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Das '''Ohr''' ist ein [[Sinnesorgan]], mit dem [[Schall]], also [[Ton (Musik)|Töne]], [[Klang|Klänge]] oder [[Geräusch]]e aufgenommen werden. Zum Ohr als [[Organ (Biologie)|Organ]] gehört auch das [[Gleichgewichtsorgan]].
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Das '''Ohr''' ist ein [[Sinnesorgan]], mit dem [[Wikipedia:Schall|Schall]], also [[Wikipedia:Ton (Musik)|Töne]], [[Wikipedia:Klang|Klänge]] oder [[Wikipedia:Geräusch|Geräusch]]e aufgenommen werden. Zum Ohr als [[Organ (Biologie)|Organ]] gehört auch das [[Wikipedia:Gleichgewichtsorgan|Gleichgewichtsorgan]].
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Zum Hörsystem, das die [[auditive Wahrnehmung]] ermöglicht, gehören außer Außen-, Mittel- und Innenohr auch der [[Nervus vestibulocochlearis#Nervus cochlearis|Hörnerv]] und die Umschalt- und Verarbeitungsstationen im zentralen Nervensystem, bei Säugetieren also einige Areale im Hirnstamm und Zwischenhirn, bis hinauf zur [[Auditiver Cortex|auditiven Hirnrinde]].
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Zum Hörsystem, das die [[auditive Wahrnehmung]] ermöglicht, gehören außer Außen-, Mittel- und Innenohr auch der [[Wikipedia:Nervus vestibulocochlearis#Nervus cochlearis|Hörnerv]] und die Umschalt- und Verarbeitungsstationen im zentralen Nervensystem, bei Säugetieren also einige Areale im Hirnstamm und Zwischenhirn, bis hinauf zur [[Wikipedia:Auditiver Cortex|auditiven Hirnrinde]].
    
== Etymologie ==
 
== Etymologie ==
Das [[Germanische Sprachen|gemeingerm.]] Wort [[Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''ōre'', [[Althochdeutsch|ahd.]] ''ōra''<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. Auflage. hrsg. von [[Walther Mitzka]]. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 521.</ref> beruht auf [[Indogermanische Ursprache|idg.]] ''*ōus-'' „Ohr“ (vgl. {{laS|auris}}; {{grcS|οὖς}} ''us'', Genitiv ὠτός ''otós'').<ref>{{Literatur |Titel=Das Herkunftswörterbuch |Reihe=[[Duden#Duden in zwölf Bänden (2017)|Der Duden in zwölf Bänden]] |BandReihe=7 |Auflage=Nachdruck der 2. |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim |Datum=1997 |Online=[https://books.google.de/books?hl=de&id=WwUeAQAAIAAJ&q=Ohr+ore S. 497]}} Siehe auch
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Das [[Wikipedia:Germanische Sprachen|gemeingerm.]] Wort [[Wikipedia:Mittelhochdeutsch|mhd.]] ''ōre'', [[Wikipedia:Althochdeutsch|ahd.]] ''ōra''<ref>[[Wikipedia:Friedrich Kluge|Friedrich Kluge]], [[Wikipedia:Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Wikipedia:Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache|Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. Auflage. hrsg. von [[Wikipedia:Walther Mitzka|Walther Mitzka]]. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 521.</ref> beruht auf [[Wikipedia:Indogermanische Ursprache|idg.]] ''*ōus-'' „Ohr“ (vgl. {{laS|auris}}; {{grcS|οὖς}} ''us'', Genitiv ὠτός ''otós'').<ref>{{Literatur |Titel=Das Herkunftswörterbuch |Reihe=[[Duden#Duden in zwölf Bänden (2017)|Der Duden in zwölf Bänden]] |BandReihe=7 |Auflage=Nachdruck der 2. |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim |Datum=1997 |Online=[https://books.google.de/books?hl=de&id=WwUeAQAAIAAJ&q=Ohr+ore S. 497]}} Siehe auch
{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|Stichwort=Ohr |Abruf=2019-09-23}} Außerdem {{Literatur |Autor=[[Friedrich Kluge]] |Titel=[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Auflage=7. |Verlag=Trübner |Ort=Straßburg |Datum=1910 |Online=[http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070228/images/index.html?&seite=358 S. 336]}}</ref>
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{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|Stichwort=Ohr |Abruf=2019-09-23}} Außerdem {{Literatur |Autor=[[Wikipedia:Friedrich Kluge|Friedrich Kluge]] |Titel=[[Wikipedia:Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache|Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Auflage=7. |Verlag=Trübner |Ort=Straßburg |Datum=1910 |Online=[http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0007/bsb00070228/images/index.html?&seite=358 S. 336]}}</ref>
    
