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Öldispersionsbad

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Öldispersionsbad mit Bürstenmassage
Befüllen eines Jungebadapparates mit Öl

Das Öldispersionsbad (oder Jungebad) ist eine Badetherapie der anthroposophischen Medizin. Sie wurde von Werner Junge entwickelt, angeregt durch Äusserungen Rudolf Steiners. Durch rein physikalische Prinzipien wird eine über mehrere Stunden stabile Mischung von Öl und Wasser erreicht. Das geschieht so, dass eine Verwirbelungsapparatur aus Glas vom einlaufenden Badewasser durchströmt wird. Durch die Birnenform des Glases bildet sich im Apparat ein Wirbel, in dessen Zentrum durch einen feinen Zulauf ein Öl eingesogen wird. Dieses zerstäubt in feinste Tröpfchen und bildet mit dem Wasser, mit dem es sich normalerweise nicht verbinden würde, eine Dispersion, die für die Zeit des Bades und auch eine gewisse Zeit darüber hinaus stabil erhalten bleibt. Öl und Wasser sind als solche ohne chemisch vermittelnden Emulgator gemeinsam anwesend, wie Werner Junge hervorhob.

Als Öle werden als Basis verschiedene Pflanzenöle wie Oliven- oder Leinöl eingesetzt, denen ätherische Öle oder andere Zusätze wie z.B. Metalle beigemischt werden. Häufig wird das Öldispersionsbad von eine*r Badetherapeut*in durchgeführt, der/die eine Bürstenmassage durchführt. Die Temperatur des Badewassers soll etwa der Körperwärme entsprechen und weder einen Wärme- noch einen Kältereiz setzen. Im Anschluss an das Bad findet eine Nachruhe etwa von der Länge der Badezeit statt. In ein Baumwolltuch und (Woll-)Decken gehüllt wird eine Durchwärmung durch Anregung der Eigenwärme angestrebt. Das Öldispersionsbad wird ergänzend zu anderen therapeutischen Maßnahmen eingesetzt, insbesondere auch bei chronischen Erkrankungen.

Geschichte

Das Öldispersionsbad wurde von Werner Junge 1937 als medizinische Therapie entwickelt. Basierend auf einem Hinweis von Rudolf Steiner zur Behandlung von Zuckerruhr (Diabetes mellitus) (I. Medizinischer Kurs, 1920, Dornach) "über die Wirkung feinst zerstäubter Öle"[1], entwarf er den ersten Öldispersionsbad-Apparat.[2] Der Name Öldispersionsbad geht auf den anthroposophischen Arzt Hans Klett zurück, der die Öl-Wasser-Mischung als Dispersion bezeichnete.[3] Werner Junge arbeitete zeitlebens mit seiner Frau Franziska Junge in Bezug zum Öldispersionsbad. Er stellte die Öldispersionsbadetherapie auf vielen Reisen auch weltweit vor. 2001 haben sich die Badetherapeut*innen im Internationalen Verein für Öldispersionsbadetherapie nach Werner Junge zusammengeschlossen.[4]

Durchführung

Bürsten für das Öldispersionsbad

In den Wasserzulauf der Wanne wird der Öldispersionsapparat eingebaut. Das einlaufende Wasser durchströmt eine birnenförmige Kammer durch deren Form ein Wirbel entsteht. Eine Pipette verläuft von oben vom Ölbehälter in das Zentrum des Wirbels. Durch den dort entstehenden Unterdruck wird je nach Füllung des Ölbehältnisses entweder Luft oder Öl eingesaugt und vermischt sich so fein zerstäubt in kleinen Mengen mit dem Wasser. Das Wasser-Öl-Gemisch strömt trichterförmig aus dem Apparat in die Wanne.

Die Temperatur des Wassers soll etwa 0,5 - 1°C unter der Körperkerntemperatur der badenden Person liegen und sich weder warm noch kalt anfühlen. Nach den Einteilungen der Balneologie wird diese Temperatur von 34–36 °C als indifferent bezeichnet.[5] Es wird jedoch je nach Konstitution des zu Badenden darauf geachtet, dass die Wasserwärme als angenehm empfunden wird.[6] Üblicherweise wird die Körpertemperatur vor und nach dem Bad gemessen.

Das Bad erfolgt in der Regel unbekleidet.

Wenn das Bad durch einen Therapeuten durchgeführt wird erfolgt eine Bürstenmassage mit einem spezifischen Ablauf von Bürstenstrichen.

Nach dem Bad sollte eine Nachruhe von etwa der Länge des Bades stattfinden. Die gebadete Person wird dafür direkt nach dem Bad in ein großes Baumwolltuch und Wolldecken gehüllt, so dass eine Art feuchtwarmer Ganzkörperwickel entsteht.

Das Bad kann 1-3x pro Woche durchgeführt werden, ausnahmsweise auch häufiger. Auch Teilbäder sind möglich.

