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Traditionelle Medizin: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Traditionelle Medizin''' umfasst als Begriff zahlreiche Methoden der [[Volksmedizin]], die in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt kulturell verankert und überliefert sind, teils in Abgrenzung zu westlicher, wissenschaftlicher [[Medizin]] (''Biomedizin''). Die [[Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) definiert traditionelle Medizin als „Wissen, Fertigkeiten und Methoden, basierend auf einheimischen Vorstellungen, Glaubensinhalten und Erfahrungen verschiedener Kulturen, die zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden.“ In manchen afrikanischen und asiatischen [[Staat]]en beruht die Grundversorgung von bis zu 80&nbsp;Prozent der Bevölkerung auf traditioneller Medizin. Dabei weist die WHO jedoch darauf hin, dass die „ungeeignete Nutzung traditioneller Medizin oder Praktiken“ schädlich sein kann und dass „es weiterer Forschungen bedarf, um die [[therapeutische Wirksamkeit]] und Sicherheit“ der Praktiken und Pflanzenpräparate sicherzustellen. Die WHO ist bestrebt, die Verfahren in ihren Mitgliedsstaaten in die jeweiligen nationalen Gesundheitssysteme zu integrieren, dabei aber Regelungen zur Sicherheit und Qualität einzurichten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs134/en/ |titel=Fact sheet N°134 – Traditional medicine |werk=who.int |datum=2003-05 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20040302233018/http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs134/en/ |archiv-datum=2004-03-02 |abruf=2021-07-14 |sprache=en}}</ref>
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'''Traditionelle Medizin''' umfasst als Begriff zahlreiche Methoden der [[Wikipedia:Volksmedizin|Volksmedizin]], die in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt kulturell verankert und überliefert sind, teils in Abgrenzung zu westlicher, wissenschaftlicher [[Medizin]] (''Biomedizin''). Die [[Wikipedia:Weltgesundheitsorganisation|Weltgesundheitsorganisation]] (WHO) definiert traditionelle Medizin als „Wissen, Fertigkeiten und Methoden, basierend auf einheimischen Vorstellungen, Glaubensinhalten und Erfahrungen verschiedener Kulturen, die zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden.“ In manchen afrikanischen und asiatischen [[Wikipedia:Staat|Staat]]en beruht die Grundversorgung von bis zu 80&nbsp;Prozent der Bevölkerung auf traditioneller Medizin. Dabei weist die WHO jedoch darauf hin, dass die „ungeeignete Nutzung traditioneller Medizin oder Praktiken“ schädlich sein kann und dass „es weiterer Forschungen bedarf, um die [[therapeutische Wirksamkeit]] und Sicherheit“ der Praktiken und Pflanzenpräparate sicherzustellen. Die WHO ist bestrebt, die Verfahren in ihren Mitgliedsstaaten in die jeweiligen nationalen Gesundheitssysteme zu integrieren, dabei aber Regelungen zur Sicherheit und Qualität einzurichten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs134/en/ |titel=Fact sheet N°134 – Traditional medicine |werk=who.int |datum=2003-05 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20040302233018/http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs134/en/ |archiv-datum=2004-03-02 |abruf=2021-07-14 |sprache=en}}</ref>
  
 
Nach einer Erhebung der WHO 2005 hat ein Drittel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu moderner westlicher Medizin und stützt ihre Gesundheitsversorgung daher weiter auf die traditionellen Behandler.<ref name="BodekerOng2005">{{cite book|author=Gerard Bodeker, C. K. Ong|title=World Health Organization Global Atlas of Traditional, Complementary, and Alternative Medicine|url=https://books.google.de/books?id=SPb1v95u1jcC&hl=de|accessdate=7. Juli 2013|year=2005|publisher=World Health Organization|isbn=978-92-4-156286-7}}</ref>
 
Nach einer Erhebung der WHO 2005 hat ein Drittel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu moderner westlicher Medizin und stützt ihre Gesundheitsversorgung daher weiter auf die traditionellen Behandler.<ref name="BodekerOng2005">{{cite book|author=Gerard Bodeker, C. K. Ong|title=World Health Organization Global Atlas of Traditional, Complementary, and Alternative Medicine|url=https://books.google.de/books?id=SPb1v95u1jcC&hl=de|accessdate=7. Juli 2013|year=2005|publisher=World Health Organization|isbn=978-92-4-156286-7}}</ref>
  
Bekannte traditionelle Medizinen sind [[Ayurveda]], [[Unani]], [[traditionelle thailändische Medizin]], [[traditionelle vietnamesische Medizin]], [[traditionelle chinesische Medizin]], [[Traditionelle Japanische Medizin|traditionelle japanische Medizin]], [[traditionelle koreanische Medizin]], [[traditionelle afrikanische Medizin]] (im südlichen Afrika [[Muti (Zulu)|Muti]]) und die [[Traditionelle Europäische Medizin]]. Traditionelle Medizin kann auch formalisierte Elemente der Volksheilkunde, insbesondere von Laien verwendete [[Hausmittel]] einschließen.
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Bekannte traditionelle Medizinen sind [[Ayurveda]], [[Unani]], [[traditionelle thailändische Medizin]], [[traditionelle vietnamesische Medizin]], [[traditionelle chinesische Medizin]], [[Wikipedia:Traditionelle Japanische Medizin|traditionelle japanische Medizin]], [[traditionelle koreanische Medizin]], [[traditionelle afrikanische Medizin]] (im südlichen Afrika [[Muti (Zulu)|Muti]]) und die [[Traditionelle Europäische Medizin]]. Traditionelle Medizin kann auch formalisierte Elemente der Volksheilkunde, insbesondere von Laien verwendete [[Hausmittel]] einschließen.
  
 
Einige Systeme wie die traditionelle chinesische Medizin (namentlich [[Akupunktur]]), Ayurveda, oder [[tibetische Medizin]] bzw. deren heutige Varianten sind auch in westlichen Industriestaaten populäre Bestandteile der [[Naturheilkunde]] sowie der Komplementär- und [[Alternativmedizin]].
 
Einige Systeme wie die traditionelle chinesische Medizin (namentlich [[Akupunktur]]), Ayurveda, oder [[tibetische Medizin]] bzw. deren heutige Varianten sind auch in westlichen Industriestaaten populäre Bestandteile der [[Naturheilkunde]] sowie der Komplementär- und [[Alternativmedizin]].
  
Die traditionelle Medizin ist Forschungsgegenstand der [[Ethnobotanik]], [[Ethnomedizin]], und [[Medizinethnologie]]. Die von ''[[Ökosystem-Menschen|lokal verwurzelten, schriftlosen Kulturen]]'' altüberlieferten medizinischen Kenntnisse werden häufig eher unter dem allgemeineren Begriff ''[[Traditionelles Wissen]]'' zusammengefasst.
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Die traditionelle Medizin ist Forschungsgegenstand der [[Wikipedia:Ethnobotanik|Ethnobotanik]], [[Ethnomedizin]], und [[Wikipedia:Medizinethnologie|Medizinethnologie]]. Die von ''[[Wikipedia:Ökosystem-Menschen|lokal verwurzelten, schriftlosen Kulturen]]'' altüberlieferten medizinischen Kenntnisse werden häufig eher unter dem allgemeineren Begriff ''[[Wikipedia:Traditionelles Wissen|Traditionelles Wissen]]'' zusammengefasst.
  
== Geschichte der traditionellen Medizin ==
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==Geschichte der traditionellen Medizin==
Die Erforschung der traditionellen Medizin basiert in erster Linie auf der Analyse von überlieferten Schriftzeugnissen und archäologischen Funden. Bei schriftlich fixierten Rezepturen lässt sich heute teilweise nur sehr schwer herausfinden, welche Zutaten tatsächlich verwendet wurden und wie die Mengenverhältnisse ausgesehen haben. So lassen sich viele verwendete Pflanzen in den ägyptischen [[Papyri]] nicht eindeutig identifizieren, das gilt zu einem gewissen Grad auch noch für die Schriften der [[Hildegard von Bingen]] aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bei archäologischen Funden lassen sich die entdeckten Heilmittel zwar analysieren, es muss aber ggf. über die Verwendung (Indikation) spekuliert werden. Bei rein mündlich überlieferten Heilmethoden lässt sich nur sehr schwer identifizieren, ob es sich tatsächlich um eine Tradition handelt oder ob es sich vielleicht um ein recht neues Phänomen der Volksheilkunde handelt.
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Die Erforschung der traditionellen Medizin basiert in erster Linie auf der Analyse von überlieferten Schriftzeugnissen und archäologischen Funden. Bei schriftlich fixierten Rezepturen lässt sich heute teilweise nur sehr schwer herausfinden, welche Zutaten tatsächlich verwendet wurden und wie die Mengenverhältnisse ausgesehen haben. So lassen sich viele verwendete Pflanzen in den ägyptischen [[Wikipedia:Papyri|Papyri]] nicht eindeutig identifizieren, das gilt zu einem gewissen Grad auch noch für die Schriften der [[Hildegard von Bingen]] aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bei archäologischen Funden lassen sich die entdeckten Heilmittel zwar analysieren, es muss aber ggf. über die Verwendung (Indikation) spekuliert werden. Bei rein mündlich überlieferten Heilmethoden lässt sich nur sehr schwer identifizieren, ob es sich tatsächlich um eine Tradition handelt oder ob es sich vielleicht um ein recht neues Phänomen der Volksheilkunde handelt.
  
