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Wesensglieder
Als Wesensglieder (englisch(w) members „Glieder“) werden in der Anthroposophie und Theosophie alle eigenständig erscheinenden Glieder bezeichnet, die in ihrer Gesamtheit das Wesen des Menschen ausmachen. Das Menschenwesen erschöpft sich nicht in dem sinnlich sichtbaren stofflichen Leib, sondern verfügt noch über höhere, nur übersinnlich erfahrbare leibliche, seelische und geistige Wesensglieder. Was so als Vielheit erscheint, bildet aber für die höhere Erkenntnis eine Einheit.
"Daß in höherer Wirklichkeit eine Einheit ist, was sich für die menschliche Erfahrung als Vielheit von sieben Gliedern[1] auseinanderlegt, das bleibt dadurch unangefochten. Aber gerade dazu ist die höhere Erkenntnis da: die Einheit in allem aufzuzeigen, was dem Menschen wegen seiner körperlichen und geistigen Organisation im unmittelbaren Erleben als Vielheit erscheint." (Rudolf Steiner: GA 7, S.112)
In ähnlicher Art wie der Mensch verfügen auch höhere geistige Wesenheiten über ihnen entsprechende Wesensglieder.
Rudolf Steiners Bezeichnungen der Wesensglieder im Überblick
Aus Rudolf Steiners Werk ergibt sich folgende Einteilung der Wesenglieder des auf Erden inkarnierten Menschen. Das Wesen des Menschen gliedert sich in Leib, Seele und Geist (rechte Spalte), wobei sich jedes dieser grundlegenden Wesensglieder wieder in drei Teile untergliedert. Genauer betrachtet ist der Mensch daher eine 9-gliedrige Wesenheit (linke Spalte).
Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Seelenleib ist und so den Astralleib bildet, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistsselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens (mittlere Spalte).
Paracelsus nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den elementarischen Leib, zweitens den Archaeus, Spiritus vitae oder Mumia und Lebenskraft, drittens den siderischen Menschen, Evestrum oder astralen Leib, viertens den tierischen Geist, fünftens die verständige Seele, sechstens die Geistseele und siebentens den höheren Menschen des Olympi novi.
9-gliedrig | 7-gliedrig | 3-gliedrig |
---|---|---|
Geistesmensch | Geistesmensch | } Geist |
Lebensgeist | Lebensgeist | |
Geistselbst | } Geistselbst | |
Bewusstseinsseele | } Seele | |
Verstandesseele | Ich | |
Empfindungsseele | } Astralleib | |
Seelenleib | } Leib | |
Ätherleib | Ätherleib | |
Physischer Leib | Physischer Leib |
Der Ich-Träger, der durch das Ich gebildet wird, ist das geistige Zentrum des irdisch verkörperten Menschen, der Brennpunkt für das unsterbliche Ich. Das Ich leuchtet in der Verstandesseele auf. Es greift in den Leib ein, um an der Umwandlung seiner Leibeshüllen (physischer Leib, Ätherleib und Astralleib) zu arbeiten, um sie zu den höheren geistigen Wesensgliedern (Geistselbst, Lebensgeist, Geistesmensch) umzuwandeln. Dadurch entwickelt es sich im Lauf der wiederholten Erdenleben weiter.
„Es hat sich durch die vorangegangenen Betrachtungen ergeben, daß die Wesenheit des Menschen aus den vier Gliedern sich aufbaut: Physischer Leib, Lebensleib, Astralleib und Ich-Träger. Das «Ich» arbeitet innerhalb der drei andern Glieder und wandelt diese um. Durch solche Umwandlung entstehen auf einer niedrigeren Stufe: Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseinsseele. Auf einer höheren Stufe des Menschendaseins bilden sich: Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese Glieder der Menschennatur stehen nun in den mannigfaltigsten Verhältnissen zu dem ganzen Weltall Und ihre Entwickelung hängt mit der Entwickelung dieses Weltalls zusammen.“ (Lit.:GA 13, S. 137)
Leib, Seele und Geist
Einer ersten tiefergehenden Betrachtung zeigt sich der Mensch als dreigliedrige Wesenheit (→ Trichotomie), die sich in Leib, Seele und Geist gliedert:
"Warum erscheint dem Menschen die Welt in dieser dreifachen Art? Eine einfache Betrachtung kann das lehren:
Ich gehe über eine mit Blumen bewachsene Wiese. Die Blumen künden mir ihre Farben durch mein Auge. Das ist die Tatsache, die ich als gegeben hinnehme. - Ich freue mich über die Farbenpracht. Dadurch mache ich die Tatsache zu meiner eigenen Angelegenheit. Ich verbinde durch meine Gefühle die Blumen mit meinem eigenen Dasein. Nach einem Jahre gehe ich wieder über dieselbe Wiese. Andere Blumen sind da. Neue Freude erwächst mir aus ihnen. Meine Freude vom Vorjahre wird als Erinnerung auftauchen. Sie ist in mir; der Gegenstand, der sie angefacht hat, ist vergangen. Aber die Blumen, die ich jetzt sehe, sind von derselben Art wie die vorjährigen; sie sind nach denselben Gesetzen gewachsen wie jene. Habe ich mich über diese Art, über diese Gesetze aufgeklärt, so finde ich sie in den diesjährigen Blumen so wieder, wie ich sie in den vorjährigen erkannt habe. Und ich werde vielleicht also nachsinnen: Die Blumen des Vorjahres sind vergangen; meine Freude an ihnen ist nur in meiner Erinnerung geblieben. Sie ist nur mit meinem Dasein verknüpft. Das aber, was ich im vorigen Jahre an den Blumen erkannt habe und dies Jahr wieder erkenne, das wird bleiben, solange solche Blumen wachsen. Das ist etwas, was sich mir offenbart hat, was aber von meinem Dasein nicht in gleicher Art abhängig ist wie meine Freude. Meine Gefühle der Freude bleiben in mir; die Gesetze, das Wesen der Blumen bleiben außerhalb meiner in der Welt.
