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Quitte: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Vranja (quince) jm122998.jpg|mini|Ansichten der Frucht und Querschnitte, hier die Sorte ''Vranja'']] | [[Datei:Vranja (quince) jm122998.jpg|mini|Ansichten der Frucht und Querschnitte, hier die Sorte ''Vranja'']] | ||
− | Die '''Quitte''' {{IPA|[ˈkvɪtə]}} (''Cydonia oblonga'') ist die einzige [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] der Gattung '''''Cydonia''''' und gehört zur [[Tribus (Biologie)|Untertribus]] der [[Kernobstgewächse]] (Pyrinae) innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Rosengewächse]] (Rosaceae). Sie wird als [[Obstbaum]] kultiviert. | + | Die '''Quitte''' {{IPA|[ˈkvɪtə]}} (''Cydonia oblonga'') ist die einzige [[Wikipedia:Art (Biologie)|Pflanzenart]] der Gattung '''''Cydonia''''' und gehört zur [[Wikipedia:Tribus (Biologie)|Untertribus]] der [[Wikipedia:Kernobstgewächse|Kernobstgewächse]] (Pyrinae) innerhalb der [[Wikipedia:Familie (Biologie)|Familie]] der [[Wikipedia:Rosengewächse|Rosengewächse]] (Rosaceae). Sie wird als [[Wikipedia:Obstbaum|Obstbaum]] kultiviert. |
== Namensgebung == | == Namensgebung == | ||
− | Das Wort „Quitte“ (althochdeutsch ''qitina'' und ''kutinna'', mittelhochdeutsch auch ''kutin'') stammt von griech.-lateinisch ''(malum) cydonium'' (Quittenapfel, „Kydonischer Apfel“) und beruht auf griech. ''(melon) kydónion''. Ein Zusammenhang mit der griechischen Stadt Kydonia, heute | + | Das Wort „Quitte“ (althochdeutsch ''qitina'' und ''kutinna'', mittelhochdeutsch auch ''kutin'') stammt von griech.-lateinisch ''(malum) cydonium'' (Quittenapfel, „Kydonischer Apfel“) und beruht auf griech. ''(melon) kydónion''. Ein Zusammenhang mit der griechischen Stadt Kydonia, heute Chania im Nordwesten der Insel Kreta, beruht wahrscheinlich auf volksetymologischer Deutung.<ref>Kluge: ''Etymologisches Wörterbuch''.</ref><ref>Franz Dornseiff: ''Die griechischen Wörter im Deutschen.'' Berlin 1950, S. 48</ref> |
− | Die Quitte ist außerdem indirekt Namensgeber für die [[Marmelade]] (von [[Portugiesische Sprache|portugiesisch]] ''marmelo'' für Quitte, aus dem [[Griechische Sprache|griechischen]] ''melimelon'' „Honigapfel“). | + | Die Quitte ist außerdem indirekt Namensgeber für die [[Wikipedia:Marmelade|Marmelade]] (von [[Wikipedia:Portugiesische Sprache|portugiesisch]] ''marmelo'' für Quitte, aus dem [[Wikipedia:Griechische Sprache|griechischen]] ''melimelon'' „Honigapfel“). |
Ältere Synonyme in der deutschen Sprache sind ''Kretischer Apfel, Kydonischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venus- oder Adonis-Apfel, Baumwollapfel und Schmeckbirne.'' | Ältere Synonyme in der deutschen Sprache sind ''Kretischer Apfel, Kydonischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venus- oder Adonis-Apfel, Baumwollapfel und Schmeckbirne.'' | ||
== Vorkommen == | == Vorkommen == | ||
− | Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen [[Kaukasus]] und im [[Transkaukasus]]. Populationen in der Türkei, in Iran, [[Turkmenistan]], Syrien und [[Afghanistan]] könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In [[Mitteleuropa]] wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.<ref name="IPK" /> | + | Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen [[Wikipedia:Kaukasus|Kaukasus]] und im [[Wikipedia:Transkaukasus|Transkaukasus]]. Populationen in der Türkei, in Iran, [[Wikipedia:Turkmenistan|Turkmenistan]], Syrien und [[Wikipedia:Afghanistan|Afghanistan]] könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In [[Wikipedia:Mitteleuropa|Mitteleuropa]] wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.<ref name="IPK" /> |
− | Heute werden die Sorten vor allem in [[Asien]] und [[Europa]] angepflanzt. In West- und Mitteleuropa spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Der erwerbsmäßige Anbau ist in Deutschland selten. In Baden-Württemberg, in der Pfalz und im Rheinland werden gute Fruchtqualitäten erzielt. | + | Heute werden die Sorten vor allem in [[Wikipedia:Asien|Asien]] und [[Wikipedia:Europa|Europa]] angepflanzt. In West- und Mitteleuropa spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Der erwerbsmäßige Anbau ist in Deutschland selten. In Baden-Württemberg, in der Pfalz und im Rheinland werden gute Fruchtqualitäten erzielt. |
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== Beschreibung == | == Beschreibung == | ||
[[Datei:Cydonia oblonga - Köhler–s Medizinal-Pflanzen-049.jpg|mini|links|Illustration: gut zu erkennen sind die freien Griffel]] | [[Datei:Cydonia oblonga - Köhler–s Medizinal-Pflanzen-049.jpg|mini|links|Illustration: gut zu erkennen sind die freien Griffel]] | ||
=== Vegetative Merkmale === | === Vegetative Merkmale === | ||
