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Temperamente: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''vier Temperamente''' ([[Latein|lat.]] ''temperamentum'' „das richtige Maß, die richtige Mischung“, von [[Latein|lat.]] ''temperare'' „mäßigen, mischen“; im 16. Jahrhundert im Sinne von „ausgeglichenes Mischungsverhältnis“ in der Pharmazie verwendet), bestimmen die die mehr oder weniger ''dauerhafte'' Grundgestimmtheit oder [[Gemüt]]sart des [[Mensch]]en. Grundsätzlich verfügt ''jeder'' Mensch über ''alle vier'' Temperamente, die ganz individuell auf die vielfältigste Weise gemischt sind. Im Idealfall sind alle vier Temperamente im harmonischen Gleichgewicht, in der Regel gibt es aber Akzentverschiebungen, durch die meist ein Temperamente stärker hervorsticht, die zwei benachbarten mitschwingen und das vierte, gegensätzliche in den Hintergrund tritt.
+
[[Bild:Vier Apostel (Albrecht Duerer).jpg|mini|[[Wikipedia:Die vier Apostel|Die vier Apostel]] von Albrecht Dürer, nach einigen Interpreten eine Darstellung der vier Temperamente: [[Wikipedia:Johannes (Apostel)|Johannes]] ([[Sanguiniker]]), [[Wikipedia:Simon Petrus|Petrus]] ([[Phlegmatiker]]), [[Wikipedia:Markus (Evangelist)|Markus]] ([[Choleriker]]) und [[Wikipedia:Paulus von Tarsus|Paulus]] ([[Melancholiker]])]]
  
== Temperamente und Ätherleib ==
+
Die '''Temperamentenlehre''' ist ein von der antiken [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]] abgeleitetes [[Wikipedia:Persönlichkeitsmodell|Persönlichkeitsmodell]], das Menschen nach ihrer Grundwesensart kategorisiert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Modell, wie auch die Humoralpathologie, überholt und spielt in der modernen [[Wikipedia:Persönlichkeitspsychologie|Persönlichkeitspsychologie]] keine Rolle mehr.<ref>{{Literatur|Autor=Helmut Zander|Titel=Anthroposophie in Deutschland|TitelErg=Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945|Band=1|Verlag=Vandenhoeck und Ruprecht|Ort=Göttingen|Jahr=2007|Seiten=1408f|ISBN=978-3-525-55452-4}} Ausführliche Darstellung, nicht nur in Bezug auf Anthroposophie </ref>
  
Anders als augenblickliche [[Emotion]]en oder [[Gefühl]]e, haben die Temperamente ihren Sitz im [[Ätherleib]]. Von hier aus wirken sie aber teilweise bis in die ''äußere'' [[Gestalt]]ung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] hinein, anderseits spiegeln sie sich in ''inneren'' Erlebnissen des [[Astralleib]]s bzw. der [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensglieder]] wider.
+
Die Lehre zeichnet sich durch ihre Einteilung des Gesamttemperamentes des Menschen in vier grundlegende [[Wikipedia:Temperament|Temperament]]e aus, die wiederum auf die Gesamtfülle der menschlichen Konstitution (physisch und psychisch), aber auch auf die Gesamtfülle der den Menschen umgebenden Welt bezogen werden.
  
{{GZ|Diese vier Temperamente drücken sich im Ätherleib aus. Es gibt also vier verschiedene Hauptarten von Ätherleibern. Diese haben wiederum verschiedene Strömungen und Bewegungen, die sich in einer bestimmten Grundfarbe im [[Astralleib]] ausdrücken. Das ist nicht etwa vom Astralleib abhängig, es zeigt sich nur darin.|95|64}}
+
Anwendung findet die Temperamentenlehre noch als historische Grundlage in der [[Wikipedia:Waldorfpädagogik|Waldorfpädagogik]]<ref>Vgl. {{Literatur|Autor=Christian Rittelmeyer|Titel=Die Temperamente in der Waldorfpädagogik|TitelErg=Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit in: Harm Paschen (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Zugänge zur Waldorfpädagogik– Wiesbaden 2010}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Heiner Ullrich|Titel=Anthroposophie – zwischen Mythos und Wissenschaft. Eine Untersuchung zur Temperamentenlehre Rudolf Steiners|Sammelwerk=Pädagogische Rundschau|Nummer=38|Jahr=1984|Seiten=443–471|ISSN=0030-9273}}</ref>  sowie gelegentlich in der [[Wikipedia:Alltagspsychologie|Alltagspsychologie]].
  
== Temperamente und Elemente ==
+
== Antike und Mittelalter ==
[[Datei:Bild 268xyz.jpg||mini|hochkant=1.6|Die anthroposophische-galensche Lehre der vier Elemente und der vier Temperamente]]
+
=== Ursprünge der Lehre ===
 +
{{Hauptartikel|Vier-Elemente-Lehre|Humoralpathologie}}
 +
Die Temperamentenlehre der Neuzeit geht auf ein aristotelisch-galenisches Lehrgebäude<ref>Harald Schmidt: ''Temperamentenlehre (Neuzeit).'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1382 f.; hier: S. 1382.</ref> zurück, das auf der Vier-Elemente-Lehre und der Humoralpathologie (Viersäftelehre) beruht, die [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] (griech. Arzt, ca. 460–370 v. Chr.) zugeschrieben wird und besonders deutlich in der Schrift „Die Natur des Menschen“ dargestellt wird, welche vermutlich von Polybos, dem Schwiegersohn und Schüler des Hippokrates, verfasst wurde.
  
Nach [[Hippokrates von Kós]] (460-375 v. Chr.), der die ''Temperamentenlehre'' erstmals ''exoterisch'' formuliert hat, werden vier Temperamente unterschieden, die den [[Elemente|vier Elementen]] entsprechen:
+
=== Entwicklung der Temperamentenlehre ===
 +
Die Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch [[Galenos]] von [[Wikipedia:Pergamon|Pergamon]], der den  vier angeblichen Flüssigkeiten („humores“) des Körpers je ein [[Wikipedia:Temperament|Temperament]] zuordnete.<ref>[[Wikipedia:Jacobus van Wageningen|J. van Wageningen]]: ''Die Namen der vier Temperamente.'' In: ''Janus'', Band 23, 1918, S. 48–55.</ref> Je nach Vorherrschaft einer dieser vier Flüssigkeiten bilde sich das damit verbundene Temperament besonders hervor. Galen griff dabei eine Auffassung auf, die in gewissen Bereichen, z.&nbsp;B. der [[Wikipedia:Melancholie|Melancholie]], bereits zuvor gebildet worden war und systematisierte sie:
  
<div style="margin-left:50px">
+
[[Datei:Four temperaments.svg|mini|Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker]]
* [[Choleriker]] ([[Feuer]])
 
* [[Sanguiniker]] ([[Luft]])
 
* [[Melancholiker]] ([[Wasser]])
 
* [[Phlegmatiker]] ([[Erde (Element)|Erde]])
 
</div>
 
  
{{GZ|Es steht nun in einer geheimnisvollen Verwandtschaft mit den vier Elementen der elementarischen
+
*(Rotes) Blut ([[latein|lat.]] ''sanguis'', [[Altgriechische Sprache|gr.]] αἷμα, ''háima''): [[Sanguiniker]] (αἱματώδης – heiter, aktiv)
Welt dasjenige im Menschen, was man seine Temperamente nennt,
+
*(Weißer) Schleim ([[Altgriechische Sprache|gr.]] φλέγμα, ''phlégma''): [[Phlegmatiker]] (φλεγματικός – passiv, schwerfällig)
und zwar so, daß eine Verwandtschaft besteht zwischen dem melancholischen Temperament
+
*Schwarze Gallenflüssigkeit ([[Altgriechische Sprache|gr.]] μέλαινα χολή, ''mélaina cholḗ''): [[Melancholiker]] (μελαγχολικός – traurig, nachdenklich)
und dem Elemente der Erde, zwischen dem phlegmatischen Temperament
+
*Gelbe Gallenflüssigkeit ([[Altgriechische Sprache|gr.]] χολή, ''cholḗ''): [[Choleriker]] (χολερικός – reizbar und erregbar)
und dem Elemente des Wassers, zwischen dem sanguinischen Temperament
 
und dem Elemente der Luft, und zwischen dem cholerischen Temperament und
 
dem Elemente des Feuers. Diese Verwandtschaft kommt im Erleben der elementarischen
 
Welt so zum Ausdruck, daß in der Tat zum Beispiel der cholerische Mensch
 
mehr Neigung hat, mit den im Feuer in der elementarischen Welt lebenden Wesenheiten
 
und Tatsachen zusammenzuwachsen als mit den in den anderen Elementen
 
lebenden Wesenheiten. Der Sanguiniker hat wiederum mehr die Neigung, mit den
 
im Element der Luft auftretenden Wesenheiten zusammenzuwachsen, der Phlegmatiker
 
mit den im Wasser und der Melancholiker mit den in der Erde auftretenden Tatsachen
 
und Wesenheiten. So kommt man in eine gewisse Abhängigkeit in dem Augenblicke,
 
in dem man durch wirkliches Erleben die elementarische Welt betritt.
 
