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Organon der Heilkunst: Unterschied zwischen den Versionen

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Schon für die erste Auflage hatte Hahnemann Fragmente aus seinen bisher veröffentlichten Schriften benutzt. Zur Vorbereitung der folgenden Auflagen nahm er jeweils ein Exemplar, ergänzte einige Sätze, strich andere und klebte Zettel mit gänzlich neuen Paragraphen ein. Dabei hatte er nie genügend Zeit am Stück, um ein Werk aus einem Guss zu schaffen. Daher hat das Organon in den späteren Auflagen eine Flickenteppich-Struktur. Innerhalb eines einzigen Satzes gibt es mitunter Teile, die zwanzig Jahre älter sind als der Rest und unterschiedliche, sich überlappende Entwicklungsstränge wiedergeben. Deswegen ist es möglich, dass sich heutige Anhänger mit unterschiedlichen Ansichten auf ein und dasselbe Werk Hahnemanns berufen.<ref name="Wischner">Matthias Wischner: ''Kleine Geschichte der Homöopathie'', Forum Homöopathie, KVC Verlag Essen 2004, ISBN 3-933351-41-3</ref>
 
Schon für die erste Auflage hatte Hahnemann Fragmente aus seinen bisher veröffentlichten Schriften benutzt. Zur Vorbereitung der folgenden Auflagen nahm er jeweils ein Exemplar, ergänzte einige Sätze, strich andere und klebte Zettel mit gänzlich neuen Paragraphen ein. Dabei hatte er nie genügend Zeit am Stück, um ein Werk aus einem Guss zu schaffen. Daher hat das Organon in den späteren Auflagen eine Flickenteppich-Struktur. Innerhalb eines einzigen Satzes gibt es mitunter Teile, die zwanzig Jahre älter sind als der Rest und unterschiedliche, sich überlappende Entwicklungsstränge wiedergeben. Deswegen ist es möglich, dass sich heutige Anhänger mit unterschiedlichen Ansichten auf ein und dasselbe Werk Hahnemanns berufen.<ref name="Wischner">Matthias Wischner: ''Kleine Geschichte der Homöopathie'', Forum Homöopathie, KVC Verlag Essen 2004, ISBN 3-933351-41-3</ref>
  
In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der späteren Auflagen wird das „Organon“ oft als ''„Bibel der Homöopathie“'' bezeichnet.<ref>[[wikipedia-de:Robert Jütte|Robert Jütte(w)]]: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute''. C.H. Beck Verlag, München 1996. ISBN 3-406-40495-2, S. 181</ref> Die fünfte Auflage ist unter anderem gekennzeichnet durch verschiedene [[wikipedia-de:Ehrdelikt|Verbalinjurien (w)]] Hahnemanns sowohl gegen andere Ärzte als auch gegen ihm nicht treu ergebene Homöopathen.<ref name="Wischner" />
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In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der späteren Auflagen wird das „Organon“ oft als ''„Bibel der Homöopathie“'' bezeichnet.<ref>[[Robert Jütte|Robert Jütte]]: ''Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute''. C.H. Beck Verlag, München 1996. ISBN 3-406-40495-2, S. 181</ref> Die fünfte Auflage ist unter anderem gekennzeichnet durch verschiedene [[Wikipedia:Ehrdelikt|Verbalinjurien ]] Hahnemanns sowohl gegen andere Ärzte als auch gegen ihm nicht treu ergebene Homöopathen.<ref name="Wischner" />
  
 
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* Die erste Auflage erschien 1810 in Dresden, noch unter dem Titel ''Organon der rationellen Heilkunde''.
 
* Die erste Auflage erschien 1810 in Dresden, noch unter dem Titel ''Organon der rationellen Heilkunde''.
* Die vierte Auflage erschien 1829. In ihr ist noch nicht von [[wikipedia-de:Lebenskraft|Lebenskraft (w)]] oder -princip die Rede, wie in den folgenden Auflagen, sondern vom Befinden bzw. Menschenbefinden, auf das homöopathische Arzneien einwirken könnten.
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* Die vierte Auflage erschien 1829. In ihr ist noch nicht von [[Wikipedia:Lebenskraft|Lebenskraft ]] oder -princip die Rede, wie in den folgenden Auflagen, sondern vom Befinden bzw. Menschenbefinden, auf das homöopathische Arzneien einwirken könnten.
 
* Die letzte zu Hahnemanns Lebzeiten erschienene Auflage war die fünfte von 1833.
 
* Die letzte zu Hahnemanns Lebzeiten erschienene Auflage war die fünfte von 1833.
 