== Ohren im Allgemeinen ==
 
== Ohren im Allgemeinen ==
Der Hörsinn ist gegen den Vibrationssinn abzugrenzen. Letzterer nimmt Substratschall auf, etwa wenn der Untergrund vibriert. Hören, d.&nbsp;h. die Wahrnehmung rhythmischer Druckwellen in Luft oder Wasser, ist in der Evolution nur bei relativ wenigen Tiergruppen entstanden. Fast alle Tetrapoden, viele Fische und etliche Insektenarten können demnach hören, ebenso einige Kopffüßer.<ref>T. Aran Mooney et al.: ''Potential for Sound Sensitivity in Cephalopods.'' In: Arthur Popper, Anthony Hawkins (Hrsg.): ''The Effects of Noise on Aquatic Life.'' Springer 2012, ISBN 978-1-4419-7310-8. S. 125–128, {{Google Buch|BuchID = beo6clij9YAC|Seite = 125}}.</ref> Die meisten Wirbellosen leben jedoch in einer stummen Welt. Bei den Wirbeltieren hat die Natur das Hören wahrscheinlich 2- bis 3-mal unabhängig voneinander erfunden.<ref name="NaturerfindetOhr" /> Die ersten Hörorgane entstanden im Devon vor etwa 380 Millionen Jahren.<ref name="Manley1998">{{cite journal|last=Manley |first=GA |coauthors=C Köppl |title=Phylogenetic development of the cochlea and its innervation |journal=Current Opinion in Neurobiology | year=1998 | volume=8 | pages=468–474 | pmid = 9751658}}</ref> Ein wesentlicher Schritt zum Erwerb eines guten Hörvermögens war danach die Entwicklung eines Mittel- und Innenohrs, inklusive eines Trommelfelles. Bei den Insekten entstand das Hörvermögen sogar mindestens 20-mal unabhängig voneinander.<ref name="NaturerfindetOhr">{{Internetquelle |url=http://www.ardmediathek.de/radio/IQ-Wissenschaft-und-Forschung-Bayern/Evolution-des-H%C3%B6rens-Wie-die-Natur-die/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=19173212&bcastId=5941402 |titel=Evolution des Hörens – Wie die Natur die Ohren immer wieder neu erfindet |werk=ardmediathek.de |hrsg=[[ARD Mediathek]] |datum=2012-01-11 |abruf=2014-07-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150113082151/http://www.ardmediathek.de/radio/IQ-Wissenschaft-und-Forschung-Bayern/Evolution-des-H%C3%B6rens-Wie-die-Natur-die/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=19173212&bcastId=5941402 |archiv-datum=2015-01-13 |archiv-bot=2019-05-04 21:44:57 InternetArchiveBot |offline=1}}</ref>
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Der Hörsinn ist gegen den Vibrationssinn abzugrenzen. Letzterer nimmt Substratschall auf, etwa wenn der Untergrund vibriert. Hören, d.&nbsp;h. die Wahrnehmung rhythmischer Druckwellen in Luft oder Wasser, ist in der Evolution nur bei relativ wenigen Tiergruppen entstanden. Fast alle Tetrapoden, viele Fische und etliche Insektenarten können demnach hören, ebenso einige Kopffüßer.<ref>T. Aran Mooney et al.: ''Potential for Sound Sensitivity in Cephalopods.'' In: Arthur Popper, Anthony Hawkins (Hrsg.): ''The Effects of Noise on Aquatic Life.'' Springer 2012, ISBN 978-1-4419-7310-8. S. 125–128, {{Google Buch|BuchID = beo6clij9YAC|Seite = 125}}.</ref> Die meisten Wirbellosen leben jedoch in einer stummen Welt. Bei den Wirbeltieren hat die Natur das Hören wahrscheinlich 2- bis 3-mal unabhängig voneinander erfunden.<ref name="NaturerfindetOhr" /> Die ersten Hörorgane entstanden im Devon vor etwa 380 Millionen Jahren.<ref name="Manley1998">{{cite journal|last=Manley |first=GA |coauthors=C Köppl |title=Phylogenetic development of the cochlea and its innervation |journal=Current Opinion in Neurobiology | year=1998 | volume=8 | pages=468–474 | pmid = 9751658}}</ref> Ein wesentlicher Schritt zum Erwerb eines guten Hörvermögens war danach die Entwicklung eines Mittel- und Innenohrs, inklusive eines Trommelfelles. Bei den Insekten entstand das Hörvermögen sogar mindestens 20-mal unabhängig voneinander.<ref name="NaturerfindetOhr">{{Internetquelle |url=http://www.ardmediathek.de/radio/IQ-Wissenschaft-und-Forschung-Bayern/Evolution-des-H%C3%B6rens-Wie-die-Natur-die/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=19173212&bcastId=5941402 |titel=Evolution des Hörens – Wie die Natur die Ohren immer wieder neu erfindet |werk=ardmediathek.de |hrsg=[[Wikipedia:ARD Mediathek|ARD Mediathek]] |datum=2012-01-11 |abruf=2014-07-23 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150113082151/http://www.ardmediathek.de/radio/IQ-Wissenschaft-und-Forschung-Bayern/Evolution-des-H%C3%B6rens-Wie-die-Natur-die/Bayern-2/Audio-Podcast?documentId=19173212&bcastId=5941402 |archiv-datum=2015-01-13 |archiv-bot=2019-05-04 21:44:57 InternetArchiveBot |offline=1}}</ref>
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Aufbau und Platzierung der Hörorgane sind bei den verschiedenen Arten sehr unterschiedlich. Bei [[Heuschrecken]] sitzen die Ohren am Hinterleib oder den Beinen, bei [[Zikade]]n an den Beinen und bei [[Mücken]] und [[Fliegen]] an den Fühlern. Einige [[Eidechsen]]- und [[Salamander]]arten hören mit Brustkorb und Lunge. Äußere Ohren sind bei den meisten Säugetierarten und Vogelarten vorhanden, Ausnahmen finden sich bei einigen Delfinarten. Reptilien, Amphibien und Fische haben keine äußeren Ohren. Bei Reptilien und Amphibien sitzt dadurch das Trommelfell direkt an der Außenseite des Kopfes.
