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Viergliederung (Anthroposophische Medizin): Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Viergliederung''' ist ein Konzept der [[Wikipedia:Anthroposophie|Anthroposophie(w)]] und [[Anthroposophische Medizin|Anthroposophischen Medizin]], das eine Schichtung in vier Ebenen von [[Wikipedia:Welt|Welt(w)]] und [[Mensch]] beschreibt: [[Physischer Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]]. Die Beschreibung mit einander in Bezug stehender Schichten unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten kann als [[Schichtenlehre (Philosophie)|Schichtenontologie]] bezeichnet werden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Michaela Glöckler]], [[Matthias Girke]], [[Harald Matthes]] |Titel=Anthroposophische Medizin und ihr integratives Paradigma |Hrsg=Rahel Uhlenhoff |Sammelwerk=Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Berliner Wissenschafts-Verlag |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISBN=978-3-8305-1930-0 |Kapitel=4.1. Schichtenontologie: Die vier Wesensglieder |Seiten=535}}</ref> In Bezug auf den Menschen werden die vier Schichten auch [[Wesensglieder]] genannt. Jeder Schicht entsprechen einerseits leiblich-organische Phänomene, andererseits auch solche der seelischen Innenwelt, Phänomene des Bewußtseins.   
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Die '''Viergliederung''' ist ein Konzept der [[Wikipedia:Anthroposophie|Anthroposophie]] und [[Anthroposophische Medizin|Anthroposophischen Medizin]], das eine Schichtung von [[Wikipedia:Welt|Welt]] und [[Mensch]] in vier Ebenen beschreibt. Diese werden bezeichnet als [[Physischer Leib]], [[Ätherleib]], [[Astralleib]] und [[Ich]]. Eine solche Beschreibung mit einander in Bezug stehender Schichten unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten kann als [[Schichtenlehre (Philosophie)|Schichtenontologie]] bezeichnet werden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Wikipedia:Michaela Glöckler|Michaela Glöckler]], [[Matthias Girke]], [[Harald Matthes]] |Titel=Anthroposophische Medizin und ihr integratives Paradigma |Hrsg=Rahel Uhlenhoff |Sammelwerk=Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Berliner Wissenschafts-Verlag |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISBN=978-3-8305-1930-0 |Kapitel=4.1. Schichtenontologie: Die vier Wesensglieder |Seiten=535}}</ref> In Bezug auf den Menschen werden die vier Schichten auch [[Wesensglieder]] genannt. Jeder Schicht entsprechen einerseits leiblich-organische Phänomene, andererseits solche der seelischen Innenwelt, Phänomene des Bewußtseins.   
  
Die grundlegende Ebene wird [[physischer Leib]] genannt, der im Wesentlichen die Gesetzmäßigkeiten von [[Wikipedia:Physik|Physik(w)]] und [[Wikipedia:Chemie|Chemie(w)]] umfasst und der [[Sinnliche Wahrnehmung|sinnlichen Wahrnehmung]] zugänglich ist.   
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Die grundlegende Ebene wird [[physischer Leib]] genannt. Es werden im Wesentlichen die Gesetzmäßigkeiten von [[Wikipedia:Physik|Physik]] und [[Wikipedia:Chemie|Chemie]] umfasst und das, was der [[Sinnliche Wahrnehmung|sinnlichen Wahrnehmung]] zugänglich ist.   
  
Darüber befinde sich der [[Ätherleib]], der grundlegend für alle Prozesse von [[Wikipedia:Leben|Leben(w)]], [[Wikipedia:Aufbau|Aufbau(w)]] und [[Wikipedia:Heilung|Heilung(w)]] gesehen wird.   
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Diesem übergeordnet befinde sich der [[Ätherleib]], der grundlegend für alle Prozesse von [[Leben|Leben]], [[Wikipedia:Aufbau|Aufbau]] und [[Wikipedia:Heilung|Heilung]] gesehen wird.   
  