* Eine sechste und letzte Auflage hat Hahnemann handschriftlich fertiggestellt, sie wurde aber erst lange nach seinem Tod veröffentlicht, nämlich 1921 von Richard Haehl.<ref>Samuel Hahnemann: ''Organon der Heilkunde. Aude sapere.'' Nach der handschriftlichen Neubearbeitung Hahnemanns für die 6. Aufl. hrsg. und mit Vorwort versehen von Richard Haehl, Leipzig 1921; Neudruck, hrsg. von Herbert Sigwart und Ulrich Welte, Blansingen 1984; Nachdruck, deklariert als 2. Aufl., ebenda 1987.</ref> Seitdem gilt die sechste Auflage des "Organon" als das maßgebliche Grundlagenwerk der Homöopathie. 1992 ist eine textkritische Ausgabe dieser letzten Auflage erschienen. Danach entspricht Haehls Manuskriptabschrift aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Hahnemanns Vorstellungen. Vermutlich wollte Hahnemann eine um die lange Einleitung gekürzte und wesentlich schlankere Fassung herausbringen.<ref name="Wischner" />
 
* Eine sechste und letzte Auflage hat Hahnemann handschriftlich fertiggestellt, sie wurde aber erst lange nach seinem Tod veröffentlicht, nämlich 1921 von Richard Haehl.<ref>Samuel Hahnemann: ''Organon der Heilkunde. Aude sapere.'' Nach der handschriftlichen Neubearbeitung Hahnemanns für die 6. Aufl. hrsg. und mit Vorwort versehen von Richard Haehl, Leipzig 1921; Neudruck, hrsg. von Herbert Sigwart und Ulrich Welte, Blansingen 1984; Nachdruck, deklariert als 2. Aufl., ebenda 1987.</ref> Seitdem gilt die sechste Auflage des "Organon" als das maßgebliche Grundlagenwerk der Homöopathie. 1992 ist eine textkritische Ausgabe dieser letzten Auflage erschienen. Danach entspricht Haehls Manuskriptabschrift aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Hahnemanns Vorstellungen. Vermutlich wollte Hahnemann eine um die lange Einleitung gekürzte und wesentlich schlankere Fassung herausbringen.<ref name="Wischner" />
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:* Matthias Wischner: ''Organon-Kommentar''. KVC-Verlag, Essen 2001/2005.
 
:* Matthias Wischner: ''Organon-Kommentar''. KVC-Verlag, Essen 2001/2005.
:* [[wikipedia-de:James Tyler Kent|James Tyler Kent(w)]]: ''Kent’s Organon-Kommentar''. Übersetzt von Max Tiedemann. Verlag des Niedersächsischen Institut für homöopathische Medizin e. V., Celle 1994.
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:* [[Wikipedia:James Tyler Kent|James Tyler Kent]]: ''Kent’s Organon-Kommentar''. Übersetzt von Max Tiedemann. Verlag des Niedersächsischen Institut für homöopathische Medizin e. V., Celle 1994.
 
*Sprachliche Bearbeitungen:
 
*Sprachliche Bearbeitungen:
 
:* Theo Raspe: ''Hahnemann’s Organon. Kurzgefaßt, in heutiger Sprache'', Barthel & Barthel, Schäftlarn 1996.
 
:* Theo Raspe: ''Hahnemann’s Organon. Kurzgefaßt, in heutiger Sprache'', Barthel & Barthel, Schäftlarn 1996.

Aktuelle Version vom 21. September 2021, 20:18 Uhr

Das Organon der Heilkunst (lat.: organum Werkzeug) ist ein Werk Samuel Hahnemanns und das Grundlagenwerk der Homöopathie. Zu Hahnemanns Lebzeiten erschienen insgesamt fünf deutsche Auflagen, von denen jede teilweise erhebliche Überarbeitungen aufwies. Die fünfte Auflage wurde mehrfach auf deutsch wiederaufgelegt. Eine sechste durch Hahnemann noch persönlich überarbeitete Auflage erschien erst 1921, mehr als 75 Jahre nach dessen Tod, das erste Mal. Auch diese wurde inzwischen mehrfach auf deutsch wiederaufgelegt. Daneben wurde das Buch in mindestens zehn Sprachen, darunter englisch, französisch und spanisch übersetzt und hatte auch in diesen Sprachen mehrere Auflagen.[1]

Schon für die erste Auflage hatte Hahnemann Fragmente aus seinen bisher veröffentlichten Schriften benutzt. Zur Vorbereitung der folgenden Auflagen nahm er jeweils ein Exemplar, ergänzte einige Sätze, strich andere und klebte Zettel mit gänzlich neuen Paragraphen ein. Dabei hatte er nie genügend Zeit am Stück, um ein Werk aus einem Guss zu schaffen. Daher hat das Organon in den späteren Auflagen eine Flickenteppich-Struktur. Innerhalb eines einzigen Satzes gibt es mitunter Teile, die zwanzig Jahre älter sind als der Rest und unterschiedliche, sich überlappende Entwicklungsstränge wiedergeben. Deswegen ist es möglich, dass sich heutige Anhänger mit unterschiedlichen Ansichten auf ein und dasselbe Werk Hahnemanns berufen.[2]

