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Arznei-Engelwurz: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Arznei-Engelwurz''' oder '''Echte Engelwurz''' (''Angelica archangelica'') ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] innerhalb der Familie der [[Doldenblütler]] (Apiaceae). Sie ist in den kühl-gemäßigten bis subarktischen Breiten auf der [[Nordhalbkugel]] weitverbreitet und wird in der [[Heilkunde]] verwendet und sollte nicht mit dem [[Riesen-Bärenklau]] verwechselt werden.
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Die '''Arznei-Engelwurz''' oder '''Echte Engelwurz''' (''Angelica archangelica'') ist eine [[Wikipedia:Art (Biologie)|Pflanzenart]] innerhalb der Familie der [[Wikipedia:Doldenblütler|Doldenblütler]] (Apiaceae). Sie ist in den kühl-gemäßigten bis subarktischen Breiten auf der [[Wikipedia:Nordhalbkugel|Nordhalbkugel]] weitverbreitet und wird in der [[Wikipedia:Heilkunde|Heilkunde]] verwendet und sollte nicht mit dem [[Wikipedia:Riesen-Bärenklau|Riesen-Bärenklau]] verwechselt werden.
  
 
== Beschreibung und Ökologie ==
 
== Beschreibung und Ökologie ==
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=== Erscheinungsbild und Blätter ===
 
=== Erscheinungsbild und Blätter ===
  
Die Arznei-Engelwurz ist eine sommergrüne<ref name="FloraWeb" />, [[zweijährige Pflanze|zwei-]] bis vierjährige, nur einmal blühende ([[Hapaxanthe Pflanze]]) [[Staude]] und erreicht Wuchshöhen von 1,2 bis 3 Meter, selten nur 50 Zentimeter. Sie besitzt eine dicke, manchmal gegabelte [[Pfahlwurzel]], die bei Wildpflanzen oft rübenförmig ausgebildet ist, bei Kulturpflanzen meist kurz und mit vielen [[Adventivbildung|Adventivwurzeln]] besetzt ist. Die aufrechte [[Sprossachse]] (Stängel) ist zumindest an seiner Basis stielrund, schwach gerillt, innen markig-hohl, oben verzweigt und schmeckt sowie riecht würzig.
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Die Arznei-Engelwurz ist eine sommergrüne<ref name="FloraWeb" />, [[Wikipedia:zweijährige Pflanze|zwei-]] bis vierjährige, nur einmal blühende ([[Wikipedia:Hapaxanthe Pflanze|Hapaxanthe Pflanze]]) [[Wikipedia:Staude|Staude]] und erreicht Wuchshöhen von 1,2 bis 3 Meter, selten nur 50 Zentimeter. Sie besitzt eine dicke, manchmal gegabelte [[Wikipedia:Pfahlwurzel|Pfahlwurzel]], die bei Wildpflanzen oft rübenförmig ausgebildet ist, bei Kulturpflanzen meist kurz und mit vielen [[Wikipedia:Adventivbildung|Adventivwurzeln]] besetzt ist. Die aufrechte [[Wikipedia:Sprossachse|Sprossachse]] (Stängel) ist zumindest an seiner Basis stielrund, schwach gerillt, innen markig-hohl, oben verzweigt und schmeckt sowie riecht würzig.
  
Die grundständigen [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind lang gestielt. Die Stiele der oberen Stängelblätter sind als weite, knospenumfassende [[Blattscheide]]n ausgebildet und haben eine weniger stark zerteilte [[Blatt (Pflanze)#Blattspreite|Spreite]] als die unteren. Die meisten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, ihre Spreite ist hellgrün und oft 60 bis 90 Zentimeter lang. Die einzelnen Fiederabschnitte sind 5 bis 8 Zentimeter lang, eiförmig sowie am Rand grob und unregelmäßig gezähnt. Die Endfieder an der Blattspitze ist dreispaltig – im Gegensatz zur [[Wald-Engelwurz]] (''Angelica sylvestris''). Die [[Blatt (Pflanze)#Blattstiele|Blattstiele]] sind rund und hohl. Die Blattscheiden sind fast ganz [[Krautige Pflanze|krautig]] (''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'') bzw. häutig (Unterart ''Angelica archangelica'' subsp. ''litoralis'').
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Die grundständigen [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind lang gestielt. Die Stiele der oberen Stängelblätter sind als weite, knospenumfassende [[Wikipedia:Blattscheide|Blattscheide]]n ausgebildet und haben eine weniger stark zerteilte [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)#Blattspreite|Spreite]] als die unteren. Die meisten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, ihre Spreite ist hellgrün und oft 60 bis 90 Zentimeter lang. Die einzelnen Fiederabschnitte sind 5 bis 8 Zentimeter lang, eiförmig sowie am Rand grob und unregelmäßig gezähnt. Die Endfieder an der Blattspitze ist dreispaltig – im Gegensatz zur [[Wikipedia:Wald-Engelwurz|Wald-Engelwurz]] (''Angelica sylvestris''). Die [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)#Blattstiele|Blattstiele]] sind rund und hohl. Die Blattscheiden sind fast ganz [[Wikipedia:Krautige Pflanze|krautig]] (''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'') bzw. häutig (Unterart ''Angelica archangelica'' subsp. ''litoralis'').
  
 
[[Datei:Angelica archangelica - Iceland - 20070708b.jpg|mini|Doppeldoldiger Blütenstand von oben mit vielen Insekten]]
 
[[Datei:Angelica archangelica - Iceland - 20070708b.jpg|mini|Doppeldoldiger Blütenstand von oben mit vielen Insekten]]
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=== Blütenstand, Blüte und Frucht ===
 
=== Blütenstand, Blüte und Frucht ===
  
Die endständigen, halbkugeligen, [[Dolde|doppeldoldigen]] [[Blütenstand|Blütenstände]] enthalten viele Blüten. Die Doldenstiele sind nur in den obersten Bereichen behaart. Es gibt 20 bis 40 Doldenstrahlen, sie sind mindestens an den Innenseiten rau-flaumig. Eine Doldenhülle ist meist nicht vorhanden. Die Hüllchenblätter sind zahlreich, von lineal-pfriemlicher Form und kürzer als bis gleich lang wie das Döldchen.
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Die endständigen, halbkugeligen, [[Wikipedia:Dolde|doppeldoldigen]] [[Wikipedia:Blütenstand|Blütenstände]] enthalten viele Blüten. Die Doldenstiele sind nur in den obersten Bereichen behaart. Es gibt 20 bis 40 Doldenstrahlen, sie sind mindestens an den Innenseiten rau-flaumig. Eine Doldenhülle ist meist nicht vorhanden. Die Hüllchenblätter sind zahlreich, von lineal-pfriemlicher Form und kürzer als bis gleich lang wie das Döldchen.
  
Die [[Hermaphroditismus#Hermaphroditismus bei Pflanzen|zwittrig]]en [[Blüte]]n sind fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]]. Die fünf [[Kelchblatt|Kelchzähne]] sind undeutlich ausgebildet. Die fünf grünlich-weißen bis gelblichen [[Kronblatt|Kronblätter]] sind nicht genagelt und bei einer Länge von 1 bis 1,5 Millimeter sowie einer Breite von 0,75 bis 1,25 Millimeter elliptisch und oben in eine eingebogene Spitze verschmälert. Die [[Griffel (Botanik)|Griffel]] sind während der [[Blüte#Anthese|Anthese]] kurz. Die Blüten duften nach Honig und werden durch Insekten bestäubt. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
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Die [[Wikipedia:Hermaphroditismus#Hermaphroditismus bei Pflanzen|zwittrig]]en [[Wikipedia:Blüte|Blüte]]n sind fünfzählig mit doppelter [[Wikipedia:Blütenhülle|Blütenhülle]]. Die fünf [[Wikipedia:Kelchblatt|Kelchzähne]] sind undeutlich ausgebildet. Die fünf grünlich-weißen bis gelblichen [[Wikipedia:Kronblatt|Kronblätter]] sind nicht genagelt und bei einer Länge von 1 bis 1,5 Millimeter sowie einer Breite von 0,75 bis 1,25 Millimeter elliptisch und oben in eine eingebogene Spitze verschmälert. Die [[Wikipedia:Griffel (Botanik)|Griffel]] sind während der [[Wikipedia:Blüte#Anthese|Anthese]] kurz. Die Blüten duften nach Honig und werden durch Insekten bestäubt. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
  
Die blassgelbe [[Spaltfrucht]], in dieser Familie auch [[Doldenblütler#Früchte und Samen|Doppelachäne]] genannt, ist bei einer Länge von 5 bis 8 Millimeter sowie einer Breite von 3,5 bis 5 Millimeter breit-elliptisch. Die rückenständigen Hauptrippen sind fädlich bis leicht gekielt und leicht vorspringend. Die Randrippen sind flügelig ausgebildet und relativ dick. Die Ölstriemen sind zahlreich, klein und umgeben das Nährgewebe ringförmig. Die [[Griffel (Botanik)|Griffel]] sind zur Fruchtreife zurückgebogen, bis 2 Millimeter lang, dabei doppelt so lang wie das Griffelpolster.
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Die blassgelbe [[Wikipedia:Spaltfrucht|Spaltfrucht]], in dieser Familie auch [[Wikipedia:Doldenblütler#Früchte und Samen|Doppelachäne]] genannt, ist bei einer Länge von 5 bis 8 Millimeter sowie einer Breite von 3,5 bis 5 Millimeter breit-elliptisch. Die rückenständigen Hauptrippen sind fädlich bis leicht gekielt und leicht vorspringend. Die Randrippen sind flügelig ausgebildet und relativ dick. Die Ölstriemen sind zahlreich, klein und umgeben das Nährgewebe ringförmig. Die [[Wikipedia:Griffel (Botanik)|Griffel]] sind zur Fruchtreife zurückgebogen, bis 2 Millimeter lang, dabei doppelt so lang wie das Griffelpolster.
  
 
=== Chromosomenzahl ===
 
=== Chromosomenzahl ===
  
Die [[Chromosom#Chromosomenzahl|Chromosomenzahl]] beträgt  für beide Unterarten 2n = 22.<ref name="Oberdorfer2001" /><ref name="IPCN" />
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Die [[Wikipedia:Chromosom#Chromosomenzahl|Chromosomenzahl]] beträgt  für beide Unterarten 2n = 22.<ref name="Oberdorfer2001" /><ref name="IPCN" />
  
 
== Vorkommen ==
 
== Vorkommen ==
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Sie kommt in Mitteleuropa eher selten und nur an feuchten Standorten vor. Sie wird auch kultiviert.
 
Sie kommt in Mitteleuropa eher selten und nur an feuchten Standorten vor. Sie wird auch kultiviert.
  
Die Arznei-Engelwurz wächst in feuchten Wiesen, an Ufern. Sie kommt hauptsächlich auf nassen, zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen [[Ton (Bodenart)|Tonböden]] vor.
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Die Arznei-Engelwurz wächst in feuchten Wiesen, an Ufern. Sie kommt hauptsächlich auf nassen, zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen [[Wikipedia:Ton (Bodenart)|Tonböden]] vor.
  
 
== Systematik ==
 
== Systematik ==
  
Die Erstveröffentlichung von ''Angelica archangelica'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'' 1, S. 250–251.<ref name="biodiversitylibrary" /> [[Synonym (Taxonomie)|Synonyme]] für ''Angelica archangelica'' {{Person|L.}} sind ''Archangelica norvegica'' {{Person|Rupr.}} und ''Archangelica officinalis'' {{Person|Hoffm.}}<ref name="tropicos" />
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Die Erstveröffentlichung von ''Angelica archangelica'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Wikipedia:Species Plantarum|Species Plantarum]]'' 1, S. 250–251.<ref name="biodiversitylibrary" /> [[Wikipedia:Synonym (Taxonomie)|Synonyme]] für ''Angelica archangelica'' {{Person|L.}} sind ''Archangelica norvegica'' {{Person|Rupr.}} und ''Archangelica officinalis'' {{Person|Hoffm.}}<ref name="tropicos" />
  
 
Innerhalb der Art ''Angelica archangelica'' werden zwei Unterarten unterschieden:
 