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Aufbau und Platzierung der Hörorgane sind bei den verschiedenen Arten sehr unterschiedlich. Bei [[Wikipedia:Heuschrecken|Heuschrecken]] sitzen die Ohren am Hinterleib oder den Beinen, bei [[Wikipedia:Zikade|Zikade]]n an den Beinen und bei [[Wikipedia:Mücken|Mücken]] und [[Wikipedia:Fliegen|Fliegen]] an den Fühlern. Einige [[Wikipedia:Eidechsen|Eidechsen]]- und [[Wikipedia:Salamander|Salamander]]arten hören mit Brustkorb und Lunge. Äußere Ohren sind bei den meisten Säugetierarten und Vogelarten vorhanden, Ausnahmen finden sich bei einigen Delfinarten. Reptilien, Amphibien und Fische haben keine äußeren Ohren. Bei Reptilien und Amphibien sitzt dadurch das Trommelfell direkt an der Außenseite des Kopfes.
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Der [[Hörfläche|Hörbereich]] des menschlichen Ohrs reicht in jungen Jahren von etwa 16 [[Hertz (Einheit)|Hertz]] bis maximal 20.000 Hertz. Unter anderem können [[Elefanten]] noch tiefere Frequenzen wahrnehmen, den [[Infraschall]], während eine Reihe von Tieren, zum Beispiel [[Mäuse]], [[Haushund|Hunde]], [[Delfine]] und [[Fledermäuse]], noch wesentlich höhere Frequenzen, den [[Ultraschall]], hören können.
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Der [[Wikipedia:Hörfläche|Hörbereich]] des menschlichen Ohrs reicht in jungen Jahren von etwa 16 [[Wikipedia:Hertz (Einheit)|Hertz]] bis maximal 20.000 Hertz. Unter anderem können [[Wikipedia:Elefanten|Elefanten]] noch tiefere Frequenzen wahrnehmen, den [[Wikipedia:Infraschall|Infraschall]], während eine Reihe von Tieren, zum Beispiel [[Wikipedia:Mäuse|Mäuse]], [[Wikipedia:Haushund|Hunde]], [[Wikipedia:Delfine|Delfine]] und [[Wikipedia:Fledermäuse|Fledermäuse]], noch wesentlich höhere Frequenzen, den [[Wikipedia:Ultraschall|Ultraschall]], hören können.
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Eine Aufgabe des Hörens ist die Orientierung im Raum, also Schallquellen zu [[Lokalisation (Akustik)|lokalisieren]], das heißt, deren Richtung und Entfernung zu bestimmen. Seitlich einfallender Schall erreicht das zugewandte Ohr eher als das abgewandte und ist dort lauter, da das abgewandte Ohr durch den Kopf abgeschattet wird. Diese [[Laufzeitdifferenz]]en und [[Pegeldifferenz]]en zwischen beiden Ohren werden vom Gehirn ausgewertet und zur Richtungsbestimmung genutzt. Darüber hinaus erzeugt die [[Außenohr|Ohrmuschel]] je nach Richtung spezifische Veränderungen des [[Frequenzgang (System)|Frequenzgangs]], die ebenfalls ausgewertet und zur Richtungsbestimmung benutzt werden.
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Eine Aufgabe des Hörens ist die Orientierung im Raum, also Schallquellen zu [[Wikipedia:Lokalisation (Akustik)|lokalisieren]], das heißt, deren Richtung und Entfernung zu bestimmen. Seitlich einfallender Schall erreicht das zugewandte Ohr eher als das abgewandte und ist dort lauter, da das abgewandte Ohr durch den Kopf abgeschattet wird. Diese [[Wikipedia:Laufzeitdifferenz|Laufzeitdifferenz]]en und [[Wikipedia:Pegeldifferenz|Pegeldifferenz]]en zwischen beiden Ohren werden vom Gehirn ausgewertet und zur Richtungsbestimmung genutzt. Darüber hinaus erzeugt die [[Wikipedia:Außenohr|Ohrmuschel]] je nach Richtung spezifische Veränderungen des [[Wikipedia:Frequenzgang (System)|Frequenzgangs]], die ebenfalls ausgewertet und zur Richtungsbestimmung benutzt werden.
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Viele Lebewesen, auch der Mensch, können vorhandene Schallquellen lokalisieren, die Orientierung im Raum erfolgt aber vor allem mit Hilfe des [[Gleichgewichtssinn]]s und des [[Visuelle Wahrnehmung|Gesichtssinns]]. Delfine und Fledermäuse haben in der Evolution den Gehörsinn zu einem besonders hochstehenden Orientierungssystem entwickelt. Beide stoßen hochfrequente Signale im Ultraschallbereich aus (bis 200&nbsp;kHz) und orientieren sich anhand des [[Echo]]s. Dieses aktive Verfahren zur Orientierung nennt man [[Ortung]]. Bei den Fledermäusen hat das Gehör die [[Auge]]n weitgehend ersetzt, die in der [[Helligkeit|Dunkelheit]] von keinem großen Nutzen sind.
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Viele Lebewesen, auch der Mensch, können vorhandene Schallquellen lokalisieren, die Orientierung im Raum erfolgt aber vor allem mit Hilfe des [[Gleichgewichtssinn]]s und des [[Visuelle Wahrnehmung|Gesichtssinns]]. Delfine und Fledermäuse haben in der Evolution den Gehörsinn zu einem besonders hochstehenden Orientierungssystem entwickelt. Beide stoßen hochfrequente Signale im Ultraschallbereich aus (bis 200&nbsp;kHz) und orientieren sich anhand des [[Wikipedia:Echo|Echo]]s. Dieses aktive Verfahren zur Orientierung nennt man [[Wikipedia:Ortung|Ortung]]. Bei den Fledermäusen hat das Gehör die [[Auge]]n weitgehend ersetzt, die in der [[Wikipedia:Helligkeit|Dunkelheit]] von keinem großen Nutzen sind.
    
