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Kategorie Professor:in
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'''Bernard Lown''' (* [[7. Juni]] [[1921]] in [[Utena]], [[Litauen]]; † [[16. Februar]] [[2021]] in [[Chestnut Hill (Massachusetts)|Chestnut Hill]], [[Massachusetts]]) war ein [[USA|US-amerikanischer]] [[Kardiologe]] und [[Aktivist]] der von ihm mitbegründeten Vereinigung ''[[International Physicians for the Prevention of Nuclear War]]'' (IPPNW), für die er gemeinsam mit seinem sowjetischen Kollegen [[Jewgeni Tschasow]] 1985 den [[Friedensnobelpreis]] entgegennahm. Als Kardiologe war er Erstbeschreiber und einer der Namensgeber des [[Lown-Ganong-Levine-Syndrom]]s, Entwickler der über Jahrzehnte weltweit verwandten [[Lown-Klassifikation]] für [[Extrasystole|ventrikuläre Extrasystolen]], Erfinder der Elektroschockbehandlung ([[Defibrillation]] und [[Kardioversion]]) bei [[Herzrhythmusstörung]]en und Gründer des ''Lown Cardiovascular Center'' an der [[Harvard Medical School]] der [[Harvard University]] in [[Cambridge (Massachusetts)]].
 
'''Bernard Lown''' (* [[7. Juni]] [[1921]] in [[Utena]], [[Litauen]]; † [[16. Februar]] [[2021]] in [[Chestnut Hill (Massachusetts)|Chestnut Hill]], [[Massachusetts]]) war ein [[USA|US-amerikanischer]] [[Kardiologe]] und [[Aktivist]] der von ihm mitbegründeten Vereinigung ''[[International Physicians for the Prevention of Nuclear War]]'' (IPPNW), für die er gemeinsam mit seinem sowjetischen Kollegen [[Jewgeni Tschasow]] 1985 den [[Friedensnobelpreis]] entgegennahm. Als Kardiologe war er Erstbeschreiber und einer der Namensgeber des [[Lown-Ganong-Levine-Syndrom]]s, Entwickler der über Jahrzehnte weltweit verwandten [[Lown-Klassifikation]] für [[Extrasystole|ventrikuläre Extrasystolen]], Erfinder der Elektroschockbehandlung ([[Defibrillation]] und [[Kardioversion]]) bei [[Herzrhythmusstörung]]en und Gründer des ''Lown Cardiovascular Center'' an der [[Harvard Medical School]] der [[Harvard University]] in [[Cambridge (Massachusetts)]].
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== Kindheit, Jugend und Studium ==
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==Kindheit, Jugend und Studium==
 
Bernard Lown wurde als Boruchas Lacas in [[Litauen]] geboren. Seine beiden Großväter waren [[Rabbiner]]. Sein Vater Nisonas Lacas arbeitete im [[Großhandel]]. Zusammen mit einem Geschäftspartner erwarb er Anfang der 1920er Jahre eine [[Getreidemühle]], für die ein [[Stromerzeugungsaggregat|Dieselaggregat]] mit [[Elektrischer Generator|Generator]] angeschafft wurde. Der so erzeugte [[Elektrische Energie|Strom]] ermöglichte überdies den Betrieb eines [[Sägewerk]]s und die [[Elektrizitätsversorgung]] der Bewohner von [[Utena]]. Dadurch erlangte die Familie materiellen [[Wohlstand]]. Seine Mutter Bela Lacas (geb. Hindi) war eine [[Frauenbildung|gebildete Frau]], die eine [[Hochschule]] in [[Russland]] besucht hatte. Zu Hause wurden Werke von [[Iwan Sergejewitsch Turgenew|Iwan Turgenew]], [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Leo Tolstoi]], [[Maxim Gorki]] sowie [[Französische Literatur|französische Klassiker]] gelesen. Im Haus der Familie Lacas fanden Treffen von [[Zionismus|Zionisten]] und [[Kulturschaffender|Kulturschaffenden]], [[Rezitation|Lesungen]], [[Konzert (Veranstaltung)|Konzerte]] und [[Theateraufführung]]en statt.<ref name="Kutka">E. Kutka: ''Uteniškis – Nobeliopremijos laureatas.'' In: ''Naujoji Romuva.'' Nr. 2 (595), 2016, S. 66–74. ([http://www.nromuva.lt/files/2016-2.pdf online], abgerufen am 17. Februar 2021)</ref>
 
