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Birke: Unterschied zwischen den Versionen
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| − | | Bildbeschreibung = Illustration der [[Hänge-Birke]] (''Betula pendula'').<br /> A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen,<br />7 geflügelte Nussfrucht | + | | Bildbeschreibung = Illustration der [[Wikipedia:Hänge-Birke|Hänge-Birke]] (''Betula pendula'').<br /> A Zweig mit männlichen Blütenkätzchen,<br />7 geflügelte Nussfrucht |
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| − | Die '''Birken''' (''Betula'') bilden eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Birkengewächse]] (Betulaceae). | + | Die '''Birken''' (''Betula'') bilden eine [[wikipedia-de:Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] in der [[wikipedia-de:Familie (Biologie)|Familie]] der [[wikipedia-de:Birkengewächse|Birkengewächse]] (Betulaceae). |
| − | Das Wort ''Birke'' (von althochdeutsch ''bircha'') ist auf einen Begriff im [[Indogermanische Ursprache|Indogermanischen]] zurückzuführen (*''bherHg̑o'') und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. noch mittelhochdeutsch ''bereht'' „leuchtend“). | + | Das Wort ''Birke'' (von althochdeutsch ''bircha'') ist auf einen Begriff im [[wikipedia-de:Indogermanische Ursprache|Indogermanischen]] zurückzuführen (*''bherHg̑o'') und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. noch mittelhochdeutsch ''bereht'' „leuchtend“). |
== Beschreibung == | == Beschreibung == | ||
| − | [[Datei:Betula nana Betula fruticosa Reichenbach.jpg|mini|links|Illustration von ''[[Betula nana]]'' (linke Hälfte) und ''[[Betula fruticosa]]'' (rechte Hälfte)]] | + | [[Datei:Betula nana Betula fruticosa Reichenbach.jpg|mini|links|Illustration von ''[[Wikipedia:Betula nana|Betula nana]]'' (linke Hälfte) und ''[[Betula fruticosa]]'' (rechte Hälfte)]] |
=== Vegetative Merkmale === | === Vegetative Merkmale === | ||
| − | Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne [[Baum|Bäume]] oder [[Strauch|Sträucher]]. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen. | + | Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne [[Wikipedia:Baum|Bäume]] oder [[Wikipedia:Strauch|Sträucher]]. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen. |
| − | Bei vielen Birken-Arten ist die [[Borke]] besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern. | + | Bei vielen Birken-Arten ist die [[Wikipedia:Borke|Borke]] besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern. |
Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen. | Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen. | ||
| − | Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt [[Fiedernervatur]] vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die [[Nebenblatt|Nebenblätter]] fallen oft früh ab. | + | Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt [[Fiedernervatur]] vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die [[Wikipedia:Nebenblatt|Nebenblätter]] fallen oft früh ab. |
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=== Generative Merkmale === | === Generative Merkmale === | ||
| − | Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[Monözie|monözisch]]). Die [[Blütenstand|Blütenstände]] heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je Schuppe immer drei Blüten. Die männlichen Blüten enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) [[Staubblatt|Staubblätter]] mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt ([[Anemophilie]]), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an [[Pollen]] frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die weiblichen Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je Schuppe ([[Tragblatt]]) selten eine bis meist drei Blüten. | + | Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig ([[Wikipedia:Monözie|monözisch]]). Die [[Wikipedia:Blütenstand|Blütenstände]] heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je Schuppe immer drei Blüten. Die männlichen Blüten enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) [[Wikipedia:Staubblatt|Staubblätter]] mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt ([[Wikipedia:Anemophilie|Anemophilie]]), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an [[Wikipedia:Pollen|Pollen]] frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die weiblichen Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je Schuppe ([[Wikipedia:Tragblatt|Tragblatt]]) selten eine bis meist drei Blüten. |
| − | Die aufrechten bis hängenden Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige aber nicht verholzte Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab, oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter im Fruchtstand. Es werden geflügelte [[Nussfrucht|Nussfrüchte]] (Samara) gebildet. An zwei Seiten der [[Same (Pflanze)|Samen]] befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die [[Fruchtreife|Reife]] der Früchte erfolgt von September bis Oktober. | + | Die aufrechten bis hängenden Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige aber nicht verholzte Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab, oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter im Fruchtstand. Es werden geflügelte [[Wikipedia:Nussfrucht|Nussfrüchte]] (Samara) gebildet. An zwei Seiten der [[Wikipedia:Same (Pflanze)|Samen]] befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die [[Wikipedia:Fruchtreife|Reife]] der Früchte erfolgt von September bis Oktober. |
| − | Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 14. | + | Die [[Wikipedia:Chromosom|Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 14. |
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| − | Brzoza nadrzeczna Betula utilis var jacquemontii RB2.JPG|Kätzchen der [[Himalaya-Birke]] (''Betula utilis'') | + | Brzoza nadrzeczna Betula utilis var jacquemontii RB2.JPG|Kätzchen der [[Wikipedia:Himalaya-Birke|Himalaya-Birke]] (''Betula utilis'') |
