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Bitterstoff

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Als Bitterstoffe werden alle chemischen Verbindungen bezeichnet, die einen bitteren Geschmack aufweisen. Bitterstoffe sind keine chemisch einheitliche Gruppe, sondern zeichnen sich nur dadurch aus, dass sie bitter schmecken. Sie steigern die Magen- und Gallensaftsekretion und wirken damit appetitanregend und verdauungsfördernd.

Chemisch betrachtet finden sich Bitterstoffe oft unter folgenden Stoffgruppen:

Einige Bitterstoffe wie Koffein, Theobromin und andere psychoaktive Substanzen haben die besondere Eigenschaft, die Blut-Hirn-Schranke passieren zu können.

Vorkommen

Natürliche Bitterstoffe kommen in zahlreichen Pflanzen vor, auch solchen, die als Heilpflanzen verwendet werden: z. B. Andorn, Engelwurz, Löwenzahn, Enzian, Gänseblümchen, Hopfen, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Wermut, gemeine Wegwarte. Ein medizinisch bedeutender Bitterstoff ist das aus 'Chinarinde' gewonnene Alkaloid (Chinin).

Das Cucurbitacin in Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae) ist giftig. Zierkürbisse enthalten eine zu große Menge dieser Substanz, um genießbar zu sein.

Wirkung

Entsprechend der verschiedenartigen chemischen Strukturen, die Bitterstoffe besitzen, werden zahlreiche verschiedene Wirkungen in Abhängigkeit von der jeweiligen Substanz festgestellt. Substanzen, die von ihrem Geschmack unabhängige, starke pharmakologische Wirkungen haben, werden in der Regel nicht als Bitterstoff eingesetzt.

Traditionell werden Bitterstoffe vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden angewandt. Sie wirken appetitanregend z. B. in der Rekonvaleszens, fördern die Verdauung - vor allem die Fettverdauung - und regen die Darmperistaltik an. Außerdem können Bitterstoffe pathologische Keime bekämpfen. Manche Bitterstoffe wirken auch fiebersenkend.

Das Abwehrsystem des Körpers wird gestärkt. Der bittere Geschmack regt die Produktion des Magensaftes an. Das Ergebnis ist eine schnellere und bessere Verdauung. Mit einsetzender Verdauung nimmt das Hungergefühl ab. Der schwer zu überwindende Heißhunger auf Süßes wird gebremst, was derzeit von manchen Nahrungsergänzungsmitteln, die das Abnehmen erleichtern sollen, ausgenutzt wird. Die Arbeit der Bauchspeicheldrüse und damit die vermehrte Produktion von Insulin wird ebenfalls auf Trab gebracht.

Kontraindikationen

Besser nicht mit homöopathischen Mitteln kombinieren, da Bitterstoffe nach Ansicht mancher Homöopathen die Wirkung homöopathischer Arzneimitteln antagonisieren können. Nicht bei Gallenblasenentzündung oder Entzündungen der Gallenwege. Nicht bei Salzsäureüberschuss im Magen und bei Magengeschwüren. Nicht bei entzündlichen Magen- Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Bitterstoffdrogen

Reine Bitterstoffdrogen sind: gelber Enzian, Tausendgüldenkraut, Fieberklee, Andorn, Benediktendistel, Isländisch Moos, Hopfen, Mariendistel, Löwenzahn, Condurango

Aromatische Bitterstoffe sind in : Gewürzdrogen wie Basilikum, Bohnenkraut, Rosmarin, Quendel, Thymian oder auch in Wermut, Calmus, Kurkuma, Engelwurz, Liebstöckel, Galgant und in Doldenblütrigen Gewächsen wie Anis, Kümmel, Fenchel, Koriander, Dill..

Alkaloideals Bitterstoffe: Schöllkraut, Chinarinde, Uzara, Umckaloabo

Bitterstoffdrogen sind nicht chemisch definiert, sie können also ganz unterschiedliche Zusammensetzungen haben.

Geschichte

In den Rezepten von mittelalterlichen Autoren wie Hildegard von Bingen und Leonhart Fuchs übernehmen heimische Bitterkräuter eine für die Verdauung wichtige natürliche Anregung und Regulation. Das Gemüse früherer Zeiten war wesentlich reicher an Bitterstoffen, denn aus „modernen“ Gemüsesorten und anderen Nahrungsmitteln ist zugunsten eines „angenehmeren“, süßeren Geschmacks der Großteil der Bitterstoffe herausgezüchtet worden. Kaum jemanden erinnert sich an bittere Gurken, Möhren oder Auberginen und sogar Chicorée und Radicchio haben einen nur noch süßen Geschmack. Dadurch wird auch eine natürliche Essbremse ausgeschaltet, denn der süßere Geschmack weckt die Lust auf mehr: Süße Geschmacksempfindungen lassen den Körper mehr Insulin ausschütten – ein Effekt, der mit einer Appetitstimulierung einhergeht. In der heutigen Landwirtschaft werden bitter schmeckende Weidepflanzen „weggespritzt“, damit das Vieh mehr fressen kann.

Standardisierung

Die "Bitterkeit" ist eine nicht objektiv messbare Eigenschaft der genannten Stoffe. Zur Abstufung und quantitativen Beschreibung dient ihr Bitterwert, der pharmazeutisch als der reziproke Wert derjenigen Konzentration, die gerade noch als bitter wahrgenommen wird, definiert ist. Der Bitterwert wird mit einer Geschmacksprüfung im Vergleich zu einer Verdünnungsreihe von Chininhydrochlorid ermittelt. Einer der stärksten natürlichen Bitterstoffe ist Amarogentin aus der Enzianwurzel, das auch in einer Verdünnung von 1:60.000.000 noch als bitter empfunden wird. Denatoniumbenzoat ist die bitterste bekannte Substanz.

Quellen

  • Hänsel, Sticher, Steinegger: Pharmakognosie-Phytopharmazie
  • Funke, Die Welt der Heilpflanzen
  • Skript einer Phytologieausbildung in Berlin
  • Apotheker Pahlow, Das grosse Buch der Heilpflanzen