Bernard Lown wurde als Boruchas Lacas in [[Litauen]] geboren. Seine beiden Großväter waren [[Rabbiner]]. Sein Vater Nisonas Lacas arbeitete im [[Großhandel]]. Zusammen mit einem Geschäftspartner erwarb er Anfang der 1920er Jahre eine [[Getreidemühle]], für die ein [[Stromerzeugungsaggregat|Dieselaggregat]] mit [[Elektrischer Generator|Generator]] angeschafft wurde. Der so erzeugte [[Elektrische Energie|Strom]] ermöglichte überdies den Betrieb eines [[Sägewerk]]s und die [[Elektrizitätsversorgung]] der Bewohner von [[Utena]]. Dadurch erlangte die Familie materiellen [[Wohlstand]]. Seine Mutter Bela Lacas (geb. Hindi) war eine [[Frauenbildung|gebildete Frau]], die eine [[Hochschule]] in [[Russland]] besucht hatte. Zu Hause wurden Werke von [[Iwan Sergejewitsch Turgenew|Iwan Turgenew]], [[Lew Nikolajewitsch Tolstoi|Leo Tolstoi]], [[Maxim Gorki]] sowie [[Französische Literatur|französische Klassiker]] gelesen. Im Haus der Familie Lacas fanden Treffen von [[Zionismus|Zionisten]] und [[Kulturschaffender|Kulturschaffenden]], [[Rezitation|Lesungen]], [[Konzert (Veranstaltung)|Konzerte]] und [[Theateraufführung]]en statt.<ref name="Kutka">E. Kutka: ''Uteniškis – Nobeliopremijos laureatas.'' In: ''Naujoji Romuva.'' Nr. 2 (595), 2016, S. 66–74. ([http://www.nromuva.lt/files/2016-2.pdf online], abgerufen am 17. Februar 2021)</ref>
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Im März 1935 trat der erste Teil der Familie seine Reise an und ließ sich in [[Lewiston (Maine)]] nieder. Danach fühlte sich Bela Lacas deprimiert. Sie war mit der Unternehmensführung überfordert und verschuldete sich. Schließlich übergab sie das Unternehmen an frühere Geschäftspartner ihres Mannes, die nichts dafür bezahlten, aber ihre Schulden beglichen. Im Oktober 1936 kam sie mit ihren Kindern nach Amerika nach.<ref name="Kutka" /> Die Familie Lacas änderte ihren Namen in Lown. Bernard studierte Medizin an der ''University of Maine'' und der ''Johns Hopkins University School of Medicine'' der ''[[Johns Hopkins University]]''. Letztere verließ er 1945 als ''medical doctor'' ''(M.D.)''. Während des Studiums engagierte er sich in Gruppen, die eine verstärkte Zulassung schwarzer, weiblicher und jüdischer Medizinstudenten forderten und als „linksgerichtet“ angesehen wurden. Wegen einer Missachtung der rassengetrennten Verwendung „schwarzer“ und „weißer“ Blutkonserven war er zeitweise vom akademischen Unterricht suspendiert.
 