| − | Gray Birch seed catkins.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Grau-Birke]] (''Betula populifolia'') | + | Gray Birch seed catkins.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Wikipedia:Grau-Birke|Grau-Birke]] (''Betula populifolia'') |
| − | Betula lenta 1.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Zucker-Birke]] (''Betula lenta'') | + | Betula lenta 1.jpg|Reifer Fruchtstand der [[Wikipedia:Zucker-Birke|Zucker-Birke]] (''Betula lenta'') |
| − | Birkensamenp.jpg|Geflügelte Nussfrucht der [[Hänge-Birke]] (''Betula pendula''). Durch die kleinen Flügel werden die Früchte über weite Strecken transportiert. | + | Birkensamenp.jpg|Geflügelte Nussfrucht der [[Wikipedia:Hänge-Birke|Hänge-Birke]] (''Betula pendula''). Durch die kleinen Flügel werden die Früchte über weite Strecken transportiert. |
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== Ökologie == | == Ökologie == | ||
| − | Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z. B. dienen dem [[Birkenzeisig]] und dem [[Birkhuhn]] Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Der Baum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose sowie für Insekten und [[Säugetiere]]. Einige leben als [[Parasiten]] oder in [[Symbiose]] in, an und auf der Birke. | + | Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z. B. dienen dem [[Wikipedia:Birkenzeisig|Birkenzeisig]] und dem [[Wikipedia:Birkhuhn|Birkhuhn]] Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Der Baum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose sowie für Insekten und [[Wikipedia:Säugetiere|Säugetiere]]. Einige leben als [[Wikipedia:Parasiten|Parasiten]] oder in [[Wikipedia:Symbiose|Symbiose]] in, an und auf der Birke. |
Es gibt 118 Schmetterlingsraupenarten, welche die Birke (Hänge- und Moorbirke) als Futterpflanze nutzen. Damit ist die Birke auf Platz drei der beliebtesten Schmetterlingsfutterpflanzen.<ref>{{Internetquelle |autor=Hermann H. Hacker |url=http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/biodiversitaet/dateien/w28_schmetterlingsvielfalt_an_birken.pdf |titel=Schmetterline an Birke |werk=www.lwf.bayern.de |hrsg=Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft |datum= |format=PDF |abruf=2018-02-04}}</ref> | Es gibt 118 Schmetterlingsraupenarten, welche die Birke (Hänge- und Moorbirke) als Futterpflanze nutzen. Damit ist die Birke auf Platz drei der beliebtesten Schmetterlingsfutterpflanzen.<ref>{{Internetquelle |autor=Hermann H. Hacker |url=http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/biodiversitaet/dateien/w28_schmetterlingsvielfalt_an_birken.pdf |titel=Schmetterline an Birke |werk=www.lwf.bayern.de |hrsg=Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft |datum= |format=PDF |abruf=2018-02-04}}</ref> | ||
| − | [[Datei:Birken im Herbst.jpg|mini|[[Hänge-Birke]]n mit Herbstlaub]] | + | [[Datei:Birken im Herbst.jpg|mini|[[Wikipedia:Hänge-Birke|Hänge-Birke]]n mit Herbstlaub]] |
== Standorte == | == Standorte == | ||
| − | Birken sind oft [[Pionierpflanze]]n auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an [[Boden (Bodenkunde)|Boden]] und [[Klima]]. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen [[Boden (Bodenkunde)|Böden]], in [[Heide (Landschaft)|Heidegebieten]], auf [[Düne]]n wie auf [[Moor]]. | + | Birken sind oft [[Wikipedia:Pionierpflanze|Pionierpflanze]]n auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an [[Wikipedia:Boden (Bodenkunde)|Boden]] und [[Wikipedia:Klima|Klima]]. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen [[Wikipedia:Boden (Bodenkunde)|Böden]], in [[Wikipedia:Heide (Landschaft)|Heidegebieten]], auf [[Wikipedia:Düne|Düne]]n wie auf [[Wikipedia:Moor|Moor]]. |
== Bedeutung für Pollenallergiker == | == Bedeutung für Pollenallergiker == | ||
| − | Birken[[pollen]] stellen ein hochpotentes [[Allergen]] dar. Der Anteil jener [[Allergie|Allergiker]], die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der [[Universität Wien]] von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als [[Allee]]bäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa 2 Wochen Mitte April stattfindet.<ref name="pollenstiftung_pollenvorhersage" /><!-- bezieht sich nicht auf alle Arten und auf welche es sich bezieht ist nicht angegeben, da nicht alle arten in den gleichen Wochen blühen ist dieser Absatz für einen Gattungs-Artikel nicht sinnvoll. --> | + | Birken[[Wikipedia:pollen|pollen]] stellen ein hochpotentes [[Wikipedia:Allergen|Allergen]] dar. Der Anteil jener [[Wikipedia:Allergie|Allergiker]], die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der [[Wikipedia:Universität Wien|Universität Wien]] von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als [[Wikipedia:Allee|Allee]]bäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa 2 Wochen Mitte April stattfindet.<ref name="pollenstiftung_pollenvorhersage" /><!-- bezieht sich nicht auf alle Arten und auf welche es sich bezieht ist nicht angegeben, da nicht alle arten in den gleichen Wochen blühen ist dieser Absatz für einen Gattungs-Artikel nicht sinnvoll. --> |
== Nutzung == | == Nutzung == | ||
=== Pech === | === Pech === | ||
| − | [[Datei:Birkenpechdestille Eintopfverfahren.JPG|mini|Moderne Versuchsanordnung zur [[Birkenpech#Herstellung von Birkenpech|Birkenpechherstellung]] im Eintopfverfahren.]] | + | [[Datei:Birkenpechdestille Eintopfverfahren.JPG|mini|Moderne Versuchsanordnung zur [[Wikipedia:Birkenpech#Herstellung von Birkenpech|Birkenpechherstellung]] im Eintopfverfahren.]] |
{{WikipediaDE|Pech (Stoff)}} | {{WikipediaDE|Pech (Stoff)}} | ||
