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Temperamente: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''vier Temperamente''' ([[Latein|lat.]] ''temperamentum'' „das richtige Maß, die richtige Mischung“, von [[Latein|lat.]] ''temperare'' „mäßigen, mischen“; im 16. Jahrhundert im Sinne von „ausgeglichenes Mischungsverhältnis“ in der Pharmazie verwendet), bestimmen die die mehr oder weniger ''dauerhafte'' Grundgestimmtheit oder [[wikipedia-de:Gemüt|Gemüt]]sart des [[wikipedia-de:Mensch|Mensch]]en. Grundsätzlich verfügt ''jeder'' Mensch über ''alle vier'' Temperamente, die ganz individuell auf die vielfältigste Weise gemischt sind. Im Idealfall sind alle vier Temperamente im harmonischen Gleichgewicht, in der Regel gibt es aber Akzentverschiebungen, durch die meist ein Temperamente stärker hervorsticht, die zwei benachbarten mitschwingen und das vierte, gegensätzliche in den Hintergrund tritt.
+
[[Bild:Vier Apostel (Albrecht Duerer).jpg|mini|[[Wikipedia:Die vier Apostel|Die vier Apostel]] von Albrecht Dürer, nach einigen Interpreten eine Darstellung der vier Temperamente: [[Wikipedia:Johannes (Apostel)|Johannes]] ([[Sanguiniker]]), [[Wikipedia:Simon Petrus|Petrus]] ([[Phlegmatiker]]), [[Wikipedia:Markus (Evangelist)|Markus]] ([[Choleriker]]) und [[Wikipedia:Paulus von Tarsus|Paulus]] ([[Melancholiker]])]]
  
== Temperamente und Ätherleib ==
+
Die '''Temperamentenlehre''' ist ein von der antiken [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]] abgeleitetes [[Wikipedia:Persönlichkeitsmodell|Persönlichkeitsmodell]], das Menschen nach ihrer Grundwesensart kategorisiert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Modell, wie auch die Humoralpathologie, überholt und spielt in der modernen [[Wikipedia:Persönlichkeitspsychologie|Persönlichkeitspsychologie]] keine Rolle mehr.<ref>{{Literatur|Autor=Helmut Zander|Titel=Anthroposophie in Deutschland|TitelErg=Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945|Band=1|Verlag=Vandenhoeck und Ruprecht|Ort=Göttingen|Jahr=2007|Seiten=1408f|ISBN=978-3-525-55452-4}} Ausführliche Darstellung, nicht nur in Bezug auf Anthroposophie </ref>
  
Anders als augenblickliche [[Emotion]]en oder [[Gefühl]]e, haben die Temperamente ihren Sitz im [[Ätherleib]]. Von hier aus wirken sie aber teilweise bis in die ''äußere'' [[Gestalt]]ung des [[Physischer Leib|physischen Leibes]] hinein, anderseits spiegeln sie sich in ''inneren'' Erlebnissen des [[Astralleib]]s bzw. der [[Seelische Wesensglieder|seelischen Wesensglieder]] wider.
+
Die Lehre zeichnet sich durch ihre Einteilung des Gesamttemperamentes des Menschen in vier grundlegende [[Wikipedia:Temperament|Temperament]]e aus, die wiederum auf die Gesamtfülle der menschlichen Konstitution (physisch und psychisch), aber auch auf die Gesamtfülle der den Menschen umgebenden Welt bezogen werden.
  
"Diese vier Temperamente drücken sich im Ätherleib aus. Es gibt also vier verschiedene Hauptarten von Ätherleibern. Diese haben wiederum verschiedene Strömungen und Bewegungen, die sich in einer bestimmten Grundfarbe im [[Astralleib]] ausdrücken. Das ist nicht etwa vom Astralleib abhängig, es zeigt sich nur darin." (Rudolf Steiner: GA 95, S.64)
+
Anwendung findet die Temperamentenlehre noch als historische Grundlage in der [[Wikipedia:Waldorfpädagogik|Waldorfpädagogik]]<ref>Vgl. {{Literatur|Autor=Christian Rittelmeyer|Titel=Die Temperamente in der Waldorfpädagogik|TitelErg=Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit in: Harm Paschen (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Zugänge zur Waldorfpädagogik– Wiesbaden 2010}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Heiner Ullrich|Titel=Anthroposophie – zwischen Mythos und Wissenschaft. Eine Untersuchung zur Temperamentenlehre Rudolf Steiners|Sammelwerk=Pädagogische Rundschau|Nummer=38|Jahr=1984|Seiten=443–471|ISSN=0030-9273}}</ref>  sowie gelegentlich in der [[Wikipedia:Alltagspsychologie|Alltagspsychologie]].
  
== Temperamente und Elemente ==
+
== Antike und Mittelalter ==
Nach [[Hippokrates von Kós]] (460-375 v. Chr.), der die ''Temperamentenlehre'' erstmals ''exoterisch'' formuliert hat, werden vier Temperamente unterschieden, die den [[Elemente|vier Elementen]] entsprechen:
+
=== Ursprünge der Lehre ===
 +
{{Hauptartikel|Vier-Elemente-Lehre|Humoralpathologie}}
 +
Die Temperamentenlehre der Neuzeit geht auf ein aristotelisch-galenisches Lehrgebäude<ref>Harald Schmidt: ''Temperamentenlehre (Neuzeit).'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1382 f.; hier: S. 1382.</ref> zurück, das auf der Vier-Elemente-Lehre und der Humoralpathologie (Viersäftelehre) beruht, die [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]] (griech. Arzt, ca. 460–370 v. Chr.) zugeschrieben wird und besonders deutlich in der Schrift „Die Natur des Menschen“ dargestellt wird, welche vermutlich von Polybos, dem Schwiegersohn und Schüler des Hippokrates, verfasst wurde.
  