− | ''Cydonia oblonga'' ist ein laubabwerfender [[Strauch]] oder kleiner [[Baum]], der Wuchshöhen von 4 bis 8 Meter erreicht. Die [[Rinde]] junger Zweige ist violett und behaart ([[Indument]]) – später bräunlich violett und glatt. Die kleinen, behaarten Knospen sind nur von wenigen Schuppen geschützt. | + | ''Cydonia oblonga'' ist ein laubabwerfender [[Wikipedia:Strauch|Strauch]] oder kleiner [[Wikipedia:Baum|Baum]], der Wuchshöhen von 4 bis 8 Meter erreicht. Die [[Wikipedia:Rinde|Rinde]] junger Zweige ist violett und behaart ([[Wikipedia:Indument|Indument]]) – später bräunlich violett und glatt. Die kleinen, behaarten Knospen sind nur von wenigen Schuppen geschützt. |
[[Datei:Cydonia oblonga leaves.jpg|mini|Wechselständige, gestielte, einfache Laubblätter]] | [[Datei:Cydonia oblonga leaves.jpg|mini|Wechselständige, gestielte, einfache Laubblätter]] | ||
[[Datei:QuinceBloom.jpg|mini|Blüten der Quitte]] | [[Datei:QuinceBloom.jpg|mini|Blüten der Quitte]] | ||
− | Die wechselständigen [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der behaarte [[Blattstiel]] ist 0,8 bis 1,5 Zentimeter lang. Die beim Austrieb behaarte, später verkahlende, eiförmige bis rundliche [[Blattspreite]] ist 5 bis 10 Zentimeter lang und 3 bis 5 Zentimeter breit. Der Blattrand ist ganz und die Spitze ist meist spitz oder bespitzt, seltener abgerundet bis stumpf oder eingebuchtet. Die Blätter sind oberseits fast kahl und unterseits etwas behaart. Es sind [[Nebenblätter]] vorhanden. | + | Die wechselständigen [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der behaarte [[Wikipedia:Blattstiel|Blattstiel]] ist 0,8 bis 1,5 Zentimeter lang. Die beim Austrieb behaarte, später verkahlende, eiförmige bis rundliche [[Wikipedia:Blattspreite|Blattspreite]] ist 5 bis 10 Zentimeter lang und 3 bis 5 Zentimeter breit. Der Blattrand ist ganz und die Spitze ist meist spitz oder bespitzt, seltener abgerundet bis stumpf oder eingebuchtet. Die Blätter sind oberseits fast kahl und unterseits etwas behaart. Es sind [[Wikipedia:Nebenblätter|Nebenblätter]] vorhanden. |
=== Generative Merkmale === | === Generative Merkmale === | ||
− | Die Blüten stehen einzeln an den Spitzen beblätterter Zweige, genauer gesagt an der Spitze diesjähriger Triebe an einjährigen Zweigen (beim Baumschnitt zu beachten). Der behaarte Blütenstiel ist bis etwa 5 Millimeter lang. Die zwittrige, [[radiärsymmetrisch]]e, fünfzählige [[Blüte]] weist einen Durchmesser von 4 bis 5 Zentimeter auf mit doppelter [[Blütenhülle]] (Perianth). Der [[Blütenbecher]] (Hypanthium) ist glockenförmig. Die fünf auf beiden Seiten behaarten [[Kelchblätter]] sind zurückgebogen und 5 bis 6 Millimeter lang mit ganzem Rand. Die fünf freien, weißen oder rosafarbenen [[Kronblätter]] sind verkehrt-eiförmig und etwa 1,8 Zentimeter lang. Die 20 [[Staubblatt|Staubblätter]] sind etwa halb so lang wie die Kronblätter. Die fünf unterständigen [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]] enthalten jeweils viele [[Samenanlage]]n. Die fünf freien [[Griffel (Botanik)|Griffel]] sind an ihrer Basis flaumig behaart und fast so lang wie die Staubblätter. | + | Die Blüten stehen einzeln an den Spitzen beblätterter Zweige, genauer gesagt an der Spitze diesjähriger Triebe an einjährigen Zweigen (beim Baumschnitt zu beachten). Der behaarte Blütenstiel ist bis etwa 5 Millimeter lang. Die zwittrige, [[Wikipedia:radiärsymmetrisch|radiärsymmetrisch]]e, fünfzählige [[Wikipedia:Blüte|Blüte]] weist einen Durchmesser von 4 bis 5 Zentimeter auf mit doppelter [[Wikipedia:Blütenhülle|Blütenhülle]] (Perianth). Der [[Wikipedia:Blütenbecher|Blütenbecher]] (Hypanthium) ist glockenförmig. Die fünf auf beiden Seiten behaarten [[Wikipedia:Kelchblätter|Kelchblätter]] sind zurückgebogen und 5 bis 6 Millimeter lang mit ganzem Rand. Die fünf freien, weißen oder rosafarbenen [[Wikipedia:Kronblätter|Kronblätter]] sind verkehrt-eiförmig und etwa 1,8 Zentimeter lang. Die 20 [[Wikipedia:Staubblatt|Staubblätter]] sind etwa halb so lang wie die Kronblätter. Die fünf unterständigen [[Wikipedia:Fruchtblatt|Fruchtblätter]] enthalten jeweils viele [[Wikipedia:Samenanlage|Samenanlage]]n. Die fünf freien [[Wikipedia:Griffel (Botanik)|Griffel]] sind an ihrer Basis flaumig behaart und fast so lang wie die Staubblätter. |
− | Die Quitte blüht nur in einem kurzen Zeitraum im Mai und Juni. Da die Quitte selbstfruchtbar ist, wird kein zweiter Baum zur [[Bestäubung]] benötigt. | + | Die Quitte blüht nur in einem kurzen Zeitraum im Mai und Juni. Da die Quitte selbstfruchtbar ist, wird kein zweiter Baum zur [[Wikipedia:Bestäubung|Bestäubung]] benötigt. |