Erste schriftliche Belege für das [[Studium]] und die regelmäßige Anwendung von [[Pflanze]]n sind bereits aus der Zeit vor 5000 Jahren in Form von [[Keilschrift]] auf [[Tontafel]]n aus [[Sumer]] erhalten. Die altägyptische Medizin (vgl. [[Papyrus Edwin Smith]], [[Papyrus Ebers]], [[Papyrus Hearst]]) verwendete verschiedene Kräuter für medizinische Zwecke, wobei Magie eine sehr wichtige Rolle spielte. Im [[Pentateuch]] der [[Bibel]] wird der Anbau und Gebrauch von Kräutern für den [[Kaschrut]] beschrieben. Auch beim [[Pessach]]mahl sind [[Bitterkräuter]], nämlich [[Maror]] vorgeschrieben.
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Erste schriftliche Belege für das [[Wikipedia:Studium|Studium]] und die regelmäßige Anwendung von [[Pflanze]]n sind bereits aus der Zeit vor 5000 Jahren in Form von [[Wikipedia:Keilschrift|Keilschrift]] auf [[Wikipedia:Tontafel|Tontafel]]n aus [[Wikipedia:Sumer|Sumer]] erhalten. Die altägyptische Medizin (vgl. [[Wikipedia:Papyrus Edwin Smith|Papyrus Edwin Smith]], [[Wikipedia:Papyrus Ebers|Papyrus Ebers]], [[Wikipedia:Papyrus Hearst|Papyrus Hearst]]) verwendete verschiedene Kräuter für medizinische Zwecke, wobei Magie eine sehr wichtige Rolle spielte. Im [[Wikipedia:Pentateuch|Pentateuch]] der [[Wikipedia:Bibel|Bibel]] wird der Anbau und Gebrauch von Kräutern für den [[Wikipedia:Kaschrut|Kaschrut]] beschrieben. Auch beim [[Wikipedia:Pessach|Pessach]]mahl sind [[Wikipedia:Bitterkräuter|Bitterkräuter]], nämlich [[Wikipedia:Maror|Maror]] vorgeschrieben.
  
Altindische Kräuterkundler wie [[Charaka]] und [[Sushruta]] beschreiben bereits viele der bei [[Ayurveda]] benutzten Kräuter und [[Mineral]]ien.<ref>Girish Dwivedi, Shridhar Dwivedi (2007). "History of Medicine: Sushruta – the Clinician – Teacher par Excellence" (PDF). National Informatics Centre</ref> Das erste chinesische Kräuterbuch war das ''[[Shennong ben cao jing|Shen Nong Cao Jing ]]'' während der [[Han-Dynastie|Han]]-Periode, das jedoch auf viel frühere Quellen wie das ''Yao Xing Lun'' (Abhandlung über die Natur der medizinischen Kräuter) aus der [[Tang-Dynastie|Tang]]-Periode zurückgeht.
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Altindische Kräuterkundler wie [[Wikipedia:Charaka|Charaka]] und [[Wikipedia:Sushruta|Sushruta]] beschreiben bereits viele der bei [[Ayurveda]] benutzten Kräuter und [[Wikipedia:Mineral|Mineral]]ien.<ref>Girish Dwivedi, Shridhar Dwivedi (2007). "History of Medicine: Sushruta – the Clinician – Teacher par Excellence" (PDF). National Informatics Centre</ref> Das erste chinesische Kräuterbuch war das ''[[Wikipedia:Shennong ben cao jing|Shen Nong Cao Jing]]'' während der [[Wikipedia:Han-Dynastie|Han]]-Periode, das jedoch auf viel frühere Quellen wie das ''Yao Xing Lun'' (Abhandlung über die Natur der medizinischen Kräuter) aus der [[Wikipedia:Tang-Dynastie|Tang]]-Periode zurückgeht.
  
Die antiken griechischen Ärzte konnten auf den Erkenntnissen aus Babylon und Ägypten aufbauen oder waren sogar zur Ausbildung dort gewesen. Griechische Sammlungen zu den damaligen Kenntnissen über Kräuter stammen von den [[Pythagoräer]]n, [[Hippokrates von Kos]], [[Aristoteles]], [[Theophrastos von Eresos|Theophrastus]] sowie in römischer Zeit von [[Pedanios Dioskurides]] und [[Galenos von Pergamon]]. Viele dieser Schriften hatten in Europa bis in die [[Frühe Neuzeit]] eine Bedeutung in der universitären Medizin.
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Die antiken griechischen Ärzte konnten auf den Erkenntnissen aus Babylon und Ägypten aufbauen oder waren sogar zur Ausbildung dort gewesen. Griechische Sammlungen zu den damaligen Kenntnissen über Kräuter stammen von den [[Wikipedia:Pythagoräer|Pythagoräer]]n, [[Wikipedia:Hippokrates von Kos|Hippokrates von Kos]], [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles]], [[Wikipedia:Theophrastos von Eresos|Theophrastus]] sowie in römischer Zeit von [[Wikipedia:Pedanios Dioskurides|Pedanios Dioskurides]] und [[Wikipedia:Galenos von Pergamon|Galenos von Pergamon]]. Viele dieser Schriften hatten in Europa bis in die [[Wikipedia:Frühe Neuzeit|Frühe Neuzeit]] eine Bedeutung in der universitären Medizin.
  
Römische [[Autor]]en wie [[Plinius der Ältere]], [[Aulus Cornelius Celsus|Celsus]]<ref name= KMA1>M. A. Kay (1996): ''Healing with plants in the American and Mexican West.'' Tucson: University of Arizona Press. S. 19–20. ISBN 0-8165-1646-4</ref> sowie Pedanios Dioskurides schlossen die Schrift ''De Materia Medica'' des Kräuterkundlers [[Krateuas]], dem [[Arzt]] von [[Mithridates VI. (Pontos)]] König von [[Pontos (Königreich)|Pontos]] (120–63 v.&nbsp;Chr.) ein.
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Römische [[Wikipedia:Autor|Autor]]en wie [[Wikipedia:Plinius der Ältere|Plinius der Ältere]], [[Wikipedia:Aulus Cornelius Celsus|Celsus]]<ref name="KMA1">M. A. Kay (1996): ''Healing with plants in the American and Mexican West.'' Tucson: University of Arizona Press. S. 19–20. ISBN 0-8165-1646-4</ref> sowie Pedanios Dioskurides schlossen die Schrift ''De Materia Medica'' des Kräuterkundlers [[Wikipedia:Krateuas|Krateuas]], dem [[Arzt]] von [[Wikipedia:Mithridates VI. (Pontos)|Mithridates VI. (Pontos)]] König von [[Wikipedia:Pontos (Königreich)|Pontos]] (120–63 v.&nbsp;Chr.) ein.
  
In Byzanz blieben mit der [[Byzantinische Medizin|byzantinischen Medizin]] nach dem Zusammenbruch von Westrom und der Völkerwanderung zahlreiche Elemente der antiken griechischen Medizin erhalten. Auch hier war die Kräuterkunde ein wesentliches Element. Als Besonderheit anzumerken ist das dort entwickelte [[Geschichte des Krankenhauses|Krankenhauswesen]]. Die Verbindungen zu anderen Linien der Entwicklung der Medizin entstanden auch durch die wechselhafte Geschichte des [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reichs]], denn das Reich erstreckte sich zeitweise fast um das ganze Mittelmeer.
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In Byzanz blieben mit der [[Wikipedia:Byzantinische Medizin|byzantinischen Medizin]] nach dem Zusammenbruch von Westrom und der Völkerwanderung zahlreiche Elemente der antiken griechischen Medizin erhalten. Auch hier war die Kräuterkunde ein wesentliches Element. Als Besonderheit anzumerken ist das dort entwickelte [[Wikipedia:Geschichte des Krankenhauses|Krankenhauswesen]]. Die Verbindungen zu anderen Linien der Entwicklung der Medizin entstanden auch durch die wechselhafte Geschichte des [[Wikipedia:Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reichs]], denn das Reich erstreckte sich zeitweise fast um das ganze Mittelmeer.
  