Im März 1935 trat der erste Teil der Familie seine Reise an und ließ sich in [[Lewiston (Maine)]] nieder. Danach fühlte sich Bela Lacas deprimiert. Sie war mit der Unternehmensführung überfordert und verschuldete sich. Schließlich übergab sie das Unternehmen an frühere Geschäftspartner ihres Mannes, die nichts dafür bezahlten, aber ihre Schulden beglichen. Im Oktober 1936 kam sie mit ihren Kindern nach Amerika nach.<ref name="Kutka" /> Die Familie Lacas änderte ihren Namen in Lown. Bernard studierte Medizin an der ''University of Maine'' und der ''Johns Hopkins University School of Medicine'' der ''[[Johns Hopkins University]]''. Letztere verließ er 1945 als ''medical doctor'' ''(M.D.)''. Während des Studiums engagierte er sich in Gruppen, die eine verstärkte Zulassung schwarzer, weiblicher und jüdischer Medizinstudenten forderten und als „linksgerichtet“ angesehen wurden. Wegen einer Missachtung der rassengetrennten Verwendung „schwarzer“ und „weißer“ Blutkonserven war er zeitweise vom akademischen Unterricht suspendiert.
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== Ausbildung ==
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==Ausbildung==
 
Nach Abschluss des Studiums arbeitete Lown zunächst fünf Jahre in verschiedenen Kliniken, um sich dann von 1950 bis 1953 am ''Peter Bent Brigham Hospital'' in Boston der kardiologischen Forschung zu widmen.
 
Nach Abschluss des Studiums arbeitete Lown zunächst fünf Jahre in verschiedenen Kliniken, um sich dann von 1950 bis 1953 am ''Peter Bent Brigham Hospital'' in Boston der kardiologischen Forschung zu widmen.
    
Als Militärarzt im Rang eines Captains lehnte Lown vor einem geplanten [[Koreakrieg|Koreaeinsatz]] die damals gesetzlich vorgeschriebene Beantwortung der Frage ab, ob er einer von damals 400 als [[Subversion|subversiv]] eingestuften Organisationen angehört habe. Stattdessen plädierte er für die Abschaffung dieser diskriminierenden Gesetze, was in der von [[Antikommunismus]] geprägten [[McCarthy-Ära]] zur Degradierung und Strafversetzung an ein Militärhospital in [[Tacoma]] (Washington) führte. Dort verbrachte er das Jahr 1954 damit, vormittags die Klinikflure zu fegen und nachmittags Sprechstunden abzuhalten. Über diese Zeit sagte er später: ''„Sie ruinierte mein Leben ein Jahr lang und verzögerte meine Karriere um ein Jahrzehnt, aber sie machte mich zu einem besseren Arzt.“'' Es folgten Assistentenstellen am ''Peter Bent Brigham Hospital'' (1955 bis 1956) und an der ''Harvard Medical School'' (1955 bis 1958).
 
Als Militärarzt im Rang eines Captains lehnte Lown vor einem geplanten [[Koreakrieg|Koreaeinsatz]] die damals gesetzlich vorgeschriebene Beantwortung der Frage ab, ob er einer von damals 400 als [[Subversion|subversiv]] eingestuften Organisationen angehört habe. Stattdessen plädierte er für die Abschaffung dieser diskriminierenden Gesetze, was in der von [[Antikommunismus]] geprägten [[McCarthy-Ära]] zur Degradierung und Strafversetzung an ein Militärhospital in [[Tacoma]] (Washington) führte. Dort verbrachte er das Jahr 1954 damit, vormittags die Klinikflure zu fegen und nachmittags Sprechstunden abzuhalten. Über diese Zeit sagte er später: ''„Sie ruinierte mein Leben ein Jahr lang und verzögerte meine Karriere um ein Jahrzehnt, aber sie machte mich zu einem besseren Arzt.“'' Es folgten Assistentenstellen am ''Peter Bent Brigham Hospital'' (1955 bis 1956) und an der ''Harvard Medical School'' (1955 bis 1958).
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== Karriere als Mediziner und Wissenschaftler ==
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==Karriere als Mediziner und Wissenschaftler==
 
