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Olivenbaum: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Olivenbaum''' (''Olea europaea''), auch '''Echter Ölbaum''' genannt, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der [[Wikipedia:Ölbäume|Ölbäume]] (''Olea''), die zur Familie der [[Wikipedia:Ölbaumgewächse|Ölbaumgewächse]] (Oleaceae) gehört. Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als [[Wikipedia:Nutzpflanze|Nutzpflanze]] kultiviert.
{{Taxobox
 
| Taxon_Name      = Olivenbaum
 
| Taxon_WissName  = Olea europaea
 
| Taxon_Rang      = Art
 
| Taxon_Autor      = [[Carl von Linné|L.]]
 
| Taxon2_Name      = Ölbäume
 
| Taxon2_WissName  = Olea
 
| Taxon2_Rang      = Gattung
 
| Taxon3_Name      = Ölbaumgewächse
 
| Taxon3_WissName  = Oleaceae
 
| Taxon3_Rang      = Familie
 
| Taxon4_Name      = Lippenblütlerartige
 
| Taxon4_WissName  = Lamiales
 
| Taxon4_Rang      = Ordnung
 
| Taxon5_Name      = Euasteriden I
 
| Taxon5_Rang      = ohne
 
| Taxon6_Name      = Asteriden
 
| Taxon6_Rang      = ohne
 
| Bild            = Tafelneuolive4.jpg
 
| Bildbeschreibung =<br />''Olea europaea'' – Illustration<br />aus „Köhler’s Medicinalpflanzen“ von 1887.<br /><div style="text-align:left">
 
&nbsp;'''A:''' Blühender Zweig<br />
 
&nbsp;'''1:''' Geschlossene Blüte = Blütenknospe<br />
 
&nbsp;'''2:''' Staubblätter, Vorder- und Rückseite in geöffneter Blüte<br />
 
&nbsp;'''3:''' Blütenstempel in Blüte ohne Blütenhüllblätter<br />
 
&nbsp;'''4:''' Olivenkern = Same der [[Steinfrucht]], rechts Längsschnitt<br />
 
&nbsp;'''5:''' [[Staubblatt]]<br />
 
&nbsp;'''6:''' Blüte und [[Fruchtknoten]]: Längsschnitt<br />
 
&nbsp;'''7:''' Olive im Querschnitt, Fruchtfleisch und Samen darstellend<br />
 
&nbsp;'''8:''' Steinfrucht (Olive)<br />
 
&nbsp;'''9:''' Sternhaar</div>
 
}}
 
 
 
Der '''Olivenbaum''' (''Olea europaea''), auch '''Echter Ölbaum''' genannt, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der [[Ölbäume]] (''Olea''), die zur Familie der [[Ölbaumgewächse]] (Oleaceae) gehört. Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als [[Nutzpflanze]] kultiviert.
 
  
 
== Beschreibung ==
 
== Beschreibung ==
 
=== Habitus und Stamm ===
 
=== Habitus und Stamm ===
[[Datei:Old olive tree in Karystos, Euboia, Greece.jpg|mini|hochkant|Stamm eines alten Olivenbaums auf [[Euböa]]]]
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[[Datei:Old olive tree in Karystos, Euboia, Greece.jpg|mini|hochkant|Stamm eines alten Olivenbaums auf [[Wikipedia:Euböa|Euböa]]]]
Der Olivenbaum wächst als reich verzweigter, [[Immergrüne Pflanze|immergrüner]] [[Baum]] oder [[Strauch]] und erreicht (je nach Sorte) Wuchshöhen von 10 bis zu 20&nbsp;Meter. Die wilden Olivenbäume sind kleiner als die Züchtungen. Junge Zweige sind etwas kantig. Die grüngraue, glatte Rinde junger Zweige, die Blattstiele und die Blattspreite sind intensiv silber-grau oder rostfarben beschuppt, die Rinde wird im Alter zu einer rissigen [[Borke]].
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Der Olivenbaum wächst als reich verzweigter, [[Wikipedia:Immergrüne Pflanze|immergrüner]] [[Wikipedia:Baum|Baum]] oder [[Wikipedia:Strauch|Strauch]] und erreicht (je nach Sorte) Wuchshöhen von 10 bis zu 20&nbsp;Meter. Die wilden Olivenbäume sind kleiner als die Züchtungen. Junge Zweige sind etwas kantig. Die grüngraue, glatte Rinde junger Zweige, die Blattstiele und die Blattspreite sind intensiv silber-grau oder rostfarben beschuppt, die Rinde wird im Alter zu einer rissigen [[Wikipedia:Borke|Borke]].
  
Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar in Vouves auf [[Kreta]] ([[Griechenland]]) wird auf 4000 Jahre geschätzt. Da das Innere des Baumes zur [[Baumringanalyse|genaueren Bestimmung]] fehlt, geht man von mindestens 2000 Jahren aus.<ref>[http://www.kathimerini.gr/787195/article/epikairothta/ellada/h-ghraia-elia-twn-voyvwn-shmantiko-a3io8eato-toy-nomoy-xaniwn ''Der alte Olivenbaum von Vouves, ein wichtiger Meilenstein von Chania.''] kathimerini.gr, abgerufen am 23.&nbsp;Februar 2016 (griechisch).</ref> Weitere sehr alte Olivenbäume befinden sich in [[Spanien]]: ein Exemplar in [[Tarragona]] ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in [[Castellón]].<ref>[http://www.lavanguardia.com/vida/20150618/54432379556/el-olivo-mas-viejo-de-espana-tiene-1-701-anos-y-esta-en-ulldecona-tarragona.html ''El olivo más viejo de España tiene 1.701 años y está en Ulldecona''] (dt.: Der älteste Olivenbaum in Spanien ist 1701 Jahre alt und steht in Ulldecona).Lavanguardia.com, abgerufen am 23.&nbsp;Februar 2016 (spanisch).</ref>
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Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar in Vouves auf [[Wikipedia:Kreta|Kreta]] ([[Wikipedia:Griechenland|Griechenland]]) wird auf 4000 Jahre geschätzt. Da das Innere des Baumes zur [[Wikipedia:Baumringanalyse|genaueren Bestimmung]] fehlt, geht man von mindestens 2000 Jahren aus.<ref>[http://www.kathimerini.gr/787195/article/epikairothta/ellada/h-ghraia-elia-twn-voyvwn-shmantiko-a3io8eato-toy-nomoy-xaniwn ''Der alte Olivenbaum von Vouves, ein wichtiger Meilenstein von Chania.''] kathimerini.gr, abgerufen am 23.&nbsp;Februar 2016 (griechisch).</ref> Weitere sehr alte Olivenbäume befinden sich in [[Wikipedia:Spanien|Spanien]]: ein Exemplar in [[Wikipedia:Tarragona|Tarragona]] ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in [[Wikipedia:Castellón|Castellón]].<ref>[http://www.lavanguardia.com/vida/20150618/54432379556/el-olivo-mas-viejo-de-espana-tiene-1-701-anos-y-esta-en-ulldecona-tarragona.html ''El olivo más viejo de España tiene 1.701 años y está en Ulldecona''] (dt.: Der älteste Olivenbaum in Spanien ist 1701 Jahre alt und steht in Ulldecona).Lavanguardia.com, abgerufen am 23.&nbsp;Februar 2016 (spanisch).</ref>
  
Die Olivenbäume in den [[Hain|Olivenhainen]] werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.<!-- da wird es schwer sein einen Beleg zu finden für die zwei Sätze.-->
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Die Olivenbäume in den [[Wikipedia:Hain|Olivenhainen]] werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.<!-- da wird es schwer sein einen Beleg zu finden für die zwei Sätze.-->
  
 
=== Wurzel ===
 
=== Wurzel ===
Die Entwicklung und der Wuchs der [[Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] hängt maßgeblich von der Lockerheit des Bodens ab. Ein lockerer Boden bewirkt ein nahezu senkrechtes Wachstum bis zu 7&nbsp;m in die Erde; ist der Nährboden jedoch fest und felsig, entwickeln sich die Wurzeln eher flach und bilden ein verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum. Im Allgemeinen befinden sich die meisten Wurzeln, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, jedoch in etwa 1&nbsp;m Tiefe.<ref name="Barranco+al1998" /> Jede Hauptwurzel der Olive kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet werden – entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt.
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Die Entwicklung und der Wuchs der [[Wikipedia:Wurzel (Pflanze)|Wurzeln]] hängt maßgeblich von der Lockerheit des Bodens ab. Ein lockerer Boden bewirkt ein nahezu senkrechtes Wachstum bis zu 7&nbsp;m in die Erde; ist der Nährboden jedoch fest und felsig, entwickeln sich die Wurzeln eher flach und bilden ein verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum. Im Allgemeinen befinden sich die meisten Wurzeln, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, jedoch in etwa 1&nbsp;m Tiefe. Jede Hauptwurzel der Olive kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet werden – entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt.
  
 
=== Blatt ===
 
=== Blatt ===
 
[[Datei:Olea europaea subsp europaea Leafs.jpg|mini|Vorder- und Rückseite der Laubblätter des Europäischen Olivenbaumes.]]
 
[[Datei:Olea europaea subsp europaea Leafs.jpg|mini|Vorder- und Rückseite der Laubblätter des Europäischen Olivenbaumes.]]
Der Olivenbaum ist eine [[immergrüne Pflanze]], das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszeitunabhängig abgeworfen. Die gegenständigen, kleinen [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 2 bis 5&nbsp;mm lang. Die einfache, ledrige Blattspreite ist schmal lanzettlich bis elliptisch, selten schmal eiförmig, 1,5 bis 10&nbsp;cm lang, 0,5 bis 2&nbsp;cm breit, ganzrandig und läuft lanzettenförmig spitz nach vorne zu. Auf beiden Seiten der Mittelrippe befinden sich 5 bis 11 Hauptseitennerven. Die Blattoberseite ist graugrün. Die silbrig glänzende und grau gefärbte Blattunterseite besitzt kleine Härchen; sie sind als Sternhaare oder sternförmige Schuppenhaare ausgebildet, die die Wasserabgabe des Baumes vermindern, indem sie die [[Diffusion]] von Wasserdampf aus den [[Stoma (Botanik)|Spaltöffnungen]] vermindern.
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Der Olivenbaum ist eine [[Wikipedia:immergrüne Pflanze|immergrüne Pflanze]], das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszeitunabhängig abgeworfen. Die gegenständigen, kleinen [[Wikipedia:Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 2 bis 5&nbsp;mm lang. Die einfache, ledrige Blattspreite ist schmal lanzettlich bis elliptisch, selten schmal eiförmig, 1,5 bis 10&nbsp;cm lang, 0,5 bis 2&nbsp;cm breit, ganzrandig und läuft lanzettenförmig spitz nach vorne zu. Auf beiden Seiten der Mittelrippe befinden sich 5 bis 11 Hauptseitennerven. Die Blattoberseite ist graugrün. Die silbrig glänzende und grau gefärbte Blattunterseite besitzt kleine Härchen; sie sind als Sternhaare oder sternförmige Schuppenhaare ausgebildet, die die Wasserabgabe des Baumes vermindern, indem sie die [[Wikipedia:Diffusion|Diffusion]] von Wasserdampf aus den [[Wikipedia:Stoma (Botanik)|Spaltöffnungen]] vermindern.
  