Und Sie können sich daraus leicht die Vorstellung bilden, daß die verschiedensten
 
Menschen Ihnen im Grunde genommen das Verschiedenste erzählen können von
 
der elementarischen Welt und daß eigentlich keiner so ganz unrecht zu haben
 
braucht, wenn er verschieden von einem andern seine eigenen Erlebnisse in dieser
 
Welt schildert. Daher brauchen Sie sich gar nicht zu verwundern, wenn die Schilderungen
 
gewisser niederer [[Hellseher]] in bezug auf die elementarische Welt sehr voneinander
 
abweichend sind, denn beurteilen kann man diese Welt doch erst dann,
 
wenn man eine genaue Erkenntnis von sich selber hat.|119|163f}}
 
  
== Die Temperamente und die Viersäftelehre ==
+
Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre Galens noch durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, „Planeten“, Sternzeichen und Tonarten ergänzt.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Humoralpathologie.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner  (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte''. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 641–643, hier: S. 642.</ref>
  
Erst [[Galenos von Pergamon]] ([[dt.]] Galēn; * um 129 n. Chr. in [[Wikipedia:Pergamon|Pergamon]]; † um 216 n. Chr. in [[Rom]]) verband die Temperamentenlehre mit der ebenfalls schon von Hippokrates aufgestellten [[Viersäftelehre|Viersäftelehre]] ([[Humoralpathologie|Humoralpathologie]]), in dem er den ''humores'', den vier hauptsächlichen Körperflüssigkeiten, jeweils ein Temperament zuordnete:
+
{| class="wikitable"
 +
|-
 +
! Traditionelle Bezeichnungen
 +
! Tiere
 +
!auch
 +
!Element und astrologische Zuordnungen
 +
! Weitere Zuordnungen
 +
|-
 +
| Sanguiniker
 +
| Löwe
 +
|Hase,
 +
Affe<ref name=":0">Magistrat der Stadt Langen: Stadt Langen - Das Fünfte Quartal. Langen 2008, Vierröhrenbrunnen S.40–41</ref>
 +
|Luft (Jupiter):
 +
* Zwilling
  
<div style="margin-left:50px">
+
* Waage
*[[Weiße Galle]] ({{ELSalt|χολή}} ''cholḗ''): [[Choleriker]] ({{polytonisch|χολερικός}} ''cholerikós'')
 
*[[Blut|Rostes Blut]] ([[lat.]] sanguis, {{ELSalt|αἷμα}} ''háima''): [[Sanguiniker]] ({{polytonisch|αἱματώδης}} ''háimatodes'')
 
*[[Schwarze Galle]] ({{ELSalt|μέλαινα χολή}} ''mélaina cholḗ'' bzw. {{polytonisch|χυμός μελαγχολικός}} ''chymós melagcholikós''): [[Melancholiker]] ({{polytonisch|μελαγχολικός}} ''melagcholikós'')
 
*[[Schleim|Grüner Schleim]] ({{ELSalt|φλέγμα}} ''phlégma''): [[Phlegmatiker]] ({{polytonisch|φλεγματικός}} ''phlegmatikós'')
 
</div>
 
  
== Die Bildung der Temperamente bei der Inkarnation ==
+
* Wassermann
 +
| Frühling, Morgen, Kindheit, warm und feucht, Herz
 +
|-
 +
| Choleriker
 +
| Katze
 +
|Löwe<ref name=":0" />
 +
|Feuer (Mars):
  
Wenn der [[Mensch]] zu einer neuen [[irdisch]]en [[Inkarnation]] heruntersteigt, muss sich seine [[geist]]ige [[Individualität]], sein [[ewig]]er [[Wesenskern]], der durch [[Reinkarnation|wiederholte Erdenleben]] schreitet, mit dem durch die [[Vererbung]]sströmung bereitgestellten vergänglichen [[Leib]] verbinden und es muss ein richtiger Ausgleich dieser beiden Strömungen gesucht werden. Dieser Ausgleich spiegelt sich im Temperament wieder:
+
* Widder
  
{{GZ|Nun entsteht die
+
* Löwe
große Frage: Wie kann dasjenige, was aus ganz anderen Welten stammt, was sich Vater
 
und Mutter suchen muß, sich vereinen mit dem Leiblich-Physischen, wie kann es
 
sich umkleiden mit dem, was die körperlichen Merkmale sind, durch die der Mensch
 
hineingestellt wird in die Vererbungslinie? Wie geschieht die Vereinigung der beiden
 
Strömungen, der geistig-seelischen Strömung, in die der Mensch hineingestellt ist
 
durch die Wiederverkörperung, und der leiblichen Strömung der Vererbungslinie? Es
 
muß ein Ausgleich geschaffen werden. Indem die beiden Strömungen sich vereinigen,
 
färbt die eine Strömung die andere. Sie färben sich gegenseitig. So wie sich die
 
blaue und die gelbe Farbe etwa vereinigen in dem Grün, so vereinigen sich die beiden
 
Strömungen im Menschen zu dem, was man sein Temperament nennt. Das
 
Temperament gleicht das Ewige mit dem Vergänglichen aus. Dieser Ausgleich geschieht
 
dadurch, daß dasjenige, was wir als die Glieder der menschlichen Natur kennengelernt
 
haben, in ganz bestimmter Art und Weise miteinander ins Verhältnis tritt.|57|277f}}
 
  
== Temperamente und Wesensglieder ==
+
* Schütze
[[Bild:Vier Apostel (Albrecht Duerer).jpg|thumb|[[Wikipedia:Die vier Apostel|Die vier Apostel]] von [[Wikipedia:Albrecht Dürer|Albrecht Dürer]], eine Darstellung der vier Temperamente: [[Johannes (Apostel)|Johannes]] ([[Sanguiniker]]), [[Simon Petrus|Petrus]] ([[Phlegmatiker]]), [[Markus (Evangelist)|Markus]] ([[Choleriker]]) und [[Paulus von Tarsus|Paulus]] ([[Melancholiker]])]]
+
| Sommer, Mittag, Adoleszenz, warm und trocken, Leber
 +
|-
 +
| Melancholiker
 +
| Hirsch
 +
|Elch,
 +
Bär<ref name=":0" />
 +
|Erde (Saturn):
  
Die vier Temperamente hängen eng mit den vier grundlegenden [[Wesensglieder]]n des [[Mensch]]en zusammen. Dominiert eines der Wesensglieder die anderen, so drückt sich das in den im [[Ätherleib]] wirkenden Temperamenten folgendermaßen aus, wobei zugleich auch ganz bestimmte Organsysteme besonders hervortreten. Für den Erwachsenen ergibt sich dabei folgender Zusammenhang:
+
* Stier
  
<div style="margin-left:50px">
+
* Jungfrau
*[[Ich]] - [[Nervensystem]] - [[Choleriker]]
 
*[[Astralleib]] - [[Blut]]kreislauf - [[Sanguiniker]]
 
*[[Ätherleib]] - [[Vegetatives Nervensystem - [[Melancholiker]]
 
*[[Physischer Leib]] - [[Lymphatisches System]] - [[Phlegmatiker]]
 