In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der späteren Auflagen wird das „Organon“ oft als „Bibel der Homöopathie“ bezeichnet.[3] Die fünfte Auflage ist unter anderem gekennzeichnet durch verschiedene Verbalinjurien Hahnemanns sowohl gegen andere Ärzte als auch gegen ihm nicht treu ergebene Homöopathen.[2]

Inhalt

Das Organon der Heilkunst besteht in der sechsten Auflage von 1842 aus zwei Vorworten, einer Einleitung und 291 Paragraphen, in denen die Prinzipien des Heilens und der Homöopathie dargestellt werden. In der Einleitung und zahlreichen Fußnoten zu den Paragraphen wird die Homöopathie der bisherigen Medizin gegenübergestellt und als die einzige „rationelle Heilkunst“ dargestellt.

Auflagen

  • Die erste Auflage erschien 1810 in Dresden, noch unter dem Titel Organon der rationellen Heilkunde.
  • Die vierte Auflage erschien 1829. In ihr ist noch nicht von Lebenskraft oder -princip die Rede, wie in den folgenden Auflagen, sondern vom Befinden bzw. Menschenbefinden, auf das homöopathische Arzneien einwirken könnten.
  • Die letzte zu Hahnemanns Lebzeiten erschienene Auflage war die fünfte von 1833.
  • Eine sechste und letzte Auflage hat Hahnemann handschriftlich fertiggestellt, sie wurde aber erst lange nach seinem Tod veröffentlicht, nämlich 1921 von Richard Haehl.[4] Seitdem gilt die sechste Auflage des "Organon" als das maßgebliche Grundlagenwerk der Homöopathie. 1992 ist eine textkritische Ausgabe dieser letzten Auflage erschienen. Danach entspricht Haehls Manuskriptabschrift aller Wahrscheinlichkeit nach nicht Hahnemanns Vorstellungen. Vermutlich wollte Hahnemann eine um die lange Einleitung gekürzte und wesentlich schlankere Fassung herausbringen.[2]
  • Neu herausgegeben und stilistisch völlig überarbeitet wurde die 6. Auflage durch den Apotheker Kurt Hochstetter als Ausgabe 6B und erschien als 2. Auflage 1978 in Heidelberg.

Digitale Volltextausgaben

Literatur

  • Samuel Hahnemann, J. M. Schmidt (Hrsg.): Organon der Heilkunst. Standardausgabe der 6. Auflage. Haug, Heidelberg 1996/1999.
  • Samuel Hahnemann, B. Luft, M. Wischner (Hrsg.): Organon-Synopse. Die 6 Auflagen von 1810–1842 im Überblick. Haug, Heidelberg 2001.
  • Jacques Baur, Wolfgang Schweitzer: Ein Buch geht um die Welt. Die kleine Geschichte des Organon des Dr. Ch. F. Samuel Hahnemann. Haug, Heidelberg 1979.
  • Kommentare:
  • Matthias Wischner: Organon-Kommentar. KVC-Verlag, Essen 2001/2005.
  • James Tyler Kent: Kent’s Organon-Kommentar. Übersetzt von Max Tiedemann. Verlag des Niedersächsischen Institut für homöopathische Medizin e. V., Celle 1994.
  • Sprachliche Bearbeitungen:
  • Theo Raspe: Hahnemann’s Organon. Kurzgefaßt, in heutiger Sprache, Barthel & Barthel, Schäftlarn 1996.
  • Ulrich Kohler: Hilfe zu Samuel Hahnemanns Organon der Heilkunst. Hahnemann Institut, Greifender 1999.
  • Josef M. Schmidt: Organon der Heilkunst. Neufassung mit Systematik und Glossar. Elsevier, München 2003.
  • Günter Macek: Organon 6 der Heilkunst, Lern- und Arbeitsbuch – Gesamtausgabe. Irl-Verlag, 2007.
  • Georg Haehn: Samuel Hahnemanns Einführung in die Homöopathie. Norderstedt 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Laut Ergebnis bei Worldcat
  2. 2,0 2,1 2,2 Matthias Wischner: Kleine Geschichte der Homöopathie, Forum Homöopathie, KVC Verlag Essen 2004, ISBN 3-933351-41-3
  3. Robert Jütte: Geschichte der Alternativen Medizin. Von der Volksmedizin zu den unkonventionellen Therapien von heute. C.H. Beck Verlag, München 1996. ISBN 3-406-40495-2, S. 181
  4. Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunde. Aude sapere. Nach der handschriftlichen Neubearbeitung Hahnemanns für die 6. Aufl. hrsg. und mit Vorwort versehen von Richard Haehl, Leipzig 1921; Neudruck, hrsg. von Herbert Sigwart und Ulrich Welte, Blansingen 1984; Nachdruck, deklariert als 2. Aufl., ebenda 1987.
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