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Cognition based Medicine: Unterschied zwischen den Versionen

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(lest doch erst mal Artikel wie Erkenntnistheorie oder Gestaltpsychologie bevor so ein Unsinn geschrieben wird.)
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Als '''Cognition based Medicine CBM''' (''erkenntnisbasierte Medizin'') wird ein dem Prinzip des so genannten "Goldstandards RTC" (= [[Randomized Controlled Trial|randomisiert-kontrollierte Studien]]) der [[evidenzbasierte Medizin|evidenzbasierten Medizin]] (evidence based medicine) konträres oder dieses nach Ansicht ihrer Befürworter, erweiterndes methodologisches System oder Modell vorgeschlagen. Seine Anwendung soll unterstellte oder tatsächliche Schwächen der evidenzbasierten Medizin verringern, indem es diese um andere Erkenntnisquellen ergänzt. Anlass für die Entwicklung dieser Forschungsmethode war eine Anfrage des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dem an der Klärung des  Begriffs des „anderen wissenschaftlichen Erkenntnismaterials“ im bundesdeutschen Arzneimittelgesetz lag: Ob es sich dabei um sonstiges Erkenntnismaterial neben der üblichen randomisierten klinischen Studie handle oder um „anderes Erkenntnismaterial“ im tieferen Sinne von "aufbauend auf anderer Erkenntnis".<ref>H. Kiene (2001), ''Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung'', Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 1.</ref>
Als '''Cognition based Medicine CBM''' (''erkenntnisbasierte Medizin'') wird von Vertretern der [[anthroposophische Medizin|anthroposophischen Heilkunde]] ein dem Prinzip des Goldstandards RTC der [[evidenzbasierte Medizin|evidenzbasierten Medizin]] (evidence based medicine) konträres oder dieses nach Ansicht ihrer Befürworter, erweiterndes methodologisches System oder Modell vorgeschlagen, deren Anwendung unterstellte oder tatsächliche Schwächen der evidenzbasierten Medizin verringern soll. Insbesondere solle es im Bereich komplementärer oder alternativmedizinischer Heilverfahren zum Einsatz kommen, bei denen ein Wirksamkeitsnachweis wissenschaftlich nicht gezeigt werden konnte. So soll die Anwendung der CBM dazu führen, dass Aussagen über Einzelpatienten und ihr 'outcome' als ''singuläre Kausalerkenntnis'' höher bewertet werden als dies in der evidenzbasierten Medizin bei kontrollierten Einzelfallstudien oder Fallberichten der Fall wäre. Weitere Erkenntnis wäre durch die Erfassung von einer größeren Anzahl von auf diesem Wege erhaltenen Daten an einer Kohorte. CBM-konforme Studiendesigns sowie die Verschmelzung von CBM-EBM sind das Ziel der Bestrebungen der Anhänger dieses Ansatzes.
 
  
Die CBM beruft sich auf Arbeiten von [[Karl Duncker]] zur Gestalttheorie aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts <ref> Duncker Karl, Zur Psychologie des produktiven Denkens, 1935</ref> und geht auf den Arzt und [[Anthroposophie|Anthroposophen]] Helmut Kiene zurück. Die Arbeiten Dunckers, insbesondere die gestaltpsychologische Theorie der visuellen Wahrnehmung, geht insbesondere nach den Forschungen von [[Wolfgang Köhler (Psychologe)|Wolfgang Köhler]] auf falsche Annahmen der Gehirnorganisation zurück.
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==Ursprünge und Grundzüge der CBM==
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Die CBM geht auf den Arzt und [[Anthroposophie|Anthroposophen]] Helmut Kiene zurück und beruft sich auf Arbeiten des [[Gestalttheorie|Gestaltpsychologen]] [[Karl Duncker]] <ref> Duncker Karl, Zur Psychologie des produktiven Denkens, 1935</ref> über "phänomenale Kausalität". Sie stellt die These auf, dass nicht nur aus kontrollierten Studien mit großen Fallzahlen, sondern auch aus dem Einzelfall gültige Aussagen über die Wirksamkeit bestimmter Eingriffe oder Verfahrensweisen möglich sind, und zwar im Wege des Erkennens offenkundiger Kausalzusammenhänge nach bestimmten Regeln. Dieses Kausalerkennen liege auch tatsächlich dem größeren Teil der heute praktizierten ärztlichen Interventionen zugrunde.
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Beispiel: Die Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit des Luftröhrenschnitts bei einem Zuschwellen des Rachens, an dem der
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betroffene Mensch ansonsten ersticken müsste, erfordert keinen Wirksamkeitsnachweis durch Reproduzieren oder gar durch randomisierte Studien mit unbehandelter Kontrollgruppe und dergleichen, sondern ergibt sich aus der genauen Kenntnis der anatomischen Verhältnisse und Zusammenhänge in der Halsregion (Kehlkopf, Schilddrüse, Muskeln, Blutgefäße und Nervenverläufe) und einer diesen Verhältnissen entsprechenden fachkundigen Ausführung des Schnitts. <ref>Beispiel aus: H. Kiene (2001), ''Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung'', Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 29.</ref>
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Wenn nun für die verschiedenen Arten des Erkennens von Kausalzusammenhängen klare wissenschaftliche Regeln für die Anwendung auf den Einzelfall entwickelt werden, was sich die CBM zur Aufgabe macht, dann können Aussagen über Einzelpatienten und die Wirksamkeit ihrer Behandlung (ihr 'outcome') in vielen Bereichen mit gleicher Verlässlichkeit und Gültigkeit getroffen werden, wie dies in der evidenzbasierten Medizin mit randomisierten Studien mit großer Fallzahl, Kontrollgruppe usw. der Fall wäre. Die CBM sieht sich diesbezüglich nicht als Ersatz für die Evidenzbasierte Medizin, sondern als ergänzendes Verfahren. CBM-konforme Studiendesigns sowie die Verschmelzung von CBM-EBM sind das Ziel der Bestrebungen der Anhänger dieses Ansatzes. Insbesondere soll die CBM auch im Bereich komplementärer oder alternativmedizinischer Heilverfahren zum Einsatz kommen, bei denen ein Wirksamkeitsnachweis mit den gängigen wissenschaftlichen Verfahren bisher nicht gezeigt werden konnte.
  