''De [[Materia medica]]'' wurde in mehrere Sprachen übersetzt, wobei im Laufe der Jahrhunderte türkische, arabische und jüdische Begriffe Aufnahme fanden.<ref name= RSBW1>Sandra Raphael, Wilfrid Blunt: ''The Illustrated herbal.'' Frances Lincoln, London 1994, ISBN 0-7112-0914-6.</ref>
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''De [[Wikipedia:Materia medica|Materia medica]]'' wurde in mehrere Sprachen übersetzt, wobei im Laufe der Jahrhunderte türkische, arabische und jüdische Begriffe Aufnahme fanden.<ref name="RSBW1">Sandra Raphael, Wilfrid Blunt: ''The Illustrated herbal.'' Frances Lincoln, London 1994, ISBN 0-7112-0914-6.</ref>
  
Die älteste erhaltene frühmittelalterliche [[Fränkisches Reich|fränkische]] Quelle ist das ''[[Lorscher Arzneibuch]]'', das um 795 entstanden ist.<ref name= USLA1>Ulrich Stoll: ''Das Lorscher Arzneibuch.'' [[Sudhoffs Archiv]], Beiheft 28, Franz Steiner-Verlag, Wiesbaden 1992. ISBN 3-515-056-76-9</ref><ref>Ulrich Stoll: ''Das Lorscher Arzneibuch.'' Dissertation 1989.</ref> Es wird unter anderem auf Aurelius Aesculapius (7. Jahrhundert), die ''[[Physica Plinii]]'' und [[Byzantinisches Reich|byzantinische]] Quellen zurückgeführt.<ref name= USLA1/> Lateinische [[Manuskript]]e der ''Materia Medica'' wurden mit dem lateinischen [[Kräuterbuch]] des Apuleius Platonicus (''Herbarium Apuleii Platonici'') verknüpft und in den angelsächsischen Kodex [[Robert Bruce Cotton|Cotton]] Vitellius C.III eingefügt.
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Die älteste erhaltene frühmittelalterliche [[Wikipedia:Fränkisches Reich|fränkische]] Quelle ist das ''[[Wikipedia:Lorscher Arzneibuch|Lorscher Arzneibuch]]'', das um 795 entstanden ist.<ref name="USLA1">Ulrich Stoll: ''Das Lorscher Arzneibuch.'' [[Wikipedia:Sudhoffs Archiv|Sudhoffs Archiv]], Beiheft 28, Franz Steiner-Verlag, Wiesbaden 1992. ISBN 3-515-056-76-9</ref><ref>Ulrich Stoll: ''Das Lorscher Arzneibuch.'' Dissertation 1989.</ref> Es wird unter anderem auf Aurelius Aesculapius (7. Jahrhundert), die ''[[Wikipedia:Physica Plinii|Physica Plinii]]'' und [[Wikipedia:Byzantinisches Reich|byzantinische]] Quellen zurückgeführt.<ref name="USLA1" /> Lateinische [[Wikipedia:Manuskript|Manuskript]]e der ''Materia Medica'' wurden mit dem lateinischen [[Wikipedia:Kräuterbuch|Kräuterbuch]] des Apuleius Platonicus (''Herbarium Apuleii Platonici'') verknüpft und in den angelsächsischen Kodex [[Wikipedia:Robert Bruce Cotton|Cotton]] Vitellius C.III eingefügt.
  
In England entstand im 9. Jahrhundert mit ''[[Bald’s Leechbook]]'' eine Sammlung angelsächsischer Rezepturen, die teilweise schon stark von mediterranen Quellen beeinflusst waren, aber auch noch Zauberei beinhalteten.
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In England entstand im 9. Jahrhundert mit ''[[Wikipedia:Bald’s Leechbook|Bald’s Leechbook]]'' eine Sammlung angelsächsischer Rezepturen, die teilweise schon stark von mediterranen Quellen beeinflusst waren, aber auch noch Zauberei beinhalteten.
  
Frühe griechische und römische Zusammenfassungen wurden zum Kern der europäischen [[Medizintheorie]]. Sie wurden von dem Perser [[Rhazes ]](Rāzi, 865–925) und dem [[Jude]]n [[Maimonides]]<ref name = KMA1/> übersetzt. Übersetzungen griechischer medizinischer Handbücher und Manuskripte ins Arabische erfolgten im achten und neunten Jahrhundert (n. Chr.)  Die [[arabische Medizin]] entstand aus dem [[Konflikt]] zwischen der auf magischen Vorstellungen beruhenden Medizin der [[Beduine]]n und den arabischen Übersetzungen [[Hellenismus|hellenischer]] und ayurvedischer medizinischer Überlieferungen.<ref>L. J. Slikkerveer: ''Plural medical systems in the Horn of Africa: the legacy of "Sheikh" Hippocrates.'' Kegan Paul International, London 1990, ISBN 0-7103-0203-7</ref>
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Frühe griechische und römische Zusammenfassungen wurden zum Kern der europäischen [[Medizintheorie]]. Sie wurden von dem Perser [[Wikipedia:Rhazes |Rhazes ]] (Rāzi, 865–925) und dem [[Wikipedia:Jude|Jude]]n [[Wikipedia:Maimonides|Maimonides]]<ref name="KMA1" /> übersetzt. Übersetzungen griechischer medizinischer Handbücher und Manuskripte ins Arabische erfolgten im achten und neunten Jahrhundert (n. Chr.)  Die [[Wikipedia:arabische Medizin|arabische Medizin]] entstand aus dem [[Wikipedia:Konflikt|Konflikt]] zwischen der auf magischen Vorstellungen beruhenden Medizin der [[Wikipedia:Beduine|Beduine]]n und den arabischen Übersetzungen [[Wikipedia:Hellenismus|hellenischer]] und ayurvedischer medizinischer Überlieferungen.<ref>L. J. Slikkerveer: ''Plural medical systems in the Horn of Africa: the legacy of "Sheikh" Hippocrates.'' Kegan Paul International, London 1990, ISBN 0-7103-0203-7</ref>
  
Die spanische Medizin war von den Arabern (in Spanien 711 bis 1492) beeinflusst.<ref>García Sánchez, E; Carabaza Bravo JM; Hernández Bermejo JE; Ramírez AJ (1990). "Árboles y arbustos en los textos agrícolas andalusíes (I)". In e Morales Ruiz Matas CA. Ciencias de la naturaleza en Al-Andalus : textos y estudios (in Spanish). Consejo Superior de Investigaciones Científicas. ISBN 84-00-07727-X</ref> Islamische Ärzte und [[Botaniker]] wie Abū Hanīfa Ahmad ibn Dāwūd ad [[Dinawari]]<ref>Toufic Fahd: ''Botany and agriculture.'' S. 815., in (Morelon & Rashed 1996, S. 813–852)</ref> und [[Ibn al-Baitar]]<ref> Diane Boulanger (2002), "The Islamic Contribution to Science, Mathematics and Technology", OISE Papers, in STSE Education, Vol. 3</ref> erweiterten wesentlich die vorherigen medizinischen Kenntnisse.
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Die spanische Medizin war von den Arabern (in Spanien 711 bis 1492) beeinflusst.<ref>García Sánchez, E; Carabaza Bravo JM; Hernández Bermejo JE; Ramírez AJ (1990). "Árboles y arbustos en los textos agrícolas andalusíes (I)". In e Morales Ruiz Matas CA. Ciencias de la naturaleza en Al-Andalus : textos y estudios (in Spanish). Consejo Superior de Investigaciones Científicas. ISBN 84-00-07727-X</ref> Islamische Ärzte und [[Wikipedia:Botaniker|Botaniker]] wie Abū Hanīfa Ahmad ibn Dāwūd ad [[Wikipedia:Dinawari|Dinawari]]<ref>Toufic Fahd: ''Botany and agriculture.'' S. 815., in (Morelon & Rashed 1996, S. 813–852)</ref> und [[Wikipedia:Ibn al-Baitar|Ibn al-Baitar]]<ref> Diane Boulanger (2002), "The Islamic Contribution to Science, Mathematics and Technology", OISE Papers, in STSE Education, Vol. 3</ref> erweiterten wesentlich die vorherigen medizinischen Kenntnisse.
  
Die berühmteste arabische Abhandlung war [[Avicenna]]s ''[[Kanon der Medizin]]'', eine frühe Pharmakologie auf Basis der Schriften von Galenos, in der die Methode der klinischen Untersuchung eingeführt wurde.<ref> Bernard S. Bloom, Aurelia Retbi, Sandrine Dahan, Egon Jonsson (2000), "Evaluation Of Randomized Controlled Trials On Complementary And Alternative Medicine", International Journal of Technology Assessment in Health Care 16 (1), S. 13–21</ref><ref> David W. Tschanz, MSPH, PhD (August 2003). "Arab Roots of European Medicine", Heart Views 4 (2)</ref><ref>Jonathan D. Eldredge (2003), "The Randomised Controlled Trial design: unrecognized opportunities for health sciences librarianship", Health Information and Libraries Journal 20, S. 34–44 [36] </ref> Dieser ''Kanon'' wurde im 12. Jahrhundert in Toledo ins Lateinische übersetzt und blieb in Europa bis in die Neuzeit ein Standardwerk der medizinischen Ausbildung. Auch die [[Unani]]-Medizin beruht auf diesem ''Kanon''.
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Die berühmteste arabische Abhandlung war [[Avicenna]]s ''[[Wikipedia:Kanon der Medizin|Kanon der Medizin]]'', eine frühe Pharmakologie auf Basis der Schriften von Galenos, in der die Methode der klinischen Untersuchung eingeführt wurde.<ref> Bernard S. Bloom, Aurelia Retbi, Sandrine Dahan, Egon Jonsson (2000), "Evaluation Of Randomized Controlled Trials On Complementary And Alternative Medicine", International Journal of Technology Assessment in Health Care 16 (1), S. 13–21</ref><ref> David W. Tschanz, MSPH, PhD (August 2003). "Arab Roots of European Medicine", Heart Views 4 (2)</ref><ref>Jonathan D. Eldredge (2003), "The Randomised Controlled Trial design: unrecognized opportunities for health sciences librarianship", Health Information and Libraries Journal 20, S. 34–44 [36] </ref> Dieser ''Kanon'' wurde im 12. Jahrhundert in Toledo ins Lateinische übersetzt und blieb in Europa bis in die Neuzeit ein Standardwerk der medizinischen Ausbildung. Auch die [[Unani]]-Medizin beruht auf diesem ''Kanon''.
  