− | Der wollig behaarte Fruchtstiel ist etwa 5 Millimeter lang. Die gelbe, duftende, kurz behaarte, vielsamige Frucht weist bei der Wildform einen Durchmesser von 3 cm<ref name="IPK" /> bis 5 cm<ref name="FoC" /> auf, kultivierte [[Cultivar|Sorten]] können deutlich größere Früchte bilden. Die zurückgeschlagenen Kelchblätter sind auch noch bei Reife deutlich zu erkennen. Die Früchte enthalten viele Samen. Auch die [[Frucht (Botanik)|Frucht]] heißt Quitte. Es ist eine [[Sammelbalgfrucht]] – genauer eine [[Apfelfrucht]]; eine [[Scheinfrucht]] –, die im Aufbau Äpfeln oder Birnen ähnelt. Nach der äußeren Form der Früchte werden als Sortengruppen ''Apfelquitten'' (''Cydonia oblonga'' var. ''maliformis'') und ''Birnenquitten'' (''Cydonia oblonga'' var. ''oblonga'') unterschieden. Sie gehört zu den letzten Früchten im Saisonkalender und wird im Spätherbst, also normalerweise im Oktober bis hinein in den November, geerntet. | + | Der wollig behaarte Fruchtstiel ist etwa 5 Millimeter lang. Die gelbe, duftende, kurz behaarte, vielsamige Frucht weist bei der Wildform einen Durchmesser von 3 cm<ref name="IPK" /> bis 5 cm<ref name="FoC" /> auf, kultivierte [[Wikipedia:Cultivar|Sorten]] können deutlich größere Früchte bilden. Die zurückgeschlagenen Kelchblätter sind auch noch bei Reife deutlich zu erkennen. Die Früchte enthalten viele Samen. Auch die [[Wikipedia:Frucht (Botanik)|Frucht]] heißt Quitte. Es ist eine [[Wikipedia:Sammelbalgfrucht|Sammelbalgfrucht]] – genauer eine [[Wikipedia:Apfelfrucht|Apfelfrucht]]; eine [[Wikipedia:Scheinfrucht|Scheinfrucht]] –, die im Aufbau Äpfeln oder Birnen ähnelt. Nach der äußeren Form der Früchte werden als Sortengruppen ''Apfelquitten'' (''Cydonia oblonga'' var. ''maliformis'') und ''Birnenquitten'' (''Cydonia oblonga'' var. ''oblonga'') unterschieden. Sie gehört zu den letzten Früchten im Saisonkalender und wird im Spätherbst, also normalerweise im Oktober bis hinein in den November, geerntet. |
− | Die [[Chromosom]]enzahl beträgt 2n = 34. | + | Die [[Wikipedia:Chromosom|Chromosom]]enzahl beträgt 2n = 34. |
== Inhaltsstoffe == | == Inhaltsstoffe == | ||
[[Datei:Quince Blossom with removed watermark.jpg|mini|Blütenknospen der Quitte]] | [[Datei:Quince Blossom with removed watermark.jpg|mini|Blütenknospen der Quitte]] | ||
− | Die Samen enthalten Schleimstoffe, giftige [[cyanogene Glycoside]] und Öl. Die Quittenfrucht selber enthält viel [[Ascorbinsäure|Vitamin C]], [[Kalium]], [[Natrium]], [[Zink]], [[Eisen]], [[Kupfer]], [[Mangan]] und [[Fluor]], [[Tannine]] ([[Catechine|Catechin]] und Epicatechin), [[Gerbsäure]], organische Säuren, viel [[Pektin]] und Schleimstoffe. | + | Die Samen enthalten Schleimstoffe, giftige [[Wikipedia:cyanogene Glycoside|cyanogene Glycoside]] und Öl. Die Quittenfrucht selber enthält viel [[Wikipedia:Ascorbinsäure|Vitamin C]], [[Wikipedia:Kalium|Kalium]], [[Wikipedia:Natrium|Natrium]], [[Zink]], [[Eisen]], [[Kupfer]], [[Wikipedia:Mangan|Mangan]] und [[Wikipedia:Fluor|Fluor]], [[Wikipedia:Tannine|Tannine]] ([[Wikipedia:Catechine|Catechin]] und Epicatechin), [[Wikipedia:Gerbsäure|Gerbsäure]], organische Säuren, viel [[Wikipedia:Pektin|Pektin]] und Schleimstoffe. |
== Ökologie == | == Ökologie == | ||
− | Quitten sind sommergrüne, dornenlose Bäume oder Sträucher. In Kultur wurden sie oft auf [[Weißdorne|Weißdorn]] (''Crataegus'') gepfropft (heute allerdings bevorzugt auf speziell geeignete Quittenunterlagen), während sie ihrerseits gerne als Unterlage für [[Birnen]] (''Pyrus'') genommen werden, deren Früchte dadurch früher reifen und besonders aromatisch werden. Am Beispiel dieser Pflanze (und von ''Acer campestre'') beschrieb der italienische Anatom [[Marcello Malpighi]] (1628–1694) erstmals die Blattentwicklung. | + | Quitten sind sommergrüne, dornenlose Bäume oder Sträucher. In Kultur wurden sie oft auf [[Wikipedia:Weißdorne|Weißdorn]] (''Crataegus'') gepfropft (heute allerdings bevorzugt auf speziell geeignete Quittenunterlagen), während sie ihrerseits gerne als Unterlage für [[Wikipedia:Birnen|Birnen]] (''Pyrus'') genommen werden, deren Früchte dadurch früher reifen und besonders aromatisch werden. Am Beispiel dieser Pflanze (und von ''Acer campestre'') beschrieb der italienische Anatom [[Wikipedia:Marcello Malpighi|Marcello Malpighi]] (1628–1694) erstmals die Blattentwicklung. |
− | Die [[Blüte]]n sind große, vorweibliche, intensiv duftende „Nektar führende Scheibenblumen“. In jedem der fünf Fruchtfächer befinden sich 8 bis 16, in zwei Reihen angeordnete Samenanlagen. Der [[Nektar (Botanik)|Nektar]] wird am Grunde der Kronblätter abgegeben. [[Bestäuber]] sind vor allem kleine [[Hummeln]] und andere Bienenverwandte. Die meisten Sorten sind zwar selbstfertil, doch fördert die [[Fremdbestäubung]] den Fruchtansatz meist beträchtlich. [[Anthese|Blütezeit]] ist von Mai bis Juni. | + | Die [[Wikipedia:Blüte|Blüte]]n sind große, vorweibliche, intensiv duftende „Nektar führende Scheibenblumen“. In jedem der fünf Fruchtfächer befinden sich 8 bis 16, in zwei Reihen angeordnete Samenanlagen. Der [[Wikipedia:Nektar (Botanik)|Nektar]] wird am Grunde der Kronblätter abgegeben. [[Wikipedia:Bestäuber|Bestäuber]] sind vor allem kleine [[Wikipedia:Hummeln|Hummeln]] und andere Bienenverwandte. Die meisten Sorten sind zwar selbstfertil, doch fördert die [[Wikipedia:Fremdbestäubung|Fremdbestäubung]] den Fruchtansatz meist beträchtlich. [[Wikipedia:Anthese|Blütezeit]] ist von Mai bis Juni. |