 
==Kritik an der CBM==
 
==Kritik an der CBM==
*Die CBM erlaubt auf Kollektive bezogene Aussagen die im Public-Health Bereich Relevanz hätten, nur als Ergänzung zur evidenzbasierten prospektiven kontrollierten Studie.  
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*Nach Auffassung ihrer Kritiker erlaubt die CBM auf Kollektive bezogene Aussagen, die im Public-Health Bereich Relevanz hätten, nur als Ergänzung zur evidenzbasierten prospektiven kontrollierten Studie.  
 
*Die Wirksamkeit eines medizinischen Verfahrens ist ausdrücklich an die beobachtende Person gekoppelt. Der Einfluss des Beobachters auf das beobachtete Geschehen wird nicht als Störung sondern als Bereicherung angesehen.
 
*Die Wirksamkeit eines medizinischen Verfahrens ist ausdrücklich an die beobachtende Person gekoppelt. Der Einfluss des Beobachters auf das beobachtete Geschehen wird nicht als Störung sondern als Bereicherung angesehen.
*Das Prinzip der CBM hat außerhalb anthroposophischer Kreise keine Beachtung gefunden.
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
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*Kiene H (2001): ''Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung'', Berlin-Heidelberg-New York: Springer
 
*Kiene H: Was ist Cognition-based Medicine? Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. 2005(99):301-6. Link: [http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/HK05_2.pdf]
 
*Kiene H: Was ist Cognition-based Medicine? Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. 2005(99):301-6. Link: [http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/HK05_2.pdf]
 
*Walach H, Circular instead of hierarchical: methodological principles for the evaluation of complex interventions, BMC Medical Research Methodology 2006, 6:29
 
*Walach H, Circular instead of hierarchical: methodological principles for the evaluation of complex interventions, BMC Medical Research Methodology 2006, 6:29
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*[http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/CBM_Buch.pdf Kiene H: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung (PDF)] (1,49 MB)
 
*[http://www.ifaemm.de/Abstract/PDFs/CBM_Buch.pdf Kiene H: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung (PDF)] (1,49 MB)
  
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[[Kategorie:Skeptikerbewegung]]
 
[[Kategorie:Anthroposophie]]
 
[[Kategorie:Anthroposophie]]

Version vom 23. Oktober 2012, 11:28 Uhr

Als Cognition based Medicine CBM (erkenntnisbasierte Medizin) wird ein dem Prinzip des so genannten "Goldstandards RTC" (= randomisiert-kontrollierte Studien) der evidenzbasierten Medizin (evidence based medicine) konträres oder dieses nach Ansicht ihrer Befürworter, erweiterndes methodologisches System oder Modell vorgeschlagen. Seine Anwendung soll unterstellte oder tatsächliche Schwächen der evidenzbasierten Medizin verringern, indem es diese um andere Erkenntnisquellen ergänzt. Anlass für die Entwicklung dieser Forschungsmethode war eine Anfrage des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dem an der Klärung des Begriffs des „anderen wissenschaftlichen Erkenntnismaterials“ im bundesdeutschen Arzneimittelgesetz lag: Ob es sich dabei um sonstiges Erkenntnismaterial neben der üblichen randomisierten klinischen Studie handle oder um „anderes Erkenntnismaterial“ im tieferen Sinne von "aufbauend auf anderer Erkenntnis".[1]