Innerhalb der Art ''Angelica archangelica'' werden zwei Unterarten unterschieden:
* ''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'', die [[Nominotypisches Taxon|Nominatform]], besitzt linealische Hüllchenblättchen, die gleich lang wie die Döldchen sind. Der Stängel ist weich und saftig, schmeckt und riecht würzig. Sie wird als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Ihre Heimat ist Nord- und Osteuropa, die Sudeten und Karpaten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen Schweden, Finnland, Island, auf den Färöer-Inseln, in den Niederlanden, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Litauen, Lettland, Estland, im europäischen Russland und im Kaukasusraum, Weißrussland, Ukraine und in Kroatien.<ref name="Euro+Med" /> In Großbritannien, Belgien und Frankreich ist sie ein Neophyt.<ref name="Euro+Med" /> Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Senecion fluviatilis-Verbands.<ref name="Oberdorfer2001" />
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* ''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'', die [[Wikipedia:Nominotypisches Taxon|Nominatform]], besitzt linealische Hüllchenblättchen, die gleich lang wie die Döldchen sind. Der Stängel ist weich und saftig, schmeckt und riecht würzig. Sie wird als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Ihre Heimat ist Nord- und Osteuropa, die Sudeten und Karpaten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen Schweden, Finnland, Island, auf den Färöer-Inseln, in den Niederlanden, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Litauen, Lettland, Estland, im europäischen Russland und im Kaukasusraum, Weißrussland, Ukraine und in Kroatien.<ref name="Euro+Med" /> In Großbritannien, Belgien und Frankreich ist sie ein Neophyt.<ref name="Euro+Med" /> Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Senecion fluviatilis-Verbands.<ref name="Oberdorfer2001" />
* Küsten-Engelwurz (''Angelica archangelica'' subsp. ''litoralis'' {{Person|(Fr.) Thell.}}, Syn.: ''Angelica litoralis'' {{Person|Fr.}}) mit pfriemlichen Hüllchenblättern, die etwa halb so lang sind wie das Döldchen. Der Stängel ist hart, schmeckt und riecht scharf und stechend. Die Unterart ist an den Küsten Nordeuropas verbreitet, ansonsten sehr selten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Deutschland, Estland, im europäischen Russland und auf den Färöer-Inseln.<ref name="Euro+Med" /> An den Donauufern flussabwärts bis etwa Wien tritt sie als [[Neobiota|Neophyt]] auf, wobei die Zugehörigkeit der Populationen zu dieser Unterart nicht vollständig geklärt ist.<ref name="Fischer2008" /> Sie wächst an feuchten Ufern und in Gebüschen und ist salzertragend ([[Halophile|halophil]] bzw. halotolerant). Sie ist eine Charakterart des Convolvulo-Archangelicetum litoralis.<ref name="Oberdorfer2001" />
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* Küsten-Engelwurz (''Angelica archangelica'' subsp. ''litoralis'' {{Person|(Fr.) Thell.}}, Syn.: ''Angelica litoralis'' {{Person|Fr.}}) mit pfriemlichen Hüllchenblättern, die etwa halb so lang sind wie das Döldchen. Der Stängel ist hart, schmeckt und riecht scharf und stechend. Die Unterart ist an den Küsten Nordeuropas verbreitet, ansonsten sehr selten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Deutschland, Estland, im europäischen Russland und auf den Färöer-Inseln.<ref name="Euro+Med" /> An den Donauufern flussabwärts bis etwa Wien tritt sie als [[Wikipedia:Neobiota|Neophyt]] auf, wobei die Zugehörigkeit der Populationen zu dieser Unterart nicht vollständig geklärt ist.<ref name="Fischer2008" /> Sie wächst an feuchten Ufern und in Gebüschen und ist salzertragend ([[Wikipedia:Halophile|halophil]] bzw. halotolerant). Sie ist eine Charakterart des Convolvulo-Archangelicetum litoralis.<ref name="Oberdorfer2001" />
  
 
Für Norddeutschland wird diskutiert, welche der beiden Unterarten im Gebiet vorkommen. Für Mecklenburg-Vorpommern und auch Niedersachsen wird angenommen, dass die vorherrschende Unterart entlang von Flussläufen und Kanälen ''Angelica archangelica'' ssp. ''litoralis'' ist, während die Nominatform im Gebiet wohl nur in wenigen Einzelexemplaren auftritt.<ref>Eckhard Garve: ''Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen.'' In: ''Landschaftspflege und Naturschutz in Niedersachsen.'' 43, 2007, S.&nbsp;35, {{ISSN|0933-1247}}</ref><ref>H. Henker, H. Kiesewetter: ''Erstnachweise kritischer Pflanzensippen für Mecklenburg-Vorpommern.''In: ''Botanischer Rundbrief für Mecklenburg-Vorpommern.'' 41, 2006, S.&nbsp;5–20 (zitiert in Garve 2007).</ref>
 
Für Norddeutschland wird diskutiert, welche der beiden Unterarten im Gebiet vorkommen. Für Mecklenburg-Vorpommern und auch Niedersachsen wird angenommen, dass die vorherrschende Unterart entlang von Flussläufen und Kanälen ''Angelica archangelica'' ssp. ''litoralis'' ist, während die Nominatform im Gebiet wohl nur in wenigen Einzelexemplaren auftritt.<ref>Eckhard Garve: ''Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen.'' In: ''Landschaftspflege und Naturschutz in Niedersachsen.'' 43, 2007, S.&nbsp;35, {{ISSN|0933-1247}}</ref><ref>H. Henker, H. Kiesewetter: ''Erstnachweise kritischer Pflanzensippen für Mecklenburg-Vorpommern.''In: ''Botanischer Rundbrief für Mecklenburg-Vorpommern.'' 41, 2006, S.&nbsp;5–20 (zitiert in Garve 2007).</ref>
  
Umstritten ist auch die Zuordnung der Populationen in Süddeutschland, da die Pflanzen in ihren Merkmalen vermitteln. So wurden die Vorkommen in Verlandungsröhrichten und -rieden der Donau-Altwässer 2011 als [[Autochthone Art|autochthon]] eingestuft und zu ''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'' gestellt.<ref name="Scheuerer">Martin Scheuerer, Wolfgang Diewald, Wolfgang Ahlmer, Franz Leibl & Carsten Rüther: ''Liste der Gefäßpflanzen im Landkreis Straubing-Bogen''. In: ''Der Bayerische Wald'', 23. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2 / Februar 2011</ref>
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Umstritten ist auch die Zuordnung der Populationen in Süddeutschland, da die Pflanzen in ihren Merkmalen vermitteln. So wurden die Vorkommen in Verlandungsröhrichten und -rieden der Donau-Altwässer 2011 als [[Wikipedia:Autochthone Art|autochthon]] eingestuft und zu ''Angelica archangelica'' subsp. ''archangelica'' gestellt.<ref name="Scheuerer">Martin Scheuerer, Wolfgang Diewald, Wolfgang Ahlmer, Franz Leibl & Carsten Rüther: ''Liste der Gefäßpflanzen im Landkreis Straubing-Bogen''. In: ''Der Bayerische Wald'', 23. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2 / Februar 2011</ref>
  
 
[[Datei:Angelicae radix 021014.jpg|mini|Arznei-Engelwurz in Form der Wurzeldroge (Angelicae radix)]]
 
[[Datei:Angelicae radix 021014.jpg|mini|Arznei-Engelwurz in Form der Wurzeldroge (Angelicae radix)]]
[[Datei:Two Angelica Fádno Sámi instruments.jpg|mini|''[[Fadno]]'', das einzige traditionelle Blasinstrument der [[Samen (Volk)|Samen]], aus dem grünen Stängel geschnitten.]]
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[[Datei:Two Angelica Fádno Sámi instruments.jpg|mini|''[[Wikipedia:Fadno|Fadno]]'', das einzige traditionelle Blasinstrument der [[Wikipedia:Samen (Volk)|Samen]], aus dem grünen Stängel geschnitten.]]
  
 
== Giftigkeit und Inhaltsstoffe ==
 
== Giftigkeit und Inhaltsstoffe ==
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=== Inhaltsstoffe ===
 
=== Inhaltsstoffe ===
  
Hauptwirkstoff im frischen Rhizom und in den getrockneten Wurzeln ist 0,1–0,37 % [[Exaltolid|15-Oxypentadecenlacton]]. Weitere Inhaltsstoffe und Wirkstoffe: 0,35–1 % [[ätherische Öle]] ebenfalls mit 15-Oxypentadecenlacton als Hauptkomponente.  Ferner die [[Cumarin]]e: [[Angelicin]], [[Bergapten]], [[Imperatorin]] [[Osthol]], [[Osthenol]], [[Xanthotoxin]], [[Xanthotoxol]] und [[Umbelliprenin]].<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" />
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Hauptwirkstoff im frischen Rhizom und in den getrockneten Wurzeln ist 0,1–0,37 % [[Wikipedia:Exaltolid|15-Oxypentadecenlacton]]. Weitere Inhaltsstoffe und Wirkstoffe: 0,35–1 % [[Wikipedia:ätherische Öle|ätherische Öle]] ebenfalls mit 15-Oxypentadecenlacton als Hauptkomponente.  Ferner die [[Wikipedia:Cumarin|Cumarin]]e: [[Angelicin]], [[Wikipedia:Bergapten|Bergapten]], [[Imperatorin]] [[Osthol]], [[Osthenol]], [[Wikipedia:Xanthotoxin|Xanthotoxin]], [[Xanthotoxol]] und [[Umbelliprenin]].<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" />
  
Das Rhizom enthält 0,35 bis 1,3 % [[ätherische Öle]], das sich vorwiegend aus [[Terpene#onoterpene|Monoterpenen]] zusammensetzt. Die wichtigsten Bestandteile sind β-[[Phellandren]] (13 bis 28 %), α-Phellandren (2 bis 14 %) und α-[[Pinene]] (14 bis 31 %). Daneben wurden über 60 weitere Komponenten identifiziert. Ein kleiner Teil des ätherischen Öls besteht aus [[Terpene#Sesquiterpene|Sesquiterpenen]], etwa [[β-Bisabolen]], [[(–)-α-Bisabolol]], β-[[Caryophyllene|Caryophyllen]], und aus [[Makrocyclische Verbindungen|makrocyclischen]] [[Lactone]]n. Weitere Bestandteile sind rund 20 [[Wiesengräserdermatitis|photosensibilisierende]] [[Furocumarine]], darunter [[Bergapten]], [[Imperatorin]], [[Xanthotoxin]], [[Angelicin]], [[Archangelicin]], oder die C-prenylierten Cumarine Osthenol und Osthol, Umbelliferon.<ref name="Wichtl" /> Außerdem enthalten die Wurzeln [[Angelicasäure|Angelica-]] und [[Fumarsäure]], [[Chlorogensäure|Chlorogen-]] und [[Kaffeesäure]], Harze und [[Flavanone]].<ref name="awlCh" />
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Das Rhizom enthält 0,35 bis 1,3 % [[Wikipedia:ätherische Öle|ätherische Öle]], das sich vorwiegend aus [[Wikipedia:Terpene#onoterpene|Monoterpenen]] zusammensetzt. Die wichtigsten Bestandteile sind β-[[Wikipedia:Phellandren|Phellandren]] (13 bis 28 %), α-Phellandren (2 bis 14 %) und α-[[Wikipedia:Pinene|Pinene]] (14 bis 31 %). Daneben wurden über 60 weitere Komponenten identifiziert. Ein kleiner Teil des ätherischen Öls besteht aus [[Wikipedia:Terpene#Sesquiterpene|Sesquiterpenen]], etwa [[Wikipedia:β-Bisabolen|β-Bisabolen]], [[(–)-α-Bisabolol]], β-[[Wikipedia:Caryophyllene|Caryophyllen]], und aus [[Wikipedia:Makrocyclische Verbindungen|makrocyclischen]] [[Wikipedia:Lactone|Lactone]]n. Weitere Bestandteile sind rund 20 [[Wikipedia:Wiesengräserdermatitis|photosensibilisierende]] [[Wikipedia:Furocumarine|Furocumarine]], darunter [[Wikipedia:Bergapten|Bergapten]], [[Imperatorin]], [[Wikipedia:Xanthotoxin|Xanthotoxin]], [[Angelicin]], [[Archangelicin]], oder die C-prenylierten Cumarine Osthenol und Osthol, Umbelliferon.<ref name="Wichtl" /> Außerdem enthalten die Wurzeln [[Wikipedia:Angelicasäure|Angelica-]] und [[Wikipedia:Fumarsäure|Fumarsäure]], [[Wikipedia:Chlorogensäure|Chlorogen-]] und [[Wikipedia:Kaffeesäure|Kaffeesäure]], Harze und [[Flavanone]].<ref name="awlCh" />
  
 
=== Wirkungen beim Menschen ===
 
=== Wirkungen beim Menschen ===
  
Wirkungen auf die Haut: Die fluoreszierenden [[Furocumarine]] als [[Phototoxie|phototoxische]] Substanzen können auf der Haut eine [[Dermatitis]] bewirken, die schwere Störungen des Allgemeinbefindens zur Folge haben kann. Auf frisch gemähten Wiesen kann die Berührung mit dem Saft der Pflanze die sogenannte „Badedermatitis“ hervorrufen, ähnlich wie beim [[Wiesen-Bärenklau]] (''Heracleum sphondylium'').<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" /> Sehr empfindliche Menschen können bei Hautkontakt mit frischem Pflanzensaft gegen Sonnenlicht sensibilisiert werden ''(Angelicadermitis)''.<ref name="Hager1972" />
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Wirkungen auf die Haut: Die fluoreszierenden [[Wikipedia:Furocumarine|Furocumarine]] als [[Wikipedia:Phototoxie|phototoxische]] Substanzen können auf der Haut eine [[Wikipedia:Dermatitis|Dermatitis]] bewirken, die schwere Störungen des Allgemeinbefindens zur Folge haben kann. Auf frisch gemähten Wiesen kann die Berührung mit dem Saft der Pflanze die sogenannte „Badedermatitis“ hervorrufen, ähnlich wie beim [[Wikipedia:Wiesen-Bärenklau|Wiesen-Bärenklau]] (''Heracleum sphondylium'').<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" /> Sehr empfindliche Menschen können bei Hautkontakt mit frischem Pflanzensaft gegen Sonnenlicht sensibilisiert werden ''(Angelicadermitis)''.<ref name="Hager1972" />
  
 
Pharmakologische Wirkung: Es sind Vergiftungen bei der Anwendung größerer Dosen von Radix bzw. Oleum Angelicae zur Abtreibung bekannt.<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" />
 
Pharmakologische Wirkung: Es sind Vergiftungen bei der Anwendung größerer Dosen von Radix bzw. Oleum Angelicae zur Abtreibung bekannt.<ref name="Roth2012" /><ref name="Schönfelder2011" />
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=== Kulinarische Verwendung ===
 
=== Kulinarische Verwendung ===
  
Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil von [[Likör|Kräuterlikören]] und Bitterschnäpsen, wie [[Boonekamp]], [[Bénédictine]] und [[Chartreuse (Likör)|Chartreuse]].<ref name="Wichtl"/> Kandierte Stängel werden als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten. Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.<ref name="Heyland2006" /> Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und [[Chartreuse (Likör)|Chartreuse]] aromatisiert.<ref name="Heyland2006" /> [[Gerhard Madaus|Madaus]] nennt auch einen „Choleralikör“. Die [[Samen (Volk)|Samen]] essen sie noch heute, bei den [[Grönland#Grönländer|Grönländern]] sei sie nach Rikli fast die einzige pflanzliche Kost.
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Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil von [[Wikipedia:Likör|Kräuterlikören]] und Bitterschnäpsen, wie [[Wikipedia:Boonekamp|Boonekamp]], [[Wikipedia:Bénédictine|Bénédictine]] und [[Wikipedia:Chartreuse (Likör)|Chartreuse]].<ref name="Wichtl"/> Kandierte Stängel werden als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten. Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.<ref name="Heyland2006" /> Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und [[Wikipedia:Chartreuse (Likör)|Chartreuse]] aromatisiert.<ref name="Heyland2006" /> [[Wikipedia:Gerhard Madaus|Madaus]] nennt auch einen „Choleralikör“. Die [[Wikipedia:Samen (Volk)|Samen]] essen sie noch heute, bei den [[Wikipedia:Grönland#Grönländer|Grönländern]] sei sie nach Rikli fast die einzige pflanzliche Kost.
  