<div style="margin-left:50px">
+
=== Entwicklung der Temperamentenlehre ===
* [[Choleriker]] ([[Feuer]])
+
Die Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch [[Galenos]] von [[Wikipedia:Pergamon|Pergamon]], der den  vier angeblichen Flüssigkeiten („humores“) des Körpers je ein [[Wikipedia:Temperament|Temperament]] zuordnete.<ref>[[Wikipedia:Jacobus van Wageningen|J. van Wageningen]]: ''Die Namen der vier Temperamente.'' In: ''Janus'', Band 23, 1918, S. 48–55.</ref> Je nach Vorherrschaft einer dieser vier Flüssigkeiten bilde sich das damit verbundene Temperament besonders hervor. Galen griff dabei eine Auffassung auf, die in gewissen Bereichen, z.&nbsp;B. der [[Wikipedia:Melancholie|Melancholie]], bereits zuvor gebildet worden war und systematisierte sie:
* [[Sanguiniker]] ([[Luft]])
 
* [[Melancholiker]] ([[Wasser]])
 
* [[Phlegmatiker]] ([[Erde (Element)|Erde]])
 
</div>
 
  
"Es steht nun in einer geheimnisvollen Verwandtschaft mit den vier Elementen der elementarischen
+
[[Datei:Four temperaments.svg|mini|Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker]]
Welt dasjenige im Menschen, was man seine Temperamente nennt,
 
und zwar so, daß eine Verwandtschaft besteht zwischen dem melancholischen Temperament
 
und dem Elemente der Erde, zwischen dem phlegmatischen Temperament
 
und dem Elemente des Wassers, zwischen dem sanguinischen Temperament
 
und dem Elemente der Luft, und zwischen dem cholerischen Temperament und
 
dem Elemente des Feuers. Diese Verwandtschaft kommt im Erleben der elementarischen
 
Welt so zum Ausdruck, daß in der Tat zum Beispiel der cholerische Mensch
 
mehr Neigung hat, mit den im Feuer in der elementarischen Welt lebenden Wesenheiten
 
und Tatsachen zusammenzuwachsen als mit den in den anderen Elementen
 
lebenden Wesenheiten. Der Sanguiniker hat wiederum mehr die Neigung, mit den
 
im Element der Luft auftretenden Wesenheiten zusammenzuwachsen, der Phlegmatiker
 
mit den im Wasser und der Melancholiker mit den in der Erde auftretenden Tatsachen
 
und Wesenheiten. So kommt man in eine gewisse Abhängigkeit in dem Augenblicke,
 
in dem man durch wirkliches Erleben die elementarische Welt betritt.
 
Und Sie können sich daraus leicht die Vorstellung bilden, daß die verschiedensten
 
Menschen Ihnen im Grunde genommen das Verschiedenste erzählen können von
 
der elementarischen Welt und daß eigentlich keiner so ganz unrecht zu haben
 
braucht, wenn er verschieden von einem andern seine eigenen Erlebnisse in dieser
 
Welt schildert. Daher brauchen Sie sich gar nicht zu verwundern, wenn die Schilderungen
 
gewisser niederer [[Hellseher]] in bezug auf die elementarische Welt sehr voneinander
 
abweichend sind, denn beurteilen kann man diese Welt doch erst dann,
 
wenn man eine genaue Erkenntnis von sich selber hat." (Rudolf Steiner: GA 119, S.163f)
 
  
== Die Temperamente und die Viersäftelehre ==
+
*(Rotes) Blut ([[latein|lat.]] ''sanguis'', [[Altgriechische Sprache|gr.]] αἷμα, ''háima''): [[Sanguiniker]] (αἱματώδης – heiter, aktiv)
 +
*(Weißer) Schleim ([[Altgriechische Sprache|gr.]] φλέγμα, ''phlégma''): [[Phlegmatiker]] (φλεγματικός – passiv, schwerfällig)
 +
*Schwarze Gallenflüssigkeit ([[Altgriechische Sprache|gr.]] μέλαινα χολή, ''mélaina cholḗ''): [[Melancholiker]] (μελαγχολικός – traurig, nachdenklich)
 +
*Gelbe Gallenflüssigkeit ([[Altgriechische Sprache|gr.]] χολή, ''cholḗ''): [[Choleriker]] (χολερικός – reizbar und erregbar)
  
Erst [[Galenos von Pergamon]] ([[dt.]] Galēn; * um 129 n. Chr. in [[Wikipedia:Pergamon|Pergamon]]; † um 216 n. Chr. in [[Rom]]) verband die Temperamentenlehre mit der ebenfalls schon von Hippokrates aufgestellten [[Viersäftelehre|Viersäftelehre]] ([[Humoralpathologie|Humoralpathologie]]), in dem er den ''humores'', den vier hauptsächlichen Körperflüssigkeiten, jeweils ein Temperament zuordnete:
+
Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre Galens noch durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, „Planeten“, Sternzeichen und Tonarten ergänzt.<ref>[[Gundolf Keil]]: ''Humoralpathologie.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner  (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte''. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 641–643, hier: S. 642.</ref>
  
<div style="margin-left:50px">
+
{| class="wikitable"
* Weiße Galle, Chole [[Choleriker]]
+
|-
* Rotes Blut, Sanguin, [[Sanguiniker]]
+
! Traditionelle Bezeichnungen
* Schwarze Galle Melanchole, [[Melancholiker]]
+
! Tiere
* Grüner Schleim, Phlegma, [[Phlegmatiker]] 
+
!auch
</div>
+
!Element und astrologische Zuordnungen
 +
! Weitere Zuordnungen
 +
|-
 +
| Sanguiniker
 +
| Löwe
 +
|Hase,
 +
Affe<ref name=":0">Magistrat der Stadt Langen: Stadt Langen - Das Fünfte Quartal. Langen 2008, Vierröhrenbrunnen S.40–41</ref>
 +
|Luft (Jupiter):
 +
* Zwilling
  
== Die Bildung der Temperamente bei der Inkarnation ==
+
* Waage
  
Wenn der [[Mensch]] zu einer neuen [[irdisch]]en [[Inkarnation]] heruntersteigt, muss sich seine [[geist]]ige [[Individualität]], sein [[ewig]]er [[Wesenskern]], der durch [[Reinkarnation|wiederholte Erdenleben]] schreitet, mit dem durch die [[Vererbung]]sströmung bereitgestellten vergänglichen [[Leib]] verbinden und es muss ein richtiger Ausgleich dieser beiden Strömungen gesucht werden. Dieser Ausgleich spiegelt sich im Temperament wieder:
+
* Wassermann
 +
| Frühling, Morgen, Kindheit, warm und feucht, Herz
 +
|-
 +
| Choleriker
 +
| Katze
 +
|Löwe<ref name=":0" />
 +
|Feuer (Mars):
  