Daran schließt sich der [[Astralleib]] an, der für Bewußtseinsphänome wie [[Denken]], [[Fühlen]] und [[Wille|Wollen]] ursächlich gesehen wird. Auf leiblicher Seite entsprechen diesem die [[Organ (Biologie)|Organe]] und -prozesse des [[Wikipedia:Bewußtsein|Bewußtseins(w)]] wie [[Nervensystem|Nerven]], [[Wikipedia:Muskel|Muskeln(w)]] und [[Sinnesorgan|Sinnesorgane]].   
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Daran schließt sich der [[Astralleib]] an, der für Bewußtseinsphänome wie [[Denken]], [[Fühlen]] und [[Wille|Wollen]] ursächlich gesehen wird. Auf leiblicher Seite entsprechen diesem die [[Organ (Biologie)|Organe]] und -prozesse des [[Wikipedia:Bewußtsein|Bewußtseins]] wie [[Nervensystem|Nerven]], [[Wikipedia:Muskel|Muskeln]] und [[Sinnesorgan|Sinnesorgane]].   
  
Dem eigentlich Menschlichen entsprechend wird das [[Ich]] gesehen. Dies begründet die Möglichkeit von [[Wikipedia:Selbstbewußtsein|Selbstbewußtsein(w)]], [[Wikipedia:Moral|Moral(w)]] und letztlich [[Wikipedia:Freiheit|Freiheit(w)]]. Im Organischen entsprechen ihm unter anderem Sprachorgane und aufrechter Gang.  
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Dem eigentlich Menschlichen entsprechend wird das [[Ich]], oder die Ich-Organisation gesehen. Dies begründet die Möglichkeit von [[Wikipedia:Selbstbewußtsein|Selbstbewußtsein]], [[Wikipedia:Moral|Moral]] und letztlich [[Wikipedia:Freiheit|Freiheit]]. Im Organischen entsprechen ihm unter anderem Sprachorgane und aufrechter Gang.  
  
 
===Innenweltliche und Leiblich-organische Wirksamkeit der Wesensglieder===
 
===Innenweltliche und Leiblich-organische Wirksamkeit der Wesensglieder===
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Die Wesensglieder haben jeweils eine innere (seelische) und äußere (leibliche) Wirksamkeit. Das Tier unterscheidet sich von der Pflanze durch das Vorhandensein eines Astralleibs. Es treten äußerlich dadurch bestimmte Gestaltungen und Organe auf. Form, Funktion und Substanz von Tier und Pflanze sind jeweils charakteristisch bestimmt. Daneben erscheinen beim Tier deutlich Bewußtseinsphänomene, die sich bei der Pflanze nur ahnen lassen.
 
Die Wesensglieder haben jeweils eine innere (seelische) und äußere (leibliche) Wirksamkeit. Das Tier unterscheidet sich von der Pflanze durch das Vorhandensein eines Astralleibs. Es treten äußerlich dadurch bestimmte Gestaltungen und Organe auf. Form, Funktion und Substanz von Tier und Pflanze sind jeweils charakteristisch bestimmt. Daneben erscheinen beim Tier deutlich Bewußtseinsphänomene, die sich bei der Pflanze nur ahnen lassen.
  
 
===Wesensglieder und Erkenntnisarten===
 
===Wesensglieder und Erkenntnisarten===
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Der sinnlichen Wahrnehmung ist primär der physische Leib, bzw. der von den Wirkungen aller anderen Wesensglieder durchsetzte physische Leib zugänglich. Die höheren Wesensglieder (Ätherleib, Astralleib, Ich) sind in ihrer eigentlichen Wesenheit der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich. Steiner schildert drei höhere Erkenntnisformen: [[Imagination]], [[Inspiration]], [[Intuition]], die eine Beobachtung der höheren Wesensglieder als solcher ermöglichen. Dem Ätherleib entspricht hier die Imagination, dem Astralleib die Inspiration und dem Ich die Intuition.
 