− | Die [[Frucht|Früchte]] sind große, apfel- oder birnenähnliche Früchte, die von den bleibenden, sich zur Fruchtzeit vergrößernden Kelchblättern gekrönt werden. Das Fruchtfleisch besitzt zahlreiche Steinzellen. Der angenehm empfundene Duft beruht auf einem Gemisch von mindestens 80 Duftstoffen, vor allem von [[Ester]]n. Die bekannte goldgelbe Färbung der Früchte, das sogenannte „quittegelb“ geht hauptsächlich auf das [[Flavone|Flavon]] [[Quercetin]] zurück. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt bevorzugt durch den [[Siebenschläfer]]. [[Fruchtreife]] ist von September bis Oktober. | + | Die [[Wikipedia:Frucht|Früchte]] sind große, apfel- oder birnenähnliche Früchte, die von den bleibenden, sich zur Fruchtzeit vergrößernden Kelchblättern gekrönt werden. Das Fruchtfleisch besitzt zahlreiche Steinzellen. Der angenehm empfundene Duft beruht auf einem Gemisch von mindestens 80 Duftstoffen, vor allem von [[Wikipedia:Ester|Ester]]n. Die bekannte goldgelbe Färbung der Früchte, das sogenannte „quittegelb“ geht hauptsächlich auf das [[Wikipedia:Flavone|Flavon]] [[Wikipedia:Quercetin|Quercetin]] zurück. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt bevorzugt durch den [[Wikipedia:Siebenschläfer|Siebenschläfer]]. [[Wikipedia:Fruchtreife|Fruchtreife]] ist von September bis Oktober. |
− | Die [[vegetative Vermehrung]] erfolgt durch Wurzelsprosse. | + | Die [[Wikipedia:vegetative Vermehrung|vegetative Vermehrung]] erfolgt durch Wurzelsprosse. |
== Verwendung == | == Verwendung == | ||
− | Quittenbäume tragen bis in den späten Sommer hellgelbe Früchte, die sogar noch im November gepflückt werden können. Bei der Ernte ist auf der Frucht meist ein leichter Flaum enthalten. Die Quitte trägt vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. Die Vermehrung der [[Kultursorte]]n aus [[Steckling]]en oder Abrissen gelingt nur manchmal. Die im Handel erhältlichen Pflanzen sind meist durch [[Aufpfropfen]] veredelt. | + | Quittenbäume tragen bis in den späten Sommer hellgelbe Früchte, die sogar noch im November gepflückt werden können. Bei der Ernte ist auf der Frucht meist ein leichter Flaum enthalten. Die Quitte trägt vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. Die Vermehrung der [[Wikipedia:Kultursorte|Kultursorte]]n aus [[Wikipedia:Steckling|Steckling]]en oder Abrissen gelingt nur manchmal. Die im Handel erhältlichen Pflanzen sind meist durch [[Wikipedia:Aufpfropfen|Aufpfropfen]] veredelt. |
− | Quitten (''Quitte A'') werden gern als [[Unterlage (Pflanzen)|Unterlage]] für andere Obstbäume, insbesondere für [[Kultur-Birne|Birnen]] verwendet. | + | Quitten (''Quitte A'') werden gern als [[Wikipedia:Unterlage (Pflanzen)|Unterlage]] für andere Obstbäume, insbesondere für [[Wikipedia:Kultur-Birne|Birnen]] verwendet. |
=== Verwendung als Lebensmittel === | === Verwendung als Lebensmittel === | ||
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{{Anker|Quittenbrot}} | {{Anker|Quittenbrot}} | ||
− | Quitten werden zum Verzehr gekocht, gedünstet, gedämpft oder gebacken. Aus Quitten kann man [[Marmelade]], [[Kompott]], [[Mus]], [[Chutney]], Quittensuppe, Quittenbrot, [[Fruchtsaft|Saft]] und daraus [[Gelee]] (''Quittenkäs''), [[Likör]], [[Wein]],<ref>[http://www.quittenmost.de/ ''Quittenwein / Quittenmost''] auf quittenmost.de.</ref> [[Schnaps]] sowie [[Perlwein|Secco]] („Perlwein“)<ref>[http://www.quittensecco.de/ ''MUSTEA Quittensecco''] quittensecco.de.</ref> herstellen. Von regionaler Bedeutung ist die Zugabe in der [[Apfelwein]]- oder {{nowrap|-saftherstellung.}} Gebacken eignen sie sich als Dessert oder Beilage zu Fleisch. ''Quittenbrot'' ist eine Süßigkeit, hergestellt aus mit Zucker vermischtem eingedicktem Quittenmus, das etwa 1 cm dick auf einem Backblech verstrichen im Backofen gedörrt und anschließend in 2–3 cm große Rauten geschnitten und in Zucker gewendet wird. Quittenbrot ist heutzutage <!-- viele meiner älteren (60-, 70-jährigen) deutschen Gäste berichten, dass sie Quittenbrot aus ihrer Kindheit kennen; Aufgabe: schriftliche Quelle dazu finden --> im deutschsprachigen Raum im Handel fast nicht mehr erhältlich, in spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern ist [[Dulce de membrillo]] eine verbreitete traditionelle Weihnachts- oder Wintersüßigkeit. | + | Quitten werden zum Verzehr gekocht, gedünstet, gedämpft oder gebacken. Aus Quitten kann man [[Wikipedia:Marmelade|Marmelade]], [[Wikipedia:Kompott|Kompott]], [[Wikipedia:Mus|Mus]], [[Wikipedia:Chutney|Chutney]], Quittensuppe, Quittenbrot, [[Wikipedia:Fruchtsaft|Saft]] und daraus [[Wikipedia:Gelee|Gelee]] (''Quittenkäs''), [[Wikipedia:Likör|Likör]], [[Wikipedia:Wein|Wein]],<ref>[http://www.quittenmost.de/ ''Quittenwein / Quittenmost''] auf quittenmost.de.</ref> [[Wikipedia:Schnaps|Schnaps]] sowie [[Wikipedia:Perlwein|Secco]] („Perlwein“)<ref>[http://www.quittensecco.de/ ''MUSTEA Quittensecco''] quittensecco.de.