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== Problematik ==
 
== Problematik ==
Nicht nur das naturwissenschaftliche Weltbild hat sich im geschichtlichen Verlauf als immer komplexer erwiesen, auch das Maschinenparadigma wirft eigene Fragen nach Ursprung und Bestimmung auf. Dies zunächst insofern, als Maschinen „zweckorientierte Gebilde“ darstellen und somit die Frage eines letzten Zwecks zu stellen ist. Fragen werden auch aufgeworfen, da sich das Maschinenparadigma als ein in sich selbst geschlossenes System der Weltmaschine versteht. Geht man von der Annahme einer mechanischen Weltmaschine als einem in sich geschlossenen System aus, so muss von einem [[Wikipedia:Gott|Schöpfergott]] oder göttlichen Mechaniker-Ingenieur etwa als [[Wikipedia:Demiurg|Demiurg]]en natürlich abgesehen werden. Wird die Entstehung „neuer Qualitäten“ dagegen im Rahmen von [[Wikipedia:Systemtheorie|systemimmanenten Theorien]] als Frage eines eigengesetzlichen Entwicklungsprozesses ([[Wikipedia:Emergenz|Emergenz]]) verstanden („funktional-relationale Logik“), so erscheint diese Auffassung sich kaum von [[Wikipedia:Animismus (Religion)|animistischen]] Auffassungen der [[Wikipedia:Beseelung|Beseeltheit]] der Materie zu unterscheiden bzw. von einer in ihr liegenden [[Wikipedia:Entelechie|Entelechie]], wie sie in [[Wikipedia:Jäger und Sammler|Jäger-Sammler-Kulturen]] verbreitet war. Sie wäre dann keineswegs anzusehen als ein „historisch herausragender Versuch, die Welt als ein dynamisches Beziehungsgeflecht darzustellen“.<ref name="MIU" />
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Nicht nur das naturwissenschaftliche Weltbild hat sich im geschichtlichen Verlauf als immer komplexer erwiesen, auch das Maschinenparadigma wirft eigene Fragen nach Ursprung und Bestimmung auf. Dies zunächst insofern, als Maschinen „zweckorientierte Gebilde“ darstellen und somit die Frage eines letzten Zwecks zu stellen ist. Fragen werden auch aufgeworfen, da sich das Maschinenparadigma als ein in sich selbst geschlossenes System der Weltmaschine versteht. Geht man von der Annahme einer mechanischen Weltmaschine als einem in sich geschlossenen System aus, so muss von einem [[Wikipedia:Gott|Schöpfergott]] oder göttlichen Mechaniker-Ingenieur etwa als [[Wikipedia:Demiurg|Demiurg]]en natürlich abgesehen werden. Wird die Entstehung „neuer Qualitäten“ dagegen im Rahmen von [[Systemtheorie|systemimmanenten Theorien]] als Frage eines eigengesetzlichen Entwicklungsprozesses ([[Emergenz|Emergenz]]) verstanden („funktional-relationale Logik“), so erscheint diese Auffassung sich kaum von [[Wikipedia:Animismus (Religion)|animistischen]] Auffassungen der [[Wikipedia:Beseelung|Beseeltheit]] der Materie zu unterscheiden bzw. von einer in ihr liegenden [[Wikipedia:Entelechie|Entelechie]], wie sie in [[Wikipedia:Jäger und Sammler|Jäger-Sammler-Kulturen]] verbreitet war. Sie wäre dann keineswegs anzusehen als ein „historisch herausragender Versuch, die Welt als ein dynamisches Beziehungsgeflecht darzustellen“.<ref name="MIU" />
    
Die noch heute vor allem in ihren technisch-praktischen Anwendungen weit verbreitete monistische Auffassung von „Körper ohne Seele“ (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Organmedizin|Organmedizin]]) hat eine [[Wikipedia:Spiritualismus (Philosophie)|spiritualistische]] und [[Wikipedia:idealistisch|idealistisch]]e Gegenbewegung von „Seele ohne Körper“ hervorgerufen. Für die konsequente Auffassung im Sinne des Maschinenparadigmas vom „Körper ohne Seele“ spricht die bekannte Aussage von [[Wikipedia:Rudolph Virchow|Rudolph Virchow]], er habe schon viele Leichen [[Wikipedia:Obduktion|seziert]], ohne je eine [[Seele]] anzutreffen.<ref name="PSM">[[Wikipedia:Thure von Uexküll|Thure von Uexküll]] (Hrsg. u.&nbsp;a.): ''Psychosomatische Medizin''. 3. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1986, ISBN 3-541-08843-5, S. 4.</ref>
 
Die noch heute vor allem in ihren technisch-praktischen Anwendungen weit verbreitete monistische Auffassung von „Körper ohne Seele“ (z.&nbsp;B. [[Wikipedia:Organmedizin|Organmedizin]]) hat eine [[Wikipedia:Spiritualismus (Philosophie)|spiritualistische]] und [[Wikipedia:idealistisch|idealistisch]]e Gegenbewegung von „Seele ohne Körper“ hervorgerufen. Für die konsequente Auffassung im Sinne des Maschinenparadigmas vom „Körper ohne Seele“ spricht die bekannte Aussage von [[Wikipedia:Rudolph Virchow|Rudolph Virchow]], er habe schon viele Leichen [[Wikipedia:Obduktion|seziert]], ohne je eine [[Seele]] anzutreffen.<ref name="PSM">[[Wikipedia:Thure von Uexküll|Thure von Uexküll]] (Hrsg. u.&nbsp;a.): ''Psychosomatische Medizin''. 3. Auflage. Urban & Schwarzenberg, München 1986, ISBN 3-541-08843-5, S. 4.</ref>
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== Vertreter mechanistischer Lehren ==
 
