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Gemeinsame Normdatei

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Die Gemeinsame Normdatei (GND) ist eine Normdatei für Personen, Körperschaften, Kongresse, Geografika, Sachschlagwörter und Werktitel, die vor allem zur Katalogisierung von Literatur in Bibliotheken dient, zunehmend aber auch von Archiven, Museen, Projekten und in Web-Anwendungen genutzt wird. Sie wird von der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), allen deutschsprachigen Bibliotheksverbünden, der Zeitschriftendatenbank (ZDB) und zahlreichen weiteren Institutionen kooperativ geführt. Normdaten erleichtern die Katalogisierung, bieten eindeutige Sucheinstiege und die Möglichkeit der Vernetzung unterschiedlicher Informationsressourcen.

Die GND löste am 19. April 2012 die bis dahin getrennt geführten Normdateien Personennamendatei (PND), Gemeinsame Körperschaftsdatei (GKD), Schlagwortnormdatei (SWD) und die Einheitssachtitel-Datei des Deutschen Musikarchivs (DMA-EST-Datei) ab. Seit Juli 2014 werden die Normdaten nach den RDA-Regeln erfasst, die unter anderem auch von der Library of Congress verwendet werden.[1]

Grundlagen

Die Gemeinsame Normdatei wurde von 2009 bis 2012 in einem gemeinsamen Projekt der Deutschen Nationalbibliothek, der deutschsprachigen Bibliotheksverbünde sowie der Zeitschriftendatenbank entwickelt. Ziel des Projekts war die Zusammenführung der bisher getrennt geführten Normdateien GKD, PND und SWD sowie der DMA-EST-Datei. Dabei sollten ein gemeinsames Datenformat realisiert und die vorhandenen Regelwerksunterschiede harmonisiert werden.

Der Erstellung von Normdatensätzen lagen früher unterschiedliche Regelwerke zugrunde. Dies waren die „Regeln für die alphabetische Katalogisierung“ (RAK-WB und RAK-Musik) für die Formalerschließung sowie die „Regeln für den Schlagwortkatalog“ (RSWK) für die Inhaltserschließung. Die uneinheitlichen Regeln zur Bildung der Vorzugsbenennung für die Formal- und Inhaltserschließung führten insbesondere im Bereich Körperschaften, Kongresse und Geografika zu redundanten Datensätzen in der GKD und der SWD. Daher wurden für die GND für die Fälle, in denen die Regeln der Formal- und Inhaltserschließung voneinander abweichen, Übergangsregeln erarbeitet, die eine gemeinsame Nutzung der Normdatensätze ermöglichen. Die Übergangsregeln berücksichtigten so weit wie möglich bereits die Regelungen der RDA (Resource Description and Access).

Auch die Datenformate der Normdateien, sowohl die Internformate als auch die Austauschformate, unterschieden sich teilweise beträchtlich. Das Austauschformat der GND basiert auf MARC 21 Authority. Durch die Zusammenführung aller Normdatensätze in der GND konnten die zuvor bestehenden Formatunterschiede überwunden werden. Bereits vorhandene parallele Datensätze aus den unterschiedlichen Normdateien können jedoch erst im Laufe der Zeit zusammengeführt werden.

Im Projekt Virtual International Authority File (VIAF) wird die GND mit anderen Normdateien virtuell zu einer internationalen Normdatei verbunden.

Inhalt und Umfang

Die Gemeinsame Normdatei enthält ca. 14,6 Mio. Datensätze (Stand: 2017)[2][3][4] folgender Entitätentypen:

Code Entitätentyp Datensätze (Juni 2013) (2015) (2016) (2017)
p Personen (individualisiert) 2.882.000 (keine Angabe) (keine Angabe) (keine Angabe)
-- Personennamen (nicht individualisiert) 4.628.000 (keine Angabe) (keine Angabe) (keine Angabe)
-- Personen und Personennamen (gesamt) (7.510.000) 8.669.790 10.546.959 11.551.274
k Körperschaften 1.172.000 1.240.852 1.498.606 1.493.823
v Konferenzen und Veranstaltungen 587.000 619.610 769.067 786.180
g Geografika 293.000 289.449 295.027 300.138
s Sachbegriffe 202.000 205.586 207.149 209.003
w Werke 193.000 244.480 287.204 331.310
-- gesamt (9.957.000) 11.269.767 13.604.012 14.671.728

Die hier aufgeführten Entitätentypen entsprechen in Bibliotheken sogenannten Satzarten (Datensatzart). Abgesehen von Personennamen kann jede Satzart durch die Angabe eines Entitätencodes in sich weiter differenziert werden. So kann ein Geografikum beispielsweise ein Bauwerk, aber auch ein Staat sein. Insgesamt stehen rund 50 Entitätentypen zur Verfügung.

In der Gemeinsamen Normdatei wird zu jeder Entitätenbeschreibung eine eindeutige Identifikationsnummer (Grundlage für den Uniform Resource Identifier), eine normierte Vorzugsbenennung, abweichende Namensformen und verschiedene beschreibende Attribute verzeichnet. Die Attribute werden möglichst als Relationen zu anderen Normdatensätzen abgelegt, wobei die Art der Beziehung jeweils codiert ist. Beispiele für relationierte Attribute sind Geburts- und Sterbeorte von Personen sowie ihre Berufe. Für Körperschaften können u. a. Vorgänger- und Nachfolgerbeziehungen, aber auch administrative Überordnungen angegeben werden.