</div>
 
  
{{GZ|Beherrscht der Ich-Träger die übrigen Glieder des Menschen, so herrscht das cholerische Temperament vor. Herrscht
+
* Steinbock
der Astralleib über die anderen Glieder, so sprechen wir dem Menschen ein sanguinisches
+
| Herbst, Abend, Erwachsenenalter, kalt und trocken, Milz
Temperament zu. Herrscht vor der Ätherleib, so sprechen wir vom phlegmatischen
+
|-
Temperament. Und ist vorherrschend der physische Leib, so handelt es sich
+
| Phlegmatiker
um ein melancholisches Temperament. Das Ich drückt sich in der Zirkulation des
+
| Ochse
Blutes aus. Deshalb ist beim Choleriker vorherrschend das Blutsystem. Der Astralleib
+
|Lamm<ref name=":0" />
findet seinen physischen Ausdruck im Nervensystem; wir haben deshalb beim
+
|Wasser (Mond):
Sanguiniker im physischen Leibe tonangebend das Nervensystem. Der Ätherleib
+
* Krebs
drückt sich physisch aus im Drüsensystem; deshalb ist beim Phlegmatiker im physischen
 
Leibe tonangebend das Drüsensystem. Der physische Leib als solcher kommt
 
nur im physischen Leibe zum Ausdruck; deshalb ist der physische Leib beim Melancholiker
 
das äußerlich Tonangebende.|57|278f}}
 
  
Beim [[Kind]] ist die Beziehung der Temperamente zu den Wesensgliedern bis etwa zum 9./10. Lebensjahr noch anders gelagert {{Lit|vgl. Eltz, S. 84}}:
+
* Skorpion
  
<div style="margin-left:50px">
+
* Fische
*[[Ich]] - [[Melancholiker]]
 
*[[Astralleib]] - [[Choleriker]]
 
*[[Ätherleib]] - [[Sanguiniker]]
 
*[[Physischer Leib]] - [[Phlegmatiker]]
 
</div>
 
  
== Charakteristik der vier Temperamente ==
+
| Winter, Nacht, Babyalter/Greisenalter, kalt und feucht, Gehirn
 +
|}
  
Reine Temperamente in ihrer vollen Einseitigkeit sind im Leben kaum zu finden. Im Grunde hat jeder Mensch alle vier Temperamente, aber oft sticht eines besonders hervor. Oft sind auch zwei Temperamente sehr stark ausgebildet, ein drittes spielt noch leise mit, während das vierte nur sehr, sehr schwach hervortritt. Das cholerische Temperament ist häufig mit dem melancholischen verbunden, ebenso das sanguinische mit dem phlegmatischen, wobei sich in dem jeweils ersteren die aktive, im zweiten die mehr passive Seite des Charakters ausdrückt. Problematischer ist die enge Verbindung der beiden aktiven Temperamente, also Cholerik und Sanguinik, was einen hyperaktiven Charakter ergibt, oder die Verbindung der beiden passiven Temperamente, Phlegmatik und Melancholie, was dem Menschen einen passiv verzweifelnden Charakter verleiht. Die Temperamente bilden auch Gegensatzpaare, von denen dann das eine sehr stark, das andere kaum ausgeprägt ist. Dem cholerischen Temperament steht das phlegmatische als schroffer Gegensatz gegenüber, ebenso dem sanguinischen das melancholische, so wie [[Feuer]] und [[Wasser]] Gegensätze sind und auch [[Luft]] und [[Erde]].  
+
[[Datei:Alletemp.jpg|mini|Choleriker, Melancholiker, Sanguiniker und Phlegmatiker]]
 +
In der Kunstgeschichte, vor allem durch Albrecht Dürer verarbeitet und dargestellt (wie im Bild "[[Wikipedia:Melencolia I|Melencolia]] I von 1514"), wurde immer wieder in der Darstellung der griechischen und römischen Mythologie auch eine Beziehung zwischen den Temperamenten und den vier Flüssen des [[Wikipedia:Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]] hergestellt.
  
Es gibt kein ''gutes'' und kein ''schlechtes'' Temperament. Jedes hat positive, das Eigenwohl und das soziale Miteinander gleichermaßen fördernde, wie auch negative, lebenshemmende Eigenschaften. Durch Erziehung und später durch Selbsterziehung sollen die Temperamente keineswegs geschwächt oder nivelliert, sondern in ihrer positven Kraft gestärkt werden. Im Idealfall kommt der Mensch dazu, über die positiven Kräfte aller vier Temperamente in voller Stärke und im ausgewogenen Gleichmaß frei zu verfügen - aber das ist in der Regel ein fernes Entwicklungsziel, das nur durch die energische Arbeit am [[Ätherleib]] erreicht werden kann.
+
== 18. bis 20. Jahrhundert ==
 +
[[Datei:Nestroy Das Haus der Temperamente.jpg|mini|Viergeteiltes Bühnenbild zu Nestroys "Das Haus der vier Temperamente", Kupferstich von Andreas Geiger, 1838.]]
 +
[[Wikipedia:Johann August Unzer|Johann August Unzer]] postulierte, beruhend auf den vier traditionellen Temperamenten 1746 einige „vermischte“ Temperamente, beispielsweise bei „melancholischen Cholerikern“ oder „cholerischen Melancholikern“.<ref>Gernot Huppmann: ''Anatomie eines Bestseller. Johann Unzers Wochenschrift „Der Arzt“ (1759–1764) - ein nachgereichter Rezensionsessay -'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 23, 2004, S. 539–555; hier: S. 546.</ref>
  
=== Die vier Grundtypen ===
+
[[Wikipedia:Johann Nepomuk Nestroy|Johann Nepomuk Nestroy]] schrieb [[Wikipedia:1837|1837]] die [[Wikipedia:Posse|Posse]] ''[[Wikipedia:Das Haus der Temperamente|Das Haus der Temperamente]]'', in der die Bühne vier Wohnungen zeigt, die von vier Familien mit den unterschiedlichen Temperamenten bewohnt werden.
Die reinen [[Typen (Psychologie)|Grundtypen]], um sie recht anschaulich zu machen, charakterisiert [[Rudolf Steiner]] so:
 
  
{{GZ|Beim Choleriker ist vorzugsweise das Ich und das Blutsystem vorherrschend. Dadurch tritt er auf als der Mensch, der sein Ich unter allen Umständen durchsetzen will. Von der Zirkulation des Blutes schreibt sich alles Aggressive des Cholerikers her, alles was mit der starken Willensnatur des Cholerikers zusammenhängt. Im Nervensystem und Astralleib sind die auf- und abwogenden Empfindungen und Gefühle. Nur dadurch, daß diese durch das Ich gebändigt werden, kommt Harmonie und Ordnung hinein. Würde er sie nicht durch sein Ich bändigen, so würden sie auf- und abfluten, ohne daß man bemerken könnte, der Mensch übt irgendeine Herrschaft über sie aus. Der Mensch würde hingegeben sein allem Wogen von Empfindung zu Empfindung, von Bild zu Bild, von Vorstellung zu Vorstellung und so weiter.
+
Die Temperamentenlehre wurde viele Jahrhunderte akzeptiert und inspirierte moderne Persönlichkeitspsychologen wie [[Wikipedia:Hans Eysenck|Hans Eysenck]] (1916–1997), der in seinem Persönlichkeitszirkel die Eigenschaft „instabil“ zwischen melancholisch und cholerisch, „extrovertiert“ zwischen cholerisch und sanguinisch, „stabil“ zwischen sanguinisch und phlegmatisch sowie „introvertiert“ zwischen phlegmatisch und melancholisch einordnete.
  