"Nun entsteht die
+
* Widder
große Frage: Wie kann dasjenige, was aus ganz anderen Welten stammt, was sich Vater
 
und Mutter suchen muß, sich vereinen mit dem Leiblich-Physischen, wie kann es
 
sich umkleiden mit dem, was die körperlichen Merkmale sind, durch die der Mensch
 
hineingestellt wird in die Vererbungslinie? Wie geschieht die Vereinigung der beiden
 
Strömungen, der geistig-seelischen Strömung, in die der Mensch hineingestellt ist
 
durch die Wiederverkörperung, und der leiblichen Strömung der Vererbungslinie? Es
 
muß ein Ausgleich geschaffen werden. Indem die beiden Strömungen sich vereinigen,
 
färbt die eine Strömung die andere. Sie färben sich gegenseitig. So wie sich die
 
blaue und die gelbe Farbe etwa vereinigen in dem Grün, so vereinigen sich die beiden
 
Strömungen im Menschen zu dem, was man sein Temperament nennt. Das
 
Temperament gleicht das Ewige mit dem Vergänglichen aus. Dieser Ausgleich geschieht
 
dadurch, daß dasjenige, was wir als die Glieder der menschlichen Natur kennengelernt
 
haben, in ganz bestimmter Art und Weise miteinander ins Verhältnis tritt." (Rudolf Steiner: GA 57, S.277f)
 
  
== Temperamente und Wesensglieder ==
+
* Löwe
[[Bild:Vier Apostel (Albrecht Duerer).jpg|thumb|Die vier Apostel von Albrecht Dürer, eine Darstellung der vier Temperamente: Johannes (Sanguiniker), Petrus (Phlegmatiker), Markus (Choleriker) und Paulus (Melancholiker)]]
 
  
Die vier Temperamente hängen eng mit den vier grundlegenden [[Wesensglieder]]n des Menschen zusammen. Dominiert eines der Wesensglieder die anderen, so drückt sich das in den im [[Ätherleib]] wirkenden Temperamenten folgendermaßen aus, wobei zugleich auch ganz bestimmte Organsysteme besonders hervortreten. Für den Erwachsenen ergibt sich dabei folgender Zusammenhang:
+
* Schütze
 +
| Sommer, Mittag, Adoleszenz, warm und trocken, Leber
 +
|-
 +
| Melancholiker
 +
| Hirsch
 +
|Elch,
 +
Bär<ref name=":0" />
 +
|Erde (Saturn):
  
<div style="margin-left:50px">
+
* Stier
*[[Ich]] - Zentrales Nervensystem - [[Choleriker]]
 
*[[Astralleib]] - Blutkreislauf - [[Sanguiniker]]
 
*[[Ätherleib]] - Vegetatives Nervensystem - [[Melancholiker]]
 
*[[Physischer Leib]] - Lymphatisches System - [[Phlegmatiker]]
 
</div>
 
  
"Beherrscht der Ich-Träger die übrigen Glieder des Menschen, so herrscht das cholerische Temperament vor. Herrscht
+
* Jungfrau
der Astralleib über die anderen Glieder, so sprechen wir dem Menschen ein sanguinisches
 
Temperament zu. Herrscht vor der Ätherleib, so sprechen wir vom phlegmatischen
 
Temperament. Und ist vorherrschend der physische Leib, so handelt es sich
 
um ein melancholisches Temperament. Das Ich drückt sich in der Zirkulation des
 
Blutes aus. Deshalb ist beim Choleriker vorherrschend das Blutsystem. Der Astralleib
 
findet seinen physischen Ausdruck im Nervensystem; wir haben deshalb beim
 
Sanguiniker im physischen Leibe tonangebend das Nervensystem. Der Ätherleib
 
drückt sich physisch aus im Drüsensystem; deshalb ist beim Phlegmatiker im physischen
 
Leibe tonangebend das Drüsensystem. Der physische Leib als solcher kommt
 
nur im physischen Leibe zum Ausdruck; deshalb ist der physische Leib beim Melancholiker
 
das äußerlich Tonangebende." (Rudolf Steiner: GA 57 S.278f)
 
  
== Charakteristik der vier Temperamente ==
+
* Steinbock
 +
| Herbst, Abend, Erwachsenenalter, kalt und trocken, Milz
 +
|-
 +
| Phlegmatiker
 +
| Ochse
 +
|Lamm<ref name=":0" />
 +
|Wasser (Mond):
 +
* Krebs
  
Reine Temperamente in ihrer vollen Einseitigkeit sind im Leben kaum zu finden. Im Grunde hat jeder Mensch alle vier Temperamente, aber oft sticht eines besonders hervor. Oft sind auch zwei Temperamente sehr stark ausgebildet, ein drittes spielt noch leise mit, während das vierte nur sehr, sehr schwach hervortritt. Das cholerische Temperament ist häufig mit dem melancholischen verbunden, ebenso das sanguinische mit dem phlegmatischen, wobei sich in dem jeweils ersteren die aktive, im zweiten die mehr passive Seite des Charakters ausdrückt. Problematischer ist die enge Verbindung der beiden aktiven Temperamente, also Cholerik und Sanguinik, was einen hyperaktiven Charakter ergibt, oder die Verbindung der beiden passiven Temperamente, Phlegmatik und Melancholie, was dem Menschen einen passiv verzweifelnden Charakter verleiht. Die Temperamente bilden auch Gegensatzpaare, von denen dann das eine sehr stark, das andere kaum ausgeprägt ist. Dem cholerischen Temperament steht das phlegmatische als schroffer Gegensatz gegenüber, ebenso dem sanguinischen das melancholische, so wie Feuer und Wasser Gegensätze sind und auch Luft und Erde.
+
* Skorpion
  
Es gibt kein ''gutes'' und kein ''schlechtes'' Temperament. Jedes hat positive, das Eigenwohl und das soziale Miteinander gleichermaßen fördernde, wie auch negative, lebenshemmende Eigenschaften. Durch Erziehung und später durch Selbsterziehung sollen die Temperamente keineswegs geschwächt oder nivelliert, sondern in ihrer positven Kraft gestärkt werden. Im Idealfall kommt der Mensch dazu, über die positiven Kräfte aller vier Temperamente in voller Stärke und im ausgewogenen Gleichmaß frei zu verfügen - aber das ist in der Regel ein fernes Entwicklungsziel, das nur durch die energische Arbeit am Ätherleib erreicht werden kann.
+
* Fische
  