Öle

Das Öl hat in der Regel ein fettes Basisöl wie Oliven-, Leinöl oder Schwarzkümmelöl als Grundlage. Dieses kann Pflanzenauszüge enthalten oder einen Zusatz von ätherischen Ölen oder weiteren Substanzen. Beispiele für Auszugsöle sind Calendula, Oxalis, oder Arnika. Ätherische Öle sind beispielsweise Lavendel oder Rosmarin. Als Beigaben finden sich z.B. Metalle wie Kupfer oder Gold. Pro Bad verwendet man ca. 5 ml Öl auf Olivenölbasis.[7] Die Wahl des Öls erfolgt nach Krankheitsbild. Eine schematische Zuordnung angelehnt an die Dreigliederung ist: Wurzelöle stärken das Nerven-Sinnes-System, Blütenöle fördern das Metabolische/Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, Samenölen wird eine Wirkung auf das Herz zugeschrieben und Fruchtöle werden empfohlen zur Förderung der Zirkulation.[8] Weitere Zuordnungen erfolgen nach Erfahrung oder im Sinne einer Signatur des Mittels.

Unvollständige Liste von Basisölen: Olivenöl, Leinöl, Schwarzkümmelöl, Mandelöl.

Unvollständige Liste von Ölen mit Zusatz ätherischer Öle: Angelika, Lavendel, Rosmarin, Salbei, Thymian, Wintergrün.

Schwierigkeiten können sich ergeben, wenn Öle Bestandteile wie z.B. Wollwachs oder zu große Partikel wie z.B. bei manchen Metallölen enthalten, die die Düse des Öldispersionsapparates verstopfen.

Bürstenmassage

Bürstenmassage der Hand

Die Bürstenmassage erfolgt nach einem festen Muster typischerweise in zwei Sequenzen. Zunächst auf der Vorder-, dann in Bauchlage auf der Rückseite des Körpers. Sie beginnt an den Füßen, am unteren Menschen und geht zum oberen Menschen über.[6] Sie wurde von Werner Junge entwickelt aus Elementen der klassischen Massage und der Rhythmischen Massage nach Wegman/Hauschka.[6] Entsprechungen finden sich in der Kneipp'schen Bürstenmassage, unter anderem in der Bürstung in Richtung des Herzens.[9]

Nachruhe

Nach dem Bad sollte eine Nachruhe etwa in der Länge des Bades stattfinden. Die badende Person wird in ein Baumwolltuch und Wolldecken gehüllt, so dass eine Art feuchtwarmer Ganzkörperwickel stattfindet, der schlaffördernd wirkt.[6] Ein straffes Anliegen der Umhüllung fördert die Wahrnehmung der Körpergrenzen.[6]

Es wird eine Vertiefung der Phase der Auseinandersetzung mit den aus dem Öl aufgenommenen Substanzen angestrebt.[9] Die Nachruhe kann auch als Zeit gesehen werden, in der der Organismus eine Antwort auf den durch das Bad gesetzten Reiz bildet.[6] Die Zeit der Nachruhe wird als wesentlicher Teil der Therapie angesehen.[9]

Während der Nachruhe kommt es häufig zu einem reaktiven Anstieg der Körpertemperatur. Es sollte sich in der Ruhepackung weder kühl anfühlen, noch sollte die Person schwitzen. Je nach Person und Öl kann es sein, dass die gebadete Person einen Teil oder die ganze Nachruhe schläft.

Öldispersionsbadeapparat

Öldispersionsapparat

Der Öldispersionsbadeapparat ist ein birnenförmiges Glasgerät, das einströmendes Wasser verwirbelt und an der Stelle der höchsten Drehgeschwindigkeit des Wirbels ein aus einer eingefügten Pipette hereingesaugtes Öl tröpfchenweise dem ausstrahlenden Wasser zufügt. Diese Entwicklung ergab sich als Synthese verschiedener Ideen, die sich Werner Junge gebildet hatte aus seinen eigenen Beobachtungen und Forschungen, anhand der Kenntnis der Angaben Rudolf Steiners und der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes.[10] Hierbei spielten Beschäftigungen mit der Natur des Wassers und dessen Wirbeln, der Lemniskate und der projektiven Geometrie(anthrowiki) eine Rolle.

Der Vertrieb des Jungebadapparates erfolgt über die Firma Wala. Auch Wandil bietet einen ähnlichen Apparat für das Öldispersionsbad an.