 
=== Verwendung in der Medizin ===
 
=== Verwendung in der Medizin ===
  
Verwendung finden vor allem die unterirdischen Pflanzenteile (als [[Droge (Pharmazie)|Droge]] Angelicae radix), die Bitterstoffe und ätherische Öle enthält, also zu den Amara-Drogen gehört. Alkoholische Auszüge oder Tees werden gegen Appetitlosigkeit<ref name="hoffmann"> {{Literatur|Autor=[[David Hoffmann (Autor)|David Hoffmann]]|Titel=Natürlich gesund – Kräutermedizin|TitelErg=Über 200 Kräuter und Heilpflanzen und ihre Wirkung auf die Gesundheit|Hrsg=[[Element Books]]|Auflage=1|Verlag=Element Books|Ort=[[Shaftesbury (Dorset)|Shaftesbury]], [[England]], [[Vereinigtes Königreich]]|Datum=1996|Sprache=de|Umfang=256|Kapitel=Teil Drei: Das Pflanzenverzeichnis|Seiten=60|Originaltitel=The Complete Illustrated Holistic Herbal|Originaljahr=1996|Originalort=Shaftesbury, England|Originalsprache=en|Übersetzer=Mosaik Verlag}} </ref>, leichte Magen- und Darmkrämpfe, Völlegefühl und Blähungen<ref name="hoffmann" /> eingesetzt. Engelwurz wirkt [[Karminativum|karminativ]], antimikrobiell bzw. antibiotisch<ref>Franz Mauermann: ''Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit.'' In: Sepp Domandl (Hrsg.): ''Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer.'' Wien 1975, S. 133–142; hier: S. 140 f.</ref> und regt die Magensaft- und [[Bauchspeicheldrüse]]n-Sekretion an.<ref name="Dörfler1984" />
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Verwendung finden vor allem die unterirdischen Pflanzenteile (als [[Wikipedia:Droge (Pharmazie)|Droge]] Angelicae radix), die Bitterstoffe und ätherische Öle enthält, also zu den Amara-Drogen gehört. Alkoholische Auszüge oder Tees werden gegen Appetitlosigkeit<ref name="hoffmann"> {{Literatur|Autor=[[David Hoffmann (Autor)|David Hoffmann]]|Titel=Natürlich gesund – Kräutermedizin|TitelErg=Über 200 Kräuter und Heilpflanzen und ihre Wirkung auf die Gesundheit|Hrsg=[[Element Books]]|Auflage=1|Verlag=Element Books|Ort=[[Wikipedia:Shaftesbury (Dorset)|Shaftesbury]], [[Wikipedia:England|England]], [[Wikipedia:Vereinigtes Königreich|Vereinigtes Königreich]]|Datum=1996|Sprache=de|Umfang=256|Kapitel=Teil Drei: Das Pflanzenverzeichnis|Seiten=60|Originaltitel=The Complete Illustrated Holistic Herbal|Originaljahr=1996|Originalort=Shaftesbury, England|Originalsprache=en|Übersetzer=Mosaik Verlag}} </ref>, leichte Magen- und Darmkrämpfe, Völlegefühl und Blähungen<ref name="hoffmann" /> eingesetzt. Engelwurz wirkt [[Wikipedia:Karminativum|karminativ]], antimikrobiell bzw. antibiotisch<ref>Franz Mauermann: ''Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit.'' In: Sepp Domandl (Hrsg.): ''Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer.'' Wien 1975, S. 133–142; hier: S. 140 f.</ref> und regt die Magensaft- und [[Bauchspeicheldrüse]]n-Sekretion an.<ref name="Dörfler1984" />
  
Arznei-Engelwurz könne bei [[Anorexia nervosa]] (Magersucht) verwendet werden.<ref name="hoffmann" /> In der [[Volksmedizin]] wird das ätherische Öl (als [[Droge (Pharmazie)|Droge]] Angelicae aetheroleum) aus den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äußerlich gegen [[Rheuma]]<ref name="hoffmann" /> und [[Neuralgie]]n angewendet. In größeren Mengen ist das ätherische Öl [[Gift|toxisch]].<ref name="Wichtl"/> Die Pflanze könne als [[Antiseptikum]] der [[Ableitende Harnwege|ableitenden Harnwege]] Behandlung von [[Zystitis]] (Harnblasenentzündung) unterstützen.<ref name="hoffmann" />
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Arznei-Engelwurz könne bei [[Wikipedia:Anorexia nervosa|Anorexia nervosa]] (Magersucht) verwendet werden.<ref name="hoffmann" /> In der [[Wikipedia:Volksmedizin|Volksmedizin]] wird das ätherische Öl (als [[Wikipedia:Droge (Pharmazie)|Droge]] Angelicae aetheroleum) aus den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äußerlich gegen [[Wikipedia:Rheuma|Rheuma]]<ref name="hoffmann" /> und [[Wikipedia:Neuralgie|Neuralgie]]n angewendet. In größeren Mengen ist das ätherische Öl [[Wikipedia:Gift|toxisch]].<ref name="Wichtl"/> Die Pflanze könne als [[Wikipedia:Antiseptikum|Antiseptikum]] der [[Wikipedia:Ableitende Harnwege|ableitenden Harnwege]] Behandlung von [[Wikipedia:Zystitis|Zystitis]] (Harnblasenentzündung) unterstützen.<ref name="hoffmann" />
  
Bei Wildsammlungen besteht eine Gefahr der Verwechslung mit anderen Doldenblütlern, etwa dem giftigen [[Gefleckter Schierling|Gefleckten Schierling]] (''Conium maculatum''). Der kommerzielle Anbau erfolgt vorwiegend in Polen, den Niederlanden und Deutschland, in geringerem Ausmaß auch in Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz und Tschechien. Angebaut werden vornehmlich Landrassen, die der Varietät ''sativa'' der Unterart ''archangelica'' zugerechnet werden und die manchmal als eigene Art ''Angelica sativa'' bezeichnet wird. Die Ernte erfolgt in der Regel im Oktober und November des zweiten Anbaujahres nach Eintritt der Vegetationsruhe. Die Erträge liegen zwischen 2,5 und 4 Tonnen pro Hektar.<ref name="Heyland2006" />
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Bei Wildsammlungen besteht eine Gefahr der Verwechslung mit anderen Doldenblütlern, etwa dem giftigen [[Wikipedia:Gefleckter Schierling|Gefleckten Schierling]] (''Conium maculatum''). Der kommerzielle Anbau erfolgt vorwiegend in Polen, den Niederlanden und Deutschland, in geringerem Ausmaß auch in Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz und Tschechien. Angebaut werden vornehmlich Landrassen, die der Varietät ''sativa'' der Unterart ''archangelica'' zugerechnet werden und die manchmal als eigene Art ''Angelica sativa'' bezeichnet wird. Die Ernte erfolgt in der Regel im Oktober und November des zweiten Anbaujahres nach Eintritt der Vegetationsruhe. Die Erträge liegen zwischen 2,5 und 4 Tonnen pro Hektar.<ref name="Heyland2006" />
  
Madaus empfiehlt besonders die frische, im Frühjahr gegrabene Wurzel der Pflanze, von ihm zitierte Autoren z.&nbsp;T. auch Kraut und Samen. Die Ärzte der Renaissance lobten die Hilfe der Engelwurz gegen die [[Pest]], [[Paracelsus]] auch bei inneren Infektionen, als Herzmittel und bei Blähungen. Nach [[Adam Lonitzer|Lonicerus]] treibt sie Gift aus, wärmt u.&nbsp;a. bei Bauch- und Brustaffektionen, der Geruch soll das Herz stärken. [[Pietro Andrea Mattioli|Matthiolus]] schloss Fisteln mit dem Wurzelsaft. [[Christoph Wilhelm Hufeland|Hufeland]] verordnete Angelica bei Schwächezuständen während [[Typhus]], [[Dysenterie]], Peripneumonie und Nervenfiebern, Renner bei [[Hydrops]], von Schwarz bei Febris puerperalis putrida, [[Julius Clarus|Clarus]] als Antiparalytikum und Stomachikum. [[Sebastian Kneipp|Kneipp]] berichtet Erfolge bei Ruhr und Cholera, das Pulver reinige Magen und Darm, aber auch die Lunge und wirke wundheilend, bei [[Kolik]]<ref name="hoffmann" />, Unterbauchschmerzen, Hals- und Kehlkopfbeschwerden. Nach [[Henri Leclerc|Leclerc]] helfen Aufguss oder Tinktur vor jeder Mahlzeit bei Appetitlosigkeit. Die Volksmedizin schätzt Engelwurz als schweißtreibendes, magenstärkendes, katarrh- und krampflösendes Mittel, in der Schweiz als Antidot und bei zähem Schleim.<ref>Gerhard Madaus: ''Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band I.'' Olms, Hildesheim / New York 1976, ISBN 3-487-05890-1, S. 526–533 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).</ref> [[Kommission E]] empfiehlt Angelicawurzel bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Die Tagesdosis beträgt 4,5 g Droge bzw. 10–20 Tropfen ätherisches Öl. Kontraindikationen und Interaktionen sind nicht bekannt. Die enthaltenen Furanocumarine wirken UV-sensibilisierend.<ref>Heinz Schilcher (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie. 5. Auflage. Urban & Fischer, München 2016, ISBN 978-3-437-55344-8, S. 53–54.</ref>
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Madaus empfiehlt besonders die frische, im Frühjahr gegrabene Wurzel der Pflanze, von ihm zitierte Autoren z.&nbsp;T. auch Kraut und Samen. Die Ärzte der Renaissance lobten die Hilfe der Engelwurz gegen die [[Wikipedia:Pest|Pest]], [[Paracelsus]] auch bei inneren Infektionen, als Herzmittel und bei Blähungen. Nach [[Wikipedia:Adam Lonitzer|Lonicerus]] treibt sie Gift aus, wärmt u.&nbsp;a. bei Bauch- und Brustaffektionen, der Geruch soll das Herz stärken. [[Wikipedia:Pietro Andrea Mattioli|Matthiolus]] schloss Fisteln mit dem Wurzelsaft. [[Wikipedia:Christoph Wilhelm Hufeland|Hufeland]] verordnete Angelica bei Schwächezuständen während [[Wikipedia:Typhus|Typhus]], [[Wikipedia:Dysenterie|Dysenterie]], Peripneumonie und Nervenfiebern, Renner bei [[Wikipedia:Hydrops|Hydrops]], von Schwarz bei Febris puerperalis putrida, [[Wikipedia:Julius Clarus|Clarus]] als Antiparalytikum und Stomachikum. [[Sebastian Kneipp|Kneipp]] berichtet Erfolge bei Ruhr und Cholera, das Pulver reinige Magen und Darm, aber auch die Lunge und wirke wundheilend, bei [[Wikipedia:Kolik|Kolik]]<ref name="hoffmann" />, Unterbauchschmerzen, Hals- und Kehlkopfbeschwerden. Nach [[Wikipedia:Henri Leclerc|Leclerc]] helfen Aufguss oder Tinktur vor jeder Mahlzeit bei Appetitlosigkeit. Die Volksmedizin schätzt Engelwurz als schweißtreibendes, magenstärkendes, katarrh- und krampflösendes Mittel, in der Schweiz als Antidot und bei zähem Schleim.<ref>Gerhard Madaus: ''Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band I.'' Olms, Hildesheim / New York 1976, ISBN 3-487-05890-1, S. 526–533 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).</ref> [[Wikipedia:Kommission E|Kommission E]] empfiehlt Angelicawurzel bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Die Tagesdosis beträgt 4,5 g Droge bzw. 10–20 Tropfen ätherisches Öl. Kontraindikationen und Interaktionen sind nicht bekannt. Die enthaltenen Furanocumarine wirken UV-sensibilisierend.<ref>Heinz Schilcher (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie. 5. Auflage. Urban & Fischer, München 2016, ISBN 978-3-437-55344-8, S. 53–54.</ref>
  
