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Viergliederung (Anthroposophische Medizin)
Die Viergliederung ist ein Konzept der Anthroposophie und Anthroposophischen Medizin, das eine Schichtung von Welt und Mensch in vier Ebenen beschreibt. Diese werden bezeichnet als Physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Eine solche Beschreibung mit einander in Bezug stehender Schichten unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten kann als Schichtenontologie bezeichnet werden.[1] In Bezug auf den Menschen werden die vier Schichten auch Wesensglieder genannt. Jeder Schicht entsprechen einerseits leiblich-organische Phänomene, andererseits solche der seelischen Innenwelt, Phänomene des Bewußtseins.
Die grundlegende Ebene wird physischer Leib genannt. Es werden im Wesentlichen die Gesetzmäßigkeiten von Physik und Chemie umfasst und das, was der sinnlichen Wahrnehmung zugänglich ist.
Diesem übergeordnet befinde sich der Ätherleib, der grundlegend für alle Prozesse von Leben, Aufbau und Heilung gesehen wird.
Daran schließt sich der Astralleib an, der für Bewußtseinsphänome wie Denken, Fühlen und Wollen ursächlich gesehen wird. Auf leiblicher Seite entsprechen diesem die Organe und -prozesse des Bewußtseins wie Nerven, Muskeln und Sinnesorgane.
Dem eigentlich Menschlichen entsprechend wird das Ich, oder die Ich-Organisation gesehen. Dies begründet die Möglichkeit von Selbstbewußtsein, Moral und letztlich Freiheit. Im Organischen entsprechen ihm unter anderem Sprachorgane und aufrechter Gang.
Innenweltliche und Leiblich-organische Wirksamkeit der Wesensglieder
Die Wesensglieder haben jeweils eine innere (seelische) und äußere (leibliche) Wirksamkeit. Das Tier unterscheidet sich von der Pflanze durch das Vorhandensein eines Astralleibs. Es treten äußerlich dadurch bestimmte Gestaltungen und Organe auf. Form, Funktion und Substanz von Tier und Pflanze sind jeweils charakteristisch bestimmt. Daneben erscheinen beim Tier deutlich Bewußtseinsphänomene, die sich bei der Pflanze nur ahnen lassen.
Wesensglieder und Erkenntnisarten
Der sinnlichen Wahrnehmung ist primär der physische Leib, bzw. der von den Wirkungen aller anderen Wesensglieder durchsetzte physische Leib zugänglich. Die höheren Wesensglieder (Ätherleib, Astralleib, Ich) sind in ihrer eigentlichen Wesenheit der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich. Steiner schildert drei höhere Erkenntnisformen: Imagination, Inspiration, Intuition, die eine Beobachtung der höheren Wesensglieder als solcher ermöglichen. Dem Ätherleib entspricht hier die Imagination, dem Astralleib die Inspiration und dem Ich die Intuition.
Historische Entsprechungen
Beschreibungen von vier Phänomenbereichen finden sich historisch vielfach, wie Peter Heusser darstellt.[2] Diese können in der deutschen Sprache am treffendsten mit den Begriffen Körper, Leben, Seele und Geist beschrieben werden. Sie erscheinen bei Aristoteles als Körper, ernährende Seele, empfindende Seele und vernünftige Seele.[3] Der Apostel Paulus beschreibt Sarx, Soma, Psyche und Pneuma.[4]
Zuordnungen der Wesensglieder
Es gibt verschiedene Zuordnungen der Wesensglieder, unter anderem zu den vier Elementen.
Wesensglied | Element |
---|---|
Ich | Feuer / Wärme |
Astralleib | Luft |
Ätherleib | Wasser |
Physischer Leib | Erde |
Siehe auch:
- Artikel Viergliederung auf Anthromedics
- Wesensglieder
Einzelnachweise
- ↑ Michaela Glöckler, Matthias Girke, Harald Matthes: Anthroposophische Medizin und ihr integratives Paradigma. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8305-1930-0, 4.1. Schichtenontologie: Die vier Wesensglieder, S. 535.
- ↑ Peter Heusser: Geistige Wirkfaktoren im menschlichen Organismus? Vom Einbezug des Immateriellen in die empirische Forschung der Medizin. In: Peter Heusse, Johannes Weinzirl (Hrsg.): Rudolf Steiner. Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7945-2947-6, S. 100 ff.
- ↑ Aristoteles: Über die Seele. Johann Herrl, Frankfurt am Main, Leipzig 1794 (ελληνικά, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Michael Wenzel Voigt).
- ↑ Troxler, IPV: Blicke in das Wesen des Menschen. Nach der Erstausgabe Aarau 1812 neu herausgegeben. Hrsg.: Lauer, HE. Der kommende Tag, Stuttgart 1921.