== Das Ohr des Menschen ==
 
== Das Ohr des Menschen ==
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=== Aufbau ===
 
=== Aufbau ===
Der anatomische Aufbau und die genaue Funktion des Ohres waren im Mittelalter noch weitgehend unbekannt. Neuzeitliche Kenntnisse darüber gewannen unter anderem [[Andreas Vesalius]], [[Bartolomeo Eustachi|Bartolomaeus Eustachius]], [[Gabriele Falloppio|Gabriel Falloppius]] und [[Giovanni Filippo Ingrassia|Johannes Philippus Ingrassia]] (1510–1580).<ref>Christian von Deuster: ''Ohr.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1066.</ref> Beim Menschen und anderen Säugetieren wird das Ohr in drei Bereiche eingeteilt:
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Der anatomische Aufbau und die genaue Funktion des Ohres waren im Mittelalter noch weitgehend unbekannt. Neuzeitliche Kenntnisse darüber gewannen unter anderem [[Wikipedia:Andreas Vesalius|Andreas Vesalius]], [[Wikipedia:Bartolomeo Eustachi|Bartolomaeus Eustachius]], [[Wikipedia:Gabriele Falloppio|Gabriel Falloppius]] und [[Giovanni Filippo Ingrassia|Johannes Philippus Ingrassia]] (1510–1580).<ref>Christian von Deuster: ''Ohr.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1066.</ref> Beim Menschen und anderen Säugetieren wird das Ohr in drei Bereiche eingeteilt:
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* Das '''[[Außenohr]]''' umfasst den Ohrknorpel, die [[Ohrmuschel]], das [[Ohrläppchen]] und den äußeren [[Gehörgang]] oder auch Ohrkanal und die Außenseite des Trommelfells. Es dient nicht nur dem Einfangen des Schalls, sondern auch dazu, eine bestimmte Einfallsrichtung des Schalls durch [[Frequenzspektrum|spektrale]] Minima und Maxima zu kodieren (siehe [[Lokalisation (Akustik)|Lokalisation]]). Die zahlreichen Erhebungen und Vertiefungen der Ohrmuschel bilden akustische [[Resonator]]en, die jeweils bei Schalleinfall aus einer bestimmten Richtung angeregt werden. Hierdurch entstehen richtungsabhängige Minima und Maxima im [[Frequenzspektrum]] des Ohrsignals, die vom Gehör zur Bestimmung der Einfallsrichtungen oben, unten, vorn oder hinten genutzt werden ([[Blauertsche Bänder|Richtungsbestimmende Bänder]]).
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* Das '''[[Wikipedia:Außenohr|Außenohr]]''' umfasst den Ohrknorpel, die [[Wikipedia:Ohrmuschel|Ohrmuschel]], das [[Wikipedia:Ohrläppchen|Ohrläppchen]] und den äußeren [[Wikipedia:Gehörgang|Gehörgang]] oder auch Ohrkanal und die Außenseite des Trommelfells. Es dient nicht nur dem Einfangen des Schalls, sondern auch dazu, eine bestimmte Einfallsrichtung des Schalls durch [[Wikipedia:Frequenzspektrum|spektrale]] Minima und Maxima zu kodieren (siehe [[Wikipedia:Lokalisation (Akustik)|Lokalisation]]). Die zahlreichen Erhebungen und Vertiefungen der Ohrmuschel bilden akustische [[Wikipedia:Resonator|Resonator]]en, die jeweils bei Schalleinfall aus einer bestimmten Richtung angeregt werden. Hierdurch entstehen richtungsabhängige Minima und Maxima im [[Wikipedia:Frequenzspektrum|Frequenzspektrum]] des Ohrsignals, die vom Gehör zur Bestimmung der Einfallsrichtungen oben, unten, vorn oder hinten genutzt werden ([[Wikipedia:Blauertsche Bänder|Richtungsbestimmende Bänder]]).
* Zum '''[[Mittelohr]]''' gehören das [[Trommelfell]] und die [[Gehörknöchelchen]] [[Hammer (Anatomie)|Hammer]], [[Amboss (Anatomie)|Amboss]] und [[Steigbügel (Anatomie)|Steigbügel]]. Das [[Fenestra cochleae|Runde Fenster]] verbindet die Paukentreppe des Innenohrs mit dem Mittelohr. Die [[Eustachische Röhre]], auch Ohrtrompete genannt, verbindet Mittelohr und [[Nasopharynx|Nasenrachenraum]]. Im Mittelohr findet eine mechanische [[Akustische Impedanz|Impedanzwandlung]] statt, die eine optimale Übertragung des Signals vom Außenohr zum Innenohr ermöglicht. Da die akustische Impedanz von Wasser ca. 3000-mal so groß ist wie die von Luft, würde ohne das von den Gehörknöchelchen gebildete Hebelsystem nur ein geringer Teil der Schallenergie, die das Trommelfell erreicht, an das Innenohr weitergegeben werden.
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* Zum '''[[Wikipedia:Mittelohr|Mittelohr]]''' gehören das [[Wikipedia:Trommelfell|Trommelfell]] und die [[Wikipedia:Gehörknöchelchen|Gehörknöchelchen]] [[Wikipedia:Hammer (Anatomie)|Hammer]], [[Wikipedia:Amboss (Anatomie)|Amboss]] und [[Wikipedia:Steigbügel (Anatomie)|Steigbügel]]. Das [[Wikipedia:Fenestra cochleae|Runde Fenster]] verbindet die Paukentreppe des Innenohrs mit dem Mittelohr. Die [[Wikipedia:Eustachische Röhre|Eustachische Röhre]], auch Ohrtrompete genannt, verbindet Mittelohr und [[Wikipedia:Nasopharynx|Nasenrachenraum]]. Im Mittelohr findet eine mechanische [[Wikipedia:Akustische Impedanz|Impedanzwandlung]] statt, die eine optimale Übertragung des Signals vom Außenohr zum Innenohr ermöglicht. Da die akustische Impedanz von Wasser ca. 3000-mal so groß ist wie die von Luft, würde ohne das von den Gehörknöchelchen gebildete Hebelsystem nur ein geringer Teil der Schallenergie, die das Trommelfell erreicht, an das Innenohr weitergegeben werden.
