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Heileurythmie

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Die Heileurythmie oder Therapeutische Eurythmie oder Eurythmietherapie ist eine im Wesentlichen ab 1921 nach Anregungen von Rudolf Steiner aus der Eurythmie weiterentwickelte Bewegungstherapie der Anthroposophischen Medizin.[1][2]

In der Anthroposophischen Medizin wird eine Erkrankung unter anderem als Ungleichgewicht der leiblichen, seelischen und geistig-individuellen Ebenen des Menschen betrachtet. Gezielte Bewegungsübungen sollen die gestört angenommenen Ebenen wieder in ein harmonisches Gleichgewicht bringen. Ein Großteil der Bewegungen entsprechen Lauten der Sprache (Buchstaben), es gibt daneben auch musikalische und weitere Elemente. Die Übungen finden meist im Stehen oder Schreiten statt. Zumeist werden mit den Armen Bewegungen ausgeführt und begleitend mit den Beinen, z.B. Sprünge in O- oder X-Bein-Haltung. Typischerweise werden die Übungen durch eine:n Therapeut:in angeleitet und vom/von der Patient:in dann selber regelmäßig geübt.[3] Heileurythmie wird in verschiedensten Situationen eingesetzt, bei Kindern und Erwachsenen, häufig bei chronischen Erkrankungen oder vorbeugend, gesundheitsfördernd.

Es wird angenommen, dass die heileurythmischen Bewegungen auf eine Beeinflussung der Empfindungen des Patienten von außen nach innen zielen, also entgegengesetzt zu dem Vorgang menschlicher Gemütsäußerungen, bei dem sich Empfindungen von innen nach außen durch Mimik und Gestik äußern.[4][5]

Die Fähigkeit zur therapeutischen Anwendung der Heileurythmie wird in einer mehrjährigen Berufsausbildung erworben.[6] Die Anwendung der Heileurythmie ist in Zusammenarbeit mit eine:r anthroposophische:n Ärzt:in intendiert.[7]

Laute in der Heileurythmie

Ein Großteil der Übungen entspricht Lauten der Sprache. Es gibt Übungen zu den Vokalen und Konsonanten.

Grundlagen und Geschichte

Erste Elemente einer therapeutischen Eurythmie begannen 1912.[3] Im Rahmen ihrer Tätigkeit in der Waldorfschule fragte Elisabeth Baumann, die zusammen mit Karl Schubert die Hilfsklasse betreute, Rudolf Steiner immer wieder um Rat im Zusammenhang mit schwierigen Kindern und bat um spezielle therapeutische und eurhythmische Übungen.[8] Zentrale Elemente als Grundlage der Heileurythmie stellte Rudolf Steiner 1921 in Vorträgen dar (siehe Heileurythmie-Kurs (GA 315)). Dies ging zurück auf die Fragen von Elisabeth Baumann und Erna van Deventer-Wolfram, ob Rudolf Steiner "nicht etwas wie eine therapeutische Eurythmie uns systematisch lehren wollte".[9]

Wissenschaftliche Evaluation

In einer 2008 veröffentlichten Metastudie der Universität Witten/Herdecke wurden acht Studien ausgewertet. Als Ergebnis betonen die Autoren, dass eine spezifische Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist und bemängeln die stark schwankende Qualität der betrachteten Studien. Sie bezeichnen Heileurythmie als potentiell relevanten Zusatz zu einer komplexen therapeutischen Intervention und regen weitere Forschung an.[10] Eine weitere Metastudie aus dem Jahr 2015 mit elf ausgewerteten Studien kommt zu dem Schluss, dass sich die Forschungslage seit 2008 nicht nennenswert verändert hat.[11][5]

Zur Zeit findet eine Studie (ENTAiER) durch das IFAEMM statt, in der Tai Chi und Heileurythmie zur Prävention bei sturzgefährdeten Menschen evaluiert werden.[12]

Weblinks

Videos

Forschung

Publikationen

  • Beatrix Hachtel, Angelika Gäch: Bibliographie Heileurythmie Veröffentlichungen 1920 - 2005. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Natur - Mensch - Medizin, Bad Boll 2007, ISBN  978-3-928914-16-1 (dnb.de [abgerufen am 18. Dezember 2022]).