=== Die vier Grundtypen ===
+
| Winter, Nacht, Babyalter/Greisenalter, kalt und feucht, Gehirn
Die reinen [[Wikipedia-de:Typen (Psychologie)|Grundtypen(w)]], um sie recht anschaulich zu machen, charakterisiert [[Rudolf Steiner]] so:
+
|}
  
"Beim Choleriker ist vorzugsweise das Ich und das Blutsystem vorherrschend. Dadurch tritt er auf als der Mensch, der sein Ich unter allen Umständen durchsetzen will. Von der Zirkulation des Blutes schreibt sich alles Aggressive des Cholerikers her, alles was mit der starken Willensnatur des Cholerikers zusammenhängt. Im Nervensystem und Astralleib sind die auf- und abwogenden Empfindungen und Gefühle. Nur dadurch, daß diese durch das Ich gebändigt werden, kommt Harmonie und Ordnung hinein. Würde er sie nicht durch sein Ich bändigen, so würden sie auf- und abfluten, ohne daß man bemerken könnte, der Mensch übt irgendeine Herrschaft über sie aus. Der Mensch würde hingegeben sein allem Wogen von Empfindung zu Empfindung, von Bild zu Bild, von Vorstellung zu Vorstellung und so weiter.
+
[[Datei:Alletemp.jpg|mini|Choleriker, Melancholiker, Sanguiniker und Phlegmatiker]]
 +
In der Kunstgeschichte, vor allem durch Albrecht Dürer verarbeitet und dargestellt (wie im Bild "[[Wikipedia:Melencolia I|Melencolia]] I von 1514"), wurde immer wieder in der Darstellung der griechischen und römischen Mythologie auch eine Beziehung zwischen den Temperamenten und den vier Flüssen des [[Wikipedia:Unterwelt der griechischen Mythologie|Hades]] hergestellt.
  
Etwas von dem tritt ein, wenn der astralische Leib vorherrscht, also beim Sanguiniker, der in gewisser Weise den auf- und abwogenden Bildern, Empfindungen und Vorstellungen hingegeben ist, da bei ihm der Astralleib und das Nervensystem vorherrschen. Das, was des Menschen Blutzirkulation ist, ist der Bändiger des Nervenlebens. Was tritt ein, wenn ein Mensch blutarm, bleichsüchtig ist, wenn der Bändiger nicht da ist? Dann tritt ein zügelloses Auf- und Abfluten der Bilder; Illusionen, Halluzinationen treten auf. Einen kleinen Anflug davon haben wir beim Sanguiniker. Der Sanguiniker kann nicht bei einem Eindruck verweilen, er kann nicht festhalten an einem Bilde, er haftet nicht mit seinem Interesse an einem Eindruck. Er eilt von Lebenseindruck zu Lebenseindruck, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung. Das kann man besonders beim sanguinischen Kinde beobachten; da kann es einem Sorge machen. Leicht ist Interesse da, ein Bild fängt leicht an zu wirken, macht bald einen Eindruck, aber der Eindruck ist bald wieder verschwunden.
+
== 18. bis 20. Jahrhundert ==
 +
[[Datei:Nestroy Das Haus der Temperamente.jpg|mini|Viergeteiltes Bühnenbild zu Nestroys "Das Haus der vier Temperamente", Kupferstich von Andreas Geiger, 1838.]]
 +
[[Wikipedia:Johann August Unzer|Johann August Unzer]] postulierte, beruhend auf den vier traditionellen Temperamenten 1746 einige „vermischte“ Temperamente, beispielsweise bei „melancholischen Cholerikern“ oder „cholerischen Melancholikern“.<ref>Gernot Huppmann: ''Anatomie eines Bestseller. Johann Unzers Wochenschrift „Der Arzt“ (1759–1764) - ein nachgereichter Rezensionsessay -'' In: ''Würzburger medizinhistorische Mitteilungen'' 23, 2004, S. 539–555; hier: S. 546.</ref>
  
Beim Melancholiker haben wir gesehen, daß der Physische Leib [Anm: tatsächlich der Ätherleib], also das dichteste Glied der menschlichen Wesenheit, der Herr wird über die anderen. Immer, wenn der dichteste Teil Herr wird, dann fühlt das der Mensch so, daß er nicht Herr ist darüber, daß er ihn nicht handhaben kann. Denn der physische Leib ist das Instrument, das er durch seine höheren Glieder überall beherrschen soll; jetzt aber herrscht dieser physische Leib, setzt dem anderen Widerstand entgegen. Das empfindet der Mensch als Schmerz, Unlust, als die trübselige Stimmung des Melancholikers. Es ist immer ein Aufsteigen von Schmerzen da. Von nichts anderem rührt diese Stimmung her, als daß der physische Leib der innern Behaglichkeit des Ätherleibes, der Beweglichkeit des Astralleibes und der Zielsicherheit des Ichs Widerstände entgegenstellt.
+
[[Wikipedia:Johann Nepomuk Nestroy|Johann Nepomuk Nestroy]] schrieb [[Wikipedia:1837|1837]] die [[Wikipedia:Posse|Posse]] ''[[Wikipedia:Das Haus der Temperamente|Das Haus der Temperamente]]'', in der die Bühne vier Wohnungen zeigt, die von vier Familien mit den unterschiedlichen Temperamenten bewohnt werden.
  
Gehen wir jetzt zum phlegmatischen Temperament über! Wir sahen, daß das phlegmatische Temperament dadurch entsteht, daß vorherrschend gemacht ist das, was wir Äther- oder Lebensleib [Anm: tatsächlich der physische Leib] nennen, das, was des Menschen Wachstums- und Lebensvorgänge im Innern regelt. Es kommt das in innerer Behaglichkeit zum Ausdruck. Je mehr der Mensch in seinem Ätherleib lebt, desto mehr ist er in sich selber beschäftigt, und läßt die äußeren Dinge laufen. Er ist in seinem Innern beschäftigt.
+
Die Temperamentenlehre wurde viele Jahrhunderte akzeptiert und inspirierte moderne Persönlichkeitspsychologen wie [[Wikipedia:Hans Eysenck|Hans Eysenck]] (1916–1997), der in seinem Persönlichkeitszirkel die Eigenschaft „instabil“ zwischen melancholisch und cholerisch, „extrovertiert“ zwischen cholerisch und sanguinisch, „stabil“ zwischen sanguinisch und phlegmatisch sowie „introvertiert“ zwischen phlegmatisch und melancholisch einordnete.
  