Übersetzungen der frühen römisch-griechischen Zusammenfassungen erfolgten durch [[Hieronymus Bock]] und die anderen [[Väter der Botanik]], beginnend mit dem ''[[Gart der Gesundheit]]'' im späten 15. Jahrhundert. Bocks Kräuterbuch, unter dem Namen ''Historia Pemptades'' von [[Rembert Dodoens]] (1517–1585) ins Holländische und vom Holländischen ins Englische übersetzt von [[Carolus Clusius]] (1526–1609), wurde von [[Henry Lyte (Botaniker)|Henry Lyte]] 1578 als ''A Nievve Herball'' veröffentlicht. Daraus schuf [[John Gerard (Botaniker)|John Gerard]] (1545–1612) ''Herball or General Historie of Plantes''.<ref name = KMA1/><ref name=RSBW1/> Jedes dieser Werke verknüpfte vorhandene Texte mit neuen Ergänzungen.<ref name=RSBW1/> 44 der [[Droge (Pharmazie)|Drogen]], [[Lösungsmittel]], [[Aromastoff]]e und [[Salbengrundlage]]n, die Dioskurides nannte, sind noch immer im offiziellen Arzneibuch angeführt.<ref name=RSBW1/> Mit den [[Puritaner]]n kam Gerards Werk nach Amerika und beeinflusste dort die amerikanische [[Volksmedizin]].<ref name = KMA1/>
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Übersetzungen der frühen römisch-griechischen Zusammenfassungen erfolgten durch [[Wikipedia:Hieronymus Bock|Hieronymus Bock]] und die anderen [[Wikipedia:Väter der Botanik|Väter der Botanik]], beginnend mit dem ''[[Wikipedia:Gart der Gesundheit|Gart der Gesundheit]]'' im späten 15. Jahrhundert. Bocks Kräuterbuch, unter dem Namen ''Historia Pemptades'' von [[Wikipedia:Rembert Dodoens|Rembert Dodoens]] (1517–1585) ins Holländische und vom Holländischen ins Englische übersetzt von [[Wikipedia:Carolus Clusius|Carolus Clusius]] (1526–1609), wurde von [[Henry Lyte (Botaniker)|Henry Lyte]] 1578 als ''A Nievve Herball'' veröffentlicht. Daraus schuf [[Wikipedia:John Gerard (Botaniker)|John Gerard]] (1545–1612) ''Herball or General Historie of Plantes''.<ref name="KMA1" /><ref name="RSBW1" /> Jedes dieser Werke verknüpfte vorhandene Texte mit neuen Ergänzungen.<ref name="RSBW1" /> 44 der [[Wikipedia:Droge (Pharmazie)|Drogen]], [[Wikipedia:Lösungsmittel|Lösungsmittel]], [[Wikipedia:Aromastoff|Aromastoff]]e und [[Wikipedia:Salbengrundlage|Salbengrundlage]]n, die Dioskurides nannte, sind noch immer im offiziellen Arzneibuch angeführt.<ref name="RSBW1" /> Mit den [[Wikipedia:Puritaner|Puritaner]]n kam Gerards Werk nach Amerika und beeinflusste dort die amerikanische [[Wikipedia:Volksmedizin|Volksmedizin]].<ref name="KMA1" />
  
[[Francisco Hernandez de Toledo]], Arzt des spanischen Königs [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]], war von 1571 bis 1577 in Mexiko, um dort Wissen zu sammeln und schrieb dann ''Rerum Medicarum Novae Hispaniae'' [[Thesaurus]], von dem viele Versionen veröffentlicht wurden, wie die von [[Francisco Ximénez]]. Sowohl Hernandez als auch Ximenez fügten Erkenntnisse der Volksmedizin der [[Azteken]] in die europäischen Vorstellungen wie 'warm', 'kalt' und 'feucht' ein (vgl. [[Humoralpathologie]]). Allerdings ist nicht bekannt, ob die Azteken diese Kategorien verwendeten.<ref name= HPB1>M. Heinrich, A. Pieroni, P. Bremner (2005): ''Plants as medicines.'' In: G. Prance, M. Nesbitt: ''The Cultural history of plants.'' Routledge. S. 205–238. ISBN 0-415-92746-3</ref> Juan de Esteyneffers ''Florilegio medicinal de todas las enfermedas'' fasste europäische Texte zusammen und fügte 33 mexikanische Pflanzen hinzu.<ref>B. Ortiz de Montellano (1975): ''Empirical Aztec medicine.'' Science 188 (4185): S. 215–220. {{DOI|10.1126/science.1090996}}. PMID 1090996.</ref> Martín de la Cruz verfasste ein Kräuterbuch in [[Nahuatl]], das von Juan Badiano als ''Libellus de Medicinalibus Indorum Herbis'' oder ''[[Codex Barberini]]'' ins Lateinische übersetzt und 1552 Karl V. (HRR) von Spanien gewidmet wurde.<ref name= HPB1/> Offensichtlich wurde es in Eile verfasst und ist beeinflusst von der bereits 30 Jahre andauernden europäischen Herrschaft. Fray [[Bernardino de Sahagún]] nutzte Methoden der [[Ethnographie]] zur Erstellung seiner Kodizes, die als  ''Historia General de las Cosas de Nueva Espana'' 1793 veröffentlicht wurden.<ref name= HPB1/> [[Castore Durante]] veröffentlichte sein ''Herbario Nuovo'' 1585. Darin beschrieb er Heilpflanzen aus Europa, Ostindien und Westindien. Das Buch wurde 1609 ins Deutsche übersetzt. Italienische Ausgaben folgten über das folgende Jahrhundert hinweg.
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[[Wikipedia:Francisco Hernandez de Toledo|Francisco Hernandez de Toledo]], Arzt des spanischen Königs [[Wikipedia:Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]], war von 1571 bis 1577 in Mexiko, um dort Wissen zu sammeln und schrieb dann ''Rerum Medicarum Novae Hispaniae'' [[Wikipedia:Thesaurus|Thesaurus]], von dem viele Versionen veröffentlicht wurden, wie die von [[Wikipedia:Francisco Ximénez|Francisco Ximénez]]. Sowohl Hernandez als auch Ximenez fügten Erkenntnisse der Volksmedizin der [[Wikipedia:Azteken|Azteken]] in die europäischen Vorstellungen wie 'warm', 'kalt' und 'feucht' ein (vgl. [[Wikipedia:Humoralpathologie|Humoralpathologie]]). Allerdings ist nicht bekannt, ob die Azteken diese Kategorien verwendeten.<ref name="HPB1">M. Heinrich, A. Pieroni, P. Bremner (2005): ''Plants as medicines.'' In: G. Prance, M. Nesbitt: ''The Cultural history of plants.'' Routledge. S. 205–238. ISBN 0-415-92746-3</ref> Juan de Esteyneffers ''Florilegio medicinal de todas las enfermedas'' fasste europäische Texte zusammen und fügte 33 mexikanische Pflanzen hinzu.<ref>B. Ortiz de Montellano (1975): ''Empirical Aztec medicine.'' Science 188 (4185): S. 215–220. {{DOI|10.1126/science.1090996}}. PMID 1090996.</ref> Martín de la Cruz verfasste ein Kräuterbuch in [[Wikipedia:Nahuatl|Nahuatl]], das von Juan Badiano als ''Libellus de Medicinalibus Indorum Herbis'' oder ''[[Wikipedia:Codex Barberini|Codex Barberini]]'' ins Lateinische übersetzt und 1552 Karl V. (HRR) von Spanien gewidmet wurde.<ref name="HPB1" /> Offensichtlich wurde es in Eile verfasst und ist beeinflusst von der bereits 30 Jahre andauernden europäischen Herrschaft. Fray [[Wikipedia:Bernardino de Sahagún|Bernardino de Sahagún]] nutzte Methoden der [[Wikipedia:Ethnographie|Ethnographie]] zur Erstellung seiner Kodizes, die als  ''Historia General de las Cosas de Nueva Espana'' 1793 veröffentlicht wurden.<ref name="HPB1" /> [[Wikipedia:Castore Durante|Castore Durante]] veröffentlichte sein ''Herbario Nuovo'' 1585. Darin beschrieb er Heilpflanzen aus Europa, Ostindien und Westindien. Das Buch wurde 1609 ins Deutsche übersetzt. Italienische Ausgaben folgten über das folgende Jahrhundert hinweg.
  