* Das '''[[Innenohr]]''' liegt in einem kleinen Hohlraumsystem (knöchernes Labyrinth, lat. ''Labyrinthus osseus'') innerhalb des Felsenbeines, eines Teils des Schläfenbeines. In diesem knöchernen Labyrinth befindet sich das membranöse oder häutige Labyrinth (lat. ''Labyrinthus membranaceus''), bestehend aus der [[Hörschnecke|Gehörschnecke]] (lat. ''Labyrinthus cochlearis'', kurz: ''Cochlea''), in der Schall in Nervenimpulse umgesetzt wird, und dem [[Gleichgewichtsorgan]] (lat. ''Labyrinthus vestibularis''). Das Gleichgewichtsorgan besteht aus den [[Bogengänge]]n und zwei bläschenförmigen Anteilen, dem ''Utriculus'' und dem ''Sacculus''. Es dient dem Erkennen von Bewegungsänderungen und der Richtung der Erdanziehungskraft. Gehörschnecke und Gleichgewichtsorgan sind ähnlich gebaut: Beide sind mit zwei gemeinsamen parallelen Flüssigkeitssystemen ([[Perilymphe]] und [[Endolymphe]]) gefüllt und besitzen [[Haarzelle]]n. Die Haarzellen sind zylinderförmig und haben ihren Namen von den etwa 30 bis 150 haarartigen Fortsätzen am oberen Ende der Zelle ([[Stereozilien]]). Durch Bewegungen der Flüssigkeit werden die Härchen gebogen und lösen dabei Nervenimpulse aus. Am unteren Ende befindet sich eine [[Synapse]] mit einem [[Sensibilität (Medizin)|sensorischen]] [[Neuron]]. Diese schüttet schon im Ruhezustand [[Neurotransmitter]] aus. Werden nun durch Schallschwingungen oder Bewegungsänderungen des Kopfes die Haarfortsätze ausgelenkt, ändert sich die Menge der Neurotransmitter. Im Gleichgewichtsorgan sind die Haarfortsätze mit einer Art Gallertschicht überzogen, auf die kleine Kristalle von [[Calciumcarbonat]] aufgelagert sind, welche die Auswirkung von Bewegungen verstärken. Von der Gehörschnecke geht der [[Hörnerv]] gemeinsam mit den Nervenbündeln des Gleichgewichtsorganes als [[Nervus vestibulocochlearis]] in Richtung [[Gehirn]].
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* Das '''[[Wikipedia:Innenohr|Innenohr]]''' liegt in einem kleinen Hohlraumsystem (knöchernes Labyrinth, lat. ''Labyrinthus osseus'') innerhalb des Felsenbeines, eines Teils des Schläfenbeines. In diesem knöchernen Labyrinth befindet sich das membranöse oder häutige Labyrinth (lat. ''Labyrinthus membranaceus''), bestehend aus der [[Wikipedia:Hörschnecke|Gehörschnecke]] (lat. ''Labyrinthus cochlearis'', kurz: ''Cochlea''), in der Schall in Nervenimpulse umgesetzt wird, und dem [[Wikipedia:Gleichgewichtsorgan|Gleichgewichtsorgan]] (lat. ''Labyrinthus vestibularis''). Das Gleichgewichtsorgan besteht aus den [[Wikipedia:Bogengänge|Bogengänge]]n und zwei bläschenförmigen Anteilen, dem ''Utriculus'' und dem ''Sacculus''. Es dient dem Erkennen von Bewegungsänderungen und der Richtung der Erdanziehungskraft. Gehörschnecke und Gleichgewichtsorgan sind ähnlich gebaut: Beide sind mit zwei gemeinsamen parallelen Flüssigkeitssystemen ([[Wikipedia:Perilymphe|Perilymphe]] und [[Wikipedia:Endolymphe|Endolymphe]]) gefüllt und besitzen [[Wikipedia:Haarzelle|Haarzelle]]n. Die Haarzellen sind zylinderförmig und haben ihren Namen von den etwa 30 bis 150 haarartigen Fortsätzen am oberen Ende der Zelle ([[Wikipedia:Stereozilien|Stereozilien]]). Durch Bewegungen der Flüssigkeit werden die Härchen gebogen und lösen dabei Nervenimpulse aus. Am unteren Ende befindet sich eine [[Wikipedia:Synapse|Synapse]] mit einem [[Wikipedia:Sensibilität (Medizin)|sensorischen]] [[Wikipedia:Neuron|Neuron]]. Diese schüttet schon im Ruhezustand [[Wikipedia:Neurotransmitter|Neurotransmitter]] aus. Werden nun durch Schallschwingungen oder Bewegungsänderungen des Kopfes die Haarfortsätze ausgelenkt, ändert sich die Menge der Neurotransmitter. Im Gleichgewichtsorgan sind die Haarfortsätze mit einer Art Gallertschicht überzogen, auf die kleine Kristalle von [[Wikipedia:Calciumcarbonat|Calciumcarbonat]] aufgelagert sind, welche die Auswirkung von Bewegungen verstärken. Von der Gehörschnecke geht der [[Wikipedia:Hörnerv|Hörnerv]] gemeinsam mit den Nervenbündeln des Gleichgewichtsorganes als [[Wikipedia:Nervus vestibulocochlearis|Nervus vestibulocochlearis]] in Richtung [[Gehirn]].
    