Am ''Peter Bent Brigham Hospital'' (später ''Brigham and Women’s Hospital'') war Lown von 1956 bis 1970 Direktor des ''Samuel A. Levine Cardiovascular Research Laboratory'', von 1965 bis 1974 Direktor der ''Samuel A. Levine Coronary Care Unit'' und seit 1984 ''Senior Physician''. Er lehrte an der ''Harvard School of Public Health'' von 1961 bis 1967 als ''Assistant Professor of Medicine'', 1967 bis 1974 als ''Associate Professor of Cardiology'' und ab 1974 als ''Professor of Cardiology''. 1991 erfolgte die [[Emeritierung]].<ref name="Bertram" />
 
Am ''Peter Bent Brigham Hospital'' (später ''Brigham and Women’s Hospital'') war Lown von 1956 bis 1970 Direktor des ''Samuel A. Levine Cardiovascular Research Laboratory'', von 1965 bis 1974 Direktor der ''Samuel A. Levine Coronary Care Unit'' und seit 1984 ''Senior Physician''. Er lehrte an der ''Harvard School of Public Health'' von 1961 bis 1967 als ''Assistant Professor of Medicine'', 1967 bis 1974 als ''Associate Professor of Cardiology'' und ab 1974 als ''Professor of Cardiology''. 1991 erfolgte die [[Emeritierung]].<ref name="Bertram" />
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Lown war Autor oder Co-Autor von vier Büchern und mehr als 425 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Er wurde mit mehr als 20 [[Ehrendoktor|Ehrenpromotionen]] und Titeln US-amerikanischer und internationaler Universitäten und Akademien geehrt. Seit 2014 war er auswärtiges Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-63516.ln-ru |titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften: Лаун, Бернард |hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften |abruf=2021-04-02 |sprache=ru}}</ref>
 
Lown war Autor oder Co-Autor von vier Büchern und mehr als 425 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Er wurde mit mehr als 20 [[Ehrendoktor|Ehrenpromotionen]] und Titeln US-amerikanischer und internationaler Universitäten und Akademien geehrt. Seit 2014 war er auswärtiges Mitglied der [[Russische Akademie der Wissenschaften|Russischen Akademie der Wissenschaften]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ras.ru/win/db/show_per.asp?P=.id-63516.ln-ru |titel=Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften: Лаун, Бернард |hrsg=Russische Akademie der Wissenschaften |abruf=2021-04-02 |sprache=ru}}</ref>
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== Politische Aktivitäten ==
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==Politische Aktivitäten==
 
1974 und 1975 führte Lown den Vorsitz der ''USA-China Physicians Friendship Association''.
 
1974 und 1975 führte Lown den Vorsitz der ''USA-China Physicians Friendship Association''.
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=== IPPNW ===
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===IPPNW===
 
Als Folge mehrerer gemeinsamer Forschungsprojekte pflegte Lown gute Kontakte mit dem [[Russland|russischen]] Kardiologen Jewgeni Tschasow, dem er 1979 den Vorschlag für eine internationale Vereinigung von Ärzten für den Frieden unterbreitete.
 
Als Folge mehrerer gemeinsamer Forschungsprojekte pflegte Lown gute Kontakte mit dem [[Russland|russischen]] Kardiologen Jewgeni Tschasow, dem er 1979 den Vorschlag für eine internationale Vereinigung von Ärzten für den Frieden unterbreitete.
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Am 10. Dezember 1985 erfolgte die Preisverleihung.
 