So verbindet sich der Mensch immerwährend in dieser dreifachen Art mit den Dingen der Welt. Man lege zunächst nichts in diese Tatsache hinein, sondern fasse sie auf, wie sie sich darbietet. Es ergibt sich aus ihr, daß der Mensch drei Seiten in seinem Wesen hat. Dies und nichts anderes soll hier vorläufig mit den drei Worten Leib, Seele und Geist angedeutet werden. Wer irgendwelche vorgefaßten Meinungen oder gar Hypothesen mit diesen drei Worten verbindet, wird die folgenden Auseinandersetzungen notwendig mißverstehen müssen. Mit Leib ist hier dasjenige gemeint, wodurch sich dem Menschen die Dinge seiner Umwelt offenbaren, wie in obigem Beispiele die Blumen der Wiese. Mit dem Worte Seele soll auf das gedeutet werden, wodurch er die Dinge mit seinem eigenen Dasein verbindet, wodurch er Gefallen und Mißfallen, Lust und Unlust, Freude und Schmerz an ihnen empfindet. Als Geist ist das gemeint, was in ihm offenbar wird, wenn er, nach Goethes Ausdruck, die Dinge als «gleichsam göttliches Wesen» ansieht. - In diesem Sinne besteht der Mensch aus Leib, Seele und Geist." (Rudolf Steiner: GA 9 S25ff)
Durch seinen lebendigen Leib tritt der Mensch mit der irdischen Umwelt in Kontakt. Er ist der Träger der Sinnesorgane und des Gehirns, mit deren Hilfe der Mensch die irdische Welt wahrnehmen, vorstellen und verstandesmässig erfassen kann. Nur durch seine leiblichen Organe kann sich der Mensch bewusst der sinnlichen Welt gegenüberstellen und von ihr unterscheiden. Dadurch erwacht sein Selbstbewusstsein.
Der Leib, für sich selbst genommen, könnte allerdings gar kein Bewusstsein entwickeln. Er wäre alleine von bewusstlosen Lebensprozessen bestimmt, wie es etwa bei den Pflanzen der Fall ist. Dass überhaupt Bewusstsein entstehen kann, dazu bedarf es der Seele, die sich des Leibes als Werkzeug bedient, um mit seiner Hilfe die irdische Welt erkennen und verändern zu können. Erst durch die Seele fühlt sich der Mensch bewusst, freudvoll oder leidvoll, mit der Erdenwelt verbunden.
Nach der anderen Seite zu ist die Seele aber zugleich nach dem Geist hin orientiert, nach dem eigentlichen schöpferischen Prinzip. Die Seele nimmt mit Sympathie oder Antipathie an dem Geschaffenen teil; der Geist aber ist es, der die Welt des Geschaffenen überhaupt erst hervorbringt. Im Grossen ist es der unermüdlich schaffende Weltgeist, der die ganze Natur hervorgebracht und ihr ihre eigentümliche Struktur verliehen hat; im Kleinen hat aber auch der menschliche Geist, sein individuelles Ich, teil an diesem schaffenden Prinzip. Der Mensch wird dadurch in gewissem Sinn zum Schöpfer und Erzieher seiner selbst. Dadurch unterscheidet sich der Mensch vom Tier, das zwar auch eine Seele und damit auch Bewusstsein, aber kein Selbstbewusstsein hat. In Lust und Leid ist das Tier hilflos seinem Schicksal ausgeliefert und an die engen Schranken seiner arttypischen Prägung gebunden. Der Mensch hingegen kann zum bewussten schöpferischen Mitgestalter, ja zum Herren seines Schicksals werden. Er kann mit energischem Willen auch noch den schwersten Schicksalsschlägen einen tieferen Sinn abgewinnen und an ihnen reifen - und gerade daran erwacht sein Selbstbewusstsein ganz besonders.
In alten Zeiten kannte man diese Dreigliedrigkeit des menschlichen Wesens sehr genau. Dieses Wissen ging aber allmählich verloren. Schon auf dem Konzil von Konstantinopel von 869 wurde die Lehre von der Trichotomie (Dreigliedrigkeit) des Menschenwesens für ketzerisch erklärt, und es durfte seit dem nur mehr gelehrt werden, dass der Mensch aus Leib und Seele bestehe. Höchstens wurden der Seele noch einige geistige Fähigkeiten, etwa sein intelektuelles Denkvermögen, zugestanden. Man wollte dadurch die unüberbrückbare Kluft zwischen Gott und Mensch deutlich machen und den Menschen vor einem gefährlichen Hochmut bewahren - zugleich rückte man ihn dadurch aber näher an das Tier heran. Und während man in alten Zeiten davon überzeugt war, dass der Mensch ein Spross der göttlichen Welt ist, so begann man nun immer mehr an die Abstammung des Menschen vom Tier zu glauben, was ja heute noch immer den Kerngedanken der modernen Evolutionslehren bildet. Dabei ging auch das Wissen um die menschliche Seele immer mehr verloren, und heute richtet sich das allgemeine Bewusstsein hauptsächlich nur mehr auf den menschlichen Leib, dem man vielleicht noch einige seelische Eigenschaften zugesteht. Indem sich der Mensch so immer mehr auf sein leibliches Dasein in der physisch-sinnlichen Welt hin orientiert, erfährt zwar sein Selbstbewusstsein eine mächtige Anregung, zugleich verschwindet aber die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Erkenntnis des menschlichen Wesens. Der Mensch erkennt sich zwar als Individuum, viel stärker als das jemals in der Vergangenheit der Fall war, aber er weiss nicht, was seine Individualität eigentlich ausmacht. Daraus resultieren oftmals schwere innere seelische Lebenskonflikte, die nur überwunden werden können, wenn man sich ein neues Bewusstsein für die dreigliedrige Natur des menschlichen Wesens erwirbt.
Die grundlegenden Wesensglieder
Das Menschenwesen lässt sich noch wesentlich differenzierter beschreiben, nämlich als 4-gliedrige, 7-gliedrige oder 9-gliedrige Wesenheit. Abgesehen von seinem Ich hat der Mensch diese Wesensglieder nur während des Erdenlebens; die Wesensglieder der Toten sind anders geartet.
Anders geartet sind auch die Wesensglieder der Elementarwesen und die Wesensglieder der Hierarchien.
Vier Wesensglieder
Rudolf Steiner unterscheidet zunächst 4 grundlegende Wesenglieder des Menschen und geht damit über die heute gängige Anschauung, die nur den physischen Leib gelten lassen will, weit hinaus. Diese und die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder entfalten sich in Siebenjahresperioden. Die grundlegenden Wesenglieder sind:
- Ich bzw. der Ich-Träger als dessen äußerer leiblicher Ausdruck
- Astralleib, auch Seelne- oder Empfindungsleib genannt
- Ätherleib, auch Lebensleib oder Bildekräfteleib genannt
- Physischer Leib, auch einfach nur Körper genannt
Die drei leiblichen Wesensglieder wurden bereits auf den der Erde vorangegangenen planetarischen Weltentwicklungsstufen verlangt. Auf der Erde kam dann das Ich hinzu.