=== Gehör ===
 
=== Gehör ===
Die Wahrnehmung von akustischen Signalen wird wesentlich davon mitbestimmt, wie Schallschwingungen auf ihrem Weg vom Außenohr über das Mittelohr hin zu den Nervenzellen des Innenohrs jeweils umgeformt und verarbeitet werden. Das menschliche Gehör kann akustische Ereignisse nur innerhalb eines bestimmten Frequenz- und [[Schalldruckpegel]]bereichs wahrnehmen. Zwischen der [[Hörschwelle]] und der [[Schmerzschwelle]] liegt die [[Hörfläche]].
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Die Wahrnehmung von akustischen Signalen wird wesentlich davon mitbestimmt, wie Schallschwingungen auf ihrem Weg vom Außenohr über das Mittelohr hin zu den Nervenzellen des Innenohrs jeweils umgeformt und verarbeitet werden. Das menschliche Gehör kann akustische Ereignisse nur innerhalb eines bestimmten Frequenz- und [[Wikipedia:Schalldruckpegel|Schalldruckpegel]]bereichs wahrnehmen. Zwischen der [[Wikipedia:Hörschwelle|Hörschwelle]] und der [[Wikipedia:Schmerzschwelle|Schmerzschwelle]] liegt die [[Wikipedia:Hörfläche|Hörfläche]].
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Der leiseste wahrnehmbare [[Schalldruck]] bei normalhörenden Menschen ist bei einem Ton von 2.000 Hz etwa 20 Mikro-[[Pascal (Einheit)|Pascal]] (20 µPa = 2·10<sup>−5</sup> Pa), das entspricht ''L<sub>p</sub>'' = 0 dB<sub>SPL</sub> [[Schalldruckpegel]]. Diese [[Schallwechseldruck|Schalldruckveränderungen]] ''Δ p'' werden über das Trommelfell und die Mittelohrknöchelchen ins Innenohr übertragen, und im Ohr-Gehirnsystem entsteht dann der Höreindruck. Weil das Trommelfell als [[Sensor]] mit dem Ohrsystem die Eigenschaften eines [[Druckempfänger|Schalldruckempfängers]] hat, beschreibt der Schalldruckpegel als [[Schallfeldgröße]] die Stärke des Höreindrucks am besten. Die [[Schallintensität]] ''J'' in W/m² ist als [[Schallenergiegröße]] hingegen nicht geeignet, den Höreindruck zu beschreiben; aufgrund der komplexen [[Impedanz]] des Außen- und Mittelohres bei gleichem Schalldruckpegel. Gleiches gilt sinngemäß für die [[Schallschnelle]].
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Der leiseste wahrnehmbare [[Wikipedia:Schalldruck|Schalldruck]] bei normalhörenden Menschen ist bei einem Ton von 2.000 Hz etwa 20 Mikro-[[Wikipedia:Pascal (Einheit)|Pascal]] (20 µPa = 2·10<sup>−5</sup> Pa), das entspricht ''L<sub>p</sub>'' = 0 dB<sub>SPL</sub> [[Wikipedia:Schalldruckpegel|Schalldruckpegel]]. Diese [[Wikipedia:Schallwechseldruck|Schalldruckveränderungen]] ''Δ p'' werden über das Trommelfell und die Mittelohrknöchelchen ins Innenohr übertragen, und im Ohr-Gehirnsystem entsteht dann der Höreindruck. Weil das Trommelfell als [[Wikipedia:Sensor|Sensor]] mit dem Ohrsystem die Eigenschaften eines [[Wikipedia:Druckempfänger|Schalldruckempfängers]] hat, beschreibt der Schalldruckpegel als [[Wikipedia:Schallfeldgröße|Schallfeldgröße]] die Stärke des Höreindrucks am besten. Die [[Wikipedia:Schallintensität|Schallintensität]] ''J'' in W/m² ist als [[Wikipedia:Schallenergiegröße|Schallenergiegröße]] hingegen nicht geeignet, den Höreindruck zu beschreiben; aufgrund der komplexen [[Wikipedia:Impedanz|Impedanz]] des Außen- und Mittelohres bei gleichem Schalldruckpegel. Gleiches gilt sinngemäß für die [[Wikipedia:Schallschnelle|Schallschnelle]].
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Das menschliche Gehör vermag bereits eine äußerst geringe [[Schallleistung]] aufzunehmen. Der leiseste wahrnehmbare Schall erzeugt eine Leistung von weniger als 10<sup>−17</sup>&nbsp;W im Innenohr. Innerhalb einer zehntel Sekunde, die das Ohr braucht, um dieses Signal in Nervenimpulse umzusetzen, wird durch eine [[Energie]] von etwa 10<sup>−18</sup>&nbsp;Joule schon ein Sinneseindruck erzeugt. Daran wird deutlich, wie empfindlich dieses Sinnesorgan eigentlich ist.<!-- die Zehntelsekunde *an der Hörgrenze* müsste belegt werden -->
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Das menschliche Gehör vermag bereits eine äußerst geringe [[Wikipedia:Schallleistung|Schallleistung]] aufzunehmen. Der leiseste wahrnehmbare Schall erzeugt eine Leistung von weniger als 10<sup>−17</sup>&nbsp;W im Innenohr. Innerhalb einer zehntel Sekunde, die das Ohr braucht, um dieses Signal in Nervenimpulse umzusetzen, wird durch eine [[Wikipedia:Energie|Energie]] von etwa 10<sup>−18</sup>&nbsp;Joule schon ein Sinneseindruck erzeugt. Daran wird deutlich, wie empfindlich dieses Sinnesorgan eigentlich ist.<!-- die Zehntelsekunde *an der Hörgrenze* müsste belegt werden -->
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Die [[Schmerzgrenze]] liegt bei über 130 dB<sub>SPL</sub>, das ist mehr als der dreimillionenfache Schalldruck des kleinsten hörbaren (63,246:0,00002 = 3.162.300). Vor allem das Innenohr und hier die Haarzellen und deren Stereozilien, nehmen bei hohem Schalldruck Schaden.
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Die [[Wikipedia:Schmerzgrenze|Schmerzgrenze]] liegt bei über 130 dB<sub>SPL</sub>, das ist mehr als der dreimillionenfache Schalldruck des kleinsten hörbaren (63,246:0,00002 = 3.162.300). Vor allem das Innenohr und hier die Haarzellen und deren Stereozilien, nehmen bei hohem Schalldruck Schaden.
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Beim [[Lokalisation (Akustik)|Richtungshören]] und bei der Kopfhörer-Stereofonie spielen [[Laufzeitdifferenz|Laufzeitunterschiede]] und [[Pegeldifferenz|Pegelunterschiede]] [[Interaural|zwischen beiden Ohren]] und somit auch der individuelle [[Ohrabstand]] eine gewisse Rolle, sowie [[Spektraldifferenz|spektrale]] Eigenschaften der [[Ohrsignal]]e.
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Beim [[Wikipedia:Lokalisation (Akustik)|Richtungshören]] und bei der Kopfhörer-Stereofonie spielen [[Wikipedia:Laufzeitdifferenz|Laufzeitunterschiede]] und [[Wikipedia:Pegeldifferenz|Pegelunterschiede]] [[Wikipedia:Interaural|zwischen beiden Ohren]] und somit auch der individuelle [[Wikipedia:Ohrabstand|Ohrabstand]] eine gewisse Rolle, sowie [[Wikipedia:Spektraldifferenz|spektrale]] Eigenschaften der [[Wikipedia:Ohrsignal|Ohrsignal]]e.
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Die Techniken zur Untersuchung der Hörfähigkeit werden unter dem Begriff [[Audiometrie]] zusammengefasst. Ein Ergebnis eines Hörtests, der das Hörvermögen bei verschiedenen Frequenzen untersucht, nennt sich [[Audiogramm]]. Aus diesem lässt sich meistens die [[Hörschwelle]] ablesen.
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Die Techniken zur Untersuchung der Hörfähigkeit werden unter dem Begriff [[Wikipedia:Audiometrie|Audiometrie]] zusammengefasst. Ein Ergebnis eines Hörtests, der das Hörvermögen bei verschiedenen Frequenzen untersucht, nennt sich [[Wikipedia:Audiogramm|Audiogramm]]. Aus diesem lässt sich meistens die [[Wikipedia:Hörschwelle|Hörschwelle]] ablesen.
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Außerhalb des eigentlichen Ohres liegen jedoch die Nervenbahnen, die zum [[Hörzentrum]] des Hirns führen, sowie das Hörzentrum selbst. Sind diese beeinträchtigt, so kann auch bei einem funktionsfähigen Ohr die Schallwahrnehmung beeinträchtigt sein.
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Außerhalb des eigentlichen Ohres liegen jedoch die Nervenbahnen, die zum [[Wikipedia:Hörzentrum|Hörzentrum]] des Hirns führen, sowie das Hörzentrum selbst. Sind diese beeinträchtigt, so kann auch bei einem funktionsfähigen Ohr die Schallwahrnehmung beeinträchtigt sein.
    