Studien

  • Eine systematische Literaturübersicht von 2008[8] fand eine geringe Zahl von Studien (1 prospektive klinische Studie, 3 experimentelle Studien mit gesunden Probanden, 5 Fallberichte und 3 Erfahrungsberichte). Die Studien beschrieben in fast allen Fällen Besserung, wobei die methodologische Qualität der meisten Studien schwach war. Die Hauptindikationen waren metabolisch/internistisch, sowie psychiatrisch/neurologisch.
  • Eine Untersuchung zeigte Hinweise auf eine vermehrte Aufnahme von Inhaltsstoffen im Öldispersionsbad im Vergleich mit anderen Badeverfahren.[11]

Physikalische Grundlagen

  • 2016 erfolgte eine Untersuchung mit Hochgeschwindigkeitskamera zur Art der Tröpfchenbildung am Öldispersionsbadeapparat. Die Tröpfchengröße nimmt bei höheren Flussgeschwindigkeiten eher zu. Ein Maximum liegt bei etwa 10µm bei 5l/min und etwa 15µm bei 10l/min.[12]
  • Eine Studie untersuchte 2018, dass die Tröpfchengröße bei 5l/min minimal ist. Im Vergleich mit einem manuellen Prozess erzeugte der Jungebadapparat konsistent eine ähnliche Tröpfchenverteilung.[13]
  • Eine Arbeit von 2011 untersuchte Tröpfchengrößen nicht beim Öldispersionsbad, sondern bei Ölbadeemulsionen.[14][15]

Organisation

Die Öldispersionsbadetherapeut:innen sind im Internationalen Verein für Öldispersionsbadetherapie nach Werner Junge e.V. organisiert. Zudem in der Internationalen Gesellschaft für Anthroposophische Körpertherapie (IAABT).

Links

Einzelnachweise

  1. Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft und Medizin (= Rudolf Steiner Gesamtausgabe(a). Nr. 312). Rudolf Steiner Verlag, Dornach, S. 286 (GA 312, S. 286 [PDF] GA 312(a)).
  2. Erika Boschan: Das Oeldispersionsbad. In: Website des Internationalen Vereines für Öldispersionsbadetherapie. Abgerufen am 9. November 2020.
  3. Franziska Junge: So entstand das Öldispersionsbad. In: Merkurstab. Band 5, September 1990 (firma-indruk.nl [PDF]).
  4. Die Öldispersionsbadetherapie entsteht. In: 100 Jahre Zukunft. Abgerufen am 9. November 2020.
  5. Walther J: Hydrotherapie. In: Physikalische Medizin. Band 1. Hippokrates, Stuttgart 1990, ISBN  3-7773-0860-9. Zitiert nach Krüger & Warning 2014
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Albrecht Warning, Markus Krüger: Das Öldispersionsbad nach Werner Junge. In: Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin. Nr. 2 (67), März 2014, S. 108–115, doi:10.14271/DMS-20288-DE.
  7. Erika Boschan: Was ist das - ein Oeldispersionsbad? In: Wasser & Wort. Abgerufen am 14. November 2020.
  8. 8,0 8,1 Arndt Büssing, Dirk Cysarz, Friedrich Edelhäuser, Gudrun Bornhöft, Peter F. Matthiessen, Thomas Ostermann: The oil-dispersion bath in anthroposophic medicine--an integrative review. In: BMC complementary and alternative medicine. Band 8, 4. Dezember 2008, ISSN 1472-6882, S. 61, doi:10.1186/1472-6882-8-61, PMID 19055811, PMC 2612644 (freier Volltext).
  9. 9,0 9,1 9,2 Mündliche Mitteilung während Öldispersionsbadetherapiekurs 2021, B. Motte, R. Schön
  10. Dr. Albrecht Warning: Das Öldispersionsbad nach Werner Junge eine Hydrotherapie als Körpertherapie der Anthroposophischen Medizin. Als Chronik verfasst im Sommer 2016. 2016.
  11. Römmelt H.: Perkutane Resorption ätherischer Öle während eines Öldispersionsbades. München: Institut für medizinische Balneologie und Klimatologie der Universität München 1981 (Briefliche Mitteilung an Werner Junge vom 14.7.1981).
  12. Ann Höffmann, Peter Lakshmanan, Peter Ehrhard, Thomas Ostermann: The Jungebad apparatus for the production of oil-dispersion baths: The Jungebad apparatus. In: PAMM. Band 16, 1. Oktober 2016, S. 599–600, doi:10.1002/pamm.201610288.
  13. A. Höffmann, P. Lakshmanan, C. Hollmann, Thomas Ostermann: An experimental study on oil-dispersion baths generated by the Jungebad apparatus. In: Complementary Therapies in Medicine. Band 41, 1. September 2018, doi:10.1016/j.ctim.2018.09.014.
  14. Daniel Krüerke, Esther Gruber, Konrad Urech, Armin Alles, Clifford Kunz: Development of rosemary emulsions for balneological diabetes treatment. 14. September 2011 (english, researchgate.net).
  15. Daniel Krüerke, E Gruber, Konrad Urech, A Alles, C Kunz: 6 | Development of rosemary emulsions for balneological diabetes treatment. Band 64, 1. November 2011 (english, anthromedics.org).