</ref> herstellen. Von regionaler Bedeutung ist die Zugabe in der [[Wikipedia:Apfelwein|Apfelwein]]- oder {{nowrap|-saftherstellung.}} Gebacken eignen sie sich als Dessert oder Beilage zu Fleisch. ''Quittenbrot'' ist eine Süßigkeit, hergestellt aus mit Zucker vermischtem eingedicktem Quittenmus, das etwa 1 cm dick auf einem Backblech verstrichen im Backofen gedörrt und anschließend in 2–3 cm große Rauten geschnitten und in Zucker gewendet wird. Quittenbrot ist heutzutage <!-- viele meiner älteren (60-, 70-jährigen) deutschen Gäste berichten, dass sie Quittenbrot aus ihrer Kindheit kennen; Aufgabe: schriftliche Quelle dazu finden --> im deutschsprachigen Raum im Handel fast nicht mehr erhältlich, in spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern ist [[Wikipedia:Dulce de membrillo|Dulce de membrillo]] eine verbreitete traditionelle Weihnachts- oder Wintersüßigkeit. |
Das fruchtig-herbe Aroma der Quitte kann im süßlichen Bereich ideal mit Zimt, Ingwer, Orangenschale, Rosinen, Mandeln und Vanille kombiniert werden. Auch mit Muskat, Szechuan-Pfeffer, Koriander oder Kardamom harmoniert die Frucht. | Das fruchtig-herbe Aroma der Quitte kann im süßlichen Bereich ideal mit Zimt, Ingwer, Orangenschale, Rosinen, Mandeln und Vanille kombiniert werden. Auch mit Muskat, Szechuan-Pfeffer, Koriander oder Kardamom harmoniert die Frucht. | ||
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Als Heildroge dienen die reifen Quittensamen. | Als Heildroge dienen die reifen Quittensamen. | ||
− | Wirkstoffe: Etwa 20 % [[Schleimstoffe]] (überwiegend [[Pentosane]]), bis 1,5 % [[Amygdalin]] und [[fettes Öl]]. | + | Wirkstoffe: Etwa 20 % [[Wikipedia:Schleimstoffe|Schleimstoffe]] (überwiegend [[Wikipedia:Pentosane|Pentosane]]), bis 1,5 % [[Wikipedia:Amygdalin|Amygdalin]] und [[Wikipedia:fettes Öl|fettes Öl]]. |
Anwendung: | Anwendung: | ||
− | Quittensamen werden (unzerkleinert, da sonst [[Blausäure]] aus [[Amygdalin]] frei wird) in der Volksheilkunde noch gelegentlich zur Bereitung eines Schleimes verwendet, der als Hustenreiz linderndes und mild abführendes Mittel gilt. | + | Quittensamen werden (unzerkleinert, da sonst [[Wikipedia:Blausäure|Blausäure]] aus [[Wikipedia:Amygdalin|Amygdalin]] frei wird) in der Volksheilkunde noch gelegentlich zur Bereitung eines Schleimes verwendet, der als Hustenreiz linderndes und mild abführendes Mittel gilt. |
− | Äußerlich kommt er in Salben oder Cremes unter anderem bei rissiger Haut, aufgesprungenen Lippen, wunden Brustwarzen, Verbrennungen, Wundliegen oder [[Hämorrhoiden]] zum Einsatz, auch als fettfreie, reizlose [[Salbengrundlage]] in der [[Kosmetik]]. | + | Äußerlich kommt er in Salben oder Cremes unter anderem bei rissiger Haut, aufgesprungenen Lippen, wunden Brustwarzen, Verbrennungen, Wundliegen oder [[Wikipedia:Hämorrhoiden|Hämorrhoiden]] zum Einsatz, auch als fettfreie, reizlose [[Wikipedia:Salbengrundlage|Salbengrundlage]] in der [[Wikipedia:Kosmetik|Kosmetik]]. |
− | Der Saft der ganzen Früchte, der neben Schleim auch reichlich [[Gerbstoffe]] enthält, kann bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Darmstörungen nützlich sein. | + | Der Saft der ganzen Früchte, der neben Schleim auch reichlich [[Wikipedia:Gerbstoffe|Gerbstoffe]] enthält, kann bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Darmstörungen nützlich sein. |
=== Verwendung als Duftspender === | === Verwendung als Duftspender === | ||
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== Symbolik, Mythologie, Kunst == | == Symbolik, Mythologie, Kunst == | ||
− | [[Datei:Wilhelm Busch Quitte.jpg|mini|''Das [[Quarz|'''Q'''uarz]] sitzt tief im Berges-Schacht,<br />Die '''Q'''uitte stiehlt man bei der Nacht.'' ([[Wilhelm Busch]], in: ''Naturgeschichtliches Alphabet'').<ref>{{Internetquelle |url=http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/bilderbogen/alpha.html |titel=Wilhelm Busch: Münchener Bilderbogen Nro. 405/406 – Naturgeschichtliches Alphabet für größere Kinder und solche, die es werden wollen |hrsg=Wilhelm-Busch-Seiten|datum=2006-01-28 |zugriff=2018-10-30}}</ref>]] | + | [[Datei:Wilhelm Busch Quitte.jpg|mini|''Das [[Wikipedia:Quarz|'''Q'''uarz]] sitzt tief im Berges-Schacht,<br />Die '''Q'''uitte stiehlt man bei der Nacht.'' ([[Wikipedia:Wilhelm Busch|Wilhelm Busch]], in: ''Naturgeschichtliches Alphabet'').<ref>{{Internetquelle |url=http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/bilderbogen/alpha.html |titel=Wilhelm Busch: Münchener Bilderbogen Nro. 405/406 – Naturgeschichtliches Alphabet für größere Kinder und solche, die es werden wollen |hrsg=Wilhelm-Busch-Seiten|datum=2006-01-28 |zugriff=2018-10-30}}</ref>]] |
* Seit jeher gelten die Quitten als Symbol für Liebe, Glück, Fruchtbarkeit, Klugheit, Schönheit, Beständigkeit und Unvergänglichkeit. | * Seit jeher gelten die Quitten als Symbol für Liebe, Glück, Fruchtbarkeit, Klugheit, Schönheit, Beständigkeit und Unvergänglichkeit. | ||