 
=== Blütenstand und Blüte ===
 
=== Blütenstand und Blüte ===
 
[[Datei:Olivenblüten.jpg|mini|hochkant|Blüten mit Blütenstaub]]
 
[[Datei:Olivenblüten.jpg|mini|hochkant|Blüten mit Blütenstaub]]
Abhängig vom Verbreitungsgebiet blühen Olivenbäume von Ende April bis Anfang Juni. An end- oder seitenständigen, 2 bis 4&nbsp;cm langen, [[Rispe|rispigen]] [[Blütenstände]]n stehen zwischen 10 und 40 Blüten.
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Abhängig vom Verbreitungsgebiet blühen Olivenbäume von Ende April bis Anfang Juni. An end- oder seitenständigen, 2 bis 4&nbsp;cm langen, [[Wikipedia:Rispe|rispigen]] [[Wikipedia:Blütenstände|Blütenstände]]n stehen zwischen 10 und 40 Blüten.
  
Die fast sitzenden, vierzähligen [[Blüte]]n des Olivenbaumes sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein und besitzen eine doppelte Blütenhülle (Perianth). Die vier [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind 1 bis 1,5&nbsp;mm lang. Die vier weißen bis gelblichen, 2,5 bis 4&nbsp;mm langen [[Kronblatt|Kronblätter]] sind zu einer etwa 1&nbsp;mm langen Kronröhre verwachsen, die in vier elliptisch-länglichen, involuten, 1,5 bis 3&nbsp;mm langen Kronlappen endet. Jede Blüte enthält zwei [[Staubblatt|Staubblätter]] und zwei [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]].
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Die fast sitzenden, vierzähligen [[Wikipedia:Blüte|Blüte]]n des Olivenbaumes sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein und besitzen eine doppelte Blütenhülle (Perianth). Die vier [[Wikipedia:Kelchblatt|Kelchblätter]] sind 1 bis 1,5&nbsp;mm lang. Die vier weißen bis gelblichen, 2,5 bis 4&nbsp;mm langen [[Wikipedia:Kronblatt|Kronblätter]] sind zu einer etwa 1&nbsp;mm langen Kronröhre verwachsen, die in vier elliptisch-länglichen, involuten, 1,5 bis 3&nbsp;mm langen Kronlappen endet. Jede Blüte enthält zwei [[Wikipedia:Staubblatt|Staubblätter]] und zwei [[Wikipedia:Fruchtblatt|Fruchtblätter]].
  
Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel etwa sechs Wochen vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, weil die Blütenzahl vermindert wird und Blüten nicht zum Fruchten kommen. Die meisten Sorten sind selbstbefruchtend, wobei Fremdbestäubung meist den Ertrag steigert. Einige Sorten sind jedoch auf Fremdbestäubung angewiesen und brauchen ein genetisch verschiedenes Exemplar zur [[Bestäubung]]. Die Blüte wird über den Wind bestäubt.
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Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel etwa sechs Wochen vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, weil die Blütenzahl vermindert wird und Blüten nicht zum Fruchten kommen. Die meisten Sorten sind selbstbefruchtend, wobei Fremdbestäubung meist den Ertrag steigert. Einige Sorten sind jedoch auf Fremdbestäubung angewiesen und brauchen ein genetisch verschiedenes Exemplar zur [[Wikipedia:Bestäubung|Bestäubung]]. Die Blüte wird über den Wind bestäubt.
  
 
=== Frucht und Samen ===
 
=== Frucht und Samen ===
[[Datei:Olivenkern.png|mini|hochkant|Querschnitt eines Olivenkerns.]]
 
Es wird eine einsamige [[Steinfrucht]], die Olive, gebildet. Die ellipsoide bis fast kugelige Steinfrucht weist eine Länge von 0,7 bis 4&nbsp;cm und einen Durchmesser von 1 bis 2&nbsp;cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.
 
  
Die durchschnittliche Zusammensetzung des [[Fruchtfleisch]]es einer Olive besteht aus:<ref name="BelitzGrosch1995" />
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Es wird eine einsamige [[Wikipedia:Steinfrucht|Steinfrucht]], die Olive, gebildet. Die ellipsoide bis fast kugelige Steinfrucht weist eine Länge von 0,7 bis 4&nbsp;cm und einen Durchmesser von 1 bis 2&nbsp;cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.
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Die durchschnittliche Zusammensetzung des [[Wikipedia:Fruchtfleisch|Fruchtfleisch]]es einer Olive besteht aus:
  
 
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Die Olive ist eine [[Mittelmeerraum|mediterrane]] [[Steinfrucht]]. Sie ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die [[Bitterstoff]]e ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit [[Eisengluconat]] schwarz gefärbte Oliven verkauft.
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Die Olive ist eine [[Wikipedia:Mittelmeerraum|mediterrane]] [[Wikipedia:Steinfrucht|Steinfrucht]]. Sie ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die [[Bitterstoff]]e ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit [[Wikipedia:Eisengluconat|Eisengluconat]] schwarz gefärbte Oliven verkauft.
  
90 % der Oliven werden zu [[Olivenöl]] gepresst.
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90 % der Oliven werden zu [[Wikipedia:Olivenöl|Olivenöl]] gepresst.
  
Im [[Handel]] erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit [[Paprika]], [[Mandel]]n) sowie das [[Einlegen]]/[[Marinieren]] der ganzen oder entkernten Früchte.
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Im [[Wikipedia:Handel|Handel]] erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit [[Paprika]], [[Wikipedia:Mandel|Mandel]]n) sowie das [[Wikipedia:Einlegen|Einlegen]]/[[Wikipedia:Marinieren|Marinieren]] der ganzen oder entkernten Früchte.
  
In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere [[Konservierungsmittel|Konservierungsstoffe]] bei kühler und dunkler Lagerung zumindest ein Jahr haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die [[Mittelmeerküche|mediterrane Küche]] erklärt.
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In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere [[Wikipedia:Konservierungsmittel|Konservierungsstoffe]] bei kühler und dunkler Lagerung zumindest ein Jahr haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die [[Wikipedia:Mittelmeerküche|mediterrane Küche]] erklärt.
  
Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der [[Alternanz (Gartenbau)|Alternanz]]; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus.
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Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der [[Wikipedia:Alternanz (Gartenbau)|Alternanz]]; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus.
 
<gallery mode="packed" caption="Blüten und Früchte">
 
<gallery mode="packed" caption="Blüten und Früchte">
 
  Blühender Olivenbaum.jpg|Blütenstände
 
  Blühender Olivenbaum.jpg|Blütenstände
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=== Chromosomenzahl ===
 
=== Chromosomenzahl ===
Die [[Chromosom]]enzahl beträgt 2n = 46.
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Die [[Wikipedia:Chromosom|Chromosom]]enzahl beträgt 2n = 46.
  
 
== Heimat ==
 
== Heimat ==
[[Datei:Olea europa.jpg|mini|Fossile Blattabdrücke von ''Olea europaea'' aus Fira/[[Santorin]] (GR), Alter 54.000 Jahre]]
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[[Datei:Olea europa.jpg|mini|Fossile Blattabdrücke von ''Olea europaea'' aus Fira/[[Wikipedia:Santorin|Santorin]] (GR), Alter 54.000 Jahre]]
Die wilde Olive hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes ([[Disjunktion (Ökologie)|disjunktes]]) natürliches Vorkommen: [[Mittelmeerraum|Mittelmeergebiet]], [[Naher Osten]] und [[Südafrika]]. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten (siehe [[#Verbreitung|Anbau/Verbreitung]]). In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrücken von ''Olea europea'' auf der Insel [[Santorin]] widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans [[Santorin|Thera]] bei einem Ausbruch vor 54.000 Jahren eingeschlossen.
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Die wilde Olive hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes ([[Wikipedia:Disjunktion (Ökologie)|disjunktes]]) natürliches Vorkommen: [[Wikipedia:Mittelmeerraum|Mittelmeergebiet]], [[Wikipedia:Naher Osten|Naher Osten]] und [[Wikipedia:Südafrika|Südafrika]]. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten (siehe [[#Verbreitung|Anbau/Verbreitung]]). In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrücken von ''Olea europea'' auf der Insel [[Wikipedia:Santorin|Santorin]] widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans [[Wikipedia:Santorin|Thera]] bei einem Ausbruch vor 54.000 Jahren eingeschlossen.
  
 
== Ökologie ==
 
== Ökologie ==
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Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:
 
Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:
:Ägäischer Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald (Oleo-Ceratonion): Von der Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald-Formation gibt es klimaabhängige Variationen. Überall sind neben der Wildform des Ölbaums (''Olea europaea'' var. ''sylvestris'') aber folgende Arten vertreten: [[Johannisbrotbaum]] (''Ceratonia siliqua''), [[Mastixstrauch|Wilde Pistazie]] (''Pistacia lentiscus''). Die Pflanzengesellschaften dieses [[Verband (Pflanzensoziologie)|Verbandes]] besiedeln meist den Küstenbereich und kommen nur bis in eine Höhenlage von etwa 200&nbsp;m NN auf tiefgründigen Böden und bei einem subhumiden Klima vor. In Lagen mit Luveffekten werden diese Waldgesellschaften jedoch schon ab 100&nbsp;m NN von ''[[Quercus pubescens]]'' verdrängt.
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:Ägäischer Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald (Oleo-Ceratonion): Von der Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald-Formation gibt es klimaabhängige Variationen. Überall sind neben der Wildform des Ölbaums (''Olea europaea'' var. ''sylvestris'') aber folgende Arten vertreten: [[Wikipedia:Johannisbrotbaum|Johannisbrotbaum]] (''Ceratonia siliqua''), [[Wikipedia:Mastixstrauch|Wilde Pistazie]] (''Pistacia lentiscus''). Die Pflanzengesellschaften dieses [[Wikipedia:Verband (Pflanzensoziologie)|Verbandes]] besiedeln meist den Küstenbereich und kommen nur bis in eine Höhenlage von etwa 200&nbsp;m NN auf tiefgründigen Böden und bei einem subhumiden Klima vor. In Lagen mit Luveffekten werden diese Waldgesellschaften jedoch schon ab 100&nbsp;m NN von ''[[Wikipedia:Quercus pubescens|Quercus pubescens]]'' verdrängt.
 
 
:Auch in der Türkei ist der Olivenbaum (''Olea europaea'') Bestandteil des Hartlaubwaldes der Tiefenlagen, weitere wichtige Arten sind [[Steineiche|Stein-Eiche]] (''Quercus ilex''), [[Kermes-Eiche]] (''Quercus coccifera''), [[Johannisbrotbaum]] (''Ceratonia siliqua'') und ''[[Pinus brutia]]'' (Kalabrische Kiefer).
 
 
 
== Systematik ==
 
Die Erstveröffentlichung des Artnamens ''Olea europaea'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]].<ref name="SpeciesPlantarum" />
 
 
 
Von der Art ''Olea europaea'' unterscheidet man mehrere Unterarten:
 
[[Datei:Olea europaea subsp europaea.jpg|mini|hochkant|''Olea europaea'' subsp. ''europaea'']]
 
* ''Olea europaea'' {{Person|L.}} subsp. ''europaea'': Heimat des Echten Olivenbaumes, auch Europäischer Olivenbaum genannt, ist der gesamte Mittelmeerraum und die Kanaren. Mit dieser Unterart beschäftigt sich der restliche Teil des Artikels, es ist der Olivenbaum im engeren Sinn. Aus dieser Unterart wurden alle Olivenbaumsorten gezüchtet.
 
