die nicht nur die Verlängerung des Gewesenen ist.“<ref>Haeffner 2000, S. 190.</ref>
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=== Vom Geschöpf zum Selbsterzeugnis? ===
 
=== Vom Geschöpf zum Selbsterzeugnis? ===
 
{{Hauptartikel|Neuroethik|Digitale Revolution}}
 
{{Hauptartikel|Neuroethik|Digitale Revolution}}
Welche Zukunft die Menschheit vor sich hat, ist neuerdings auch eine Frage des Umgangs mit den Entwicklungen in der [[Biotechnologie]] und [[Bioethik]]. War die genetische Ausstattung des einzelnen Menschen im bisherigen Verlauf der [[Menschheitsgeschichte]] eine unveränderliche, natürliche Vorgabe, die seinen Lebenslauf und sein Schicksal mitbestimmte, so werden gegenwärtig auf dem Wege der [[DNA-Sequenzierung|Genomanalyse]], des [[Klonen]]s und der Erprobung von Eingriffen in die [[Keimbahn]] biotechnologisch neue Horizonte eröffnet. Sie werden je nach Anwendungsbereich und persönlichem Standort als Verheißung begrüßt oder als Bedrohung gefürchtet.<ref>Vgl. [[Axel W. Bauer]]: ''Der Mensch als Produkt der Gene und die Unantastbarkeit seiner Würde.'' In: ''[[Deutsche Richterzeitung]].'' Band 80, 2002, Heft 5, S. 163–169.</ref> So stehen der Aussicht auf Vorbeugung und Heilung von Krankheiten andere Perspektiven gegenüber, die Möglichkeiten „eugenischer Selektion und Züchtung sowie die Reduktion des Menschen auf einen Träger genetischer Informationen und auf ein Objekt ökonomischer Interessen“ aufzeigen.<ref>Wulf 2004, S. 144.</ref>
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Welche Zukunft die Menschheit vor sich hat, ist neuerdings auch eine Frage des Umgangs mit den Entwicklungen in der [[Wikipedia:Biotechnologie|Biotechnologie]] und [[Wikipedia:Bioethik|Bioethik]]. War die genetische Ausstattung des einzelnen Menschen im bisherigen Verlauf der [[Wikipedia:Menschheitsgeschichte|Menschheitsgeschichte]] eine unveränderliche, natürliche Vorgabe, die seinen Lebenslauf und sein Schicksal mitbestimmte, so werden gegenwärtig auf dem Wege der [[Wikipedia:DNA-Sequenzierung|Genomanalyse]], des [[Wikipedia:Klonen|Klonen]]s und der Erprobung von Eingriffen in die [[Wikipedia:Keimbahn|Keimbahn]] biotechnologisch neue Horizonte eröffnet. Sie werden je nach Anwendungsbereich und persönlichem Standort als Verheißung begrüßt oder als Bedrohung gefürchtet.<ref>Vgl. [[Wikipedia:Axel W. Bauer|Axel W. Bauer]]: ''Der Mensch als Produkt der Gene und die Unantastbarkeit seiner Würde.'' In: ''[[Wikipedia:Deutsche Richterzeitung|Deutsche Richterzeitung]].'' Band 80, 2002, Heft 5, S. 163–169.</ref> So stehen der Aussicht auf Vorbeugung und Heilung von Krankheiten andere Perspektiven gegenüber, die Möglichkeiten „eugenischer Selektion und Züchtung sowie die Reduktion des Menschen auf einen Träger genetischer Informationen und auf ein Objekt ökonomischer Interessen“ aufzeigen.<ref>Wulf 2004, S. 144.</ref>