− | * [[Max Goldt]] beschäftigt sich in seinem Buch ''Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau'' mit dem von ihm kreierten raren Genre des Quitten[[witz]]es. | + | * [[Wikipedia:Max Goldt|Max Goldt]] beschäftigt sich in seinem Buch ''Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau'' mit dem von ihm kreierten raren Genre des Quitten[[Wikipedia:witz|witz]]es. |
== Abgrenzung == | == Abgrenzung == | ||
− | Die ebenfalls essbare [[Zierquitte]] (''Chaenomeles'') hat nur den Namensteil mit der Quitte gemeinsam, ist jedoch eine eigene [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] innerhalb der Familie der [[Rosengewächse]] (Rosaceae) und wird als [[Zierpflanze]] in Parks und Gärten verwendet. | + | Die ebenfalls essbare [[Wikipedia:Zierquitte|Zierquitte]] (''Chaenomeles'') hat nur den Namensteil mit der Quitte gemeinsam, ist jedoch eine eigene [[Wikipedia:Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] innerhalb der Familie der [[Wikipedia:Rosengewächse|Rosengewächse]] (Rosaceae) und wird als [[Wikipedia:Zierpflanze|Zierpflanze]] in Parks und Gärten verwendet. |
== Sonstiges == | == Sonstiges == | ||
− | Im unterfränkischen [[Astheim (Volkach)|Astheim]] führt ein von der Firma ''Mustea'' betriebener Quittenlehrpfad durch teilweise 100 Jahre alte Anbauflächen. Eine kooperierende Baumschule besitzt mit über 100 Sorten die wahrscheinlich größte Sammlung an Quittensorten in Deutschland.<ref>[http://www.quittenlehrpfad.de/ ''Astheimer Quittenlehrpfad''] auf quittenlehrpfad.de.</ref> | + | Im unterfränkischen [[Wikipedia:Astheim (Volkach)|Astheim]] führt ein von der Firma ''Mustea'' betriebener Quittenlehrpfad durch teilweise 100 Jahre alte Anbauflächen. Eine kooperierende Baumschule besitzt mit über 100 Sorten die wahrscheinlich größte Sammlung an Quittensorten in Deutschland.<ref>[http://www.quittenlehrpfad.de/ ''Astheimer Quittenlehrpfad''] auf quittenlehrpfad.de.</ref> |
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
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[[Kategorie:Heilpflanze]] | [[Kategorie:Heilpflanze]] | ||
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Aktuelle Version vom 28. Juni 2022, 10:46 Uhr
Quitte
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der Gattung | ||||||||||||
Cydonia | ||||||||||||
Mill. | ||||||||||||
der Art | ||||||||||||
Cydonia oblonga | ||||||||||||
Mill. |
Die Quitte [ˈkvɪtə] (Cydonia oblonga) ist die einzige Pflanzenart der Gattung Cydonia und gehört zur Untertribus der Kernobstgewächse (Pyrinae) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie wird als Obstbaum kultiviert.
Namensgebung
Das Wort „Quitte“ (althochdeutsch qitina und kutinna, mittelhochdeutsch auch kutin) stammt von griech.-lateinisch (malum) cydonium (Quittenapfel, „Kydonischer Apfel“) und beruht auf griech. (melon) kydónion. Ein Zusammenhang mit der griechischen Stadt Kydonia, heute Chania im Nordwesten der Insel Kreta, beruht wahrscheinlich auf volksetymologischer Deutung.[1][2]
Die Quitte ist außerdem indirekt Namensgeber für die Marmelade (von portugiesisch marmelo für Quitte, aus dem griechischen melimelon „Honigapfel“).
Ältere Synonyme in der deutschen Sprache sind Kretischer Apfel, Kydonischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venus- oder Adonis-Apfel, Baumwollapfel und Schmeckbirne.
Vorkommen
Die ursprüngliche Heimat liegt im östlichen Kaukasus und im Transkaukasus. Populationen in der Türkei, in Iran, Turkmenistan, Syrien und Afghanistan könnten durch die schon lange zurückliegende Verbreitung durch Menschen entstanden sein. Erste Nachweise über kultivierte Quitten aus dem Kaukasus reichen 4000 Jahre zurück, in Griechenland findet man sie ab 600 v. Chr., bei den Römern ab 200 v. Chr. In Mitteleuropa wird sie erst seit dem 9. Jahrhundert angebaut, als wärmeliebende Pflanze dort bevorzugt in Weinbaugebieten.[3]
Heute werden die Sorten vor allem in Asien und Europa angepflanzt. In West- und Mitteleuropa spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Der erwerbsmäßige Anbau ist in Deutschland selten. In Baden-Württemberg, in der Pfalz und im Rheinland werden gute Fruchtqualitäten erzielt.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Cydonia oblonga ist ein laubabwerfender Strauch oder kleiner Baum, der Wuchshöhen von 4 bis 8 Meter erreicht. Die Rinde junger Zweige ist violett und behaart (Indument) – später bräunlich violett und glatt. Die kleinen, behaarten Knospen sind nur von wenigen Schuppen geschützt.
Die wechselständigen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der behaarte Blattstiel ist 0,8 bis 1,5 Zentimeter lang. Die beim Austrieb behaarte, später verkahlende, eiförmige bis rundliche Blattspreite ist 5 bis 10 Zentimeter lang und 3 bis 5 Zentimeter breit. Der Blattrand ist ganz und die Spitze ist meist spitz oder bespitzt, seltener abgerundet bis stumpf oder eingebuchtet. Die Blätter sind oberseits fast kahl und unterseits etwas behaart. Es sind Nebenblätter vorhanden.