Auf diese Weise entsteht ein Netz von miteinander in Beziehung stehenden Datensätzen (Linked Data), das sich besonders für die Nutzung im Web eignet, die Navigation innerhalb der Normdatei erlaubt und somit die Recherchemöglichkeiten für Nutzer verbessert.

Nutzung und Schnittstellen

Die Gemeinsame Normdatei wird bei der Deutschen Nationalbibliothek gehalten. Die Bibliotheksverbünde haben den GND-Grundbestand einmalig in ihre Verbundsysteme eingespielt und beziehen seitdem die Aktualisierungen der Normdatei über das OAI-Verfahren. Die GND wird nicht nur von Bibliotheken, sondern auch von Archiven (bisher v. a. von wissenschaftlichen und Literaturarchiven), Museen und Redaktionen von Nachschlagewerken bearbeitet und erweitert. Die Mitarbeit erfolgt entweder über Bibliotheksverbünde oder nach Absprache mit der Deutschen Nationalbibliothek. Die Nutzung durch staatliche und kommunale Archive läuft (Stand 2015) erst an.

Die GND-Normdaten stehen allen Interessenten im Internet, in den Formaten MARC 21 Authority, MARC21-xml und RDFxml kosten- und barrierefrei unter der Lizenz CC0 1.0 zur Verfügung.

Institutionenübergreifende Integration von Normdaten

Zusammenführung verschiedener Quellen zu Franz Beckenbauer mittels des BEACON-Formats

Im Dezember 2012 wurde unter dem Namen Institutionenübergreifende Integration von Normdaten (IN2N) ein Kooperationsprojekt zwischen der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) und dem Deutschen Filminstitut (DIF) gestartet. Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes ist es, Institutionen außerhalb des Bibliothekswesens bei der Nutzung der GND zu unterstützen und in die Erschließung einzubeziehen. Unter anderem wurden im Rahmen des Projektes bereits die Datensätze aus filmportal.de mit den Personenartikeln aus Wikipedia abgeglichen.[5]

Ende 2014 wurden die Normdaten des DIF in die GND eingespielt. In den Monaten davor wurden unter anderem bereits Daten des Ibero-Amerikanischen Instituts (Berlin) und der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen in die GND übernommen. Seit dem 6. Mai 2016 können Wikipedianer, die an einer entsprechenden Schulung teilgenommen haben, über das „GND-Webformular“ Normdaten für Personen anlegen. Die dazugehörige Bibliothekskennung lautet Wikimedia Deutschland (DE-B1592).

Siehe auch

Literatur

  • Renate Behrens-Neumann: Die Gemeinsame Normdatei (GND). Ein Projekt kommt zum Abschluss. In: Dialog mit Bibliotheken. Band 24, Heft 1, 2012, ISSN 0936-1138, S. 25–28, (PDF; 130 kB).
  • Eva-Maria Gulder: Die Gemeinsame Normdatei (GND). Bayerische Staatsbibliothek München (Normdatenredaktion), September 2011, (PDF; 2,84 MB).
  • Thekla Kluttig: Gemeinsame Normdatei und Archive – was soll das? In: Clemens Rehm, Monika Storm, Andrea Wettmann (Hrsg.): Nachlässe – Neue Wege der Überlieferung im Verbund. Gemeinsame Frühjahrstagung FG 1 und FG 6 für alle Fachgruppen im VdA. 7. Mai 2013, Staatsarchiv Chemnitz (= Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs. Reihe A: Archivverzeichnisse, Editionen und Fachbeiträge. 17). Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462-388-4, S. 85–88.
  • Barbara Pfeifer: Vom Projekt zum Einsatz. Die gemeinsame Normdatei (GND). In: Klaus-Rainer Brintzinger, Ulrich Hohoff (Hrsg.): Bibliotheken: Tore zur Welt des Wissens. 101. Deutscher Bibliothekartag in Hamburg 2012. Olms, Hildesheim u. a. 2013, ISBN 978-3-487-14888-5, S. 80–91.
  • Fabian Steeg, Adrian Pohl, Pascal Christoph: lobid-gnd – Eine Schnittstelle zur Gemeinsamen Normdatei für Mensch und Maschine. In: Informationspraxis. Band 5, Nr. 1, 2019, ISSN 2297-3249, doi:10.11588/ip.2019.1.52673 (uni-heidelberg.de).
  • Brigitte Wiechmann: Die Gemeinsame Normdatei (GND). Rückblick und Ausblick. In: Dialog mit Bibliotheken. Band 24, Heft 2, 2012, S. 20–22, (PDF; 465 kB).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Renate Behrens, Christine Frodl: Erste Meilensteine im RDA-Projekt. In: Dialog mit Bibliotheken. Band 26, Heft 1, 2014, S. 25–31, hier S. 28, (PDF; 310 kB).
  2. Deutsche Nationalbibliothek – Jahresbericht 2015, S. 49. Abgerufen am 3. Juni 2016.
  3. Deutsche Nationalbibliothek – Jahresbericht 2016, S. 51. Abgerufen am 13. April 2019.
  4. Deutsche Nationalbibliothek – Jahresbericht 2017, S. 51. Abgerufen am 13. April 2019.
  5. Alexander Haffner: Institutionenübergreifende Integration von Normdaten (IN2N). In: Dialog mit Bibliotheken. Band 25, Heft 2, 2013, S. 42–45, (PDF; 54 kB).
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