Der sinnlichen Wahrnehmung ist primär der physische Leib, bzw. der von den Wirkungen aller anderen Wesensglieder durchsetzte physische Leib zugänglich. Die höheren Wesensglieder (Ätherleib, Astralleib, Ich) sind in ihrer eigentlichen Wesenheit der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich. Steiner schildert drei höhere Erkenntnisformen: [[Imagination]], [[Inspiration]], [[Intuition]], die eine Beobachtung der höheren Wesensglieder als solcher ermöglichen. Dem Ätherleib entspricht hier die Imagination, dem Astralleib die Inspiration und dem Ich die Intuition.
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===Historische Entsprechungen===
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Beschreibungen von vier Phänomenbereichen finden sich historisch vielfach, wie [[Peter Heusser]] darstellt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Peter Heusser]] |Titel=Geistige Wirkfaktoren im menschlichen Organismus? Vom Einbezug des Immateriellen in die empirische Forschung der Medizin |Hrsg=Peter Heusse, Johannes Weinzirl |Sammelwerk=Rudolf Steiner. Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Schattauer |Ort=Stuttgart |Datum=2014 |ISBN=978-3-7945-2947-6 |Seiten=100ff.}}</ref> Diese können in der deutschen Sprache am treffendsten mit den Begriffen Körper, Leben, Seele und Geist beschrieben werden. Sie erscheinen bei [[Wikipedia:Aristoteles|Aristoteles]] als Körper, ernährende Seele, empfindende Seele und vernünftige Seele.<ref>{{Literatur |Autor=Aristoteles |Titel=Über die Seele |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Johann Herrl |Ort=Frankfurt am Main, Leipzig |Datum=1794 |Sprache=el |ISBN= |Seiten= |Kommentar=übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Michael Wenzel Voigt |Übersetzer=Michael Wenzel Voigt}}</ref> Der [[Wikipedia:Apostel Paulus|Apostel Paulus]] beschreibt Sarx, Soma, Psyche und Pneuma.<ref>{{Literatur |Autor=Troxler, IPV |Titel=Blicke in das Wesen des Menschen |TitelErg=Nach der Erstausgabe Aarau 1812 neu herausgegeben |Hrsg=Lauer, HE |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Der kommende Tag |Ort=Stuttgart |Datum=1921 |ISBN= |Seiten=}}</ref>
  
 
===Zuordnungen der Wesensglieder===
 
===Zuordnungen der Wesensglieder===
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[[Datei:Viergliederung 2.png|mini|Viergliederung und Elemente]]
 
Es gibt verschiedene Zuordnungen der Wesensglieder, unter anderem zu den [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elementen]].
 
Es gibt verschiedene Zuordnungen der Wesensglieder, unter anderem zu den [[Vier-Elemente-Lehre|vier Elementen]].
 
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Aktuelle Version vom 11. Oktober 2021, 23:23 Uhr

Die Viergliederung ist ein Konzept der Anthroposophie und Anthroposophischen Medizin, das eine Schichtung von Welt und Mensch in vier Ebenen beschreibt. Diese werden bezeichnet als Physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Eine solche Beschreibung mit einander in Bezug stehender Schichten unterschiedlicher Gesetzmäßigkeiten kann als Schichtenontologie bezeichnet werden.[1] In Bezug auf den Menschen werden die vier Schichten auch Wesensglieder genannt. Jeder Schicht entsprechen einerseits leiblich-organische Phänomene, andererseits solche der seelischen Innenwelt, Phänomene des Bewußtseins.

Die grundlegende Ebene wird physischer Leib genannt. Es werden im Wesentlichen die Gesetzmäßigkeiten von Physik und Chemie umfasst und das, was der sinnlichen Wahrnehmung zugänglich ist.

Diesem übergeordnet befinde sich der Ätherleib, der grundlegend für alle Prozesse von Leben, Aufbau und Heilung gesehen wird.