Generative Merkmale
Die Blüten stehen einzeln an den Spitzen beblätterter Zweige, genauer gesagt an der Spitze diesjähriger Triebe an einjährigen Zweigen (beim Baumschnitt zu beachten). Der behaarte Blütenstiel ist bis etwa 5 Millimeter lang. Die zwittrige, radiärsymmetrische, fünfzählige Blüte weist einen Durchmesser von 4 bis 5 Zentimeter auf mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Der Blütenbecher (Hypanthium) ist glockenförmig. Die fünf auf beiden Seiten behaarten Kelchblätter sind zurückgebogen und 5 bis 6 Millimeter lang mit ganzem Rand. Die fünf freien, weißen oder rosafarbenen Kronblätter sind verkehrt-eiförmig und etwa 1,8 Zentimeter lang. Die 20 Staubblätter sind etwa halb so lang wie die Kronblätter. Die fünf unterständigen Fruchtblätter enthalten jeweils viele Samenanlagen. Die fünf freien Griffel sind an ihrer Basis flaumig behaart und fast so lang wie die Staubblätter.
Die Quitte blüht nur in einem kurzen Zeitraum im Mai und Juni. Da die Quitte selbstfruchtbar ist, wird kein zweiter Baum zur Bestäubung benötigt.
Der wollig behaarte Fruchtstiel ist etwa 5 Millimeter lang. Die gelbe, duftende, kurz behaarte, vielsamige Frucht weist bei der Wildform einen Durchmesser von 3 cm[3] bis 5 cm[4] auf, kultivierte Sorten können deutlich größere Früchte bilden. Die zurückgeschlagenen Kelchblätter sind auch noch bei Reife deutlich zu erkennen. Die Früchte enthalten viele Samen. Auch die Frucht heißt Quitte. Es ist eine Sammelbalgfrucht – genauer eine Apfelfrucht; eine Scheinfrucht –, die im Aufbau Äpfeln oder Birnen ähnelt. Nach der äußeren Form der Früchte werden als Sortengruppen Apfelquitten (Cydonia oblonga var. maliformis) und Birnenquitten (Cydonia oblonga var. oblonga) unterschieden. Sie gehört zu den letzten Früchten im Saisonkalender und wird im Spätherbst, also normalerweise im Oktober bis hinein in den November, geerntet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.
Inhaltsstoffe
Die Samen enthalten Schleimstoffe, giftige cyanogene Glycoside und Öl. Die Quittenfrucht selber enthält viel Vitamin C, Kalium, Natrium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan und Fluor, Tannine (Catechin und Epicatechin), Gerbsäure, organische Säuren, viel Pektin und Schleimstoffe.
Ökologie
Quitten sind sommergrüne, dornenlose Bäume oder Sträucher. In Kultur wurden sie oft auf Weißdorn (Crataegus) gepfropft (heute allerdings bevorzugt auf speziell geeignete Quittenunterlagen), während sie ihrerseits gerne als Unterlage für Birnen (Pyrus) genommen werden, deren Früchte dadurch früher reifen und besonders aromatisch werden. Am Beispiel dieser Pflanze (und von Acer campestre) beschrieb der italienische Anatom Marcello Malpighi (1628–1694) erstmals die Blattentwicklung.
Die Blüten sind große, vorweibliche, intensiv duftende „Nektar führende Scheibenblumen“. In jedem der fünf Fruchtfächer befinden sich 8 bis 16, in zwei Reihen angeordnete Samenanlagen. Der Nektar wird am Grunde der Kronblätter abgegeben. Bestäuber sind vor allem kleine Hummeln und andere Bienenverwandte. Die meisten Sorten sind zwar selbstfertil, doch fördert die Fremdbestäubung den Fruchtansatz meist beträchtlich. Blütezeit ist von Mai bis Juni.
Die Früchte sind große, apfel- oder birnenähnliche Früchte, die von den bleibenden, sich zur Fruchtzeit vergrößernden Kelchblättern gekrönt werden. Das Fruchtfleisch besitzt zahlreiche Steinzellen. Der angenehm empfundene Duft beruht auf einem Gemisch von mindestens 80 Duftstoffen, vor allem von Estern. Die bekannte goldgelbe Färbung der Früchte, das sogenannte „quittegelb“ geht hauptsächlich auf das Flavon Quercetin zurück. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt bevorzugt durch den Siebenschläfer. Fruchtreife ist von September bis Oktober.
Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse.
Verwendung
Quittenbäume tragen bis in den späten Sommer hellgelbe Früchte, die sogar noch im November gepflückt werden können. Bei der Ernte ist auf der Frucht meist ein leichter Flaum enthalten. Die Quitte trägt vier bis acht Jahre nach ihrer Pflanzung die ersten Früchte. Die Vermehrung der Kultursorten aus Stecklingen oder Abrissen gelingt nur manchmal. Die im Handel erhältlichen Pflanzen sind meist durch Aufpfropfen veredelt.
Quitten (Quitte A) werden gern als Unterlage für andere Obstbäume, insbesondere für Birnen verwendet.
Verwendung als Lebensmittel
Die in der Schweiz, Deutschland und Österreich wachsenden Quittensorten sind für den Rohverzehr nicht geeignet, da sie hart und durch die Gerbstoffe bitter sind. Andernorts gibt es aber auch Sorten, die roh gegessen werden können, zum Beispiel die in der Türkei angebaute Shirin-Quitte. Quitten haben ein feinsäuerliches, leicht bitteres Zitrusaroma.
Bei der Zubereitung mitteleuropäischer Sorten muss in jedem Fall vor dem Verarbeiten der Früchte der Flaum oder Pelz der Quitten mit Hilfe eines (groben) Tuches gründlich abgerieben werden, da er reichlich Bitterstoffe enthält. Dann kann die Frucht geschält oder ungeschält verwendet werden. Erprobt ist auch das Abbürsten des Flaums mit einer Messingbürste. Da dabei die Schale aber kleine Kratzer bekommt, wird diese erheblich schnellere Methode nur angewandt, wenn die Früchte sofort weiterverarbeitet werden.