"Wir haben die Menschheitsentwickelung verfolgt durch die Saturn-, Sonnen- und Mondentwickelung hindurch und stehen jetzt innerhalb der Erdenentwickelung. Wir wissen, daß diese drei Stadien der Menschheitsentwickelung der Ausbildung des physischen Leibes, des Atherleibes und des Astralleibes des Menschen entsprechen und daß wir jetzt innerhalb der Erdenentwickelung stehen, die da bedeutet die Ausbildung des menschlichen Ich, soweit eben dieses Ich als ein Glied der menschlichen Wesenheit ausgebildet werden soll. Von den verschiedensten Gesichtspunkten aus haben wir diesen Menschen als ein Ich charakterisiert, das von drei Hüllen umschlossen ist: von der astralischen Hülle, entsprechend der Mondentwickelung, von der ätherischen Hülle, entsprechend der Sonnenentwickelung, und von der physischen Hülle, entsprechend der Saturnentwickelung." (Rudolf Steiner: GA 124, S.91f)
Schon in den altägyptischen Mysterien war diese Gliederung des Menschenwesens bekannt. Die Wesensglieder wurden dort mit folgenden Ausdrücken bezeichnet:
- Ach, das unsterbliche geistiges Urbild des Ba; entspricht dem Ich, das allerdings noch nicht vollständig in den Körper eingezogen ist, sondern gleichsam als höheres Ich über diesem schwebt.
- Ba, der Seelenleib, in dem die körperorientierten Instinkte, Sinnesempfindungen, Leidenschaften und Triebe wirken
- Ka, die formschaffende Lebens- und Wachstumskraft
- Chat, der physisch-stoffliche Körper
Auch die Griechen und insbesondere Aristoteles kannten die übersinnlichen leiblichen und seelischen Wesensglieder des Menschen[2]:
"Die Griechen zum Beispiel haben nur mit etwas anderen Worten das bezeichnet, was wir hier haben. Indem sie das Seelische bezeichnen wollten, fingen sie an bei dem, was wir den Lebensleib nennen, und nannten es Treptikon; was wir den Empfindungsleib nennen, nannte man mit einem sehr bezeichnenden Ausdruck Aesthetikon; unsere Empfindungsseele bezeichnete man als Orektikon, die Verstandesseele als Kinetikon, und was die Bewußtseinsseele ist, das kostbarste Gut, was sich der Mensch jetzt erwirbt, nannte man Dianoetikon." (Rudolf Steiner GA 114, S.133)
Jedes dieser Wesensglieder hat sein eigenes Bewusstsein, durch das es sich in der Welt orientiert, wovon uns selbst allerdings im wesentlichen nur das bewusst wird, was in den Bereich unseres Ichs fällt, während alles andere unterbewusst bleibt.
Wäre der physische Leib alleine sich selbst überlassen, herrschten im Menschenwesen also nur physikalische und chemische Prozesse, so wäre er sehr bald dem Zerfall anheimgegeben. Das ist nach dem Tod des Menschen der Fall, wenn der physische Leib von den höheren Wesensgliedern verlassen wird. Der Leichnam, der zurückbleibt, verwest. Während des irdischen Lebens des Menschen wird sein physischer Leib hingegen beständig geformt und erneuert durch den Lebensleib. Paracelsus, der noch eine deutliche Ahnung von den höheren Wesengliedern des Menschen hatte, nannte den Ätherleib Archäus. Während der physische Leib vorwiegend von den lokalen irdischen Bedingungen abhängig ist, wird der Ätherleib wesentlich durch kosmische Gesetzmässigkeiten bestimmt, namentlich durch die lichthaften ätherischen Sonnenkräfte.
Der Ätherleib verleiht dem Menschenwesen seine sich lebendig erhaltende Gestalt. Dieses Lebensprinzip hat der Mensch mit der lebendig sprießenden und sproßenden Pflanzenwelt gemeinsam. Der Ätherleib kann dem Menschen aber nicht Bewusstsein, Trieb- und Empfindung verleihen. Dazu ist der Astralleib nötig, wie ihn auch die Tiere haben. Der kosmische Bezug ist beim Trieb- und Empfindungsleib noch ausgeprägter als beim Ätherleib, weshalb er auch als Sternenleib oder Astralleib bezeichnet wird; Paracelsus nennt ihn den siderischen Leib. Da bei den Tieren der Astralleib das bestimmende Wesenglied ist, hängen sie innig mit den gestaltenden Kräften des Tierkreises zusammen.
Das Selbstbewusstsein ist erst mit dem selbstständigen menschlichen Ich gegeben, über das die Tiere nicht verfügen. Das Ich ist der geistige Kern des Menschenwesens und gibt dem Menschen seine eigene unverwechselbare individuelle Prägung.
Während des wachen Erdenlebens des Menschen sind diese 4 Wesensglieder innig miteinander verbunden und durchdringen einander. Grundsätzlich aber sind sie eigenständiger, substanzieller, auf sich selbst gegründeter Natur und können bis zu einem gewissen Grad auch unabhängig voneinander existieren. Das zeigt sich schon während des Schlafes, wo sich Ich und Astralleib aus dem durch den Ätherleib belebten physischen Leib weitgehend herausheben. Mit dem Tod hebt sich auch noch der Ätherleib aus dem physischen Leib heraus und geht seine eigenen Wege. Er löst sich allerdings schon nach kurzer Zeit, etwa drei Tage nach dem Tod, in der allgemeinen Ätherwelt auf. Da während des Erdenlebens der physische Leib und der Ätherleib besonders fest aneinander gebunden sind und sich niemals für längere Zeit voneinander trennen dürfen (denn sonst tritt der Tod ein), kann man den belebten Leib als etwas Einheitliches auffassen und kommt dadurch zu einer Dreigliederung des Menschenwesens in Leib, Seele und Geist.
Auch der Astralleib löst sich großteils, allerdings erst im Laufe einer längeren Zeitspanne, die etwa ein Drittel des vergangenen Erdenlebens ausmacht, in der erdnahen Astralwelt auf. Dabei werden alle seelischen Begierden ausgeschieden, die den Menschen noch an das vergangene irdische Leben fesseln. Es ist das eine Zeit der seelischen Läuterung, die nach der christlichen Terminologie auch als Fegefeuer bekannt ist, oder auch mit einem alten indischen Ausdruck Kamaloka genannt wird (kama = Begierde, loka = Ort).
Nach dieser Läuterungszeit ist das menschliche Ich, der eigentliche individuelle Geist des Menschen, frei, den Weg durch die geistige Welt anzutreten, bis es sich nach kürzerer oder längerer Zeit wieder zu einer neuen irdischen Verkörperung bereit macht. Nach Massgabe schicksalsmässiger Notwendigkeiten umkleidet sich dann das menschliche Ich mit einem neuen Astralleib, einem neuen Ätherleib und endlich auch mit einem neuen physischen Leib.
Die Entwicklung des Menschen im Laufe vieler Erdenleben besteht wesentlich darin, dass er immer mehr lernt, seine unteren Wesensglieder, die ihm zunächst naturhaft gegeben sind, durch die schöpferische geistige Kraft seines Ichs zu verwandeln und zum unverwechselbaren Ausdruck seiner geistigen Individualität zu gestalten. Diese Arbeit des Menschen an seinen Wesengliedern ist nur im irdischen Dasein möglich, und solange der Mensch seine geistigen Schöpferkräfte noch nicht so weit entwickelt hat, dass alle seine Wesenglieder aus der vollen bewussten Kraft seines Ichs geformt sind, wird er immer wieder zu neuen irdischen Inkarnationen herabsteigen müssen. Ist dieses ferne Ziel einmal erreicht, sind weitere irdische Verkörperungen nicht mehr nötig; der Mensch könnte daraus keinen geistigen Gewinn mehr ziehen, sondern wird die dann folgende Entwicklung in einem höheren, rein geistigen Daseinsbereich vollziehen.