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Nicht zuletzt auf das menschliche Gehirn als Hervorbringungsort von Geist und [[Intellekt]] sowie als [[Emotionsregulation|emotionales Steuerungszentrum]] sind die Optimierungsbemühungen im Überschneidungsbereich von [[Neurowissenschaften]] und Biotechnologie gerichtet. Neben den herkömmlichen und neueren [[Psychoaktive Substanz|psychoaktiven Substanzen]], [[Psychopharmakon|Psychopharmaka]] und [[Stimulanzien]] zur Beeinflussung der Hirntätigkeit spielen auch [[Neuroprothese|Neuroimplantate]] zunehmend eine Rolle in der Diskussion um den Ausgleich von Hirnfehlfunktionen und bei der Planung eines perfektionierten kognitiven Leistungsvermögens. Die einschlägige Debatte befasst sich bereits mit Implantaten zur optimalen Anpassung an moderne Arbeitsprozesse. „Solche Überlegungen zum [[Neuroethik#Neuro-Enhancement|Neuroenhancement]] sind schon deshalb nahe liegend, weil ein entsprechendes Vorgehen der künstlichen Optimierung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers (etwa im Leistungssport) analog ist. Hier würde es sich mithin nur um eine Erweiterung einer gängigen Praxis handeln.“<ref>[[Gerald Hartung]]: ''Philosophische Anthropologie. Grundwissen Philosophie.'' Stuttgart 2008, S.&nbsp;119.</ref> Mag man [[Biotechnologie#Anwendungen|reprogenetischen]] und computertechnischen Visionen von einem „neuen Menschen“ – eine sehr alte Vorstellung – auch skeptisch begegnen, ist andererseits die Gewöhnung an neurochirurgische Eingriffe und elektronische Implantate wohl zu erwarten, denn: „Dass wir mit dem Bestehenden, auch mit uns unzufrieden sind, ist eine anthropologische Konstante.“<ref>Christian Thies: ''Einführung in die philosophische Anthropologie.'' 2., überarbeitete Auflage. Darmstadt 2009, S.&nbsp;144.</ref>
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Nicht zuletzt auf das menschliche Gehirn als Hervorbringungsort von Geist und [[Wikipedia:Intellekt|Intellekt]] sowie als [[Wikipedia:Emotionsregulation|emotionales Steuerungszentrum]] sind die Optimierungsbemühungen im Überschneidungsbereich von [[Wikipedia:Neurowissenschaften|Neurowissenschaften]] und Biotechnologie gerichtet. Neben den herkömmlichen und neueren [[Wikipedia:Psychoaktive Substanz|psychoaktiven Substanzen]], [[Wikipedia:Psychopharmakon|Psychopharmaka]] und [[Wikipedia:Stimulanzien|Stimulanzien]] zur Beeinflussung der Hirntätigkeit spielen auch [[Wikipedia:Neuroprothese|Neuroimplantate]] zunehmend eine Rolle in der Diskussion um den Ausgleich von Hirnfehlfunktionen und bei der Planung eines perfektionierten kognitiven Leistungsvermögens. Die einschlägige Debatte befasst sich bereits mit Implantaten zur optimalen Anpassung an moderne Arbeitsprozesse. „Solche Überlegungen zum [[Wikipedia:Neuroethik#Neuro-Enhancement|Neuroenhancement]] sind schon deshalb nahe liegend, weil ein entsprechendes Vorgehen der künstlichen Optimierung der Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers (etwa im Leistungssport) analog ist. Hier würde es sich mithin nur um eine Erweiterung einer gängigen Praxis handeln.“<ref>[[Wikipedia:Gerald Hartung|Gerald Hartung]]: ''Philosophische Anthropologie. Grundwissen Philosophie.'' Stuttgart 2008, S.&nbsp;119.</ref> Mag man [[Wikipedia:Biotechnologie#Anwendungen|reprogenetischen]] und computertechnischen Visionen von einem „neuen Menschen“ – eine sehr alte Vorstellung – auch skeptisch begegnen, ist andererseits die Gewöhnung an neurochirurgische Eingriffe und elektronische Implantate wohl zu erwarten, denn: „Dass wir mit dem Bestehenden, auch mit uns unzufrieden sind, ist eine anthropologische Konstante.“<ref>Christian Thies: ''Einführung in die philosophische Anthropologie.'' 2., überarbeitete Auflage. Darmstadt 2009, S.&nbsp;144.</ref>