| − | Von Birken durch Verschwelung und [[Trockendestillation]] hergestelltes [[Birkenpech]] wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter [[Kunststoff]] der Menschheitsgeschichte zum [[Klebstoff|dauerhaften Verbinden]] von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch [[Neandertaler]] als auch durch den [[Mensch|modernen Menschen]] (''Homo sapiens'' der [[Cro-Magnon-Mensch|Cro-Magnon-Epoche]]). | + | Von Birken durch Verschwelung und [[Wikipedia:Trockendestillation|Trockendestillation]] hergestelltes [[Wikipedia:Birkenpech|Birkenpech]] wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter [[Wikipedia:Kunststoff|Kunststoff]] der Menschheitsgeschichte zum [[Wikipedia:Klebstoff|dauerhaften Verbinden]] von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch [[Wikipedia:Neandertaler|Neandertaler]] als auch durch den [[Mensch|modernen Menschen]] (''Homo sapiens'' der [[Wikipedia:Cro-Magnon-Mensch|Cro-Magnon-Epoche]]). |
=== Zierpflanze === | === Zierpflanze === | ||
| − | Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als [[Zierpflanze]] in Gärten, Parks und [[Allee]]n gepflanzt. | + | Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als [[Wikipedia:Zierpflanze|Zierpflanze]] in Gärten, Parks und [[Wikipedia:Allee|Allee]]n gepflanzt. |
=== Holzverwendung === | === Holzverwendung === | ||
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{{WikipediaDE|Birkenholz}} | {{WikipediaDE|Birkenholz}} | ||
| − | Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als [[Splintholz]]arten kein [[Kernholz]] und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner [[Falschkern]] ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet. | + | Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als [[Wikipedia:Splintholz|Splintholz]]arten kein [[Wikipedia:Kernholz|Kernholz]] und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner [[Wikipedia:Falschkern|Falschkern]] ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet. |
| − | Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als [[Bauholz]] verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und [[Wäscheklammer]]n her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.<ref name="argeholz.de" /> Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem [[Holzfehler|Maserholz]] traditionelle Trinkgefäße, die [[Guksi]]. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet. | + | Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als [[Wikipedia:Bauholz|Bauholz]] verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und [[Wikipedia:Wäscheklammer|Wäscheklammer]]n her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.<ref name="argeholz.de" /> Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem [[Wikipedia:Holzfehler|Maserholz]] traditionelle Trinkgefäße, die [[Wikipedia:Guksi|Guksi]]. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet. |
| − | Auch als [[Brennholz]] ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der [[Ätherische Öle|ätherischen Öle]] brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet. | + | Auch als [[Wikipedia:Brennholz|Brennholz]] ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der [[Wikipedia:Ätherische Öle|ätherischen Öle]] brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet. |
=== Borke und Reisig === | === Borke und Reisig === | ||
| − | [[Datei:Ecorce de bouleau.JPG|mini|Borke der [[Papier-Birke]] (''Betula papyrifera'')]] | + | [[Datei:Ecorce de bouleau.JPG|mini|Borke der [[Wikipedia:Papier-Birke|Papier-Birke]] (''Betula papyrifera'')]] |
[[Datei:Birkenrindenkanu.jpg|mini|Kanu aus Birkenrinde.]] | [[Datei:Birkenrindenkanu.jpg|mini|Kanu aus Birkenrinde.]] | ||
| − | Auch die [[Birkenrinde]] fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in [[Finnland]] wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. [[Behälter|Vorratsbehälter]] für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in [[Sibirien]] hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die [[Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Birkenrinde.<ref name="Birkenrindenherstellung" /> Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von [[Kanu]]s, [[Behälter]]n und [[Behälter|Gefäßen]], als Wandmaterial ihrer [[Wigwam]]s und als [[Schreibuntergrund]] für Zeichnungen und [[Symbol]]e, bis hin zum Totenkleid bei der [[Bestattung]] bilden die nordamerikanischen [[Mi'kmaq]], ein indianisches Volk im Nordosten [[Kanada]]s und den [[Vereinigte Staaten|USA]]. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]] (vgl. [[Birkenrindentexte]]) und im [[Himalaya]]-Gebiet. | + | Auch die [[Wikipedia:Birkenrinde|Birkenrinde]] fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in [[Wikipedia:Finnland|Finnland]] wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. [[Wikipedia:Behälter|Vorratsbehälter]] für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in [[Wikipedia:Sibirien|Sibirien]] hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die [[Wikipedia:Antisepsis|antiseptischen]] Eigenschaften der Birkenrinde.<ref name="Birkenrindenherstellung" /> Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von [[Wikipedia:Kanu|Kanu]]s, [[Wikipedia:Behälter|Behälter]]n und [[Wikipedia:Behälter|Gefäßen]], als Wandmaterial ihrer [[Wikipedia:Wigwam|Wigwam]]s und als [[Schreibuntergrund]] für Zeichnungen und [[Wikipedia:Symbol|Symbol]]e, bis hin zum Totenkleid bei der [[Wikipedia:Bestattung|Bestattung]] bilden die nordamerikanischen [[Wikipedia:Mi'kmaq|Mi'kmaq]], ein indianisches Volk im Nordosten [[Wikipedia:Kanada|Kanada]]s und den [[Wikipedia:Vereinigte Staaten|USA]]. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in [[Wikipedia:Weliki Nowgorod|Nowgorod]] (vgl. [[Wikipedia:Birkenrindentexte|Birkenrindentexte]]) und im [[Wikipedia:Himalaya|Himalaya]]-Gebiet. |
| − | Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von [[Birkenteer]] und [[Birkenöle|Birkenöl]] verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie [[Spaghetti]] zubereitet werden. | + | Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von [[Wikipedia:Birkenteer|Birkenteer]] und [[Wikipedia:Birkenöle|Birkenöl]] verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie [[Wikipedia:Spaghetti|Spaghetti]] zubereitet werden. |
| − | Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der [[Besenbinder]] stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden [[Besen]] her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken[[reisig]] zu befestigenden Elementen für den [[Deichbau|Deich-]] und [[Wasserbau]]. | + | Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der [[Wikipedia:Besenbinder|Besenbinder]] stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden [[Wikipedia:Besen|Besen]] her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birken[[Wikipedia:reisig|reisig]] zu befestigenden Elementen für den [[Wikipedia:Deichbau|Deich-]] und [[Wikipedia:Wasserbau|Wasserbau]]. |
| − | Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen [[Sauna]] als Badequast (russ. ''[[Wenik]]'', finn. ''vihta'' bzw. ''vasta'') zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die [[Birkenrute]], ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste [[Züchtigung]]sinstrument in [[Mitteleuropa]], [[Nordeuropa]] und [[Nordasien]]. | + | Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen [[Wikipedia:Sauna|Sauna]] als Badequast (russ. ''[[Wikipedia:Wenik|Wenik]]'', finn. ''vihta'' bzw. ''vasta'') zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die [[Wikipedia:Birkenrute|Birkenrute]], ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste [[Wikipedia:Züchtigung|Züchtigung]]sinstrument in [[Wikipedia:Mitteleuropa|Mitteleuropa]], [[Wikipedia:Nordeuropa|Nordeuropa]] und [[Wikipedia:Nordasien|Nordasien]]. |
=== Medizinische Inhaltsstoffe === | === Medizinische Inhaltsstoffe === | ||
| − | Die Blätter (''Betulae folium'') der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an [[Flavonoide]]n, [[Saponine]]n, [[Gerbstoff]]en, [[Ätherisches Öl|ätherischen Ölen]] und [[Vitamin C]]. Die Rinde enthält [[Phytosterin]]e sowie [[Terpene]] wie [[Betulin]], [[Betulinsäure]] und [[Lupeol]]; der Rindensaft u. a. [[Invertzucker]], sodass dieser auch vergoren werden kann. In [[Finnland]] wird der [[Zuckeraustauschstoff]] [[Xylitol]] aus Birken gewonnen. In [[Mitteleuropa]] wurde vor allem die heimische [[Sandbirke]] bereits historisch in der [[Volksmedizin]] genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde ([[Phytotherapie]]) Verwendung findet. | + | Die Blätter (''Betulae folium'') der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an [[Wikipedia:Flavonoide|Flavonoide]]n, [[Wikipedia:Saponine|Saponine]]n, [[Wikipedia:Gerbstoff|Gerbstoff]]en, [[Wikipedia:Ätherisches Öl|ätherischen Ölen]] und [[Wikipedia:Vitamin C|Vitamin C]]. Die Rinde enthält [[Wikipedia:Phytosterin|Phytosterin]]e sowie [[Wikipedia:Terpene|Terpene]] wie [[Wikipedia:Betulin|Betulin]], [[Wikipedia:Betulinsäure|Betulinsäure]] und [[Wikipedia:Lupeol|Lupeol]]; der Rindensaft u. a. [[Wikipedia:Invertzucker|Invertzucker]], sodass dieser auch vergoren werden kann. In [[Wikipedia:Finnland|Finnland]] wird der [[Wikipedia:Zuckeraustauschstoff|Zuckeraustauschstoff]] [[Wikipedia:Xylitol|Xylitol]] aus Birken gewonnen. In [[Wikipedia:Mitteleuropa|Mitteleuropa]] wurde vor allem die heimische [[Wikipedia:Sandbirke|Sandbirke]] bereits historisch in der [[Wikipedia:Volksmedizin|Volksmedizin]] genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde ([[Phytotherapie]]) Verwendung findet. |
| − | Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der [[Birkensaft]] (durch Anzapfen gewonnen). In der [[Heilkunde]] finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei [[Rheuma]], [[Gicht]] und [[Ödem|Wassersucht]] Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.<ref name="heilkaeuter.de" /> | + | Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der [[Wikipedia:Birkensaft|Birkensaft]] (durch Anzapfen gewonnen). In der [[Wikipedia:Heilkunde|Heilkunde]] finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei [[Wikipedia:Rheuma|Rheuma]], [[Wikipedia:Gicht|Gicht]] und [[Wikipedia:Ödem|Wassersucht]] Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.<ref name="heilkaeuter.de" /> Mit Birkensaft werden auch schlecht heilende Wunden gereinigt sowie Ausschläge und [[Wikipedia:Hautschuppe|Schuppen]] behandelt. |
=== Anwendungen der Kosmetik === | === Anwendungen der Kosmetik === | ||
| − | Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende [[Birkensaft]] gewonnen. Er soll gegen [[Haarausfall]] gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden. | + | Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende [[Wikipedia:Birkensaft|Birkensaft]] gewonnen. Er soll gegen [[Wikipedia:Haarausfall|Haarausfall]] gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden. |
=== Nahrungsmittel === | === Nahrungsmittel === | ||
| − | Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.<ref name="wdr.de" /> Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als [[Birkenchampagner|Birkenwein]] genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für [[Impotentia coeundi|impotente]] Männer verwendet.<ref name="Laudert2004" /> | + | Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.<ref name="wdr.de" /> Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als [[Wikipedia:Birkenchampagner|Birkenwein]] genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für [[Wikipedia:Impotentia coeundi|impotente]] Männer verwendet.<ref name="Laudert2004" /> |
=== Schädigung des Baumes === | === Schädigung des Baumes === | ||
| − | Eine intensive Gewinnung des [[Birkensaft]]es kann zu Schäden und [[Infektion]]en am Baum führen. | + | Eine intensive Gewinnung des [[Wikipedia:Birkensaft|Birkensaft]]es kann zu Schäden und [[Wikipedia:Infektion|Infektion]]en am Baum führen. |
== Birken im Brauchtum und Volksglauben == | == Birken im Brauchtum und Volksglauben == | ||
| − | [[Datei:Gustav Klimt 006.jpg|mini|Birken in der Kunst, ein Beispiel von [[Gustav Klimt]]]] | + | [[Datei:Gustav Klimt 006.jpg|mini|Birken in der Kunst, ein Beispiel von [[Wikipedia:Gustav Klimt|Gustav Klimt]]]] |