Entwicklungsgeschichtlich haben die 4 Wesensglieder ein sehr unterschiedliches Alter und dadurch auch eine sehr unterschiedliche Entwicklungsreife erlangt. Der physische Leib ist seinem Ursprung nach das älteste aller Wesensglieder und daher auch in gewisser Weise am höchsten entwickelt. Man denke nur an den Wunderbau des menschlichen Gehirns oder des Knochengerüstes, wo mit gerinstem Materialaufwand höchste Tragefähigkeit und Stabilität erreicht wird. Auch der Ätherleib, der eine unglaubliche Fülle von Lebensprozessen harmonisch aufeinander abstimmt, ist sehr hoch entwickelt. Man vergleiche damit die oft chaotisch wütenden Triebe und Begierden, die in unserem Astralleib wirken, der ein viel geringeres entwicklungsgeschichtliches Alter hat und dadurch entsprechend unreif ist. Das allerjüngste und unvollendetste Wesensglied, das den Menschen aber erst zur einzigartigen Individualität macht, ist das menschliche Ich.
Aufgrund seiner geistigen Natur ist das menschliche Ich unvergänglich, ewig, während sich die drei niederen Wesensglieder nach dem Tod weitgehend auflösen. Indem allerdings das menschliche Ich an der Vergeistigung seiner niederen Wesensglieder arbeitet, entreisst er diese, zumindest teilweise, der Vergänglichkeit. Es entstehen auf diese Weise höhere seelische und geistige Wesensglieder, die zwar substanziell von gleicher Art wie die niederen sind, ihrer geistigen Form nach aber reif sind, in ein rein geistiges, unvergängliches Dasein einzutreten. Einer differenzierteren geistigen Betrachtung zeigt sich dadurch der Mensch als 7- bzw. 9-gliedrige Wesenheit. (Siehe auch: GA 13, Kapitel Wesen der Menschheit und GA 9, Kapitel Das Wesen des Menschen
Die polare Anordnung der Wesensglieder im dreigliedrigen Organismus
Die Anordnung der Wesensglieder im Kopfbereich ist gegensätzlich zur Anordnung im Stoffwechselbereich. Im Nerven-Sinnes-System liegt das Ich ganz innen, dann folgt der Astralleib und die äußere Hülle bilden der Ätherleib und der physische Leib. Im Stoffwechsel-Gliedmaßen-System ist es genau umgekehrt - da wendet sich das Ich ganz nach außen und der physische Leib bildet den innersten Kern. Das rhythmische System vermittelt zwischen diesen beiden polaren Gegensätzen. (Siehe auch: GA 317, S.76ff - Heilpädagogischer Kurs).
"... in Wirklichkeit ist es so, daß wir in der Kopforganisation des Menschen dasjenige haben, wo das Ich sich im Innern verbirgt, der Astralleib auch noch verhältnismäßig sich im Innern verbirgt, und nach außen konfiguriert der physische Leib und der Ätherleib auftreten und die Form geben des Antlitzes.
Dagegen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem haben Sie die Sache so, daß eigentlich überall außen in der Wärme- und Drucksinnlichkeit des Organismus, überall außen vibriert das Ich, und vom Ich ausgehend vibriert nach innen der Astralleib, dann weiter drinnen wird es ätherisch, und in den Röhrenknochen wird es physisch nach innen. So daß wir zentrifugal, vom Ich zum physischen Leibe nach außen, die Anordnung in der Kopforganisation haben, zentripetal, von außen nach innen, vom Ich bis zum Physischen, die Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation angeordnet haben. Und fortwährend durcheinanderflutend, so daß man gar nicht weiß: ist das von außen nach innen oder von innen nach außen, so ist die Anordnung im rhythmischen System dazwischen. Das rhythmische System ist halb Kopf, halb Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Wenn wir einatmen, ist es mehr Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, wenn wir ausatmen ist es mehr Kopfsystem." (Rudolf Steiner: GA 317, S.78)
Die inneren Rhythmen der Wesensglieder als Ausdruck kosmischer Verhältnisse
Die Tätigkeit der menschlichen Wesensglieder ist durch spezifische zeitliche Rhythmen geprägt, die sich auch in äußeren kosmischen Rhythmen widerspiegeln. Die Kenntnis der Rhythmen ist besonders für die Heilkunst bedeutend, da das Krankheitsgeschehen vielfach nach diesen Rhythmen abläuft. Krankheiten resultieren aus einem disharmonischen Verhältnis der Wesensglieder zueinander, das durch den Heilprozess wieder harmonisiert werden muss.
Wesensglied | Rhythmus |
---|---|
Ich | Tagesrhythmus (Tag-/Nacht) |
Astralleib | Wochenrhythmus (7 Tage) |
Ätherleib | Monatsrhythmus (4 x 7 = 28 Tage) |
physischer Leib | Jahresrhythmus männlich 12 x 28 Tage (1 Mondjahr) weiblich 10 x 28 Tage (~ Dauer der Schwangerschaft) |
"Wie das Ich in einer Zeit von vierundzwanzig Stunden rhythmische Veränderungen durchmacht, die sich heute noch ausdrücken im Wechsel von Wachen und Schlafen, so der Astralleib in sieben mal vierundzwanzig Stunden. Solche rhythmische Veränderungen sind beim Urmenschen in großer Lebendigkeit aufgetreten. Es gehen also im astralischen Leibe rhythmische Veränderungen vor sich, die in sieben Tagen ablaufen, und vom achten Tage an wiederholt sich der Rhythmus. Tatsächlich taucht einen Teil der Zeit, in welcher der Mensch diesen Rhythmus durchmacht, der astralische Leib in einen allgemeinen Welten-Astralleib ein. Sonst ist er mehr außerhalb dieses Welten-Astralleibes. Daraus können Sie sich eine Vorstellung bilden, daß das, was als allgemeiner Astralleib und allgemeines Ich im schlafenden Menschen auftritt, eine große Bedeutung für das Leben des Menschen hat. Jenes Ich, in das er untertaucht im Schlafe, das in der Nacht das Blut pulsieren macht, ist dasselbe, das in seinem Körper wirkt während des Schlafes. Auch wenn er bei Tage schläft, taucht er in dieses allgemeine Ich unter, und dadurch bringt er eine gewisse Unregelmäßigkeit in seinen Rhythmus hinein, die in früheren Zeiten zerstörend gewirkt haben würde, die heute aber nicht mehr so zerstörend ist, weil sich in unserer Zeit das menschliche Leben in dieser Beziehung bedeutend geändert hat. In denselben Teil des allgemeinen Welten-Astralleibes, der den physischen Leib und den Ätherleib während des Schlafes durchdringt, taucht während der sieben Tage der menschliche Astralleib wirklich unter. Dadurch ändern sich die inneren Gefühle und Empfindungen. Heute erregt das kaum die Aufmerksamkeit, früher konnte das gar nicht außer acht gelassen werden.