** ''Olea europaea'' {{Person|L.}} subsp. ''europaea'' var. ''europaea'': die Kultursorten des Olivenbaums
 
** ''Olea europaea'' {{Person|L.}} subsp. ''europaea'' var. ''sylvestris'' {{Person|(Mill.) Lehr}} (Syn.: ''Olea oleaster'' {{Person|Hoffmans. & Link}}): die Wildform, charakterisiert durch oft strauchförmigen Wuchs, etwas breitere Blätter und kleinere Früchte.<ref name="Green2002" />
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''africana'' {{Person|(Mill.) P.S.Green}} (Syn.: ''Olea africana'' {{Person|Mill.}}, ''Olea chrysophylla'' {{Person|Lam.}}) kommt ursprünglich im [[Jemen]] und im [[Gebel-Elba-Nationalpark|Gebel-Elba]]-Gebiet im äußersten Süden [[Ägypten]]s vor. Es ist ein 9 bis 12&nbsp;m hoher immergrüner Baum, der heute in Afrika, Madagaskar, Arabien, Indien bis China verbreitet ist. Die süßen bis sauren Früchte sind beliebt bei Mensch und Tier. Von den Blättern kann man einen [[Olivenblättertee|Tee]] machen, und aus den Früchten wird eine Tinte hergestellt. Das harte, schön goldbraune Holz wird verwendet zur Herstellung von Möbeln und Kunstgegenständen. In der Volksheilkunde gewinnt man von dem Baum Augentropfen und ein Mittel gegen Nierenleiden. Die Früchte wurden früher gegen Durchfall verwendet. Der Anbau ist auch in sehr trockenen Gebieten möglich.<ref name="Plantzafrica" />
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''cerasiformis'' {{Person|G.Kunkel & Sunding}}: Sie kommt nur auf [[Madeira]] vor.<ref name="WCSP" />
 
[[Datei:Olea cerasiformis kz3.JPG|mini|hochkant|''Olea europaea'' subsp. ''guanchica'']]
 
<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Starr 010423-0037 Olea europaea subsp. cuspidata.jpg|mini|hochkant|ohne|''Olea europaea'' subsp. ''cuspidata'']]</div>
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''cuspidata'' {{Person|(Wallich ex G.Don) Ciferri}}: Sie ist  kleinfruchtig und hat eine rostbraune Blattunterseite. Sie kommt von Eritrea bis in südliche Afrika vor, von der Arabischen Halbinsel bis Yunnan und auf dem Maskarenen.<ref name="WCSP" />
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''guanchica'' {{Person|P.Vargas}}: Beheimatet auf den Kanaren.<ref name="WCSP" />
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''laperrinei'' {{Person|(Batt. & Trab.) Cif.}}: Sie kommt vor in der Sahara in [[Algerien]], im [[Sudan]] und im [[Niger]].<ref name="AOB" /><ref name="WCSP" />
 
* ''Olea europaea'' subsp. ''maroccana'' {{Person|(Greuter & Burdet) P.Vargas}}: Beheimatet in [[Marokko]].<ref name="WCSP" />
 
 
 
== Anbau ==
 
=== Verbreitung ===
 
[[Datei:Olea europaea range.svg|mini|400px|links|Verbreitungsgebiet Legende der Subspecies
 
{{Farblegende|#70A800}} ''Olea europaea'' subsp. ''europaea''.<br/> {{Farblegende|#CA7AF5}} ''Olea europaea'' subsp. ''laperrinei''.<br/> {{Farblegende|#FF5500}} ''Olea europaea'' subsp. ''cerasiformis''.<br/> {{Farblegende|#0070FF}} ''Olea europaea'' subsp. ''guanchica''.<br/> {{Farblegende|#FFFF00}} ''Olea europaea'' subsp. ''maroccana''.<br/> <span style="color:#FFA800"><big>&#9650;</big></span>Eingeführt und eingebürgert ([[Synanthropie|synanthropisch]]).]]
 
[[Datei:Olea europaea var sylvestris.jpg|mini|links|''Olea europaea'' var. ''sylvestris'' auf [[Mallorca]]]]
 
Der Olivenbaum wächst in allen [[Mittelmeerraum|Gebieten um das Mittelmeer]] und zum Teil auch um das Schwarze Meer, d.&nbsp;h. in Gebieten, die keine extremen Klimabedingungen aufweisen. Er kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist. Er gilt als Charakterpflanze der mediterranen Pflanzenwelt und weist die Gebiete, in denen er gedeiht, als Gebiete mit mediterranem oder [[Mittelmeerklima]] aus.
 
 
 
[[Datei:Rocche-di-Cusa-bjs-4.jpg|mini|Olivenhain auf [[Sizilien]]]]
 
[[Datei:OlivenAnbauBeiJaén.jpg|mini|Olivenanbau bei [[Jaén]] in [[Spanien]]]]
 
Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweitern. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen letztendlich aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als ein Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Derzeit befindet sich die nördlichste Anpflanzung Europas in [[Köln]]. Hier wurden seit 2008 über 170 Olivenbäume gesetzt.<ref name="Imgrund2008" /> Olivenbäume in Österreich zu kultivieren wurde erstmals 2016 in [[Mörbisch am See]] begonnen.<ref>[http://burgenland.orf.at/news/stories/2887430/ ''Oliven aus Mörbisch.''] [[orf.at]], 4. Jänner 2018, abgerufen 5. Jänner 2018.</ref>
 
 
 
Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas, wo er erstmals im Jahr 1560 in [[Lima]] durch die spanischen Eroberer angepflanzt wurde, sowie weiterhin in Australien, Südafrika und Japan angebaut. Alle Anbaugebiete des Olivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru, wohin er von den spanischen [[Konquistador]]en im 16.&nbsp;Jahrhundert gebracht wurde. Von dort aus gelangte er über Mexiko bis Kalifornien und [[Hawaii]].
 
 
 
=== Vermehrung ===
 
Die Olivenkerne werden durch Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden allerdings meist über [[Steckling]]e vermehrt. Die so entstehenden Pflanzen sind genetisch identisch (siehe [[Klonen]]). Damit haben die Jungpflanzen alle Eigenschaften der für die Vermehrung ausgewählten Mutterpflanze, sind aber auch alle auf gleiche Weise anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
 
 
 
=== Ernte ===
 
[[Datei:Tree harvest.jpg|mini|links|Olivenernte im 19.&nbsp;Jahrhundert]]
 
Von der Jungpflanze bis zum ersten Ertrag dauert es oft sieben Jahre. Die Ernte findet je nach Gebiet ab Mitte Oktober, teilweise bis in den März statt. Wer nach Kalabrien kommt, wird aus der Ferne immer wieder rote Flächen sehen; dies sind feine Netze, die ausgelegt werden, um die Oliven aufzufangen. In Sizilien z.&nbsp;B. werden die Netze immer wieder verschoben, da traditionell von Hand gepflückt wird oder mit einer Art Kamm und man nicht wartet, bis die Oliven von selbst zu Boden fallen.
 
 
 
[[Datei:OlivenNetzSauerklee.jpg|mini|Oliven im Sammelnetz]]
 
[[Datei:Olive harvest 2014.webm|mini|maschinelle Olivenernte in Neuseeland]]
 
Auch in Griechenland verwendet man Netze, um die herabgefallenen oder herabgeschlagenen Oliven aufzufangen. Die Ernte der Öl-Oliven erfolgt teilweise durch Absägen ganzer Äste, von denen anschließend die Oliven maschinell abgeschlagen werden. Größere Stücke des Holzes dienen dabei traditionell als Brennholz, dünne Äste werden später an Ort und Stelle verbrannt. Diese Erntemethode geht mit dem starken Rückschnitt der Bäume, die überwiegend an den zweijährigen Trieben Früchte tragen, einher, der den Baum auf einer erntegerechten Größe hält.
 
 
 
Die Erntemethode ist auch davon abhängig, ob der Bauer unreife grüne oder ausgereifte dunkeloliv-schwarze Früchte erfassen möchte.
 
 
 
In [[Intensive Landwirtschaft|Intensivanbau]] werden Oliven mit [[Obstvollernter|Erntemaschinen]] geerntet, die über die in einheitlichen Reihen gepflanzten Bäume hinwegfahren, die Oliven abschlagen, aufsammeln, von Blättern und kleinen Ästen befreien und entweder selbst speichern oder über Förderbänder an mitfahrende Transporter übergeben. Dabei wird bevorzugt nachts gearbeitet, da durch die niedrigeren Temperaturen eine höhere Qualität der geernteten Oliven erreicht werden kann.
 
 
 
Diese Erntemethode geriet 2018 in die Kritik, weil nachts viele in den Bäumen schlafende [[Vogelzug|Zugvögel]], darunter etliche geschützte Arten, in großer Zahl mit in die Erntemaschinen geraten und dabei umkommen.<ref>[https://www.ecologistasenaccion.org/?p=110312 ''La recogida mecanizada nocturna de aceitunas puede provocar la muerte de 2.600.000 de aves.''] Ecologistas en Acción, 26.&nbsp;November 2018 (spanisch).</ref><ref>[https://www.ecologistasenaccion.org/wp-content/uploads/2018/11/informe-sobre-el-impacto-generado-por-la-explotacion-del-olivar-en-superintensivo-sobre-las-especies-protegidas-en-andalucia.pdf ''Informe sobre el impacto generado por la explotación del olivar en superintensivo sobre las especies protegidas en Andalucía.''] Junta de Andalucía, Dirección General de Gestión del Medio Natural y Espacios Protegidos [2018] (spanisch).</ref><ref>vgl. auch [http://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-8-2019-000124-ASW_EN.html Antwort der Europäischen Kommission vom 12.&nbsp;März 2019] auf eine Anfrage von Carolina Punset ([[Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Partei)|ALDE]]): [http://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-8-2019-000124_EN.html ''Migratory birds endangered by mechanised olive harvesting.''].</ref> Allein auf den großen Intensivanbauflächen in Andalusien mit ca. 21.000 [[Hektar|ha]] sollen nach konservativen Schätzungen der Andalusischen Naturschutzbehörde 2,6 Millionen Vögel im Jahr durch die Erntemaschinen getötet werden.<ref name="nature-569-192">Correspondence: Luis P. da Silva und Vanessa A. Mata: ''Stop harvesting olives at night — it kills millions of songbirds.'' In: ''[[Nature]].'' Bd.&nbsp;569, Nr.&nbsp;192, 7.&nbsp;Mai 2019, {{doi|10.1038/d41586-019-01456-4}}.</ref><ref>[https://www.independent.co.uk/environment/songbirds-death-toll-millions-mediterranean-olive-harvesting-winter-a8916471.html ''Millions of songbirds vacuumed to death during Mediterranean olive harvest.''] [[The Independent]], 16.&nbsp;Mai 2019 (englisch).</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Lars Fischer |url=https://www.spektrum.de/news/millionen-voegel-sterben-bei-olivenernte/1648076 |titel=Sauger des Grauens: Millionen Vögel sterben bei Olivenernte |werk=[[spektrum.de]] |datum=2019-05-28 |abruf=2019-06-01}}</ref>
 
 
 
== Krankheiten und Schädlinge ==
 
* Ein Befall durch [[Blattläuse]] an den jungen Trieben im Frühjahr kann zur Verkümmerung von Trieben, Blättern oder Blüten und damit zu späteren Ernteverlusten führen.
 