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| − | Im [[Germanische Mythologie|germanischen]]<ref> | + | Im [[Wikipedia:Germanische Mythologie|germanischen]]<ref>Heinrich Marzell: ''Die deutschen Bäume in der Volkskunde, 12: Die Birke.'' In: ''Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft'' 46, 1934, S. 121–131.</ref> und im [[wikipedia-deSlawische Mythologie|slawischen Volksglauben(w)]] spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin [[Wikipedia:Freya|Freya]] geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen [[Wikipedia:Maibaum|Maibaum]] aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende [[Wikipedia:Frühling|Frühling]] in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier. In dem Lied „[[Wikipedia:Der Winter ist vergangen|Der Winter ist vergangen]], ich seh des Maien Schein …“ ist davon die Rede. |
Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte. | Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte. | ||
| − | Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren [[Baum|Bäume]] von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, [[Schamanismus]]. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu [[Fronleichnam]] regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in [[Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen. | + | Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren [[Wikipedia:Baum|Bäume]] von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, [[Wikipedia:Schamanismus|Schamanismus]]. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu [[Wikipedia:Fronleichnam|Fronleichnam]] regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in [[Wikipedia:Römisch-katholische Kirche|katholischen]] Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen. |
| − | Die Birke ist das Wahrzeichen [[Estland]]s. In [[Russland]], [[Finnland]] und [[Polen]] gilt der Baum als nationales [[Symbol]], vergleichbar mit der „[[Stieleiche|deutschen Eiche]]“. | + | Die Birke ist das Wahrzeichen [[Wikipedia:Estland|Estland]]s. In [[Wikipedia:Russland|Russland]], [[Wikipedia:Finnland|Finnland]] und [[Wikipedia:Polen|Polen]] gilt der Baum als nationales [[Wikipedia:Symbol|Symbol]], vergleichbar mit der „[[Wikipedia:Stieleiche|deutschen Eiche]]“. |
| − | Dem [[Volksglaube]]n nach sollten Birken den [[Gewitterblitz|Blitz]] anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von [[Bauernhof|bäuerlichen Anwesen]]. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt. | + | Dem [[Wikipedia:Volksglaube|Volksglaube]]n nach sollten Birken den [[Wikipedia:Gewitterblitz|Blitz]] anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von [[Wikipedia:Bauernhof|bäuerlichen Anwesen]]. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt. |
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* Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431. | * Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: ''The genus Betula: a taxonomic revision of birches.'' Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431. | ||
| − | * John J. Furlow: ''Betulaceae.'' In: | + | * John J. Furlow: ''Betulaceae.'' In: BibISBN 0195112466. |
| − | * Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: ''Betulaceae.'' In: | + | * Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: ''Betulaceae.'' In: BibISBN 0915279703, Seite 304 |
* Yasin J. Nasir: ''Betulaceae.'' In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): ''Flora of West Pakistan.'' Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi ([http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=5&taxon_id=103887 efloras.org]). | * Yasin J. Nasir: ''Betulaceae.'' In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): ''Flora of West Pakistan.'' Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi ([http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=5&taxon_id=103887 efloras.org]). | ||
* Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: ''Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences.'' In: ''American Journal of Botany.'' Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, [[doi:10.3732/ajb.91.11.1834]]. | * Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: ''Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences.'' In: ''American Journal of Botany.'' Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, [[doi:10.3732/ajb.91.11.1834]]. | ||
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Text und Kalender bei der [http://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflug-kalender Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.] | Text und Kalender bei der [http://www.pollenstiftung.de/pollenvorhersage/pollenflug-kalender Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.] | ||
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Aktuelle Version vom 18. April 2022, 11:47 Uhr
Birken
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Illustration der Hänge-Birke (Betula pendula). | ||||||||||||
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| Betula | ||||||||||||
| L. |
Die Birken (Betula) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).
Das Wort Birke (von althochdeutsch bircha) ist auf einen Begriff im Indogermanischen zurückzuführen (*bherHg̑o) und bedeutet in Anspielung auf die helle Rinde so viel wie „glänzend, schimmernd“ (vgl. noch mittelhochdeutsch bereht „leuchtend“).
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Birken-Arten sind laubabwerfende, sommergrüne Bäume oder Sträucher. Sie gehören zu den sehr schnell und hochwachsenden Gehölzen und können schon nach sechs Jahren Wuchshöhen von bis zu 7 Metern erreichen; ausgewachsen können sie bis zu 30 Meter, in Einzelfällen sogar noch höher werden. Sie wachsen mit einzelnen oder oft auch mit mehreren Stämmen. Einzelexemplare können ein Alter von bis zu 160 Jahren erreichen.
Bei vielen Birken-Arten ist die Borke besonders auffällig, ihre Farbe reicht von fast Schwarz über Dunkel- und Hellbraun bis Weiß; sie ist anfangs glatt, später lösen sich dünne, oft papierartige Stücke ab, schließlich reißt sie horizontal auf. Es sind oft deutliche, meist dunkle Lentizellen vorhanden, die sich manchmal horizontal vergrößern.