== Traditionelle Medizin und Gesellschaft ==
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==Traditionelle Medizin und Gesellschaft==
=== Entstehung und Überlieferung ===
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===Entstehung und Überlieferung===
Traditionelle Medizin wird im Allgemeinen mündlich innerhalb einer Gemeinschaft, Familie oder zwischen Einzelnen überliefert, bevor sie wieder verschwindet. Innerhalb einer gegebenen Kultur können Kenntnisse bruchstückhaft bei vielen Einzelnen vorhanden sein oder aber von Personen, die eine Rolle als Heiler wie z.&nbsp;B. als [[Schamane]]n oder Hebammen einnehmen, gesammelt und angewendet werden.<ref>D. Acharya, S. Anshu: ''Indigenous Herbal Medicines: Tribal Formulations and Traditional Herbal Practices.'' Aavishkar Publishers, Jaipur 2008, ISBN 978-81-7910-252-7.</ref>
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Traditionelle Medizin wird im Allgemeinen mündlich innerhalb einer Gemeinschaft, Familie oder zwischen Einzelnen überliefert, bevor sie wieder verschwindet. Innerhalb einer gegebenen Kultur können Kenntnisse bruchstückhaft bei vielen Einzelnen vorhanden sein oder aber von Personen, die eine Rolle als Heiler wie z.&nbsp;B. als [[Wikipedia:Schamane|Schamane]]n oder Hebammen einnehmen, gesammelt und angewendet werden.<ref>D. Acharya, S. Anshu: ''Indigenous Herbal Medicines: Tribal Formulations and Traditional Herbal Practices.'' Aavishkar Publishers, Jaipur 2008, ISBN 978-81-7910-252-7.</ref>
  
 
Drei verschiedene Gründe können die Rolle des Heilers begründen:
 
Drei verschiedene Gründe können die Rolle des Heilers begründen:
* ihre eigenen Überzeugungen,
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* der Erfolg ihrer Tätigkeit,
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*ihre eigenen Überzeugungen,
* der Glaube der Gemeinschaft
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*der Erfolg ihrer Tätigkeit,
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*der Glaube der Gemeinschaft
  
 
Werden die Ansprüche traditioneller Medizin im Lauf der Zeit durch die Kultur abgelehnt, wird sie von drei Arten von Anhängern weiter genutzt
 
Werden die Ansprüche traditioneller Medizin im Lauf der Zeit durch die Kultur abgelehnt, wird sie von drei Arten von Anhängern weiter genutzt
* jenen, die mit ihr ihre [[Sozialisation]] erfuhren und ihr dauerhaft anhängen
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* zeitweiligen Anhängern, die sich der Traditionelle Medizin in Krisenzeiten zuwenden und
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*jenen, die mit ihr ihre [[Wikipedia:Sozialisation|Sozialisation]] erfuhren und ihr dauerhaft anhängen
* solchen, die nur einzelne Gesichtspunkte, jedoch nicht das Ganze für sich annehmen.<ref>Michel S.  Laguerre: ''Afro-Caribbean folk medicine.'' Bergin & Garvey, New York 1987, ISBN 0-89789-113-9</ref>
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*zeitweiligen Anhängern, die sich der Traditionelle Medizin in Krisenzeiten zuwenden und
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*solchen, die nur einzelne Gesichtspunkte, jedoch nicht das Ganze für sich annehmen.<ref>Michel S.  Laguerre: ''Afro-Caribbean folk medicine.'' Bergin & Garvey, New York 1987, ISBN 0-89789-113-9</ref>
  
 
Die in der jeweiligen Kultur vorgefundenen Elemente von Traditionelle Medizin sind nicht notwendigerweise ein in sich geschlossenes System und können in sich widersprüchlich sein.
 
Die in der jeweiligen Kultur vorgefundenen Elemente von Traditionelle Medizin sind nicht notwendigerweise ein in sich geschlossenes System und können in sich widersprüchlich sein.
  
== Zustandekommen von Erkenntnissen der Traditionellen Medizin ==
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==Zustandekommen von Erkenntnissen der Traditionellen Medizin==
Eine systematische Untersuchung und Beschreibung der Wirkung von Stoffen, wird bereits dem Chinesen [[Shennong|Shen Nong]] zugeschrieben. Dabei kann es sich auch um solche Stoffe handeln, die bereits verwendet wurden. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind in diesem Fall im ''[[Shennong ben cao jing|Shen Nong Ben Cao Jing]]'' wiedergegeben.
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Eine systematische Untersuchung und Beschreibung der Wirkung von Stoffen, wird bereits dem Chinesen [[Wikipedia:Shennong|Shen Nong]] zugeschrieben. Dabei kann es sich auch um solche Stoffe handeln, die bereits verwendet wurden. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind in diesem Fall im ''[[Wikipedia:Shennong ben cao jing|Shen Nong Ben Cao Jing]]'' wiedergegeben.
  
=== Beobachtung von Tierverhalten ===
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===Beobachtung von Tierverhalten===
 
{{Siehe auch|Tierverhalten}}
 
{{Siehe auch|Tierverhalten}}
* [[Schafgarbe]] wird bei [[Wurmerkrankung]]en von Schafen gefressen und auch von Schäfern verfüttert
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* Affen besitzen ein recht umfassendes System der Selbstmedikation.<ref>Ivona Foitova (Ph. D 2003): ''Host-parasite relationship and self-medication in the wild orangutan of Northern Sumatra.'' Brno University, Brno, Czech Republic.</ref>
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*[[Wikipedia:Schafgarbe|Schafgarbe]] wird bei [[Wikipedia:Wurmerkrankung|Wurmerkrankung]]en von Schafen gefressen und auch von Schäfern verfüttert
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*Affen besitzen ein recht umfassendes System der Selbstmedikation.<ref>Ivona Foitova (Ph. D 2003): ''Host-parasite relationship and self-medication in the wild orangutan of Northern Sumatra.'' Brno University, Brno, Czech Republic.</ref>
  
 
In der Karibik vermischen sich mehrere Traditionen, nämlich:
 
In der Karibik vermischen sich mehrere Traditionen, nämlich:
* solche der Einwohner zur Zeit der "Entdeckung"
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* solche aus Europa
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*solche der Einwohner zur Zeit der "Entdeckung"
* solche aus Afrika durch den Sklavenhandel
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*solche aus Europa
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Die Heilmittel in der Karibik lassen mehrere Klassifizierungen zu:
 
Die Heilmittel in der Karibik lassen mehrere Klassifizierungen zu:
* Gewisse gut bekannte europäische Heilkräuter, die von den spanischen Kolonisten eingeführt wurden und noch allgemein kultiviert werden,
 
* Einheimische wilde und Kulturkräuter, deren Gebrauch von de einheimischen Bevölkerung übernommen wurde und
 
* Zier- und andere Pflanzen, deren Heilwirkung ohne geschichtlichen Hintergrund erkannt wurde.<ref>J. F. Morton (1975): ''Current folk remedies of northern Venezuela.'' In: ''[[Quarterly Journal of Crude Drug Research]]'' 13: S. 97–121</ref>
 
  
== Traditionelle Medizin und Recht ==
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*Gewisse gut bekannte europäische Heilkräuter, die von den spanischen Kolonisten eingeführt wurden und noch allgemein kultiviert werden,
Auf das Heilwissen der Einheimischen können Eigentumsrechte geltend gemacht werden. Dessen Gebrauch ohne vorheriges Einverständnis oder ohne Ausgleich kann als '[[Biopiraterie]]' betrachtet werden. Regeln dazu wurden in der Convention on Biological Diversity (insbesondere Artikel 8) und das [[Nagoya-Protokoll]]) gegeben.
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*Einheimische wilde und Kulturkräuter, deren Gebrauch von de einheimischen Bevölkerung übernommen wurde und
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*Zier- und andere Pflanzen, deren Heilwirkung ohne geschichtlichen Hintergrund erkannt wurde.<ref>J. F. Morton (1975): ''Current folk remedies of northern Venezuela.'' In: ''[[Wikipedia:Quarterly Journal of Crude Drug Research|Quarterly Journal of Crude Drug Research]]'' 13: S. 97–121</ref>
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==Traditionelle Medizin und Recht==
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Auf das Heilwissen der Einheimischen können Eigentumsrechte geltend gemacht werden. Dessen Gebrauch ohne vorheriges Einverständnis oder ohne Ausgleich kann als '[[Wikipedia:Biopiraterie|Biopiraterie]]' betrachtet werden. Regeln dazu wurden in der Convention on Biological Diversity (insbesondere Artikel 8) und das [[Wikipedia:Nagoya-Protokoll|Nagoya-Protokoll]]) gegeben.
  