Der Weg des Schalls: Ohrmuschel → Gehörgang → Trommelfell → Gehörknöchelchen → Hörschnecke → Hörnerv
 
Der Weg des Schalls: Ohrmuschel → Gehörgang → Trommelfell → Gehörknöchelchen → Hörschnecke → Hörnerv
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=== Krankheiten ===
 
=== Krankheiten ===
 
Das menschliche Ohr kann auf verschiedenartige Weisen erkranken, die jeweils für den betroffenen Teil des Ohres spezifisch sind.
 
Das menschliche Ohr kann auf verschiedenartige Weisen erkranken, die jeweils für den betroffenen Teil des Ohres spezifisch sind.
* Das ''Außenohr'' ist durch seine relativ dünne Haut im Gehörgang und in der Ohrmuschel empfänglich für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen. Diese führen zur häufig beobachteten Ohrenentzündung ([[Otitis externa]]). Durch geschwächte Abwehr und mangelhafte Behandlung kann die Infektion ([[Phlegmone]], Otitis externa diffusa, bzw. Gehörgangs[[furunkel]], Otitis externa circumscripta) auf den Knochen, der den Gehörgang umgibt, übergreifen und dessen Vereiterung (Otitis externa maligna) verursachen. Bei Befall der Ohrmuschel spricht man von einer [[Perichondritis|Ohrmuschelperichondritis]].
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* Das ''Außenohr'' ist durch seine relativ dünne Haut im Gehörgang und in der Ohrmuschel empfänglich für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen. Diese führen zur häufig beobachteten Ohrenentzündung ([[Wikipedia:Otitis externa|Otitis externa]]). Durch geschwächte Abwehr und mangelhafte Behandlung kann die Infektion ([[Wikipedia:Phlegmone|Phlegmone]], Otitis externa diffusa, bzw. Gehörgangs[[Wikipedia:furunkel|furunkel]], Otitis externa circumscripta) auf den Knochen, der den Gehörgang umgibt, übergreifen und dessen Vereiterung (Otitis externa maligna) verursachen. Bei Befall der Ohrmuschel spricht man von einer [[Wikipedia:Perichondritis|Ohrmuschelperichondritis]].
* Es gibt angeborene und erworbene [[Ohrmuschelfehlbildung]]en. Die häufigste angeborene Ohrmuschelfehlbildung sind die [[Abstehende Ohren|abstehenden Ohren]], seltener sind zweit- oder drittgradige Ohrmuschelfehlbildungen wie die [[Mikrotie]]. Erworbene Ohrmuschelfehlbildungen entstehen durch äußere Einwirkungen, wie z.&nbsp;B. Unfälle oder auch Tierbissverletzungen.
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* Es gibt angeborene und erworbene [[Wikipedia:Ohrmuschelfehlbildung|Ohrmuschelfehlbildung]]en. Die häufigste angeborene Ohrmuschelfehlbildung sind die [[Wikipedia:Abstehende Ohren|abstehenden Ohren]], seltener sind zweit- oder drittgradige Ohrmuschelfehlbildungen wie die [[Wikipedia:Mikrotie|Mikrotie]]. Erworbene Ohrmuschelfehlbildungen entstehen durch äußere Einwirkungen, wie z.&nbsp;B. Unfälle oder auch Tierbissverletzungen.
* Auch das ''Mittelohr'' kann von einer Entzündung und Vereiterung betroffen sein. Man unterscheidet die [[akute Mittelohrentzündung]] (Otitis media acuta) von der [[Chronische Mittelohrentzündung|chronischen Mittelohrentzündung]] (Otitis media chronica). Durch die Entzündung können auch die Gehörknöchelchen angegriffen und zerstört werden. Das Mittelohr kann weiterhin durch große Schalldrücke beschädigt werden, wie sie bei Explosionen entstehen. Zusammen mit den anderen hieraus entstandenen Schäden spricht man vom Explosionstrauma. Die Mittelohrentzündung kann auch Ausgangspunkt einer [[Mastoiditis]] sein.
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* Auch das ''Mittelohr'' kann von einer Entzündung und Vereiterung betroffen sein. Man unterscheidet die [[Wikipedia:akute Mittelohrentzündung|akute Mittelohrentzündung]] (Otitis media acuta) von der [[Wikipedia:Chronische Mittelohrentzündung|chronischen Mittelohrentzündung]] (Otitis media chronica). Durch die Entzündung können auch die Gehörknöchelchen angegriffen und zerstört werden. Das Mittelohr kann weiterhin durch große Schalldrücke beschädigt werden, wie sie bei Explosionen entstehen. Zusammen mit den anderen hieraus entstandenen Schäden spricht man vom Explosionstrauma. Die Mittelohrentzündung kann auch Ausgangspunkt einer [[Wikipedia:Mastoiditis|Mastoiditis]] sein.
* Häufige Erkrankungen des ''Innenohres'' treten im Zusammenhang mit dauerhafter [[Lärm]]belastung und [[Knalltrauma]]ta auf. Hierbei werden die Haarzellen geschädigt. Die Umwandlung der mechanischen Reize in Nervenimpulse ist dann nicht mehr möglich und eine [[Schwerhörigkeit]] ist die Folge. In diesem Zusammenhang tritt auch oft [[Tinnitus]] auf. Weiterhin ist das Innenohr Ziel von [[Virusinfektion|viralen Infektionen]], wie [[Meningitis]], [[Masern]] und [[Mumps]]. Auch verschiedene Medikamente (z.&nbsp;B. [[Gentamicin]]) können das Innenohr schädigen. Die Ursachen des sogenannten [[Hörsturz]]es, bei dem ein plötzlicher Hörverlust, Tinnitus und Schwindel auftreten können, sind unbekannt. Ähnliche Symptome können auch infolge einer [[Bogengangsdehiszenz]], ein Knochendefekt im Innenohr, auftreten.
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* Häufige Erkrankungen des ''Innenohres'' treten im Zusammenhang mit dauerhafter [[Wikipedia:Lärm|Lärm]]belastung und [[Wikipedia:Knalltrauma|Knalltrauma]]ta auf. Hierbei werden die Haarzellen geschädigt. Die Umwandlung der mechanischen Reize in Nervenimpulse ist dann nicht mehr möglich und eine [[Wikipedia:Schwerhörigkeit|Schwerhörigkeit]] ist die Folge. In diesem Zusammenhang tritt auch oft [[Wikipedia:Tinnitus|Tinnitus]] auf. Weiterhin ist das Innenohr Ziel von [[Wikipedia:Virusinfektion|viralen Infektionen]], wie [[Wikipedia:Meningitis|Meningitis]], [[Wikipedia:Masern|Masern]] und [[Wikipedia:Mumps|Mumps]]. Auch verschiedene Medikamente (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Gentamicin|Gentamicin]]) können das Innenohr schädigen. Die Ursachen des sogenannten [[Wikipedia:Hörsturz|Hörsturz]]es, bei dem ein plötzlicher Hörverlust, Tinnitus und Schwindel auftreten können, sind unbekannt. Ähnliche Symptome können auch infolge einer [[Wikipedia:Bogengangsdehiszenz|Bogengangsdehiszenz]], ein Knochendefekt im Innenohr, auftreten.
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Zur Diagnostik von Erkrankungen des Ohres stehen, insbesondere der [[Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde]], neben den allgemein üblichen Methoden der Medizin wie [[Röntgen]]untersuchungen, serologischen und visuellen Untersuchungen auch [[Audiometrie|Hörtests]] zur Verfügung.
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Zur Diagnostik von Erkrankungen des Ohres stehen, insbesondere der [[Wikipedia:Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde|Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde]], neben den allgemein üblichen Methoden der Medizin wie [[Wikipedia:Röntgen|Röntgen]]untersuchungen, serologischen und visuellen Untersuchungen auch [[Wikipedia:Audiometrie|Hörtests]] zur Verfügung.
    