Das leichte und je nach Art weiche bis mehr oder weniger harte Holz ist fast weiß bis rötlich-braun mit feiner Maserung. Bei jungen Zweigen können Lang- und Kurztriebe unterschieden werden. Die Zweige duften manchmal. Bei den Winterknospen überlappen sich mehrere glatte Schuppen.
Die wechselständig, meist zweireihig, oft an Kurztrieben angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die je nach Art mit Längen 0,5 bis 10 (selten bis 14) Zentimeter und Breiten von 0,5 bis 8 Zentimeter eiförmigen bis deltaförmigen, elliptischen oder fast kreisförmigen Blattspreiten sind kahl bis unterschiedlich behaart, manchmal harzig-drüsig. Es liegt Fiedernervatur vor. Die Blattränder sind je nach Art gesägt bis meist doppelt gesägt oder seltener bei den nordischen Zwergstrauch-Arten gewellt bis leicht rundlich gelappt. Die Nebenblätter fallen oft früh ab.
Generative Merkmale
Alle Birken-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die Blütenstände heißen Kätzchen, wobei an den Zweigen die weiblichen unterhalb der männlichen stehen. Die männlichen Blütenstände hängen einzeln in kleinen Gruppen meist an den Enden der Zweige. Sie werden in der vorangegangenen Vegetationsperiode gebildet und sind schon während des Winters zu sehen. In den männlichen Kätzchen befinden sich je Schuppe immer drei Blüten. Die männlichen Blüten enthalten nur meist zwei bis drei (ein bis vier) Staubblätter mit nahe ihrer Basis bis fast zu den Staubbeuteln geteilten Staubfäden. Alle Birken werden windbestäubt (Anemophilie), deshalb geben sie in der Blütezeit von Ende März bis Ende April große Mengen an Pollen frei. Die haltbaren, weiblichen Blütenstände stehen meist einzeln aufrecht und sind eiförmig bis zylindrisch. Gleichzeitig mit dem Beginn des Austreibens der Laubblätter bilden sich die weiblichen Blütenstände voll aus, die vorher in Knospen geschützt waren. In den weiblichen Kätzchen befinden sich je Schuppe (Tragblatt) selten eine bis meist drei Blüten.
Die aufrechten bis hängenden Fruchtstände besitzen verdickte und ledrige aber nicht verholzte Schuppen. Die Schuppen fallen meist beim Freilassen der Samen einzeln ab, oder bei wenigen Arten verbleiben sie über den Winter im Fruchtstand. Es werden geflügelte Nussfrüchte (Samara) gebildet. An zwei Seiten der Samen befinden sich häutige, mehr oder weniger breite Flügel. Die Reife der Früchte erfolgt von September bis Oktober.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 14.
Kätzchen der Himalaya-Birke (Betula utilis)
Reifer Fruchtstand der Grau-Birke (Betula populifolia)
Reifer Fruchtstand der Zucker-Birke (Betula lenta)
Geflügelte Nussfrucht der Hänge-Birke (Betula pendula). Durch die kleinen Flügel werden die Früchte über weite Strecken transportiert.
Ökologie
Viele Vogelarten sind auf Birken angewiesen, z. B. dienen dem Birkenzeisig und dem Birkhuhn Knospen und Samen der Birke als wichtige Winternahrung. Der Baum selbst ist Lebensraum für zahlreiche Pilze, Flechten und Moose sowie für Insekten und Säugetiere. Einige leben als Parasiten oder in Symbiose in, an und auf der Birke.
Es gibt 118 Schmetterlingsraupenarten, welche die Birke (Hänge- und Moorbirke) als Futterpflanze nutzen. Damit ist die Birke auf Platz drei der beliebtesten Schmetterlingsfutterpflanzen.[1]
Standorte
Birken sind oft Pionierpflanzen auf freien Flächen. Birken-Arten stellen nur geringe Ansprüche an Boden und Klima. Birken-Arten gedeihen sowohl auf trockenen wie nassen Böden, in Heidegebieten, auf Dünen wie auf Moor.
Bedeutung für Pollenallergiker
Birkenpollen stellen ein hochpotentes Allergen dar. Der Anteil jener Allergiker, die speziell auf Birkenpollen reagieren, stieg in den letzten 20 Jahren laut HNO-Klinik der Universität Wien von 35 % auf 50 % aller Pollenallergiker an. Trotzdem werden Birken aufgrund ihrer schönen weißen Färbung gerne auch in Städten als Alleebäume gepflanzt. Wie bei allen Pollen ändert sich das Birkenpollenaufkommen jährlich leicht. In Deutschland treten sie jährlich ungefähr von Ende März bis Anfang Juni auf, wobei die Hauptblüte etwa 2 Wochen Mitte April stattfindet.[2]
Nutzung
Pech
Pech (Stoff) - Artikel in der deutschen Wikipedia
Von Birken durch Verschwelung und Trockendestillation hergestelltes Birkenpech wurde seit etwa 50.000 Jahren nachweislich als erster systematisch hergestellter Kunststoff der Menschheitsgeschichte zum dauerhaften Verbinden von Steinkeilen, Pflanzenfasern und Holzgriffen hergestellt und genutzt und zwar sowohl durch Neandertaler als auch durch den modernen Menschen (Homo sapiens der Cro-Magnon-Epoche).
Zierpflanze
Birken-Arten werden aufgrund ihrer weißen Färbung der Borke gerne als Zierpflanze in Gärten, Parks und Alleen gepflanzt.