Etwas von dem tritt ein, wenn der astralische Leib vorherrscht, also beim Sanguiniker, der in gewisser Weise den auf- und abwogenden Bildern, Empfindungen und Vorstellungen hingegeben ist, da bei ihm der Astralleib und das Nervensystem vorherrschen. Das, was des Menschen Blutzirkulation ist, ist der Bändiger des Nervenlebens. Was tritt ein, wenn ein Mensch blutarm, bleichsüchtig ist, wenn der Bändiger nicht da ist? Dann tritt ein zügelloses Auf- und Abfluten der Bilder; Illusionen, Halluzinationen treten auf. Einen kleinen Anflug davon haben wir beim Sanguiniker. Der Sanguiniker kann nicht bei einem Eindruck verweilen, er kann nicht festhalten an einem Bilde, er haftet nicht mit seinem Interesse an einem Eindruck. Er eilt von Lebenseindruck zu Lebenseindruck, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung. Das kann man besonders beim sanguinischen Kinde beobachten; da kann es einem Sorge machen. Leicht ist Interesse da, ein Bild fängt leicht an zu wirken, macht bald einen Eindruck, aber der Eindruck ist bald wieder verschwunden.
+
[[Rudolf Steiner]], Begründer der [[Wikipedia:Anthroposophie|Anthroposophie]] und Anreger für die Gründung der [[Wikipedia:Waldorfschule|Waldorfschule]], entwickelte, neben einer Vielzahl die Pädagogik betreffenden Thesen, eine Variante der Temperamentenlehre. Diese teilt wie ihre griechische Vorläuferin das Gesamttemperament des Menschen in vier Grundtypen ein, wobei es große Einseitigkeiten einer oder mehrerer Temperamente im jeweiligen Individuum geben kann, die vier Temperamente also in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung im jeweiligen [[Wikipedia:Individuum|Individuum]] vorkommen.
  
Gehen wir jetzt zum phlegmatischen Temperament über! Wir sahen, daß das phlegmatische Temperament dadurch entsteht, daß vorherrschend gemacht ist das, was wir Äther- oder Lebensleib nennen, das, was des Menschen Wachstums- und Lebensvorgänge im Innern regelt. Es kommt das in innerer Behaglichkeit zum Ausdruck. Je mehr der Mensch in seinem Ätherleib lebt, desto mehr ist er in sich selber beschäftigt, und läßt die äußeren Dinge laufen. Er ist in seinem Innern beschäftigt.
+
Als Beispiel für die Eigenschaften und Bedeutungen eines ganz bestimmten Temperamentes können nach Steiner daher nur stark einseitig „temperierte“ Personen herangezogen werden, die sodann gewissen Umständen des Lebens mit großen Schwierigkeiten, anderen Umständen wiederum mit großen Stärken begegnen können.
  
Beim Melancholiker haben wir gesehen, daß der physische Leib, also das dichteste Glied der menschlichen Wesenheit, der Herr wird über die anderen. Immer, wenn der dichteste Teil Herr wird, dann fühlt das der Mensch so, daß er nicht Herr ist darüber, daß er ihn nicht handhaben kann. Denn der physische Leib ist das Instrument, das er durch seine höheren Glieder überall beherrschen soll; jetzt aber herrscht dieser physische Leib, setzt dem anderen Widerstand entgegen. Das empfindet der Mensch als Schmerz, Unlust, als die trübselige Stimmung des Melancholikers. Es ist immer ein Aufsteigen von Schmerzen da. Von nichts anderem rührt diese Stimmung her, als daß der physische Leib der innern Behaglichkeit des Ätherleibes, der Beweglichkeit des Astralleibes und der Zielsicherheit des Ichs Widerstände entgegenstellt.
+
1901/02 schuf der dänische Komponist [[Wikipedia:Carl Nielsen|Carl Nielsen]] seine [[Wikipedia:2. Sinfonie (Nielsen)|2. Sinfonie]] mit dem Titel „Die vier Temperamente“.
  
Was wir da sehen als die Mischung der vier Wesensglieder des Menschen, das tritt uns im äußeren Bilde klar und deutlich entgegen. Wenn das Ich vorherrscht, will der Mensch sich gegen alle äußeren Widerstände durchsetzen, will in Erscheinung treten. Es hält dann förmlich die anderen Glieder des Menschen im Wachstum zurück, den Astralleib und den Ätherleib, läßt sie nicht zu ihrem Rechte kommen. Rein äußerlich tritt das einem schon entgegen. Johann Gottlieb Fichte zum Beispiel, der deutsche Choleriker, ist schon äußerlich als solcher kenntlich. Er verriet schon äußerlich deutlich im Wuchs, daß die anderen Wesensglieder zurückgehalten worden sind. Oder ein klassisches Beispiel eines Cholerikers ist Napoleon, der so klein geblieben ist, weil das Ich die anderen Wesensglieder zurückgehalten hat. Es handelt sich nun natürlich nicht darum, daß behauptet wird, der Choleriker sei klein und der Sanguiniker groß. Wir dürfen die Gestalt des Menschen nur mit seinem eignen Wuchs vergleichen. Es kommt darauf an, in welchem Verhältnis zur ganzen Gestalt der Wuchs steht. Beim Sanguiniker herrscht das Nervensystem, der Astralleib vor. Er wird in seinem in sich beweglichen Leben an den Gliedern arbeiten; er wird auch das äußere Abbild des Menschen so beweglich wie möglich machen. Haben wir beim Choleriker scharf geschnittene Gesichtszüge, so beim Sanguiniker bewegliche, ausdrucksvolle, sich verändernde Gesichtszüge. Sogar in der schlanken Gestalt, im Knochenbau, sehen wir die innere Beweglichkeit des Astralleibes am ganzen Menschen. In den schlanken Muskeln zum Beispiel kommt sie zum Ausdruck. Das ist auch zu sehen in dem, was der Mensch äußerlich darlebt. Auch wer nicht hellsehend ist, kann dem Menschen schon von hinten ansehen, ob er Sanguiniker oder Choleriker ist. Dazu braucht man nicht Geisteswissenschaftler zu sein. Sieht man einen Choleriker gehen, so kann man beobachten, wie er jeden Fuß so setzt, als ob er bei jedem Schritt nicht nur den Boden berühren wolle, sondern als ob der Fuß noch ein Stück in den Boden hineingehen sollte. Beim Sanguiniker dagegen haben wir einen hüpfenden, springenden Gang. Auch feinere Merkmale finden sich in der äußeren Gestalt. Die Innerlichkeit der Ich-Natur, die geschlossene Innerlichkeit des Cholerikers tritt uns entgegen in dem schwarzen Auge des Cholerikers. Sehen Sie sich den Sanguiniker an, bei dem die Ich-Natur nicht so tief gewurzelt ist, bei dem der astralische Leib seine ganze Beweglichkeit ausgießt, da ist das blaue Auge vorherrschend. So könnten viele Merkmale angeführt werden, die das Temperament in der äußeren Erscheinung zeigen.
+
== Siehe auch ==
 
+
* {{WikipediaDE|Temperamente}}
Das phlegmatische Temperament tritt einem entgegen in der unbeweglichen, teilnahmslosen Physiognomie, in der Fülle des Körpers, besonders in der Ausarbeitung der Fettpartien; denn das ist das, was besonders der Ätherleib ausarbeitet. In alledem tritt uns die innere Behaglichkeit des Phlegmatikers entgegen. Er hat einen schlotternden Gang. Er tritt sozusagen nicht ordentlich auf, setzt sich nicht in Beziehung zu den Dingen. - Und sehen Sie sich den Melancholiker an, wie er zumeist einen vorhängenden Kopf hat, nicht aus sich heraus die Kraft hat, den Nacken zu steifen. Das Auge ist trübe; da ist nicht der Glanz des schwarzen Cholerikerauges. Der Gang ist zwar fest, aber es ist nicht der Gang des Cholerikers, das feste Auftreten des Cholerikers, sondern es ist etwas Schleppend-Festes.|57|279f}}
+
* {{WikipediaDE|Charaktertypen}}
 
 
== Die karmischen Ursachen des Temperaments ==
 
 
 
Wiederholte Erlebnisse, die in einem früheren Erdenleben von ''außen'' an den Menschen herangekommen sind, drücken sich in der nächsten [[Inkarnation]] in der Temperamentsanlage aus, wobei auch eine wesentliche Rolle spielt, wie wir im damaligen Erdenleben, mit diesen sich wiederholenden Erfahrungen umgegangen sind:
 
 
 
{{GZ|Was Sie in diesem Leben wiederholt erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben
 
als Grundcharakter. Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der
 
Mensch im vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder
 
in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der nächste Ätherleib
 
eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt ist es bei denen, die allem im
 