== Traditionelle Medizin und Frauen ==
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==Traditionelle Medizin und Frauen==
 
Weibliches Volkswissen, wie das der Kräuterweiblein oder weiser Frauen, war neben den oben genannten Texten häufig undokumentiert vorhanden.<ref>MA (1996). Healing with plants in the American and Mexican West. Tucson: University of Arizona Press. S. 19–20. ISBN 0-8165-1646-4.</ref>
 
Weibliches Volkswissen, wie das der Kräuterweiblein oder weiser Frauen, war neben den oben genannten Texten häufig undokumentiert vorhanden.<ref>MA (1996). Healing with plants in the American and Mexican West. Tucson: University of Arizona Press. S. 19–20. ISBN 0-8165-1646-4.</ref>
  
[[Hebamme]]n waren und sind ebenfalls eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung. [[Geburtshilfe]] war in der traditionellen Medizin meist Sache von Frauen, ebenso wie [[Empfängnisverhütung]] und [[Schwangerschaftsabbruch]]. Dennoch gab es schon im 12. Jahrhundert in der [[Schule von Salerno]] ausführliche akademische Abhandlungen zu [[Frauenheilkunde]] (vgl. ''[[Trotula]]'').
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[[Wikipedia:Hebamme|Hebamme]]n waren und sind ebenfalls eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung. [[Wikipedia:Geburtshilfe|Geburtshilfe]] war in der traditionellen Medizin meist Sache von Frauen, ebenso wie [[Wikipedia:Empfängnisverhütung|Empfängnisverhütung]] und [[Wikipedia:Schwangerschaftsabbruch|Schwangerschaftsabbruch]]. Dennoch gab es schon im 12. Jahrhundert in der [[Wikipedia:Schule von Salerno|Schule von Salerno]] ausführliche akademische Abhandlungen zu [[Wikipedia:Frauenheilkunde|Frauenheilkunde]] (vgl. ''[[Wikipedia:Trotula|Trotula]]'').
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Eine Erklärung für die Verknüpfung zwischen [[Wikipedia:Hexerei|Hexerei]] und Hebammen in der Frühen Neuzeit zeigt Linnda R. Caporael.<ref>Ergotism: The Satan Loosed in Salem, 1976, Science, 192, S. 21–26.</ref> Sie vergleicht die Wirkungen des [[Wikipedia:Mutterkorn|Mutterkorn]]s auf Wahrnehmungen bei [[Wikipedia:Ergotismus|Ergotismus]] und [[Wikipedia:LSD|LSD]]-Einnahme mit den Aussagen von Hexen und stellt einen Zusammenhang zwischen für die Entstehung von Mutterkornbefall günstigen Witterungsverhältnissen und den [[Wikipedia:Hexenprozesse von Salem|Hexenprozesse von Salem]] her. Mutterkorn war, richtig verwendet, ein Geburtshilfsmittel.
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==Probleme der Traditionellen Medizin==
  
Eine Erklärung für die Verknüpfung zwischen [[Hexerei]] und Hebammen in der Frühen Neuzeit zeigt Linnda R. Caporael.<ref>Ergotism: The Satan Loosed in Salem, 1976, Science, 192, S. 21–26.</ref> Sie vergleicht die Wirkungen des [[Mutterkorn]]s auf Wahrnehmungen bei [[Ergotismus]] und [[LSD]]-Einnahme mit den Aussagen von Hexen und stellt einen Zusammenhang zwischen für die Entstehung von Mutterkornbefall günstigen Witterungsverhältnissen und den [[Hexenprozesse von Salem]] her. Mutterkorn war, richtig verwendet, ein Geburtshilfsmittel.
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*Abgrenzung zu [[Wikipedia:Placebo|Placebo]]: Dem Vorwurf der Placebowirkung von Methoden der traditionellen Medizin stehen Erfahrungen über die Wirksamkeit von Placebo- beziehungsweise von [[Wikipedia:Nocebo-Effekt|Nocebo-Effekt]]en gegenüber zur Diskussion.<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Breidert, Karl Hofbauer |Titel=Placebo – Missverständnisse und Vorurteile |Sammelwerk=[[Wikipedia:Deutsches Ärzteblatt|Deutsches Ärzteblatt]] |Band=106. Jahrgang |Nummer=46 |Datum=2009-11 |Seiten=751–756 |Online=[https://www.aerzteblatt.de/archiv/66733 aerzteblatt.de] |Abruf=2018-03-09}}</ref> Der Begriff Placebo ist dabei negativ belegt.
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*Abgrenzung zu [[Wikipedia:Volksglaube|Volksglaube]]n: Volksglauben geht oft über in [[Wikipedia:Aberglaube|Aberglaube]]n.<ref>Engler, Hexensprüche aus dem Ries, 1981, Nördlingen, Verlag der Buchhandlung Engler</ref><ref>H. und O. Kostenzer, w. Schmidkunz, Alte Bauernregeln, ISBN 978-3-475-54138-4, Rosenheim, Rosenheimer Verlagshaus</ref>
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*Die Nutzung seltener Pflanzen: Das Problem der Nutzung seltener Heilpflanzen wird durch die gärtnerische Kultur von [[Wikipedia:Wildpflanze|Wildpflanze]]n angegangen. Die Wirkstoffkonzentration von Wildpflanzen kann sich jedoch stark von kultivierten Arten unterscheiden. Da die großen Arzneimittelhersteller auf der Suche nach neuen [[Arzneistoff]]en hier eine große Gefahr wurden, wurde das [[Wikipedia:Nagoya-Protokoll|Nagoya-Protokoll]] verhandelt.
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*Die Nutzung gefährdeter Arten: Manchmal nutzt traditionelle Medizin [[Wikipedia:gefährdete Arten|gefährdete Arten]], wie z.&nbsp;B. solche des [[Wikipedia:Loris|Loris]] in Südostasien, die die [[Wikipedia:Rote Liste gefährdeter Arten|Rote Liste gefährdeter Arten]] nennt.<ref> C. Starr, K. A. I. Nekaris, U. Streicher, L. K.-P. Leung (2011): ''Field surveys of the Vulnerable pygmy slow loris Nycticebus pygmaeus using local knowledge in Mondulkiri Province, Cambodia.'' (PDF). Oryx 45 (1): S. 135–142. {{DOI|10.1017/S0030605310001316}}.</ref>
  
== Probleme der Traditionellen Medizin ==
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==Weblinks==
* Abgrenzung zu [[Placebo]]: Dem Vorwurf der Placebowirkung von Methoden der traditionellen Medizin stehen Erfahrungen über die Wirksamkeit von Placebo- beziehungsweise von [[Nocebo-Effekt]]en gegenüber zur Diskussion.<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Breidert, Karl Hofbauer |Titel=Placebo – Missverständnisse und Vorurteile |Sammelwerk=[[Deutsches Ärzteblatt]] |Band=106. Jahrgang |Nummer=46 |Datum=2009-11 |Seiten=751–756 |Online=[https://www.aerzteblatt.de/archiv/66733 aerzteblatt.de] |Abruf=2018-03-09}}</ref> Der Begriff Placebo ist dabei negativ belegt.
 
* Abgrenzung zu [[Volksglaube]]n: Volksglauben geht oft über in [[Aberglaube]]n.<ref>Engler, Hexensprüche aus dem Ries, 1981, Nördlingen, Verlag der Buchhandlung Engler</ref><ref>H. und O. Kostenzer, w. Schmidkunz, Alte Bauernregeln, ISBN 978-3-475-54138-4, Rosenheim, Rosenheimer Verlagshaus</ref>
 
* Die Nutzung seltener Pflanzen: Das Problem der Nutzung seltener Heilpflanzen wird durch die gärtnerische Kultur von [[Wildpflanze]]n angegangen. Die Wirkstoffkonzentration von Wildpflanzen kann sich jedoch stark von kultivierten Arten unterscheiden. Da die großen Arzneimittelhersteller auf der Suche nach neuen [[Arzneistoff]]en hier eine große Gefahr wurden, wurde das [[Nagoya-Protokoll]] verhandelt.
 
* Die Nutzung gefährdeter Arten: Manchmal nutzt traditionelle Medizin [[gefährdete Arten]], wie z.&nbsp;B. solche des [[Loris]] in Südostasien, die die [[Rote Liste gefährdeter Arten]] nennt.<ref> C. Starr, K. A. I. Nekaris, U. Streicher, L. K.-P. Leung (2011): ''Field surveys of the Vulnerable pygmy slow loris Nycticebus pygmaeus using local knowledge in Mondulkiri Province, Cambodia.'' (PDF). Oryx 45 (1): S. 135–142. {{DOI|10.1017/S0030605310001316}}.</ref>
 
  
== Weblinks ==
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*[https://www.cbd.int/abs/about/ Convention on Biological Diversity Convention on Biological Diversity]
* [https://www.cbd.int/abs/about/ Convention on Biological Diversity Convention on Biological Diversity]
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Aktuelle Version vom 19. April 2022, 10:13 Uhr

Traditionelle Medizin umfasst als Begriff zahlreiche Methoden der Volksmedizin, die in verschiedenen Ländern und Regionen der Welt kulturell verankert und überliefert sind, teils in Abgrenzung zu westlicher, wissenschaftlicher Medizin (Biomedizin). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert traditionelle Medizin als „Wissen, Fertigkeiten und Methoden, basierend auf einheimischen Vorstellungen, Glaubensinhalten und Erfahrungen verschiedener Kulturen, die zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten eingesetzt werden.“ In manchen afrikanischen und asiatischen Staaten beruht die Grundversorgung von bis zu 80 Prozent der Bevölkerung auf traditioneller Medizin. Dabei weist die WHO jedoch darauf hin, dass die „ungeeignete Nutzung traditioneller Medizin oder Praktiken“ schädlich sein kann und dass „es weiterer Forschungen bedarf, um die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit“ der Praktiken und Pflanzenpräparate sicherzustellen. Die WHO ist bestrebt, die Verfahren in ihren Mitgliedsstaaten in die jeweiligen nationalen Gesundheitssysteme zu integrieren, dabei aber Regelungen zur Sicherheit und Qualität einzurichten.[1]

Nach einer Erhebung der WHO 2005 hat ein Drittel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu moderner westlicher Medizin und stützt ihre Gesundheitsversorgung daher weiter auf die traditionellen Behandler.[2]

Bekannte traditionelle Medizinen sind Ayurveda, Unani, traditionelle thailändische Medizin, traditionelle vietnamesische Medizin, traditionelle chinesische Medizin, traditionelle japanische Medizin, traditionelle koreanische Medizin, traditionelle afrikanische Medizin (im südlichen Afrika Muti) und die Traditionelle Europäische Medizin. Traditionelle Medizin kann auch formalisierte Elemente der Volksheilkunde, insbesondere von Laien verwendete Hausmittel einschließen.