Aber nicht nur das Ich und der Astralleib, sondern auch der Ätherleib macht ganz bestimmte rhythmische Veränderungen durch. Diese spielen sich so ab, daß in vier mal sieben Tagen sozusagen sich der menschliche Ätherleib, symbolisch gesprochen, um seine eigene Achse dreht, und er kehrt nach vier mal sieben Tagen zu denselben Vorgängen zurück, bei denen er am ersten Tage war. Ein ganz bestimmter Rhythmus spielt sich hier in den vier mal sieben Tagen ab. Hier kommen wir aber schon in ein Gebiet, von dem man ausführlicher sprechen müßte, wenn alles verstanden werden sollte. Sie erinnern sich, daß ich gesagt habe, der Ätherleib des Mannes ist weiblich, der des Weibes männlich. Der Rhythmus ist schon nicht gleich für männlichen und weiblichen Ätherleib, aber wir wollen uns heute nicht näher darauf einlassen. Es sei nur hervorgehoben, daß sich ein solcher Rhythmus abspielt, und zwar, sagen wir, wegen der Verschiedenheit bei Mann und Weib in annähernd vier mal sieben Tagen.
Damit sind wir aber noch nicht zu Ende. Auch im physischen Leib wiederholen sich rhythmisch ganz bestimmte Vorgänge, so unwahrscheinlich das auch dem heutigen Menschen erscheint, Sie sind heute fast ganz verwischt, weil der Mensch unabhängig werden sollte von gewissen Vorgängen, aber für den okkulten Beobachter sind sie doch bemerkbar. Wenn der physische Leib ganz sich selbst überlassen wäre, so würde dieser Rhythmus in zehn mal sieben mal vier Tagen beim Weibe und in zwölf mal sieben mal vier Tagen beim Manne sich abspielen. So würde er sich abspielen, wenn der Mensch heute noch ganz allein den ihm eigenen Gesetzen seiner Rhythmen überlassen wäre. Einmal war es in der Tat so, aber der Mensch ist freier geworden von den ihn umgebenden kosmischen Einflüssen. So also haben wir ein rhythmisches Ablaufen der Vorgänge in den vier Gliedern der menschlichen Wesenheit. Sie können sich, wenn Sie wollen, jeden der vier Rhythmen vorstellen wie einen Kreislauf. Es fällt heute freilich dasjenige, was der Mensch zum Beispiel als Rhythmus in seinem physischen Leib ausführen würde, wenn er ganz sich selbst überlassen wäre, nur annähernd zusammen mit den äußeren physischen, rein räumlichen Vorgängen, die diesem Rhythmus entsprechen, weil durch die Zusammenschiebung der menschlichen Verhältnisse zugunsten der menschlichen Freiheit sich diese Beziehungen zum Kosmos verändert haben." (Rudolf Steiner: GA 107, S.151ff]
Die leiblichen Wesensglieder
Die leiblichen Wesensglieder umfassen die Dreiheit von physischem Leib, Ätherleib und Astralleib. Sie bilden die leiblichen Hüllen oder Leibeshüllen, die das Ich während des irdischen Lebens umgeben.
Die höheren seelischen und geistigen Wesensglieder
Seelische Wesensglieder
Im Zuge der menschheitlichen wie auch der individuellen menschlichen Entwicklung arbeitet der Mensch so an seinen niederen Wesensgliedern, dass sie immer mehr zum Ausdruck seiner Individualität werden. Diese Arbeit vollzieht sich auf erster Stufe noch nicht vollbewusst, aber es werden dadurch drei neue, seelische Wesensglieder ausgebildet: die Empfindungsseele, die Verstandes- und Gemütsseele und die Bewusstseinsseele. Sie umgeben das Ich als seelische Hüllen. An ihrer Entwicklung sind geistige Wesenheiten beteiligt, die aus den Planetensphären wirken. Wesenheiten des Mars wirken in der Empfindungsseele, Wesenheiten des Merkur arbeiten an der Verstandesseele und Wesenheiten des Jupiter an der Bewusstseinsseele. WEsenheiten der Venus sind schließlich beteiligt, wenn sich das Geistselbst in die Bewusstseinsseele senkt:
"Wenn wir die Entwickelung des Menschen auf der Erde verfolgen, so können wir auch sagen: Es entwickelt sich zuerst zu den drei Bestandteilen, die vom Monde herübergebracht werden, die Empfindungsseele hinzu, dann entsteht die Verstandesseele, und die Bewußtseinsseele entsteht im Grunde genommen erst gegen das Ende der atlantischen Zeit, als der Mensch zum erstenmal lernte, «Ich» zu sich zu sagen. Da erst kann der Mensch lernen, bewußt von innen heraus an den Gliedern seiner Wesenheit zu arbeiten. Wenn wir also den Menschen einteilen in Leib, Seele und Geist, so haben wir die Seele wiederum einzuteilen in Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Die entwickeln sich erst nach und nach; die Bewußtseinsseele kann noch keinen Einfluß haben, denn sie entsteht erst als das letzte. So müssen diese Glieder auch wieder von außen angefacht werden. Dabei sind nun wieder Wesenheiten von außen tätig, und zwar ist es so, daß der Mars mit seinen Wesenheiten auf die Empfindungsseele wirkt. Als die Verstandesseele entstehen soll, ist der Merkur schon abgespalten und wirkt mit seinen Wesenheiten auf die Entstehung der Verstandesseele, und der längst vorhandene Jupiter wirkt auf die Entstehung der Bewußtseinsseele.
So haben Sie also in dem Seelischen des Menschen die Tätigkeit der drei Weltkörper: das Walten des Mars in der Empfindungsseele, des Merkur in der Verstandesseele, des Jupiter in der Bewußtseinsseele; und indem das Geistselbst in die Bewußtseinsseele hineingedrängt wird, ist die Venus mit ihren Wesenheiten tätig. Für die ersten Eingeweihten ist auch wieder der Merkur tätig, so daß also die Merkurwesen eine zweifache Tätigkeit ausüben: zunächst eine dem Menschen ganz unbewußte, indem sie seine Verstandesseele entwickeln; sodann sind sie die ersten Lehrer der Eingeweihten, wobei sie auf eine ganz bewußte Art wirken." (Rudolf Steiner: GA 102, S.59f)
Indem das menschliche Ich unbewusst den Astralleib, also die naturgegebenen Triebe und Empfindungen, verwandelt, entsteht die Empfindungsseele, die sehr eng mit dem Astralleib verbunden bleibt und mit ihm in gewissem Sinn eine Einheit bildet. Durch die Empfindungsseele werden die sinnlichen Wahrnehmungen und die sich an diese anknüpfenden gefühlsmäßigen Empfindungen vermittelt.