* Das [[Bakterium]] ''[[Xylella fastidiosa]]'' (dt. Feuerbakterium) – es verursacht die [[Rebstock]]-Krankheit [[Pierce-Krankheit]] – infiziert auch Olivenbäume: es bewirkt die Austrocknung und das Absterben der Pflanzen. Sein Weg aus [[Nordamerika|Nord-]] und [[Lateinamerika]] nach [[Südeuropa]] ist dabei unklar, ein Heilmittel ist bisher nicht gefunden. Die direkte Übertragung erfolgt durch [[Zikaden]].<ref name="Feuerbakterien" /> 2013 trat das Bakterium zum ersten Mal auf 8.000 [[Hektar]] (ha) in Süditalien auf, Anfang 2015 mussten auf schätzungsweise 230.000 ha hunderttausende Olivenbäume nach Befall gefällt werden, eine weitere rasche Ausbreitung des [[Olivenbaumsterben]]s wurde befürchtet. Zusätzlich muss für eine effektive Vorbeugung der weiteren Ausbreitung das Gras in der gesamten Gegend gemäht sowie der [[Bodenkunde|Boden]] umgepflügt und [[Pestizid]]e eingesetzt werden.<ref name="BZ Müller-Meiningen 26-3-015">[[Badische-zeitung.de]], 26. März 2015, Julian Müller-Meiningen: [http://www.badische-zeitung.de/panorama/feuerbakterium-toetet-olivenbaeume-in-sueditalien--102459529.html ''Feuerbakterium tötet Olivenbäume in Süditalien'']</ref> An der [[Universität Foggia]] werden seit November 2015 Versuche unternommen, die baumeigene Produktion von [[Phytoalexine]]n zu steigern, die von Natur aus nach dem Eindringen von Mikroorganismen zur Abwehr im betroffenen Gewebe selbst neu produziert werden.<ref>Ylenia Granitto: [http://www.oliveoiltimes.com/olive-oil-business/europe/strategy-contain-xylella-fastidiosa-organically-shows-promise/52687 ''Strategy to Contain Xylella Fastidiosa Organically Shows Promise''], in: Olive Oil Times, 25. August 2016.</ref>
 
* Die [[Olivenfruchtfliege]] (''Bactrocera oleae'') ist der gefürchtetste Schädling der [[Olivenhain]]e: sie legt ihre Eier in die reifenden Früchte, die durch ihre [[Madenwurm|Maden]] verdorben werden. Außerdem überträgt sie die [[Tuberkelkrankheit]] (s.&nbsp;u.).
 
* [[Olivenschildlaus]]: Der Befall der Bäume durch diese spezielle [[Schildläuse|Schildlaus]] kann sowohl die Menge als auch die Qualität der Ernte erheblich mindern.
 
* Die vom [[Polsterförmiger Feuerschwamm|Polsterförmigen Feuerschwamm]] (''Fomitiporia punctata''), einem [[Pilze|Pilz]], verursachte [[Stammfäule]] zersetzt nach und nach das Stamminnere des Baumes. Meist wird die betroffene Stelle ausgeschnitten oder ausgeschabt, allerdings infizieren diese Pflegemaßnahmen meist das freigelegte gesunde Gewebe erneut.
 
* Die [[Tuberkelkrankheit]] (''Pseudomonas syringae subsp. savastanoi pv. oleae''), eine weitere [[Bakterien]]krankheit, verursacht extreme Wucherungen, das Absterben von Zweigen und Ästen und mindert die Qualität und Menge der Ernte. Sie wird durch die [[Olivenfruchtfliege]] übertragen.
 
 
 
== Sorten ==
 
[[Datei:Grüne Oliven.jpg|mini|grüne Oliven im Detail]]
 
[[Datei:Schwarze Oliven.jpg|mini|schwarze Oliven im Detail]]
 
Es gibt allein im [[Mittelmeer]]raum über 1000 Sorten von Olivenbäumen. Je nach [[Klima]] und Bodenbeschaffenheit hat sich der Olivenbaum über hunderte Jahre anders entwickelt, manche Olivenbaumsorten sind auf einzelne Dörfer beschränkt.
 
 
 
=== Spanien ===
 
Spanien ist der größte Olivenproduzent der Welt. Die heute angebauten Sorten gehen noch immer auf den Beginn der Kultivierung zurück. Das spanische Sortenspektrum heute entspricht dem im 15.&nbsp;Jahrhundert. In Spanien werden etwa 200 Olivensorten kultiviert; nachfolgend eine Auswahl:
 
 
 
'''Sorten für die Ölproduktion:'''
 
 
 
* ''Picual'' (auch ''Marteña'', ''Lopereña'' oder ''Nevadillo Blanco'' genannt): Bedeutendste Sorte, macht etwa 50 % der spanischen und 20 % der Weltproduktion aus.
 
Das Heimat- und Hauptanbaugebiet ist die [[Provinz Jaén]] in Andalusien (dort 91 % des Anbaus), außerdem die Provinzen [[Provinz Badajoz|Badajoz]], [[Provinz Granada|Granada]] und [[Provinz Córdoba|Córdoba]]. Sie liefert ein hochqualitatives Öl von sehr großer Stabilität und hohem Säuregehalt. Picual besitzt einen kräftigen, fruchtigen Geschmack nach Oliven und enthält besonders viel Vitamin E. Der kräftige Geschmack unterscheidet sie von anderen Sorten.
 
 
 
* ''Picudo:'' Stammt aus der Provinz Córdoba, im Besonderen aus [[Priego de Córdoba]] und wird außerdem auch in Granada und [[Málaga]] angebaut.
 
* ''Hojiblanca:'' Ursprungsgebiet ist [[Lucena]] (Provinz Córdoba). Hauptanbaugebiet sind die Provinzen Córdoba, [[Provinz Málaga|Málaga]] und [[Provinz Sevilla|Sevilla]]. Sie wird sowohl für die Ölproduktion als auch als Tischolive verwendet. Das Öl zeichnet sich durch einen vollen, aber milden Geschmack ohne Schärfe aus.
 
* ''Verdial:'' Heimatregion ist [[Vélez-Málaga]], die Sorte wird aber auch im übrigen Andalusien und in der [[Extremadura]] angebaut.
 
* ''Arbequina:'' Wird in [[Lleida]], [[Tarragona]] und Córdoba angebaut. Die Oliven sind klein und fallen nicht leicht vom Baum ab, so dass sie meist in Handarbeit abgeerntet werden.
 
* ''Empeltre:'' Stammt aus der [[Provinz Saragossa]] und wird im gesamten Ebrotal angebaut. Sie gibt ein mildes Öl von klarer, gelber Farbe mit süßlicher, aromatischer Geschmacksrichtung.
 
* ''Cornicabra:'' Stammt aus Mora in der Provinz Toledo und macht ca. 12 % der spanischen Produktion aus.
 
* ''Lechín:'' Wird in den Provinzen Córdoba, [[Provinz Cádiz|Cádiz]], Sevilla und Granada kultiviert.
 
* ''Royal de Cazorla:'' autochthone Sorte der Region Sierra de Cazorla.
 
 
 
'''Tischoliven:'''
 
* ''Manzanilla:'' Wichtigste Tischolive Spaniens. Sie stammt aus dem Ort [[Dos Hermanas]] (Provinz Sevilla) und wird im Wesentlichen auch dort angebaut.
 
* ''Gordal:'' Ebenfalls eine typische Tischolive aus der Provinz Sevilla.
 
* ''Morona:'' Ähnlich wie die Gordal
 
* ''Cornezuelo:'' Sehr beliebt in Teilen des südlichen Spanien. Sie hat einen sehr scharfen und spitzen Kern und wird in traditioneller Weise mit Wasser, Salz, Thymian, Knoblauch und Orangenschalen eingelegt.
 
 
 
=== Griechenland ===
 
[[Datei:Ancient olive trees at Alalkomenai on Ithaka.JPG|mini|Alte Olivenbäume auf [[Ithaka]]]]
 
<div class="tright" style="clear:none">[[Datei:Olivenhain Alexandroupolis.jpg|mini|ohne|Olivenhain bei [[Alexandroupoli]]s]]</div>
 
Griechische Sorten sind z.&nbsp;B. ''Athinolia'', ''Kalamata'' und ''Koroneiki''.
 
 
 
=== Italien ===
 
Eine große Sortenvielfalt gibt es in [[Italien]], wo es alleine zwischen [[Sizilien]] und [[Ligurien]] an die 80 verschiedene Sorten gibt. Die italienischen Hauptsorten sind ''[[Coratina]]'', ''Leccino'', ''Frantoio'' und ''Carolea''. Da die Oliven der verschiedenen Sorten unterschiedlich im Geschmack sind, gibt es eine Vielzahl verschiedener Öle.
 
 
 
=== Albanien ===
 
{| class="wikitable"
 
!Olivenbäume in Albanien
 
{| class="wikitable"
 
|'''Sorte'''
 
|'''Anzahl der Bäume'''
 
|'''Oberfläche (Ha)'''
 
|Maximale Ölleistung (Gewicht in %)
 
|'''&nbsp;Hauptnutzung'''
 
|-
 
|<small>Kalinjot</small>
 
|<small>2,335,000</small>
 
|<small>17,700</small>
 
|<small>27</small>
 
|<small>Tisch & Öl</small>
 
|-
 
|<small>Kokërrmadh i Beratit</small>
 
|<small>1,000,000</small>
 
|<small>7,700</small>
 
|<small>18</small>
 
|<small>Tisch</small>
 
|-
 
|<small>Frantoio</small>
 
|<small>470,000</small>
 
|<small>2,600</small>
 
|<small>19</small>
 
|<small>Öl</small>
 
|-
 
|<small>Kokërrmadh Elbasani</small>
 
|<small>450,000</small>
 
|<small>4,000</small>
 
|<small>20</small>
 
|<small>Tisch & Öl</small>
 
|-
 
|<small>Mixan</small>
 
|<small>430,000</small>
 
|<small>3,770</small>
 
|<small>25</small>
 
|<small>Öl</small>
 
|-
 
|<small>Ulli i Bardhë Tiranes</small>
 
|<small>200,000</small>
 
|<small>1,500</small>
 
|<small>28</small>
 
|<small>Öl</small>
 
|-
 
|<small>Nisiot</small>
 
|<small>120,000</small>
 
|<small>900</small>
 
|<small>12</small>
 
|<small>Öl</small>
 
|-
 
|<small>Ulli i Hollë I Himares</small>
 
|<small>70,000</small>
 
|<small>800</small>
 
|<small>15</small>
 
|<small>Öl</small>
 
|}
 
''Quelle:&nbsp;Ministry of Agriculture, Food and Consumer Protection, 1987 Olive registration updated''<ref>{{Internetquelle|url=http://keshilluesibujqesor.al/?p=1788|titel=Olives and olive oil in Albania|sprache=en|zugriff=2017-07-26|archiv-url=https://web.archive.org/web/20171109140119/http://keshilluesibujqesor.al/?p=1788|archiv-datum=2017-11-09|offline=ja}}</ref>
 
|}
 
 
 
=== Tunesien ===
 
Tunesien ist einer der größten Olivenölproduzenten außerhalb der Europäischen Union und blickt auf eine der ältesten Traditionen im Olivenanbau zurück, die nach eigenen Angaben bis ins 8. Jahrhundert vor Christus in die Zeit der [[Phönizier]] reicht. Die tunesische Sortenvielfalt beinhaltet 23 Olivensorten.<ref>[http://www.tunisia-oliveoil.com/En/olive-varieties_8_57 ''Olive varieties.''] Tunisia-Oliveoil.com (englisch, abgerufen am 5.&nbsp;Mai 2019).</ref>
 
 
 
'''Sorten für die Olivenölproduktion:'''
 
 
 
''Chemlali:'' beheimatet in Südtunesien, zeichnet sich durch eine hohe Widerstandskraft und einen sehr geringen Wasserbedarf aus. Die kleine Chemlali trägt mit einem durchschnittlichen Gewicht von nur 1,2&nbsp;g zu etwa 30 % der tunesischen Olivenölproduktion bei. Genetisch lässt sich Chemlali nach vier Regionen unterscheiden: [[Sfax]], Zarzis, [[Djerba]] und Tataouine. Der Geschmack des Olivenöls reicht je nach Herkunft von sanft bis kräftig, hat jedoch immer ein leichtes Aroma nach grünen Mandeln.
 
 
 
''Chetoui:'' zweithäufigste Sorte in Tunesien mit Hauptanbaugebiet im niederschlagsreicheren Norden. Die Chetoui wird 2,8&nbsp;g schwer und ergibt ein fruchtiges Olivenöl mit dominanter Bitterkeit.
 
 
 
Weitere Olivensorten, die zur Olivenölproduktion beitragen, sind ''Zalmati'', ''Zarrazi'', ''Chemchali'', ''Oueslati'', ''El Horr'', ''Gerboui'', ''Toffehi'', ''Fakhari'', ''Jemri''.
 