Daran schließt sich der Astralleib an, der für Bewußtseinsphänome wie Denken, Fühlen und Wollen ursächlich gesehen wird. Auf leiblicher Seite entsprechen diesem die Organe und -prozesse des Bewußtseins wie Nerven, Muskeln und Sinnesorgane.

Dem eigentlich Menschlichen entsprechend wird das Ich, oder die Ich-Organisation gesehen. Dies begründet die Möglichkeit von Selbstbewußtsein, Moral und letztlich Freiheit. Im Organischen entsprechen ihm unter anderem Sprachorgane und aufrechter Gang.

Innenweltliche und Leiblich-organische Wirksamkeit der Wesensglieder

Viergliederung im Bezug zur Innen- und Aussenwelt

Die Wesensglieder haben jeweils eine innere (seelische) und äußere (leibliche) Wirksamkeit. Das Tier unterscheidet sich von der Pflanze durch das Vorhandensein eines Astralleibs. Es treten äußerlich dadurch bestimmte Gestaltungen und Organe auf. Form, Funktion und Substanz von Tier und Pflanze sind jeweils charakteristisch bestimmt. Daneben erscheinen beim Tier deutlich Bewußtseinsphänomene, die sich bei der Pflanze nur ahnen lassen.

Wesensglieder und Erkenntnisarten

Viergliederung im Bezug zu höheren Erkenntnisarten

Der sinnlichen Wahrnehmung ist primär der physische Leib, bzw. der von den Wirkungen aller anderen Wesensglieder durchsetzte physische Leib zugänglich. Die höheren Wesensglieder (Ätherleib, Astralleib, Ich) sind in ihrer eigentlichen Wesenheit der sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich. Steiner schildert drei höhere Erkenntnisformen: Imagination, Inspiration, Intuition, die eine Beobachtung der höheren Wesensglieder als solcher ermöglichen. Dem Ätherleib entspricht hier die Imagination, dem Astralleib die Inspiration und dem Ich die Intuition.

Historische Entsprechungen

Beschreibungen von vier Phänomenbereichen finden sich historisch vielfach, wie Peter Heusser darstellt.[2] Diese können in der deutschen Sprache am treffendsten mit den Begriffen Körper, Leben, Seele und Geist beschrieben werden. Sie erscheinen bei Aristoteles als Körper, ernährende Seele, empfindende Seele und vernünftige Seele.[3] Der Apostel Paulus beschreibt Sarx, Soma, Psyche und Pneuma.[4]

Zuordnungen der Wesensglieder

Viergliederung und Elemente

Es gibt verschiedene Zuordnungen der Wesensglieder, unter anderem zu den vier Elementen.

Zuordnungen der Wesensglieder
Wesensglied Element
Ich Feuer / Wärme
Astralleib Luft
Ätherleib Wasser
Physischer Leib Erde

Siehe auch:

Einzelnachweise

  1. Michaela Glöckler, Matthias Girke, Harald Matthes: Anthroposophische Medizin und ihr integratives Paradigma. In: Rahel Uhlenhoff (Hrsg.): Anthroposophie in Geschichte und Gegenwart. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2011, ISBN  978-3-8305-1930-0, 4.1. Schichtenontologie: Die vier Wesensglieder, S. 535.
  2. Peter Heusser: Geistige Wirkfaktoren im menschlichen Organismus? Vom Einbezug des Immateriellen in die empirische Forschung der Medizin. In: Peter Heusse, Johannes Weinzirl (Hrsg.): Rudolf Steiner. Seine Bedeutung für Wissenschaft und Leben heute. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN  978-3-7945-2947-6, S. 100 ff.
  3. Aristoteles: Über die Seele. Johann Herrl, Frankfurt am Main, Leipzig 1794 (ελληνικά, übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Michael Wenzel Voigt).
  4. Troxler, IPV: Blicke in das Wesen des Menschen. Nach der Erstausgabe Aarau 1812 neu herausgegeben. Hrsg.: Lauer, HE. Der kommende Tag, Stuttgart 1921.