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Während einerseits Forschungen begonnen haben, die aus Menschen als kulturell geprägten Naturgeschöpfen mehr oder weniger biologisch programmierte Kreaturen machen könnten, gibt es im Zuge der [[Digitale Revolution|Digitalen Revolution]] vielfältige Ansätze zur Entwicklung außermenschlicher bzw. [[Künstliche Intelligenz|künstlicher Intelligenz]]. Dabei handelt es sich – über das Vermögen etwa von [[Schachcomputer]]n zur Verarbeitung großer Datenmengen und zum logischen Kalkül hinaus – um die Automatisierung intelligenten Verhaltens in diversen Anwendungsbereichen sowie um die diesbezügliche Entwicklung und Optimierung von [[Roboter]]n. Über Fortgang und Ausgang solcher Vorhaben kann einstweilen nur spekuliert werden: „Die biotechnologische Forschung lebt von den überlieferten Träumen der Menschheit und arbeitet an ihrer Realisierung. In einer entwicklungsoffenen Zukunft könnte an der Schnittstelle von natürlicher Künstlichkeit technologisch optimierter menschlicher Organismen und künstlicher Natürlichkeit organisch-technologischer Systeme aus der Analogie von Mensch und Maschine eine Gleichung werden.“<ref>Gerald Hartung: ''Philosophische Anthropologie. Grundwissen Philosophie.'' Stuttgart 2008, S.&nbsp;123.</ref>
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Während einerseits Forschungen begonnen haben, die aus Menschen als kulturell geprägten Naturgeschöpfen mehr oder weniger biologisch programmierte Kreaturen machen könnten, gibt es im Zuge der [[Wikipedia:Digitale Revolution|Digitalen Revolution]] vielfältige Ansätze zur Entwicklung außermenschlicher bzw. [[Wikipedia:Künstliche Intelligenz|künstlicher Intelligenz]]. Dabei handelt es sich – über das Vermögen etwa von [[Wikipedia:Schachcomputer|Schachcomputer]]n zur Verarbeitung großer Datenmengen und zum logischen Kalkül hinaus – um die Automatisierung intelligenten Verhaltens in diversen Anwendungsbereichen sowie um die diesbezügliche Entwicklung und Optimierung von [[Wikipedia:Roboter|Roboter]]n. Über Fortgang und Ausgang solcher Vorhaben kann einstweilen nur spekuliert werden: „Die biotechnologische Forschung lebt von den überlieferten Träumen der Menschheit und arbeitet an ihrer Realisierung. In einer entwicklungsoffenen Zukunft könnte an der Schnittstelle von natürlicher Künstlichkeit technologisch optimierter menschlicher Organismen und künstlicher Natürlichkeit organisch-technologischer Systeme aus der Analogie von Mensch und Maschine eine Gleichung werden.“<ref>Gerald Hartung: ''Philosophische Anthropologie. Grundwissen Philosophie.'' Stuttgart 2008, S.&nbsp;123.</ref>
    