Im Laufe des geistigen Schulungswegs verwandelt sich die Empfindungsseele zur Intuitionsseele, durch die das Bewusstsein nach und nach unmittelbar in anderen geistigen Wesen zu erwachen beginnt.
Durch die Verwandlung des Ätherleibs, der u.a. der Träger der menschlichen Temperamente, des Gedächtnisses und der festverwurzelten Lebensgewohnheiten ist, wird seelisch die Verstandes- oder Gemütsseele ausgestaltet. Das bewusste logische Denken beginnt damit zu erwachen und zugleich eine deutliche Empfindung des eigenen Ichs. Der Verstand reicht aber noch nicht an die wirklich im Geistigen begründeten ewigen Wahrheiten heran. Mit seiner Hilfe entwirft der Mensch selbstgeschaffene und logisch in sich stimmige Gedankenstrukturen, die ihm helfen, sich über sein Verhältnis zur Welt aufzuklären. Gerade durch diese bewusste eigene Verstandestätigkeit leuchtet die Ich-Empfindung sehr stark auf. Diese Verstandesstrukturen sind aber durchaus noch vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen bzw. von der in einem weiteren Kreis vertretenen Lehrmeinung, d.h. von einem erlernten Vorwissen, abhängig. Sie sind also prinzipiell niemals frei von Vorurteilen, auf die die weitere logische Beweisführung notwendig aufbauen muss. So entsteht, sofern kein Denkfehler vorliegt, zwar ein logisch richtiges, aber einseitiges Bild der Wirklichkeit. Man muss nur einen Blick auf die Philosophiegeschichte werfen, wo die unterschiedlichsten, oft diametral entgegengesetzten Standpunkte logisch stringent begründet wurden, um dessen gewahr zu werden.
Durch geistige Schulung wandelt sich die Verstandes- und Gemütsseele zur Inspirationsseele.
Die Bewusstseinsseele wird durch die unterbewusste Arbeit des menschlichen Ichs am physischen Leib gebildet. Durch sie erst fühlt sich der Mensch als völlig eigenständiges Subjekt von der objektiven Außenwelt abgetrennt und ihr gegenübergestellt. Erst in der Bewusstseinsseele beginnen nun die ewigen Wahrheiten selbst durch die Vernunft unmittelbar zur menschlichen Seele zu sprechen. Die Vernunft ist die erste Form, durch die sich das Geistige selbst, unabhängig vom subjektiven Standpunkt des einzelnen Menschen, in der menschlichen Seele unmittelbar kundgibt. Durch die Vernuft versetzt sich der individuelle menschliche Geist in Einklang mit dem Weltgeist, wodurch die so erfahrenen Wahrheiten notwendig zugleich einen moralischen Charakter an sich tragen, denn alle Moral gründet letztlich auf dem harmonischen Zusammenwirken aller geistigen Kräfte. Diese ewigen sittlichen Wahrheiten dürfen aber nicht mit den einseitigen, oft sehr unterschiedlichen Moralregeln verwechselt werden, die da oder dort in den einzelnen Kulturkreisen vertreten werden und wurden.
Durch geistige Schulung wird die Bewusstseinsseele allmählich zur Imaginationsseele umgebildet, durch die die geistige Welt in imaginativen Bildern sichtbar wird.
Ihrem Wesen nach sind diese drei Wesensglieder seelischer, d.h. astraler Natur. Die Verstandesseele, die durch die Arbeit am Ätherleib entsteht, ist also nicht etwa der verwandelte Ätherleib selbst, sondern der seelische Abdruck dieser Arbeit im Astralleib. Ähnlich gilt das auch für die Bewusstseinsseele, in der sich seelisch die Arbeit des Ichs am physischen Leib widerspiegelt; aber sie ist nicht der verwandelte physische Leib selbst.
Geistige Wesensglieder
Erst durch die bewusste Tätigkeit des Ichs können die niederen Wesensglieder so vergeistig werden, dass sie als neue geistige Wesensglieder der unsterblichen Individualität eingegliedert werden. Durch die bewusste Arbeit des Ichs am Astralleib wird dieser nach und nach zum Geistselbst verwandelt. Aus dem Ätherleib entsteht der Lebensgeist, und aus dem physischen Leib der Geistesmensch.
Die neungliedrige Wesenheit des Menschen
Der Mensch stellt sich dadurch zunächst als 9-gliedrige Wesenheit dar, wodurch ein noch differenzierteres Bild des in Leib, Seele und Geist gegliederten dreifaltigen Menschenwesens entworfen wird:
- 9. Geistesmensch
- 8. Lebensgeist
- 7. Geistselbst
- 6. Bewusstseinsseele
- 5. Verstandes- oder Gemütsseele (Ich)
- 4. Empfindungsseele
- 3. Astralleib
- 2. Ätherleib
- 1. Physischer Leib
Die siebengliedrige Wesenheit des Menschen
Ebenso wie die Empfindungsseele eng verbunden mit dem Astralleib ist, so ist auch die Bewusstseinsseele mit dem Geistsselbst zu einer Einheit verwoben. Berücksichtigt man dies, und dass sich das Ich ganz besonders in der Verstandesseele ausdrückt, ergibt sich eine 7-gliedrigen Darstellung des Menschenwesens:
- 7. Geistesmensch
- 6. Lebensgeist
- 5. Geistselbst
- 4. Ich
- 3. Astralleib
- 2. Ätherleib
- 1. Physischer Leib
Paracelsus nennt diese sieben Stufen oder Grade erstens den elementarischen Leib, zweitens den Archaeus, Spiritus vitae oder Mumia und Lebenskraft, drittens den siderischen Menschen, Evestrum oder astralen Leib, viertens den tierischen Geist, fünftens die verständige Seele, sechstens die Geistseele und siebentens den höheren Menschen des Olympi novi.
Entwicklung der Wesensglieder
Im einzelnen Erdenleben
Mit der eigentlichen Geburt wird erst der physische Leib als eigenständige Wesenheit geboren. Im Laufe des Lebens entfalten sich die höheren Wesensglieder in aufeinanderfolgenden siebenjährigen Entwicklungsperioden. In alten Zeiten war diese stufenweise Entfaltung der höheren Wesensglieder in hohem Maß durch die im Menschen veranlagten natürlichen Entwicklungskräfte gewährleistet. Diese Kräfte versiegen aber immer mehr. Heute muß der Mensch seine Entwicklung verstärkt durch sein bewusstes geistiges Streben selbst in die Hand nehmen.