Am 10. Dezember 1985 erfolgte die Preisverleihung.
: „Building on their realistic evaluation of the situation, these physicians have chosen to stand shoulder to shoulder and to work together in a cooperation founded on trust and confidence. The Nobel Committee believes this was a good decision.“ (Egil Aarvik, Vorsitzender des [[Norwegisches Nobelkomitee|Norwegischen Nobelkomitees]])<ref>''The Nobel Peace Prize 1985 - Presentation Speech'' ([https://www.nobelprize.org/prizes/peace/1985/ceremony-speech/ online], abgerufen am 7. Juni 2021)</ref><br />(„Basierend auf ihrer realistischen Einschätzung der Situation haben sich diese Ärzte entschieden, Schulter an Schulter zu stehen, und gemeinsam in einer auf Vertrauen und Zuversicht gegründeten Kooperation zu arbeiten. Das Nobelpreis-Komitee denkt, dass dies eine gute Entscheidung war.“)
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:„Building on their realistic evaluation of the situation, these physicians have chosen to stand shoulder to shoulder and to work together in a cooperation founded on trust and confidence. The Nobel Committee believes this was a good decision.“ (Egil Aarvik, Vorsitzender des [[Norwegisches Nobelkomitee|Norwegischen Nobelkomitees]])<ref>''The Nobel Peace Prize 1985 - Presentation Speech'' ([https://www.nobelprize.org/prizes/peace/1985/ceremony-speech/ online], abgerufen am 7. Juni 2021)</ref><br />(„Basierend auf ihrer realistischen Einschätzung der Situation haben sich diese Ärzte entschieden, Schulter an Schulter zu stehen, und gemeinsam in einer auf Vertrauen und Zuversicht gegründeten Kooperation zu arbeiten. Das Nobelpreis-Komitee denkt, dass dies eine gute Entscheidung war.“)
    
Den Preis nahmen Lown und Tschasow in [[Oslo]] für die Organisation entgegen. Lown war von 1980 bis 1982 Präsident und von 1982 bis 1993 Co-Präsident der IPPNW. 1987 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.
 
Den Preis nahmen Lown und Tschasow in [[Oslo]] für die Organisation entgegen. Lown war von 1980 bis 1982 Präsident und von 1982 bis 1993 Co-Präsident der IPPNW. 1987 wurde er in die [[American Academy of Arts and Sciences]] gewählt.
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=== SatelLife ===
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===SatelLife===
 
Auf eine Initiative Lowns, der ein symbolisches Gegengewicht zu den weltweiten militärischen Verteidigungsstrategien zu schaffen gedachte, geht auch die Gründung von ''SatelLife'' zurück. ''SatelLife'' ist eine in [[Boston]] beheimatete gemeinnützige Organisation, die Mitarbeitern im Gesundheitswesen weltweit einen kostengünstigen Zugang zum Internet ermöglichen und so den kollegialen Kontakt und den Zugang zu relevanten Informationen fördern will. Anfangs bestand die Hauptaktivität darin, mit einem eigenen Satelliten eines der ersten E-Mail-Netzwerke in Afrika aufzubauen. Heute konzentriert sich ''The Global Health Information Network'' darauf, seine mehr als 10.000 Mitglieder vorwiegend in [[Eritrea]], [[Äthiopien]], [[Kenia]], [[Nepal]], [[Uganda]] und [[Simbabwe]] zu schulen und mit Hardware und Software auszustatten, um sie zu jeder Zeit mit Informationen und Kontakten zu Spezialisten versorgen zu können.
 
Auf eine Initiative Lowns, der ein symbolisches Gegengewicht zu den weltweiten militärischen Verteidigungsstrategien zu schaffen gedachte, geht auch die Gründung von ''SatelLife'' zurück. ''SatelLife'' ist eine in [[Boston]] beheimatete gemeinnützige Organisation, die Mitarbeitern im Gesundheitswesen weltweit einen kostengünstigen Zugang zum Internet ermöglichen und so den kollegialen Kontakt und den Zugang zu relevanten Informationen fördern will. Anfangs bestand die Hauptaktivität darin, mit einem eigenen Satelliten eines der ersten E-Mail-Netzwerke in Afrika aufzubauen. Heute konzentriert sich ''The Global Health Information Network'' darauf, seine mehr als 10.000 Mitglieder vorwiegend in [[Eritrea]], [[Äthiopien]], [[Kenia]], [[Nepal]], [[Uganda]] und [[Simbabwe]] zu schulen und mit Hardware und Software auszustatten, um sie zu jeder Zeit mit Informationen und Kontakten zu Spezialisten versorgen zu können.
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=== Kritik am Gesundheitswesen ===
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===Kritik am Gesundheitswesen===
 