Holzverwendung
Birkenholz - Artikel in der deutschen Wikipedia
Als Holzlieferanten werden in Mitteleuropa vor allem die Sand- und die Moor-Birke genutzt. Sie bilden als Splintholzarten kein Kernholz und keinen Farbkern aus. Das Holz ist gleichmäßig gelblichweiß, rötlichweiß oder hellbräunlich gefärbt und besitzt einen seidigen Glanz. Als typische Farbeigenschaft besitzt das Holz fleckenartige Hell-Dunkel-Lichteffekte, die durch Unregelmäßigkeiten im Faserverlauf entstehen. Bei älterem Holz kann ein gelblich-roter bis brauner Falschkern ausgebildet sein. Die Jahresringe sind durch schmale und dichte Spätholzstreifen abgegrenzt. Im Gesamtcharakter ist Birkenholz ein hellfarbiges und schlichtes, je nach Faserverlauf sehr dekoratives Nutzholz. Besonderheiten stellen die vor allem bei der Sand-Birke vorkommenden Flammen- und Eisbirkenmuster dar, die auf stark unregelmäßige Faserverläufe zurückzuführen sind. Zur teuersten Art gehört das Holz der Karelischen Maser-Birke, deren charakteristische Maserung sich durch dunkle halbmondförmige Einlagerungen und besonders wilde, unregelmäßige Strukturen auszeichnet.
Birkenholz kann wegen seiner geringen Tragkraft und Beständigkeit nicht als Bauholz verwendet werden. Es ist ein leichtes und feinmaseriges Holz. Man stellte daraus unter anderem Holzschuhe und Wäscheklammern her. Es lässt sich gut schnitzen und drechseln, aber schwer spalten. In Deutschland wird das Holz der Birke hauptsächlich als Schälfurnier verwendet oder zu Sperrholzplatten verarbeitet. Außerdem werden Vollholz und gemesserte Furniere zur Herstellung von Möbeln verwendet.[3] Nordische Holzschnitzer fertigen aus dem Maserholz traditionelle Trinkgefäße, die Guksi. Der Spänemacher war auf die Birke angewiesen. Späne und Schleißen aus diesem Holz sind die besten, da sie kaum Rauch entwickeln. Diese wurden im Winter zum Leuchten verwendet.
Auch als Brennholz ist das dekorative Kaminholz beliebt. Dank der ätherischen Öle brennt Birkenholz sogar in frischem Zustand. Birkenrinde ist deshalb gut als Zunder und zum Entzünden eines Feuers geeignet.
Borke und Reisig
Auch die Birkenrinde fand früher einen vielfältigen Gebrauch, etwa für Spanschachteln. Besonders in Finnland wurden daraus auch Schuhe, Rucksäcke und andere Gegenstände hergestellt. Vorratsbehälter für Mehl, Tee und speziell Brot, wie sie in Sibirien hergestellt und benutzt wurden und wieder werden, sind in den letzten Jahren auch hierzulande erhältlich, vor allem in ökologischen Läden und über den entsprechenden Versandhandel. Diese Behälter nutzen die antiseptischen Eigenschaften der Birkenrinde.[4] Ein anschauliches Beispiel für die vielfältige Nutzung der Birkenrinde zur Herstellung von Kanus, Behältern und Gefäßen, als Wandmaterial ihrer Wigwams und als Schreibuntergrund für Zeichnungen und Symbole, bis hin zum Totenkleid bei der Bestattung bilden die nordamerikanischen Mi'kmaq, ein indianisches Volk im Nordosten Kanadas und den USA. Birkenrinde wurde auch an verschiedenen Orten der Welt als Beschreibstoff benutzt, unter anderem in Nowgorod (vgl. Birkenrindentexte) und im Himalaya-Gebiet.
Der äußere Teil der in zwei Schichten gegliederten Rinde wurde zur Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet. Der innere Teil ist essbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden.
Das aussterbende ländliche Handwerk verwendet die Birke auf vielseitige Weise. Der Besenbinder stellt aus ihren Ästen und Zweigen, den sogenannten Besenreisern, einen für grobe Pflasterung kaum zu übertreffenden Besen her. Buschbinder bündeln bevorzugt Birkenreisig zu befestigenden Elementen für den Deich- und Wasserbau. Büschel aus Birkenzweigen werden in der finnischen und russischen Sauna als Badequast (russ. Wenik, finn. vihta bzw. vasta) zum Abschlagen des Körpers verwendet. Daneben war die Birkenrute, ein zusammengebundenes Bündel entblätterter Birkenzweige, das jahrhundertelang beliebteste Züchtigungsinstrument in Mitteleuropa, Nordeuropa und Nordasien.
Medizinische Inhaltsstoffe
Die Blätter (Betulae folium) der meisten Birkenarten enthalten nennenswerte Mengen an Flavonoiden, Saponinen, Gerbstoffen, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol; der Rindensaft u. a. Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann. In Finnland wird der Zuckeraustauschstoff Xylitol aus Birken gewonnen. In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische Sandbirke bereits historisch in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) Verwendung findet.
Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der Birkensaft (durch Anzapfen gewonnen). In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.[5] Mit Birkensaft werden auch schlecht heilende Wunden gereinigt sowie Ausschläge und Schuppen behandelt.
Anwendungen der Kosmetik
Durch das Abzapfen des Stammes oder Anschneiden von Ästen wird der für wenige Wochen im Frühjahr fließende Birkensaft gewonnen. Er soll gegen Haarausfall gut sein. Vornehmlich im letzten Jahrhundert wurde Birkensaft zur Herstellung von Birken-Haarwasser verwendet. Der Saft kann äußerlich angewandt oder direkt getrunken werden.