Geistesmensch | 56 - 63 Jahre |
Lebensgeist | 49 - 56 Jahre |
Geistselbst | 42 - 49 Jahre |
Bewusstseinsseele | 35 - 42 Jahre |
Verstandes- oder Gemütsseele -> Ich | 28 - 35 Jahre |
Empfindungsseele | 21 - 28 Jahre |
Astralleib | 14 - 21 Jahre |
Ätherleib | 7- 14 Jahre |
Physischer Leib | 0 - 7 Jahre |
Planetenwirkungen und Wesensglieder
Die zeitliche Entwicklung der Wesensglieder erfolgt in Siebenjahresperioden. Als menschlicher Mikrokosmos stehen sie dabei in vielfältiger Weise unter dem Einfluss des Makrokosmos. Richtet man die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Wirkung der Planetensphären, so ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die okkulte Reihenfolge der Planeten widerspiegelt:
Geistesmensch | 56 - 63 Jahre | Saturn | |
Lebensgeist | 49 - 56 Jahre | Jupiter | |
Geistselbst | 42 - 49 Jahre | Mars | |
Bewusstseinsseele | |||
Ich | Verstandes- oder Gemütsseele | 21 - 42 Jahre | Sonne |
Empfindungsseele | |||
Astralleib | 14 - 21 Jahre | Venus | |
Ätherleib | 7- 14 Jahre | Merkur | |
physischer Leib | 0 - 7 Jahre | Mond |
In seinem Heilpädagogischen Kurs hat Rudolf Steiner noch eine weitere Perspektive aufgezeigt, wobei er wieder vom Zusammenhang der Wesensglieder mit den Planetensphären ausgeht, diesmal aber auch die beiden äußeren Planeten Uranus und Neptun einbezieht:
Geistesmensch | Neptun |
Lebensgeist | Uranus |
Geistselbst | Saturn |
Bewusstseinsseele | Jupiter |
Verstandesseele | Mars |
Empfindungsseele | Venus |
Empfindungsleib | Merkur |
Ätherleib | Mond |
Physischer Leib | Sonne |
"Nehmen Sie den Menschen einmal. Wir gliedern ihn ja, indem wir auf diejenige Gliederung schauen, welche mehr vom ätherischen Prinzip aus die ganze Wesenheit organisiert, wir gliedern ihn ja in den physischen Leib, den ätherischen Leib, den Empfindungsleib, den wir in Zusammenhang bringen mit der Empfindungsseele, die Verstandesseele, was die Griechen Kraftseele nennen, die Bewußtseinsseele, und hier kommen wir zu Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Nun sehen Sie, wenn man diese Glieder der menschlichen Natur ansieht, so stellen sie sich zunächst heraus als etwas, was in relativer Selbständigkeit betrachtet werden muß und den Menschen zusammensetzt. Aber eigentlich ist die Zusammensetzung bei jedem Menschen eine andere: Der eine hat ein bißchen mehr Kraft im Ätherleib, dafür weniger im physischen Leib, der andere ein bißchen mehr Kraft in der Bewußtseinsseele und so weiter, das hängt zusammen. In alldem steckt dann ja der Mensch mit seiner eigentlichen Individualität drinnen, die durch die wiederholten Erdenleben durchgeht, der diesen ganzen Zusammenhang erst vom Freiheitsprinzip aus in eine individuelle Regulierung bringen muß. Aber dasjenige, was vom Kosmischen herkommt, hängt so am Menschen, daß dem Physischen entspricht die stärkste Sonnenwirkung, die überhaupt auf die Menschen einen starken Einfluß hat. Dem ätherischen Leibe entsprechen die stärksten Mondwirkungen, dem Empfindungsleib die stärksten Merkurwirkungen, der Empfindungsseele die stärksten Venuswirkungen. Der Verstandesseele entsprechen die stärksten Marswirkungen, der Bewußtseinsseele die Jupiterwirkungen, dem Geistselbst der Saturn. Und das, was heute beim Menschen noch nicht entwickelt ist, das kommt im Uranus und Neptun zur Geltung, das sind ja die Vagabunden, die sich unserem Planetensystem später zugesellt haben, bei ihnen haben wir also die planetarischen Einflüsse zu suchen, die eigentlich unter normalen Verhältnissen auf die Geburtskonstellation nicht einen sehr starken Einfluß haben." (Rudolf Steiner: GA 317, S.171f)
Pythagoräisches Quadrat
"Wenn vom physischen Körper die Rede ist, haben die meisten eine sehr unklare, verworrene Vorstellung von dem, was eigentlich der physische Körper ist. Wir haben ja eigentlich nicht den rein physischen Körper, sondern eine Zusammensetzung von dem physischen Körper mit den höheren Kräften vor uns. Physisch ist auch ein Stück Bergkristall. Aber das ist dem Wesen nach etwas ganz anderes, als das menschliche Auge oder das Herz, die doch auch physisch sind. Das Auge und das Herz sind Teile des physischen Körpers, aber vermischt mit den höheren Gliedern des Menschen und dadurch wird im Physischen etwas ganz anderes bewirkt als beim übrigen Physischen. Sauerstoff und Wasserstoff haben wir auch im Wasser vor uns, aber sie sehen da ganz anders aus, als wenn wir sie beide für sich sehen oder für sich haben. Dann treten sie uns ganz anders entgegen. Im Wasser haben wir eine Mischung der beiden vor uns. Was uns nun im physischen Körper des Menschen entgegentritt, ist auch eine Mischung aus dem Physischen mit dem Äther- und dem Astralkörper.
Das physische menschliche Auge ist ähnlich einer photographischen Kamera, denn wie in der Kamera entsteht darin ein Bild der Umwelt. Wenn man nun von dem physischen Auge alles abzieht, was in der Kamera nicht entsteht, dann hat man erst das Spezifische des physischen Auges. So muß man auch von dem ganzen physischen Körper alles abziehen, was nicht rein physisch ist, dann hat man erst das, was man im Okkultismus den physischen Körper nennt. Dieser kann unmittelbar nicht leben, nicht denken, nicht fühlen. Da bleibt dann übrig ein sehr weise eingerichteter äußerst komplizierter Automat, ein rein physikalischer Apparat. Diesen ganz allein gab es nur auf der Saturnstufe des menschlichen Daseins. Damals waren die Augen nicht anders vorhanden denn als kleine Kameras. Was darin von der Umwelt als Bild entworfen wurde, kam zum Bewußtsein einer Devawesenheit. In der Mitte des Saturnkreislaufes waren die sogenannten Asuras (die Archai) reif, den Apparat zu benutzen. Diese waren dazumal auf der Stufe der Menschheit. Sie benutzten diesen Automaten und die Bilder, die darin entstanden. Sie selbst waren nicht darinnen, sondern außerhalb und benutzten nur die Bilder; ähnlich wie wir uns jetzt photographischer Apparate bedienen können, um Bilder einer Landschaft aufzunehmen. Der physische Körper des Menschen war also dazumal ein von außen aufgeführter, architektonischer Aufbau eines physikalischen Apparates. Das ist die erste Stufe des menschlichen Daseins.