Leben eine gute Seite abgewinnen, die dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude,
 
frohe Erhebung erzeugt haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft
 
des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der
 
Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all das Traurige
 
kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein Ätherleib geboren mit einem
 
cholerischen Temperament. Man kann also, wenn man all das weiß, geradezu
 
sich seinen Ätherleib für das nächste Leben vorbereiten.|100|85}}
 
 
 
Man kann dadurch bis zu einem gewissen Grad vorhersehen bzw. sogar beeinflussen, wie sich das Temperament in der nächsten Inkarnation gestalten wird, wobei allerdings, wie schon oben besprochen, die durch Vererbung erworbenen Leibesglieder, auf die man zunächst keinen direkten Einfluss hat, auch eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
 
 
 
{{GZ|Das melancholische Temperament wird karmisch
 
besonders dann hervorgerufen, wenn ein Mensch im vorhergehenden Leben
 
gezwungen war, im kleinsten, engsten Kreise zu leben, viel für sich allein zu sein, immer
 
nur sich mit sich selbst zu beschäftigen, so daß er kein Interesse für anderes in
 
sich wecken konnte. Wer dagegen viel kennengelernt hat, wer mit vielen Dingen zusammengekommen
 
ist und sie nicht bloß angeschaut hat, mit dem das vorige Leben
 
hart umgegangen ist, der wird ein Choleriker. Wenn man ein angenehmes Leben ohne
 
viel Kämpfe und Mühsale hatte, oder auch wenn man viel gesehen hat, an vielem vorbeigekommen ist, es aber nur angesehen hat, so geht das alles karmisch immer im nächsten Leben im Grundwesen auf den nächtstdichteren Leib über. Man wird
 
ein Phlegmatiker oder Sanguiniker.|95|64}}
 
 
 
== Psychopathologie der Temperamente ==
 
 
 
{{GZ|Bei der Erziehung handelt es sich nicht darum, die Temperamente auszugleichen, zu nivellieren, sondern es handelt sich darum, sie in die richtigen Geleise zu bringen. Aber in jedem Temperamente liegt eine kleine und eine große Gefahr der Ausartung. Beim cholerischen Menschen liegt in der Jugend die Gefahr vor, daß ein solcher Mensch durch Zornwütigkeit, ohne daß er sich beherrschen kann, sein Ich eingeprägt erhält. Das ist die kleine Gefahr. Die große Gefahr ist die Narrheit, die aus ihrem Ich heraus irgendein einzelnes Ziel verfolgen will. Beim sanguinischen Temperamente ist die kleine Gefahr die, daß der Mensch in Flatterhaftigkeit verfällt. Die große Gefahr ist, daß das Auf- und Abwogen der Empfindungen in Irrsinn einmündet. Die kleine Gefahr des Phlegmatikers ist die Interesselosigkeit gegenüber der äußeren Welt; die große Gefahr ist die Idiotie, der Stumpfsinn. Die kleine Gefahr beim melancholischen Temperament ist der Trübsinn, die Möglichkeit, daß der Mensch nicht herauskommt über das, was im eignen Innern aufsteigt. Die große Gefahr ist der Wahnsinn.|57|291}}
 
 
 
== Temperamente und Pädagogik ==
 
 
 
{{GZ|Was ist das? Das ist auch eine Charakterisierung der vier Temperamente.
 
Die melancholischen Kinder sind in der Regel schlank und
 
dünn; die sanguinischen sind die normalsten; die, welche die Schultern
 
mehr heraus haben, sind die phlegmatischen Kinder; die den untersetzten
 
Bau haben, so daß der Kopf beinah untersinkt im Körper, sind
 
die cholerischen Kinder.
 
 
 
Bei Michelangelo und Beethoven haben Sie eine Mischung von melancholischem
 
und cholerischem Temperament.
 
 
 
Nun bitte ich, durchaus zu berücksichtigen, daß wir, wenn es sich
 
um das Temperament beim Kinde handelt, als Lehrer durchaus nicht
 
berufen sind, die betreffenden Temperamente von vornherein als «Fehler
 
» anzusehen und bekämpfen zu wollen. Wir müssen das Temperament
 
erkennen und uns die Frage stellen: Wie haben wir es zu behandeln,
 
um ein wünschbares Lebensziel mit ihm zu erreichen, so daß aus
 
dem Temperament das Allerbeste wird und die Kinder mit Hilfe des
 
Temperaments das Lebensziel erreichen?|295|28}}
 
 
 
=== Die Erziehung des Kindes ===
 
 
 
{{GZ|Wenn wir uns das alles vorhalten, so werden wir sehen, daß in dem Lenken und Leiten der Temperamente eine bedeutsame Aufgabe der Lebenspraxis liegt. Aber um die Temperamente zu leiten, ist der Grundsatz zu beachten, daß immer mit dem gerechnet werden muß, was da ist, nicht mit dem, was nicht da ist. Hat ein Kind ein sanguinisches Temperament, so können wir ihm nicht dadurch in der Entwicklung weiterhelfen, daß wir Interesse hineinprügeln wollen; man kann nicht ihm einbleuen etwas anderes, als was eben sein sanguinisches Temperament ist. Wir sollen nicht fragen: Was fehlt dem Kinde, was sollen wir ihm einprügeln? - sondern wir sollen fragen: Was hat ein sanguinisches Kind in der Regel? Und damit müssen wir rechnen. In der Regel werden wir eines finden, ein Interesse kann immer erregt werden; das Interesse für irgendeine Persönlichkeit, wenn das Kind auch noch so flatterhaft ist. Wenn wir die richtige Persönlichkeit nur sind, oder wenn wir ihm die richtige Persönlichkeit beigesellen können, so tritt das Interesse schon auf. Nur auf dem Umwege der Liebe zu einer Persönlichkeit kann beim sanguinischen Kinde Interesse auftreten. Mehr als jedes andere Temperament braucht das sanguinische Kind Liebe zu einer Persönlichkeit. Alles muß getan werden, daß bei einem solchen Kinde die Liebe erwache. Liebe ist das Zauberwort. Wir müssen sehen, was da ist. Wir müssen sehen, allerlei Dinge in die Umgebung des Kindes zu bringen, von denen man doch bemerkt hat, daß es tieferes Interesse daran hat. Diese Dinge muß man zum Sanguiniker sprechen lassen, muß sie auf das Kind wirken lassen, muß sie ihm dann wieder entziehen, damit das Kind sie wieder begehrt, und sie ihm von neuem geben. Man muß sie so auf das Kind wirken lassen, wie die Gegenstände der gewöhnlichen Welt auf das sanguinische Temperament wirken.
 
 
 
Beim cholerischen Kinde gibt es auch einen Umweg, durch den die Entwicklung immer zu leiten ist. Hier heißt das, was die Erziehung sicher leitet: Achtung und Schätzung einer Autorität. Hier handelt es sich nicht um ein Beliebt¬machen durch die persönlichen Eigenschaften, wie beim sanguinischen Kinde, sondern es kommt darauf an, daß das cholerische Kind immer den Glauben hat, daß der Erzieher die Sache versteht. Man muß zeigen, daß man in den Dingen Bescheid weiß, die um das Kind vorgehen. Man darf sich nicht eine Blöße geben. Das Kind muß immer den Glauben erhalten, daß der Erzieher die Sache kann, sonst hat er sofort verspielt. Ist Liebe zur Persönlichkeit das Zaubermittel beim sanguinischen Kinde, so Achtung und Schätzung des Wertes einer Person das Zauberwort beim cholerischen Kinde. Ihm müssen besonders solche Gegenstände in den Weg geführt werden, die ihm Widerstand entgegensetzen. Widerstände, Schwierigkeiten müssen ihm in den Weg gelegt werden. Man muß versuchen, ihm das Leben nicht so leicht zu machen.
 