=== Von der Umweltgestaltung zur Umweltzerstörung? ===
 
=== Von der Umweltgestaltung zur Umweltzerstörung? ===
 
{{Siehe auch|Anthropozän|Nachhaltigkeit}}
 
{{Siehe auch|Anthropozän|Nachhaltigkeit}}
Spätestens seit der [[Neolithische Revolution|Neolithischen Revolution]] hat der Mensch begonnen, die vorgefundene natürliche Umwelt durch den Übergang zu [[Sesshaftigkeit]] und [[Landwirtschaft|Agrikultur]] sowie mit der Schaffung städtischer Lebensräume markant zu verändern. Als Folgen der [[Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]] und einer rasant wachsenden [[Weltbevölkerung]] werden die menschlichen Eingriffe in die naturgegebene Ordnung immer mehr zu einem [[Ökologie|ökologischen]] Problem, das etwa im Zusammenhang mit der [[Globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] die natürlichen Lebensgrundlagen des heutigen Menschen überhaupt [[Folgen der globalen Erwärmung|in Frage stellt]]. Diese Herausforderung ist umso ernster, weil Luft und Atmosphäre wie die Weltmeere als Allgemeingut ([[Allmende]]) traditionell jedermanns freier Nutzung unterliegen, die Verzichtsleistung Einzelner zu ihrer Schonung aber kaum ins Gewicht fällt: die [[Tragik der Allmende]].<ref>Bernhard Verbeek: ''Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft.'' Darmstadt 1990, S.&nbsp;238 f.</ref> Ob der angelaufene Umsteuerungsprozess bei der Nutzung [[Fossile Energie|fossiler Energieträger]] im Sinne des [[Klimaschutz]]es das Problem ausreichend lindern wird, könnte auch davon abhängen, welche menschlichen Potentiale in dieser Frage überwiegen: der individuelle Hang zu optimistischer, illusionsbehafteter Selbsteinschätzung und Zukunftserwartung oder ein aufklärerisches Denken, das den „Schatten der Zukunft“ zu einem grundlegenden Maßstab für das Handeln in der Gegenwart macht.<ref>Bernhard Verbeek: ''Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft.'' Darmstadt 1990, S.&nbsp;79, 244–246.</ref>
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Spätestens seit der [[Wikipedia:Neolithische Revolution|Neolithischen Revolution]] hat der Mensch begonnen, die vorgefundene natürliche Umwelt durch den Übergang zu [[Wikipedia:Sesshaftigkeit|Sesshaftigkeit]] und [[Wikipedia:Landwirtschaft|Agrikultur]] sowie mit der Schaffung städtischer Lebensräume markant zu verändern. Als Folgen der [[Wikipedia:Industrielle Revolution|Industriellen Revolution]] und einer rasant wachsenden [[Wikipedia:Weltbevölkerung|Weltbevölkerung]] werden die menschlichen Eingriffe in die naturgegebene Ordnung immer mehr zu einem [[Wikipedia:Ökologie|ökologischen]] Problem, das etwa im Zusammenhang mit der [[Wikipedia:Globale Erwärmung|globalen Erwärmung]] die natürlichen Lebensgrundlagen des heutigen Menschen überhaupt [[Wikipedia:Folgen der globalen Erwärmung|in Frage stellt]]. Diese Herausforderung ist umso ernster, weil Luft und Atmosphäre wie die Weltmeere als Allgemeingut ([[Wikipedia:Allmende|Allmende]]) traditionell jedermanns freier Nutzung unterliegen, die Verzichtsleistung Einzelner zu ihrer Schonung aber kaum ins Gewicht fällt: die [[Wikipedia:Tragik der Allmende|Tragik der Allmende]].<ref>Bernhard Verbeek: ''Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft.'' Darmstadt 1990, S.&nbsp;238 f.</ref> Ob der angelaufene Umsteuerungsprozess bei der Nutzung [[Wikipedia:Fossile Energie|fossiler Energieträger]] im Sinne des [[Wikipedia:Klimaschutz|Klimaschutz]]es das Problem ausreichend lindern wird, könnte auch davon abhängen, welche menschlichen Potentiale in dieser Frage überwiegen: der individuelle Hang zu optimistischer, illusionsbehafteter Selbsteinschätzung und Zukunftserwartung oder ein aufklärerisches Denken, das den „Schatten der Zukunft“ zu einem grundlegenden Maßstab für das Handeln in der Gegenwart macht.<ref>Bernhard Verbeek: ''Die Anthropologie der Umweltzerstörung. Die Evolution und der Schatten der Zukunft.'' Darmstadt 1990, S.&nbsp;79, 244–246.</ref>
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Einem teils bedrohlich wahrgenommenen Wandel ist auch die kulturelle Umwelt vieler Menschen im Zuge der [[Globalisierung]] ausgesetzt, die von weltweiter wirtschaftlicher und medialer Vernetzung angetrieben, Veränderungen gesellschaftskultureller Art sowie neue Lebensformen und Lebenswelten hervorbringt. Werden damit einerseits Hoffnungen auf eine Weltgesellschaft mit universeller demokratischer Kultur gespeist, so steht für andere die Erwartung von Identitätsverlust im Vordergrund und damit verbunden das Beharren auf der Notwendigkeit kultureller Differenz.
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Einem teils bedrohlich wahrgenommenen Wandel ist auch die kulturelle Umwelt vieler Menschen im Zuge der [[Wikipedia:Globalisierung|Globalisierung]] ausgesetzt, die von weltweiter wirtschaftlicher und medialer Vernetzung angetrieben, Veränderungen gesellschaftskultureller Art sowie neue Lebensformen und Lebenswelten hervorbringt. Werden damit einerseits Hoffnungen auf eine Weltgesellschaft mit universeller demokratischer Kultur gespeist, so steht für andere die Erwartung von Identitätsverlust im Vordergrund und damit verbunden das Beharren auf der Notwendigkeit kultureller Differenz.
    