== Vertreter mechanistischer Lehren ==
 
=== Descartes ===
 
=== Descartes ===
[[Datei:MechaDuck.png|mini|300px| '''Abb. 1.''' [[Wikipedia:René Descartes|René Descartes]] hielt Tiere – im Gegensatz zu Menschen – für [[Wikipedia:Reduktionismus|reduktiv]] erklärbare Automaten – ''De homine (1622).'' Die Abbildung stellt die mechanische Ente von [[Wikipedia:Jacques de Vaucanson|Jacques de Vaucanson]] aus dem Jahr 1738 dar. Descartes war natürlich klar, dass eine Ente im Inneren keine Zahnräder enthält.]]
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[[Datei:MechaDuck.png|mini|300px| '''Abb. 1.''' [[Wikipedia:René Descartes|René Descartes]] hielt Tiere – im Gegensatz zu Menschen – für [[Reduktionismus|reduktiv]] erklärbare Automaten – ''De homine (1622).'' Die Abbildung stellt die mechanische Ente von [[Wikipedia:Jacques de Vaucanson|Jacques de Vaucanson]] aus dem Jahr 1738 dar. Descartes war natürlich klar, dass eine Ente im Inneren keine Zahnräder enthält.]]
    
[[Wikipedia:René Descartes#Physiologie|René Descartes]] (1595–1650) hat dem Menschen Selbstbewusstsein zugeordnet und die Tiere zu Maschinen erklärt (Abb. 1). Mit dieser pragmatischen Vorstellung hat er die Methodik der [[Wikipedia:Physiologie|Physiologie]] umrissen.<ref>[[Wikipedia:Hans-Georg Gadamer|Hans-Georg Gadamer]]: ''Über die Verborgenheit der Gesundheit''. Bibliothek Suhrkamp, Band 1135, Frankfurt / M 1993, Zum Problem der Intelligenz, S. 67.</ref> Durch seine Unterscheidung zwischen [[Wikipedia:res extensa|res extensa]] und [[Wikipedia:res cogitans|res cogitans]] ist Descartes allerdings nicht schon als Urheber des Dualismus von Leib und Seele anzusehen ([[Wikipedia:Leib-Seele-Problem|Leib-Seele-Problem]]). Zur Erläuterung: ''res extensa'' = körperliche Ausdehnung (im Raum); ''res cogitans'' = Denken. Werden diese beiden Kriterien unterschieden, so gehört das Denken (sowie der Geist und die Seele)<ref name="PWB" /> nicht zu den räumlich ausgedehnten Körperbereichen. Dennoch nahm Descartes an, die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele finde in der unpaarigen [[Zirbeldrüse]] statt. Descartes hält sie jedoch nicht als den Sitz der Seele. Ein Leib-Seele-Dualismus lässt sich schon bei Platon feststellen. Von ihm stammt das Wortspiel ''soma'' (Körper) = ''sema'' (Grabstein), womit der Körper letztlich zum Gefängnis der Seele wird. Die Seele sei, so meint Descartes, als unteilbare Substanz mit allen Organen des Körpers verbunden.<ref>[[Wikipedia:Peter R. Hofstätter|Peter R. Hofstätter]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01159-2, S. 206 f.</ref> Er schreibt in seiner sechsten Meditation:
 
[[Wikipedia:René Descartes#Physiologie|René Descartes]] (1595–1650) hat dem Menschen Selbstbewusstsein zugeordnet und die Tiere zu Maschinen erklärt (Abb. 1). Mit dieser pragmatischen Vorstellung hat er die Methodik der [[Wikipedia:Physiologie|Physiologie]] umrissen.<ref>[[Wikipedia:Hans-Georg Gadamer|Hans-Georg Gadamer]]: ''Über die Verborgenheit der Gesundheit''. Bibliothek Suhrkamp, Band 1135, Frankfurt / M 1993, Zum Problem der Intelligenz, S. 67.</ref> Durch seine Unterscheidung zwischen [[Wikipedia:res extensa|res extensa]] und [[Wikipedia:res cogitans|res cogitans]] ist Descartes allerdings nicht schon als Urheber des Dualismus von Leib und Seele anzusehen ([[Wikipedia:Leib-Seele-Problem|Leib-Seele-Problem]]). Zur Erläuterung: ''res extensa'' = körperliche Ausdehnung (im Raum); ''res cogitans'' = Denken. Werden diese beiden Kriterien unterschieden, so gehört das Denken (sowie der Geist und die Seele)<ref name="PWB" /> nicht zu den räumlich ausgedehnten Körperbereichen. Dennoch nahm Descartes an, die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele finde in der unpaarigen [[Zirbeldrüse]] statt. Descartes hält sie jedoch nicht als den Sitz der Seele. Ein Leib-Seele-Dualismus lässt sich schon bei Platon feststellen. Von ihm stammt das Wortspiel ''soma'' (Körper) = ''sema'' (Grabstein), womit der Körper letztlich zum Gefängnis der Seele wird. Die Seele sei, so meint Descartes, als unteilbare Substanz mit allen Organen des Körpers verbunden.<ref>[[Wikipedia:Peter R. Hofstätter|Peter R. Hofstätter]] (Hrsg.): ''Psychologie''. Das Fischer Lexikon, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-436-01159-2, S. 206 f.</ref> Er schreibt in seiner sechsten Meditation:
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