 
 
'''Sorten für Tischoliven:'''
 
  
''Meski'' und ''Besbessi'' werden primär im Norden Tunesiens angebaut, während ''Tounsi'' eher im Süden zwischen ''Chemlali'' wachsen. Sie erreichen ein Gewicht zwischen 7 und 10&nbsp;g.<ref>Ezzaitouna, Institut de l’Olivier, N. Grati Kammoun & M. Khlif, 2001</ref>
+
:Auch in der Türkei ist der Olivenbaum (''Olea europaea'') Bestandteil des Hartlaubwaldes der Tiefenlagen, weitere wichtige Arten sind [[Wikipedia:Steineiche|Stein-Eiche]] (''Quercus ilex''), [[Wikipedia:Kermes-Eiche|Kermes-Eiche]] (''Quercus coccifera''), [[Wikipedia:Johannisbrotbaum|Johannisbrotbaum]] (''Ceratonia siliqua'') und ''[[Wikipedia:Pinus brutia|Pinus brutia]]'' (Kalabrische Kiefer).
  
 
== Nutzung ==
 
== Nutzung ==
 
Der Olivenbaum wird genutzt:
 
Der Olivenbaum wird genutzt:
* Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist die Gewinnung von [[Olivenöl]]. Es wird zum Braten, Kochen, und als Öl für Salate und kalte Gerichte, aber auch für kosmetische Zwecke, zum Beispiel Hautcreme, verwendet. Industriell werden die Oliven für das Öl entweder von Hand gepflückt oder mit der Maschine herabgeschüttelt, gehackt, mit Wasser gemischt und hydraulisch gepresst, teils (je nach Zweck) auch mit chemischen Lösungsmitteln oder thermischen Verfahren extrahiert. Höherwertige [[Olivenöl#Qualität|Qualitäten]] für die Küche hingegen werden ausschließlich mit mechanischen Verfahren bei niedrigen Temperaturen gewonnen. Anschließend wird das Öl vom Wasser bei modernen Verfahren in der [[Zentrifuge]], sonst mittels Ruhenlassen getrennt. Die Reste, die bei der Erstpressung entstehen, werden von den Ölpressereien weiterverarbeitet mit Hitze und speziellen Verfahren. Die weiteren Reste werden teilweise zu Kosmetika und Medizin verarbeitet.
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* Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist die Gewinnung von [[Wikipedia:Olivenöl|Olivenöl]]. Es wird zum Braten, Kochen, und als Öl für Salate und kalte Gerichte, aber auch für kosmetische Zwecke, zum Beispiel Hautcreme, verwendet. Industriell werden die Oliven für das Öl entweder von Hand gepflückt oder mit der Maschine herabgeschüttelt, gehackt, mit Wasser gemischt und hydraulisch gepresst, teils (je nach Zweck) auch mit chemischen Lösungsmitteln oder thermischen Verfahren extrahiert. Höherwertige [[Wikipedia:Olivenöl#Qualität|Qualitäten]] für die Küche hingegen werden ausschließlich mit mechanischen Verfahren bei niedrigen Temperaturen gewonnen. Anschließend wird das Öl vom Wasser bei modernen Verfahren in der [[Wikipedia:Zentrifuge|Zentrifuge]], sonst mittels Ruhenlassen getrennt. Die Reste, die bei der Erstpressung entstehen, werden von den Ölpressereien weiterverarbeitet mit Hitze und speziellen Verfahren. Die weiteren Reste werden teilweise zu Kosmetika und Medizin verarbeitet.
{{Doppeltes Bild|rechts|Olijven.jpg|206|Eingelegte Oliven.JPG|220|Verschiedenartig angebotene und eingelegte Oliven||lili|rere}}
 
* Die Früchte werden auch direkt als Nahrungsmittel in den Handel gebracht. Direkt vom Baum ist die Olive jedoch wegen ihrer Bitterkeit kaum genießbar. Sie wird in eine Salzlake eingelegt, die ihr die Bitterstoffe entzieht. In der mediterranen Küche wird sie häufig in Brot, Ragouts, Salaten und Saucen verwendet. Im Handel befinden sich schwarze und grüne Oliven. Dabei sind echte schwarze Oliven ausgereift, sorgfältig zu ernten und immer mit Stein für den Handel zu präparieren; sie sind ca. dreimal so teuer wie grüne und benötigen kaum Gewürze oder aromatisierte Laken; genauso preiswert wie grüne (mit oder ohne Stein, leer oder mit Inhalt) sind mit [[Eisengluconat]] ''schwarzgefärbte'' Oliven, typisch immer ohne Stein; sie wurden wie die grünen unreif geerntet. Von den verschiedenartigen Sorten eignen sich einige besser für die Gewinnung unreif-grüner, andere für die Gewinnung schwarzer Oliven.
 
 
[[Datei:Olivenholz-Brettchen.jpg|mini|hochkant|Olivenholz: Dunkler gemaserter Kern und heller homogener Splint]]
 
[[Datei:Olivenholz-Brettchen.jpg|mini|hochkant|Olivenholz: Dunkler gemaserter Kern und heller homogener Splint]]
* Das Holz wird zu [[Möbel]]n, Blasinstrumenten (besonders [[Blockflöte]]n), Küchengeräten und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet.
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* Die Früchte werden auch direkt als Nahrungsmittel in den Handel gebracht. Direkt vom Baum ist die Olive jedoch wegen ihrer Bitterkeit kaum genießbar. Sie wird in eine Salzlake eingelegt, die ihr die Bitterstoffe entzieht. In der mediterranen Küche wird sie häufig in Brot, Ragouts, Salaten und Saucen verwendet. Im Handel befinden sich schwarze und grüne Oliven. Dabei sind echte schwarze Oliven ausgereift, sorgfältig zu ernten und immer mit Stein für den Handel zu präparieren; sie sind ca. dreimal so teuer wie grüne und benötigen kaum Gewürze oder aromatisierte Laken; genauso preiswert wie grüne (mit oder ohne Stein, leer oder mit Inhalt) sind mit [[Wikipedia:Eisengluconat|Eisengluconat]] ''schwarzgefärbte'' Oliven, typisch immer ohne Stein; sie wurden wie die grünen unreif geerntet. Von den verschiedenartigen Sorten eignen sich einige besser für die Gewinnung unreif-grüner, andere für die Gewinnung schwarzer Oliven.
* als medizinische Pflanze. Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an [[Ungesättigte Fettsäure|ungesättigten Fettsäuren]] und wirkt sich positiv auf das [[Blutkreislauf|Herzkreislaufsystem]] und den [[Fettstoffwechsel]] aus. Extra natives Olivenöl hat entzündungshemmende Wirkung. Der dafür verantwortliche Wirkstoff heißt [[Oleocanthal]].
 
* als Brennstoff. Die bei der Ölproduktion anfallenden Reste (Kerne und Trester) können für die Herstellung von Biomasse-Brennstoffen verwendet werden. Die Kerne sind eine Alternative zu [[Holzpellet]]s, welche als Energieträger in Holz-[[Blockheizkraftwerk]]en und industriellen Wärmekraftwerken Verwendung finden. Der Trester kann als Beimischung für Biomasseöfen und Biogasanlagen benutzt werden.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.biomass-center.com/olivenkerne.htm |wayback=20131216182940 |text=''Olivenkerne.'' Biomass-Center.com}}</ref>
 
 
 
== Wirtschaftliche Bedeutung ==
 
=== Weltproduktion ===
 
Olivenbaumpflanzungen nahmen 2017 auf der Welt 10,8 Millionen [[Hektar]] an Fläche ein, auf denen 20,9 Millionen Tonnen Oliven geerntet wurden. Spanien ist der größte Olivenproduzent. Spanien, Griechenland und Italien produzieren fast 60 % aller Oliven der Welt. Die zehn wichtigsten Länder erstellen 92,2 % der weltweiten Olivenproduktion. Der Hektar-Ertrag lag weltweit im Durchschnitt bei 19319 [[Gramm#Hektogramm|Hektogramm]] = 1931,9 kg = 1,9319 t pro Hektar.<ref name="FAO" />
 
 
 
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die 10 größten Produzenten von Oliven weltweit, die insgesamt 92,2 % der Erntemenge produzierten.
 
[[Datei:Olivenhaendler.jpg|mini|Olivenhändler in der Türkei]]
 
{| class="wikitable sortable" style="text-align:right"
 
|+ Größte Olivenproduzenten (2017)<ref name="FAO">{{Internetquelle |url=http://www.fao.org/faostat/en/#data/QC |titel=Crops > Olives |werk=Produktionsstatistik der FAO für 2017 |hrsg=fao.org |zugriff=2019-02-17 |format=|sprache=en}}</ref>
 
|-
 
! Rang
 
! Land
 
! Menge<br />(in [[Tonne (Einheit)|t]])
 
! Fläche<br />(in [[Hektar|ha]])
 
|-
 
| 1 || style="text-align:left" | {{ESP}} || 6.549.499|| 2.554.829
 
|-
 
| 2 || style="text-align:left" | {{GRE}} || 2.720.488|| 871.892
 
|-
 
| 3 || style="text-align:left" | {{ITA}} || 2.576.891|| 1.325.451
 
|-
 
| 4 || style="text-align:left" | {{TUR}} || 2.100.000|| 846.062
 
|-
 
| 5 || style="text-align:left" | {{MAR}} || 1.039.117|| 1.020.569
 
|-
 
| 6 || style="text-align:left" | {{EGY}} || 927.595|| 81.039
 
|-
 
| 7 || style="text-align:left" | {{TUN}} || 896.807|| 1.685.301
 
|-
 
| 8 || style="text-align:left" | {{POR}} || 876.215|| 358.276
 
|-
 
| 9 || style="text-align:left" | {{SYR}} || 871.814|| 745.278
 
|-
 
| 10 || style="text-align:left" | {{ALG}} || 684.461|| 432.961
 
|-
 
! !!  '''Welt''' !! '''20.872.785'''!! '''10.804.514'''
 
|}
 
 
 
Die Vermarktung wird dabei von italienischen Firmen dominiert, auch bei nichtitalienischem Öl. Nimmt in Europa die Beliebtheit des Olivenöls auch stetig zu, so nimmt es wegen seines vergleichsweise hohen Preises weltweit im Gegensatz zur Ölpalme oder Sojaöl nur einen geringen Anteil der Speiseölproduktion ein.
 
 
 
=== Produktion in der Europäischen Union ===
 
[[Datei:Olivenbäume Umbrien.jpg|mini|Echte Ölbäume (''Olea europaea'' subsp. ''europaea'') in [[Umbrien]]]]
 
Die Produktionsfläche in der [[Europäische Union|Europäischen Union]] machte 2017 etwa 5,2 Mio. Hektar aus, entsprechend 48,1 % der Welterntefläche. In der EU wurden 2017 etwa 62 % der Welternte an Oliven eingebracht.<ref name="FAO" /> Die EU ist nicht nur der größte Olivenölproduzent, sondern auch der größte Verbraucher. Da die Nachfrage nach Olivenöl auch in nördlichen Ländern stetig zugenommen hat, wurde der Anbau von Olivenbäumen erheblich ausgeweitet. In vielen Regionen der Hauptproduzenten ist der Olivenbaum Grundlage der ländlichen Wirtschaft.
 
 
 
=== Produktion außerhalb der Europäischen Union ===
 
Die Türkei, Marokko und Ägypten sind die größten Olivenproduzenten außerhalb der EU. In diesen Ländern macht die Olivenölproduktion einen höheren Teil am [[BIP]] aus, und der Olivenanbau bindet viele Arbeitskräfte, so dass er die Lebensgrundlage vieler Menschen ist.
 