 
 
Das melancholische Kind ist nicht leicht zu leiten. Hier aber gibt es wieder ein Zaubermittel. Wie beim sanguinischen Kinde Liebe zur Persönlichkeit, beim cholerischen Schätzung und Achtung des Wertes des Erziehers die Zauberworte sind, so ist beim melancholischen Kinde das, worauf es ankommt, daß die Erzieher Persönlichkeiten sind, die im Leben in einer gewissen Weise geprüft sind, die aus einem geprüften Leben heraus handeln und sprechen. Das Kind muß fühlen, daß der Erzieher wirkliche Schmerzen durchgemacht habe. Lassen Sie das Kind merken an allen den hunderterlei Dingen des Lebens die eigenen Lebensschicksale. Das Mitfühlen mit dem Schicksale dessen, der um einen ist, wirkt hier erziehend. Auch hier beim Melancholiker muß man rechnen mit dem, was er hat. Er hat Schmerzfähigkeit, Unlustfähigkeit; die sitzen in seinem Innern, die können wir nicht ausprügeln. Aber wir können sie ablenken. Lassen wir ihn gerade im Außenleben berechtigten Schmerz, berechtigtes Leid erfahren, damit er kennenlernt, daß es Dinge gibt, an denen er Schmerz erleben kann. Das ist es, worauf es ankommt. Nicht soll man ihn zerstreuen: dadurch verhärten Sie seine Trübsinnigkeit, seinen Schmerz im Innern. Er soll sehen, daß es Dinge im Leben gibt, an denen man Schmerz erfahren kann. Wenn man es auch nicht zu weit treiben darf, so kommt es doch darauf an, daß an den äußeren Dingen Schmerz erregt wird, der ihn ablenkt.
 
 
 
Der Phlegmatiker darf nicht einsam aufwachsen. Wenn es bei den anderen schon gut ist, Gespielen zu haben, so ist das besonders beim Phlegmatiker der Fall. Er muß Gespielen haben mit den mannigfaltigsten Interessen. Er kann erzogen werden durch das Miterleben der Interessen und möglichst vieler Interessen der anderen Persönlichkeiten. Wenn er sich gleichgültig verhält gegen das, was in der Umgebung ist, so kann sein Interesse angefacht werden dadurch, daß die Interessen der Gespielen, der Gesellen auf ihn wirken. Kommt es beim melancholischen Kinde auf das Miterleben des Schicksals einer anderen Persönlichkeit an, so beim phlegmatischen auf das Miterleben der Interessen seiner Gespielen. Nicht Dinge als solche wirken auf den Phlegmatiker; aber wenn sich die Dinge in anderen Menschen spiegeln, dann spiegeln sich diese Interessen in der Seele des phlegmatischen Kindes. Dann sollen wir beson¬ders darauf sehen, daß wir Gegenstände in seine Umgebung bringen, Ereignisse in seiner Nähe geschehen lassen, wo das Phlegma am Platze ist. Man muß das Phlegma auf die richtigen Gegenstände lenken, denen gegenüber man phlegmatisch sein darf.|57|292ff}}
 
 
 
==== Wie kann man auf die Temperamente durch die Farben wirken ? ====
 
 
 
{{GZ|Nehmen wir also an, ein Kind tritt einem im frühen Lebensalter als ein cholerisches Kind gegenüber. Es wird nicht erst ein
 
Frage- und Antwortspiel brauchen, um darauf zu kommen, daß es
 
sich um ein cholerisches Kind handelt, sondern es wird sich
 
vielleicht dadurch schon zeigen, daß es furchtbar strampelt bei
 
jeder Gelegenheit, daß es sich auf den Boden wirft, um sich
 
schlägt. Alle diese Äußerungen sind die entsprechenden bei dem
 
cholerischen Kinde.
 
 
 
Nun wird man, wenn man Laie ist, wahrscheinlich glauben,
 
daß man ein solches Kind bändigen kann, indem man es möglichst
 
in eine beruhigende farbige Umgebung bringt. Das ist aber nicht
 
wahr. Wenn Sie das cholerische Kind mit Blau umgeben oder mit
 
blauen Kleidern anziehen, dann wird es gerade dadurch, daß es
 
diese beruhigende blaue Farbe um sich hat, die es nicht stößt, sein
 
cholerisches Temperament da hinein ausleben; es wird gerade
 
noch z'widerer, polternder werden. Dagegen in einer Umgebung,
 
in der es überall mit roter, mit der aufregenden roten Farbe
 
umgeben sein wird — Sie wissen ja aus anderen Vorträgen, daß die Gegenfarbe die grüne ist, daß die grün-bläuliche Gegenfarbe hervorgerufen wird —, da muß sich das Kind innerlich, indem es
 
fortwährend mit Rot umgeben wird, anstrengen, um innerlich die
 
Gegenfarbe zu erleben und wird gerade nicht äußerlich aufgeregt.
 
Also das Gleiche, das ist dasjenige, was bändigend auf ein aufgeregtes Kind wirkt.
 
 
 
Auf der anderen Seite wird man auf ein melancholisches Kind
 
gut wirken, wenn man es gerade veranlaßt, indem man es in eine
 
blaue, grünlich-blaue Umgebung bringt, aus sich herauszugehen,
 
also nicht etwa sich davor fürchtet, daß wenn man ihm eine
 
beruhigende, eine zur Verehrung herausfordernde blaue oder
 
blaugrüne Umgebung gibt, daß man es dadurch noch melancholischer macht. Hier handelt es sich darum, wirklich einzusehen, wie
 
aus der Wesenheit des Menschen es folgt, daß man Gleiches mit
 
Gleichem bekämpft. Sie sehen, es handelt sich überall darum, von
 
der Wesenheit des Menschen auszugehen und mit der Erkenntnis,
 
die man da gewinnt, ans Leben heranzukommen.
 
 
 
Ich möchte aber ausdrücklich bemerken, daß es im allgemeinen
 
nicht zu einer Schematisierung kommen soll, wenn man das Erziehungswesen als Kunst betrachtet, und daß daher schon diese
 
Denkweise, die da auftritt, wenn man sagt: Wie kann man die
 
Temperamente durch Farben beeinflussen und dergleichen - daß
 
das schon wiederum so eine intellektuelle Systematisiererei zeigt.
 
Wird das Erziehungswesen zur Kunst, dann kommt man nicht zu
 
solchem intellektualistischen Schematisieren. Da wird man nicht,
 
wenn es sich um die Farbe handelt, auf die Temperamente blicken,
 
sondern da wird man im allgemeinen mehr darauf bedacht sein, ob
 
das Kind ein aufgeregtes oder ein abgeregtes Kind ist. Es kann
 
zum Beispiel auch vorkommen, daß ein unter Umständen phlegmatisches Kind auch in derselben Weise wie ein melancholisches
 
Kind mit den Farben und dergleichen behandelt werden muß.
 
Kurz, es wird sich darum handeln, daß man aus einer lebendigen
 
Erziehungswissenschaft auch eine lebendige Erziehungskunst entwickle.|291a|443f}}
 
 
 
=== Selbsterziehung des Erwachsenen ===
 
 
 
Der [[Verstand]] kann bei der [[Selbsterziehung]] direkt nur wenig helfen. Es genügt nicht, das Richtige zu ''wissen'', sondern es muss ''getan'', d.h. regelmäßig ''geübt'' werden. Nur durch rhythmisch wiederholtes Üben kann der [[Ätherleib]] allmählich verwandelt werden:
 
 
 