Was wir da sehen als die Mischung der vier Wesensglieder des Menschen, das tritt uns im äußeren Bilde klar und deutlich entgegen. Wenn das Ich vorherrscht, will der Mensch sich gegen alle äußeren Widerstände durchsetzen, will in Erscheinung treten. Es hält dann förmlich die anderen Glieder des Menschen im Wachstum zurück, den Astralleib und den Ätherleib, läßt sie nicht zu ihrem Rechte kommen. Rein äußerlich tritt das einem schon entgegen. Johann Gottlieb Fichte zum Beispiel, der deutsche Choleriker, ist schon äußerlich als solcher kenntlich. Er verriet schon äußerlich deutlich im Wuchs, daß die anderen Wesensglieder zurückgehalten worden sind. Oder ein klassisches Beispiel eines Cholerikers ist Napoleon, der so klein geblieben ist, weil das Ich die anderen Wesensglieder zurückgehalten hat. Es handelt sich nun natürlich nicht darum, daß behauptet wird, der Choleriker sei klein und der Sanguiniker groß. Wir dürfen die Gestalt des Menschen nur mit seinem eignen Wuchs vergleichen. Es kommt darauf an, in welchem Verhältnis zur ganzen Gestalt der Wuchs steht. Beim Sanguiniker herrscht das Nervensystem, der Astralleib vor. Er wird in seinem in sich beweglichen Leben an den Gliedern arbeiten; er wird auch das äußere Abbild des Menschen so beweglich wie möglich machen. Haben wir beim Choleriker scharf geschnittene Gesichtszüge, so beim Sanguiniker bewegliche, ausdrucksvolle, sich verändernde Gesichtszüge. Sogar in der schlanken Gestalt, im Knochenbau, sehen wir die innere Beweglichkeit des Astralleibes am ganzen Menschen. In den schlanken Muskeln zum Beispiel kommt sie zum Ausdruck. Das ist auch zu sehen in dem, was der Mensch äußerlich darlebt. Auch wer nicht hellsehend ist, kann dem Menschen schon von hinten ansehen, ob er Sanguiniker oder Choleriker ist. Dazu braucht man nicht Geisteswissenschaftler zu sein. Sieht man einen Choleriker gehen, so kann man beobachten, wie er jeden Fuß so setzt, als ob er bei jedem Schritt nicht nur den Boden berühren wolle, sondern als ob der Fuß noch ein Stück in den Boden hineingehen sollte. Beim Sanguiniker dagegen haben wir einen hüpfenden, springenden Gang. Auch feinere Merkmale finden sich in der äußeren Gestalt. Die Innerlichkeit der Ich-Natur, die geschlossene Innerlichkeit des Cholerikers tritt uns entgegen in dem schwarzen Auge des Cholerikers. Sehen Sie sich den Sanguiniker an, bei dem die Ich-Natur nicht so tief gewurzelt ist, bei dem der astralische Leib seine ganze Beweglichkeit ausgießt, da ist das blaue Auge vorherrschend. So könnten viele Merkmale angeführt werden, die das Temperament in der äußeren Erscheinung zeigen.
+
[[Rudolf Steiner]], Begründer der [[Wikipedia:Anthroposophie|Anthroposophie]] und Anreger für die Gründung der [[Wikipedia:Waldorfschule|Waldorfschule]], entwickelte, neben einer Vielzahl die Pädagogik betreffenden Thesen, eine Variante der Temperamentenlehre. Diese teilt wie ihre griechische Vorläuferin das Gesamttemperament des Menschen in vier Grundtypen ein, wobei es große Einseitigkeiten einer oder mehrerer Temperamente im jeweiligen Individuum geben kann, die vier Temperamente also in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung im jeweiligen [[Wikipedia:Individuum|Individuum]] vorkommen.
  
Das phlegmatische Temperament tritt einem entgegen in der unbeweglichen, teilnahmslosen Physiognomie, in der Fülle des Körpers, besonders in der Ausarbeitung der Fettpartien; denn das ist das, was besonders der Ätherleib ausarbeitet. In alledem tritt uns die innere Behaglichkeit des Phlegmatikers entgegen. Er hat einen schlotternden Gang. Er tritt sozusagen nicht ordentlich auf, setzt sich nicht in Beziehung zu den Dingen. - Und sehen Sie sich den Melancholiker an, wie er zumeist einen vorhängenden Kopf hat, nicht aus sich heraus die Kraft hat, den Nacken zu steifen. Das Auge ist trübe; da ist nicht der Glanz des schwarzen Cholerikerauges. Der Gang ist zwar fest, aber es ist nicht der Gang des Cholerikers, das feste Auftreten des Cholerikers, sondern es ist etwas Schleppend-Festes." (Rudolf Steiner: GA 57, S.279f}}
+
Als Beispiel für die Eigenschaften und Bedeutungen eines ganz bestimmten Temperamentes können nach Steiner daher nur stark einseitig „temperierte“ Personen herangezogen werden, die sodann gewissen Umständen des Lebens mit großen Schwierigkeiten, anderen Umständen wiederum mit großen Stärken begegnen können.
  
== Die karmischen Ursachen des Temperaments ==
+
1901/02 schuf der dänische Komponist [[Wikipedia:Carl Nielsen|Carl Nielsen]] seine [[Wikipedia:2. Sinfonie (Nielsen)|2. Sinfonie]] mit dem Titel „Die vier Temperamente“.
  