 
 
== Kulturgeschichte des Olivenbaumes ==
 
=== Bronzezeit ===
 
[[Datei:Kavousi Olivenbaum 02.jpg|mini|Etwa 3250 Jahre alter Olivenbaum auf [[Kreta]]]]
 
[[Datei:Abbazia S.Pietro-6.jpg|mini|Etwa 1700 Jahre alter Olivenbaum in [[Trevi (Umbrien)|Bovara]] in [[Umbrien]]]]
 
[[Datei:Olive tree.jpg|mini|Mehrere Jahrhunderte alter Olivenbaum im [[Alentejo]] in [[Portugal]]]]
 
Die Geschichte des kultivierten Ölbaums reicht mindestens bis in die [[Bronzezeit]] zurück. Erste archäologische Funde von Olivenkernen sind über 9000 Jahre alt, dabei handelt es sich aber um von Menschen gesammelte Oliven von wilden Olivenbäumen. Wann die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, dass dies um 4000&nbsp;v.&nbsp;Chr. in [[Kreta]] und [[Syrien]] geschah. Auf [[Linearschrift A|kretischen Schrifttäfelchen]] und später auf [[Mykenische Kultur|mykenischen]] [[Linearschrift B|Linear B]]-Archivtafeln sind Oliven und besonders Olivenöl ein wichtiges Gut der [[Mykenische Palastzeit|Palastwirtschaft]].
 
 
 
Der Baum war zugleich ein wichtiger Lieferant für Holzkohle, die man für den Schmelzprozess brauchte. Dies galt insbesondere für Zypern, das der bedeutendste Kupferproduzent war. Dort lieferte der Olivenbaum 71 % der untersuchten Holzkohle zwischen der Bronzezeit und den hellenistischen Reichen.<ref>Michael Gareth Brown: ''Landscapes of Settlement in South-east Cyprus. The Late Bronze Age Origins of a Phoenician Polity. Incorporating the results of fieldwork by the author at Pyla-Kokkinokremos 2007–2009'', thesis, Universität Edinburgh, 2011, S. 24.</ref>
 
 
 
=== Ägypten ===
 
In Ägypten wurden Oliven an der Mittelmeerküste, den Oasen [[Bahariyya]], [[Dachla]], [[Charga]] und [[Oase Siwa|Siwa]] sowie auf dem [[Sinai-Halbinsel|Sinai]] angebaut. Der erste Nachweis stammt aus der [[Neues Reich#18. Dynastie|18. Dynastie]] (ca. 1500 v. Chr). Im Grab des [[Pharao]] [[Tutanchamun]] wurden Blätter des Ölbaums gefunden.<ref name="Chappers2006" /> In Ptolemäischer Zeit wird die Pflanze häufiger angebaut, in römischer Zeit ist sie sehr geläufig. Nach [[Theophrastos von Eresos|Theophrast]] war der Ölbaum in der [[Thebais (Ägypten)|Thebais]] zu finden, nach Strabo auch im [[Madinat al-Fayyum|Fajum]].
 
 
 
=== Antike ===
 
Im antiken Griechenland galt der Ölbaum als heiliger Baum der Göttin [[Athene]]. Der Sage nach stritten sich [[Poseidon]] und Athene um die Vorherrschaft über Athen und Attika, worauf Poseidon in Athen eine Quelle entspringen ließ; Athene aber ließ auf der Akropolis den ersten Ölbaum wachsen. Da entschieden die Athener, dass der Ölbaum nützlicher sei, und so wurde Athene Athens Stadtgöttin. Dieser Ölbaum wurde verehrt und verbrannte, als die Perser die Stadt einnahmen. Doch schon wenige Tage später trieb er wieder aus, was als ein besonders gutes Omen gedeutet wurde. In der [[Platonische Akademie|Akademie]] standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Überlieferung nach vom ersten Ölbaum auf der [[Akropolis]]. In Attika war es selbst einem Besitzer verboten, einen Ölbaum zu fällen. Der Siegeskranz, der bei den Olympischen Spielen den Siegern verliehen wurde, wurde aus den Ästen des wilden Ölbaums (''kotinos kallistephanos'' »schönbekränzter Ölbaum«) gewunden. Dieser wurde laut [[Pausanias]], [[Diodor]] und [[Strabon]] vom [[Idäische Daktylen|daktylischen Herakles]] – nicht zu verwechseln mit dem gutbekannten Helden – von den [[Hyperboräer]]n nach Olympia gebracht. Der erste Olympiasieger, der mit dem Ölzweig geehrt wurde, war der Messenier [[Daikles (Olympionike)|Daikles]].
 
 
 
[[Datei:Olive Press in Pompeji.JPG|mini|Olivenmühle im antiken [[Pompeji]]]]
 
[[Datei:Rom, Domitilla-Katakomben, Steintafel mit Taube und Ölzweig.jpg|mini|Steintafel mit [[Friedenstaube|Taube]] und Olivenzweig, [[Domitilla-Katakomben]], [[Rom]]]]
 
Der Gott des Ölbaus war [[Aristaios]], der besonders auf Sizilien von den Ölbauern verehrt wurde. Der Ölbaum dürfte im 7.&nbsp;Jahrhundert v. Chr. nach dieser Insel gekommen sein.
 
 
 
Bei [[Homer]] finden sich zahlreiche Angaben über die Verwendung des Ölbaumes. So wurde das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zur Anfertigung von [[Axt]]stielen verwendet. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der [[Ilias]] beschrieben wird.
 
 
 
=== Bibel ===
 
Die häufigen Hinweise in der [[Bibel]] auf den Baum und seine Erzeugnisse, auf seinen Überfluss im Land von [[Kanaan]] und den wichtigen Platz, den er in der Wirtschaft von Syrien hat, unterstreichen die Bedeutung im Nahen Osten. In früh[[Byzantinisches Reich|byzantinischer]] Zeit bedeutete für hunderte Dörfer im Gebiet der [[Tote Städte|Toten Städte]] der Export von Olivenöl die wirtschaftliche Grundlage für ihre Blütezeit ab dem 4.&nbsp;Jahrhundert. Der Baum wurde zum Zeichen des Friedens. Im trockenen Klima des Nahen Ostens stellte das Öl bald ein wichtiges und gesundes Grundnahrungsmittel dar. In der [[Wirtschaft]], [[Religion]] und [[Kunst]] sowie den vielen [[Mythos|Mythen]] spiegelt sich diese wichtige Rolle des Olivenbaums wider. Der Bibel nach war die Ölfrucht den [[Juden]] im [[Gelobtes Land|gelobten Land]] verheißen, bildete einen bedeutenden Teil des Reichtums und war neben dem [[Echte Feige|Feigenbaum]] und [[Rebstock]] das Bild des Wohlstandes und bürgerlichen Glückes. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige [[David]] und [[Salomo]] förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als [[Öllampe|Brennöl]] und zum [[Salbe]]n des [[Haar]]es und des ganzen [[Mensch|menschlichen Körpers]].
 
 
 
Auch im [[Christentum]] ist die Taube mit dem Ölzweig ein [[Friedenszeichen|Symbol des Friedens]]. Der Bibel zufolge schickte [[Noach|Noah]] nach der Sintflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück {{Bibel|Gen|8|11}}: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. [[Jesus von Nazaret|Jesus]] hielt zwischen Olivenbäumen im Garten [[Getsemani]] kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott {{Bibel|Mt|26|36-46}}. [[Paulus von Tarsus|Paulus]] illustrierte das Verhältnis zwischen Heidentum und Judentum mit einem wilden und einem edlen Ölbaum {{Bibel|Röm|11|13-24}}. Wilde Oliven (''Olea europea'' subsp. ''oleaster'' oder ''Olea europea'' var. ''sylvestris'') wachsen an der Küste des Mittelmeeres. Eine afrikanische Variante (''Olea africana'' Mill. oder ''Olea chrysophylla'' Lam.) kommt in Jemen und im [[Gebel-Elba-Nationalpark|Gebel-Elba]]-Gebiet im äußersten Süden Ägyptens vor (siehe auch ''Heimat'').
 
 
 
== Der Ölbaum als Symbol ==
 
[[Datei:Flag of the United Nations.svg|mini|Flagge der UNO. Trotz der Ähnlichkeit handelt es sich nicht um [[Lorbeerkranz|Lorbeerzweige]], sondern um Zweige des Ölbaums als Zeichen des Friedens.<ref name="Flaggenlexikon" />]]
 
 
 
=== Der Ölbaum bei Äsop ===
 
In seiner [[Fabel]] ''Das Schilfrohr und der Ölbaum''<ref>{{PGDW|1928/23|Das Schilfrohr und der Ölbaum|[[Äsop]]}}</ref> beschreibt [[Äsop]] den Ölbaum als Symbol scheinbarer Stärke, die aber wahren Belastungen nicht standhält, sondern bricht – im Gegensatz zum scheinbar schwachen aber flexiblen [[Schilfrohr]].
 
 
 
=== Der Ölbaum bei Homer ===
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Doch der Atreid’, ausziehend das Schwert voll silberner Buckeln,<br />
 
Sprang auf Peisandros hinan. Der hob die schimmernde Streitaxt<br />
 
Unter dem Schild, die ehrne, geschmückt mit dem Stiele von Ölbaum,<br />
 
Schöngeglättet und lang; und sie drangen zugleich aneinander.
 
| Autor=[[Homer]]
 
| Quelle=''[[Ilias]]'', 13,610–613
 
|ref=<ref>{{PGDW|7054/6|Ilias|[[Homer]]}} Übersetzung von [[Johann Heinrich Voß]]</ref>
 
}}
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum,<br />
 
Stark und blühenden Wuchses; der Stamm glich Säulen an Dicke.<br />
 
Rings um diesen erbaut’ ich von dichtgeordneten Steinen<br />
 
Unser Ehegemach, und wölbte die obere Decke,<br />
 
Und verschloß die Pforte mit festeinfugenden Flügeln.<br />
 
Hierauf kappt’ ich die Äste des weitumschattenden Ölbaums,<br />
 
Und behaute den Stamm an der Wurzel, glättet’ ihn ringsum<br />
 
Künstlich und schön mit dem Erz, und nach dem Maße der Richtschnur;<br />
 
Schnitzt’ ihn zum Fuße des Bettes, und bohrt’ ihn rings mit dem Bohrer,<br />
 
Fügete Bohlen daran, und baute das zierliche Bette,<br />
 
Welches mit Gold und Silber und Elfenbeine geschmückt war;<br />
 
Und durchzog es mit Riemen von purpurfarbener Stierhaut.
 
| Autor=Homer
 
| Quelle=''[[Odyssee]]'', 23,190–201
 
| ref=<ref>{{PGDW|1822/60|Odyssee|[[Homer]]}} Übersetzung von [[Johann Heinrich Voß]]</ref>
 
}}
 
 
 
=== Der Ölbaum in Bibel und Christentum ===
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand.
 
| Quelle=Buch {{B|Genesis|8|11|EU}}
 
| ref=<ref name="EU">[[Einheitsübersetzung]]</ref>
 
}}
 
[[Hansjörg Bräumer]] erkennt in dem Olivenzweig, den die Taube [[Noach|Noah]] bringt, ein „Zeichen der Rettung“ und führt weiterhin aus, dass „Ölblatt und Ölzweig […] seither […] Embleme des Friedens und des Heils” seien.<ref>{{Literatur |Autor=[[Hansjörg Bräumer]] |Hrsg=Gerhard Maier und Adolf Pohl |Titel=Wuppertaler Studienbibel |Band=AT&nbsp;1 |Auflage=2 |Verlag=SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag |Ort=Witten |Datum=2011 |ISBN=978-3-417-25151-7 |Kapitel=Das erste Buch Mose, 1. Teil, Kapitel 1 bis 11 |Seiten=180–181 |Kommentar=Sonderauflage}}</ref>
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Wenn der Herr, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt, ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstock, Feigenbaum und Granatbaum, ein Land mit Ölbaum und Honig, ein Land, in dem du nicht armselig dein Brot essen musst, in dem es dir an nichts fehlt, ein Land, dessen Steine aus Eisen sind, aus dessen Bergen du Erz gewinnst; wenn du dort isst und satt wirst und den Herrn, deinen Gott, für das prächtige Land, das er dir gegeben hat, preist, dann nimm dich in acht und vergiss den Herrn, deinen Gott, nicht, missachte nicht seine Gebote, Rechtsvorschriften und Gesetze, auf die ich dich heute verpflichte.
 