{{GZ|Auch die Selbsterziehung kann der Mensch hier in die Hand nehmen. Nicht dadurch kommt zum Beispiel der Sanguiniker zum Ziele, daß er sich sagt: Du hast ein sanguinisches Temperament, das mußt du dir abgewöhnen. - Der Verstand, direkt angewandt, ist auf diesem Gebiete oft ein Hindernis. Indirekt vermag er dagegen viel. Der Verstand ist hier die allerschwächste Seelenkraft. Bei stärkeren Seelenkräften, wie es die Temperamente sind, vermag der Verstand direkt sehr wenig, kann nur indirekt wirken. Der Mensch muß mit seinem Sanguinismus rechnen; Selbstermahnungen fruchten nicht. Es kommt darauf an, den Sanguinismus am rechten Orte zu zeigen. Wir können uns durch den Verstand Erlebnisse schaffen, für die das kurze Interesse des Sanguinikers berechtigt ist. Wenn wir also solche Verhältnisse auch noch so sehr im Kleinen herbeiführen, bei denen das kurze Interesse am Platze ist, so wird es schon hervorrufen, was nötig ist. Beim cholerischen Temperament, da ist es gut, solche Gegenstände zu wählen, durch den Verstand solche Verhältnisse herbeizuführen, bei denen es uns nichts hilft, daß wir toben, wo wir durch unser Toben uns selbst ad absurdum führen. Das melancholische Temperament soll nicht an den Schmerzen und Leiden des Lebens vorbeigehen, sondern soll sie gerade aufsuchen, soll mitleiden, damit sein Schmerz abgelenkt werde an die richtigen Gegenstände und Ereignisse. Sind wir Phlegmatiker, die keine Interessen haben, so ist es gut, daß wir uns möglichst viel mit recht uninteressanten Gegenständen beschäftigen, uns mit recht viel Quellen der Langweile umgeben, daß wir uns gründlich langweilen. Dann werden wir uns gründlich kurieren von unserem Phlegma, es uns gründlich abgewöhnen. So rechnet man mit dem, was da ist, und nicht mit dem, was nicht da ist.|57|294}}
 
 
 
== Tabelle ==
 
<table cellspacing="0" cellpadding="5" width="99%" border="1">
 
  <tr style="background:#800080; color:white">
 
    <td colspan="2"><strong>Temperament</strong></td>
 
    <td><strong><center>Choleriker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Sanguiniker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Melancholiker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Phlegmatiker</center></strong></td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Wesensglied</strong></td>
 
    <td>[[Ich]]</td>
 
    <td>[[Astralleib]]</td>
 
    <td>[[Ätherleib]]</td>
 
    <td>[[Physischer Leib]]</td>
 
  </tr>
 
 
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Körpersäfte</strong></td>
 
    <td>[[Weiße Galle]] (Chole)</td>
 
    <td>[[Blut|Rotes Blut]]<ref name="Blut"> </ref> (Sanguis)</td>
 
    <td>[[Schwarze Galle]] (Phlegma)</td>
 
    <td>[[Schleim|Grüner Schleim]] (Melas Chole)</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Eigenschaften</strong></td>
 
    <td>warm und feucht</td>
 
    <td>warm und feucht</td>
 
    <td>kalt und feucht</td>
 
    <td>kalt und trocken</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Element</strong></td>
 
    <td>[[Feuer]]</td>
 
    <td>[[Luft]]</td>
 
    <td>[[Wasser]]</td>
 
    <td>[[Erde (Element)|Erde]]</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Altersstufe</strong></td>
 
    <td>[[Jugend]]</td>
 
    <td>[[Kindheit]]</td>
 
    <td>[[Alter]]</td>
 
    <td>[[Erwachsenenalter]]</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Richtung</strong></td>
 
    <td>[[Süden]]</td>
 
    <td>[[Osten]]</td>
 
    <td>[[Westen]]</td>
 
    <td>[[Norden]]</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Jahreszeit</strong></td>
 
    <td>[[Sommer]]</td>
 
    <td>[[Frühling]]</td>
 
    <td>[[Herbst]]</td>
 
    <td>[[Winter]]</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Tageszeit</strong></td>
 
    <td>[[Mittag]]</td>
 
    <td>[[Morgen]]</td>
 
    <td>[[Abend]]</td>
 
    <td>[[Nacht]]</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Bewusstsein</strong></td>
 
    <td>Wachen</td>
 
    <td>Träumen</td>
 
    <td>Schlafen</td>
 
    <td>Sterben, Kranksein, Tod</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Organsystem</strong></td>
 
    <td>Znetrales Nervensystem und Rückenmark<ref name="Blut"> </ref>, Galle</td>
 
    <td>Blutkreislauf und Herz</td>
 
    <td>Schwarzes Nervensystem, schwarzes Sonnengeflecht</td>
 
    <td>Lymphatisches System</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Mimik</strong></td>
 
    <td>Nasenwurzel zusammengezogen (Wutfalte), Mund gepresst</td>
 
    <td>gehobene Brauen und Mundwinkel</td>
 
    <td>in der Mitte hochgezogene Brauen und Mittelfalte, Mundwinkel gesenkt</td>
 
    <td>Augenlider und Kiefer locker hängend</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Gestik</strong></td>
 
    <td>kraftvoll abwärts</td>
 
    <td>mit Leichtigkeit rhythmisch aufstrebend</td>
 
    <td>bequem sinkenlassend</td>
 
    <td>vergebens mühsam aufstrebend</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Gang</strong></td>
 
    <td>stampfend (Ferse), O-beinig</td>
 
    <td>hüpfend, tänzelnd</td>
 
    <td>schlurfend</td>
 
    <td>X-beinig</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Tugend</strong></td>
 
    <td>Mut</td>
 
    <td>Liebe, Interesse</td>
 
    <td>Geduld</td>
 
    <td>Mitleid</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Untugend</strong></td>
 
    <td>Wut</td>
 
    <td>Triebhaftigkeit</td>
 
    <td>Wehleidigkeit</td>
 
    <td>Trägheit</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Bosheit</strong><br>
 
:tätig<br>
 
:erleidend</td>
 
    <td><br>
 
Gewalttätigkeit<br>
 
Angst</td>
 
    <td><br>
 
Lügenhaftigkeit<br>
 
Leichtsinnigkeit</td>
 
  <td><br>
 
Grausamkeit<br>
 
Masochismus</td>
 
    <td><br>
 
Hartherzigkeit<br>
 
Antriebslosigkeit</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Geisteskrankheit</strong></td>
 
    <td>Tobsucht</td>
 
    <td>Irrsinn, Narrheit</td>
 
    <td>Trübsinn, Wahnsinn</td>
 
    <td>Stumpfsinn</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Wappentier<ref name="Wappentier>Die Wappentiere entsprechen den vier [[Sphinx]]-Tieren bzw. den Evangelisten-Symbolen und auch den entsprechenden [[Tierkreiszeichen]]. Dabei ergibt sich allerdings eine andere Zuordnung der [[Elemente]] zu den Tierkreiszeichen, als sie heute in der [[Astrologie]] üblich ist, indem die Luft- und Wasserzeichen vertauscht sind. Der Adler, der dem Skorpion entspricht, ist hier dem Luftelement zugeordnet und der Wassermann oder Engel dem Wasserelement.</ref></strong></td>
 
    <td>Löwe</td>
 
    <td>Wassermann (Mensch/Engel)</td>
 
    <td>Adler</td>
 
    <td>Stier</td>
 
  </tr>   
 
</table>
 
 
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', [[GA 57]] (1984) {{Vorträge|57}}
 
* Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', [[GA 95]] (1990) {{Vorträge|95}}
 
* Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', [[GA 100]] (1981) {{Vorträge|100}}
 
* Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', [[GA 119]] (1988) {{Vorträge|119}}
 
* Rudolf Steiner: ''Farbenerkenntnis'', [[GA 291a]] (1990) {{Vorträge|291a}}
 
* Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis der menschlichen Temperamente'', Vortragsstellen von R. Steiner, ausgewählt und zusammengestellt von C. Englert-Faye, Zbinden Vlg., Basel 1985
 
* Heinrich Eltz: ''Die menschlichen Temperamente'', 3. Auflage, Verlag Paul Haupt, Bern - Stuttgart - Wien 2000, ISBN 978-3258049540
 
* Karl Rössel-Majdan: ''Vom Wunder der menschlichen Stimme. Sprachgestaltung''. Troxler, Wien 1975
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_elemente.pdf Die vier Elemente und die vier Temperamente] Website
 
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Das_Geheimnis_der_menschlichen_Temperamente.pdf Das Geheimnis der menschlichen Temperamente] - Vortrag gehalten von Dr. Rudolf Steiner in Berlin am 4. März 1909
+
{{Commonscat|Four temperaments|Die vier Temperamente}}
* [http://www.rosejourn.com/index.php/rose/article/view/9/52 Christian Rittelmeyer: ''Die Temperamente in der Waldorfpädagogik. Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit''] ([http://projektart-berne.de/Downloads/Rittelemeyer_Temperamente.pdf alternativer Download])
+
{{Wiktionary}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/temperamente.html Projekt zu den vier Elementen und den vier Temperamenten] Website
 