Seit den 1980er Jahren befasste sich Lown zunehmend mit der seines Erachtens unvorteilhaften zunehmenden [[Kommerzialisierung]] des [[Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten|amerikanischen Gesundheitswesens]] und engagierte sich gegen die Abrechnungspolitik mit Fallpauschalen und [[Diagnosebezogene Fallgruppen|DRG]]. Er warb für eine sozialere Medizin und ein Gesundheitssystem, das in erster Linie den Patienten und nicht Technologie und Profit dienen solle. In diesem Zusammenhang gründete er die Vereinigung ''Ad Hoc Committee to Defend Health Care'' und veröffentlichte viele Artikel und Leserbriefe in Fachzeitschriften, die sich gegen den Einsatz von zu viel Technologie und zu wenig „ärztlicher Kunst“ richteten.<ref>B. Lown: ''The tyranny of technology.'' In: ''Hosp Pract.'' (Minneap) Band 32, 1997, S. 25. PMID 9153135.</ref> 1996 veröffentlichte der mittlerweile [[emeritiert]]e 75-jährige Lown das Buch ''„The Lost Art of Healing“'', in dem er sehr ausführlich seine Sicht von Heilkunst darlegte und den Verlust dieser Kunst in der heutigen Medizin kritisierte. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt, u.&nbsp;a. erschien 2004 die zweite deutschsprachige Ausgabe mit dem Titel ''„Die verlorene Kunst des Heilens. Anleitung zum Umdenken.“''. Eine [[Rezension]] im [[Deutsches Ärzteblatt|Deutschen Ärzteblatt]] beschreibt das Werk als „außergewöhnlich spannend und lehrreich“ und empfiehlt, es jedem Studenten zu Beginn des Medizinstudiums zu schenken und am Ende des Studiums nochmals diskutieren zu lassen, „damit nicht verlorengeht, was ärztliches Handeln letztlich ausmacht“.<ref>M. Elzer: ''Begegnung mit den Patienten.'' In: ''[[Deutsches Ärzteblatt]].'' Band 102, 2005, S. A-3020</ref>
 
Seit den 1980er Jahren befasste sich Lown zunehmend mit der seines Erachtens unvorteilhaften zunehmenden [[Kommerzialisierung]] des [[Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten|amerikanischen Gesundheitswesens]] und engagierte sich gegen die Abrechnungspolitik mit Fallpauschalen und [[Diagnosebezogene Fallgruppen|DRG]]. Er warb für eine sozialere Medizin und ein Gesundheitssystem, das in erster Linie den Patienten und nicht Technologie und Profit dienen solle. In diesem Zusammenhang gründete er die Vereinigung ''Ad Hoc Committee to Defend Health Care'' und veröffentlichte viele Artikel und Leserbriefe in Fachzeitschriften, die sich gegen den Einsatz von zu viel Technologie und zu wenig „ärztlicher Kunst“ richteten.<ref>B. Lown: ''The tyranny of technology.'' In: ''Hosp Pract.'' (Minneap) Band 32, 1997, S. 25. PMID 9153135.</ref> 1996 veröffentlichte der mittlerweile [[emeritiert]]e 75-jährige Lown das Buch ''„The Lost Art of Healing“'', in dem er sehr ausführlich seine Sicht von Heilkunst darlegte und den Verlust dieser Kunst in der heutigen Medizin kritisierte. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt, u.&nbsp;a. erschien 2004 die zweite deutschsprachige Ausgabe mit dem Titel ''„Die verlorene Kunst des Heilens. Anleitung zum Umdenken.“''. Eine [[Rezension]] im [[Deutsches Ärzteblatt|Deutschen Ärzteblatt]] beschreibt das Werk als „außergewöhnlich spannend und lehrreich“ und empfiehlt, es jedem Studenten zu Beginn des Medizinstudiums zu schenken und am Ende des Studiums nochmals diskutieren zu lassen, „damit nicht verlorengeht, was ärztliches Handeln letztlich ausmacht“.<ref>M. Elzer: ''Begegnung mit den Patienten.'' In: ''[[Deutsches Ärzteblatt]].'' Band 102, 2005, S. A-3020</ref>
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== Privates ==
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==Privates==
 