Einige Systeme wie die traditionelle chinesische Medizin (namentlich Akupunktur), Ayurveda, oder tibetische Medizin bzw. deren heutige Varianten sind auch in westlichen Industriestaaten populäre Bestandteile der Naturheilkunde sowie der Komplementär- und Alternativmedizin.

Die traditionelle Medizin ist Forschungsgegenstand der Ethnobotanik, Ethnomedizin, und Medizinethnologie. Die von lokal verwurzelten, schriftlosen Kulturen altüberlieferten medizinischen Kenntnisse werden häufig eher unter dem allgemeineren Begriff Traditionelles Wissen zusammengefasst.

Geschichte der traditionellen Medizin

Die Erforschung der traditionellen Medizin basiert in erster Linie auf der Analyse von überlieferten Schriftzeugnissen und archäologischen Funden. Bei schriftlich fixierten Rezepturen lässt sich heute teilweise nur sehr schwer herausfinden, welche Zutaten tatsächlich verwendet wurden und wie die Mengenverhältnisse ausgesehen haben. So lassen sich viele verwendete Pflanzen in den ägyptischen Papyri nicht eindeutig identifizieren, das gilt zu einem gewissen Grad auch noch für die Schriften der Hildegard von Bingen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Bei archäologischen Funden lassen sich die entdeckten Heilmittel zwar analysieren, es muss aber ggf. über die Verwendung (Indikation) spekuliert werden. Bei rein mündlich überlieferten Heilmethoden lässt sich nur sehr schwer identifizieren, ob es sich tatsächlich um eine Tradition handelt oder ob es sich vielleicht um ein recht neues Phänomen der Volksheilkunde handelt.

Erste schriftliche Belege für das Studium und die regelmäßige Anwendung von Pflanzen sind bereits aus der Zeit vor 5000 Jahren in Form von Keilschrift auf Tontafeln aus Sumer erhalten. Die altägyptische Medizin (vgl. Papyrus Edwin Smith, Papyrus Ebers, Papyrus Hearst) verwendete verschiedene Kräuter für medizinische Zwecke, wobei Magie eine sehr wichtige Rolle spielte. Im Pentateuch der Bibel wird der Anbau und Gebrauch von Kräutern für den Kaschrut beschrieben. Auch beim Pessachmahl sind Bitterkräuter, nämlich Maror vorgeschrieben.

Altindische Kräuterkundler wie Charaka und Sushruta beschreiben bereits viele der bei Ayurveda benutzten Kräuter und Mineralien.[3] Das erste chinesische Kräuterbuch war das Shen Nong Cao Jing während der Han-Periode, das jedoch auf viel frühere Quellen wie das Yao Xing Lun (Abhandlung über die Natur der medizinischen Kräuter) aus der Tang-Periode zurückgeht.

Die antiken griechischen Ärzte konnten auf den Erkenntnissen aus Babylon und Ägypten aufbauen oder waren sogar zur Ausbildung dort gewesen. Griechische Sammlungen zu den damaligen Kenntnissen über Kräuter stammen von den Pythagoräern, Hippokrates von Kos, Aristoteles, Theophrastus sowie in römischer Zeit von Pedanios Dioskurides und Galenos von Pergamon. Viele dieser Schriften hatten in Europa bis in die Frühe Neuzeit eine Bedeutung in der universitären Medizin.

Römische Autoren wie Plinius der Ältere, Celsus[4] sowie Pedanios Dioskurides schlossen die Schrift De Materia Medica des Kräuterkundlers Krateuas, dem Arzt von Mithridates VI. (Pontos) König von Pontos (120–63 v. Chr.) ein.

In Byzanz blieben mit der byzantinischen Medizin nach dem Zusammenbruch von Westrom und der Völkerwanderung zahlreiche Elemente der antiken griechischen Medizin erhalten. Auch hier war die Kräuterkunde ein wesentliches Element. Als Besonderheit anzumerken ist das dort entwickelte Krankenhauswesen. Die Verbindungen zu anderen Linien der Entwicklung der Medizin entstanden auch durch die wechselhafte Geschichte des Byzantinischen Reichs, denn das Reich erstreckte sich zeitweise fast um das ganze Mittelmeer.

De Materia medica wurde in mehrere Sprachen übersetzt, wobei im Laufe der Jahrhunderte türkische, arabische und jüdische Begriffe Aufnahme fanden.[5]

Die älteste erhaltene frühmittelalterliche fränkische Quelle ist das Lorscher Arzneibuch, das um 795 entstanden ist.[6][7] Es wird unter anderem auf Aurelius Aesculapius (7. Jahrhundert), die Physica Plinii und byzantinische Quellen zurückgeführt.[6] Lateinische Manuskripte der Materia Medica wurden mit dem lateinischen Kräuterbuch des Apuleius Platonicus (Herbarium Apuleii Platonici) verknüpft und in den angelsächsischen Kodex Cotton Vitellius C.III eingefügt.

In England entstand im 9. Jahrhundert mit Bald’s Leechbook eine Sammlung angelsächsischer Rezepturen, die teilweise schon stark von mediterranen Quellen beeinflusst waren, aber auch noch Zauberei beinhalteten.

Frühe griechische und römische Zusammenfassungen wurden zum Kern der europäischen Medizintheorie. Sie wurden von dem Perser Rhazes (Rāzi, 865–925) und dem Juden Maimonides[4] übersetzt. Übersetzungen griechischer medizinischer Handbücher und Manuskripte ins Arabische erfolgten im achten und neunten Jahrhundert (n. Chr.) Die arabische Medizin entstand aus dem Konflikt zwischen der auf magischen Vorstellungen beruhenden Medizin der Beduinen und den arabischen Übersetzungen hellenischer und ayurvedischer medizinischer Überlieferungen.[8]

Die spanische Medizin war von den Arabern (in Spanien 711 bis 1492) beeinflusst.[9] Islamische Ärzte und Botaniker wie Abū Hanīfa Ahmad ibn Dāwūd ad Dinawari[10] und Ibn al-Baitar[11] erweiterten wesentlich die vorherigen medizinischen Kenntnisse.

Die berühmteste arabische Abhandlung war Avicennas Kanon der Medizin, eine frühe Pharmakologie auf Basis der Schriften von Galenos, in der die Methode der klinischen Untersuchung eingeführt wurde.[12][13][14] Dieser Kanon wurde im 12. Jahrhundert in Toledo ins Lateinische übersetzt und blieb in Europa bis in die Neuzeit ein Standardwerk der medizinischen Ausbildung. Auch die Unani-Medizin beruht auf diesem Kanon.

Übersetzungen der frühen römisch-griechischen Zusammenfassungen erfolgten durch Hieronymus Bock und die anderen Väter der Botanik, beginnend mit dem Gart der Gesundheit im späten 15. Jahrhundert. Bocks Kräuterbuch, unter dem Namen Historia Pemptades von Rembert Dodoens (1517–1585) ins Holländische und vom Holländischen ins Englische übersetzt von Carolus Clusius (1526–1609), wurde von Henry Lyte 1578 als A Nievve Herball veröffentlicht. Daraus schuf John Gerard (1545–1612) Herball or General Historie of Plantes.[4][5] Jedes dieser Werke verknüpfte vorhandene Texte mit neuen Ergänzungen.[5] 44 der Drogen, Lösungsmittel, Aromastoffe und Salbengrundlagen, die Dioskurides nannte, sind noch immer im offiziellen Arzneibuch angeführt.[5] Mit den Puritanern kam Gerards Werk nach Amerika und beeinflusste dort die amerikanische Volksmedizin.[4]

Francisco Hernandez de Toledo, Arzt des spanischen Königs Philipp II., war von 1571 bis 1577 in Mexiko, um dort Wissen zu sammeln und schrieb dann Rerum Medicarum Novae Hispaniae Thesaurus, von dem viele Versionen veröffentlicht wurden, wie die von Francisco Ximénez. Sowohl Hernandez als auch Ximenez fügten Erkenntnisse der Volksmedizin der Azteken in die europäischen Vorstellungen wie 'warm', 'kalt' und 'feucht' ein (vgl. Humoralpathologie). Allerdings ist nicht bekannt, ob die Azteken diese Kategorien verwendeten.[15] Juan de Esteyneffers Florilegio medicinal de todas las enfermedas fasste europäische Texte zusammen und fügte 33 mexikanische Pflanzen hinzu.[16] Martín de la Cruz verfasste ein Kräuterbuch in Nahuatl, das von Juan Badiano als Libellus de Medicinalibus Indorum Herbis oder Codex Barberini ins Lateinische übersetzt und 1552 Karl V. (HRR) von Spanien gewidmet wurde.[15] Offensichtlich wurde es in Eile verfasst und ist beeinflusst von der bereits 30 Jahre andauernden europäischen Herrschaft. Fray Bernardino de Sahagún nutzte Methoden der Ethnographie zur Erstellung seiner Kodizes, die als Historia General de las Cosas de Nueva Espana 1793 veröffentlicht wurden.[15] Castore Durante veröffentlichte sein Herbario Nuovo 1585. Darin beschrieb er Heilpflanzen aus Europa, Ostindien und Westindien. Das Buch wurde 1609 ins Deutsche übersetzt. Italienische Ausgaben folgten über das folgende Jahrhundert hinweg.