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
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<references />
  
 
{{Navigationsleiste Temperamente}}
 
{{Navigationsleiste Temperamente}}
  
[[Kategorie:Temperamente|!101]]
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[[Kategorie:Medizin (griechische Antike)]]
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[[Kategorie:Temperamente|101]]
  
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{{QuelleWikipedia|datum=21. December 2019|oldid=190164355|oldid-lokal=15170}}

Aktuelle Version vom 19. April 2022, 10:08 Uhr

Die vier Apostel von Albrecht Dürer, nach einigen Interpreten eine Darstellung der vier Temperamente: Johannes (Sanguiniker), Petrus (Phlegmatiker), Markus (Choleriker) und Paulus (Melancholiker)

Die Temperamentenlehre ist ein von der antiken Humoralpathologie abgeleitetes Persönlichkeitsmodell, das Menschen nach ihrer Grundwesensart kategorisiert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Modell, wie auch die Humoralpathologie, überholt und spielt in der modernen Persönlichkeitspsychologie keine Rolle mehr.[1]

Die Lehre zeichnet sich durch ihre Einteilung des Gesamttemperamentes des Menschen in vier grundlegende Temperamente aus, die wiederum auf die Gesamtfülle der menschlichen Konstitution (physisch und psychisch), aber auch auf die Gesamtfülle der den Menschen umgebenden Welt bezogen werden.

Anwendung findet die Temperamentenlehre noch als historische Grundlage in der Waldorfpädagogik[2][3] sowie gelegentlich in der Alltagspsychologie.

Antike und Mittelalter

Ursprünge der Lehre

Hauptartikel: Vier-Elemente-Lehre

Die Temperamentenlehre der Neuzeit geht auf ein aristotelisch-galenisches Lehrgebäude[4] zurück, das auf der Vier-Elemente-Lehre und der Humoralpathologie (Viersäftelehre) beruht, die Hippokrates von Kos (griech. Arzt, ca. 460–370 v. Chr.) zugeschrieben wird und besonders deutlich in der Schrift „Die Natur des Menschen“ dargestellt wird, welche vermutlich von Polybos, dem Schwiegersohn und Schüler des Hippokrates, verfasst wurde.

Entwicklung der Temperamentenlehre

Die Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch Galenos von Pergamon, der den vier angeblichen Flüssigkeiten („humores“) des Körpers je ein Temperament zuordnete.[5] Je nach Vorherrschaft einer dieser vier Flüssigkeiten bilde sich das damit verbundene Temperament besonders hervor. Galen griff dabei eine Auffassung auf, die in gewissen Bereichen, z. B. der Melancholie, bereits zuvor gebildet worden war und systematisierte sie:

Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker
  • (Rotes) Blut (lat. sanguis, gr. αἷμα, háima): Sanguiniker (αἱματώδης – heiter, aktiv)
  • (Weißer) Schleim (gr. φλέγμα, phlégma): Phlegmatiker (φλεγματικός – passiv, schwerfällig)
  • Schwarze Gallenflüssigkeit (gr. μέλαινα χολή, mélaina cholḗ): Melancholiker (μελαγχολικός – traurig, nachdenklich)
  • Gelbe Gallenflüssigkeit (gr. χολή, cholḗ): Choleriker (χολερικός – reizbar und erregbar)

Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre Galens noch durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, „Planeten“, Sternzeichen und Tonarten ergänzt.[6]

Traditionelle Bezeichnungen Tiere auch Element und astrologische Zuordnungen Weitere Zuordnungen
Sanguiniker Löwe Hase,

Affe[7]

Luft (Jupiter):
  • Zwilling
  • Waage
  • Wassermann
Frühling, Morgen, Kindheit, warm und feucht, Herz
Choleriker Katze Löwe[7] Feuer (Mars):
  • Widder
  • Löwe
  • Schütze
Sommer, Mittag, Adoleszenz, warm und trocken, Leber
Melancholiker Hirsch Elch,

Bär[7]

Erde (Saturn):
  • Stier
  • Jungfrau
  • Steinbock
Herbst, Abend, Erwachsenenalter, kalt und trocken, Milz
Phlegmatiker Ochse Lamm[7] Wasser (Mond):
  • Krebs
  • Skorpion
  • Fische
Winter, Nacht, Babyalter/Greisenalter, kalt und feucht, Gehirn
Choleriker, Melancholiker, Sanguiniker und Phlegmatiker

In der Kunstgeschichte, vor allem durch Albrecht Dürer verarbeitet und dargestellt (wie im Bild "Melencolia I von 1514"), wurde immer wieder in der Darstellung der griechischen und römischen Mythologie auch eine Beziehung zwischen den Temperamenten und den vier Flüssen des Hades hergestellt.

18. bis 20. Jahrhundert

Viergeteiltes Bühnenbild zu Nestroys "Das Haus der vier Temperamente", Kupferstich von Andreas Geiger, 1838.

Johann August Unzer postulierte, beruhend auf den vier traditionellen Temperamenten 1746 einige „vermischte“ Temperamente, beispielsweise bei „melancholischen Cholerikern“ oder „cholerischen Melancholikern“.[8]

Johann Nepomuk Nestroy schrieb 1837 die Posse Das Haus der Temperamente, in der die Bühne vier Wohnungen zeigt, die von vier Familien mit den unterschiedlichen Temperamenten bewohnt werden.

Die Temperamentenlehre wurde viele Jahrhunderte akzeptiert und inspirierte moderne Persönlichkeitspsychologen wie Hans Eysenck (1916–1997), der in seinem Persönlichkeitszirkel die Eigenschaft „instabil“ zwischen melancholisch und cholerisch, „extrovertiert“ zwischen cholerisch und sanguinisch, „stabil“ zwischen sanguinisch und phlegmatisch sowie „introvertiert“ zwischen phlegmatisch und melancholisch einordnete.

Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und Anreger für die Gründung der Waldorfschule, entwickelte, neben einer Vielzahl die Pädagogik betreffenden Thesen, eine Variante der Temperamentenlehre. Diese teilt wie ihre griechische Vorläuferin das Gesamttemperament des Menschen in vier Grundtypen ein, wobei es große Einseitigkeiten einer oder mehrerer Temperamente im jeweiligen Individuum geben kann, die vier Temperamente also in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung im jeweiligen Individuum vorkommen.

Als Beispiel für die Eigenschaften und Bedeutungen eines ganz bestimmten Temperamentes können nach Steiner daher nur stark einseitig „temperierte“ Personen herangezogen werden, die sodann gewissen Umständen des Lebens mit großen Schwierigkeiten, anderen Umständen wiederum mit großen Stärken begegnen können.

1901/02 schuf der dänische Komponist Carl Nielsen seine 2. Sinfonie mit dem Titel „Die vier Temperamente“.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Die vier Temperamente – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Temperamente – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945. Band 1. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN  978-3-525-55452-4, S. 1408 f. Ausführliche Darstellung, nicht nur in Bezug auf Anthroposophie
  2. Vgl. Christian Rittelmeyer: Die Temperamente in der Waldorfpädagogik. Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit in: Harm Paschen (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Zugänge zur Waldorfpädagogik– Wiesbaden 2010.
  3. Heiner Ullrich: Anthroposophie – zwischen Mythos und Wissenschaft. Eine Untersuchung zur Temperamentenlehre Rudolf Steiners. In: Pädagogische Rundschau. Nr. 38, 1984, ISSN 0030-9273, S. 443–471.
  4. Harald Schmidt: Temperamentenlehre (Neuzeit). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1382 f.; hier: S. 1382.
  5. J. van Wageningen: Die Namen der vier Temperamente. In: Janus, Band 23, 1918, S. 48–55.
  6. Gundolf Keil: Humoralpathologie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 641–643, hier: S. 642.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Magistrat der Stadt Langen: Stadt Langen - Das Fünfte Quartal. Langen 2008, Vierröhrenbrunnen S.40–41
  8. Gernot Huppmann: Anatomie eines Bestseller. Johann Unzers Wochenschrift „Der Arzt“ (1759–1764) - ein nachgereichter Rezensionsessay - In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 539–555; hier: S. 546.
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