Bernard Lown war ab 1946 mit Louise Charlotte Lown verheiratet und hatte drei Kinder. Er starb im Februar 2021 im Alter von 99 Jahren.
 
Bernard Lown war ab 1946 mit Louise Charlotte Lown verheiratet und hatte drei Kinder. Er starb im Februar 2021 im Alter von 99 Jahren.
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== Literatur ==
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==Literatur==
* Bernard Lown, E. Chazov: ''Cooperation Not Confrontation: The Imperative of a Nuclear Age. The Message From Budapest.'' In: ''Journal of the American Medical Association.'' Band 254, 1985, S. 655.
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* G. Warner, M. Shulman: ''Citizen Diplomats.'' New York 1986, ISBN 0-8264-0382-4, S. 31.
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*Bernard Lown, E. Chazov: ''Cooperation Not Confrontation: The Imperative of a Nuclear Age. The Message From Budapest.'' In: ''Journal of the American Medical Association.'' Band 254, 1985, S. 655.
* [[Eberhard J. Wormer]]: ''Syndrome der Kardiologie und ihre Schöpfer.'' München 1989, ISBN 3-923866-28-3, S. 159–168.
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*G. Warner, M. Shulman: ''Citizen Diplomats.'' New York 1986, ISBN 0-8264-0382-4, S. 31.
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*[[Eberhard J. Wormer]]: ''Syndrome der Kardiologie und ihre Schöpfer.'' München 1989, ISBN 3-923866-28-3, S. 159–168.
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==Weblinks==
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== Weblinks ==
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*{{DNB-Portal|123683467}}
* {{DNB-Portal|123683467}}
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*[http://www.ippnw.de/20jahre/personen/lown.htm Biographie] Bernard Lowns auf den Seiten der deutschen IPPNW (dort auch weiterführende Literatur).
* [http://www.ippnw.de/20jahre/personen/lown.htm Biographie] Bernard Lowns auf den Seiten der deutschen IPPNW (dort auch weiterführende Literatur).
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*[http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1985/physicians-acceptance.html Rede Bernard Lowns] vom 10. Dezember 1985 anlässlich der Entgegennahme des Nobelpreises für die IPPNW.
* [http://nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/1985/physicians-acceptance.html Rede Bernard Lowns] vom 10. Dezember 1985 anlässlich der Entgegennahme des Nobelpreises für die IPPNW.
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*[http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=48955 Rezension] seines Buches ''Die verlorene Kunst des Heilens'' im Deutschen Ärzteblatt vom November 2005.
* [http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=48955 Rezension] seines Buches ''Die verlorene Kunst des Heilens'' im Deutschen Ärzteblatt vom November 2005.
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== Einzelnachweise ==
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==Einzelnachweise==
 
<references />
 
<references />
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|STERBEDATUM=16. Februar 2021
 
|STERBEDATUM=16. Februar 2021
 
|STERBEORT=[[Chestnut Hill (Massachusetts)|Chestnut Hill]], [[Massachusetts]]
 
|STERBEORT=[[Chestnut Hill (Massachusetts)|Chestnut Hill]], [[Massachusetts]]
}}{{QuelleWikipedia}}
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[[Kategorie:Professor:in]]
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