Ursprünge und Grundzüge der CBM

Die CBM geht auf den Arzt und Anthroposophen Helmut Kiene zurück und beruft sich auf Arbeiten des Gestaltpsychologen Karl Duncker [2] über "phänomenale Kausalität". Sie stellt die These auf, dass nicht nur aus kontrollierten Studien mit großen Fallzahlen, sondern auch aus dem Einzelfall gültige Aussagen über die Wirksamkeit bestimmter Eingriffe oder Verfahrensweisen möglich sind, und zwar im Wege des Erkennens offenkundiger Kausalzusammenhänge nach bestimmten Regeln. Dieses Kausalerkennen liege auch tatsächlich dem größeren Teil der heute praktizierten ärztlichen Interventionen zugrunde.

Beispiel: Die Zweckmäßigkeit und Wirksamkeit des Luftröhrenschnitts bei einem Zuschwellen des Rachens, an dem der betroffene Mensch ansonsten ersticken müsste, erfordert keinen Wirksamkeitsnachweis durch Reproduzieren oder gar durch randomisierte Studien mit unbehandelter Kontrollgruppe und dergleichen, sondern ergibt sich aus der genauen Kenntnis der anatomischen Verhältnisse und Zusammenhänge in der Halsregion (Kehlkopf, Schilddrüse, Muskeln, Blutgefäße und Nervenverläufe) und einer diesen Verhältnissen entsprechenden fachkundigen Ausführung des Schnitts. [3]

Wenn nun für die verschiedenen Arten des Erkennens von Kausalzusammenhängen klare wissenschaftliche Regeln für die Anwendung auf den Einzelfall entwickelt werden, was sich die CBM zur Aufgabe macht, dann können Aussagen über Einzelpatienten und die Wirksamkeit ihrer Behandlung (ihr 'outcome') in vielen Bereichen mit gleicher Verlässlichkeit und Gültigkeit getroffen werden, wie dies in der evidenzbasierten Medizin mit randomisierten Studien mit großer Fallzahl, Kontrollgruppe usw. der Fall wäre. Die CBM sieht sich diesbezüglich nicht als Ersatz für die Evidenzbasierte Medizin, sondern als ergänzendes Verfahren. CBM-konforme Studiendesigns sowie die Verschmelzung von CBM-EBM sind das Ziel der Bestrebungen der Anhänger dieses Ansatzes. Insbesondere soll die CBM auch im Bereich komplementärer oder alternativmedizinischer Heilverfahren zum Einsatz kommen, bei denen ein Wirksamkeitsnachweis mit den gängigen wissenschaftlichen Verfahren bisher nicht gezeigt werden konnte.

Kritik an der CBM

  • Nach Auffassung ihrer Kritiker erlaubt die CBM auf Kollektive bezogene Aussagen, die im Public-Health Bereich Relevanz hätten, nur als Ergänzung zur evidenzbasierten prospektiven kontrollierten Studie.
  • Die Wirksamkeit eines medizinischen Verfahrens ist ausdrücklich an die beobachtende Person gekoppelt. Der Einfluss des Beobachters auf das beobachtete Geschehen wird nicht als Störung sondern als Bereicherung angesehen.

Literatur

  • Kiene H (2001): Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung, Berlin-Heidelberg-New York: Springer
  • Kiene H: Was ist Cognition-based Medicine? Z. ärztl. Fortbild. Qual. Gesundh.wes. 2005(99):301-6. Link: [1]
  • Walach H, Circular instead of hierarchical: methodological principles for the evaluation of complex interventions, BMC Medical Research Methodology 2006, 6:29
  • Kienle, Gunver; Karutz, Markus; Matthes, Harald; Matthiessen, Peter; Petersen, Peter; Kiene, Helmut: Evidenzbasierte Medizin: Konkurs der ärztlichen Urteilskraft? Deutsches Ärzteblatt 100, Ausgabe 33 vom 15. August 2003.

Weblinks

Quellen

  1. H. Kiene (2001), Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung, Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 1.
  2. Duncker Karl, Zur Psychologie des produktiven Denkens, 1935
  3. Beispiel aus: H. Kiene (2001), Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung, Berlin/Heidelberg/New York: Springer, S. 29.