Nahrungsmittel
Birkenblätter sind im Gegensatz zu den meisten Baumblättern essbar.[6] Da der Birkensaft zuckerhaltig ist, lässt er sich in vergorener Form als Birkenwein genießen, ein heute noch in Russland beliebter bäuerlicher Rauschtrunk. Birkenwein wurde auch als Stärkungsmittel für impotente Männer verwendet.[7]
Schädigung des Baumes
Eine intensive Gewinnung des Birkensaftes kann zu Schäden und Infektionen am Baum führen.
Birken im Brauchtum und Volksglauben
Im germanischen[8] und im slawischen Volksglauben(w) spielte die Birke eine große Rolle. Sie war der Göttin Freya geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Brauch, einen Maibaum aus dem Wald zu holen, um ihn auf dem Dorfplatz aufzustellen. Es wurde damit der erwachende Frühling in das Dorf geholt. Noch heute lebt der gleiche Brauch in Gestalt des Maibaumes fort. Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“ – sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke) oder wenigstens einen Birkenzweig/-ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern aus buntem Krepp- oder Seidenpapier. In dem Lied „Der Winter ist vergangen, ich seh des Maien Schein …“ ist davon die Rede.
Die Birke als Symbol der Fruchtbarkeit galt früher als Helfer in Liebesnöten. Dieser Verwendungszweck ist heute fast vergessen. Ihre Zweige, Rinde und die Blätter mussten für allerlei obskure Mittel und Bräuche herhalten, von denen man sich eine Besserung in sexuellen Nöten erhoffte.
Hervorzuheben ist auch die mythologische Bedeutung der Birke als „Baum des Schutzes“. Im überlieferten Volksglauben wurden Birken insbesondere im ländlichen Raum als Straßenmarkierungen zum Unfallschutz an verkehrsfrequentierten, unbeleuchteten Alleenstraßen und unübersichtlichen Reisewegen gepflanzt, da sie durch ihre helle Rinde bei Dunkelheit gut erkennbar sind. In den indianischen Völkerweisheiten symbolisieren Bäume von jeher lebendige Wesen der Weisheit, deren Sprache man sich erschließen kann, Schamanismus. In der Volksfrömmigkeit der katholischen Kirche, die auch mythologisches Wissen beinhaltet, wird zu Fronleichnam regional die Birke verwendet, wenn unzählige junge Exemplare in katholischen Ortschaften die Straßen säumen, durch die die Prozessionen führen.
Die Birke ist das Wahrzeichen Estlands. In Russland, Finnland und Polen gilt der Baum als nationales Symbol, vergleichbar mit der „deutschen Eiche“.
Dem Volksglauben nach sollten Birken den Blitz anziehen. Aus diesem Grund duldete man früher Birken nur selten in der Nähe von bäuerlichen Anwesen. Unter einer einzeln stehenden Birke soll einer alten Sage nach die letzte Weltenschlacht stattfinden. Diese beiden unerfreulichen Blickpunkte sind jedoch eine Ausnahme. Überwiegend wird die Birke mit Erfreulichem in Verbindung gebracht. Sogar galt seit alters her die Birke als heiliger Baum, der für die Fruchtbarkeitsfeste im Frühling die jungfräuliche Göttin symbolisierte. In vielen Gegenden wurde die Birke auch als Symbol der Jugend und des Frühlings verehrt.
Siehe auch
- Kategorie:Birkengewächse - Artikel in der deutschen Wikipedia
- Birken - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Kennith Ashburner, Hugh A. McAllister: The genus Betula: a taxonomic revision of birches. Royal Botanic Gardens Kew, 2013, ISBN 978-1-84246-141-9, S. 1–431.
- John J. Furlow: Betulaceae. In: BibISBN 0195112466.
- Pei-chun Li, Alexei K. Skvortsov: Betulaceae. In: BibISBN 0915279703, Seite 304
- Yasin J. Nasir: Betulaceae. In: Eugene Nasir, S. I. Ali (Hrsg.): Flora of West Pakistan. Band 95, 1975, Stewart Herbarium, Rawalpindi (efloras.org).
- Pia Järvinen, Anna Palmé, Luis Orlando Morales, Mika Lännenpää, Markku Keinänen, Tuomas Sopanen, Martin Lascoux: Phylogenetic relationships of Betula species (Betulaceae) based on nuclear ADH and chloroplast matK sequences. In: American Journal of Botany. Band 91, Nr. 11, 2004, S. 1834–1845, doi:10.3732/ajb.91.11.1834.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann H. Hacker: Schmetterline an Birke. (PDF) In: www.lwf.bayern.de. Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, abgerufen am 4. Februar 2018.
- ↑ Text und Kalender bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst.
- ↑ argeholz.de
- ↑ Birkenrindendosenherstellung. In: dreigliederung.de. Abgerufen am 4. Januar 2009.
- ↑ Birke. In: heilkraeuter.de. Abgerufen am 4. Mai 2007.
- ↑ Essbare Bäume. (Nicht mehr online verfügbar.) WDR Servicezeit, 28. November 2012, archiviert vom Original am 5. Dezember 2012; abgerufen am 15. Januar 2017.
- ↑ Doris Laudert: Mythos Baum. BLV, München 2004, S. 63.
- ↑ Heinrich Marzell: Die deutschen Bäume in der Volkskunde, 12: Die Birke. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 46, 1934, S. 121–131.
Weblinks
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – Baumfaltblatt Birke. (PDF-Datei; 833 kB)
- Birke im Volkslied: „Der Winter ist vergangen“.
- „Das Lied der Birke“ im Schweizer 'Baumlieder'-Album
- Verwendung in der Volksheilkunde.