Die zweite Stufe der Ausbildung war die Durcharbeitung dieses physikalischen Apparates mit dem Ätherleib. Da wurde er ein lebender Organismus. Das drückte sich dann auch aus in der Konfiguration des Körpers. Der Automat war aufgebaut aus einer ziemlich festen undifferenzierten Masse, ähnlich wie heute eine Geleemasse ist, wie ein weicher Kristall.[3] Im zweiten Kreislauf, in dem Sonnendasein, wurde der physische Automat nun von dem Ätherkörper durchzogen. In diesem Sonnenkreislauf entstand auch das Sonnengeflecht (Solarplexus), das darnach benannt ist, weil das ein wirkliches Organ ist, von dem heute nur noch Rudimente vorhanden sind. Es arbeitet sich ein Nervensystem in den physikalischen Apparat hinein. Bei den Pflanzen ist noch etwas Ähnliches vorhanden. Das ist die zweite Stufe.
Aber diese Stufen sind nicht abgeschlossen; die Entwicklung geht graduell weiter. Ein solches wirksames Agens ist das Sonnengeflecht auch noch heute bei den Tieren, die kein Rückenmark ausbilden. Alle wirbellosen Tiere sind noch einzelne Ausbildungen zurückgelassener Stufen desjenigen, was früher veranlagt war. Die Wirbeltiere hat der Mensch erst auf der Erde aus sich herausgesetzt. Früher war der Mensch noch ähnlich organisiert wie heute etwa der Krebs. Der Mensch ist heute über die damalige Stufe hinausgeschritten, während der Krebs stehengeblieben ist. Überraschend ist es, daß das ganze Innere des Krebses eine gewisse Ähnlichkeit mit dem menschlichen Gehirn hat. Es gibt tatsächlich eine Ähnlichkeit zwischen der inneren Krebsgestalt und dem menschlichen Gehirn. Auch der Krebs ist eingeschlossen in eine harte Schale wie das menschliche Gehirn. Nachdem der Mensch ein Rückenmark ausgebildet und die oberen Wirbel umgestaltet hatte, warf er die harte Schale ab. Der Krebs hat sich nicht weiter entwickelt. Er hat sich an die äußere Umgebung angepaßt durch eine harte Schale, die ihm das sein mußte, was dem Menschen die schützende Hülle der ganzen übrigen Körperlichkeit ist.
Die dritte Stufe ist die, auf der das Ganze umorganisiert wird von dem hineinarbeitenden Astralleib. Das Umorganisieren ist verknüpft mit der Ausbildung des Herzens und dem Durchströmen mit dem warmen Blut. Das Fischherz ist auf dem halben Wege stehengeblieben.[4] Das Herz wird gleichmäßig in dem Maße ausgebildet als die innere Körperwärme zunimmt; das heißt nichts anderes als das Einziehen des Astralen in den Körper hinein.
Das Rückenmark mit dem Gehirn ist das Organ des Ich. Dieses ist von der dreifachen Schutzhülle des Astral-, Äther- und physischen Leibes umgeben. Nachdem das Organ des Ich (Rückenmark und Gehirn) vorbereitet worden ist, legt sich das Ich in das bereitgemachte Bett hinein und Rückenmark und Gehirn treten als Organe des Ich in dessen Dienst.
So setzt sich der vierfache Mensch zusammen. Das ist das Quadrat der Pythagoreer:
- Das Rückenmark und das Gehirn sind das Organ des Ich.
- Das warme Blut und das Herz sind das Organ des Kama (Astralleib).
- Der Solarplexus (Sonnengeflecht) ist das Organ des Ätherkörpers.
- Der eigentliche physische Körper ist ein komplizierter physikalischer Apparat.
So hat man den Menschen vierfach aufgebaut.
Was wir jetzt beschrieben haben, das nennt man im Okkultismus wieder einen Wirbel, etwas, das von außen hereinbaut und sich mit dem vereinigt, was innen sich aufbaut. Physischer Körper, Äther- und Astralkörper haben den Menschen aufgebaut. Dann macht sich der Punkt des Ich geltend, und dieses baut nun von innen heraus. Das sind die vier Teile des Menschen. So finden wir im Äußeren einen Abdruck des viergliedrigen Menschen. Alle Weiterentwickelung ist eine solche, daß der Mensch von diesem Punkt des Ich aus bewußt alles durchmacht, was er vorher schon unbewußt durchgemacht hat. (Rudolf Steiner: GA 93a, S.88ff)
Literatur
- Rudolf Steiner: Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung, GA 7 (1990), ISBN 3-7274-0070-6; Tb 623, ISBN 978-3-7274-6230-6
- Rudolf Steiner: Theosophie, GA 9 (1904)
- Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriß, GA 13 (1910)
- Rudolf Steiner/Ita Wegman: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27 (1991)
- Rudolf Steiner: Bewusstsein, Leben, Form. Grundprinzipien der geisteswissenschaftlichen Kosmologie, GA 89 (2001)
- Rudolf Steiner: Grundelemente der Esoterik, GA 93a (1987), ISBN 3-7274-0935-5
- Rudolf Steiner: Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen, GA 102 (2001), ISBN 3-7274-1020-5
- Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X
- Rudolf Steiner: Geisteswissenschaftliche Menschenkunde, GA 107 (1988)
- Rudolf Steiner: Das Lukas-Evangelium, GA 114 (2001), ISBN 3-7274-1140-6
- Rudolf Steiner: Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins, GA 116 (1982)
- Rudolf Steiner: Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte, GA 122 (1984)
- Rudolf Steiner: Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums, GA 124 (1995), ISBN 3-7274-1240-2
- Rudolf Steiner: Geschichtliche Notwendigkeit und Freiheit. Schicksalseinwirkungen aus der Welt der Toten., GA 179 (1977)
- Rudolf Steiner: Menschenwesen, Menschenschicksal und Welt-Entwickelung, GA 226 (1988), ISBN 3-7274-2260-2
- Rudolf Steiner: Heilpädagogischer Kurs, GA 317 (1995)
- Rudolf Steiner: Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-Medizinischer Kurs., GA 318 (1994)
Einzelnachweise
- ↑ Je nach Gesichtspunkt kann das Wesen des Menschen sinnvollerweise auch in eine andere Anzahl von Wesensglieder auseinandergelegt werden.
- ↑ vgl. dazu besonders: De anima, 2. Buch, Kap. 1-3
- ↑ In den Notizen von Marie Steiner heißt es: «...aufgebaut aus einer undifferenzierten Geleemasse, wie mineralische Protoplasma».
- ↑ Fische haben ein zweiteiliges Herz, bestehend aus Vorhof (Atrium) und Herzkammer (Ventrikel) auf der Bauchseite des Vorderkörpers. - Marie Steiner notierte: «Der Fisch ist wie ein halbes Herz.»