=== Hat das menschliche Leben einen Sinn? ===
 
=== Hat das menschliche Leben einen Sinn? ===
 
{{Hauptartikel|Sinn des Lebens}}
 
{{Hauptartikel|Sinn des Lebens}}
Die Frage nach dem Sinn aufzuwerfen, ist dem Menschen wiederum nur als einem Wesen möglich, das nicht in den Lebensvollzügen aufgeht, wie es bei anderen Lebewesen der Fall ist, sondern Abstand zum eigenen Tun herstellen und zu sich selbst eine beobachtende Haltung einnehmen kann. Was und wozu der Mensch sei, gehört darum zu den Grundfragen von [[Religion]] und [[Philosophie]].<ref>„Was ist der Mensch?“ So lautet beispielsweise [[Immanuel Kant#Werke zur Anthropologie|eine der klassischen Fragen]] [[Immanuel Kant]]s, unter religiösem Aspekt [[Was ist der Mensch?|noch einmal gestellt]] von [[Wolfhart Pannenberg]].</ref> Die Reflexion der Sinnfrage kann auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen: an einzelnen Lebenssituationen, am Sinn eines bestimmten individuellen Lebens im Ganzen und am Dasein von Menschen überhaupt. Einer allgemeingültigen Beantwortung – etwa als Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen – entzieht sich eine solche Frage jedoch: „Diese Suche ist Sache jedes Einzelnen, meistens in dem Maß, wie er durch seine Veranlagung und seine Geschichte zu ihr befähigt und auch gedrängt ist. Wegen der großen Verschiedenheit der Lebensschicksale und wegen der wesentlich persönlichen und praktischen Natur der Sinn-Erfassung ist hier eine allgemeine anthropologische Wissenschaft und Reflexion überfordert; sie kann dem Einzelnen sein persönliches Suchen, Irren und Finden nicht abnehmen, indem sie ihm verlässliche theoretische Auskünfte und praktische Anweisungen lieferte.“<ref>Haeffner 2000, S. 220.</ref>
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Die Frage nach dem Sinn aufzuwerfen, ist dem Menschen wiederum nur als einem Wesen möglich, das nicht in den Lebensvollzügen aufgeht, wie es bei anderen Lebewesen der Fall ist, sondern Abstand zum eigenen Tun herstellen und zu sich selbst eine beobachtende Haltung einnehmen kann. Was und wozu der Mensch sei, gehört darum zu den Grundfragen von [[Wikipedia:Religion|Religion]] und [[Wikipedia:Philosophie|Philosophie]].<ref>„Was ist der Mensch?“ So lautet beispielsweise [[Wikipedia:Immanuel Kant#Werke zur Anthropologie|eine der klassischen Fragen]] [[Wikipedia:Immanuel Kant|Immanuel Kant]]s, unter religiösem Aspekt [[Wikipedia:Was ist der Mensch?|noch einmal gestellt]] von [[Wikipedia:Wolfhart Pannenberg|Wolfhart Pannenberg]].</ref> Die Reflexion der Sinnfrage kann auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen: an einzelnen Lebenssituationen, am Sinn eines bestimmten individuellen Lebens im Ganzen und am Dasein von Menschen überhaupt. Einer allgemeingültigen Beantwortung – etwa als Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen – entzieht sich eine solche Frage jedoch: „Diese Suche ist Sache jedes Einzelnen, meistens in dem Maß, wie er durch seine Veranlagung und seine Geschichte zu ihr befähigt und auch gedrängt ist. Wegen der großen Verschiedenheit der Lebensschicksale und wegen der wesentlich persönlichen und praktischen Natur der Sinn-Erfassung ist hier eine allgemeine anthropologische Wissenschaft und Reflexion überfordert; sie kann dem Einzelnen sein persönliches Suchen, Irren und Finden nicht abnehmen, indem sie ihm verlässliche theoretische Auskünfte und praktische Anweisungen lieferte.“<ref>Haeffner 2000, S. 220.</ref>
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Auch für den einzelnen Menschen stellt sich aber die Sinnfrage weder ständig noch in der Weise, dass sie ein für alle Mal zu beantworten ist, sondern hauptsächlich in Entscheidungssituationen, in denen eine sinnträchtige Wahl getroffen sein will. Günstig dafür, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens vom Einzelnen positiv beantwortet werden kann, sind [[Selbstannahme|Selbstakzeptanz]] und die Annahme der eigenen Lebenssituation wie auch eine mit dem Tod sich positiv abfindende Haltung. „Wer ein erfülltes Leben hat, ist auch bereit zu gehen, und diejenigen kleben am meisten am Überleben, die am wenigsten gelebt haben. Wer nicht weiß, wofür es sich wirklich zu leben lohnt, verdrängt den Tod; und wer etwas kennt, das es wert ist, dass man notfalls dafür das Leben riskiert, weiß auch, wofür es sich lohnt zu leben.“<ref>Haeffner 2000, S. 231.</ref>
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Auch für den einzelnen Menschen stellt sich aber die Sinnfrage weder ständig noch in der Weise, dass sie ein für alle Mal zu beantworten ist, sondern hauptsächlich in Entscheidungssituationen, in denen eine sinnträchtige Wahl getroffen sein will. Günstig dafür, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens vom Einzelnen positiv beantwortet werden kann, sind [[Wikipedia:Selbstannahme|Selbstakzeptanz]] und die Annahme der eigenen Lebenssituation wie auch eine mit dem Tod sich positiv abfindende Haltung. „Wer ein erfülltes Leben hat, ist auch bereit zu gehen, und diejenigen kleben am meisten am Überleben, die am wenigsten gelebt haben. Wer nicht weiß, wofür es sich wirklich zu leben lohnt, verdrängt den Tod; und wer etwas kennt, das es wert ist, dass man notfalls dafür das Leben riskiert, weiß auch, wofür es sich lohnt zu leben.“<ref>Haeffner 2000, S. 231.</ref>
    