Wiederholte Erlebnisse, die in einem früheren Erdenleben von ''außen'' an den Menschen herangekommen sind, drücken sich in der nächsten [[wikipedia-de:Inkarnation|Inkarnation(w)]] in der Temperamentsanlage aus, wobei auch eine wesentliche Rolle spielt, wie wir im damaligen Erdenleben, mit diesen sich wiederholenden Erfahrungen umgegangen sind:
+
== Siehe auch ==
 
+
* {{WikipediaDE|Temperamente}}
"Was Sie in diesem Leben wiederholt erleben, das kommt in Ihrem folgenden Leben
+
* {{WikipediaDE|Charaktertypen}}
als Grundcharakter. Ein melancholisches Temperament kommt daher, daß der
 
Mensch im vorigen Leben viele traurige Eindrücke gehabt hat, die ihn immer wieder
 
in eine traurige Stimmung versetzt haben; dadurch hat eben der nächste Ätherleib
 
eine Neigung für eine traurige Stimmung. Umgekehrt ist es bei denen, die allem im
 
Leben eine gute Seite abgewinnen, die dadurch in ihrem Astralleib Lust und Freude,
 
frohe Erhebung erzeugt haben; das gibt im nächsten Leben eine bleibende Charaktereigenschaft
 
des Ätherleibes und bewirkt ein heiteres Temperament. Wenn der
 
Mensch aber, trotzdem ihn das Leben in eine harte Schule nimmt, all das Traurige
 
kraftvoll überwindet, dann wird im nächsten Leben sein Ätherleib geboren mit einem
 
cholerischen Temperament. Man kann also, wenn man all das weiß, geradezu
 
sich seinen Ätherleib für das nächste Leben vorbereiten." GA 100, S.85)
 
 
 
Man kann dadurch bis zu einem gewissen Grad vorhersehen bzw. sogar beeinflussen, wie sich das Temperament in der nächsten Inkarnation gestalten wird, wobei allerdings, wie schon oben besprochen, die durch Vererbung erworbenen Leibesglieder, auf die man zunächst keinen direkten Einfluss hat, auch eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
 
 
 
"Das melancholische Temperament wird karmisch
 
besonders dann hervorgerufen, wenn ein Mensch im vorhergehenden Leben
 
gezwungen war, im kleinsten, engsten Kreise zu leben, viel für sich allein zu sein, immer
 
nur sich mit sich selbst zu beschäftigen, so daß er kein Interesse für anderes in
 
sich wecken konnte. Wer dagegen viel kennengelernt hat, wer mit vielen Dingen zusammengekommen
 
ist und sie nicht bloß angeschaut hat, mit dem das vorige Leben
 
hart umgegangen ist, der wird ein Choleriker. Wenn man ein angenehmes Leben ohne
 
viel Kämpfe und Mühsale hatte, oder auch wenn man viel gesehen hat, an vielem vorbeigekommen ist, es aber nur angesehen hat, so geht das alles karmisch immer im nächsten Leben im Grundwesen auf den nächtstdichteren Leib über. Man wird
 
ein Phlegmatiker oder Sanguiniker." (Rudolf Steiner: GA 95, S.64)
 
 
 
== Psychopathologie der Temperamente ==
 
 
 
"Bei der Erziehung handelt es sich nicht darum, die Temperamente auszugleichen, zu nivellieren, sondern es handelt sich darum, sie in die richtigen Geleise zu bringen. Aber in jedem Temperamente liegt eine kleine und eine große Gefahr der Ausartung. Beim cholerischen Menschen liegt in der Jugend die Gefahr vor, daß ein solcher Mensch durch Zornwütigkeit, ohne daß er sich beherrschen kann, sein Ich eingeprägt erhält. Das ist die kleine Gefahr. Die große Gefahr ist die Narrheit, die aus ihrem Ich heraus irgendein einzelnes Ziel verfolgen will. Beim sanguinischen Temperamente ist die kleine Gefahr die, daß der Mensch in Flatterhaftigkeit verfällt. Die große Gefahr ist, daß das Auf- und Abwogen der Empfindungen in Irrsinn einmündet. Die kleine Gefahr des Phlegmatikers ist die Interesselosigkeit gegenüber der äußeren Welt; die große Gefahr ist die Idiotie, der Stumpfsinn. Die kleine Gefahr beim melancholischen Temperament ist der Trübsinn, die Möglichkeit, daß der Mensch nicht herauskommt über das, was im eignen Innern aufsteigt. Die große Gefahr ist der Wahnsinn." (Rudolf Steiner: GA 57, S.291)
 
 
 
== Tabelle ==
 
<table cellspacing="0" cellpadding="5" width="99%" border="1">
 
  <tr style="background:#800080; color:white">
 
    <td colspan="2"><strong>Temperament</strong></td>
 
    <td><strong><center>Choleriker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Sanguiniker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Melancholiker</center></strong></td>
 
    <td><strong><center>Phlegmatiker</center></strong></td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Wesensglied</strong></td>
 
    <td>Ich</td>
 
    <td>Astralleib</td>
 
    <td>Ätherleib</td>
 
    <td>Physischer Leib</td>
 
  </tr>
 
 
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Körpersäfte</strong></td>
 
    <td>Weiße Galle (Chole)</td>
 
    <td>Rotes Blut<ref name="Blut"> </ref> (Sanguis)</td>
 
    <td>Schwarze Galle (Melas Chole)</td>
 
    <td>Schleim|Grüner Schleim (Phlegma)</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Eigenschaften</strong></td>
 
    <td>warm und feucht</td>
 
    <td>warm und trocken</td>
 
    <td>kalt und feucht</td>
 
    <td>kalt und trocken</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Element</strong></td>
 
    <td>Feuer</td>
 
    <td>Luft</td>
 
    <td>Wasser</td>
 
    <td>Erde (Element)|Erde</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Altersstufe</strong></td>
 
    <td>Jugend</td>
 
    <td>Kindheit</td>
 
    <td>Alter</td>
 
    <td>Erwachsenenalter</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Richtung</strong></td>
 
    <td>Süden</td>
 
    <td>Osten</td>
 
    <td>Westen</td>
 
    <td>Norden</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Jahreszeit</strong></td>
 
    <td>Sommer</td>
 
    <td>Frühling</td>
 
    <td>Herbst</td>
 
    <td>Winter</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Tageszeit</strong></td>
 
    <td>Mittag</td>
 
    <td>Morgen</td>
 
    <td>Abend</td>
 
    <td>Nacht</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Bewusstsein</strong></td>
 
    <td>Wachen</td>
 
    <td>Träumen</td>
 
    <td>Schlafen</td>
 
    <td>Sterben, Kranksein, Tod</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Organsystem</strong></td>
 
    <td>Znetrales Nervensystem und Rückenmark<ref name="Blut"> </ref>, Galle</td>
 
    <td>Blutkreislauf und Herz</td>
 
    <td>Schwarzes Nervensystem, schwarzes Sonnengeflecht</td>
 
    <td>Lymphatisches System</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Mimik</strong></td>
 
    <td>Nasenwurzel zusammengezogen (Wutfalte), Mund gepresst</td>
 
    <td>gehobene Brauen und Mundwinkel</td>
 
    <td>in der Mitte hochgezogene Brauen und Mittelfalte, Mundwinkel gesenkt</td>
 
    <td>Augenlider und Kiefer locker hängend</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Gestik</strong></td>
 