Die Pflanze gelte als [[sputum]]lösend (auswurflösend) bei [[Husten]], [[Bronchitis]] und [[Pleuritis]] (Brustfellentzündung), besonders in Verbindung mit [[Fieber]], [[Erkältung]] und [[Influenza]] (Grippe). Arznei-Engelwurz eigne sich für [[Brustumschlag|Brustumschläge]].<ref name="hoffmann" />
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Die Pflanze gelte als [[Wikipedia:sputum|sputum]]lösend (auswurflösend) bei [[Wikipedia:Husten|Husten]], [[Wikipedia:Bronchitis|Bronchitis]] und [[Wikipedia:Pleuritis|Pleuritis]] (Brustfellentzündung), besonders in Verbindung mit [[Wikipedia:Fieber|Fieber]], [[Wikipedia:Erkältung|Erkältung]] und [[Wikipedia:Influenza|Influenza]] (Grippe). Arznei-Engelwurz eigne sich für [[Brustumschlag|Brustumschläge]].<ref name="hoffmann" />
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
[[Datei:Brunfels Angelika.jpg|mini|Angelica – ''Angelica archangelica''. [[Otto Brunfels]] 1537. Weitere historische Abbildungen: <ref>[[Vitus Auslasser]] 1479. Angelica ([[:Datei:Auslasser Angelica.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Leonhart Fuchs]] 1543 Zam Angelik - ''Angelica archangelica''. ([[:Datei:Fuchs Zam Angelick.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs 1543 Wild Angelik - ''Angelica sylvestris''. ([[:Datei:Fuchs Wild Angelick.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Hieronymus Bock]] 1546. Angelika - ''Angelica archangelica.'' ([[:Datei:Bock Angelika.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Hieronymus Bock 1546 Wild Angelik - ''Angelica sylvestris.'' ([[:Datei:Bock Wild Angelik.jpg|Bildlink]])</ref> ]]
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[[Datei:Brunfels Angelika.jpg|mini|Angelica – ''Angelica archangelica''. [[Wikipedia:Otto Brunfels|Otto Brunfels]] 1537. Weitere historische Abbildungen: <ref>[[Wikipedia:Vitus Auslasser|Vitus Auslasser]] 1479. Angelica ([[:Datei:Auslasser Angelica.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Wikipedia:Leonhart Fuchs|Leonhart Fuchs]] 1543 Zam Angelik - ''Angelica archangelica''. ([[:Datei:Fuchs Zam Angelick.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Leonhart Fuchs 1543 Wild Angelik - ''Angelica sylvestris''. ([[:Datei:Fuchs Wild Angelick.jpg|Bildlink]])</ref><ref>[[Wikipedia:Hieronymus Bock|Hieronymus Bock]] 1546. Angelika - ''Angelica archangelica.'' ([[:Datei:Bock Angelika.jpg|Bildlink]])</ref><ref>Hieronymus Bock 1546 Wild Angelik - ''Angelica sylvestris.'' ([[:Datei:Bock Wild Angelik.jpg|Bildlink]])</ref> ]]
  
Als Pflanze der nördlichen Breitengrade, die in Island und Skandinavien schon früh als Gemüse angebaut wurde, war die Arznei-Engelwurz den antiken Autoren des Mittelmeerraumes nicht bekannt. Erstmals in einem Kräuterbuch erwähnt wurde sie als ''Angelica'' im nordeuropäischen [[Galgant-Gewürz-Traktat]] aus dem 14. Jahrhundert, das wohl fälschlich einem „Alexander Hispanus“ als Verfasser zugesprochenen wurde.<ref>Ute Mauch: ''Ein mittelalterliches Kräuterbuch aus dem 14. Jahrhundert, eine neue Version des lateinischen Macer?'' In: ''Gesnerus.'' Band 63, 2006, S. 181–208, hier: S. 190.</ref> Dieser Galgant-Gewürz-Traktat gibt für die Arznei-Engelwurz folgende Wirkungen an:
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Als Pflanze der nördlichen Breitengrade, die in Island und Skandinavien schon früh als Gemüse angebaut wurde, war die Arznei-Engelwurz den antiken Autoren des Mittelmeerraumes nicht bekannt. Erstmals in einem Kräuterbuch erwähnt wurde sie als ''Angelica'' im nordeuropäischen [[Wikipedia:Galgant-Gewürz-Traktat|Galgant-Gewürz-Traktat]] aus dem 14. Jahrhundert, das wohl fälschlich einem „Alexander Hispanus“ als Verfasser zugesprochenen wurde.<ref>Ute Mauch: ''Ein mittelalterliches Kräuterbuch aus dem 14. Jahrhundert, eine neue Version des lateinischen Macer?'' In: ''Gesnerus.'' Band 63, 2006, S. 181–208, hier: S. 190.</ref> Dieser Galgant-Gewürz-Traktat gibt für die Arznei-Engelwurz folgende Wirkungen an:
 
* Abwehr von „Zauber und Gift“
 
* Abwehr von „Zauber und Gift“
 
* Reinigung der Brust (daher der Name „Brustwurz“)
 
* Reinigung der Brust (daher der Name „Brustwurz“)
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* Verdauungsanregung.<ref>Galgant-Gewürz-Traktat in deutscher (alemannischer) Übersetzung: Heidelberg. Cpg 620. Südwestdeutschland, 15. Jh. Blatt 92v-93r [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg620/0190?sid=185649167938a8282b795aec792c8122 (Digitalisat)]</ref>
 
* Verdauungsanregung.<ref>Galgant-Gewürz-Traktat in deutscher (alemannischer) Übersetzung: Heidelberg. Cpg 620. Südwestdeutschland, 15. Jh. Blatt 92v-93r [http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg620/0190?sid=185649167938a8282b795aec792c8122 (Digitalisat)]</ref>
  
Eine gedruckte Abhandlung über die Arznei-Engelwurz erschien erstmals im [[Kleines Destillierbuch|Kleinen Destillierbuch]] des [[Hieronymus Brunschwig]]. Brunschwygs Beschreibung zeugt davon, dass er mit dieser Arzneipflanze auch aus seiner Praxis vertraut war. Er unterschied zwischen der Arznei-Engelwurz und der [[Wald-Engelwurz]], die er „bůchalter“ nannte:
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Eine gedruckte Abhandlung über die Arznei-Engelwurz erschien erstmals im [[Wikipedia:Kleines Destillierbuch|Kleinen Destillierbuch]] des [[Wikipedia:Hieronymus Brunschwig|Hieronymus Brunschwig]]. Brunschwygs Beschreibung zeugt davon, dass er mit dieser Arzneipflanze auch aus seiner Praxis vertraut war. Er unterschied zwischen der Arznei-Engelwurz und der [[Wikipedia:Wald-Engelwurz|Wald-Engelwurz]], die er „bůchalter“ nannte:
  
 
{{Zitat
 
{{Zitat
  |Text=Angelica waſſer vom krut keyn alter philo[so]phus ſchriben iſt / darumb ſyn latinſcher namen von den tütſchen in übung iſt angelica. Aber in tütſcher zungen genant des heiligen geiſts wurtzlen von vilen bruſt wurtz / darumb dz es überflüſſig der bruſt bequem iſt / vnd iſt ein geſchlecht der [[Meisterwurz|meister wirtz von den latinſchen genant oſtrici]]. Aber angelica geſchlecht iſt zweyerley / [[Wald-Engelwurz|wild]] vnd zam / krut vnd ſtengel in der leng ii. ellenbogen hoch. dz wild von den tütſchen bůchalter genant. […]
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  |Text=Angelica waſſer vom krut keyn alter philo[so]phus ſchriben iſt / darumb ſyn latinſcher namen von den tütſchen in übung iſt angelica. Aber in tütſcher zungen genant des heiligen geiſts wurtzlen von vilen bruſt wurtz / darumb dz es überflüſſig der bruſt bequem iſt / vnd iſt ein geſchlecht der [[Wikipedia:Meisterwurz|meister wirtz von den latinſchen genant oſtrici]]. Aber angelica geſchlecht iſt zweyerley / [[Wikipedia:Wald-Engelwurz|wild]] vnd zam / krut vnd ſtengel in der leng ii. ellenbogen hoch. dz wild von den tütſchen bůchalter genant. […]
 
  |Autor=Hieronymus Brunschwig
 
  |Autor=Hieronymus Brunschwig
  |Quelle=''Kleines Destillierbuch'', Straßburg 1500, Blatt 20r<ref>Hieronymus Brunschwig. ''Kleines Destillierbuch.'' Straßburg 1500, Blatt 20r-20v [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00031146&pimage=79&v=100&nav=&l=de Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat]</ref><ref>[[Johannes Gottfried Mayer]]: ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: ''Würzburger Fachprosa-Studien, Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut. Festschrift Michael Holler zum 60. Geburtstag.'' Hrsg. von Gundolf Keil und redigiert von Johannes G. Mayer sowie Christian Naser, Würzburg 1995 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 38), S. 156–177</ref>}}
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  |Quelle=''Kleines Destillierbuch'', Straßburg 1500, Blatt 20r<ref>Hieronymus Brunschwig. ''Kleines Destillierbuch.'' Straßburg 1500, Blatt 20r-20v [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00031146&pimage=79&v=100&nav=&l=de Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat]</ref><ref>[[Wikipedia:Johannes Gottfried Mayer|Johannes Gottfried Mayer]]: ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: ''Würzburger Fachprosa-Studien, Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut. Festschrift Michael Holler zum 60. Geburtstag.'' Hrsg. von Gundolf Keil und redigiert von Johannes G. Mayer sowie Christian Naser, Würzburg 1995 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen.'' Band 38), S. 156–177</ref>}}
  
 
In Bezug auf die Anwendung der Arznei-Engelwurz –  hier speziell des Destillats aus den Wurzeln – folgte Brunschwig dem Galgant-Gewürz-Traktat.
 
In Bezug auf die Anwendung der Arznei-Engelwurz –  hier speziell des Destillats aus den Wurzeln – folgte Brunschwig dem Galgant-Gewürz-Traktat.
  
Auch [[Paracelsus]] erwähnte wiederholt die therapeutischen Qualitäten der Engelwurz.<ref>Franz Mauermann: ''Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit.'' In: Sepp Domandl (Hrsg.): ''Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer.'' Wien 1975, S. 133–142 (Mauermann schreibt korrekt über die geographische Verbreitung von Angelica archangelica. Die erste Erwähnung der Engelwurz als Heilpflanze schreibt er jedoch Paracelsus und [[Leonhart Fuchs]] zu.)</ref> In [[Simplicia und Composita|Rezepten mit mehreren Bestandteilen]] empfahl er die Wurzel – insbesondere das aus der Wurzel destillierte Öl<ref>Huser-Ausgabe, Band III, S. 348: „Pro cordis Icteritia: Ea descriptione tumor non abit sed dolor. Olei angelicae: Si Angelica per Balneum maris destillatur, postea tundatur radix, eius tum Angelica in ea decoquitur cum vino albo, netz ein Tüchlein / leg sie auff / donec albescit corpus“. [http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=358 (Digitalisat)]</ref> – zur Behandlung von Schwindsucht (''„morbis siccis, seu phthisi“''<ref>[http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=395 Huser-Ausgabe, Band III, S. 385 ''Paragraphorum liber quintus. De morbis siccis, seu phthisi. … Cura'' …(Ditalisat)]</ref>), als Vorbeugemittel gegen ansteckende Krankheiten (''„infectiones aëreas internas & praeseruatiuum contra pestem“''<ref>Huser-Ausgabe, Band VII, S. 380 [http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022507/images/index.html?id=00022507&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=392 ''Alia scholia in librum secvndvm de gradibus. Caput primum'' (Digitalisat)]</ref>), als Mittel gegen Schmerzen im Brustkorb (''„ad Icteritiam cordis, quo tumor non abit, sed dolor“''<ref>[http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=357 Huser-Ausgabe, Band III, S.&nbsp;347–348 ''De Icteritiis liber'' (Digitalisat)]</ref>) sowie als Bestandteil eines „Winterweines“ (''„consilia medica“''<ref>[http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10174144_00136.html Huser-Ausgabe, Band V, S. 124 ''Consilia medica'' (Digitalisat)]</ref>). Er deutete die Engelwurz als Produkt einer „Transplantierung“ aus der [[Meisterwurz]]:
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Auch [[Paracelsus]] erwähnte wiederholt die therapeutischen Qualitäten der Engelwurz.<ref>Franz Mauermann: ''Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit.'' In: Sepp Domandl (Hrsg.): ''Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer.'' Wien 1975, S. 133–142 (Mauermann schreibt korrekt über die geographische Verbreitung von Angelica archangelica. Die erste Erwähnung der Engelwurz als Heilpflanze schreibt er jedoch Paracelsus und [[Wikipedia:Leonhart Fuchs|Leonhart Fuchs]] zu.)</ref> In [[Wikipedia:Simplicia und Composita|Rezepten mit mehreren Bestandteilen]] empfahl er die Wurzel – insbesondere das aus der Wurzel destillierte Öl<ref>Huser-Ausgabe, Band III, S. 348: „Pro cordis Icteritia: Ea descriptione tumor non abit sed dolor. Olei angelicae: Si Angelica per Balneum maris destillatur, postea tundatur radix, eius tum Angelica in ea decoquitur cum vino albo, netz ein Tüchlein / leg sie auff / donec albescit corpus“. [http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=358 (Digitalisat)]</ref> – zur Behandlung von Schwindsucht (''„morbis siccis, seu phthisi“''<ref>[http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=395 Huser-Ausgabe, Band III, S. 385 ''Paragraphorum liber quintus. De morbis siccis, seu phthisi. … Cura'' …(Ditalisat)]</ref>), als Vorbeugemittel gegen ansteckende Krankheiten (''„infectiones aëreas internas & praeseruatiuum contra pestem“''<ref>Huser-Ausgabe, Band VII, S. 380 [http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022507/images/index.html?id=00022507&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=392 ''Alia scholia in librum secvndvm de gradibus. Caput primum'' (Digitalisat)]</ref>), als Mittel gegen Schmerzen im Brustkorb (''„ad Icteritiam cordis, quo tumor non abit, sed dolor“''<ref>[http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00022504/images/index.html?id=00022504&groesser=&fip=193.174.98.30&no=&seite=357 Huser-Ausgabe, Band III, S.&nbsp;347–348 ''De Icteritiis liber'' (Digitalisat)]</ref>) sowie als Bestandteil eines „Winterweines“ (''„consilia medica“''<ref>[http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10174144_00136.html Huser-Ausgabe, Band V, S. 124 ''Consilia medica'' (Digitalisat)]</ref>). Er deutete die Engelwurz als Produkt einer „Transplantierung“ aus der [[Wikipedia:Meisterwurz|Meisterwurz]]:
:: „… [[Meisterwurz|Ostricium]] iſt ein Erſter Sam / durch ſein Transplantierung aber wird Angelica geborn / vnd behalt auch ſein Samen“.<ref>Huser-Ausgabe der Chirurgischen Bücher, Basel 1605, S. 267 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10321482.html?pageNo=289 (Digitalisat)], S. 633 … [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10321482.html?pageNo=661 (Digitalisat)]</ref>
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:: „… [[Wikipedia:Meisterwurz|Ostricium]] iſt ein Erſter Sam / durch ſein Transplantierung aber wird Angelica geborn / vnd behalt auch ſein Samen“.<ref>Huser-Ausgabe der Chirurgischen Bücher, Basel 1605, S. 267 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10321482.html?pageNo=289 (Digitalisat)], S. 633 … [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10321482.html?pageNo=661 (Digitalisat)]</ref>
  