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* [[Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie'' (Überarbeitete Version des Eröffnungsvortrags zur Tagung „Was ist der Mensch? Wie der medizinische Fortschritt das Menschenbild verändert“ der Evangelischen Akademie Baden in Bad Herrenalb vom 11. November 2011). In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen'' 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453.
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* [[Wikipedia:Axel W. Bauer|Axel W. Bauer]]: ''Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie'' (Überarbeitete Version des Eröffnungsvortrags zur Tagung „Was ist der Mensch? Wie der medizinische Fortschritt das Menschenbild verändert“ der Evangelischen Akademie Baden in Bad Herrenalb vom 11. November 2011). In: ''Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen'' 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453.
* [[Charles Darwin]]: {{Biolib|1=darwin/werke05/index.html|2=''Die Abstammung des Menschen''}}, Schweizerbart, Stuttgart 1875, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-50900-9. (erste deutsche Übersetzung des englischen Originaltextes von 1871).
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* [[Wikipedia:Charles Darwin|Charles Darwin]]: {{Biolib|1=darwin/werke05/index.html|2=''Die Abstammung des Menschen''}}, Schweizerbart, Stuttgart 1875, Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-50900-9. (erste deutsche Übersetzung des englischen Originaltextes von 1871).
* [[Gerd Haeffner]]: ''Philosophische Anthropologie.'' Stuttgart/Berlin/Köln 2000.
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* [[Wikipedia:Gerd Haeffner|Gerd Haeffner]]: ''Philosophische Anthropologie.'' Stuttgart/Berlin/Köln 2000.
* [[Friedemann Schrenk]]: ''Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens'' (= ''[[C.H.Beck Wissen]]''). 5., vollständig neubearbeitete und ergänzte Auflage. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57703-1.
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* [[Wikipedia:Friedemann Schrenk|Friedemann Schrenk]]: ''Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo sapiens'' (= ''[[Wikipedia:C.H.Beck Wissen|C.H.Beck Wissen]]''). 5., vollständig neubearbeitete und ergänzte Auflage. C.H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-57703-1.
 
* Herbert Wendt, Norbert Loacker (Hrsg.): ''Kindlers Enzyklopädie Der Mensch.'' 10 Bände, Kindler, Zürich 1981–1985.
 
* Herbert Wendt, Norbert Loacker (Hrsg.): ''Kindlers Enzyklopädie Der Mensch.'' 10 Bände, Kindler, Zürich 1981–1985.
* [[Christoph Wulf]]: ''Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie.'' Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-55664-2.
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* [[Wikipedia:Christoph Wulf|Christoph Wulf]]: ''Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie.'' Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-55664-2.
    
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
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