Einzelnachweise

  1. Johannes Hemleben: Rudolf Steiner. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1992, ISBN  3-499-50079-5, S. 110–113.
  2. Rudolf Steiner: Heileurythmie (= Rudolf Steiner Gesamtausgabe(a). Nr. 315). Rudolf Steiner Verlag, Dornach (GA 315 [PDF] GA 315(a)).
  3. 3,0 3,1 Désirée Poier, Arndt Büssing: Eurythmy Therapy. In: Internationale Koordination Anthroposophische Medizin. Juli 2017, abgerufen am 4. Dezember 2022 (english).
  4. Peter Heusser, Gunver Sophia Kienle: Anthroposophic medicine, integrative oncology, and mistletoe therapy of cancer. In: Donald Abrams, Andrew Weil (Hrsg.): Integrative Oncology (=  Weil Integrative Medicine Library). Oxford University Press, 2009, ISBN 978-0-19-988585-5, S. 327.
  5. 5,0 5,1 Eurythmie. In: Wikipedia. Abgerufen am 29. Dezember 2021.
  6. Wilburg Keller Roth: System und Methode der Heil-Eurythmie Erläuterungen zu Rudolf Steiners Heil-Eurythmie-Kurs auf der Grundlage von Goethes naturwissenschaftlicher Methode und unter Berücksichtigung der Herz-Schrift von Thomas von Aquin. 1. Auflage. Verlag am Goetheanum, Dornach 2021, ISBN  978-3-7235-1667-6, Vorwort, S. 18.
  7. Quelle?
  8. Michaela Glöckler: Entwicklung der Heileurythmie - Anthroposophie-Lebensnah.de. In: Anthroposophie lebensnah. Abgerufen am 4. Dezember 2022.
  9. Wilburg Keller Roth: System und Methode der Heil-Eurythmie Erläuterungen zu Rudolf Steiners Heil-Eurythmie-Kurs auf der Grundlage von Goethes naturwissenschaftlicher Methode und unter Berücksichtigung der Herz-Schrift von Thomas von Aquin. 1. Auflage. Verlag am Goetheanum, Dornach 2021, ISBN  978-3-7235-1667-6, Vorwort, S. 17.
  10. “EYT could be regarded as a potentially relevant add-on in a complex therapeutic concept which intends to support health and well-being (salutogenesis), although its specific relevance remains to be clarified. Well performed controlled studies with defined indications and treatment regimes are highly recommended.” Arndt Büssing, Thomas Ostermann, Magdalena Majorek, Peter F Matthiessen: Eurythmy Therapy in clinical studies: a systematic literature review. In: BMC Complementary and Alternative Medicine, 2008, 8, S. 8, doi:10.1186/1472-6882-8-8, biomedcentral.com
  11. Désirée Lötzke, Peter Heusser, Arndt Büssing: A systematic literature review on the effectiveness of eurythmy therapy. In: Journal of Integrative Medicine. Band 13, Nr. 4, Juli 2015, S. 217–230, doi:10.1016/S2095-4964(15)60163-7 (elsevier.com [abgerufen am 29. August 2019]).
  12. GS Kienle, PG Werthmann, B Grotejohann, K Kaier, I Steinbrenner, S Voigt-Radloff, R Huber: A multi-centre, parallel-group, randomised controlled trial to assess the efficacy and safety of eurythmy therapy and tai chi in comparison with standard care in chronically ill elderly patients with increased risk of falling (ENTAiER): a trial protocol. In: BMC Geriatr. Band 20, Nr. 1, 17. März 2020, S. 108, doi:10.1186/s12877-020-1503-6, PMID 32183768, PMC 7076928 (freier Volltext).
  13. Beatrix Hachtel, Angelika Gäch: Bibliographie Heileurythmie Veröffentlichungen 1920 - 2005. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Natur - Mensch - Medizin, Bad Boll 2007, ISBN  978-3-928914-16-1 (dnb.de [abgerufen am 18. Dezember 2022]).