Die „[[Väter der Botanik]]“ ([[Otto Brunfels]], [[Hieronymus Bock]] und [[Leonhart Fuchs]]) knüpften an die Ausführungen aus dem Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig an und diskutierten weitschweifig, zu welcher Heilpflanze der ''Materia medica'' des [[Pedanios Dioskurides|Dioskurides]] die Arznei-Engelwurz wohl passen würde.<ref>Otto Brunfels. ''Contrafeyt Kreüterbuch.'' Straßburg 1532, S. 318, Text [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00054201&pimage=358&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>Otto Brunfels. ''Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs.'' Straßburg 1537, S. 120, Abbildung [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00054202&pimage=00122&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref><ref>Hieronymus Bock. ''New Kreütter Buch.'' Straßburg 1539, Buch I, Cap. 140 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069345_00274.html (Digitalisat)]</ref><ref>Leonhardt Fuchs. ''New Kreütterbuch.'' Straßburg 1543, Cap. 43 [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00017437&pimage=00145&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref>
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Die „[[Wikipedia:Väter der Botanik|Väter der Botanik]]“ ([[Wikipedia:Otto Brunfels|Otto Brunfels]], [[Wikipedia:Hieronymus Bock|Hieronymus Bock]] und [[Wikipedia:Leonhart Fuchs|Leonhart Fuchs]]) knüpften an die Ausführungen aus dem Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig an und diskutierten weitschweifig, zu welcher Heilpflanze der ''Materia medica'' des [[Wikipedia:Pedanios Dioskurides|Dioskurides]] die Arznei-Engelwurz wohl passen würde.<ref>Otto Brunfels. ''Contrafeyt Kreüterbuch.'' Straßburg 1532, S. 318, Text [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00054201&pimage=358&v=100&nav=&l=de (Digitalisat)]</ref><ref>Otto Brunfels. ''Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs.'' Straßburg 1537, S. 120, Abbildung [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00054202&pimage=00122&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref><ref>Hieronymus Bock. ''New Kreütter Buch.'' Straßburg 1539, Buch I, Cap. 140 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11069345_00274.html (Digitalisat)]</ref><ref>Leonhardt Fuchs. ''New Kreütterbuch.'' Straßburg 1543, Cap. 43 [http://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&l=de&bandnummer=bsb00017437&pimage=00145&v=100&nav= (Digitalisat)]</ref>
  
Bis zur Mitte des 19. Jh. wurde die Wurzel zur Bereitung des [[Theriak]] und des „Spiritus theriacalis“ verwendet:
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Bis zur Mitte des 19. Jh. wurde die Wurzel zur Bereitung des [[Wikipedia:Theriak|Theriak]] und des „Spiritus theriacalis“ verwendet:
 
{{Zitat
 
{{Zitat
  |Text=Spiritus Angelicae compositus. Zusammengesetzter Angelicageist. Statt des Spiritus theriacalis. Nimm: '''Angelicawurzel''' ein Pfund [ca. 360 g], [[Echter Baldrian|Baldrianwurzel]], [[Gemeiner Wacholder|Wacholderbeeren]], von jedem drei Unzen [ca. 90 g]. Nachdem sie zerschnitten, zerstoßen und in die Destillierblase gebracht sind, füge hinzu rectifizierten Weingeist sechs Pfund [ca. 2160 g], gemeines Wasser, soviel als hinreichend. Nach einer [[Mazeration|Maceration]] von 24 Stunden sollen sechs Pfund überdestillieren, in welchen eine und eine halbe Unze [ca. 45&nbsp;g] [[Kampferbaum|Campher]] gelöst werden. Filtriere. Er sei farblos und klar.
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  |Text=Spiritus Angelicae compositus. Zusammengesetzter Angelicageist. Statt des Spiritus theriacalis. Nimm: '''Angelicawurzel''' ein Pfund [ca. 360 g], [[Echter Baldrian|Baldrianwurzel]], [[Wikipedia:Gemeiner Wacholder|Wacholderbeeren]], von jedem drei Unzen [ca. 90 g]. Nachdem sie zerschnitten, zerstoßen und in die Destillierblase gebracht sind, füge hinzu rectifizierten Weingeist sechs Pfund [ca. 2160 g], gemeines Wasser, soviel als hinreichend. Nach einer [[Wikipedia:Mazeration|Maceration]] von 24 Stunden sollen sechs Pfund überdestillieren, in welchen eine und eine halbe Unze [ca. 45&nbsp;g] [[Wikipedia:Kampferbaum|Campher]] gelöst werden. Filtriere. Er sei farblos und klar.
  |Autor=[[Karl Friedrich Mohr]]
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  |Autor=[[Wikipedia:Karl Friedrich Mohr|Karl Friedrich Mohr]]
 
  |Quelle=''Commentar zur preussischen Pharmakopoe (6. Aufl.)'', Braunschweig 1854, Bd. II, S. 289<ref>K.F. Mohr 1854, Band II, S. 289 [http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437571&tx_dlf%5Bpage%5D=293 (Digitalisat)]</ref>}}
 
  |Quelle=''Commentar zur preussischen Pharmakopoe (6. Aufl.)'', Braunschweig 1854, Bd. II, S. 289<ref>K.F. Mohr 1854, Band II, S. 289 [http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fdigital.ub.uni-duesseldorf.de%2Foai%2F%3Fverb%3DGetRecord%26metadataPrefix%3Dmets%26identifier%3D2437571&tx_dlf%5Bpage%5D=293 (Digitalisat)]</ref>}}
  
In den Jahren 1842/43 entdeckte der Münchner Pharmakologe [[Ludwig Andreas Buchner]] die [[Angelicasäure]] und stellt durch [[Verseifung|Verseifen]] des Angelica[[Balsame|balsams]] das [[Angelicin]] dar.
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In den Jahren 1842/43 entdeckte der Münchner Pharmakologe [[Wikipedia:Ludwig Andreas Buchner|Ludwig Andreas Buchner]] die [[Wikipedia:Angelicasäure|Angelicasäure]] und stellt durch [[Wikipedia:Verseifung|Verseifen]] des Angelica[[Wikipedia:Balsame|balsams]] das [[Angelicin]] dar.
  
Im Jahre 1990 veröffentlichte die [[Kommission E]] des ehemaligen [[Bundesgesundheitsamt]]es eine (Negativ-)Monographie über Engelwurz-Früchte und -Kraut sowie eine (Positiv-)Monographie über Engelwurz-Wurzeln.
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Im Jahre 1990 veröffentlichte die [[Wikipedia:Kommission E|Kommission E]] des ehemaligen [[Wikipedia:Bundesgesundheitsamt|Bundesgesundheitsamt]]es eine (Negativ-)Monographie über Engelwurz-Früchte und -Kraut sowie eine (Positiv-)Monographie über Engelwurz-Wurzeln.
  
 
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* [[Johann Friedrich John]]. ''Chemische Tabellen der Pflanzenanalysen''. J. L. Schrag, Nürnberg 1814, S. 17 (Tabelle IV) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10936878_00033.html (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:Johann Friedrich John|Johann Friedrich John]]. ''Chemische Tabellen der Pflanzenanalysen''. J. L. Schrag, Nürnberg 1814, S. 17 (Tabelle IV) [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10936878_00033.html (Digitalisat)]
* [[Christian Friedrich Bucholz]] und [[Rudolph Brandes]]: ''Analyse der lufttrockenen Angelikawurzel (Angelica Archangelica) ''. In: [[Johann Bartholomäus Trommsdorff]]. ''Neues Journal der Pharmacie,'' Band I (1817), Stück 2, S. 138–188 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10288923_00150.html (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:Christian Friedrich Bucholz|Christian Friedrich Bucholz]] und [[Wikipedia:Rudolph Brandes|Rudolph Brandes]]: ''Analyse der lufttrockenen Angelikawurzel (Angelica Archangelica) ''. In: [[Wikipedia:Johann Bartholomäus Trommsdorff|Johann Bartholomäus Trommsdorff]]. ''Neues Journal der Pharmacie,'' Band I (1817), Stück 2, S. 138–188 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10288923_00150.html (Digitalisat)]
* [[Ludwig Andreas Buchner]]: ''Neue chemische Untersuchungen der Angelica-Wurzel''. In: ''Repertorium für die Pharmacie''. Nürnberg, Band LXXVI (1842), S. 145–178 [https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=chi.101382236&view=1up&seq=157 (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:Ludwig Andreas Buchner|Ludwig Andreas Buchner]]: ''Neue chemische Untersuchungen der Angelica-Wurzel''. In: ''Repertorium für die Pharmacie''. Nürnberg, Band LXXVI (1842), S. 145–178 [https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=chi.101382236&view=1up&seq=157 (Digitalisat)]
 
* Ludwig Andreas Buchner: ''Über eine eigentümliche flüchtige Säure aus der Angelicawurzel''. In: ''Annalen der Chemie und Pharmacie''. Heidelberg, Band XLII (1842), S. 226–233 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10285226_00234.html (Digitalisat)]
 
* Ludwig Andreas Buchner: ''Über eine eigentümliche flüchtige Säure aus der Angelicawurzel''. In: ''Annalen der Chemie und Pharmacie''. Heidelberg, Band XLII (1842), S. 226–233 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10285226_00234.html (Digitalisat)]
 
* H. Meyer und D. Zenner: ''Über die flüchtigen Säuren in der Angelica officinalis.'' In: ''Annalen der Chemie und Pharmacie''. Heidelberg, Band LV (1845). S. 317–330 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10285239_00333.html (Digitalisat)]
 
* H. Meyer und D. Zenner: ''Über die flüchtigen Säuren in der Angelica officinalis.'' In: ''Annalen der Chemie und Pharmacie''. Heidelberg, Band LV (1845). S. 317–330 [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10285239_00333.html (Digitalisat)]
* [[Jonathan Pereira (Mediziner)|Jonathan Pereira’s]]: ''Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von'' [[Rudolf Buchheim]]. Leopold Voß, Leipzig 1846–48, Band II 1848, S. 505–507 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10287961_00531.html (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:Jonathan Pereira (Mediziner)|Jonathan Pereira’s]]: ''Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von'' [[Wikipedia:Rudolf Buchheim|Rudolf Buchheim]]. Leopold Voß, Leipzig 1846–48, Band II 1848, S. 505–507 [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10287961_00531.html (Digitalisat)]
* [[Leopold Gmelin]]: ''Handbuch der Chemie''. Heidelberg, Band V (1852), S. 496–499: Angelikasäure [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10138528_00516.html (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:Leopold Gmelin|Leopold Gmelin]]: ''Handbuch der Chemie''. Heidelberg, Band V (1852), S. 496–499: Angelikasäure [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10138528_00516.html (Digitalisat)]
* [[August Husemann]] und [[Theodor Husemann]]: ''Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen.'' Springer, Berlin 1871, S. 813–815  Angelicasäure, Angelicin und Angelicabitter [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11010860_00829.html (Digitalisat)]; S. 1130: Angelicaöl [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11010860_01146.html (Digitalisat)]
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* [[Wikipedia:August Husemann|August Husemann]] und [[Wikipedia:Theodor Husemann|Theodor Husemann]]: ''Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen.'' Springer, Berlin 1871, S. 813–815  Angelicasäure, Angelicin und Angelicabitter [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11010860_00829.html (Digitalisat)]; S. 1130: Angelicaöl [http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11010860_01146.html (Digitalisat)]
 