== Ohrabdruck ==
 
== Ohrabdruck ==
Der Abdruck der Ohren kann zur [[Identitätsfeststellung|Identifizierung]] einer Person dienen. Dabei hat der Ohrabdruck einen ähnlich hohen Beweiswert wie ein [[Fingerabdruck]]. Die [[Kriminalistik]] kann auf Basis der hinterlassenen Ohrabdrücke, z.&nbsp;B. beim Lauschen an Fenstern oder Haustüren, durchaus [[Straftäter]] überführen. Vorteil gegenüber dem Fingerabdruck ist, dass ein Ohrabdruck meist nicht zufällig entsteht. Fingerabdrücke sind meist von vielen Personen am Tatort zu finden.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,830468,00.html ''Einbrecher mittels Ohrabdrücken überführt''.] [[Spiegel Online]]; abgerufen am 30. April 2012</ref>
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Der Abdruck der Ohren kann zur [[Wikipedia:Identitätsfeststellung|Identifizierung]] einer Person dienen. Dabei hat der Ohrabdruck einen ähnlich hohen Beweiswert wie ein [[Wikipedia:Fingerabdruck|Fingerabdruck]]. Die [[Wikipedia:Kriminalistik|Kriminalistik]] kann auf Basis der hinterlassenen Ohrabdrücke, z.&nbsp;B. beim Lauschen an Fenstern oder Haustüren, durchaus [[Wikipedia:Straftäter|Straftäter]] überführen. Vorteil gegenüber dem Fingerabdruck ist, dass ein Ohrabdruck meist nicht zufällig entsteht. Fingerabdrücke sind meist von vielen Personen am Tatort zu finden.<ref>[http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,830468,00.html ''Einbrecher mittels Ohrabdrücken überführt''.] [[Wikipedia:Spiegel Online|Spiegel Online]]; abgerufen am 30. April 2012</ref>
    
Das menschliche Außenohr wächst nach der Adoleszenz langsam weiter, mit durchschnittlich etwa 0,2&nbsp;mm pro Jahr.<ref>Fabrizio Schonauer, Stefano De Luca, Sergio Razzano und Guido Molea: ''Do the ears grow with age?'' European Archives of Oto-Rhino-Laryngology 269, 2012, [[doi:10.1007/s00405-012-1957-z]].</ref>
 
Das menschliche Außenohr wächst nach der Adoleszenz langsam weiter, mit durchschnittlich etwa 0,2&nbsp;mm pro Jahr.<ref>Fabrizio Schonauer, Stefano De Luca, Sergio Razzano und Guido Molea: ''Do the ears grow with age?'' European Archives of Oto-Rhino-Laryngology 269, 2012, [[doi:10.1007/s00405-012-1957-z]].</ref>
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