Quitten werden zum Verzehr gekocht, gedünstet, gedämpft oder gebacken. Aus Quitten kann man Marmelade, Kompott, Mus, Chutney, Quittensuppe, Quittenbrot, Saft und daraus Gelee (Quittenkäs), Likör, Wein,[5] Schnaps sowie Secco („Perlwein“)[6] herstellen. Von regionaler Bedeutung ist die Zugabe in der Apfelwein- oder -saftherstellung. Gebacken eignen sie sich als Dessert oder Beilage zu Fleisch. Quittenbrot ist eine Süßigkeit, hergestellt aus mit Zucker vermischtem eingedicktem Quittenmus, das etwa 1 cm dick auf einem Backblech verstrichen im Backofen gedörrt und anschließend in 2–3 cm große Rauten geschnitten und in Zucker gewendet wird. Quittenbrot ist heutzutage im deutschsprachigen Raum im Handel fast nicht mehr erhältlich, in spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern ist Dulce de membrillo eine verbreitete traditionelle Weihnachts- oder Wintersüßigkeit.
Das fruchtig-herbe Aroma der Quitte kann im süßlichen Bereich ideal mit Zimt, Ingwer, Orangenschale, Rosinen, Mandeln und Vanille kombiniert werden. Auch mit Muskat, Szechuan-Pfeffer, Koriander oder Kardamom harmoniert die Frucht.
Verwendung als Heilpflanze
Als Heildroge dienen die reifen Quittensamen.
Wirkstoffe: Etwa 20 % Schleimstoffe (überwiegend Pentosane), bis 1,5 % Amygdalin und fettes Öl.
Anwendung: Quittensamen werden (unzerkleinert, da sonst Blausäure aus Amygdalin frei wird) in der Volksheilkunde noch gelegentlich zur Bereitung eines Schleimes verwendet, der als Hustenreiz linderndes und mild abführendes Mittel gilt.
Äußerlich kommt er in Salben oder Cremes unter anderem bei rissiger Haut, aufgesprungenen Lippen, wunden Brustwarzen, Verbrennungen, Wundliegen oder Hämorrhoiden zum Einsatz, auch als fettfreie, reizlose Salbengrundlage in der Kosmetik.
Der Saft der ganzen Früchte, der neben Schleim auch reichlich Gerbstoffe enthält, kann bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Darmstörungen nützlich sein.
Verwendung als Duftspender
Reife Quitten kann man als Duftspender einsetzen, die ein herrliches Aroma verströmen. Früher wurden Quitten als natürliches Duftmittel zur frischen Wäsche gelegt.
Lagerfähigkeit
Zum Einlagern über einen längeren Zeitraum ist Vorsicht geboten: Die Schale ist so empfindlich wie ein rohes Ei und bekommt leicht Druckstellen. Damit die Früchte nicht vorzeitig verderben, sollten sie in einer mit Zeitung oder Holzwolle ausgelegten Kiste einlagig aufbewahrt werden. Bei kühlen Temperaturen von 12 bis 15 Grad können sie monatelang gelagert und bis ins nächste Jahr hinein verzehrt werden
Quittensorten
Symbolik, Mythologie, Kunst
- Seit jeher gelten die Quitten als Symbol für Liebe, Glück, Fruchtbarkeit, Klugheit, Schönheit, Beständigkeit und Unvergänglichkeit.
- Max Goldt beschäftigt sich in seinem Buch Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau mit dem von ihm kreierten raren Genre des Quittenwitzes.
Abgrenzung
Die ebenfalls essbare Zierquitte (Chaenomeles) hat nur den Namensteil mit der Quitte gemeinsam, ist jedoch eine eigene Pflanzengattung innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) und wird als Zierpflanze in Parks und Gärten verwendet.
Sonstiges
Im unterfränkischen Astheim führt ein von der Firma Mustea betriebener Quittenlehrpfad durch teilweise 100 Jahre alte Anbauflächen. Eine kooperierende Baumschule besitzt mit über 100 Sorten die wahrscheinlich größte Sammlung an Quittensorten in Deutschland.[8]
Siehe auch
Literatur
- Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Gattung Cydonia und Art Cydonia oblonga. S. 170 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 9: Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und Saint Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik).
- Monika Schirmer: Die Quitte – eine fast vergessene Obstart. IHW-Verlag, Eching 2003, ISBN 3-930167-54-9. Botanik, Literatur, Kunst, Heilmittel und Rezepte.
- Rosenblatt, Lucas/Christandl, Freddy: Quitten. Das Comeback einer vergessenen Frucht. Hädecke 2007.
- Rainer Söcknick-Scholz: Quitten – Vergessene Köstlichkeiten? púca-prints, Oldenburg 2003, ISBN 3-8311-5004-4 Kulturgeschichte, Anbau und Verwertung.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Buch der Heilpflanzen. Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
Weblinks
- Vielfältige Informationen besonders zum Anbau, (Memento vom 15. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF), Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG).
- Badische Küchenkunde: Quitte auf bad-bad.de.
- Unterfränkisches Rekultivierungsprojekt alter Quittensorten auf mustea.de.
- Infos über die Quitte mit einer erweiterten Sortenliste auf digicube.de.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Einzelnachweise
- ↑ Kluge: Etymologisches Wörterbuch.
- ↑ Franz Dornseiff: Die griechischen Wörter im Deutschen. Berlin 1950, S. 48
- ↑ 3,0 3,1 P. Hanelt, IPK (Hrsg.): Mansfeld’s Encyclopedia of Agricultural and Horticultural Crops. (online).
- ↑ Gu Cuizhi (Ku Tsue-chih), Stephen A. Spongberg: Gattung Cydonia und Art Cydonia oblonga, S. 170 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 9: Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und Saint Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8.
- ↑ Quittenwein / Quittenmost auf quittenmost.de.
- ↑ MUSTEA Quittensecco quittensecco.de.
- ↑ Wilhelm Busch: Münchener Bilderbogen Nro. 405/406 – Naturgeschichtliches Alphabet für größere Kinder und solche, die es werden wollen. Wilhelm-Busch-Seiten, 28. Januar 2006, abgerufen am 30. Oktober 2018.
- ↑ Astheimer Quittenlehrpfad auf quittenlehrpfad.de.