* Theodor Husemann: ''Handbuch der gesammten Arzneimittellehre.'' 2 Bände, Springer, Berlin 1873–1875.  2. Aufl., Springer, Berlin 1883, Band II, S. 961–962 [https://archive.org/details/handbuchdergesam02huse/page/961 (Digitalisat)]
 
* Theodor Husemann: ''Handbuch der gesammten Arzneimittellehre.'' 2 Bände, Springer, Berlin 1873–1875.  2. Aufl., Springer, Berlin 1883, Band II, S. 961–962 [https://archive.org/details/handbuchdergesam02huse/page/961 (Digitalisat)]
 
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== Trivialnamen ==
 
== Trivialnamen ==
  
Für die Arznei-Engelwurz gibt es, zum Teil nur regional, neben anderen auch die [[Trivialname]]n Angelika, Norwegisch Angelik, Zam Angelik, Angilje, Angolkenwörtel ([[Altmark]]), Argelkleinwurzel ([[Rendsburg]]er Apotheke), Artelkleewurzel (Rendsburger Apotheke), Brustwurz, Brustwurzel, Buchhalter, Cholerawurzel, Dreieinigkeitswurzel, Engelwurtz ([[mittelhochdeutsch]]), Gartenangelik ([[Schweiz]]), Geilwurzel (Rendsburger Apotheke), Geistwurzel ([[Schlesien]]), Giftwürze (Schweiz), Gölk (Altmark), Glückenwurzel (Rendsburger Apotheke), Glüthenwurzel (Rendsburger Apotheke), Heiliggeistwurzel, Heiligenwurzel, Heiligengeistwurzel ([[St. Gallen]]), Ledepipenkrawt, Lidtpfeiffenkraut, Luftwurzel (Schlesien) und Theriakwurzel.<ref name="Pritzel1882" /><ref>Johannes G. Mayer: ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: ''Würzburger Fachprosa-Studien. Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut.'' Würzburg 1995 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen'', 38), S. 156–177; hier: S. 157.</ref>
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Für die Arznei-Engelwurz gibt es, zum Teil nur regional, neben anderen auch die [[Wikipedia:Trivialname|Trivialname]]n Angelika, Norwegisch Angelik, Zam Angelik, Angilje, Angolkenwörtel ([[Wikipedia:Altmark|Altmark]]), Argelkleinwurzel ([[Wikipedia:Rendsburg|Rendsburg]]er Apotheke), Artelkleewurzel (Rendsburger Apotheke), Brustwurz, Brustwurzel, Buchhalter, Cholerawurzel, Dreieinigkeitswurzel, Engelwurtz ([[Wikipedia:mittelhochdeutsch|mittelhochdeutsch]]), Gartenangelik ([[Wikipedia:Schweiz|Schweiz]]), Geilwurzel (Rendsburger Apotheke), Geistwurzel ([[Wikipedia:Schlesien|Schlesien]]), Giftwürze (Schweiz), Gölk (Altmark), Glückenwurzel (Rendsburger Apotheke), Glüthenwurzel (Rendsburger Apotheke), Heiliggeistwurzel, Heiligenwurzel, Heiligengeistwurzel ([[Wikipedia:St. Gallen|St. Gallen]]), Ledepipenkrawt, Lidtpfeiffenkraut, Luftwurzel (Schlesien) und Theriakwurzel.<ref name="Pritzel1882" /><ref>Johannes G. Mayer: ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: ''Würzburger Fachprosa-Studien. Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut.'' Würzburg 1995 (= ''Würzburger medizinhistorische Forschungen'', 38), S. 156–177; hier: S. 157.</ref>
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* [[Henning Haeupler]], Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands'' (= ''Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4 (Abschnitt Beschreibung).
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* [[Wikipedia:Henning Haeupler|Henning Haeupler]], Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands'' (= ''Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4 (Abschnitt Beschreibung).
* [[Johannes Gottfried Mayer]]. ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: [[Gundolf Keil]] (Hrsg.): ''Würzburger Fachprosastudien (Festschrift Michael Holler)''. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, S. 156–177.
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* [[Wikipedia:Johannes Gottfried Mayer|Johannes Gottfried Mayer]]. ''Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift.'' In: [[Gundolf Keil]] (Hrsg.): ''Würzburger Fachprosastudien (Festschrift Michael Holler)''. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, S. 156–177.
* [[Siegmund Seybold]] (Hrsg.): ''Schmeil-Fitschen interaktiv.'' Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001. ISBN 3-494-01327-6 CD-ROM (Abschnitte Beschreibung und Vorkommen)
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* [[Wikipedia:Siegmund Seybold|Siegmund Seybold]] (Hrsg.): ''Schmeil-Fitschen interaktiv.'' Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001. ISBN 3-494-01327-6 CD-ROM (Abschnitte Beschreibung und Vorkommen)
 
* Erich Fürchtegott Heeger: ''Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaues.'' 2. Auflage. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1989, ISBN 3-331-00191-0.
 
* Erich Fürchtegott Heeger: ''Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaues.'' 2. Auflage. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1989, ISBN 3-331-00191-0.
 
* Paul Seitz: ''Die Gartenapotheke.'' Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06175-2.
 
* Paul Seitz: ''Die Gartenapotheke.'' Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06175-2.
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* {{BiolFlor|221}}
 
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* Verbreitung in den Niederlanden [http://www.verspreidingsatlas.nl/0059] (niederl.)
 
* Verbreitung in den Niederlanden [http://www.verspreidingsatlas.nl/0059] (niederl.)
* Madeleine Kylin: [http://stud.epsilon.slu.se/818/4/Kylin_M_100128.pdf ''Angelica archangelica L.''] (PDF; 745&nbsp;kB) Swedish University of Agricultural Sciences. The Faculty of landscape Planning, Horticulture and Agriculture Science, [[Alnarp]] 2010
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* Madeleine Kylin: [http://stud.epsilon.slu.se/818/4/Kylin_M_100128.pdf ''Angelica archangelica L.''] (PDF; 745&nbsp;kB) Swedish University of Agricultural Sciences. The Faculty of landscape Planning, Horticulture and Agriculture Science, [[Wikipedia:Alnarp|Alnarp]] 2010
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/apia/angel/angearcv.jpg Verbreitung der subsp. ''archangelica'' auf der Nordhalbkugel] nach: [[Eric Hultén]], Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants'' 1986, ISBN 3-87429-263-0
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* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/apia/angel/angearcv.jpg Verbreitung der subsp. ''archangelica'' auf der Nordhalbkugel] nach: [[Wikipedia:Eric Hultén|Eric Hultén]], Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants'' 1986, ISBN 3-87429-263-0
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/apia/angel/angearcu.jpg Verbreitung der subsp. ''litoralis'' auf der Nordhalbkugel] nach: [[Eric Hultén]], Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants'' 1986, ISBN 3-87429-263-0
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* [http://linnaeus.nrm.se/flora/di/apia/angel/angearcu.jpg Verbreitung der subsp. ''litoralis'' auf der Nordhalbkugel] nach: [[Wikipedia:Eric Hultén|Eric Hultén]], Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants'' 1986, ISBN 3-87429-263-0
 
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Doldenbluetler/engelwurz.htm#Arznei Engelwurz Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]
 
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Doldenbluetler/engelwurz.htm#Arznei Engelwurz Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]
 
* Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Kulturanleitung für Engelwurz. [http://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/ipz/dateien/kulturanleitung_f__r_engelwurz.pdf Digitalisat]
 
* Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Kulturanleitung für Engelwurz. [http://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/ipz/dateien/kulturanleitung_f__r_engelwurz.pdf Digitalisat]
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<references>
 
<references>
<ref name="Fischer2008">[[Manfred Adalbert Fischer|Manfred A. Fischer]], Karl Oswald, Wolfgang Adler: ''Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol.'' 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.</ref>
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<ref name="Fischer2008">[[Wikipedia:Manfred Adalbert Fischer|Manfred A. Fischer]], Karl Oswald, Wolfgang Adler: ''Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol.'' 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.</ref>
 
<ref name="FloraWeb">{{FloraWeb|440}}</ref>
 
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<ref name="tropicos">{{Tropicos|ID=1701408|WissName=Angelica archangelica|Zugriff=2013-09-17}}</ref>
 
<ref name="tropicos">{{Tropicos|ID=1701408|WissName=Angelica archangelica|Zugriff=2013-09-17}}</ref>
 
<ref name="biodiversitylibrary">[http://biodiversitylibrary.org/page/358269 Erstveröffentlichung eingescannt bei ''biodiversitylibrary.org''.]</ref>
 
<ref name="biodiversitylibrary">[http://biodiversitylibrary.org/page/358269 Erstveröffentlichung eingescannt bei ''biodiversitylibrary.org''.]</ref>
<ref name="Pritzel1882">[[Georg August Pritzel]], [[Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 38, [http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n24/mode/2up online.]</ref>
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<ref name="Pritzel1882">[[Wikipedia:Georg August Pritzel|Georg August Pritzel]], [[Wikipedia:Carl Jessen|Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 38, [http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n24/mode/2up online.]</ref>
 
<ref name="Roth2012">Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: ''Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere.'' 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6. </ref>
 
<ref name="Roth2012">Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: ''Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere.'' 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6. </ref>
<ref name="Schönfelder2011">Ingrid Schönfelder, [[Peter Schönfelder]]: ''Das neue Handbuch der Heilpflanzen.'' Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
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<ref name="Schönfelder2011">Ingrid Schönfelder, [[Wikipedia:Peter Schönfelder|Peter Schönfelder]]: ''Das neue Handbuch der Heilpflanzen.'' Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
 
Andreas Alberts, Peter Mullen: Giftpflanzen in Natur und Garten. Bestimmung, Giftwirkung, Erste Hilfe. Extra: Giftige Zimmerpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09550-9. </ref>
 
Andreas Alberts, Peter Mullen: Giftpflanzen in Natur und Garten. Bestimmung, Giftwirkung, Erste Hilfe. Extra: Giftige Zimmerpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09550-9. </ref>
 
<ref name="Hager1972">Walther Kern, Paul Heinz List, Ludwig Hörhammer: ''Chemikalien und Drogen (AM–CH).'' 4. Auflage. Springer 1972 (''Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis.'' Band 3)</ref>
 
<ref name="Hager1972">Walther Kern, Paul Heinz List, Ludwig Hörhammer: ''Chemikalien und Drogen (AM–CH).'' 4. Auflage. Springer 1972 (''Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis.'' Band 3)</ref>

Version vom 21. September 2021, 12:58 Uhr

Arznei-Engelwurz
AngelicaArchangelica1.jpg

Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica)

Euasteriden II
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Engelwurzen (Angelica)
Art: Arznei-Engelwurz
Angelica archangelica
L.

Die Arznei-Engelwurz oder Echte Engelwurz (Angelica archangelica) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist in den kühl-gemäßigten bis subarktischen Breiten auf der Nordhalbkugel weitverbreitet und wird in der Heilkunde verwendet und sollte nicht mit dem Riesen-Bärenklau verwechselt werden.

Beschreibung und Ökologie

Illustration aus Köhler's Medizinalpflanzen
Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica)
Gestielte Laubblätter

Erscheinungsbild und Blätter

Die Arznei-Engelwurz ist eine sommergrüne[1], zwei- bis vierjährige, nur einmal blühende (Hapaxanthe Pflanze) Staude und erreicht Wuchshöhen von 1,2 bis 3 Meter, selten nur 50 Zentimeter. Sie besitzt eine dicke, manchmal gegabelte Pfahlwurzel, die bei Wildpflanzen oft rübenförmig ausgebildet ist, bei Kulturpflanzen meist kurz und mit vielen Adventivwurzeln besetzt ist. Die aufrechte Sprossachse (Stängel) ist zumindest an seiner Basis stielrund, schwach gerillt, innen markig-hohl, oben verzweigt und schmeckt sowie riecht würzig.

Die grundständigen Laubblätter sind lang gestielt. Die Stiele der oberen Stängelblätter sind als weite, knospenumfassende Blattscheiden ausgebildet und haben eine weniger stark zerteilte Spreite als die unteren. Die meisten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, ihre Spreite ist hellgrün und oft 60 bis 90 Zentimeter lang. Die einzelnen Fiederabschnitte sind 5 bis 8 Zentimeter lang, eiförmig sowie am Rand grob und unregelmäßig gezähnt. Die Endfieder an der Blattspitze ist dreispaltig – im Gegensatz zur Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Die Blattstiele sind rund und hohl. Die Blattscheiden sind fast ganz krautig (Angelica archangelica subsp. archangelica) bzw. häutig (Unterart Angelica archangelica subsp. litoralis).

Doppeldoldiger Blütenstand von oben mit vielen Insekten

Blütenstand, Blüte und Frucht

Die endständigen, halbkugeligen, doppeldoldigen Blütenstände enthalten viele Blüten. Die Doldenstiele sind nur in den obersten Bereichen behaart. Es gibt 20 bis 40 Doldenstrahlen, sie sind mindestens an den Innenseiten rau-flaumig. Eine Doldenhülle ist meist nicht vorhanden. Die Hüllchenblätter sind zahlreich, von lineal-pfriemlicher Form und kürzer als bis gleich lang wie das Döldchen.

Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchzähne sind undeutlich ausgebildet. Die fünf grünlich-weißen bis gelblichen Kronblätter sind nicht genagelt und bei einer Länge von 1 bis 1,5 Millimeter sowie einer Breite von 0,75 bis 1,25 Millimeter elliptisch und oben in eine eingebogene Spitze verschmälert. Die Griffel sind während der Anthese kurz. Die Blüten duften nach Honig und werden durch Insekten bestäubt. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.

Die blassgelbe Spaltfrucht, in dieser Familie auch Doppelachäne genannt, ist bei einer Länge von 5 bis 8 Millimeter sowie einer Breite von 3,5 bis 5 Millimeter breit-elliptisch. Die rückenständigen Hauptrippen sind fädlich bis leicht gekielt und leicht vorspringend. Die Randrippen sind flügelig ausgebildet und relativ dick. Die Ölstriemen sind zahlreich, klein und umgeben das Nährgewebe ringförmig. Die Griffel sind zur Fruchtreife zurückgebogen, bis 2 Millimeter lang, dabei doppelt so lang wie das Griffelpolster.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt für beide Unterarten 2n = 22.[2][3]

Vorkommen

Küsten-Engelwurz (Angelica archangelica subsp. litoralis)

Die Arznei-Engelwurz ist in Nord- und Osteuropa sowie Sibirien, im Himalaya, im südlichen Grönland und in Nordamerika verbreitet. Ursprünglich kommt sie vor in Dänemark, Norwegen, Schweden, Island, Finnland, in den Niederlanden, in Deutschland, Tschechien, im Baltikum, in der Slowakei, im europäischen Russland, in Weißrussland, in der Ukraine, Moldawien, Serbien, Kroatien, Georgien, im Kaukasusraum und in Sibirien.[4] Sie kommt in Mitteleuropa eher selten und nur an feuchten Standorten vor. Sie wird auch kultiviert.

Die Arznei-Engelwurz wächst in feuchten Wiesen, an Ufern. Sie kommt hauptsächlich auf nassen, zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen Tonböden vor.

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Angelica archangelica erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum 1, S. 250–251.[5] Synonyme für Angelica archangelica L. sind Archangelica norvegica Rupr. und Archangelica officinalis Hoffm.[6]

Innerhalb der Art Angelica archangelica werden zwei Unterarten unterschieden:

  • Angelica archangelica subsp. archangelica, die Nominatform, besitzt linealische Hüllchenblättchen, die gleich lang wie die Döldchen sind. Der Stängel ist weich und saftig, schmeckt und riecht würzig. Sie wird als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Ihre Heimat ist Nord- und Osteuropa, die Sudeten und Karpaten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen Schweden, Finnland, Island, auf den Färöer-Inseln, in den Niederlanden, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Litauen, Lettland, Estland, im europäischen Russland und im Kaukasusraum, Weißrussland, Ukraine und in Kroatien.[7] In Großbritannien, Belgien und Frankreich ist sie ein Neophyt.[7] Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Senecion fluviatilis-Verbands.[2]
  • Küsten-Engelwurz (Angelica archangelica subsp. litoralis (Fr.) Thell., Syn.: Angelica litoralis Fr.) mit pfriemlichen Hüllchenblättern, die etwa halb so lang sind wie das Döldchen. Der Stängel ist hart, schmeckt und riecht scharf und stechend. Die Unterart ist an den Küsten Nordeuropas verbreitet, ansonsten sehr selten. Sie kommt ursprünglich vor in Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Deutschland, Estland, im europäischen Russland und auf den Färöer-Inseln.[7] An den Donauufern flussabwärts bis etwa Wien tritt sie als Neophyt auf, wobei die Zugehörigkeit der Populationen zu dieser Unterart nicht vollständig geklärt ist.[8] Sie wächst an feuchten Ufern und in Gebüschen und ist salzertragend (halophil bzw. halotolerant). Sie ist eine Charakterart des Convolvulo-Archangelicetum litoralis.[2]

Für Norddeutschland wird diskutiert, welche der beiden Unterarten im Gebiet vorkommen. Für Mecklenburg-Vorpommern und auch Niedersachsen wird angenommen, dass die vorherrschende Unterart entlang von Flussläufen und Kanälen Angelica archangelica ssp. litoralis ist, während die Nominatform im Gebiet wohl nur in wenigen Einzelexemplaren auftritt.[9][10]

Umstritten ist auch die Zuordnung der Populationen in Süddeutschland, da die Pflanzen in ihren Merkmalen vermitteln. So wurden die Vorkommen in Verlandungsröhrichten und -rieden der Donau-Altwässer 2011 als autochthon eingestuft und zu Angelica archangelica subsp. archangelica gestellt.[11]

Arznei-Engelwurz in Form der Wurzeldroge (Angelicae radix)
Fadno, das einzige traditionelle Blasinstrument der Samen, aus dem grünen Stängel geschnitten.

Giftigkeit und Inhaltsstoffe

Die Arznei-Engelwurz gilt als schwach giftig.[12][13]

Inhaltsstoffe

Hauptwirkstoff im frischen Rhizom und in den getrockneten Wurzeln ist 0,1–0,37 % 15-Oxypentadecenlacton. Weitere Inhaltsstoffe und Wirkstoffe: 0,35–1 % ätherische Öle ebenfalls mit 15-Oxypentadecenlacton als Hauptkomponente. Ferner die Cumarine: Angelicin, Bergapten, Imperatorin Osthol, Osthenol, Xanthotoxin, Xanthotoxol und Umbelliprenin.[12][13]

Das Rhizom enthält 0,35 bis 1,3 % ätherische Öle, das sich vorwiegend aus Monoterpenen zusammensetzt. Die wichtigsten Bestandteile sind β-Phellandren (13 bis 28 %), α-Phellandren (2 bis 14 %) und α-Pinene (14 bis 31 %). Daneben wurden über 60 weitere Komponenten identifiziert. Ein kleiner Teil des ätherischen Öls besteht aus Sesquiterpenen, etwa β-Bisabolen, (–)-α-Bisabolol, β-Caryophyllen, und aus makrocyclischen Lactonen. Weitere Bestandteile sind rund 20 photosensibilisierende Furocumarine, darunter Bergapten, Imperatorin, Xanthotoxin, Angelicin, Archangelicin, oder die C-prenylierten Cumarine Osthenol und Osthol, Umbelliferon.[14] Außerdem enthalten die Wurzeln Angelica- und Fumarsäure, Chlorogen- und Kaffeesäure, Harze und Flavanone.[15]

Wirkungen beim Menschen

Wirkungen auf die Haut: Die fluoreszierenden Furocumarine als phototoxische Substanzen können auf der Haut eine Dermatitis bewirken, die schwere Störungen des Allgemeinbefindens zur Folge haben kann. Auf frisch gemähten Wiesen kann die Berührung mit dem Saft der Pflanze die sogenannte „Badedermatitis“ hervorrufen, ähnlich wie beim Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium).[12][13] Sehr empfindliche Menschen können bei Hautkontakt mit frischem Pflanzensaft gegen Sonnenlicht sensibilisiert werden (Angelicadermitis).[16]

Pharmakologische Wirkung: Es sind Vergiftungen bei der Anwendung größerer Dosen von Radix bzw. Oleum Angelicae zur Abtreibung bekannt.[12][13]

Verwendung

Kulinarische Verwendung

Das Öl aus Wurzeln und Samen ist Bestandteil von Kräuterlikören und Bitterschnäpsen, wie Boonekamp, Bénédictine und Chartreuse.[14] Kandierte Stängel werden als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren angeboten. Engelwurz ist auch Bestandteil des Schneeberger Schnupftabaks.[17] Mit den Früchten werden Wermutwein, Gin und Chartreuse aromatisiert.[17] Madaus nennt auch einen „Choleralikör“. Die Samen essen sie noch heute, bei den Grönländern sei sie nach Rikli fast die einzige pflanzliche Kost.

Verwendung in der Medizin

Verwendung finden vor allem die unterirdischen Pflanzenteile (als Droge Angelicae radix), die Bitterstoffe und ätherische Öle enthält, also zu den Amara-Drogen gehört. Alkoholische Auszüge oder Tees werden gegen Appetitlosigkeit[18], leichte Magen- und Darmkrämpfe, Völlegefühl und Blähungen[18] eingesetzt. Engelwurz wirkt karminativ, antimikrobiell bzw. antibiotisch[19] und regt die Magensaft- und Bauchspeicheldrüsen-Sekretion an.[20]

Arznei-Engelwurz könne bei Anorexia nervosa (Magersucht) verwendet werden.[18] In der Volksmedizin wird das ätherische Öl (als Droge Angelicae aetheroleum) aus den Wurzeln innerlich gegen Schlaflosigkeit und äußerlich gegen Rheuma[18] und Neuralgien angewendet. In größeren Mengen ist das ätherische Öl toxisch.[14] Die Pflanze könne als Antiseptikum der ableitenden Harnwege Behandlung von Zystitis (Harnblasenentzündung) unterstützen.[18]

Bei Wildsammlungen besteht eine Gefahr der Verwechslung mit anderen Doldenblütlern, etwa dem giftigen Gefleckten Schierling (Conium maculatum). Der kommerzielle Anbau erfolgt vorwiegend in Polen, den Niederlanden und Deutschland, in geringerem Ausmaß auch in Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz und Tschechien. Angebaut werden vornehmlich Landrassen, die der Varietät sativa der Unterart archangelica zugerechnet werden und die manchmal als eigene Art Angelica sativa bezeichnet wird. Die Ernte erfolgt in der Regel im Oktober und November des zweiten Anbaujahres nach Eintritt der Vegetationsruhe. Die Erträge liegen zwischen 2,5 und 4 Tonnen pro Hektar.[17]

Madaus empfiehlt besonders die frische, im Frühjahr gegrabene Wurzel der Pflanze, von ihm zitierte Autoren z. T. auch Kraut und Samen. Die Ärzte der Renaissance lobten die Hilfe der Engelwurz gegen die Pest, Paracelsus auch bei inneren Infektionen, als Herzmittel und bei Blähungen. Nach Lonicerus treibt sie Gift aus, wärmt u. a. bei Bauch- und Brustaffektionen, der Geruch soll das Herz stärken. Matthiolus schloss Fisteln mit dem Wurzelsaft. Hufeland verordnete Angelica bei Schwächezuständen während Typhus, Dysenterie, Peripneumonie und Nervenfiebern, Renner bei Hydrops, von Schwarz bei Febris puerperalis putrida, Clarus als Antiparalytikum und Stomachikum. Kneipp berichtet Erfolge bei Ruhr und Cholera, das Pulver reinige Magen und Darm, aber auch die Lunge und wirke wundheilend, bei Kolik[18], Unterbauchschmerzen, Hals- und Kehlkopfbeschwerden. Nach Leclerc helfen Aufguss oder Tinktur vor jeder Mahlzeit bei Appetitlosigkeit. Die Volksmedizin schätzt Engelwurz als schweißtreibendes, magenstärkendes, katarrh- und krampflösendes Mittel, in der Schweiz als Antidot und bei zähem Schleim.[21] Kommission E empfiehlt Angelicawurzel bei Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden. Die Tagesdosis beträgt 4,5 g Droge bzw. 10–20 Tropfen ätherisches Öl. Kontraindikationen und Interaktionen sind nicht bekannt. Die enthaltenen Furanocumarine wirken UV-sensibilisierend.[22]

Die Pflanze gelte als sputumlösend (auswurflösend) bei Husten, Bronchitis und Pleuritis (Brustfellentzündung), besonders in Verbindung mit Fieber, Erkältung und Influenza (Grippe). Arznei-Engelwurz eigne sich für Brustumschläge.[18]

Geschichte

Angelica – Angelica archangelica. Otto Brunfels 1537. Weitere historische Abbildungen: [23][24][25][26][27]

Als Pflanze der nördlichen Breitengrade, die in Island und Skandinavien schon früh als Gemüse angebaut wurde, war die Arznei-Engelwurz den antiken Autoren des Mittelmeerraumes nicht bekannt. Erstmals in einem Kräuterbuch erwähnt wurde sie als Angelica im nordeuropäischen Galgant-Gewürz-Traktat aus dem 14. Jahrhundert, das wohl fälschlich einem „Alexander Hispanus“ als Verfasser zugesprochenen wurde.[28] Dieser Galgant-Gewürz-Traktat gibt für die Arznei-Engelwurz folgende Wirkungen an:

  • Abwehr von „Zauber und Gift“
  • Reinigung der Brust (daher der Name „Brustwurz“)
  • Heilung von Bissen wütender Hunde
  • Verdauungsanregung.[29]

Eine gedruckte Abhandlung über die Arznei-Engelwurz erschien erstmals im Kleinen Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig. Brunschwygs Beschreibung zeugt davon, dass er mit dieser Arzneipflanze auch aus seiner Praxis vertraut war. Er unterschied zwischen der Arznei-Engelwurz und der Wald-Engelwurz, die er „bůchalter“ nannte:

„Angelica waſſer vom krut keyn alter philo[so]phus ſchriben iſt / darumb ſyn latinſcher namen von den tütſchen in übung iſt angelica. Aber in tütſcher zungen genant des heiligen geiſts wurtzlen von vilen bruſt wurtz / darumb dz es überflüſſig der bruſt bequem iſt / vnd iſt ein geſchlecht der meister wirtz von den latinſchen genant oſtrici. Aber angelica geſchlecht iſt zweyerley / wild vnd zam / krut vnd ſtengel in der leng ii. ellenbogen hoch. dz wild von den tütſchen bůchalter genant. […]“

Hieronymus Brunschwig: Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 20r[30][31]

In Bezug auf die Anwendung der Arznei-Engelwurz – hier speziell des Destillats aus den Wurzeln – folgte Brunschwig dem Galgant-Gewürz-Traktat.