Traditionelle Medizin und Gesellschaft

Entstehung und Überlieferung

Traditionelle Medizin wird im Allgemeinen mündlich innerhalb einer Gemeinschaft, Familie oder zwischen Einzelnen überliefert, bevor sie wieder verschwindet. Innerhalb einer gegebenen Kultur können Kenntnisse bruchstückhaft bei vielen Einzelnen vorhanden sein oder aber von Personen, die eine Rolle als Heiler wie z. B. als Schamanen oder Hebammen einnehmen, gesammelt und angewendet werden.[17]

Drei verschiedene Gründe können die Rolle des Heilers begründen:

  • ihre eigenen Überzeugungen,
  • der Erfolg ihrer Tätigkeit,
  • der Glaube der Gemeinschaft

Werden die Ansprüche traditioneller Medizin im Lauf der Zeit durch die Kultur abgelehnt, wird sie von drei Arten von Anhängern weiter genutzt

  • jenen, die mit ihr ihre Sozialisation erfuhren und ihr dauerhaft anhängen
  • zeitweiligen Anhängern, die sich der Traditionelle Medizin in Krisenzeiten zuwenden und
  • solchen, die nur einzelne Gesichtspunkte, jedoch nicht das Ganze für sich annehmen.[18]

Die in der jeweiligen Kultur vorgefundenen Elemente von Traditionelle Medizin sind nicht notwendigerweise ein in sich geschlossenes System und können in sich widersprüchlich sein.

Zustandekommen von Erkenntnissen der Traditionellen Medizin

Eine systematische Untersuchung und Beschreibung der Wirkung von Stoffen, wird bereits dem Chinesen Shen Nong zugeschrieben. Dabei kann es sich auch um solche Stoffe handeln, die bereits verwendet wurden. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen sind in diesem Fall im Shen Nong Ben Cao Jing wiedergegeben.

Beobachtung von Tierverhalten

  • Schafgarbe wird bei Wurmerkrankungen von Schafen gefressen und auch von Schäfern verfüttert
  • Affen besitzen ein recht umfassendes System der Selbstmedikation.[19]

In der Karibik vermischen sich mehrere Traditionen, nämlich:

  • solche der Einwohner zur Zeit der "Entdeckung"
  • solche aus Europa
  • solche aus Afrika durch den Sklavenhandel

Die Heilmittel in der Karibik lassen mehrere Klassifizierungen zu:

  • Gewisse gut bekannte europäische Heilkräuter, die von den spanischen Kolonisten eingeführt wurden und noch allgemein kultiviert werden,
  • Einheimische wilde und Kulturkräuter, deren Gebrauch von de einheimischen Bevölkerung übernommen wurde und
  • Zier- und andere Pflanzen, deren Heilwirkung ohne geschichtlichen Hintergrund erkannt wurde.[20]

Traditionelle Medizin und Recht

Auf das Heilwissen der Einheimischen können Eigentumsrechte geltend gemacht werden. Dessen Gebrauch ohne vorheriges Einverständnis oder ohne Ausgleich kann als 'Biopiraterie' betrachtet werden. Regeln dazu wurden in der Convention on Biological Diversity (insbesondere Artikel 8) und das Nagoya-Protokoll) gegeben.

Traditionelle Medizin und Frauen

Weibliches Volkswissen, wie das der Kräuterweiblein oder weiser Frauen, war neben den oben genannten Texten häufig undokumentiert vorhanden.[21]

Hebammen waren und sind ebenfalls eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung. Geburtshilfe war in der traditionellen Medizin meist Sache von Frauen, ebenso wie Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch. Dennoch gab es schon im 12. Jahrhundert in der Schule von Salerno ausführliche akademische Abhandlungen zu Frauenheilkunde (vgl. Trotula).

Eine Erklärung für die Verknüpfung zwischen Hexerei und Hebammen in der Frühen Neuzeit zeigt Linnda R. Caporael.[22] Sie vergleicht die Wirkungen des Mutterkorns auf Wahrnehmungen bei Ergotismus und LSD-Einnahme mit den Aussagen von Hexen und stellt einen Zusammenhang zwischen für die Entstehung von Mutterkornbefall günstigen Witterungsverhältnissen und den Hexenprozesse von Salem her. Mutterkorn war, richtig verwendet, ein Geburtshilfsmittel.

Probleme der Traditionellen Medizin

  • Abgrenzung zu Placebo: Dem Vorwurf der Placebowirkung von Methoden der traditionellen Medizin stehen Erfahrungen über die Wirksamkeit von Placebo- beziehungsweise von Nocebo-Effekten gegenüber zur Diskussion.[23] Der Begriff Placebo ist dabei negativ belegt.
  • Abgrenzung zu Volksglauben: Volksglauben geht oft über in Aberglauben.[24][25]
  • Die Nutzung seltener Pflanzen: Das Problem der Nutzung seltener Heilpflanzen wird durch die gärtnerische Kultur von Wildpflanzen angegangen. Die Wirkstoffkonzentration von Wildpflanzen kann sich jedoch stark von kultivierten Arten unterscheiden. Da die großen Arzneimittelhersteller auf der Suche nach neuen Arzneistoffen hier eine große Gefahr wurden, wurde das Nagoya-Protokoll verhandelt.
  • Die Nutzung gefährdeter Arten: Manchmal nutzt traditionelle Medizin gefährdete Arten, wie z. B. solche des Loris in Südostasien, die die Rote Liste gefährdeter Arten nennt.[26]

Weblinks

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Einzelreferenzen

  1. Fact sheet N°134 – Traditional medicine. (Nicht mehr online verfügbar.) In: who.int. Mai 2003, archiviert vom Original am 2. März 2004; abgerufen am 14. Juli 2021 (english).
  2. Gerard Bodeker, C. K. Ong: World Health Organization Global Atlas of Traditional, Complementary, and Alternative Medicine. World Health Organization, 2005, ISBN 978-92-4-156286-7 (Abgerufen am 7. Juli 2013).
  3. Girish Dwivedi, Shridhar Dwivedi (2007). "History of Medicine: Sushruta – the Clinician – Teacher par Excellence" (PDF). National Informatics Centre
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 M. A. Kay (1996): Healing with plants in the American and Mexican West. Tucson: University of Arizona Press. S. 19–20. ISBN 0-8165-1646-4
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Sandra Raphael, Wilfrid Blunt: The Illustrated herbal. Frances Lincoln, London 1994, ISBN 0-7112-0914-6.
  6. 6,0 6,1 Ulrich Stoll: Das Lorscher Arzneibuch. Sudhoffs Archiv, Beiheft 28, Franz Steiner-Verlag, Wiesbaden 1992. ISBN 3-515-056-76-9
  7. Ulrich Stoll: Das Lorscher Arzneibuch. Dissertation 1989.
  8. L. J. Slikkerveer: Plural medical systems in the Horn of Africa: the legacy of "Sheikh" Hippocrates. Kegan Paul International, London 1990, ISBN 0-7103-0203-7
  9. García Sánchez, E; Carabaza Bravo JM; Hernández Bermejo JE; Ramírez AJ (1990). "Árboles y arbustos en los textos agrícolas andalusíes (I)". In e Morales Ruiz Matas CA. Ciencias de la naturaleza en Al-Andalus : textos y estudios (in Spanish). Consejo Superior de Investigaciones Científicas. ISBN 84-00-07727-X
  10. Toufic Fahd: Botany and agriculture. S. 815., in (Morelon & Rashed 1996, S. 813–852)
  11. Diane Boulanger (2002), "The Islamic Contribution to Science, Mathematics and Technology", OISE Papers, in STSE Education, Vol. 3
  12. Bernard S. Bloom, Aurelia Retbi, Sandrine Dahan, Egon Jonsson (2000), "Evaluation Of Randomized Controlled Trials On Complementary And Alternative Medicine", International Journal of Technology Assessment in Health Care 16 (1), S. 13–21
  13. David W. Tschanz, MSPH, PhD (August 2003). "Arab Roots of European Medicine", Heart Views 4 (2)
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