    <td>kraftvoll abwärts</td>
 
    <td>mit Leichtigkeit rhythmisch aufstrebend</td>
 
    <td>bequem sinkenlassend</td>
 
    <td>vergebens mühsam aufstrebend</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Gang</strong></td>
 
    <td>stampfend (Ferse), O-beinig</td>
 
    <td>hüpfend, tänzelnd</td>
 
    <td>X-beinig</td>
 
    <td>schlurfend</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Tugend</strong></td>
 
    <td>Mut</td>
 
    <td>Liebe, Interesse</td>
 
    <td>Mitleid</td>
 
    <td>Geduld</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Untugend</strong></td>
 
    <td>Wut</td>
 
    <td>Triebhaftigkeit</td>
 
    <td>Wehleidigkeit</td>
 
    <td>Trägheit</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Bosheit</strong><br>
 
:tätig<br>
 
:erleidend</td>
 
    <td><br>
 
Gewalttätigkeit<br>
 
Angst</td>
 
    <td><br>
 
Lügenhaftigkeit<br>
 
Leichtsinnigkeit</td>
 
  <td><br>
 
Hartherzigkeit<br>
 
Antriebslosigkeit</td>
 
    <td><br>
 
Grausamkeit<br>
 
Masochismus</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Geisteskrankheit</strong></td>
 
    <td>Tobsucht</td>
 
    <td>Irrsinn, Narrheit</td>
 
    <td>Trübsinn, Wahnsinn</td>
 
    <td>Stumpfsinn</td>
 
  </tr>
 
  <tr>
 
    <td colspan="2"><strong>Wappentier<ref name="Wappentier>Die Wappentiere entsprechen den vier Sphinx-Tieren bzw. den Evangelisten-Symbolen und auch den entsprechenden Tierkreiszeichen. Dabei ergibt sich allerdings eine andere Zuordnung der Elemente zu den Tierkreiszeichen, als sie heute in der Astrologie üblich ist, indem die Luft- und Wasserzeichen vertauscht sind. Der Adler, der dem Skorpion entspricht, ist hier dem Luftelement zugeordnet und der Wassermann oder Engel dem Wasserelement.</ref></strong></td>
 
    <td>Löwe</td>
 
    <td>Wassermann (Mensch/Engel)</td>
 
    <td>Adler</td>
 
    <td>Stier</td>
 
  </tr>   
 
</table>
 
 
 
== Literatur ==
 
* Rudolf Steiner: ''Wo und wie findet man den Geist?'', GA 57 (1984)
 
* Rudolf Steiner: ''Vor dem Tore der Theosophie'', GA 95 (1990)
 
* Rudolf Steiner: ''Menschheitsentwickelung und Christus-Erkenntnis'', GA 100 (1981)
 
* Rudolf Steiner: ''Makrokosmos und Mikrokosmos'', GA 119 (1988)
 
* Rudolf Steiner: ''Farbenerkenntnis'', GA 291a (1990)
 
* Rudolf Steiner: ''Das Geheimnis der menschlichen Temperamente'', Vortragsstellen von R. Steiner, ausgewählt und zusammengestellt von C. Englert-Faye, Zbinden Vlg., Basel 1985
 
* Heinrich Eltz: ''Die menschlichen Temperamente'', 3. Auflage, Verlag Paul Haupt, Bern - Stuttgart - Wien 2000, ISBN 978-3258049540
 
* Karl Rössel-Majdan: ''Vom Wunder der menschlichen Stimme. Sprachgestaltung''. Troxler, Wien 1975
 
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/download/zahlenmystik_elemente.pdf Die vier Elemente und die vier Temperamente] Website
 
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
* [http://www.anthrowiki.info/jump.php?url=http://www.anthrowiki.info/ftp/anthroposophie/Rudolf_Steiner/Das_Geheimnis_der_menschlichen_Temperamente.pdf Das Geheimnis der menschlichen Temperamente] - Vortrag gehalten von Dr. Rudolf Steiner in Berlin am 4. März 1909
+
{{Commonscat|Four temperaments|Die vier Temperamente}}
* [http://www.rosejourn.com/index.php/rose/article/view/9/52 Christian Rittelmeyer: ''Die Temperamente in der Waldorfpädagogik. Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit''] ([http://projektart-berne.de/Downloads/Rittelemeyer_Temperamente.pdf alternativer Download])
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{{Wiktionary}}
* [[Joachim Stiller]]: [http://joachimstiller.de/temperamente.html Projekt zu den vier Elementen und den vier Temperamenten] Website
 
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
<references/>
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<references />
  
 
{{Navigationsleiste Temperamente}}
 
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[[Kategorie:Medizin (griechische Antike)]]
 
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Aktuelle Version vom 19. April 2022, 10:08 Uhr

Die vier Apostel von Albrecht Dürer, nach einigen Interpreten eine Darstellung der vier Temperamente: Johannes (Sanguiniker), Petrus (Phlegmatiker), Markus (Choleriker) und Paulus (Melancholiker)

Die Temperamentenlehre ist ein von der antiken Humoralpathologie abgeleitetes Persönlichkeitsmodell, das Menschen nach ihrer Grundwesensart kategorisiert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Modell, wie auch die Humoralpathologie, überholt und spielt in der modernen Persönlichkeitspsychologie keine Rolle mehr.[1]

Die Lehre zeichnet sich durch ihre Einteilung des Gesamttemperamentes des Menschen in vier grundlegende Temperamente aus, die wiederum auf die Gesamtfülle der menschlichen Konstitution (physisch und psychisch), aber auch auf die Gesamtfülle der den Menschen umgebenden Welt bezogen werden.

Anwendung findet die Temperamentenlehre noch als historische Grundlage in der Waldorfpädagogik[2][3] sowie gelegentlich in der Alltagspsychologie.

Antike und Mittelalter

Ursprünge der Lehre

Hauptartikel: Vier-Elemente-Lehre

Die Temperamentenlehre der Neuzeit geht auf ein aristotelisch-galenisches Lehrgebäude[4] zurück, das auf der Vier-Elemente-Lehre und der Humoralpathologie (Viersäftelehre) beruht, die Hippokrates von Kos (griech. Arzt, ca. 460–370 v. Chr.) zugeschrieben wird und besonders deutlich in der Schrift „Die Natur des Menschen“ dargestellt wird, welche vermutlich von Polybos, dem Schwiegersohn und Schüler des Hippokrates, verfasst wurde.