Auch Paracelsus erwähnte wiederholt die therapeutischen Qualitäten der Engelwurz.[32] In Rezepten mit mehreren Bestandteilen empfahl er die Wurzel – insbesondere das aus der Wurzel destillierte Öl[33] – zur Behandlung von Schwindsucht („morbis siccis, seu phthisi“[34]), als Vorbeugemittel gegen ansteckende Krankheiten („infectiones aëreas internas & praeseruatiuum contra pestem“[35]), als Mittel gegen Schmerzen im Brustkorb („ad Icteritiam cordis, quo tumor non abit, sed dolor“[36]) sowie als Bestandteil eines „Winterweines“ („consilia medica“[37]). Er deutete die Engelwurz als Produkt einer „Transplantierung“ aus der Meisterwurz:

„… Ostricium iſt ein Erſter Sam / durch ſein Transplantierung aber wird Angelica geborn / vnd behalt auch ſein Samen“.[38]

Die „Väter der Botanik“ (Otto Brunfels, Hieronymus Bock und Leonhart Fuchs) knüpften an die Ausführungen aus dem Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig an und diskutierten weitschweifig, zu welcher Heilpflanze der Materia medica des Dioskurides die Arznei-Engelwurz wohl passen würde.[39][40][41][42]

Bis zur Mitte des 19. Jh. wurde die Wurzel zur Bereitung des Theriak und des „Spiritus theriacalis“ verwendet:

„Spiritus Angelicae compositus. Zusammengesetzter Angelicageist. Statt des Spiritus theriacalis. Nimm: Angelicawurzel ein Pfund [ca. 360 g], Baldrianwurzel, Wacholderbeeren, von jedem drei Unzen [ca. 90 g]. Nachdem sie zerschnitten, zerstoßen und in die Destillierblase gebracht sind, füge hinzu rectifizierten Weingeist sechs Pfund [ca. 2160 g], gemeines Wasser, soviel als hinreichend. Nach einer Maceration von 24 Stunden sollen sechs Pfund überdestillieren, in welchen eine und eine halbe Unze [ca. 45 g] Campher gelöst werden. Filtriere. Er sei farblos und klar.“

Karl Friedrich Mohr: Commentar zur preussischen Pharmakopoe (6. Aufl.), Braunschweig 1854, Bd. II, S. 289[43]

In den Jahren 1842/43 entdeckte der Münchner Pharmakologe Ludwig Andreas Buchner die Angelicasäure und stellt durch Verseifen des Angelicabalsams das Angelicin dar.

Im Jahre 1990 veröffentlichte die Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes eine (Negativ-)Monographie über Engelwurz-Früchte und -Kraut sowie eine (Positiv-)Monographie über Engelwurz-Wurzeln.

Quellen zur Analyse der Inhaltsstoffe der Engelwurz
  • Johann Friedrich John. Chemische Tabellen der Pflanzenanalysen. J. L. Schrag, Nürnberg 1814, S. 17 (Tabelle IV) (Digitalisat)
  • Christian Friedrich Bucholz und Rudolph Brandes: Analyse der lufttrockenen Angelikawurzel (Angelica Archangelica) . In: Johann Bartholomäus Trommsdorff. Neues Journal der Pharmacie, Band I (1817), Stück 2, S. 138–188 (Digitalisat)
  • Ludwig Andreas Buchner: Neue chemische Untersuchungen der Angelica-Wurzel. In: Repertorium für die Pharmacie. Nürnberg, Band LXXVI (1842), S. 145–178 (Digitalisat)
  • Ludwig Andreas Buchner: Über eine eigentümliche flüchtige Säure aus der Angelicawurzel. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Heidelberg, Band XLII (1842), S. 226–233 (Digitalisat)
  • H. Meyer und D. Zenner: Über die flüchtigen Säuren in der Angelica officinalis. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Heidelberg, Band LV (1845). S. 317–330 (Digitalisat)
  • Jonathan Pereira’s: Handbuch der Heilmittellehre. Nach dem Standpunkte der deutschen Medicin bearbeitet von Rudolf Buchheim. Leopold Voß, Leipzig 1846–48, Band II 1848, S. 505–507 (Digitalisat)
  • Leopold Gmelin: Handbuch der Chemie. Heidelberg, Band V (1852), S. 496–499: Angelikasäure (Digitalisat)
  • August Husemann und Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 813–815 Angelicasäure, Angelicin und Angelicabitter (Digitalisat); S. 1130: Angelicaöl (Digitalisat)
  • Theodor Husemann: Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. 2 Bände, Springer, Berlin 1873–1875. 2. Aufl., Springer, Berlin 1883, Band II, S. 961–962 (Digitalisat)

Trivialnamen

Für die Arznei-Engelwurz gibt es, zum Teil nur regional, neben anderen auch die Trivialnamen Angelika, Norwegisch Angelik, Zam Angelik, Angilje, Angolkenwörtel (Altmark), Argelkleinwurzel (Rendsburger Apotheke), Artelkleewurzel (Rendsburger Apotheke), Brustwurz, Brustwurzel, Buchhalter, Cholerawurzel, Dreieinigkeitswurzel, Engelwurtz (mittelhochdeutsch), Gartenangelik (Schweiz), Geilwurzel (Rendsburger Apotheke), Geistwurzel (Schlesien), Giftwürze (Schweiz), Gölk (Altmark), Glückenwurzel (Rendsburger Apotheke), Glüthenwurzel (Rendsburger Apotheke), Heiliggeistwurzel, Heiligenwurzel, Heiligengeistwurzel (St. Gallen), Ledepipenkrawt, Lidtpfeiffenkraut, Luftwurzel (Schlesien) und Theriakwurzel.[44][45]

Literatur

  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4 (Abschnitt Beschreibung).
  • Johannes Gottfried Mayer. Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift. In: Gundolf Keil (Hrsg.): Würzburger Fachprosastudien (Festschrift Michael Holler). Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, S. 156–177.
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001. ISBN 3-494-01327-6 CD-ROM (Abschnitte Beschreibung und Vorkommen)
  • Erich Fürchtegott Heeger: Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaues. 2. Auflage. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1989, ISBN 3-331-00191-0.
  • Paul Seitz: Die Gartenapotheke. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06175-2.
  • Rainer Schunk: Heilkraft aus Heilpflanzen. Kaulfuss, Abtswind 1994, ISBN 3-922019-04-8.

Weblinks

 Commons: Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Arznei-Engelwurz. In: FloraWeb.de.
  2. 2,0 2,1 2,2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN  3-8001-3131-5, S. 718.
  3. Angelica archangelica bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  4. Angelica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 20. Mai 2018.
  5. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  6. Angelica archangelica bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 17. September 2013.
  7. 7,0 7,1 7,2 R. Hand (2011): Apiaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Angelica
  8. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  9. Eckhard Garve: Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. In: Landschaftspflege und Naturschutz in Niedersachsen. 43, 2007, S. 35, ISSN 0933-1247
  10. H. Henker, H. Kiesewetter: Erstnachweise kritischer Pflanzensippen für Mecklenburg-Vorpommern.In: Botanischer Rundbrief für Mecklenburg-Vorpommern. 41, 2006, S. 5–20 (zitiert in Garve 2007).
  11. Martin Scheuerer, Wolfgang Diewald, Wolfgang Ahlmer, Franz Leibl & Carsten Rüther: Liste der Gefäßpflanzen im Landkreis Straubing-Bogen. In: Der Bayerische Wald, 23. Jahrgang (Neue Folge) Heft 1+2 / Februar 2011
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere. 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
  13. 13,0 13,1 13,2 13,3 Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6. Andreas Alberts, Peter Mullen: Giftpflanzen in Natur und Garten. Bestimmung, Giftwirkung, Erste Hilfe. Extra: Giftige Zimmerpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09550-9.
  14. 14,0 14,1 14,2 Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002 ISBN 3-8047-1854-X, S. 38–41.
  15. .Angelica archangelica. In: awl.ch. (abgerufen 29. Juli 2008).
  16. Walther Kern, Paul Heinz List, Ludwig Hörhammer: Chemikalien und Drogen (AM–CH). 4. Auflage. Springer 1972 (Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Band 3)
  17. 17,0 17,1 17,2 Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Ulmer, Stuttgart 2006 ISBN 978-3-8001-3203-4 (Handbuch des Pflanzenbaus. Band 4), S. 595–599.
  18. 18,0 18,1 18,2 18,3 18,4 18,5 18,6 David Hoffmann: Natürlich gesund – Kräutermedizin. Über 200 Kräuter und Heilpflanzen und ihre Wirkung auf die Gesundheit. Hrsg.: Element Books. 1. Auflage. Element Books, Shaftesbury, England, Vereinigtes Königreich 1996, Teil Drei: Das Pflanzenverzeichnis, S. 60 (256 S., english: The Complete Illustrated Holistic Herbal. Shaftesbury, England 1996. Übersetzt von Mosaik Verlag).
  19. Franz Mauermann: Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit. In: Sepp Domandl (Hrsg.): Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer. Wien 1975, S. 133–142; hier: S. 140 f.
  20. Hans-Peter Dörfler, Gerhard Roselt: Heilpflanzen. Urania Verlag, Leipzig, September 1984, ISBN 3-432-94291-5 (Enke), ISBN 3-423-03269-3 (dtv)
  21. Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band I. Olms, Hildesheim / New York 1976, ISBN 3-487-05890-1, S. 526–533 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
  22. Heinz Schilcher (Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie. 5. Auflage. Urban & Fischer, München 2016, ISBN 978-3-437-55344-8, S. 53–54.
  23. Vitus Auslasser 1479. Angelica (Bildlink)
  24. Leonhart Fuchs 1543 Zam Angelik - Angelica archangelica. (Bildlink)
  25. Leonhart Fuchs 1543 Wild Angelik - Angelica sylvestris. (Bildlink)
  26. Hieronymus Bock 1546. Angelika - Angelica archangelica. (Bildlink)
  27. Hieronymus Bock 1546 Wild Angelik - Angelica sylvestris. (Bildlink)
  28. Ute Mauch: Ein mittelalterliches Kräuterbuch aus dem 14. Jahrhundert, eine neue Version des lateinischen Macer? In: Gesnerus. Band 63, 2006, S. 181–208, hier: S. 190.
  29. Galgant-Gewürz-Traktat in deutscher (alemannischer) Übersetzung: Heidelberg. Cpg 620. Südwestdeutschland, 15. Jh. Blatt 92v-93r (Digitalisat)
  30. Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Blatt 20r-20v Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat
  31. Johannes Gottfried Mayer: Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift. In: Würzburger Fachprosa-Studien, Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut. Festschrift Michael Holler zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Gundolf Keil und redigiert von Johannes G. Mayer sowie Christian Naser, Würzburg 1995 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 38), S. 156–177
  32. Franz Mauermann: Angelica archangelica L. Eine wenig beachtete antibiotisch wirkende Heilpflanze aus paracelsischer Zeit. In: Sepp Domandl (Hrsg.): Paracelsus Werk und Wirkung. Festschrift für Kurt Goldammer. Wien 1975, S. 133–142 (Mauermann schreibt korrekt über die geographische Verbreitung von Angelica archangelica. Die erste Erwähnung der Engelwurz als Heilpflanze schreibt er jedoch Paracelsus und Leonhart Fuchs zu.)
  33. Huser-Ausgabe, Band III, S. 348: „Pro cordis Icteritia: Ea descriptione tumor non abit sed dolor. Olei angelicae: Si Angelica per Balneum maris destillatur, postea tundatur radix, eius tum Angelica in ea decoquitur cum vino albo, netz ein Tüchlein / leg sie auff / donec albescit corpus“. (Digitalisat)
  34. Huser-Ausgabe, Band III, S. 385 Paragraphorum liber quintus. De morbis siccis, seu phthisi. … Cura …(Ditalisat)
  35. Huser-Ausgabe, Band VII, S. 380 Alia scholia in librum secvndvm de gradibus. Caput primum (Digitalisat)
  36. Huser-Ausgabe, Band III, S. 347–348 De Icteritiis liber (Digitalisat)
  37. Huser-Ausgabe, Band V, S. 124 Consilia medica (Digitalisat)
  38. Huser-Ausgabe der Chirurgischen Bücher, Basel 1605, S. 267 (Digitalisat), S. 633 … (Digitalisat)
  39. Otto Brunfels. Contrafeyt Kreüterbuch. Straßburg 1532, S. 318, Text (Digitalisat)
  40. Otto Brunfels. Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs. Straßburg 1537, S. 120, Abbildung (Digitalisat)
  41. Hieronymus Bock. New Kreütter Buch. Straßburg 1539, Buch I, Cap. 140 (Digitalisat)
  42. Leonhardt Fuchs. New Kreütterbuch. Straßburg 1543, Cap. 43 (Digitalisat)
  43. K.F. Mohr 1854, Band II, S. 289 (Digitalisat)
  44. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 38, online.
  45. Johannes G. Mayer: Die ersten gedruckten Kräuterbücher und das Angelika-Wasser der Donaueschinger Taulerhandschrift. In: Würzburger Fachprosa-Studien. Beiträge zur mittelalterlichen Medizin-, Pharmazie- und Standesgeschichte aus dem Würzburger medizinhistorischen Institut. Würzburg 1995 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 38), S. 156–177; hier: S. 157.
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