| Quelle=Buch {{B|Deuteronomium|8|7-11|EU}}
 
| ref=<ref name="EU" />
 
}}
 
Hier wird der Ölbaum in eine Reihe mit einer Vielzahl anderer Symbole gestellt, die in ihrer Gesamtheit üppigen Wohlstand und ein Leben im Überfluss beschreiben.
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: ‚Sei du unser König.‘ Der Ölbaum sagte zu ihnen: ‚Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken?‘
 
| Quelle=Buch der {{B|Richter|9|8-9|EU}}
 
| ref=<ref name="EU" />
 
}}
 
[[Martin Holland]] bezeichnet den Ölbaum im Kontext dieser Bibelstelle als „wertvollen Baum”.<ref>{{Literatur |Autor=[[Martin Holland]] |Hrsg=Gerhard Maier und Adolf Pohl |Titel=Wuppertaler Studienbibel |Band=AT&nbsp;3 |Auflage=2 |Verlag=SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag |Ort=Witten |Datum=2011 |ISBN=978-3-417-25151-7 |Kapitel=Das Buch der Richter |Seiten=137 |Kommentar=Sonderauflage}}</ref>
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Wenn aber einige Zweige herausgebrochen wurden und wenn du als Zweig vom wilden Ölbaum in den edlen Ölbaum eingepfropft wurdest und damit Anteil erhieltest an der Kraft seiner Wurzel, so erhebe dich nicht über die anderen Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
 
| Quelle=Brief des Paulus an die {{B|Römer|11|17-18|EU}}
 
| ref=<ref name="EU" />
 
}}
 
[[William Barclay]] schreibt dazu in seiner [[Exegese]] des [[Römerbrief]]s: „Als Zweige eines wilden Ölbaums, die dem Ölbaum im Garten, nämlich Israel, aufgepfropft werden, stellt Paulus sich die Heiden vor.”<ref>{{Literatur |Autor=[[William Barclay]] |Titel=Auslegung des Neuen Testaments |Band=Brief an die Römer |Verlag=Aussaat Verlag |Ort=Neukirchen-Vluyn |Datum=2006 |ISBN=978-3-7615-5519-4 |Seiten=160 |Kommentar=Deutsche Sonderausgabe: 17 Bände im Schuber |Originaltitel=The Daily Study Bible, The Letter to the Romans |Originalsprache=en |Originaljahr=1966 |Originalort=Edinburgh |Übersetzer=Dr. Elfriede Leseberg |VerlagEA=The Saint Andrew Press}}</ref>
 
 
 
Die Olive als Symbol der [[Jungfrau Maria]] wurde von den Malern der [[Schule von Siena|Sieneser Schule]] verwandt, da sie das traditionelle Symbol der [[Lilien|Lilie]], das auch Symbol und Wappen der Konkurrentin [[Florenz]] war, vermeiden wollten. Ein Beispiel hierfür ist das Verkündigungsbild von [[Simone Martini]] von 1333 in den [[Uffizien]], in dem der [[Erzengel Gabriel]] einen Olivenzweig anstatt der sonst üblichen Lilie in der Hand hält.
 
 
 
=== Der Ölbaum im Koran ===
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Und er ist es, der vom Himmel Wasser hat herabkommen lassen. Und wir haben dadurch Pflanzen jeder Art hervorgebracht, […] und die Öl- und Granatapfelbäume […].
 
| Quelle=Sure [[al-Anʿām|6]]:99
 
| Übersetzung=[[Rudi Paret]]
 
}}
 
 
 
{{Zitat
 
| Text=
 
Allah ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin. Die Lampe […] brennt (mit Öl) von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, und dessen Öl fast schon hell gibt, (noch) ohne daß (überhaupt) Feuer darangekommen ist […].
 
| Quelle=Sure [[an-Nūr|24]]:35
 
| Übersetzung=Rudi Paret
 
}}
 
  
=== Der Ölbaum in der Neuzeit ===
+
* Das Holz wird zu [[Wikipedia:Möbel|Möbel]]n, Blasinstrumenten (besonders [[Wikipedia:Blockflöte|Blockflöte]]n), Küchengeräten und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet.
 +
* als medizinische Pflanze. Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an [[Wikipedia:Ungesättigte Fettsäure|ungesättigten Fettsäuren]] und wirkt sich positiv auf das [[Wikipedia:Blutkreislauf|Herzkreislaufsystem]] und den [[Wikipedia:Fettstoffwechsel|Fettstoffwechsel]] aus. Extra natives Olivenöl hat entzündungshemmende Wirkung. Der dafür verantwortliche Wirkstoff heißt [[Wikipedia:Oleocanthal|Oleocanthal]].
 +
* als Brennstoff. Die bei der Ölproduktion anfallenden Reste (Kerne und Trester) können für die Herstellung von Biomasse-Brennstoffen verwendet werden. Die Kerne sind eine Alternative zu [[Wikipedia:Holzpellet|Holzpellet]]s, welche als Energieträger in Holz-[[Wikipedia:Blockheizkraftwerk|Blockheizkraftwerk]]en und industriellen Wärmekraftwerken Verwendung finden. Der Trester kann als Beimischung für Biomasseöfen und Biogasanlagen benutzt werden.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.biomass-center.com/olivenkerne.htm |wayback=20131216182940 |text=''Olivenkerne.'' Biomass-Center.com}}</ref>
  
{{Zitat
+
== Zu vielen weiteren Themen siehe auch ==
| Text=
+
* {{WikipediaDE|Ölbaum}}
Die Ölbäume sind sehr charakteristisch, und ich gebe mir große Mühe, das einzufangen. Es ist Silber, das mal ins Blaue, mal ins Grüne spielt, bronzefarben und beinah weiß auf gelbem, rosa, violettem oder orange Boden, der bis zum stumpfroten Ocker geht … Eines Tages mache ich vielleicht etwas ganz Persönliches daraus, wie ich es mit den Sonnenblumen für die gelben Töne gemacht habe.
 
| Autor=[[Vincent van Gogh]]
 
| Quelle=Brief 608 (an seinen Bruder [[Theo van Gogh (Kunsthändler)|Theo]])
 
}}
 
  
 
== Siehe auch ==
 
== Siehe auch ==
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Mei-chen Chang, Lien-ching Chiu, Zhi Wei, Peter S. Green: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200017804 ''Olea europaea'']. In: {{BibISBN|0915279371|Seite=296}}, [http://flora.huh.harvard.edu/china/PDF/PDF15/olea.pdf PDF-Datei] (Abschnitt Beschreibung).
+
* Mei-chen Chang, Lien-ching Chiu, Zhi Wei, Peter S. Green: [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=200017804 ''Olea europaea''].  
 
* {{Literatur
 
* {{Literatur
 
   |Autor=Fritz Grohmann
 
   |Autor=Fritz Grohmann
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== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
  
<references>
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<references />
<ref name="Barranco+al1998">Diego Barranco, Ricardo Fernández-Escobar, Luis Rallo: ''El cultivo del olivo.'' 3.&nbsp;Auflage. Junta de Andalucía. Consejería de Agricultura y Pesca; Ediciones Mundi-Prensa, Sevilla/Barcelona 1999, ISBN 84-7114-819-6.
 
</ref>
 
<ref name="Green2002">P. S. Green: ''A revision of Olea L. (Oleaceae).'' In: ''Kew Bulletin.'' Band 57, Nr.&nbsp;1, 2002, S.&nbsp;91–140, {{JSTOR|4110824}}.
 
</ref>
 
<ref name="BelitzGrosch1995">[[Hans-Dieter Belitz]] & W. Grosch: ''Lehrbuch der Lebensmittelchemie.'' 4., überarb. Auflage, korrigierter Nachdruck. Springer, Berlin 1995, ISBN 3-540-55449-1.
 
</ref>
 
<ref name="SpeciesPlantarum">Carl von Linné: ''Species Plantarum.'' Band 1, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S.&nbsp;8, {{Digitalisat|1=http://www.biodiversitylibrary.org/openurl?pid=title:669&volume=1&issue=&spage=8&date=1753}}
 
</ref>
 
<ref name="Plantzafrica">Pitta Joffe: [http://www.plantzafrica.com/plantnop/oleaeurop.htm ''Olea europaea subsp. africana.''] Pretoria National Botanical Garden 2002 (Beschreibung und Bilder, engl.).
 
</ref>
 
<ref name="AOB">Djamel Baali-Cherif, Guillaume Besnard: ''High Genetic Diversity and Clonal Growth in Relict Populations of Olea europaea subsp. laperrinei (Oleaceae) from Hoggar, Algeria.'' In: ''Annals of Botany.'' Band 96, Nr.&nbsp;5, 2005, S.&nbsp;823–830, [[doi:10.1093/aob/mci232]] (englisch).
 
</ref>
 
<ref name="Imgrund2008">Bernd Imgrund: ''111 Kölner Orte die man gesehen haben muss.'' emons, Köln 2008, ISBN 3-89705-618-6, S.&nbsp;146.
 
</ref>
 
<ref name="Flaggenlexikon">[http://www.flaggenlexikon.de/fiouno.htm#Bedeutung Flaggenlexikon.de], abgerufen am 1. September 2010.
 
</ref>
 
<ref name="Chappers2006">René T. J. Chappers, Roman Footprints at Berenike. Los Angeles 2006, S.&nbsp;15.
 
</ref>
 
<ref name="Feuerbakterien">Spiegel online: [http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/feuerbakterien-sueditalien-bangt-um-olivenhaine-a-934825.html ''Baumsterben: Feuerbakterium zerstört Süditaliens Olivenhaine''], abgerufen am 28. November 2013.
 
</ref>
 
<ref name="WCSP">Rafaël Govaerts (Hrsg.): [https://wcsp.science.kew.org/namedetail.do?name_id=355240 ''Olea'' - ''World Checklist of Selected Plant Families'' des Royal Botanic Gardens, Kew.] Zuletzt eingesehen am 30. November 2018. </ref>
 
</references>
 
  
 
{{Lesenswert|23. Oktober 2006|22925593}}
 
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]
 
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]
  
{{Wikipedia}}
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{{QuelleWikipedia|datum=23. December 2019|oldid=194557773|oldid-lokal=15201}}

Aktuelle Version vom 21. September 2021, 20:17 Uhr

Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum genannt, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der Ölbäume (Olea), die zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört. Er wird seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert.

Beschreibung

Habitus und Stamm

Stamm eines alten Olivenbaums auf Euböa

Der Olivenbaum wächst als reich verzweigter, immergrüner Baum oder Strauch und erreicht (je nach Sorte) Wuchshöhen von 10 bis zu 20 Meter. Die wilden Olivenbäume sind kleiner als die Züchtungen. Junge Zweige sind etwas kantig. Die grüngraue, glatte Rinde junger Zweige, die Blattstiele und die Blattspreite sind intensiv silber-grau oder rostfarben beschuppt, die Rinde wird im Alter zu einer rissigen Borke.

Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar in Vouves auf Kreta (Griechenland) wird auf 4000 Jahre geschätzt. Da das Innere des Baumes zur genaueren Bestimmung fehlt, geht man von mindestens 2000 Jahren aus.[1] Weitere sehr alte Olivenbäume befinden sich in Spanien: ein Exemplar in Tarragona ist über 1700 Jahre alt, ein weiterer 1200 Jahre alter Baum steht in Castellón.[2]

Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt im Allgemeinen die Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag.

Wurzel

Die Entwicklung und der Wuchs der Wurzeln hängt maßgeblich von der Lockerheit des Bodens ab. Ein lockerer Boden bewirkt ein nahezu senkrechtes Wachstum bis zu 7 m in die Erde; ist der Nährboden jedoch fest und felsig, entwickeln sich die Wurzeln eher flach und bilden ein verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum. Im Allgemeinen befinden sich die meisten Wurzeln, unabhängig von der Bodenbeschaffenheit, jedoch in etwa 1 m Tiefe. Jede Hauptwurzel der Olive kann einem bestimmten Hauptast zugeordnet werden – entfernt man diesen Ast, degeneriert im Boden der gesamte Wurzelabschnitt.

Blatt

Vorder- und Rückseite der Laubblätter des Europäischen Olivenbaumes.

Der Olivenbaum ist eine immergrüne Pflanze, das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszeitunabhängig abgeworfen. Die gegenständigen, kleinen Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 2 bis 5 mm lang. Die einfache, ledrige Blattspreite ist schmal lanzettlich bis elliptisch, selten schmal eiförmig, 1,5 bis 10 cm lang, 0,5 bis 2 cm breit, ganzrandig und läuft lanzettenförmig spitz nach vorne zu. Auf beiden Seiten der Mittelrippe befinden sich 5 bis 11 Hauptseitennerven. Die Blattoberseite ist graugrün. Die silbrig glänzende und grau gefärbte Blattunterseite besitzt kleine Härchen; sie sind als Sternhaare oder sternförmige Schuppenhaare ausgebildet, die die Wasserabgabe des Baumes vermindern, indem sie die Diffusion von Wasserdampf aus den Spaltöffnungen vermindern.

Blütenstand und Blüte

Blüten mit Blütenstaub

Abhängig vom Verbreitungsgebiet blühen Olivenbäume von Ende April bis Anfang Juni. An end- oder seitenständigen, 2 bis 4 cm langen, rispigen Blütenständen stehen zwischen 10 und 40 Blüten.

Die fast sitzenden, vierzähligen Blüten des Olivenbaumes sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein und besitzen eine doppelte Blütenhülle (Perianth). Die vier Kelchblätter sind 1 bis 1,5 mm lang. Die vier weißen bis gelblichen, 2,5 bis 4 mm langen Kronblätter sind zu einer etwa 1 mm langen Kronröhre verwachsen, die in vier elliptisch-länglichen, involuten, 1,5 bis 3 mm langen Kronlappen endet. Jede Blüte enthält zwei Staubblätter und zwei Fruchtblätter.

Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel etwa sechs Wochen vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, weil die Blütenzahl vermindert wird und Blüten nicht zum Fruchten kommen. Die meisten Sorten sind selbstbefruchtend, wobei Fremdbestäubung meist den Ertrag steigert. Einige Sorten sind jedoch auf Fremdbestäubung angewiesen und brauchen ein genetisch verschiedenes Exemplar zur Bestäubung. Die Blüte wird über den Wind bestäubt.

Frucht und Samen

Es wird eine einsamige Steinfrucht, die Olive, gebildet. Die ellipsoide bis fast kugelige Steinfrucht weist eine Länge von 0,7 bis 4 cm und einen Durchmesser von 1 bis 2 cm auf. Der harte „Kern“, der Samen, ist von weichem Fruchtfleisch umgeben. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist ein Olivenbaum nach etwa 20 Jahren.

Die durchschnittliche Zusammensetzung des Fruchtfleisches einer Olive besteht aus:

in Gewichts-% frische Oliven grüne, milchsaure Oliven
Wasser 50–70 61–81
Fette 6–30 9–28
red. Zucker 2–6
Rohprotein 1–3 1–1,5
Rohfaser 1–4 1,4–2,1
Asche 0,6–1 4,2–5,5

Die Olive ist eine mediterrane Steinfrucht. Sie ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit Eisengluconat schwarz gefärbte Oliven verkauft.

90 % der Oliven werden zu Olivenöl gepresst.

Im Handel erhältlich sind Oliven auch in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit Paprika, Mandeln) sowie das Einlegen/Marinieren der ganzen oder entkernten Früchte.

In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere Konservierungsstoffe bei kühler und dunkler Lagerung zumindest ein Jahr haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die mediterrane Küche erklärt.

Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der Alternanz; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus.

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 46.

Heimat

Fossile Blattabdrücke von Olea europaea aus Fira/Santorin (GR), Alter 54.000 Jahre

Die wilde Olive hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes (disjunktes) natürliches Vorkommen: Mittelmeergebiet, Naher Osten und Südafrika. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten (siehe Anbau/Verbreitung). In der Forschung stand lange die Theorie im Raum, dass die Olive von Menschen in den Mittelmeerraum gebracht worden sei. Fossile Funde von Blattabdrücken von Olea europea auf der Insel Santorin widerlegen diese These. Die Blätter wurden von den Ascheablagerungen des Vulkans Thera bei einem Ausbruch vor 54.000 Jahren eingeschlossen.

Ökologie

Der Olivenbaum ist ein wichtiges Element der mediterranen Vegetation und Kulturlandschaft.

Der Olivenbaum gedeiht im mediterranen Klima, also bei Jahresmitteltemperaturen von 15 bis 20 °C und Jahresniederschlägen von 500 bis 700 mm am besten, mindestens sind 200 mm nötig.

Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:

Ägäischer Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald (Oleo-Ceratonion): Von der Ölbaum-Pistazien-Hartlaubwald-Formation gibt es klimaabhängige Variationen. Überall sind neben der Wildform des Ölbaums (Olea europaea var. sylvestris) aber folgende Arten vertreten: Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), Wilde Pistazie (Pistacia lentiscus). Die Pflanzengesellschaften dieses Verbandes besiedeln meist den Küstenbereich und kommen nur bis in eine Höhenlage von etwa 200 m NN auf tiefgründigen Böden und bei einem subhumiden Klima vor. In Lagen mit Luveffekten werden diese Waldgesellschaften jedoch schon ab 100 m NN von Quercus pubescens verdrängt.
Auch in der Türkei ist der Olivenbaum (Olea europaea) Bestandteil des Hartlaubwaldes der Tiefenlagen, weitere wichtige Arten sind Stein-Eiche (Quercus ilex), Kermes-Eiche (Quercus coccifera), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua) und Pinus brutia (Kalabrische Kiefer).

Nutzung

Der Olivenbaum wird genutzt:

  • Wirtschaftlich am bedeutsamsten ist die Gewinnung von Olivenöl. Es wird zum Braten, Kochen, und als Öl für Salate und kalte Gerichte, aber auch für kosmetische Zwecke, zum Beispiel Hautcreme, verwendet. Industriell werden die Oliven für das Öl entweder von Hand gepflückt oder mit der Maschine herabgeschüttelt, gehackt, mit Wasser gemischt und hydraulisch gepresst, teils (je nach Zweck) auch mit chemischen Lösungsmitteln oder thermischen Verfahren extrahiert. Höherwertige Qualitäten für die Küche hingegen werden ausschließlich mit mechanischen Verfahren bei niedrigen Temperaturen gewonnen. Anschließend wird das Öl vom Wasser bei modernen Verfahren in der Zentrifuge, sonst mittels Ruhenlassen getrennt. Die Reste, die bei der Erstpressung entstehen, werden von den Ölpressereien weiterverarbeitet mit Hitze und speziellen Verfahren. Die weiteren Reste werden teilweise zu Kosmetika und Medizin verarbeitet.
Olivenholz: Dunkler gemaserter Kern und heller homogener Splint
  • Die Früchte werden auch direkt als Nahrungsmittel in den Handel gebracht. Direkt vom Baum ist die Olive jedoch wegen ihrer Bitterkeit kaum genießbar. Sie wird in eine Salzlake eingelegt, die ihr die Bitterstoffe entzieht. In der mediterranen Küche wird sie häufig in Brot, Ragouts, Salaten und Saucen verwendet. Im Handel befinden sich schwarze und grüne Oliven. Dabei sind echte schwarze Oliven ausgereift, sorgfältig zu ernten und immer mit Stein für den Handel zu präparieren; sie sind ca. dreimal so teuer wie grüne und benötigen kaum Gewürze oder aromatisierte Laken; genauso preiswert wie grüne (mit oder ohne Stein, leer oder mit Inhalt) sind mit Eisengluconat schwarzgefärbte Oliven, typisch immer ohne Stein; sie wurden wie die grünen unreif geerntet. Von den verschiedenartigen Sorten eignen sich einige besser für die Gewinnung unreif-grüner, andere für die Gewinnung schwarzer Oliven.
  • Das Holz wird zu Möbeln, Blasinstrumenten (besonders Blockflöten), Küchengeräten und anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet.
  • als medizinische Pflanze. Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren und wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und den Fettstoffwechsel aus. Extra natives Olivenöl hat entzündungshemmende Wirkung. Der dafür verantwortliche Wirkstoff heißt Oleocanthal.
  • als Brennstoff. Die bei der Ölproduktion anfallenden Reste (Kerne und Trester) können für die Herstellung von Biomasse-Brennstoffen verwendet werden. Die Kerne sind eine Alternative zu Holzpellets, welche als Energieträger in Holz-Blockheizkraftwerken und industriellen Wärmekraftwerken Verwendung finden. Der Trester kann als Beimischung für Biomasseöfen und Biogasanlagen benutzt werden.[3]

Zu vielen weiteren Themen siehe auch

Siehe auch

Literatur

  • Mei-chen Chang, Lien-ching Chiu, Zhi Wei, Peter S. Green: Olea europaea.
  • Fritz Grohmann: Flora of West Pakistan 59: Oleaceae. Stewart Herbarium, Gordon College (u. a.), Rawalpindi 1974, S. 10 (online). (Abschnitt Beschreibung).
  • René T. J. Cappers: Roman foodprints at Berenike. Archaeobotanical evidence of subsistence and trade in the Eastern Desert of Egypt. Cotsen Institute of Archaeology, University of California, Los Angeles 2006, ISBN 1-931745-26-9.
  • Victor Hehn: Olive, Wein und Feige. Kulturhistorische Skizzen. Hrsg. von Klaus von See unter Mitwirkung von Gabriele Seidel-Leimbach. Insel, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-458-33127-1.
  • Alexander von Lingelsheim: Oleaceae. Oleolidae. Fraxinae et Syringeae. In: Adolf Engler: Das Pflanzenreich. Band 72, W. Engelmann, Leipzig 1920, online.
  • Charles R. Metcalfe, L. Chalk: Anatomy of the Dicotyledons. 3 Bände, Oxford University Press, Oxford ²1987–1989, ³1998, ISBN 0-19-854593-2.
  • D. B. Sandy: The production and use of vegetable oils in Ptolemaic Egypt. In: Bulletin of the American Society of Papyrologists. Suppl. 6, 1989, S. 1–136.

Weblinks

 Commons: Olivenbaum (Olea europaea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der alte Olivenbaum von Vouves, ein wichtiger Meilenstein von Chania. kathimerini.gr, abgerufen am 23. Februar 2016 (griechisch).
  2. El olivo más viejo de España tiene 1.701 años y está en Ulldecona (dt.: Der älteste Olivenbaum in Spanien ist 1701 Jahre alt und steht in Ulldecona).Lavanguardia.com, abgerufen am 23. Februar 2016 (spanisch).
  3. Olivenkerne. Biomass-Center.com (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive)
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