Entwicklung der Temperamentenlehre

Die Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten erfolgte durch Galenos von Pergamon, der den vier angeblichen Flüssigkeiten („humores“) des Körpers je ein Temperament zuordnete.[5] Je nach Vorherrschaft einer dieser vier Flüssigkeiten bilde sich das damit verbundene Temperament besonders hervor. Galen griff dabei eine Auffassung auf, die in gewissen Bereichen, z. B. der Melancholie, bereits zuvor gebildet worden war und systematisierte sie:

Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker und Sanguiniker
  • (Rotes) Blut (lat. sanguis, gr. αἷμα, háima): Sanguiniker (αἱματώδης – heiter, aktiv)
  • (Weißer) Schleim (gr. φλέγμα, phlégma): Phlegmatiker (φλεγματικός – passiv, schwerfällig)
  • Schwarze Gallenflüssigkeit (gr. μέλαινα χολή, mélaina cholḗ): Melancholiker (μελαγχολικός – traurig, nachdenklich)
  • Gelbe Gallenflüssigkeit (gr. χολή, cholḗ): Choleriker (χολερικός – reizbar und erregbar)

Im Mittelalter wurde die Temperamentenlehre Galens noch durch die Zuordnung von Elementen, Himmelsrichtungen, Jahreszeiten, „Planeten“, Sternzeichen und Tonarten ergänzt.[6]

Traditionelle Bezeichnungen Tiere auch Element und astrologische Zuordnungen Weitere Zuordnungen
Sanguiniker Löwe Hase,

Affe[7]

Luft (Jupiter):
  • Zwilling
  • Waage
  • Wassermann
Frühling, Morgen, Kindheit, warm und feucht, Herz
Choleriker Katze Löwe[7] Feuer (Mars):
  • Widder
  • Löwe
  • Schütze
Sommer, Mittag, Adoleszenz, warm und trocken, Leber
Melancholiker Hirsch Elch,

Bär[7]

Erde (Saturn):
  • Stier
  • Jungfrau
  • Steinbock
Herbst, Abend, Erwachsenenalter, kalt und trocken, Milz
Phlegmatiker Ochse Lamm[7] Wasser (Mond):
  • Krebs
  • Skorpion
  • Fische
Winter, Nacht, Babyalter/Greisenalter, kalt und feucht, Gehirn
Choleriker, Melancholiker, Sanguiniker und Phlegmatiker

In der Kunstgeschichte, vor allem durch Albrecht Dürer verarbeitet und dargestellt (wie im Bild "Melencolia I von 1514"), wurde immer wieder in der Darstellung der griechischen und römischen Mythologie auch eine Beziehung zwischen den Temperamenten und den vier Flüssen des Hades hergestellt.

18. bis 20. Jahrhundert

Viergeteiltes Bühnenbild zu Nestroys "Das Haus der vier Temperamente", Kupferstich von Andreas Geiger, 1838.

Johann August Unzer postulierte, beruhend auf den vier traditionellen Temperamenten 1746 einige „vermischte“ Temperamente, beispielsweise bei „melancholischen Cholerikern“ oder „cholerischen Melancholikern“.[8]

Johann Nepomuk Nestroy schrieb 1837 die Posse Das Haus der Temperamente, in der die Bühne vier Wohnungen zeigt, die von vier Familien mit den unterschiedlichen Temperamenten bewohnt werden.

Die Temperamentenlehre wurde viele Jahrhunderte akzeptiert und inspirierte moderne Persönlichkeitspsychologen wie Hans Eysenck (1916–1997), der in seinem Persönlichkeitszirkel die Eigenschaft „instabil“ zwischen melancholisch und cholerisch, „extrovertiert“ zwischen cholerisch und sanguinisch, „stabil“ zwischen sanguinisch und phlegmatisch sowie „introvertiert“ zwischen phlegmatisch und melancholisch einordnete.

Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und Anreger für die Gründung der Waldorfschule, entwickelte, neben einer Vielzahl die Pädagogik betreffenden Thesen, eine Variante der Temperamentenlehre. Diese teilt wie ihre griechische Vorläuferin das Gesamttemperament des Menschen in vier Grundtypen ein, wobei es große Einseitigkeiten einer oder mehrerer Temperamente im jeweiligen Individuum geben kann, die vier Temperamente also in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung im jeweiligen Individuum vorkommen.

Als Beispiel für die Eigenschaften und Bedeutungen eines ganz bestimmten Temperamentes können nach Steiner daher nur stark einseitig „temperierte“ Personen herangezogen werden, die sodann gewissen Umständen des Lebens mit großen Schwierigkeiten, anderen Umständen wiederum mit großen Stärken begegnen können.

1901/02 schuf der dänische Komponist Carl Nielsen seine 2. Sinfonie mit dem Titel „Die vier Temperamente“.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Die vier Temperamente – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Temperamente – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945. Band 1. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN  978-3-525-55452-4, S. 1408 f. Ausführliche Darstellung, nicht nur in Bezug auf Anthroposophie
  2. Vgl. Christian Rittelmeyer: Die Temperamente in der Waldorfpädagogik. Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit in: Harm Paschen (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Zugänge zur Waldorfpädagogik– Wiesbaden 2010.
  3. Heiner Ullrich: Anthroposophie – zwischen Mythos und Wissenschaft. Eine Untersuchung zur Temperamentenlehre Rudolf Steiners. In: Pädagogische Rundschau. Nr. 38, 1984, ISSN 0030-9273, S. 443–471.
  4. Harald Schmidt: Temperamentenlehre (Neuzeit). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1382 f.; hier: S. 1382.
  5. J. van Wageningen: Die Namen der vier Temperamente. In: Janus, Band 23, 1918, S. 48–55.
  6. Gundolf Keil: Humoralpathologie. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 641–643, hier: S. 642.
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 Magistrat der Stadt Langen: Stadt Langen - Das Fünfte Quartal. Langen 2008, Vierröhrenbrunnen S.40–41
  8. Gernot Huppmann: Anatomie eines Bestseller. Johann Unzers Wochenschrift „Der Arzt“ (1759–1764) - ein nachgereichter Rezensionsessay - In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 23, 2004, S. 539–555; hier: S. 546.
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